Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Das Handbuch
Öffentlichkeits -
beteiligung
In Zusammenarbeit mit:
Österreichische Gesellschaft
für Umwelt und Technik
Das Handbuch
Öffentlichkeitsbeteiligung
Die Zukunft gemeinsam gestalten
AutorInnen
Impressum:
ÖGUT-News 01/2005
Medieninhaber und Herausgeber:
Österreichische Gesellschaft für Umwelt
und Technik (ÖGUT),
Hollandstraße 10/46, 1020 Wien und
Bundesministerium für Land- und Forst-
wirtschaft, Umwelt und Wasserwirt-
schaft (Lebensministerium),
Stubenbastei 5, 1010 Wien
Projektkoordination Auftraggeber:
Rita Trattnigg, Lebensministerium
Projektleitung: Martina Handler, ÖGUT
Redaktionelle Bearbeitung: Anita Zieher
Gestaltung: A BISS Z PRODUCTIONS,
1090 Wien
Cartoons: Klaus Pitter, 1170 Wien
Druck: just-print-it, 4020 Linz
Copyright:
Bundesministerium für Land- und Forstwirt-
schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und
Österreichische Gesellschaft für Wien, Jänner 2005
Umwelt und Technik (ÖGUT) 1. Auflage
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Vorwort
Vorwort
Die Öffentlichkeit bei Entscheidungen einzubeziehen, die sie betreffen, ist eine
wichtige Voraussetzung für eine zukunftsfähige Entwicklung und Kernelement
eines modernen Politikverständnisses. Um die Zukunft gemeinsam zu gestalten,
bedarf es der Mitwirkung aller gesellschaftlichen Kräfte: Der Bürgerinnen und
Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und NGOs ebenso wie
der Politik und Verwaltung. Aktives Engagement ist das Fundament für die
Zukunftsfähigkeit unserer Lebensräume.
Wenn Betroffene zu Beteiligten werden, können Vorhaben und Projekte wie bei-
spielsweise die nachhaltige Entwicklung von Flusslandschaften, der Ausbau des
Straßen- und Schienennetzes oder innovative Entwicklungs- und Mobilitätskonzep-
te für den ländlichen Raum gelingen und umgesetzt werden. Dabei ist die Balance
entscheidend: Nur der Ausgleich von verschiedenen Interessen und Ansprüchen
kann langfristig zu einer gesunden und lebenswerten Umwelt, wirtschaftlichem
Erfolg und Wohlstand und sozialem Zusammenhalt in der Gesellschaft führen.
Aktuelle Vereinbarungen und Konzepte auf österreichischer und EU-Ebene wie die
Aarhus Konvention, das EU-Weißbuch „Europäisches Regieren“, diverse EU-Richt-
linien und die Österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung setzen auf
die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger und Vertreterinnen und Vertreter
verschiedener Interessen. Damit alle Beteiligten davon profitieren, braucht es
jedoch geeignete Rahmenbedingungen und Qualitätskriterien. Dazu finden Sie in
diesem Handbuch in Form von Check-Listen viele nützliche Anregungen und
Empfehlungen.
Ihr Umweltminister
Josef Pröll
2
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Geleitwort
Geleitwort
Das vorliegende Handbuch ist ein wichtiger Meilenstein der ÖGUT gemein-
sam mit dem Lebensministerium und weiteren ÖGUT-Mitgliedern auf dem
Weg, die Idee von Beteiligung und konsensualer Konfliktlösung sowie das
Wissen darüber in Österreich stärker zu verankern. Es setzt unsere
vielfältigen Aktivitäten zum Thema Partizipation erfolgreich fort, wobei ich vor
allem das Handbuch Umweltmediation und die Einrichtung der Website
www.partizipation.at, auf der Sie eine Fülle von Informationen zum Thema und
Beispiele partizipativer Prozesse finden, hervorheben möchte.
