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Leben heißt handeln 2.95 € · ISSN 1437-7543 · Nr. 94/3.

2007

magazin

SCHWERPUNKT
Tropenwald

TATORTE
Kohle killt Klima

PERSPEKTIVEN
Im Wald des großen Bären
00094

CHINAS
4 197484 302952

UMWELT
inhalt

tatorte

6 Hamburg, Bremen: Kohle killt Klima


6 Hamburg, Bayreuth: Atomkonzernen davonlaufen!
7 Heiligendamm: G8-Gipfel
7 Köln, Hamburg: Mobil ohne Auto
7 Berlin: Bäume am Landwehrkanal retten
8 Berlin: Bahn für Alle!
9 Hamburg: Vattenfall, noch mehr Störfälle

Seite 6

Seite 10

titel

Umweltschutz und Bürgerbeteiligung in China 10


Chinas Umwelt 15
Begehrte Rohstoffe 16
Die Energiepolitik Chinas in Zeiten des Klimawandels 18

Seite 20

schwerpunkt

20 Dem Wald wird heiß


26 Kolumbien: Blutiges Öl der Palmen
28 World Rainforest Movement, Uruguay
29 Timberwatch, Südafrika
30 Indien: Was für die Umwelt gut ist, ist auch gut für mich

2 Nr. 94/3.07
inhalt

perspektiven
32 Jens Wieting:
Im Wald des großen Bären

Seite 32

Seite 40

energie
Energiebilanz positiv 38
Tipps zum Strom sparen 40

Seite 41 kleinholz
41 Ich hab‘s papiert!

bücher
42 Wir Klimaretter
42 Klimawandel
43 Rasen im Treibhaus
43 Regenwald & Dschungelwelt

internes
44 Wie gedruckt
45 Einladung: Jubiläumstörn
47 ROBIN WOOD-Treffpunkte

46 post

46 impressum

Nr. 94/3.07 3
editorial

Liebe Leserinnen und Leser,


wir freuen uns, dass unseren LeserInnen das Magazin im neuen Look gefällt. Die Resonanz war durchweg positiv:

„Neues ROBIN WOOD-Magazin ist super, habe den Inhalt „fast aufgefressen“, möchte dies bei uns in der Einen Welt
Gruppe und im Fairkauf -Laden verteilen“
„Mir gefällt das neue Layout und das geänderte Konzept richtig gut! Eine große Verbesserung und eine würdige
Vertretung von ROBIN WOOD am Kiosk“
„Mein besonderes Kompliment für das gut gemachte Inhaltsverzeichnis! Ich könnte eine ganze Liste von Details auf-
zählen. Nicht zuletzt sind die Fotos besser eingesetzt.“

Vielleicht haben auch Sie Lust uns zu schreiben, wie Ihnen das ROBIN WOOD-Magazin gefällt und über welche The-
men Sie gerne einmal mehr erfahren möchten. Wir sind gespannt auf Ihre Anregungen und Ideen! Vielleicht wollen
Sie ja auch das Magazin verschenken oder selbst abonnieren. Neue AbonnentInnen erhalten für 12 Euro ein Jahresabo
des ROBIN WOOD-Magazins und dazu die DVD „Bahn unterm Hammer“. Mehr dazu finden sie auf der Rückseite
dieser Ausgabe.

Chinas Wirtschaft boomt und im Jahr 2006 haben nach Meldung des niederländischen Forschungsinstituts Environ-
mental Assessment Agency die 1,3 Milliarden Chinesen erstmals mehr Treibhausgase emittiert als die 300 Millionen
Nordamerikaner. Insgesamt stieß China 6,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus. Auf den Plätzen drei und vier lande-
ten die Europäische Union und Russland. Bezogen auf den Pro-Kopf-Ausstoß liegen die CO2-Emissionen der USA und
Europas aber noch weit vor China. Die chinesische Obrigkeit hat erkannt, dass Wirtschaften ohne Rücksicht auf die
Umwelt bald gravierende negative Folgen fürs wirtschaftliche Klima haben wird. Auch vor diesem Hintergrund konn-
ten sich seit den 90er Jahren Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen in China etablieren.

Rohstoffe wie Holz stehen nicht nur in China hoch im Kurs. So geht die weltweite Entwaldung ungebremst weiter, um
Platz für Monokulturen von Ölpalmen, Eukalyptus und Soja zu schaffen. Wer mit dem Klimaschutz Ernst machen will,
muss wirksame Maßnahmen durchsetzen, um diesen Kahlschlag zu verhindern. Mehr zum Thema Wald und Klima er-
fahren Sie von unserem Tropenwaldreferenten Peter Gerhardt
im Schwerpunkt dieser Ausgabe.

Alle, die Ihre persönliche Energiebilanz verbessern wollen,


können die Energiespartipps von Werner Brinker beherzigen
oder Werner Behrendts Ideen aufgreifen, die in seiner privaten
Energiesparbilanz zu finden sind.

Und es wird Zeit, zu einem Öko-Stromanbieter zu wechseln.


Das ist unkompliziert und Sie können auf Atomstrom in
Zukunft verzichten. Nach den vielen ernsten Störfällen der
Schrottreaktoren Krümmel und Brunsbüttel ist ein solcher
Schritt wichtiger denn je: www.robinwood.de/stromwechsel.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen aus Schwedt Ihre

Foto: Joanna Buryn-Weitzel


Christiane Weitzel

Unter dem Motto „Atommüllendlagerung – Sicher ist nur das Risiko!“ lädt die Bürgerinitiative Umweltschutz
Lüchow-Dannenberg und ROBIN WOOD zur Demonstration am 01. September 2007 ab 12.00 in Gedelitz ein.
Die Veranstaltung bietet ein vielseitiges und buntes Kulturprogramm gegen Gorleben als Endlager und will auf die
katastrophalen Probleme der Entsorgung von Atommüll aufmerksam machen. Weitere Informationen unter
www.castor.de, Stichwort „Termine“.

4 Nr. 94/3.07
tatorte

Würzburg, 19. Juli 2007: Das ROBIN WOOD-


Floß ist vier Wochen auf Main und Rhein
unterwegs, um mit öffentlichkeitswirk-
samen Aktionen den Ausstieg aus der
Atomenergie zu fordern und für den Wech-
sel zu einem Ökostrom-Anbieter zu werben

Nr. 94/3.07 5
tatorte

Hamburg

Bremen

Kohle killt Klima Bremen, 30.05.07: Auch der Energieversorger swb in


Bremen plant ein neues Kohlekraftwerk. Dagegen protes-
Hamburg, 11.05.07: Vattenfall will in Hamburg-Moorburg ein tierte ROBIN WOOD zusammen mit dem „Bremer Bünd-
neues Kohlekraftwerk bauen. ROBIN WOOD demonstrierte nis für Klimaschutz“. Denn das geplante Kohlekraftwerk
gegen diese Pläne vor der Konzernzentrale in der City Nord, in Bremen-Mittelsbüren würde zusätzlich fünf Millionen
denn das neue Großkraftwerk würde jährlich mehr als acht Tonnen Kohlendioxid im Jahr in die Luft schicken und so viel
Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid aussto- ungenutzte Abwärme freisetzen, dass damit ganz Bremen
ßen. Dies entspräche mehr als dem Doppelten des gesamten geheizt werden könnte. Das Klimabündnis empfiehlt swb
Straßenverkehrs in Hamburg. den Rücken zu kehren und auf Ökostrom umzusteigen.

Das Meer braucht (Natur)Schutz


Bremen, 04.05.07: Hochrangige PolitikerInnen wie Bundeskanzlerin Merkel
und EU-Kommissionspräsident Barroso diskutierten auf der Konferenz der
EU-Kommission und des Bundesverkehrsministeriums den Entwurf eines
Grünbuchs, das die zukünftige EU-Meerespolitik regeln soll. ROBIN WOOD
forderte vor dem Bremer Rathaus eine grundlegende Neuausrichtung des
Grünbuchs, weil der Naturschutz in der jetzigen Version viel zu kurz kommt. Bremen

Hamburg Atomkonzernen davonlaufen!


Hamburg, 21.06.07: „Laufen gegen Laufzeitverlängerung“ war
das Motto von ROBIN WOOD beim Hamburger Halbmarathon.
Auf Fahnen und mit Flugblättern forderten die sportlichen Ak-
tivistInnen die HamburgerInnen dazu auf, Vattenfall in Scharen
davonzulaufen und zu einem Ökostromanbieter zu wechseln.

Bayreuth, 14.07.07: Pünktlich zum Umwelttag warb ROBIN


WOOD auf Plakatwänden und mit Straßenbildern für den
Wechsel zu Ökostrom-Anbietern. Glück hatten die Aktiven mit
dem trockenen Wetter: Die Notausgang-
Bayreuth

Männchen aus Straßenkreide, die in der


Nacht rund um das Gebäude der E-on
Bayern AG auf die Straße gemalt wurden,
konnten am Morgen des Umwelttags
be-wundert werden. Weniger Glück
hatten die Straßenmaler mit einer Streife
der Polizei, die durch Grafitti-Probleme
sensibilisiert die Kreide konfiszierte, um
weitere „Schmierereien“ zu verhindern.

6 Nr. 94/3.07
tatorte

G8-Gipfel
Heiligendamm, 30.05. bis
08.06.07: An den Protesten
gegen den G8-Gipfel haben
sich ROBIN WOOD-AktivistIn-
nen an vielen Orten beteiligt.
So waren am 30. Mai vier Ak-
tivistInnen von ROBIN WOOD
in Bad Doberan und Hinter
Bollhagen auf Bäume geklet-
tert und hatten Transparente
quer über die Straße gehängt,
um so gegen die weiträumigen Demonstrationsverbote durch die Polizei zu pro-
testieren. Im Rostocker Stadthafen waren ROBIN WOODlerInnen auf Verladekräne
geklettert und hatten dort ein großes Banner mit der Aufschrift „Gebt 8 auf das
Klima!“ befestigt. Fortschritte für den Klimaschutz hat der Gipfel aus Sicht von
ROBIN WOOD nicht erreicht, konkrete Ziele für die Reduktion des Kohledioxid-Aus-
stoßes wurden nicht vereinbart. Der massenhaften Protest gegen den G8-Gipfel
in Heiligendamm gelang es aber, die Glaubwürdigkeit dieser selbst ernannten
Weltregierung weiter zu erschüttern und mit mehr als 10.000 DemonstrantInnen
die Gegenbewegung zu stärken. Heiligendamm

Mobil ohne Auto


17.06.07: Am 17. Juni, dem Aktionstag „Mobil
ohne Auto“, mobilisierte auch ROBIN WOOD zu
fantasievollen Aktionen, um auf die Verkehrs-
und Klimaproblematik aufmerksam zu machen.

In Köln verteilten AktivistInnen „Sondermittei-


lungen des Amts für notwendige Verkehrser-
ziehung ROBIN WOOD Köln“ mit Hinweisen
auf Kohlendioxidausstoß und Gefährlichkeit an
besonders klimaschädlichen Geländewagen.

In Hamburg fand eine Fahrradsternfahrt mit


zehntausenden RadlerInnen statt unter dem
Motto: „Mehr Fahrräder - weniger Autos -
Köln Klima retten!“ Hamburg

Bäume am
Landwehrkanal retten!
Berlin, 21.06.07: „Schützen statt fällen! Kampf um
jeden Baum!“ forderte ROBIN WOOD auf einem
Transparent quer über den Landwehrkanal. Unter
dem Banner gingen mehrere AktivistInnen baden. Sie
protestieren mit der Aktion dagegen, dass entlang
des Landwehrkanals bis zu 200 Bäume gefällt werden
sollten, weil sie - nach Ansicht des zuständigen Was-
ser- und Schifffahrtsamtes Berlin - wegen unterspülter
Uferbefestigungen ins Wasser zu stürzen drohen.
AnwohnerInnen sammelten bereits über 10.000 Unter-
schriften gegen die Zerstörung ihres Naherholungsge-
bietes mitten in der Stadt. Berlin Foto: M. Büsching-Tsukiakari

Nr. 94/3.07 7
tatorte

Der wahre Wert der


Deutschen Bahn AG
Bei der Bahnreform 1993/94, die von ihren
Betreibern als Vorstufe einer Bahnprivatisierung
gesehen wurde, ging es – und bei der aktu-
ellen materiellen Privatisierung der Deutschen
Bahn AG geht es – immer vor allem um den
gewaltigen Immobilienschatz, der mit der Bahn
verbunden ist. Entsprechend große Mühe geben
sich diejenigen, die den Ausverkauf der Bahn
betreiben, um den Wert dieses Vermögens
herunter zu spielen.

Ursprüngliche Aussagen unter anderem im


Gutachten „PRIMON – Privatisierung mit und
Poker um unsere Bahn ohne Netz“ vom Februar 2006 lauteten, es gehe
um Vermögenswerte, die zwischen 14,2 und
Berlin, 24. Juli: Bevor das Bundeskabinett den von Verkehrsminister Tiefensee 23,3 Milliarden Euro liegen. Just so argumen-
vorgelegten Gesetzentwurf zur Teilprivatisierung der bundeseigenen Bahn tiert dieser Tage die Bundesregierung. Gestreut
billigte, passierten die Mitglieder eine Performance vor dem Kanzleramt. wird, die Bundesregierung schätze den Wert der
Pokergesichter aus Pappe mit den Konterfeis von Kanzlerin Merkel, Tiefensee Bahn auf 20 Milliarden Euro. Beim Verkauf eines
und Bahnchef Mehdorn hatten sich Aktivistinnen vom Bündnis „Bahn ersten Pakets mit Anteilen in Höhe 25 Prozent,
für alle“ überzogen. So maskiert saßen sie um einen Pokertisch vor dem das an private Investoren gehen soll, erwarte
Kanzleramt und verzockten symbolisch die Bahn. Die Karten waren gezinkt, man daher „Einnahmen in Höhe von rund fünf
und so landeten alle Geldsäcke aus der Staatskasse beim Bahnchef, der sie Milliarden Euro“.
an die hinter ihm stehenden Investor-Masken weiterreichte. Dazu skandierte
ein Chor in Brecht´scher Manier Parolen gegen die Bahnprivatisierung. Das Bisher wurde bei all diesen Überlegungen
Medieninteresse war groß, in den Abendnachrichten sahen wir uns wieder. übersehen, dass der Wert der Bahn bereits
Das größte Privatisierungsvorhaben der Bundesregierung kommt nun in regelmäßig berechnet wird. Jedes Jahr erscheint
Bundesrat und –tag. Bei den Ländern und in der SPD-Fraktion bröckelt die die Statistik „Verkehr in Zahlen“. Sie wird vom
Zustimmung jedoch, und nun heißt es für unser Bündnis vor allem, ein Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadt-
parlamentarisches Schnellverfahren, mit dem die Widersacher überrumpelt entwickelung herausgegeben und enthält in
werden sollen, zu verhindern. ihrer neuesten Ausgabe für die Jahre 2006/2007
ein Vorwort des Bundesministers für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee.
Berlin: Zocken vor dem Kanzleramt
Danach hatte die Deutsche Bahn AG bei ihrer
Gründung 1994 ein Bruttoanlagevermögen
im Wert von 164,8 Milliarden Euro, wobei der
Verkehrsweg damals auf 103,5 Milliarden Euro
taxiert wurde. Im Jahr 2005 lag das Bruttoanla-
gevermögen der Deutschen Bahn AG bei 181,4
Milliarden Euro und der Wert des Verkehrswegs
bei 126 Milliarden Euro. Das Bruttoanlagever-
mögen nennt Wiederbeschaffungswerte, was
aus Sicht des Eigentümers die entscheidende
Kategorie darstellt.

Kurz: Das Bundeskabinett beschließt am 24. Juli


einen Gesetzentwurf, mit dem der größte Aus-
verkauf öffentlichen Eigentums in der deutschen
Geschichte und die größte Abzocke öffentlicher
Gelder verbunden ist.

Winfried Wolf, Berlin 22.07.07, gekürzte


Fassung, den ganzen Text erhalten Sie bei
verkehr@robinwood.de, Tel.: 040-380 892 12

8 Nr. 94/3.07
tatorte

Vattenfall: Tanz auf dem Vulkan!

N ach den Störfällen in den von Vattenfall betriebenen Atommeilern Brünsbüttel


und Krümmel reißt die Ketten von Pannen und Skandalen nicht mehr ab. Seit-
dem ist deutlich geworden, dass es in den beiden Atomkraftwerken gleich serien-
mäßig Sicherheitsprobleme gibt, dass Vattenfall diese Probleme verheimlicht und
zu vertuschen versucht hat und dass auch die staatliche Atomaufsichtsbehörde in
Kiel ein echtes Sicherheitsproblem darstellt. Jahrelang hat diese Behörde fehlende
Sicherheitsnachweise und ausbleibende Nachrüstungen geduldet und den Betrieb
des AKW Brunsbüttel weiter zugelassen.

Am 28. Juni kommt es im AKW Brunsbüttel nach einem Störfall zu einer Notab-
schaltung. Nicht einmal zwei Stunden später fängt ein Transformator am AKW
Krümmel Feuer - auch hier kommt es zu einer ungewollten Notabschaltung.
Tagelang behauptet Vattenfall, dass der Brand in Krümmel keinerlei Auswirkungen
auf den Reaktor hatte – dass stellt sich aber als glatte Lüge raus. Während Ein-
speisepumpen versagen und die Stromversorgung des Reaktors ausfällt, müssen
Mitarbeiter an den entscheidenden Knöpfen mit Gasmaske arbeiten, weil giftiges
Rauchgas in die Steuerzentrale eindringt. Auch in Brunsbüttel häufen sich die Pan-
nen: Erneut bildet sich gefährlicher Wasserstoff, wichtige Dübel sind völlig falsch
angebracht, Fehlfunktionen eines Transformators zwingen zur Abschaltung, eine
umfangreiche Mängelliste mit einer Vielzahl von fehlenden Sicherheitsnachweisen
und Defiziten wird bekannt!

Vattenfall laufen in der Folge die Kunden weg, viele gehen zu Ökostromanbietern.
Der Konzern reagiert, der Atommanager Bruno Thomauske wird abgesetzt.
Kurz darauf geht auch der Vorstandschef Klaus Raucher. Vattenfall benennt eine Foto: Jan Becker
„Experten“-Kommission, die im Auftrag des Unternehmens eine Sicherheitsüber-
prüfung der AKWs vornehmen soll. Alle Beteiligten sind gnadenlose Vertreter der
Atomlobby und es ist klar, dass es Vattenfall nicht so sehr um Sicherheit, sondern Hamburg, 19.07.07: „Abschalten!“ fordert
vielmehr darum geht, das Vertrauen zurück zu gewinnen. An der weiteren Nut- ROBIN WOOD beim Vattenfall Kundenzent-
zung der beiden Schrottreaktoren hält Vattenfall trotz allem weiterhin fest. rum in der Mönckebergstraße

Aber auch die zuständige Atom-


aufsicht gerät ins Schussfeld. Foto: Timo Jann
Immer mehr Hinweise lassen
den Verdacht zu, dass auch hier
vertuscht und verharmlost wurde
und Informationen nicht an die
Öffentlichkeit weiter gegeben
wurden. Jahrelang hat diese
Behörde unter Ministerin Trauer-
nicht zugelassen, dass Sicherheits-
nachweise von Vattenfall nicht
vorgelegt und erforderliche Nach-
rüstungen verschleppt wurden.

Vertuschungen, Verharm-
losungen, Störfälle in Serie,
fehlende Sicherheitsnachweise
und Nachrüstungen? Für ROBIN
WOOD machen all diese Schlam-
pereien erneut deutlich, dass es
sichere Atomkraftwerke nicht
geben kann. Unsere Forderung:
Sofortige Stilllegung aller AKWs!

Dirk Seifert, Hamburg

Nr. 94/3.07 9
titel

Die chinesische Wirt-


schaft wächst und der
Druck auf die natür-
lichen Ressourcen steigt.
Gleichzeitig steigt aber
auch das Engagement
vieler Bürgerinnen und
Büger in China für Um-
welt und Klimaschutz

Foto: argus/Schwarzbach

10 Nr. 94/3.07
titel

Umweltschutz und Folgen der Wasserverschmutzung für die


Dorfbewohner entlang des Flüsschens
aufmerksam wurde.

Bürgerbeteiligung in Der Südwesten Chinas, insbesondere


die Provinz Yunnan, ist ein weiterer
“Hotspot” der Umwelt-NROs. Viele der
China dort ansässigen Organisationen beschäf-
tigen sich vor allem mit Themen des
Arten- und Naturschutzes. Studentische
Der Umwelt- und Ressourcenschutz ist seit vielen Jahren ein wich- Umweltorganisationen mit mehreren
tiges Aktionsfeld der aufkeimenden Zivilgesellschaft in China. Seit hundert Mitgliedern existieren mittler-
etwa Mitte der 90er Jahre bildet sich hier eine sehr bunte und en- weile an jeder größeren Universität.
gagierte Szene von einzelnen Umweltaktivisten - aber auch immer
zahlreicher werdenden Bürgerinitiativen - heraus. Neben den einheimischen unterhalten
inzwischen auch zahlreiche internati-

D ie zweite UNO-Umweltkonferenz,
die 1992 in Rio stattfand, gab ent-
scheidende Impulse für die Entwicklung
Die Organisationen Yunnan Green Wa-
tershed und Green Earth Volunteers sind
u.a. durch die Koordination des Protests
onale NROs in China Repräsentanzen
und unterstützen Projekte. Der Arbeit
internationaler NROs ist es zu verdanken,
der chinesischen Umweltbewegung. gegen die geplanten Staudammprojekte dass globale Themen, wie zum Beispiel
1994 gründete Professor Liang Congjie in Südwestchina bekannt geworden. Da Klimawandel und Energienutzung,
die erste Umwelt-Nichtregierungsorga- die Gründerin von Green Earth Volun- Gentechnologie, grenzüberschreitende
nisation (NRO) Friends of Nature (FON teers, Wang Yongchen, als Redakteurin Umweltverschmutzung und der Handel
- Ziran Zhi You), die sich zunächst vor von Radio Beijing über gute Kontakte zu mit bedrohten Tieren und Pflanzen, in
allem für Naturschutz und Umweltbil- an Umweltthemen interessierten Journa- die chinesische Umweltbewegung hin-
dung engagierte. So kämpften Aktivisten listen verfügt, gelang es den Organisa- eingetragen werden.
von FON beispielsweise für den Schutz tionen die Aufmerksamkeit der Medien
der bedrohten Goldstumpfnasen Affen für ihre Anliegen zu gewinnen. Proteste gegen Staudammpro-
(Rhinopithecus Roxellana) in Yunnan. jekte am Nujiang
Im Jahr 2000 erhielt die Organisation Das Center for Legal Assistance of Pollu-
von der deutschen Umweltorganisation tion Victims, das der China University of Erstmals seit der Kontroverse um das
Save Our Future (SOF) einen Kleinbus zur Political Science and Law in Beijing an- Drei-Schluchten Projekt engagieren sich
mobilen Umwelterziehung in Schulen gegliedert ist, wurde 1998 von dem Ju- in China wieder Umweltaktivisten gegen
in ländlichen Regionen. Inzwischen risten Prof. Wang Canfa gegründet. Die ein Staudammprojekt. Der Widerstand
engagiert sich FON für zahlreiche weitere NRO bietet kostenlose Rechtsberatung der chinesischen Umweltbewegung rich-
Projekte und zählt mittlerweile über für Opfer von Umweltverschmutzung tet sich gegen ein großes Dammprojekt
5000 Mitglieder. sowie Unterstützung bei Klagen und vor im Südwesten. Der Nujiang (Salween),
Gericht. Weiterhin führt sie Trainings für einer der wenigen bisher unverbauten
Zahlreiche weitere Organisationen Juristen und Beamte von Umweltbehör- Flüsse in China, entspringt im tibetischen
wurden in folgenden Jahren zunächst in den durch. Hochland und fließt in tiefen Schluchten
Beijing, später auch in anderen Landes- durch die Gebirge von Tibet und Yun-
teilen ins Leben gerufen. Häufig geht Seit einigen Jahren werden auch in nan, bevor er die Grenze nach Myanmar
die Gründung auf die Initiative einer anderen Landesteilen Bürgerinitiativen überschreitet.
engagierten Einzelperson zurück. Global aktiv. Die Organisation Green Hanjiang
Village of Beijing (GVB – Beijing Diqiu aus der Stadt Xiangtan wird von Yun Die ursprüngliche Planung sah den Bau
Cun) zum Beispiel wurde 1996 von Sheri Jianli geleitet, einer pensionierten Biolo- von 13 Staudämmen vor, deren Energie-
Liao gegründet. Frau Liao hatte während gielehrerin. Green Hanjiang kritisiert die produktion das Drei-Schluchten-Projekt,
eines Studienaufenthalts in den USA möglichen ökologischen Folgen, die der das derzeit größte Staudammprojekt
dortige Umweltorganisationen kennen in Bau befindliche Kanal, der in großem der Welt, noch übertreffen sollte. Die
gelernt und beschloss etwas Ähnliches Umfang Wasser nach Nordchina leiten Dämme sollen am östlichen Rand des
in China auf die Beine zu stellen. GVB wird, auf das Ökosystem des Yangzi und Himalajas im Gebiet des Hengduan
engagiert sich vor allem in der umwelt- seiner Zuflüsse haben wird. Der Organi- Gebirges entstehen. Sie würden eine
bezogenen Stadtteilarbeit. Gemeinsam sation ist es auch zu verdanken, dass die Landschaft unwiederbringlich verändern,
mit Friends of Nature und dem Umwelt- Öffentlichkeit auf illegale Abwasserein- die im Juni 2003 unter anderen auch
informationszentrum CESDRRC wurde leitungen durch kleine Papierfabriken wegen ihrer weltweit einzigartigen Ar-
die Kampagne „Green Choice“ zum in einen Seitenfluss des Hanjiang und tenvielfalt das Siegel UNESCO Weltnatur-
nachhaltigen Konsum ins Leben gerufen. die schwerwiegenden gesundheitlichen erbe erhielt.

Nr. 94/3.07 11
titel

Erste Kritik kam zunächst aus dem Ende 2003 wurden die chinesischen
südostasiatischen Ausland. Im Dezem- NROs FON und Green Earth Volunteers
ber 2003 protestierte der thailändische erstmals von Southeast Asia Rivers
Direktor der NRO International Rivers Network kontaktiert und aufgefordert,
Network (IRN) beim chinesischen Bot- sich dem Protest der südostasiatischen
schafter in Bangkok gegen das geplante Nachbarn anzuschließen. Im Februar
Projekt. Die Protestnote, die er bei 2004 reisten auf Anregung der NROs
dieser Gelegenheit überreichte, war von 20 chinesische Journalisten, Umweltak-
82 Umwelt-, Entwicklungs- und Men- tivisten und Naturschutzexperten in das
schenrechtsorganisationen aus Thailand Projektgebiet, sie interviewten vor Ort
und Myanmar unterzeichnet. In China Beamte und Dorfbewohner, fotografier-
regte sich zu diesem Zeitpunkt bereits ten und filmten. Eine Fotoausstellung in
Schöne neue Welt: Modell des Drei- ebenfalls Unmut. Schon im September Beijing war in Vorbereitung. Dann kam
Schluchten-Staudamms 2003 hatte die Umweltbehörde SEPA im April 2004 die überraschende Mel-
30 Fachleute für Zoologie, Forstwirt- dung, Premierminister Wen Jiabao habe
Massiver Eingriff in die Umwelt: Bau schaft, Landwirtschaft und Geologie eine Zurückstellung der umstrittenen
der 185 Meter hohen Staumauer zur Anhörung zum Nujiang eingeladen. Projekte angeordnet und verlange wei-
Die Experten äußerten Besorgnis wegen tere wissenschaftliche Untersuchungen.
der möglichen negativen Auswirkungen Ein Triumph, der das Selbstbewusstsein
für den Artenschutz und die betrof- und den Optimismus der chinesischen
fene indigene Bevölkerung der Region. Umweltbewegung stärkte.
Mehrere Fachleute hatten zuvor an dem
Weltnaturerbe-Antrag bei der UNESCO Doch die Freude war nur von kurzer
mitgearbeitet. Dauer. Die Betreiber der Staudammpro-

Der Bau von Großstaudämmen in China ist auch immer Kristallisations-


punkt der Umweltorganisationen wie beim Bau des Drei-
Schluchten-Staudamms am Yangtse

12 Nr. 94/3.07
titel

jekte, so hieß es, hätten die geforderten Projektgebiet an verschiedenen Orten Foto: obs/Südtiroler Apfelkonsortium
Fotos: UNEP/Chen/argus
Berichte über Umweltauswirkungen kleinere Baustellen gesichtet. Wang
nachgereicht, der Öffentlichkeit blei- Shusheng, bis kürzlich Minister für Was-
ben sie allerdings vorenthalten. In der serbau, erklärte im April 2007 in einem
chinesischen Regierung drängte die Interview mit der South China Morning
für Energiepolitik zuständige Reform- Post, es wäre angesichts der ungeheuren
und Entwicklungskommission auf die Potentiale ungenutzter Wasserkraft im
zügige Umsetzung der Vorhaben und ganzen Land töricht, ausgerechnet auf
erreichte, dass eine reduzierte Version die Durchsetzung von kontroversen Pro-
des Vorhabens, die zunächst den Bau jekten zu bestehen. Andererseits betonte
von 4 Staudämmen vorsieht, in den 11. er auch, dass er den Bau von einigen
Fünfjahresplan aufgenommen wurde. Staudämmen am Nujiang für machbar
In einem offenen Brief, der auf der hält und ließ offen, ob er damit den von
Internetseite von FON in Chinesisch und der Reform- und Entwicklungskommis-
Englisch veröffentlicht wurde, forderten sion favorisierten revidierten Plan für
92 chinesische Organisationen und 492 zunächst vier Staudämme unterstützt.
Einzelpersonen den Untersuchungsbe-
richt der Öffentlichkeit zugänglich zu Der Fall APP
machen, wie es nach dem chinesischen
Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz Seit vielen Jahren wird der weltgrößte
vorgeschrieben ist. Diese Forderung und umstrittenste Papierhersteller Asian
wurde bisher nicht nachgekommen. Pulp and Paper (APP) mit Sitz in Sin-
Obwohl offizielle Stellen einen Baube- gapur und Indonesien wegen aggres-
ginn dementieren, haben Besucher im siven Raubbaus an indonesischen und
kambodschanischen Regenwäldern von
Umweltschutzorganisationen scharf kriti-
siert. In China ist APP seit 1995 vertreten
und besitzt dort inzwischen 13 große
Papierfabriken. Greenpeace China hat
in den vergangenen Jahren die Behör- UmweltschützerInnen enga-
den und Öffentlichkeit auf durch APP gieren sich gegen Waldzerstö-
Niederlassungen veranlasste illegale Ro- rung
dungen von Regenwäldern auf Hainan
und in Yunnan aufmerksam gemacht. Im Auftrag der Yunnaner Provinzregierung
November 2004 veröffentlichte Green- erstellter Bericht behauptete, nicht der
peace einen Report für die nationalen Papierhersteller, sondern individuelle ein-
Forstbehörde SFA, demzufolge im Süden heimische Bauern trügen die Schuld an
Yunnans 183.000 Hektar Regenwald für den illegalen Rodungen. Die staatliche
die Pflanzung von Eukalyptus-Plantagen Forstbehörde SFA wies diese Behauptung
gefällt worden waren. In einem im Auf- zurück und klagte im März 2005 den
trag von Greenpeace gedrehten Video- Konzern wegen illegaler Abholzung an.
film berichten Bauern, dass der Konzern Im gleichen Jahr ermittelten die Umwelt-
ihnen die Landrechte für Spottpreise (ca. behörden der Provinz Hainan gegen APP.
1 Euro pro Hektar) abgekauft habe.
Der Konzern ist allerdings weiterhin in
Wenige Tage nach der Veröffentlichung beiden Provinzen aktiv. Ein im Februar
des Reports forderte der Hotelverband 2007 veröffentlichter Artikel „Papier-
der Provinz Zhejiang ihre 417 Mitglieder Gigant zerstört natürliche Wälder und
zum Boykott von APP-Produkten auf. versteckt sich hinter Philantrophie“
Zusammen mit einem Anschreiben belegt, dass der mächtige Papierkonzern
verschickte der Verband den Untersu- es sich inzwischen einiges kosten lässt,
chungsbericht von Greenpeace sowie sein angekratztes Image in China auf-
eine Liste der in Frage kommenden zupolieren. In der Provinz Hainan, unter
Produkte. APP reichte wegen des Boy- anderem Heimat des extrem gefährde-
kottaufrufs umgehend Anzeige gegen ten Hainan Gibbon, legt APP weiterhin
den Hotelverband ein, die der Konzern im großen Stil Eukalyptusplantagen
jedoch im Februar 2005 wenige Tage vor an, deren Monokultur die heimische
dem Gerichtstermin zurückzog. Ein im Artenvielfalt gefährdet. Zugleich geriert

Fotos: argus/Schwarzbach Nr. 94/3.07 13


titel

Foto: UNEP/Tang/argus

Das drängendste Umweltproblem Chinas ist die Versorgung mit sauberem Wasser

sich der Konzern jedoch als Umwelt- und Der Journalist Feng Yongfeng, der in sei- Eva Sternfeld, auf Umweltthemen
Menschenfreund. 5,6 Millionen Dollar nem Artikel auf die Zusammenhänge von spezialisierte Sinologin, arbeitet seit
spendierte Sinar Mas, das indonesische APP’s philantrophischen Aktivitäten und den frühen 80er Jahren zur chine-
Stammhaus von APP, für die Einrichtung der fortschreitenden ökologischen Zer- sischen Umweltsituation. Seit 2000
einer „Hainan Sinar Mas Stiftung für störung in den Regenwäldern von Hainan ist sie als CIM-Expertin am China En-
Umweltschutz und Bildung“ sowie für und Yunnan hingewiesen hat, berichtet, vironment and Sustainable Develop-
ein Stipendienprogramm. Die Hainaner dass sowohl APP als auch die Yunnaner ment Reference and Research Center
Provinzregierung sieht die APP Aktivi- Lokalregierung versucht haben seine (CESDRRC), einem dem chinesischem
täten mit Wohlwollen, denn immerhin Reportagen, die zuerst auf der Internet- Umweltministerium SEPA unterste-
bedeuten die Eukalyptusplantagen eine seite der „Volkszeitung“ erschienen, zu henden öffentlichen Umweltinfor-
positive Bilanz in punkto Aufforstung verhindern. Sie kontaktierten die Redak- mations- und -bildungszentrum, in
und damit Pluspunkte bei der an- tion und verlangten, dass der Artikel von Beijing beschäftigt.
gestrebten Zertifizierung als Ökoprovinz der Internetseite entfernt werde, jedoch Kontakt: aiwastar@163bj.com, weitere
durch die Umweltbehörde SEPA. 2006 ohne Erfolg. Informationen zum CESDRRC unter
lud der Konzern den Vize-Präsidenten www.chinaeol.net/cesdrrc
der regierungsnahen All-China Environ- Die aufkeimende chinesische Umweltbe-
mental Federation (ACEF) nach Hainan wegung hat in ihrem Engagement gegen www.fon.org.cn
ein. Nach dessen Besuch änderte ACEF die mächtigen Industrie- und Wirt- www.gvbchina.org
seine Position um 180 Grad. Die Verei- schaftsinteressen in den letzten Jahren an www.greenchoice.cn
nigung verlieh APP sogar eine Auszeich- Profil gewonnen, doch bis sie sich völlig www.nujiang.ngo,cn
nung für umweltfreundliche Produkte. aus der zärtlichen Umklammerung durch Feng Yongfeng “Paper Giant Destroys
Daraufhin trat Sheri Liao vom GVB im die staatlichen Behörden lösen und von Natural Forests, Hides Behind Philan-
Januar 2007 aus Protest aus dem Vor- diesen unabhängig agieren kann, ist noch throphy”, http://www.worldwatch.
stand von ACEF aus. ein Stück zu gehen. org/node/5010

14 Nr. 94/3.07
titel

Chinas Umwelt
Die chinesische Wirtschaft wächst in einem atemberaubenden Tempo, gleichzeitig
steigt der Druck auf die natürlichen Ressourcen. Die Folgekosten dieser Schäden
könnten in Zukunft das Wachstum der Wirtschaft aufheben. Dass die immensen Um-
weltprobleme die chinesische Gesellschaft zu destabilisieren drohen, hat jetzt auch
die chinesische Obrigkeit aufgeweckt.

V on den 20 Großstädten mit der


weltweit schlechtesten Luftqualität
liegen 16 in China. Auch die zuneh-
Die Regierung versucht gegenzusteuern
und hat Anfang 2006 das Erneuerbare-
Energien-Gesetz aus Deutschland impor-
M ehr dazu und warum die Füh-
rung in Peking auf eine harmo-
nische Gesellschaft setzt, erfahren
mende Klimaerwärmung ist für viele tiert, das feste Einspeisevergütungen für Sie in der Edition „China: Verordnete
Regionen in China keine Horrorvision Windkraft, Sonnenenergie und kleine Harmonie, entfesselter Kapitalismus“,
mehr, sondern alltägliche Realität. So Wasserkraftwerke vorsieht. Bis 2020 soll von Le Monde diplomatique aus Berlin.
steigen die Regenmengen im Süden der Anteil der Erneuerbaren auf ca. 20 Die Beiträge in dem Heft analysieren
weiter an, während die Niederschläge im Prozent der Stromerzeugung steigen. die Beziehungen Chinas zu wichtigen
Norden abnehmen. Schon heute hat die Probleme macht den Chinesen, dass sie Staaten und erörtern die politischen
Landwirtschaft in den regenarmen Regi- für saubere Techniken wie Windenergie, und sozialen Widersprüche sowie
onen mit sinkenden Ernteerträgen und die von Unternehmen in Europa entwi- seine große philosophische und kultu-
Trinkwassermangel zu kämpfen. Allein ckelt wurden, einen hohen Preis zahlen relle Tradition. Zahlreiche Karten und
1996 ist die bebaubare Fläche von 130 müssen. Ein seit Jahren versprochener Chroniken runden den umfassenden
auf 122 Millionen Hektar gesunken. Technologietransfer ist nicht in Sicht. Einblick in die chinesische Gesellschaft
ab.
Das drängendste Problem ist die Auch der Verbrauch von Rohöl steigt
Versorgung mit sauberem Wasser. So in China weiter. Der Bedarf von zurzeit China
stehen China mit seinen 22 Prozent der 7,2 Millionen Barrel pro Tag wird bis Verordnete Harmonie, entfesselter
Weltbevölkerung nur sechs Prozent der 2025 auf 20,6 Millionen Barrel steigen. Kapitalismus
weltweiten Wasservorräte zur Verfü- Verantwortlich dafür ist vor allem die Edition Le Monde diplomatique,
gung. 700 Millionen Chinesen haben steigende Zahl der Automobile von rund Nr. 1
keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 19 auf prognostizierte 199 Millionen Berlin, 2007
da neben den Flüssen 25 der 27 großen 2025. Vorbildlich hat China Mindeststan- 110 Seiten, 8,50 Euro
Seen stark verschmutzt sind. In Zukunft dards für die Energieeffizienz bei Autos ISSN 1864-3876
werden viele Menschen ihr Trinkwasser eingeführt. Auch hier versucht Europa
teuer kaufen müssen. zu bremsen: Die Autolobby möchte die
neuen chinesischen Umweltstandards
Die chinesischen Gletscher sind im Laufe aus den Angeln heben.
des 20. Jahrhunderts um 21 Prozent
geschrumpft. Im tibetischen Hochland Ministerpräsident Jiabao hat ange-
im Westen Chinas steigen die Tempera- kündigt, über Preise und Steuern den
turen und lassen die Quellen der großen Verbrauch von Wasser, Energie und
Flüsse Jangtse, Huanghe und Mekong in Boden deutlich zu senken und als Ziel
alarmierendem Tempo versiegen. eine Kreislaufwirtschaft einzuführen.
Hoffnung macht, dass sich in der chine-
Das Land befindet sich in einer Zwick- sischen Zivilgesellschaft in den letzten
mühle: Einerseits will es die Energiever- Jahren eine Umweltbewegung heraus-
sorgung sicherstellen, andererseits muss gebildet hat, die mittlerweile an die 100
es die fortschreitende Klimaerwärmung Umwelt-NGOs zählt.
bremsen. Mittlerweile ist China zum
zweitgrößten Emittenten von Treibhaus- Christiane Weitzel, Schwedt
gasen nach den USA aufgestiegen. Einen
erheblichen Anteil an den Emissionen
hat die Verbrennung von Steinkohle, Quellen:
die mit einem Anteil von 70 Prozent die China: Edition Le Monde diplomatique
wichtigste Energiequelle Chinas ist. Pro- Nr. 1, 2007
gnosen zu Folge wird sich der Kohlever- China, Indien, Brasilien und Südafrika,
brauch bis 2025 verdoppeln. SÜDWIND 2007

Nr. 94/3.07 15
titel

Begehrte Rohstoffe
Konsortium drei Milliarden US-Dollar in
die Erschließung einer Eisenerzmine (560
km Eisenbahntrasse, Tiefseehafen, Stau-
damm zur Stromerzeugung) investieren.
Der Wert der Rohstoffimporte Chinas hat sich in den vergangenen Auch beim Einkauf von Technologie und
20 Jahren auf jährlich rund 200 Mrd. US-Dollar verzwanzigfacht. Infrastrukturprojekten ist durch die neue
Die prognostizierten weiteren Steigerungsraten für die wichtigs- Konkurrenz Bewegung in einen Markt
ten Metalle, Öl, Fleisch und Holz liegen bis 2020 zwischen 10 und gekommen, den zuvor die Unternehmen
20 Prozent pro Jahr. China trifft dabei auf Märkte, die größtenteils aus den Industrieländern beherrschten
bereits vergeben sind oder systematisch abgeschirmt werden: Die und auf dem diese die Preise diktieren
Rohstoffvorkommen in den meisten Regionen der Erde haben die konnten.
Industrienationen unter sich aufgeteilt. Großinvestitionen in einer
Reihe von afrikanischen Ländern waren den westlichen Firmen zu Die Bewertung des chinesischen Engage-
riskant. In diese Lücke stieß China. ments ist dennoch höchst unterschied-
lich. Chinas Engagement auf dem afrika-

C hinesische Analysten sehen Afrika


zudem als aufstrebenden Kontinent.
Die Regierung hatte das Jahr 2006 zum
Straßen, Eisenbahntrassen, Häfen,
Staudämme, Fußballstadien, Wohnvier-
tel und Hotelanlagen, errichten neue
nischen Kontinent gerät von mehreren
Seiten unter Druck:

»Jahr Afrikas« erklärt, hochrangige De- Telefonanlagen und schossen den ersten 1 Westliche und afrikanische Regie-
legationen mit dem Premierminister oder Satelliten Nigerias in die Umlaufbahn. rungen sowie Nichtregierungsorgani-
dem Ministerpräsidenten an der Spitze Nach eigenen Angaben beendeten chi- sationen kritisieren, dass China ohne
besuchten den afrikanischen Kontinent nesische Firmen im Jahre 2006 auf dem Rücksicht auf Menschenrechte mit
und schlossen neue Handelsverträge. afrikanischen Kontinent Projekte im Wert diktatorischen Regimen wie dem Sudan
von 9,5 Mrd. US-Dollar. In der Regel und Zimbabwe kooperiert.
Der Wert des Handelsaustausches liefern die chinesischen Unternehmen in
zwischen dem afrikanischen Kontinent Rekordzeit schlüsselfertige Anlagen ab, 2 In der afrikanischen Presse waren auf-
und China stieg seit 1995 von 4 Mrd. die teilweise von aus China importierten grund der schnell wachsenden Importe
US-Dollar auf 39,74 Mrd. US-Dollar im Arbeitskräften errichtet werden. Der aus China Begriffe wie »Tsunami« und
Jahr 2005. 2006 überstieg der Handels- Preis ihrer Bauten liegt bei einem Viertel »Flood« zu lesen. China sei »Jekyll and
umsatz 55 Mrd. US-Dollar, 2010 sollen bis zur Hälfte dessen, was die Konkur- Hyde«: Motorräder, Bekleidung, Küchen-
es 100 Mrd. US-Dollar sein. Anlässlich renz aus Industriestaaten berechnet und geräte, Klimaanlagen, Medikamente
des China-Afrika-Forums sagte die chine- die Qualität ist meist akzeptabel. etc. aus China beherrschen die Märkte
sische Regierung zu, die Zahl der zollfrei vieler afrikanischer Staaten. Für die
importierten Güter von derzeit 190 auf Viele afrikanische Staaten profitieren von KonsumentInnen sanken die Preise vieler
440 zu erhöhen. Zudem sollen für Afrika dem Bieterwettstreit um Rohstoffe, der Produkte des täglichen Bedarfs deut-
jeweils in Höhe von fünf Milliarden begann, als China – und zunehmend lich. Lokale Hersteller werden jedoch zu
US-Dollar bis 2009 verbilligte Kredite auch Indien, Brasilien, Malaysia – den Hause und auf Exportmärkten verdrängt.
und Handelskredite zur Unterstützung traditionellen Industrienationen Kon-
chinesischer Investitionen zur Verfügung kurrenz machte. Die steigenden Preise 3 Ein dritter Kritikpunkt ist der Vorwurf,
gestellt werden. erleichtern das Begleichen von Schulden chinesische Unternehmen würden ohne
und ermöglichen neue Investitionen, so- Rücksicht auf Umwelt- und Sozialstan-
Haupttriebfeder des gestiegenen fern die Staaten über Rohstoffe verfügen dards Rohstoffquellen in afrikanischen
Handelsvolumens ist der Ausbau des und nicht ihrerseits unter steigenden Staaten ausbeuten.
Ölhandels: China bezieht rund 30% Rechnungen beispielsweise beim Import
seiner Rohölimporte aus afrikanischen von Brennstoffen leiden. Chinesische Regierungsstellen wehren
Staaten. Rohstoffe machen rund 87% sich vehement gegen diesen Vorwurf.
der Lieferungen Afrikas nach China aus. Zudem werden neue Projekte erschlos- Im Januar 2006 wurde ein Strategie-
Chinesische Firmen dagegen bauen sen. In Gabun etwa will ein chinesisches papier mit dem Titel »China‘s African

China wird bis 2020 zwischen 10 und 20 Prozent mehr Metalle, Öl, Fleisch und Holz importieren

16 Nr. 94/3.07
titel
Policy« veröffentlicht, in dem von einer bis 2005 auf 233 Mrd. US-Dollar – mehr auch den deutschen Markt beliefern.
neuen strategischen Partnerschaft unter als das Sechsfache des chinesischen Wenn aber ein deutscher Händler einen
Gleichberechtigten die Rede ist, die auf Wertes für diese Jahre. Viele dieser Kühlschrank verkauft, der aus China
Vertrauen aufbaue und beiden Seiten Geschäfte wurden ebenfalls unter nicht kommt, und dessen Kupferanteil wie-
Gewinn bringen soll. Grundprinzip sei transparenten Umständen getätigt. derum aus Erzen stammt, das in Minen
die Nichteinmischung in die politischen in der Demokratischen Republik Kongo
Angelegenheiten des Partners. Die Diskussion über die Rolle chine- abgebaut und dann in Sambia verhüt-
sischer Unternehmen sollte daher zum tet wurde, dann müssen bei Verstößen
China betont häufig, man stelle weder Anlass genommen werden, transparente gegen Sozial- und Umweltstandards
bei Geschäften noch bei Krediten Bedin- Verfahren zur Überwachung der Ge- alle zusammenarbeiten: NGOs aus dem
gungen (»no-strings-attached«). Damit schäftspraktiken sowohl der Unterneh- Kongo, Sambia, China und Deutschland.
verschweigt die chinesische Regierung men aus den Industrieländern als auch
allerdings, dass der Abbruch diploma- der aus den aufstrebenden Nationen wie Friedel Hütz-Adams ist seit 1993
tischer Beziehungen zu Taiwan die Vor- China aufzubauen. wissenschaftlicher Mitarbeiter des
aussetzung der Zusammenarbeit bildet: SÜDWIND e.V., Institut für Ökonomie
Von 53 afrikanischen Staaten erkennen Chinesische Arbeiter wurden entführt und Ökumene. Dort beschäftigt er
nur noch fünf Taiwan an. (Nigeria), starben bei einem Anschlag sich mit Hintergründen und Auswir-
(Äthiopien) oder können aufgrund kungen der Globalisierung.
Der Verzicht auf makroökonomische der chaotischen politischen Situation huetz-adams@suedwind-institut.de
Auflagen erhöht dennoch die Attrakti- geplante Projekte nicht umsetzen (Zim-
vität der Geschäfte. Angesichts der oft babwe). In China beginnt daher eine
verheerenden Wirkungen, der von den kritische Diskussion darüber, wie dauer- Der Text baut auf ein Kapitel aus der
Industriennationen über den Internati- haft Geschäfte sind, die in einem äußerst Studie: China, Indien, Brasilien und Süd-
onalen Währungsfonds durchgesetzten negativen politischen Umfeld abgewi- afrika: Vom Nord-Süd- zum Arm-Reich-
Strukturanpassungsprogramme vergan- ckelt werden. Die Regierung ist offenbar Gegensatz in Handels- und Finanzfragen
gener Jahrzehnte, hat dieser Ansatz eine dabei, ihre Politik der Nichteinmischung (Mai 2007) auf, die der Autor für Brot
große Anziehungskraft für viele afrika- in innere Angelegenheiten afrikanischer für die Welt verfasst hat
nische Staaten. Dort wurde sehr genau Staaten aufzugeben und bot beispiels-
registriert, dass China 31 afrikanischen weise den Vereinten Nationen an, Solda-
Staaten ohne Auflagen Schulden in ten für den Sudan zu stellen.
Höhe von 1,3 Mrd. US-Dollar erlassen
hat. Dies sind lediglich erste Schritte. Die
Herausforderung für hiesige Nichtregie-
Chinas Regierung wehrt sich auch mit rungsorganisationen liegt darin, diese
dem Verweis auf die Geschäfte anderer Schritte zu beschleunigen. Es darf nicht
Staaten gegen die Ausbeutungsvor- dazu kommen, dass Unternehmen aus
würfe. Regierungsstellen sagten im März Industrieländern mit Verweis auf die
2007, dass China lediglich knapp 9% Konkurrenz aus dem Osten die wenigen
der Ölexporte Afrikas erwerbe, die EU Standards im Umwelt- und Sozialbe-
dagegen 36% und die USA 33%. reich abschaffen, die es derzeit gibt. Im
Gegenteil: Über Dreieckskooperation
China, Indien, Brasilien und Südafrika:
D amit macht die chinesische Re-
gierung darauf aufmerksam, dass
sie keineswegs allein für Missstände in
zwischen afrikanischen, chinesischen
und deutschen Organisationen muss
Druck aufgebaut werden, um Standards
Vom Nord-Süd-
zum Arm-Reich-Gegensatz
afrikanischen Staaten verantwortlich zu verbessern. Eine Aufgabe ist dabei an
gemacht werden kann. Das Handelsvolu- die multinationalen Unternehmen Chi- in Handels- und Finanzfragen
men der G8-Staaten mit Afrika stieg seit nas heranzutreten: Diese wollen einen von Friedel Hütz-Adams / SÜDWIND e.V.
dem Jahr 2002 von 134 Mrd. US-Dollar Teil ihrer Produkte exportieren und dabei

Foto: argus/Scholz

Nr. 94/3.07 17
titel

Fotos: Jörg Haas

Chinas Energiebedarf

Die Energiepolitik Chinas in


steigt. Den nötigen
Strom gewinnt das
Land vor allem aus
billiger Kohle

Zeiten des Klimawandels


Um zu begründen, warum sie sich nicht am Kyoto-Protokoll beteiligen, verweisen die
US-Amerikaner gerne darauf, dass dort keine Reduktionsziele für Schwellenländer
wie China, Indien und Brasilien vorgesehen sind. Tatsächlich ist China wegen seines
hohen Kohleverbrauchs nach den USA der größte CO2-Emittent. Weil so viele Kohle-
kraftwerke neu gebaut werden, sagt die Internationale Energieagentur voraus, dass
China die USA beim CO2-Ausstoß überholen werde.

M anche Experten gehen inzwi-


schen sogar davon aus, dass
dies schon dieses Jahr passiert. Denn
so schlecht, dass jährlich hunderte
Menschen bei Betriebsunfällen in den
Gruben sterben. Auch Berichte über
ein Chinese. Bei Diskussionen um den
Klimawandel verweist die Pekinger
Regierung deshalb immer darauf,
China hat in den letzten Jahren sklavenähnliche Bedingungen, unter dass „der Klimawandel durch die
die Kapazitäten des Stromnetzes denen Menschen in einigen Gruben historischen Langzeitemissionen der
enorm erweitert: jährlich wurden arbeiten, häufen sich. Industrieländer und ihre hohen Pro-
Kapazitäten dazu gebaut, die denen Kopf-Emissionen verursacht wurde.“
von halb Indien oder ganz Brasilien Vor allem die Hauptverursa- „Deshalb haben die entwickelten
entsprechen. cher sollen aktiv werden Länder eine unausweichliche Ver-
antwortung für den Klimawandel“,
Den nötigen Strom dafür gewinnt Betrachtet man nicht die absolu- erklärte der Minister der Reform- und
China vor allem aus Kohle, die im ten Zahlen, sondern den Pro-Kopf Entwicklungskommission Ma Kai
Land reichlich vorhanden und billig Verbrauch, liegt China jedoch um noch Anfang Juni 2007, als er den
ist, auch weil sie unter katastropha- Längen hinter den USA: im Jahr 2002 ersten nationalen Klimaplan Chinas
len Bedingungen gewonnen wird. produzierte ein US-Amerikaner pro vorstellte. Dementsprechend wehrt
Die Sicherheitsbedingungen sind Kopf etwa neunmal so viel CO2 wie sich Peking gegen bindende Ziele für

18 Nr. 94/3.07
titel
Emissionen, die seine Entwicklung beein- unterscheidet sich kommunistische kaum Energiegesetz orientiert. Der Sektor
trächtigen würden. von kapitalistischer Energiepolitik. erneuerbare Energien weist bereits
jetzt jährliche Steigerungsraten von 25
Gleichzeitig belegt der nationale Kli- Auf verschiedenen Wegen Prozent auf. China richtete auch die
maplan, dass China sich dem Problem weg von der Kohle Nachfolgekonferenz der „Renewables“
des Klimawandels stellt und versucht zu 2005 in Peking aus.
reagieren. Dies resultiert vor allem aus Ansätze, nicht ausschließlich auf Kohle
innerem Druck, denn China erlebt am als Energiequelle zu setzen, gibt es Wermutstropfen bei den Erneuerbaren:
eigenen Leib massiv die Auswirkungen durchaus. Jedoch gibt es darunter höchst China will nicht nur Wind- und Solar-
des Klimawandels. Etwa mit der Jahrhun- bedenkliche Varianten: Parteivertreter energie sowie Kleinwasserkraftwerke
dertflut von 1998 mit über 5000 Opfern, haben ehrgeizige Ausbaupläne für die ausbauen, sondern nach wie vor auch
schlimmen Dürren wie im vergangenen Atomkraft, nach denen bis 2020 jedes Großstaudämme. Der Bau von Großstau-
Jahr im bevölkerungsreichen Sichuan Jahr zwei Atomkraftwerke gebaut wer- dämmen ist ein dunkles Kapitel im Reich
oder dem niedrigsten Pegelstand des den sollen. Doch selbst in einem Land der Mitte: Durchsetzt mit Umweltzerstö-
Jangtse seit 140 Jahren, ebenfalls 2006. wie China vergehen mindestens zehn rung, Vertreibung von bis zu über einer
Modellrechnungen des Weltklimarates Jahre zwischen Planungsbeginn eines Million Menschen, wie im Fall des Drei-
sagen vorher, dass im Süden des Landes Atomkraftwerkes und der ersten Einspei- Schluchten-Staudamms und weit verbrei-
die Regenmengen steigen, während sie sung von Strom ins Netz. Die angekün- teter Korruption, bei der vorgesehene
im Norden abnehmen und sich somit digte Bauoffensive wurde bereits auf das Entschädigungsgelder für Menschen, die
die bereits existierende Wasserknappheit Jahr 2010 verschoben. Aktuell sind vier ihr Land verlieren, in dunklen Kanälen
weiter zuspitzt und die weitere wirt- Reaktoren in China im Bau. verschwinden. Nicht umsonst sind Stau-
schaftliche Entwicklung bedroht. Die dammbauten auch Kristallisationspunkte
chinesischen Gletscher schrumpfen, was Positiver ist der Bereich Erneuerbare für Umweltorganisationen.
ebenso wie die steigenden Temperaturen Energien. Das Potenzial dieser Ener-
dazu führt, dass die Quellen sowohl giequelle hat China bereits seit Jahren Verkehr regeln
des Jangtse als auch des Gelben Flusses erkannt, es existiert ein großer Markt
versiegen. für Solaranlagen für den häuslichen Zwangsläufig muss sich China auch mit
Gebrauch. Bei der internationalen einer anderen Quelle von Treibhausgasen
Kenner halten es jedoch für fragwürdig, Konferenz „Renewables 2004“ in auseinandersetzen: dem Verkehr. Denn
ob aktuelle chinesische Klimapolitik tat- Bonn setzte sich China anspruchsvolle das motorisierte Verkehrsaufkommen
sächlich fruchten kann. „Noch gibt es in Ziele wie beispielsweise den Anteil der wächst rasant. Um die Explosion zu
China nur ein diffuses Klimabewusstsein regenerativen Energien an der Gesamt- dämpfen, wird zum Beispiel in Shang-
und keine öffentliche Debatte über die energieerzeugung im Jahr 2020 auf ca. hai die Menge amtlicher Kennzeichen
richtige Energiepolitik“, zitiert die ZEIT 20 Prozent zu erhöhen, wobei diese Ziele begrenzt. Der Erwerb eines amtlichen
(15.2.2007) die Greenpeace-Mitarbeite- nicht verbindlich festgeschrieben sind. Kennzeichens ist jedoch die Vorausset-
rin Yu Jie. Will die chinesische Energie- zung, um ein gekauftes Auto überhaupt
politik weg von der Kohleabhängigkeit, Das Land hat ein Einspeisegesetz für fahren zu dürfen. Die Kennzeichen
muss sie sich mit den fünf großen staat- Strom aus regenerativen Energiequellen, werden deshalb meistbietend versteigert.
lichen Energiekonzernen anlegen, darin das sich am deutschen Erneuerbaren
Darüber hinaus gelten verbindliche
Verbrauchsgrenzen für neu zugelassene
Aber auch Pkw, die die Chinesen 2005 eingeführt
bei den Er- haben. Sie deckeln - abhängig vom
neuerbaren Gewicht des Fahrzeugs – den Kraft-
Energien stoffverbrauch, was zahlreiche westliche
weist China Autoproduzenten vor die Aufgabe stellt,
jährliche ihre Fahrzeuge so zu bauen, dass sie
Steige- weniger verbrauchen. Die verschriebene
rungsraten Verbrauchsreduktion wird voraussichtlich
von 25 im Gesamtbenzinverbrauch schnell durch
Prozent auf. die wachsende Autoflotte wettgemacht,
NGO Vertre- kann jedoch zumindest „viel-saufende“
ter bei den Sportwagen verhindern.
Renewab-
les 2005 in Regine Richter ist Biologin und
Peking arbeitet für die Umwelt- und Men-
schenrechtsorganisation urgewald in
Berlin, Kontakt: regine@urgewald.de

Nr. 94/3.07 19
tropenwald

20 Nr. 94/3.07
tropenwald

Dem Wald wird heiß


Die letzten beiden Jahre im größten Regenwaldgebiet der
Erde waren denkwürdig. Die Wasserläufe, die diesen grünen
Organismus mit Lebensenergie versorgen, waren so trocken
wie noch nie seit Menschengedenken. Fischerboote lagen auf
dem Trockenen, wo in den Jahren zuvor noch reger Schiffsver-
kehr herrschte. Tiere durchstreiften ganze Landstriche auf der
Suche nach einem Schlückchen Wasser. Die Trockenheit hatte
tief greifende Folgen für die Versorgung der Menschen im
Amazonasbecken. Denn die zahlreichen Flüsse sind die Stra-
ßen der Menschen, die den Transport in die nächsten Stadt
oder zum Arzt sicher stellen.

S chlimmer noch: Der Wald


wurde so trocken, dass große
Flächen in Flammen aufgingen.
dieser Erde vorhersagen. Über
die Ursache dieser alarmierenden
Entwicklung herrscht dagegen weit-
Sicher, große Teile des Amazonas gehend Einigkeit: Der Klimawandel
sind schon immer an wechsel- hat jetzt auch den Regenwald im
feuchte Verhältnisse angepasst, Amazonasbecken erreicht.
und der Wald kann das Wasser in
der Trockenzeit festhalten wie ein Die Klimakatastrophe –
Schwamm, doch die Trockenheit nicht gut für den Wald
2006 war von bis dahin unge-
kanntem Ausmaß und überforderte Nicht nur in Südamerika, auch bei
dieses Ökosystem. Es gibt verschie- uns geraten Waldökosysteme durch
dene wissenschaftliche Erklärungs- die rasante Klimaveränderung im-
modelle, die bei weiter fortschei- mer mehr unter Druck. Zwar gehen
tendem Wassermangel sogar einen einige Prognosen davon aus, dass
Zusammenbruch der grünen Lunge sich die Förster bei uns zunächst

Der Klimawandel hat jetzt auch den Regenwald


im Amazonasbecken erreicht

Foto: ROBIN WOOD/Jens Wieting


Foto: Greenpeace/Kate Davison

Nr. 94/3.07 21
tropenwald

Foto: Greenpeace/C. Plowden

Zunehmende Trockenheit in Brasilien lässt


den Regenwald in Flammen aufgehen

über schneller wachsende Bäume und Das Waldsterben –


damit über höhere Erträge ihrer Wäl- nicht gut fürs Klima
der freuen dürfen. Doch das darf nicht
darüber hinweg täuschen, dass solche Dass Wälder wichtig für unser Klima
Turbowälder schnell unter erhöhten sind, bestreitet niemand in der aktuellen
Stress geraten. Klimadebatte. Oftmals wird allerdings
verkannt, welche zentrale Funktion
Wie das in der Praxis zum Beispiel in der Wälder für den globalen Klima-Haushalt
sibirischen Taiga aussieht, erläutert Dr. spielen. Einem Forscherteam um Prof.
Petko vom Forstinstitut in Karsnojarsk. Ernst Detlef Schulze vom Max-Planck-
Durch das milde Klima breite sich die Institut für Biochemie in Jena gelang der
Sibirische Motte sehr schnell aus, so der Nachweis, dass die vom Menschen verur-
Wissenschaftler. Das Insekt verspeise die sachte Menge Kohlendioxid in Europa zu
Nadeln der Bäume und die geschädigten 80 Prozent von den sibirischen Wälder
Wälder seien dann besonders anfällig aufgenommen wird. Der Rest wird von
für Waldbrände. Auch in Kanada wird es den europäischen Wälder gebunden.
laut einem UN-Bericht 30 Prozent mehr Nicht auszudenken was passiert, wenn
Waldbrände geben. Der internationale der Waldgürtel in Nordrussland weiter
Weltklimarat IPCC (Intergovermental schrumpft, wonach es zur Zeit aussieht.
Panel an Climat Change) sieht in seinem
4. Sachstandsbericht generell schwarz Ähnlich dramatische Signale erreichen
für die borealen Wälder. Sie werden vom uns aus Indonesien. Auf Sumatra schwe-
Foto: Jens Wieting
Klimawandel „besonders betroffen sein“ len Brände in den meterdicken Torf-
erläutern die Sachverständigen. schichten, nachdem der Wald darauf

22 Nr. 94/3.07
tropenwald

zerstört wurde und geben dabei unvor- Mercedes, die bei Vollgas mehr als 50
stellbar große Mengen Kohlendioxid in Liter Sprit auf 100 Kilometern saufen,
die Atmosphäre ab. Florian Siegert von passen angesichts der herannahenden
der Uni München schätzt das 1997 die Klimakatastrophe nicht mehr so recht ins
freigesetze Menge Kohlendioxid durch Bild. Dies ist auch den PR-Strategen der
Torfwaldbrände bis zu 40 Prozent der Autohersteller klar, die verzweifelt nach
Menge entsprochen hat, die durch die jedem Strohhalm greifen um von den
Verbrennung von Erdöl, Kohle und Gas eigenen Verfehlungen abzulenken. Ein
weltweit in die Atmosphäre geblasen Strohhalm heißt Biosprit. Mit Benzin vom
wurde. Acker mutieren die fetten Geländeflitzer
zu lupenreinen Ökoautos, so die Propa-
Dies beleuchtet auch einen Aspekt, der ganda der PS-Branche.
bei der aktuellen Klimadebatte unter-
zugehen droht: Böden speichern eine Verschwiegen wird dabei, dass Europa
viel größere Menge Kohlenstoff als die mit der heute zur Verfügung stehen-
sie bedeckende Pflanzenmasse. Deshalb den Technologie und den begrenzten
sind intakte Waldökosysteme, die die Ackerflächen nur verschwindend geringe
darunter liegenden Böden schützen, so Mengen Agrokraftstoff produzieren
wichtig fürs Klima. kann. Der Agrosprit wird aus tropischen
Ländern wie Kolumbien, Brasilien,
Ausgerechnet die Klimadebatte: Indonesien oder Nigeria zu uns kommen.
Neue Bedrohung für den Wald Schon heute lässt sich beobachten wie
Wälder und andere wertvolle Ökosys-
Autokonzerne und Energiemultis sind teme in diesen Ländern platt gemacht
bei der aktuellen Klimadiskussion kräftig werden um für neue Agroenergieplanta-
in die Defensive geraten. Superge- gen Platz zu schaffen. In Indonesien ist
ländewagen von Porsche, BMW und auf den zum Teil noch bewaldeten Inseln

Raubbau für Papier: Auf Sumatra ist der Regenwald in den ver-
gangenen 20 Jahren gerodet worden. Jetzt schwelen Brände in
den meterdicken Torfschichten und geben dabei unvorstellbar F© Grafik: GEOFff
große Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre ab

Foto: ROBIN WOOD/Jens Wieting

Nr. 94/3.07 23
tropenwald

Foto: Kolko e.V.

Klimakiller Ölpalmen: Einmalige Tropenwälder werden


für diese Plantagen abgeholzt

Kalimantan (Borneo) und Iran Yaya (West nicht weiter degeneriert oder zerstört
Papua) ein regelrechter Goldrausch aus- werden. Urwälder sind nach neuesten
gebrochen. Dort fließt das große Geld in Erkenntnissen besonders leistungsfähige
immer neue Ölpalmenplantagen, die vor Kohlenstoffspeicher. Wertvolle Alt- und
allem für Agrodiesel angelegt werden. Urwälder sollten deshalb vollkommen
vor kommerziellem Holzeinschlag oder
In der Praxis entpuppen sich die angeb- industrieller Landwirtschaft geschützt
lichen Klimaretter sogar als Klimakiller. werden.
Einem Forscherteam um den Münchener
Wissenschaftler Florian Siegert ist es Der überwiegende Teil der Wälder, der
gelungen, eine Klimabilanz für neue Öl- weiter vor allem für die Holzproduktion
palmenplantagen auf der indonesischen genutzt wird, sollte so naturnah wie
Insel Sumatra aufzustellen. Dort müssen möglich bewirtschaftet werden, um
auf der Welt einmalige Torfwälder Platz auf ein verändertes Klima reagieren zu
machen für neue Ölpalmenplantagen. können. Und das aus einleuchtenden
Das Ergebnis lässt einem den Atem sto- Gründen: Während eine Monokultur
cken: Durch die Zerstörung der Torfwäl- aus Fichten veränderten Bedingungen
der wird tausendmal so viel Kohlendioxid relativ schutzlos ausgeliefert ist, hat ein
freigesetzt wie letztendlich durch den vielfältig strukturierter Wald viel mehr
Einsatz von Palmöl eingespart wird. Möglichkeiten auf veränderte Lebensbe-
dingungen zu antworten. Der Ökoforst
In Südamerika und vor allem in Brasilien ist in diesem Punkt dem Stangenwald
frisst sich der Sojagürtel immer weiter haushoch überlegen, weil er eine biolo-
nach Norden in die Regenwaldzone gisch viel breitere Basis bietet.
hinein. Auch Soja, das bislang bei uns in
erster Linie in den Futtertrögen unserer Auch ökonomisch macht es Sinn, den
Schweine landete, wird von der Agro- Schutz der Wälder bei der Rettung
diesel-Industrie bevorzugt als Rohstoff der Klimas voranzustellen. Während
eingesetzt. dessen die Industrie enorm kostspielige
Verfahren wie die so genannte CO2-
Waldschutz: Gut und günstig Sequestrierung, bei der Kohlendioxid in
für das Klima unterirdische Lagerstätten gepresst und
so gespeichert werden soll, in die De-
Wälder haben für den Schutz des Klimas batte wirft, liegt das Gute doch so nah
eine zentrale Funktion. Dieser kön- und ist so günstig zu haben. Wir müssen
Foto: obs/Deutsche See
nen Sie nur gerecht werden, wenn sie den Raubau an den Wäldern dieser Welt

24 Nr. 94/3.07
tropenwald
sofort beenden. Dann haben wir einen ROBIN WOOD hat sich gemeinsam mit Foto: argus/Janke
ersten Schritt in Richtung Klimawende den Partnerorganisationen aus dem Sü-
Fakten zu Wald und
gemacht. den dazu entschlossen ein klares Zeichen Klima
gegen den Import von Biomasse aus den
Die Rezepte für den Wald im Kampf tropischen Ländern zu setzen. Zu deut- 1 Die Zerstörung der Regenwälder ist
gegen den Klimawandel sind nicht neu. lich ist der Gefahr, dass durch den Run die zweitgrößte Ursache für die Klimaer-
Es sind die gleichen Forderungen, mit auf die Agroenergie die verbleibenden wärmung.
denen ROBIN WOOD Holzkonzerne, Wälder der Tropen unter die Räder
Papierindustrie und ignorante Politiker kommen. ROBIN WOOD hat sich deshalb 2 Durch Waldzerstörung wird jeden
schon seit Jahren konfrontiert. Darin einem Moratorium angeschlossen, dass Tag soviel Kohlendioxid freigesetzt wie
sind sich die Umweltverbände auch weit die Förderung von Agroernergie aus acht Millionen Menschen zusammen für
gehend einig. Bizarr wird die Diskussion Monokulturen stoppen will. einen Flug von London nach New York
bei der so genannten Bioenergie. Hier benötigen würden.
gibt es neuerdings seltsame Koalitionen Dabei befindet sich ROBIN WOOD in
aus Autoindustrie, Agrarlobby und guter Gesellschaft, denn mittlerweile 3 Durch die Zerstörung der Regenwälder
einigen Umweltverbänden, die den Aus- haben über 100 Organisationen aus wird jährlich mehr Kohlendioxid freige-
bau der Agroenergie forcieren wollen aller Welt das Dokument unterschrie- setzt, als von den gesamten USA.
und auch importierten Agrosprit nicht ben. Auch Privatpersonen können das
ausschließen. Bemerkenswert dabei ist, Moratorium auf folgender Website 4 Der Schutz der Regenwäldern ist die
dass es auch große Konzerne gibt, die unterschreiben: http://www.econexus. mit Abstand günstigste Klimaschutzmaß-
aktiv Lobbyarbeit gegen die energetische info/biofuels.html nahme.
Nutzung von Ackerpflanzen betreiben.
Es sind die Industriezweige; die sich um Peter Gerhardt ist Tropenwaldrefe- 5 Wenn wir den Kampf gegen die
eine Verteuerung ihrer Rohstoffe sorgen, rent bei ROBIN WOOD, Regenwaldzerstörung verlieren, dann
wie etwas die Lebensmittelmultis oder Tel.: 040/3808920 verlieren wir auch den Kampf gegen die
die Papierindustrie. peter.gerhardt@robinwood.de Klimakatastrophe.
Quelle: Rainforestfoundation, UK

Regenwaldschutz ist Klimaschutz: Trotzdem werden in Brasilien


weiter riesige Urwaldflächen für den Anbau von Soja gerodet

Foto: Greenpeace/Alberto Cèsar

Nr. 94/3.07 25
tropenwald

Kolumbien: Blutiges
Öl der Palmen
Der Durst nach Biosprit in den Industrieländern hat aus Kolumbien weltweit
einen der größten Produzenten von Palmöl gemacht - mit verheerenden Fol-
gen für die Menschen und das ökologische Gleichgewicht des Landes.

A ls vermeintlichen Ausweg aus der


Klimakatastrophe vereinbarten die
politischen EntscheidungsträgerInnen
17,6 Prozent und Deutschland mit einem
Anteil von neun Prozent. Palmöl bildet
den Rohstoff für viele Lebensmittel, Kos-
Aufrag der Firmen, die den Großanbau
von Ölpalmen betreiben.

in Europa den Anteil der regenerativen metikprodukte und zunehmend auch für Die Ölpalme gelangte ursprünglich als
Energien am Gesamtenergieverbrauch die Energie- und Kraftstoffproduktion. Nahrungsmittel für brasilianische Skla-
auf 20 Prozent bis 2020 zu steigern und vInnen nach Amerika. Es wird geschätzt,
bereits bis 2010 den Anteil der Biomasse Für viele Kolumbianer bedeutet der An- dass sie 1932 in Kolumbien eingeführt
für die Kraftstoffproduktion auf 5,75 bau der Ölpalme eine ökologische und wurde. 1962 gründete sich in Kolumbien
Prozent zu erhöhen. Diese Pläne machen soziale Katastrophe. Der Anbau steht in die Nationale Föderation der Ölpalmen-
eine Ausweitung des Biomasse-Anbaus enger Verbindung mit Geldwäsche im züchterInnen FEDEPALMA. Seitdem
in den sog. Entwicklungs- und Schwel- organisierten Drogenhandel, Massaker wurde der Anbau von Ölpalmen auf
lenländern unausweichlich. an der Bevölkerung, Verschleppung von das ganze Land ausgeweitet und steigt
Menschen, Menschenrechtsverletzungen weiter. Aktuell beträgt die Anbaufläche
Besonders hart trifft es die Menschen in sowie Mord, Fälschung von Dokumen- ungefähr 300.000 Hektar. Nach Anga-
Kolumbien, dem weltweit viertgrößten ten, illegale Aneignung von Privateigen- ben des Agrarministeriums soll diese
Produzenten von Palmöl. Europa ist der tum und Gemeindeflächen. Eine weitere Fläche in den nächsten Jahren auf drei
größte Importeur von kolumbianischem Folge des Anbaus ist die gewaltsame Millionen, langfristig auf 18 Millionen
Palmöl. An erster Stelle steht Großbritan- Vertreibung der Bevölkerung aus frucht- Hektar erweitert werden.
nien mit 40 Prozent, danach Spanien mit baren Regionen durch die Paramilitärs im

So weit das Auge reicht: Ölpalmen

Fotos: Kolko e.V.

26 Nr. 94/3.07
tropenwald
Kolumbien bietet ideale Anbaubedin- fen, der Zerstörung Einhalt zu gebieten.
gungen für die Ölpalme. Es befindet Auf sie wird Druck ausgeübt, sich in
sich aber in der äquatorialen Klimazone Allianzen oder Produktionsketten ein-
des Regenwalds, der durch die Ausbrei- zubringen, mit Palmölproduzenten oder
tung der Ölpalmen verdrängt wird. Die denselben Paramilitärs, die ihre Familien
Brandrodung für neue Anbauflächen ermordeten, zusammenzuarbeiten.
setzt große Mengen Kohlendioxid Gebiete, die vorher von Regenwald
frei. Feuchtgebiete werden mit Sand bedeckt waren, werden von der Palmöl-
aufgefüllt, da die Palme zur Wurzelbil- monokultur geschluckt. Die Gemeinden
dung einen trockenen Boden benötigt. werden ihrer traditionellen Lebensweise
Millionen Tonnen von Sand müssen beraubt.
quer durchs Land transportiert werden, Für diese Monokulturen wurde
der Boden verarmt. der ursprüngliche tropische Die Arbeitsbedingungen in den Palmöl-
Regenwald gerodet und die plantagen werden von der Internatio-

B esonders bedroht durch die Palm-


ölindustrie ist das Tal des Orinoco.
Es ist mit 980.000 Quadratkilometern
indigene Bevölkerung brutal
vertrieben
nalen Arbeitsorganisation (ILO) als hart
und ausbeuterisch beschrieben. Die
fehlenden Verhandlungsmöglichkeiten
die weltweit drittgrößte Flusslandschaft, wird von der Palmöllobby genutzt, um für bessere Arbeitsbedingungen, die
die aus Savannen, Regen-, Auen- und die indigenen Gemeinden der Guahíbo, schlechte Bezahlung, die mangelnde
Mangrovenwäldern und Seen besteht. Sikuane und Piaroa und die afro-ko- Arbeitssicherheit, die hohen Gesund-
Es ist auch das Rückzugsgebiet der lumbianischen EinwohnerInnen weiter heitsrisiken, die Anstellung von Fami-
letzten Nomadenvölker Südamerikas, unter Druck zu setzen. Drei Millionen lienmitgliedern im feudalistischen Stil,
die die Verfolgungen der vergangenen Menschen haben das Land inzwischen die Unterverträge, die jede Verhandlung
30 Jahre überlebt haben: 400 Iguanitos verlassen. Etwa fünf Millionen Hektar über Sozialleistungen verhindern, all
in Arauca, 800 Sikuanis in der Meta- Land der regionalen Binnenflüchtlinge diese Faktoren versetzen die Ange-
Region und mehr als 1000 Cuibas in befindet sich in den Händen von para- stellten arbeitsrechtlich um mehr als
Casanare. Aber da das Orinocotal auch militärischen Gruppierungen. Schon bald hundert Jahre zurück. Gleichzeitig wird
ein ideales Anbaugebiet für Ölpalmen könnte aus dieser riesigen Fläche eine die Brutalität und systematische Vor-
ist, hat hier hat die Palmölindustrie einzige Ölpalmenplantage werden. gehensweise der Palmölmafia deutlich,
besonders gewütet. Die Verdrängung die vor Morden und Verschleppungen
der indigenen Bevölkerung wird fort- Die letzten „Friedensprojekte“ der Regie- von gewerkschaftlich Aktiven und
gesetzt, indem Plantagen rücksichtslos rung von Alvaro Uribe in Kolumbien deren Angehörigen nicht halt macht.
in ihre Territorien getrieben werden. sind in die Kritik geraten. Sie versuchten Die Aussicht auf schnelles Geld für die
Viele Indigene verhungern oder sterben die angeblich demobilisierten parami- Palmölmafia bedeuten Mord, Elend,
an eingeschleppten Krankheiten. Die litärischen Gruppen zu resozialisieren. Vertreibung und Ausbeutung für die
Profitgier hat die indigene Gemeinschaft Diese werden als private Sicherheitsleute Bevölkerung der Regionen.
der Amoruas an den Rand der Ausrot- in den Plantagen und Verarbeitungsbe-
tung gebracht – sie zählt nur noch 150
Personen. Ähnliches gilt für die Maca-
guane, Masiguare, Achaguas, Nukak
trieben reintegriert und haben durch ein
spezielles Gesetz trotz ihrer schweren
Verbrechen nur eine Höchststrafe von
D ie Regierungen und die Menschen
in Europa sollten es sich gut überle-
gen, ob sie ihren Durst nach billigem
Maku und die Cuiba. acht Jahren zu befürchten. Weiterhin und scheinbar „grünem“ Sprit mit dem
wird versucht, die vertriebene Landbe- blutigen Öl von Monokulturen stillen
Die indigene Bevölkerung überlebt ein- völkerung als billige Tagelöhner in die möchten. Denn billiges Palmöl in Eur-
gekesselt in einem kleinen Naturschutz- Palmölindustrie einzugliedern. Darüber opa bedeutet, dass wertvolle Ökosys-
gebiet, dem Caño Mochuelo, während hinaus treibt die Regierung den Bau von teme anderswo zerstört werden - und
ihnen ihr ursprünglicher Lebensraum vier großen Ölraffinerien bis Ende 2007 es bedeutet Mord, Vertreibung und
gewaltsam genommen wird. Moderne voran. soziale Verelendung vieler Menschen in
Bioenergie zerstört hier eines der letzten den Anbauländern.
Refugien für viele Tier- und Pflanzen- Etwas Ähnliches geschieht in der Tu-
arten. maco-Region. Die Gemeinden werden
ebenfalls gewaltsam umgesiedelt und Cristian Gracia O. aus Chile ist Agrar-
Wie die Menschenrechte von den eingeschüchtert. Sowohl die Industriellen ingenieur und hat mehrere Jahre
Palmölproduzenten mit Füßen getreten als auch der Staat schlagen den Mitglie- als Projektkoordinator in Mexiko
werden, zeigt sich auch in der Region dern der Gemeinderäte vor, dass sie, und Chile mit indigenen Menschen
des Flusses Meta. Die gewaltsame anstatt in ihren Territorien zu bleiben, in Sozial-, Umwelt-, und Agrarpro-
Vertreibung der Indigenen und Bauern selbst „Unternehmer im ländlichen jekten gearbeitet. Zur Zeit macht
begann dort bereits vor 30 Jahren durch Sektor“ werden. Es sind die betroffenen er ein Praktikum bei ROBIN WOOD.
die Paramilitärs. Die entfesselte Gewalt Indigenen und Bauern, die dazu aufru- Kontakt: Nimisnekicris@hotmail.com

Nr. 94/3.07 27
tropenwald

WRM International Secretariat


in Uruguay

WRM: Baum-Plantagen sind keine Wälder!


Wir arbeiten bereits seit einigen In diesem Zusammenhang kriti-
Jahren für das World Rainforest Mo- sieren wir die in den Ländern des
vement (WRM). Zum International Südens angelegten industriellen
Secretariat des WRM in Montevideo, Baum-Plantagen, für die natürliche
Uruguay, gehören Ricardo, Teresa, Wälder abgeholzt wurden und
Lizzie, Raquel, Ana und Flavio. Jede werden. Besonders problematisch
und jeder von uns hat ein spezielles finden wir, dass die FAO diese Plan-
Arbeitsgebiet, die grundlegenden tagen als eine Art Wald definiert.
Planungen aber werden von uns als Vor einigen Jahren haben wir die
Team erarbeitet – bei Arbeitstreffen Kampagne „Baum-Plantagen sind
mit viel Mate-Tee, unserem traditio- keine Wälder“ gestartet, mit der wir
nellen Getränk. gegen die rasante Zunahme dieser
Plantagen weltweit protestieren, weil
Unsere Arbeit konzentriert sich auf sie schlimme soziale Probleme zur
den Schutz der tropischen Wäl- Folge haben und die Umwelt massiv
der, auf der Grundlage, dass diese belasten. Im Laufe der Jahre sind auf
Ökosysteme notwendigerweise die der ganzen Welt kritische Stimmen
Menschen betreffen, die in ihnen gegen sie laut geworden.
leben. Wir versuchen, den Wäldern
und ihren Bewohnern, die von diesen Wir haben uns keine leichten Auf-
Wäldern abhängig sind, eine Stimme gaben gestellt. Wir glauben aber
zu geben, um sie in ihrem Kampf fest daran, dass eine andere Welt,
gegen genau jene Prozesse und in der soziale Gerechtigkeit und der
Ursachen der Waldzerstörung zu un- Schutz der Umwelt verwirklicht sind,
terstützen, die ihre Lebensgrundlage tatsächlich möglich ist.
bedrohen. www.wrm.org.uy

28 Nr. 94/3.07
tropenwald

Timberwatch: Papier onen wie dem World Rainforest Mo- trie und müssen im Zusammenhang mit
vement (WRM) und der Global Forest dem gesamten Prozess gesehen werden,
und Klima Coalition (GFC) geschaffen. Unsere in dem Plantagen Artenvielfalt, Land und
Timberwatch wurde 1995 gegründet, Arbeit wird auch von der deutschen Kultur der Menschen zerstören und Zell-
weil mehrere südafrikanische NGOs die Graswurzelbewegung und dem Global stoff- und Papierfabriken die Menschen
negativen ökologischen Auswirkungen Greengrants Fund finanziert. vergiften und den Planet verschmutzen.
der industriellen Holzplantagen öffent-
lich machen wollten. In den folgenden Seit 2002 hat Wally Menne Timberwatch Mittlerweile engagiert sich Timberwatch
Jahren hat sich Timberwatch zu einer auf vielen internationalen Tagungen verstärkt dafür, den Zusammenhang zwi-
unabhängigen Organisation entwi- vertreten. Diese Aktivitäten haben schen Papierindustrie und Klimawandel
ckelt, die ihre Verfassung im April 2004 geholfen, dass sich vor Ort ein größeres ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
verabschiedet hat und im Januar 2006 Bewusstsein für die Herausforderungen Falsche Lösungen wie Plantagen als
als Non-Profit-Organisation staatlich entwickelt hat, die angepackt werden CO2-Senken anzuerkennen, der Emissi-
anerkannt worden ist. müssen, damit sich Südafrika positiv ver- onshandel und die Anlage von Plantagen
ändert. Holzplantagen sind nur ein Teil zur Produktion von Biokraftstoffen wird
Wally Menne und Jenny Duvenage leiten der Geschäfte der globalen Papierindus- die Situation nur verschlechtern.
das Büro von Timberwatch und sind www.timberwatch.org.zd
verantwortlich für Verwaltung und Pro-
jektkoordination, aber es gibt auch viele
Ehrenamtliche, die forschen, beraten
und die Plantagen überwachen. Einige
Ehrenamtliche vertreten Timberwatch
in Regierungsausschüssen und nehmen
an Treffen und Konferenzen teil. Sie
geben den Mitgliedern der Ausschüsse
und der Geschäftsleitung wichtige
Rückmeldungen. Diese Mitglieder sind
dafür verantwortlich, dass Strategie und
Durchführung unserer Kampagnen in die
richtige Richtung geleitet werden.
Die meisten Einnahmen erhält Timber-
watch von Organisationen außerhalb
Südafrikas. Dies hat starke Partner- Wally Menne, Timberwatch
schaften zu ausländischen Organisati-

Eukalyptus-Plantagen in der
Provinz Mpumalanga, Sappi

Nr. 94/3.07 29
titel

Fotos: Annette Lübbers

Indischer Umweltaktivist Anoop Chinnappa

Was für die Umwelt gut ist,


ist auch gut für mich!
Geduldig hockt Anoop Chinnappa vor seiner Quelle und zieht ein ums andere Mal einen Bam-
busstock durch das Wasser. An seinem Ende sammeln sich Schlick und grün schimmernde Al-
gen. „Das Grundwasser strömt aus diesem Loch im Felsen. Ich muss die Quelle sauber halten,
damit das Wasser emporsteigt“, sagt Anoop Chinnappa, füllt einen weißen 50-Liter-Kanister
mit Quellwasser, wuchtet ihn auf die Schulter und macht sich auf den Weg zu seinem Jeep.
Das saubere Quellwasser ist ihm allemal lieber als das Wasser aus dem Hahn.

A noop Chinnappa lebt in Madikeri,


einer abgelegenen kleinen Berg-
stadt im südindischen Bundesstaat
die in Indien noch Seltenheitswert
hat. Aber Anoop Chinnappa meint es
ernst mit dem Schutz der Umwelt: Die
Karnataka und gehört zur Minderheit sechs Kilometer von Madikeri zu sei-
der Kodava. Die Volksgruppe pflegt nem Geburtsdorf Auruvathoklu fährt
animistische Traditionen und verehrt der studierte Bankkaufmann zwar
die Ahnen. Das macht die Kodava zu im Jeep – aber mit ausgeschaltetem
Außenseitern im hinduistisch ge- Motor. Fast lautlos rollt der Wagen
prägten Indien. Anoop Chinnappa gilt auf einer schmalen Buckelpiste durch
aber auch in seiner eigenen Familie als Kaffeepflanzen, Bananenstauden,
schwarzes Schaf. Gründe dafür gibt Fischschwanz-Palmen und Frangipani-
es genug: Der 42-Jährige ist unverhei- Bäumen. „Was für die Umwelt gut ist,
ratet, er hat eine deutsche Freundin ist auch gut für mich. Immerhin habe
und er ist Umweltaktivist. Eine Spezies, ich jetzt 40 Rupien für Sprit gespart“,

30 Nr. 94/3.07
tropenwald
erklärt er am Ende der Talfahrt und
erwehrt sich lachend den liebevollen An- Für seine Tourismus-Angebote hat er die
näherungsversuchen von Snowy, einem „Outdoor India Tourist private limited“
seiner drei Mischlingshunde. gegründet. Er glaubt daran ausländische
Investoren zu finden, die sich für den
Indiens Umweltprobleme sind bekannt: Schutz der Natur in Indien einsetzen
ein stetig wachsendes Verkehrsaufkom- wollen und ihm dabei helfen, größere
men in den wuchernden Großstädten, Flächen Dschungel aufzukaufen. „Für
wilde Müllkippen und eine kaum funkti- ein wenig mehr Geld als dem Markt-
onierende Müll-Entsorgung, Pestizid-Ein- preis verkaufen mir die Farmer ihr Land
satz in der Landwirtschaft und Umwelt- gerne . Die Kaffee-Monokulturen sind
gesetze, die nicht umgesetzt werden. ohnehin nicht gut für das Land. Außer-
Schuld an der Misere: Die Förderung dem haben die Farmer viel zu viel Kalk
der wirtschaftlichen Entwicklung hat benutzt. Kalk ist ein natürlicher Dünger,
Priorität in einem Land, in dem 250 bis aber zu viel übersäuert die Erde“, erklärt
300 Millionen Menschen unterhalb der Anoop Chinnappa. Außerdem möchte
Armutsgrenze leben. Wo das tägliche er einen Ashram – einen spirituellen
Brot keine Selbstverständlichkeit ist, Dschungel. „Ich habe von meinem Vater Ort des Lernens – aufbauen: für Kühe.
verblasst der Schutz der Umwelt. Dabei viel über die Natur und von Touristen das „Dann könnte ich die Farmer lehren, wie
ist Indien – auf dem Papier – eigentlich Wandern gelernt. Inder laufen nämlich man aus dem Dung der Kühe Elektrizität
vorbildlich: Bereits seit 1981 gibt es eine nie ohne Grund“, versichert er. Natürlich gewinnen kann.“
umfassende Gesetzgebung in Bezug auf soll sein Tourismus umweltfreundlich
die Luftverschmutzung. Weltweit war sein. „Ich träume von einfachen Unter- In seiner eigenen Familie ist er „ein nicht
Indien 1976 der erste Staat, der den Um- künften im Dschungel. Ein Zelt, ein paar deklarierter Ausgestoßener“. „Inder
weltschutz als staatliche Verpflichtung in Moskitonetze. Nichts Aufwändiges.“ denken fast nur ans Geld. Und meine ei-
die Verfassung aufnahm. Zum Vergleich: gene Familie möchte auch nichts weiter,
Erst im Jahr 1994 wurde der Schutz der
Umwelt nach vielfältigen Kontroversen
im deutschen Grundgesetz als Staatsziel
L uxus hat in Anoop Chinnappas Leben
ohnehin keinen Platz. Mit seiner alten
Mutter wohnt er in einem hübschen,
als dass ich mein Land verkaufe.“ Geld
verdienen könnte Anoop Chinnappa
auf vielfältige Art. Auf seinem Grund
verankert. Die Zahl der Umweltbewegten rot gestrichenen Haus, umgeben von stehen weiße Zedern, heiß begehrt von
wächst in Indien, langsam aber stetig. sorgsam gepflegten Blumenbeeten und der Möbelindustrie, die er teuer verkau-
20.000 indische Förderer verzeichnet die – nur ein paar Meter weiter – vielen fen könnte, obwohl die Bäume offiziell
Umweltorganisation Greenpeace derzeit. Quadratmetern verwilderter Natur. Dann geschützt sind. Oder er könnte das Land
und wann beherbergt er hier Gäste. In mit einer breiten Autostraße erschließen
Noch leben etwa zwei Drittel der in- einem kahlen Zimmerchen mit roh ge- lassen. Der sympathische Kodova winkt
dischen Bevölkerung – etwa 700 Millio- strichenen Wänden stehen zwei einfache ab. Nicht mit ihm. Zuviel Lärm und zuviel
nen Menschen – mehr recht als schlecht Liegen. Die „französische“ Toilette liegt Dreck. „Ein Tropfen Öl kann immerhin
von der Landwirtschaft. Traditionell sind inmitten des Hauses. Eimer und Schöpf- 600 Liter Wasser kontaminieren“, erklärt
auch die Kodava Bauern. 24 Hektar Land kellen ersetzen für Familie und Gäste er und stapft auf nackten Füßen auf
hat Anoop Chinnappa von seinem Groß- gleichermaßen die Dusche. In einem seinen Jeep zu.
vater geerbt. Aber nur auf zwei Hektar kleinen Gästehaus im Garten gibt es
baut er Reis an. Der Rest ist Dschungel geringfügig mehr Komfort – immerhin Derzeit scheinen die Träume von Anoop
und das soll auch so bleiben. Anoop ein eigenes Badezimmer. Trotz des – für Chinnappa noch ein wenig groß für
Chinnappa hält nämlich nichts vom europäische Verhältnisse – wenig luxuri- seine begrenzten Möglichkeiten. Aber
Landbau moderner Prägung. „Früher ösen Angebots hat Anoop Chinnappa es aufgeben will er nicht: „Ich suche weiter
haben alle Kodava organischen Landbau geschafft, in einem der meist genutzten nach Partnern, die hier investieren
betrieben. Heute benutzen sie Pestizide Indien-Reiseführer Erwähnung zu finden. wollen. Denn um den Dschungel und die
wie alle anderen auch – und das Land Jugendliche Rucksack-Touristen reicht die Natur zu schützen, müssen wir das Land
geht zugrunde.“ Anoop Chinnappa will einfache Unterkunft und lernen können kaufen. Anders geht es nicht.“ Er träumt
dagegen den Dschungel erhalten. sie bei Anoop Chinnappa allemal etwas. mit offenen Augen weiter: „Wir müssen
Zum Beispiel, dass der Saft der Jamba- die Kinder hierher bringen, damit sie
Friedlich grasen Kühe auf der kleinen Frucht gut gegen Bauchschmerzen lernen: Wir bekommen von der Natur
Lichtung im Dschungel. „Sieh mal, ein ist und dass man spirituellen Führern zurück, was wir ihr geben.“
Schmetterling“, ruft Anoop Chinnappa misstrauen sollte. „Normalerweise sind
begeistert und zeigt mit dem Finger auf die auch nur am Geld interessiert – auch Annette Lübbers ist freie Journalistin
einen kleinen gelben Falter im Landean- wenn sie anderes behaupten“, sagt der und hat Anoop Chinnappa 2007 auf
flug. Seit dem Jahr 2000 führt er Ruck- Inder und gießt seinen Gästen frischen einer Reise durch Indien besucht.
sack-Touristen durch seinen geliebten Tee ein. Kontakt: a-luebbers@versanet.de

Nr. 94/3.07 31
perspektiven

Im Wald des
großen Bären
Jens Wieting war bis 2005 Tropenwaldreferent bei ROBIN WOOD.
Anfang 2006 ist er nach Kanada gegangen und verhandelt nun für
den Sierra Club Kanada in British Columbia mit Industrie, der Pro-
vinzregierung und First Nations über den Schutz des einmaligen
Urwaldgebietes „Great Bear Rainforest.“ Mit ihm sprach Christiane
Weitzel.

? Warum bist Du nach Kanada gegan- Die Pro-Kopf-Emissionen von Kohlendi-


gen? oxid sind in Kanada wie in den Vereini-
gten Staaten fast doppelt so hoch wie
! Meine Frau ist Klimawissenschaftlerin in Deutschland. Das Kyoto-Ziel Kanadas,
und bekam das Angebot für zwei Jahre die Kohlendioxid-Emissionen um sechs
an der Uni in Victoria, der Haupstadt von Prozent zu reduzieren, hat das Land weit
British Columbia, zu forschen. Ich war verfehlt! Heute sind die Emissionen um
leicht zu überzeugen, denn ich hatte rund 30 Prozent höher als 1990 und die
schon viel über die Naturschönheiten Regierung hat sich von seiner Kyoto-
von Vancouver Island gehört. Verpflichtung distanziert. Weil zur Zeit
der Ölpreis hoch ist, boomt in Alberta
Seit Januar 2007 habe ich eine sehr die Ölsandindustrie. Dort werden Wälder
interessante Stelle beim Sierra Club Ka- und Moore beseitigt, um dann unter
nada, der sich vor allem um den Schutz immensen Energieaufwand aus dem
der Wälder kümmert, aber zunehmend darunter liegenden Sand Öl zu gewinnen
auch für mehr Klimaschutz engagiert. In – für zwei gewonnene Liter muss ca. ein
diesem Bereich hat Kanada einen riesen- Liter Öl eingesetzt werden. Energiepoli-
großen Nachholbedarf. tisch ein Wahnsinn!

Gleichzeitig wird unbeirrt weiter Urwald


eingeschlagen. Die Wälder Kanadas
speichern in Böden und Vegetation 88
Milliarden Tonnen Kohlenstoff, zehnmal
mehr als jährlich weltweit freigesetzt
wird. Wo Urwald in Forst umgewandelt
wird, gehen aber zwischen 10 und 50
Prozent des Kohlenstoffspeichers ver-
loren. Hinzu kommen Waldbrände und
Insektenbefall, beides begünstigt durch
den Klimawandel. Jüngste Daten zeigen
die Tendenz, dass die kanadischen Wäl-
der von einer Kohlenstoffsenke zu einer
Quelle werden. Daher hat sich die kana-
dische Regierung kürzlich entschlossen,
dass die Wälder in der offiziellen Kyoto-
Bilanz des Landes nicht berücksichtigt
werden sollen. Diese Option hatten
einige Waldländer im Kyoto-Protokoll

Jens Wieting mit seiner


Tochter Luna in den Rocky
Mountains, Juli 2007

32 Nr. 94/3.07
perspektiven

grüne berufe
durchgesetzt, um ihre Verpflichtungen
Riesenlebensbäume im Great
einfacher zu erfüllen. Aber diese Hoff-
Bear Rainforest, Bella Coola
nung hat sich als trügerisch erwiesen.

? Dann geht Kanada mit seinen Wäldern


nicht sehr schonungsvoll um?

! Kanada ist ein großes und schönes


Land. Die Menschen sind ausgesprochen
offen und sehr kinderfreundlich! Aber
wie dieses reiche Land mit seinen natür-
lichen Ressourcen umgeht, entspricht
eher den Strukturen eines Entwicklungs-
landes. Dabei müsste Kanada als das mit
Abstand reichste Land in der Gruppe der
großen Waldstaaten wie Brasilien, Russ-
land oder Indonesien mit gutem Beispiel
vorangehen und seinen Urwald besser
schützen. Dazu möchte der Sierra Club
mit seinem Engagement für den Great
Bear Rainforest in British Columbia
beitragen. Glücklicherweiser gibt es seit
einem Jahr einen echten Aufschwung
für das Anliegen des Umweltschutzes in
Kanada. Die Bedrohung der Umwelt, vor
allem die globale Erwärmung, ist jetzt
die größte Sorge in der kanadischen Be-
völkerung und der Druck auf die Politiker
steigt.

? Was ist das Besondere am Great Bear


Rainforest?

! Mit einer Fläche von 6,4 Millionen


Hektar ist der Great Bear Rainforest der
größte intakte Regenwald in den gemä-
ßigten Breiten. In den Tälern wachsen
tausendjährige Bäume, die 80 Meter
Höhe erreichen. Ein Fünftel der welt-
weiten Lachsvorkommen haben ihren
Ursprung in den Bächen und Flüssen die-

Schwarzbär

Fotos: Jens Wieting Nr.


Nr. 94/3.07
93/2.07 33
perspektiven

ser Region. Alljährlich lassen sich sechs Kunden wie Home Depot, Staples,
Millionen Zugvögel an der Küste nieder. Ikea und die deutsche Papierindustrie
machten Druck und die kanadischen
Der Name „Great Bear“ geht zurück auf Konzerne bekamen es mit der Angst zu
die vielen Schwarz- und Grizzlybären, tun. Nachdem sie den Handlungsdruck
die hier leben. Eine Besonderheit ist der erkannt hatten, gründeten sie 2000
Kermode- oder Geisterbär, eine seltene die Coast Forest Conservation Initative
helle Variante des Schwarzbären, der (CFCI) und stimmten einem Moratorium
im Regenwald wie ein verirrter Eisbär des Holzeinschlags für über 100 große
erscheint. Interessanterweise fängt diese intakte Täler zu. Im Gegenzug erklärten
genetische Variante erfolgreicher am Tag die Umweltorganisationen sich bereit
Lachse, während die dunklen Schwarz- auf Boykottaufrufe zu verzichten und
bären die meisten Fische nachts fangen. beschränkten sich darauf, die Kunden
Die Lachse können die hellen Bären vor über den Fortschritt der Verhandlungen
dem Taghimmel offenbar schlechter auf dem Laufenden zu halten.
erkennen.
Greenpeace, Forest Ethics und Sierra
? In den 90er Jahren geriet der Regen- Club gründeten das Rainforest Solutions
wald in die Schlagzeilen, weil Umwelt- Project (RSP) um den Prozess fortzu-
verbände und First Nations gegen den führen. Auch zwei Organisationen der
Kahlschlag des Urwaldes öffentlichkeits- KüstenureinwohnerInnen etablierten sich
wirksam protestierten. Was war passiert? zu dieser Zeit, die Coastal First Nations,
auch Turning Point genannt, und der
! Mit zunehmendem Maschineneinsatz Nanwakolas Rat. Gleichzeitig zeigte sich
konnte die Holzindustrie Jahr für Jahr die Provinzregierung im Rahmen der
mehr Hektar Küstenregenwald kahl- Landnutzungsplanung bereit politische
schlagen und gleichzeitig noch Arbeits- Zugeständnisse zu machen und auf
plätze abbauen. Gleichzeitig nahmen Augenhöhe mit den First Nations zu
die Proteste gegen die Abholzung zu. In verhandeln. Das war die Aufnahme der
den 90er Jahren erreichte die Konfron- so genannten „Government to Govern-
tation zwischen UmweltschützerInnen ment“ Verhandlungen. 2001 verständig-
und Holzindustrie an der Westküste ten sich Industrie, Umweltschützer, First
ihren Höhepunkt. Es kam zu Hunderten Nations und Provinzregierung außerdem
Verhaftungen, gleichzeitig konnte die auf die Gründung eines unabhängigen
Bewegung eine ganze Reihe von neuen Wissenschaftlergremiums, des Coast In-
Schutzgebieten durchsetzen. Besonders formation Teams, um Prinzipien für eine
bekannt wurde der erfolgreiche Kampf neue, an die Ökosysteme angepasste
für die Urwälder im Clayoquot Sound Forstwirtschaft festzulegen.
auf Vancouver Island, der bis heute weit-
gehend unberührt geblieben ist. In den folgenden Jahren wurden
detaillierte Empfehlungen für Schutzge-
Auf einer vom Sierra Club erstellten biete und Landnutzung im Rahmen der
Urwaldkarte der Küste war aber un- räumlichen Planung für die Nord- und
übersehbar, dass sich der größte intakte Zentralküste entwickelt, festgehalten in
grüne Fleck entlang der Küste nördlich Land and Resource Management Plans
von Vancouver Island bis zur Grenze mit (LRMP). Gleichzeitig erledigte das Coast
Alaska erstreckte. Nachdem das Gebiet Information Team umfassende wis-
als Great Bear Rainforest getauft worden senschaftliche Arbeit und erstellte u.a.
war, konzentrierten sich eine Reihe von eine räumliche Analyse der Ökosysteme
Umweltorganisationen darauf, internati- (Ecosystem Spatial Analysis) und das
onal auf die Gefährdung dieses Regen- Ecosystembased Management (EBM)
waldes aufmerksam zu machen. Durch Handbuch.
Blockaden von Forstwegen zusammen
mit verschiedenen First Nations erzielten Kahlschlag ist bis heute die
die Boykottaufrufe von Greenpeace, vorherrschende Methode der
Forest Action Network und anderen Holzgewinnung in British
Umweltorganisationen internationale Columbia, hier in den West
Aufmerksamkeit. Kootenays

34 Nr. 94/3.07
perspektiven

Schließlich stellten Provinzregierung,


First Nations, Holzindustrie, und NGO
am 7. Februar 2006 ihre Great Bear
Rainforest Vereinbarungen vor. Insge-
samt 2,1 Millionen Hektar, rund 100
Reservate, die zusammen ein Drittel
des Gebietes umfassen, werden vor
Holzeinschlag geschützt. Bis März 2009
muss die Landnutzung im übrigen Raum
auf die Grundlagen von EBM umge-
stellt werden. Außerdem stellen private
Stiftungen, Bundes- und Landesregie-
rung den First Nations 120 Millionen
kanadische Dollar zur Verfügung, um
umweltverträgliche, alternative Einkom-
mensmöglichkeiten in der Region zu
entwickeln. Damit sollen Projekte wie
Öko-Tourismus, die Nutzung von Nicht-
Holzprodukten und angepasste Formen
der Fischerei gefördert werden.

? Das Abkommen wird von einigen Um-


weltorganisationen kritisiert. Vor allem
bemängeln sie, dass die geschützten
Urwälder zum Überleben vieler Arten zu
klein seien. Und dass immer noch Urwäl-
der kahl geschlagen würden. Sind Deiner
Meinung nach die Hauptkritikpunkte
ausgeräumt worden?

! Die KritikerInnen übersehen gerne die


Größenordnung von jetzt zwei Millio-
nen Hektar geschütztem Urwald und
unterschätzen den Einsatz der erfor-

Geschäftsführer und Minister


erhielten eine digitale Count-
down-Uhr, die die Tage bis zum
31. März 2009 herunterzählt und
sie daran erinnert, die Vereinba-
rung zum Schutz des Great Bear
Rainforest umzusetzen

Nr. 94/3.07 35
perspektiven

derlich war, um zu diesem Ergebnis zu rung aller wesentlichen EBM Elemente.


kommen. An einem gewissen Punkt Unsere mühselige und oft unsichtbare
helfen Blockaden nicht weiter, wenn Arbeit besteht darin, alle Beteiligten auf
man zu einer Lösung gelangen will, die Kurs zu halten.
auch von Regierung, Industrie und First
Nations getragen werden soll. Leider ist Zu diesem Zweck haben wir eine
in Kanada bis heute keine Mehrheit für Webseite eingerichtet, die alle we-
den Totalschutz des Urwalds zu haben. sentlichen Schritte zur Umsetzung des
Das gilt auch für einige First Nations, die Gesamtpakets bis 2009 beschreibt
sich teilweise schon über zu viele Schutz- und den Fortschritt bewertet. Damit
gebiete in ihren Territorien beschweren alle Beteiligten erinnert werden, was
und nicht auf Holzgewinnung verzichten die Stunde geschlagen hat, haben wir
wollen, um aus der Armut zu gelangen. zur Vorstellung der Webseite im März
einen Zweijahres-Countdown gestartet.
Durch die wissenschaftliche Vorarbeit Geschäftsführer und Minister erhielten
vor der Festlegung der Schutzgebiete eine digitale Countdown-Uhr im Kredit-
wurde gewährleistet, dass nicht wie in kartenformat, die die Tage bis zum 31.
anderen Regionen Kanadas vor allem März 2009 herunterzählt und sie daran
wirtschaftlich uninteressante Gebiete, erinnert ihre Hausaufgaben zu machen.
die von Schnee und Eis bedeckt sind, Seitdem sprechen Beamte und Manager
geschützt werden. Das Schutzgebiets- bemerkenswert oft davon, dass die Uhr
system umfasst 34 Prozent des Urwald- tickt. Dennoch müssen wir weiter mit
bestandes, 40 Prozent der bekannten Industrie, Regierung und First Nations
Lachs-Laichgründe und 54 Prozent der darum ringen, nicht hinter die Vereinba-
Feuchtgebiete der Region. rungen zurückzufallen. Das ist mühsam,
aber lohnenswert, weil das Gebiet so
Noch wichtiger ist, dass durch die Ein- groß und ökologisch einzigartig ist.
führung von EBM bis 2009 zusätzlicher
Schutz kommt. Noch in diesem Jahr wer- ? Du hast für ROBIN WOOD als Tropen-
den Landnutzungsverordnungen für den wald-Campaigner gearbeitet, jetzt für
südlichen und nördlichen Teil des Great den Sierra Club. Was sind die größten
Bear Rainforestes verabschiedet. Je nach Unterschiede?
Seltenheit der Waldökosysteme müssen
dann auch außerhalb der Schutzge- ! Wie bei ROBIN WOOD arbeite ich hier
biete zwischen 30 und 70 Prozent des in einem sehr netten Team von etwa 20
Waldes bewahrt werden. Hinzu kom- MitarbeiterInnen. Der kanadische Sierra
men Auflagen für Rote-Liste-Biotope, Club wurde 1963 als Schwesterorganisa-
wertvolle Fischhabitate und Grizzly-Bär- tion des US-amerikanischen Sierra Club
Lebensräume. Die Umsetzung der neuen gegründet, 20 Jahre früher als ROBIN
Bestimmungen verläuft schleppend, aber WOOD. Seit 1989 ist die kanadische
bis März 2009 erwarten wir die Einfüh- Organisation eigenständig. Der Sierra

Die Mitarbei-
terInnen des
Sierra Clubs
engagieren
sich für den
Schutz der
kanadischen
Wildnis und
für wirksamen
Klimaschutz Fotos: Jens Wieting

36 Nr. 94/3.07
perspektiven

Thorsen Creek, Club finanziert sich neben Spenden und


Bella Coola Mitgliedsbeiträgen zum größten Teil aus
Stiftungsgeldern, der Etat von ROBIN
WOOD dagegen stützt sich ausschließ-
lich auf private Spenden.

Bemerkenswert ist außerdem, dass ich


innerhalb der Koalition der Umweltorga-
nisationen nur mit Frauen zu tun habe.
Greenpeace, Forest Ethics und Sierra
Club haben zusammen acht Leute für
den Great Bear Rainforest am Start. Ich
bin der einzige Mann in dieser Gruppe
und es ist großartig zu sehen, wie meine
Kolleginnen Industrielle und Beamte auf
Linie bringen.

? Vermisst Du Deutschland und wie


lange werdet Ihr noch in Kanada blei-
ben?

! Ich vermisse am meisten natürlich


meine Freunde und meine Familie, aber
auch guten Käse, Frühstücksbrötchen
und kritische Tageszeitungen. Aber wir
werden sicher noch mindestens zwei
Jahre bleiben und es wird schwer wer-
den, sich von den fantastischen Urwäl-
dern, Seeadlern und Schwarzbären zu
verabschieden.

Jens Wieting hat Landschaftsplanung


an der Technischen Universität in
Berlin studiert. Er war in der Entwick-
lungszusammenarbeit in Projekten
zum Schutz des Regenwaldes in
Zentralamerika tätig und Mitarbei-
ter in einem Berliner Planungsbüro.
Bei ROBIN WOOD engagierte er sich
von 2002 bis 2005 vor allem für den
Schutz der tropischen Wälder in In-
donesien. Seit Anfang 2006 lebt er in
Victoria, BC, in Kanada und arbeitet
als Wald-Campaigner für den Sierra
Club Kanada im Landesverband
British Columbia, Kontakt: jens@
sierraclub.bc.ca.

Sierra Club of Canada, BC chapter:


www.sierraclub.ca/bc
Fortschrittskontrolle im Great Bear Rain-
forest: www.greatbearwatch.ca
Rainforest Solutions Project:
www.savethegreatbear.org
Mehr über Ecosystembased Manage-
ment: www.citbc.org
Jens Wietings persönliche Webseite:
www.wieting.org

Nr.
Nr. 94/3.07
93/2.07 37
energie

Energiebilanz
positiv

Werner Behrendt und


seine Familie vor ihrem
Haus in Holste

Um den drohenden Klimawandel zu begrenzen, müssen die Industrienationen


mittelfristig ca. 80% Energie einsparen und ihre Energieversorgung weitgehend auf
regenerative Quellen umstellen. Werner Behrendt und seine Familie haben sich die
Frage gestellt: „Wozu brauchen wir wirklich Energie?“

I n den letzten fünf Jahren kamen


meine Frau, ich und unsere beiden,
mittlerweile volljährigen, Kinder mit
das mit Strom. Elektrische Wasserkocher von einer Sparlampe am Eingang und
sind daher nur sinnvoll in Haushalten
ohne Gasherd!
einer Lichterkette am relativ langen
Weg von der Straße zur Haustür gibt
800 bis 850 kWh (Bundesdurchschnitt es keine Lichtdekoration. Nachdem
ca. 3500 kWh) aus, obwohl wir neben Beim Kauf von Elektrogeräten empfiehlt sich Bewegungsmelder (die auch bei
den üblichen Haushaltsgeräten wie es sich neben den Verbrauchswerten ausgeschalteter Lampe ca. ein bis
Kühlschrank, Wasch- und Spülmaschine auf gute Qualität und Service zu achten. zwei Watt verbrauchen) zu sehr durch
noch eine Gefriertruhe, eine Regenwas- Im Falle eines Defektes sollte man sich das Gebüsch irritieren ließen, kehrten
serpumpe, eine solare Brauchwasseran- nicht einreden lassen, eine Reparatur wir wieder zum Handbetrieb zurück.
lage, Anrufbeantworter und Faxgerät lohne nicht, weil der Kauf eines neuen Sofern jemand zu Hause ist , schaltet
betreiben. Auf reine Komfortgeräte Billigprodukts doch viel günstiger sie/er die Außenbeleuchtung bei Ein-
wie Wäschetrockner, schnurlose Tele- sei. Teurer für die Umwelt ist er auf bruch der Dunkelheit ein und vor dem
fone, WLAN, etc. verzichten wir ganz jeden Fall, denn bei der Herstellung zu Bett gehen wieder aus. Bei 30 Watt
bewusst und nehmen kleinere Unan- der Geräte wird eine Menge Energie Gesamtleistung und ca. fünf Stunden
nehmlichkeiten wie Wäsche auf- und verbraucht. Betrieb in den dunkelsten Wintermo-
abhängen oder die etwas andere Licht- naten verbraucht sie fünf kWh pro
farbe von Sparlampen für den guten Fast alle Lampen sind mit Energiespar- Monat.
Zweck in Kauf. birnen bestückt und auch die brennen
nur da, wo sich jemand aufhält. Bei der Glühlampen gibt es nur in Räumen
Solange unser Strom vorwiegend in fos- Korblampe in der Küche ließen nach oder Ecken, die nur ganz kurz beleuch-
silen Kraftwerken mit weniger als 50% der Umstellung Lichtfarbe und Hellig- tet werden, wie der Vorratskammer
Wirkungsgrad erzeugt wird, ist das keit besonders zu wünschen übrig, bis oder dem Stauraum unter der Treppe.
Kochen mit Gas trotz der Wärmever- ich auf die Idee kam, den Schirm innen Dort sorgen Türschalter dafür, dass sie
luste am Herd umweltfreundlicher als mit Alufolie auszukleiden. Abgesehen bei geschlossener Tür immer aus sind.

38 Nr. 94/3.07
energie
Im Standby-Betrieb sind nur Anrufbe- dieser Einbau fertig ist, läuft der Kühl- Maschine sehr schnell voll, reicht auch
antworter und Faxgerät, die meine Frau schrank aber merklich seltener als früher. das Sparprogramm.
unbedingt für ihren Gärtnereibetrieb Wer keine Löcher in die Wand machen
braucht. Da die billigen Steckernetzteile kann, sollte zumindest für freie Zuluft Auch beim Waschen haben die Ansprü-
vieler Kleingeräte meist recht warm wer- vom Boden und guten Abzug nach oben che und Gewohnheiten mehr Einfluss
den, d.h. relativ viel Energie verschwen- sorgen. Mangelnde Luftzufuhr auf der auf den Energieverbrauch, als die Ener-
den, lohnt es sich, sie durch passende Rückseite kann auch den sparsamsten gieeffizienzklasse der heutigen Geräte.
Schaltnetzteile mit besserem Wirkungs- Kühlschrank ins Schwitzen bringen. Unterwäsche hat relativ wenig Volumen,
grad zu ersetzen: ein Watt Dauerleistung die gönne ich mir täglich frisch. Für stau-
verbraucht fast neun kWh im Jahr! Energiesparen in den bige oder dreckige Arbeiten im Garten,
Die Steuerung der Solaranlage muss nur eigenen vier Wänden auf dem Acker, in der Werkstatt oder auf
bei Sonnenschein aktiv sein, das lässt der Baustelle ziehen wir Arbeitsklamot-
sich recht einfach mit einer passend Wasch- und Spülmaschine benötigen ten an, die seltener gewaschen werden.
dimensionierten Solarzelle erreichen. Nur am meisten Strom für das Aufheizen des Die Waschmaschine läuft daher schät-
die Pumpe läuft dann mit Netzstrom. Wassers, deswegen habe ich beim Kauf zungsweise einmal die Woche, nur wenn
immer Priorität auf geringstmöglichen sie richtig voll ist. Wir waschen generell
Da der Stromverbrauch der Gefriertruhe Wasserverbrauch gelegt. Beide Geräte ohne Vorwäsche aber mit der „Eco“-
stark von der Umgebungstemperatur sind an die Warmwasserversorgung an- Taste, die für eine verlängerte Waschzeit
abhängt, wir aber keinen Keller haben, geschlossen, die Spülmaschine direkt, die sorgt. Wichtig ist die separate Einstell-
steht unsere im unbeheizten Nebenge- Waschmaschine über eine Duscharma- möglichkeit für die Waschtemperatur,
bäude. Ein Holzstapel vor der Südwand tur. Beim Start eines Waschganges wird damit man die auf das nötige Minimum
und etwas Alufolie in der verglasten sie manuell auf die Waschtemperatur reduzieren kann. Wir nehmen 60°C für
Eingangstür verhindern die Aufheizung eingestellt, nach ca. 10 Minuten zurück weiße und 50°C für Buntwäsche. Mit
des Raumes durch die Sonne recht auf „kalt“, da das Spülen genauso gut der Warmwasserspeisung braucht unsere
wirksam. Die im Winter eindringende mit Kaltwasser geht. Mittlerweile gibt inzwischen 18 Jahre alte Maschine nur
Kälte spart zusätzlich Strom. Da mir die es auch Waschmaschinen mit Heiß- und 0,35 bis 0,5kWh gegenüber 1,9 kWh bei
Isolierung auch der vor ca. 12 Jahren Kaltwasseranschluss, die vor 18 Jahren Kaltwasserbetrieb.
sehr sparsamen Truhe unnötig dünn er- bereits verfügbaren automatischen Vor-
schien, verkleidete ich unsere gleich nach schaltgeräte waren mir damals schlicht- Musikanlagen brauchen bei Zimmerlaut-
dem Kauf mit fünf Zentimeter dicken weg zu teuer. stärke normalerweise nicht mehr als 20
Hartschaumplatten. Zwischen Rückwand bis 30 Watt. Man muss sie also schon
und Kühlschlangen ließen sich zwar Gespült wird unser Geschirr normaler- einige Tage permanent betreiben, um
nur drei Zentimeter Wärmeisolierung weise mit dem 50°C-Normalprogramm, eine Kilowattstunde zu verbrauchen.
und ein Strahlungsreflektor aus Alufolie das je nach Warmwassertemperatur Nicht zu unterschätzen ist allerdings der
unterbringen, trotzdem kann sich der ca. 0,6 bis 1kWh verbraucht. Damit Standby-Verbrauch, den man am besten
Verbrauch des Gerätes von ca. 150 kWh sich keine Rückstände in der Maschine mit einer abschaltbaren Steckdosenleiste
pro Jahr ohne Weiteres mit den derzeit festsetzen, kommt gelegentlich ein hei- eliminiert. Deutlich energiehungriger im
modernsten Geräten messen lassen. ßeres Programm zum Einsatz. Wird die Betrieb sind üblicherweise Fernsehgeräte
und noch schlimmer Videobeamer.
Der Kühlschrank steht natürlich in der
Küche, der Bequemlichkeit wegen nicht Fazit: Energieeffiziente Haushaltsgeräte
auf dem Boden, sondern auf einem Un- sind wichtig, weit größeren Einfluss als
terschrank, der wie die gesamte Küchen- die Technik auf den Stromverbrauch
einrichtung einige Zentimeter von der haben jedoch Ansprüche und Gewohn-
Wand abgesetzt ist. Die Seite zum Herd heiten. Und wer neben diesen Sparmaß-
hin ist mit einer drei Zentimeter Dämm- nahmen noch auf Ökostrom umsteigt,
stoffplatte verkleidet, die an der Wand hat seine persönliche Klimabilanz deut-
hinter der Küchenzeile bis hinunter zum lich verbessert.
Boden anschließt und so verhindert,
dass warme Abluft vom Gasherd an die Werner Behrendt aus Holste ist
Kühlschrankrückseite gelangt. Der so langjähriger ROBIN WOOD-Ak-
gebildete Luftkanal hinter dem Kühl- tivist in den Bereichen Verkehr
schrank hat auf Bodenhöhe einen Durch- und Energie. Durch Wärmedäm-
bruch zum Flur, d.h. von dort kann kalte mung eines Altbaues, Solar-
Luft am Kühlschrank entlang aufsteigen, energienutzung, Heizen mit Holz
dessen Abwärme aufnehmen und so in und Radfahren setzt er seine
die Küche bringen. Wie viel Energie das Überzeugung in die Praxis um.
Foto: pixelio/Margit Fischer
einspart, habe ich nie genau erfasst. Seit www.msr.uni-bremen.de/werner

Nr. 94/3.07 39
energie
Tipps zum Strom sparen

Computer
Weltweit wurden bisher weit über eine Milliarde PCs verkauft. Computer spielen in immer mehr Bereichen unseres Lebens eine
große Rolle. Auch im privaten Sektor sind Rechner nicht mehr wegzudenken. Damit steigt aber auch der Energiebedarf für Com-
puter und gerade neuere Geräte verbrauchen zum Teil deutlich mehr Strom als ältere. Allerdings lassen sich durch relativ einfache
Maßnahmen bis zu 90% des Verbrauches einsparen.

Alle modernen Rechner besitzen Energiesparfunktionen. Unter dem Betriebssystem Windows lassen sie sich im Startmenü unter
„Einstellungen“, „Systemsteuerung“, „Energieverwaltung“ konfigurieren. Stellen Sie den Energiemanager so ein, dass der
Bildschirm nach 5 bis 10 Minuten und die Festplatte nach 15 bis 20 Minuten in den Ruhemodus geht. Allerdings verbraucht der
PC auch im Ruhemodus noch Energie. Sie sollten ihn darum bei längeren Arbeitspausen vollständig vom Netz trennen. Hilfreich
sind dabei schaltbare Steckerleisten, denn die am Rechner selbst vorhandenen Schalter trennen das Gerät oft nicht vollständig
vom Netz. Darüber hinaus kann man an
die Steckerleiste gleich auch die notwen-
Foto: pixelio
digen Zusatzgeräte wie Drucker, Scanner
oder auch Lautsprecher anschließen und
so mit einem Schalter all diese Geräte
gleichzeitig abschalten.

Wichtige Entscheidungen zum Ener-


gieverbrauch eines PCs werden aber
schon beim Kauf des Gerätes getrof-
fen, denn der Energiebedarf kann sehr
unterschiedlich sein. Insbesondere sind
Flachbildschirme deutlich sparsamer
als Röhrenmonitore. Eine Hilfe bei der
Auswahl finden Sie auf der Internetseite
www.energielabel.de.

Generell sollten Sie aber einen Neukauf


von Computern so weit wie möglich hin-
auszögern, denn, wie eingangs erwähnt:
Neue Geräte verbrauchen in der Regel
deutlich mehr Energie als alte.

Mit einfachen Maßnahmen den


Stromverbrauch des Computers
um 90 Prozent senken

Heizkessel als Stromfresser


Auch moderne Heizkessel verbrauchen Strom: für die Regelelektronik, für das Gasdruckregelgerät, für Ventilatoren und für
Umwälzpumpen. Das kann sich schon mal auf bis zu 500 kWh im Jahr summieren. Ein beachtlicher Brocken, denn ein sparsamer
Zwei-Personen Haushalt kommt im Jahr mit rund 1000 kWh aus. Der Gaskessel würde da alleine schon der halben Stromrech-
nung entsprechen.
Leider sind Heizungskessel in der Regel fest an das Stromnetz angeschlossen. Daher kann man den Stromverbrauch normaler-
weise kaum selbst messen und auch die Angaben auf den Typenschildern sind, wenn überhaupt vorhanden, bestenfalls Hin-
weise. Das alles macht es sehr schwer festzustellen, wie viel Strom der eigene Kessel denn nun tatsächlich verbraucht.

1. Fragen Sie daher Ihren Heizungsinstallateur beim Neukauf eines Kessels nach dem Stromverbrauch.
2. Überprüfen Sie, ob die Heizungspumpe im Sommer auch dann läuft, wenn Sie gar nicht heizen. Es gibt im Fachhandel Geräte,
die die Pumpe bei Nichtbedarf abschalten.
3. Heizungspumpen sind in der Regel auf mehrere Leistungsstufen einstellbar. Durch ausprobieren können Sie die niedrigste
Pumpenleistung ermitteln, mit der Ihr Haus noch zuverlässig warm wird. Schauen Sie in der Bedienungsanleitung nach oder
fragen Sie Ihren Heizungsinstallateur.
Werner Brinker, Darmstadt

40 Nr. 94/3.07
„Ich hab‘s papiert“

jugendseite
Der Wettbewerb„Ich hab‘s papiert“ wurde von Jugendlichen für Jugendliche
gemeinsam mit der „Initiative 2000 plus – Schulmaterialien aus Recyclingpa-
pier“ NRW entwickelt. Die Jugendlichen waren aufgerufen eigene Projekte
für einen bewussten und umweltschonenden Papierkonsum auf die Beine zu
stellen und sich aktiv und kreativ als Künstler, Forscher oder Zukunftsvisio-
näre zu betätigen. Gefördert wurde das Projekt vom Ministerium für Umwelt
und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, NRW.

„Jede Idee zählt“ - mit diesem Slogan gehörten zwei Jugendliche und vier
wurde über ein Jahr für den Wettbewerb VertreterInnen aus Papiergroß- und Fach-
geworben, und Ende Mai waren sie handel, Umweltbildung und Pressearbeit 500 Euro, die Viert- und Fünftplazierten
dann im Kampagnenbüro angekommen: an. Die Jury beurteilte die Beiträge da- Sachpreise im gleichen Wert. Zusätzlich
50 tolle Beiträge, die eine unglaubliche nach, wie originell die Idee des Projektes durfte das begeisterte Publikum noch
Kreativität, großes Engagement und war, wie gut sie umgesetzt wurde, aber zwei weitere Beiträge bestimmen, die
einen vorbildlichen Arbeitseinsatz der auch nach Aspekten wie Erfolg, Öffent- jeweils mit einem Preis zu jeweils 250
Jugendlichen zeigten. Die Bandbreite lichkeitswirkung und Nachhaltigkeit. Euro ausgezeichnet wurden.
reichte von ganz kleinen Projekten bis
hin zu groß angelegten Schulprojekten. Am 15. Juni 2007 war es dann so- Und auch, wenn nicht alle Projekte
Da gab es künstlerische Beiträge wie weit: Von den 50 eingereichten Pro- gewonnen haben, „jede Idee zählte“ auf
eine Ausstellung in und auf Papierton- jekten wurden die 15 Nominierten im dem Weg zu einem besseren Papierkon-
nen, die mit Zeitungen aus aller Welt Landesumweltministerium von NRW der sum! Alle eingereichten Projekte werden
beklebt waren und innen über die Öffentlichkeit präsentiert. Die jugend- auf der Internetseite der Jugendkam-
weltweiten Auswirkungen unseres Pa- lichen VertreterInnen aller 15 Projekte pagne veröffentlicht, um hoffentlich
pierkonsums aufklärten. Webpages, ein wurden von Eckhard Uhlenberg, Minister viele zum Nachmachen anzuregen
Film, ein Theaterstück, viele Powerpoint- für Umwelt und Naturschutz, Land- www.ich-habs-papiert.de.
Präsentationen und sogar ein Videospot wirtschaft und Verbraucherschutz und
mit dem Titel „Du bist Regenwald“ zugleich Schirmherr der Initiative, mit
waren entstanden. Andere Gruppen einer Urkunde geehrt. Danach hatte Hafssa El-Bouhamouchi ist Schü-
organisierten ihren eigenen Schulhefte- der Umweltminister die Aufgabe, die lerin und hat beim Partner der
verkauf in den Pausen und machten fünf besten Projekte auszuzeichnen. „Initiative 2000 plus“ ARA e.V. in
das Nutzen von Recyclingpapier an der Die ersten drei von der Jury ermittelten Bielefeld ein Praktikum absolviert
ganzen Schule zum gemeinsamen Ziel. Gewinner erhielten ein Preisgeld von je ara@araonline.de
Die Schülergruppe eines Gymnasiums
errechnete zum Beispiel ganz genau den Umweltminister Uhlenberg zeichnet die SchülerInnen der 8e, Gymna-
Umweltvorteil ihrer bisherigen Aktivi- sium Löhne, mit einem Preis für ihr Projekt „Papyrus-Shop“ aus
täten: „Mit dem Verkauf von Schulhef-
ten aus Recyclingpapier haben wir in
fünf Jahren insgesamt 3.222 Kilogramm
Recyclingpapier verkauft und dadurch
7.088 Kilogramm Holz, 273.870 Liter
Wasser und 8.055 Kilowattstunden elek-
trische Energie eingespart. Das entspricht
14 Bäumen und dem durchschnittlichen
Strom- und Wasserverbrauch einer vier-
köpfigen Familie in zwei Jahren.“

B ei so vielen tollen Wettbewerbsbei-


trägen fiel es den Vertreterinnen
der Initiative 2000 plus sehr schwer, die
besten 15 Beiträge zu nominieren. Sechs
Jurymitglieder hatten dann die schwie-
rige Aufgabe, aus diesen Projekten die
fünf Gewinner zu ermitteln. Der Jury

Nr. 94/3.07 41
bücher

So werden Sie Klimaretter!


Sie möchten das Klima retten, wissen aber noch nicht genau, wie? Dann gibt es jetzt
Erste Hilfe für Sie. Die Journalisten Toralf Staud und Nick Reimer haben in ihrem neuen
Buch „Wir Klimaretter. So ist die Wende noch zu schaffen“ eine Fülle von Ideen zusam-
mengetragen, was zur Rettung des Klimas zu unternehmen ist.
Nach einer kurzen und prägnanten Problemanalyse stellen sie im Hauptteil des Buches
Lösungen vor: „Weniger Fleisch - und mehr Bio“, „Sparsame Autos fahren“ oder
„Niedrig-Energie-Städte bauen“ lauten die Überschriften. Am Ende jedes Kapitels un-
terbreiten sie Vorschläge, was in den nächsten zwölf Monaten passieren muss. Darunter
sind auch etliche Tipps für KonsumentInnen. Wohl wissend, dass mit ein paar Ener-
giesparlampen allein, die Welt kaum zu retten sein wird, mischen sich Staud und Reimer
aber auch kräftig in politische Debatten ein und liefern Argumente, die sicher auch
innerhalb der Umweltbewegung für spannende und kontroverse Diskussionen sorgen
können. So schlagen sie beispielsweise vor, private Kohlenstoff-Konten einzurichten. An
der Tankstelle würde der Kassierer dann künftig sagen: „Ihre Kohlenstoff-Karte bitte!“
Wenn nicht mehr genug Guthaben darauf wäre, würde dem getankten Benzin automa-
tisch ein Aufpreis pro Liter aufgeschlagen. Rund ums Mittelmeer, so eine weitere Idee
des Autoren-Duos, sollen Parabolrinnenkraftwerke gebaut werden, die aus Sonnenen-
ergie gewonnenen Strom über ein Netz neuer Hochspannungskabel nach Deutschland
liefern. Von Landwirtschaftsminister Seehofer fordern sie die Einführung eines „Holzgro-
schens“, mit dem energieintensive Baustoffe wie Ziegel oder Zement belastet würden.

Das Buch ist seriös recherchiert und anschaulich geschrieben. Den Autoren gelingt es
wunderbar, ihre Analysen mit journalistischen Recherchen zu verschränken, so dass da-
bei kurzweilige und stets gut verständliche Geschichten heraus kommen. Die Wunschle- Toralf Staud / Nick Reimer
serin der beiden wird von dem Buch so inspiriert sein, dass sie ihren Zehn-Punkte-Plan Wir Klimaretter
zum Klimaschutz aufstellt und konsequent verfolgt. Falls dann doch mal etwas nicht So ist die Wende noch zu schaffen
ganz so klimafreundlich laufen sollte, wie geplant, gibt es auch dafür eine Lösung: Kiepenheuer & Witsch
einmal beichten gehen im Internet-Seite unter www.Wir-Klimaretter.de Köln 2007
317 Seiten, 8,95 Euro
Ute Bertrand, Hamburg ISBN 978-3-462-03908-5

Klimawandel
Das Problem ist riesig, die wissenschaftlichen Zusammenhänge sind komplex und
die ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen immens. Die
globalen Folgen des Klimawandels sind nicht mehr zu leugnen. Hier findet sich eine
unbequeme Wahrheit zwischen zwei Buchdeckeln: Kompakt, präzise, leicht ver-
ständlich und auf den Punkt gebracht analysiert Shelley Tanaka die Ursachen und
Auswirkungen der globalen Erwärmung und befasst sich mit den Schlüsselfragen des
Klimawandels. Wie funktioniert das Klimasystem der Erde und was hat zu der globa-
len Erwärmung geführt? Warum fällt es uns so schwer einzusehen, dass wir unseren
Lebensstil ändern müssen und was können wir tun?

Dabei betrachtet die Autorin das Problem nicht nur auf politischer und ökono-
mischer, sondern auch auf philosophischer Ebene. Shelley Tanaka beschreibt
Strategien von Regierungen und Konzernen, die die emotionale Aufgeladenheit
der Debatte zu ihren Gunsten zu wenden wissen und zeigt Möglichkeiten auf, wie
wir mit unseren alltäglichen kleinen und großen Entscheidungen einen Beitrag zur
Rettung unseres Planeten leisten können.

Shelley Tanaka In seiner guten Verständlichkeit und flotten Schreibe ist das Buch typisch amerika-
Klimawandel nisch. Es liefert für Einsteiger in das Thema einen guten Überblick und ist auch schon
Gerstenberg Verlag, August 2007 für Jugendliche sehr gut geeignet, sich Basiswissen anzueignen.
144 Seiten, 9,90 Euro
ISBN: 978-3836925761 Sabine Genz, Berlin

42 Nr. 94/3.07
bücher

Wider die Rennpanzer


„Ein Tempolimit findet parlamentarisch keine Mehrheit.“ Kurz und bündig bü-
gelte Minister Sigmar Gabriel das Thema beim jährlichen Treffen mit Umweltver-
bänden ab. Ebenfalls im April erschien das Buch „Rasen im Treibhaus – Warum
Deutschland ein Tempolimit braucht“ von Wolfgang Zängl. Der Münchner
Soziologe zeichnet nach, wie 1934 die „Reichs-Straßenverkehrs-Ordnung“ Ge-
schwindigkeitsbeschränkungen „zur Förderung des Kraftfahrzeuges“ abschaffte
und in der Bundesrepublik von ihrer Gründung bis heute alle Regierungen, gleich
welcher Couleur, ein Tempolimit verhindern.

Damit steht Deutschland in Europa und unter den Industrieländern allein da.
Obwohl nach einer aktuellen Forsa-Umfrage zwei Drittel der Befragten eine Ge-
schwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen wollen, herrscht auf den meisten der
12.000 deutschen Autobahn-Kilometer das Prinzip „Freie Fahrt für freie Bürger“.
Mit Tempo 120 auf Autobahnen ließen sich nicht nur jährlich über drei Millionen
Tonnen Kohlendioxid einsparen, auch die Autoindustrie würde zur Abrüstung
ihrer Modelle motiviert.

Denn nach einer BUND-Recherche liegt die Spitzengeschwindigkeit von Neuwa-


gen der Marken Audi, BMW, Porsche und Mercedes im Schnitt bei 240 km/h. Wolfgang Zängl
Das schlägt auf´s Gewicht und den Verbrauch: Der Porsche-Rennpanzer Cayenne Rasen im Treibhaus - Warum
verfeuert bei 270 km/h Spitze sagenhafte 66 Liter auf 100 Kilometern. Das Buch Deutschland ein Tempolimit braucht
von Zängl ist kenntnisreich, spannend, lesenswert und notwendig. Gesellschaft für ökologische For-
schung 2007
212 Seiten, 12 Euro
Monika Lege, Hamburg ISBN 978-3-922491-10-1

Dschungelwelt
Die unerschöpfliche Artenvielfalt des tropischen Regenwaldes fasziniert auch schon
die jüngsten Menschen. Kinder lieben mystische Fabeln, rhythmische Gesänge,
Verkleidungs- und Verwandlungsspiele, Basteln und Leckereien. Auf so abwechs-
lungsreiche Art und Weise begeistern Pit Budde und Josephine Kronfli in ihrem Buch
„Regenwald & Dschungelwelt“ Kinder für die Regenwälder der Welt.

Wie funktioniert das Ökosystem Regenwald? Warum ist er so wichtig für unser
Klima? Diese grundlegenden Fragen werden beantwortet. Im Mittelpunkt des Buches
und der gleichnamigen CD stehen jedoch die Bewohner der Regenwälder Südame-
rikas, Südostasiens, Afrikas und Nordwestamerikas. Sie werden mit ihren Lebenswei-
sen, Spielen, Tänzen, Liedern und Rezepten vorgestellt, ebenso wie die unterschied-
lichsten Tiere und zahlreiche Pflanzen.Eine Sammlung von Tier- und Spielliedern
sowie Tänzen aus verschiedenen Regenwald-Regionen auf der CD ergänzt das Buch
und rundet das vielfältige Angebot zum Thema Regenwald ab. Die Musik verbindet
die fremden Klänge von Schwirrholz, Regenwaldtrompete, Stampfholz, Wasser-
trommeln oder Daumenklavier mit Gitarre, Bass und Percussion, ist ausgesprochen
rhythmisch und wird von Kindern gerne mitgesungen und geklatscht.

Musik und Spiele richten sich schon an die jüngsten Kinder ab vier Jahre, auch die
meisten Fabeln und Geschichten des Buches sind bereits für diese Altersgruppe Pit Budde und Josephine Kronfli
geeignet. Anders verhält es sich mit den Sachtexten über das Ökosystem Regenwald, Regenwald & Dschungelwelt
die selbst für Zehnjährige noch zu anspruchsvoll sind. Insofern ist „Regenwald & Ökotopia Verlag
Dschungelwelt“ eher ein Buch für Eltern, die ihre Kinder für diese faszinierende Welt Münster 2006
interessieren möchten. Und das ist notwendig, denn Regenwälder werden uns auch Buch mit 123 Seiten, 18,90 Euro
in Zukunft beschäftigen, ob im Positiven oder im Negativen. ISBN 978-3-936286-96-0
CD 55 Minuten, 14,90 Euro
Sabine Genz, Berlin ISBN 978-3-936286-97-7

Nr. 94/3.07 43
internes

Wie gedruckt...
Magazin im Rollen- Seit 1992 wird das ROBIN WOOD-Magazin vom
Offsetdruck Druckhaus Bayreuth gedruckt. Technisch hat sich
in den vergangenen 15 Jahren einiges getan.

B is Ende 2006 wurde


das Magazin im Bogen-
Offsetdruck produziert. Der
das Magazin farbiger, über-
sichtlicher und lesefreundlicher
zu gestalten.
gesamte Druck dauerte bis zu
zwei Tage. Seit Anfang 2007 11.000 Exemplare des ROBIN
läuft das ROBIN WOOD-Ma- WOOD-Magazins werden
gazin über die neue Rollen- pro Ausgabe viermal im Jahr
offset-Druckmaschine und in Bayreuth gedruckt, 3000
ist in der gleichen Zeit bereits davon sind mit der letzten
gefalzt, geheftet und für den Ausgabe erstmals auch am
Postversand mit den Adressen Kiosk erhältlich. Der Zeitschrif-
versehen. Gedruckt wird das tenmarkt ist hart umkämpft,
Magazin auf 100% Recycling- aber wir hoffen mit dem Ver-
papier der Marke Recymago kauf ein größeres Publikum für
matt, das mit dem Blauen unsere wichtigen umweltpoli-
Engel ausgezeichnet ist. tischen Themen zu gewinnen.

Fotos: Dagmar Rohmer Stimmt die Qualität? Das Magazin Nr. 93 ist im Schreiben Sie uns, wie Ihnen
neuen Layout erschienen. das neue Magazin gefällt und
Dafür wird der Satz des unterstützen Sie uns, indem
ROBIN WOOD-Magazins mit Sie bei Freunden und Ver-
Unterstützung des Druckhaus wandten für uns werben. Wer
Bayreuth jetzt direkt von der ein Jahresabo verschenkt oder
Redaktion in Schwedt reali- selbst abonniert, bekommt
siert. Das spart bis zu einem den Film „Bahn unterm Ham-
Viertel der Produktionskosten. mer“ auf DVD als Geschenk
Ein wichtiger Faktor für RO- von ROBIN WOOD (siehe Seite
BIN WOOD, denn der Verein 47 und 48).
muss ausschließlich mit Spen-
dengeldern kostengünstig Christiane Weitzel,
wirtschaften. Die Redaktion Schwedt
hat die Gelegenheit genutzt,

Verarbeiten
und Beilegen

Verpacken und
Verschicken

44 Nr. 94/3.07
Einladung! internes

25 Jahre
ROBIN
WOOD

Jubiläumstörn für Förderer


Kommen Sie an Bord!
Schon bald haben wir 25 Jahre Gute Musik, ein leckeres Büffet und
schwere See, Stürme, Strömungen viele interessante Gespräche werden
und Untiefen überstanden! Auch nicht fehlen.
durch Sie sind wir nie gekentert und
hatten immer eine Handbreit Wasser Lassen Sie uns die Abenteuer
unterm Kiel. Das ist wirklich ein und Erfolge der letzten 25 Jahre
guter Grund, um sich gemeinsam gemeinsam ein kleines bisschen
eine Flussfahrt zu gönnen! feiern!

Deshalb laden wir Sie herz- Um die Spenden für die Kampagnen zu
lich ein: Am Samstag, den schonen, bitten wir um einen Kosten-
17.11. 2007 schippern wir beitrag von 25 Euro.
mit Ihnen auf der „Han-
seat“ die Weser hinunter. Bitte melden Sie sich bald per Post oder
per E-Mail an: Wir freuen uns auf Sie!
Wir legen um 13 Uhr in Bremen am ROBIN WOOD e.V.
Martinianleger ab und sind um 17 Postfach 10 21 22 Ihre
Uhr wieder zurück. 28021 Bremen
djoeke.lueken@robinwood.de
Genießen Sie mit uns interessante
Ausblicke auf diesen Fluss. Unsere Selbstverständlich sind wir Ihnen auch Djoeke Lueken
Weser-Expertin, Annegret Reinecke, gerne bei der Reservierung eines Hotel- und das
wird uns dabei begleiten. zimmers behilflich. ROBIN WOOD-Team

Nr. 94/3.07 45
post impressum

Heiraten und für einen Nummer 94/3.07


guten Zweck spenden Magazin
Beides haben Elisabeth und Willi Kammelter verbunden und Ihre Hoch-
zeitsgäste gebeten, statt Geschenken eine Spende an ROBIN WOOD zu Zeitschrift für Umweltschutz
überweisen. Beide sind Lehrer und in den 50ern. ROBIN WOOD bedankt und Ökologie
sich ganz herzlich für diese großzügige und originelle Unterstützung und
wünscht dem Brautpaar alles Gute auf dem gemeinsamen Lebensweg. Erscheinungsweise vierteljährlich

Schüler-Spalier vor dem Standesamt in Söhrewald


Redaktion
Sabine Genz, Angelika Krumm, Annette
Littmeier, Christian Offer, Regine Richter, Dr.
Christiane Weitzel (V.i.S.d.P.)

Verantwortlich für Layout, Satz, Fotos und


Anzeigen ist die Redaktion

Verlag
ROBIN WOOD-Magazin
Lindenallee 32, 16303 Schwedt
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