Herbert Greisberger
Generalsekretär
3
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Inhalt
Inhalt
• Skaterpark Am Schöpfwerk,Wien.............................................................................................................. 23
• Mediationsverfahren Natura 2000 Verwall im Montafon...................................................................... 24
• Leitbildentwicklung für die Flusslandschaft der Möll............................................................................. 26
• Lebenswert Wohnen – Schwerpunkt im Rahmen des Grazer EU-LIFE Projektes G.O.A.L. ....... 28
• Planungszelle Obere Neutorgasse, Graz .................................................................................................. 30
• Jugenddeklaration zur Nachhaltigen Entwicklung der Bodenseeregion ............................................ 32
• Lokaler Aktionsplan für Beschäftigung und Bildung (LABB) Munderfing .......................................... 34
• Regionalcluster Hartberg – Entwicklung eines regionalen Wirtschaftsraumes............................... 36
• „Nachhaltige Verwaltung“ Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf/Krems............................................... 38
• Gemeinden mobil – Nachhaltige Mobilität – Mikronetzwerk Rheintal............................................. 40
• Lokale Agenda 21 Alsergrund – Verkehrsberuhigung im Grätzel Himmelpfortgrund,Wien ........ 42
• Offener Planungsprozess für die 2.Tunnelröhre der A10 Tauernautobahn...................................... 43
• Strategische Umweltprüfung (SUP) zum Wiener Abfallwirtschaftsplan ............................................ 44
• Verschiedene Herkunft – Gemeinsame Zukunft – „Integrationsleitbild der Stadt Krems“.......... 46
Praxismaterial 50
• Nutzen der Öffentlichkeitsbeteiligung – Argumente für verschiedene AkteurInnengruppen ....... 50
• Initiierung von Beteiligungsprozessen – Checkliste................................................................................ 53
• Vorbereitung von Beteiligungsprozessen – Checkliste.......................................................................... 54
• Durchführung von Beteiligungsprozessen – Checkliste........................................................................ 55
• Öffentlichkeitsarbeit in Beteiligungsprozessen – Checkliste .............................................................. 56
• Finanzierung von Beteiligungsprozessen –
Übersicht über regionale, nationale und EU-Förderungen .................................................................. 57
Methoden 58
Glossar 62
Literatur, Internet-Adressen 63
AutorInnenverzeichnis, Dank 64
4
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Einleitung
Sich beteiligen heißt
die Zukunft mitgestalten
Immer mehr Menschen wollen bei der Gestaltung ihres Lebensumfeldes wie etwa ihres
Stadtviertels, ihrer Gemeinde oder Region mitreden. Sie wollen mitbestimmen, wenn
es um zukünftige Entwicklungen und damit um ihre Lebensqualität geht. Auch viele
EntscheidungsträgerInnen aus Politik und Verwaltung sehen den Nutzen des Austausches
und der Zusammenarbeit mit interessierten BürgerInnen immer deutlicher.
5
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Öffentlichkeitsbeteiligung –
was ist das?
eine Industrieanlage soll erweitert werden – es gibt viele Beispiele für Vorhaben,
die Auswirkungen auf unsere Lebenswelt haben.
6
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Anwendungsfelder der
Öffentlichkeitsbeteiligung
Basiswissen
Bei welchen Aufgabenstellungen ist Öffentlichkeitsbeteiligung möglich? Praxisbeispiele
Die Antwort lautet: fast überall! Das zeigt die folgende Übersicht mit einigen S. 22 ff.
Praxisbeispielen aus Österreich.
7
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Einsatz der
Öffentlichkeitsbeteiligung
Um Missverständ-
nissen vorzubeugen:
Ein Beteiligungs-
prozess ist KEIN
Gerichtsverfahren!
8
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Stufen der
Öffentlichkeitsbeteiligung
Basiswissen
Beteiligungsprozess sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
9
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Ist die Errichtung von Betriebsanlagen, Straßen oder Einkaufszentren u. a. geplant, so sind Kapitel
Basiswissen
10
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Basiswissen
Sie sind aber keine Wundermittel, die Sie immer und überall zur Problemlösung
einsetzen können.
11
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
12
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Basiswissen
Nachhaltigen Entwicklung (Glossar) stehen in einem engen Zusammenhang.
13
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Wie Öffentlichkeitsbeteiligung
beginnt
14
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Durchführung
Recherchieren Sie in Zeitungen durch das Projekt ist ebenfalls
und im Internet und suchen Sie eine wichtige, vertrauensbildende
das Gespräch mit Personen aus Maßnahme.
Ihrer Gemeinde oder Ihrem
Umfeld. Sie können sich auch bei
BürgerInnenbüros, den Landesum- Klären Sie, ob die Voraus-
weltanwaltschaften oder im setzungen für einen formalen
Gemeindeamt erkundigen. Beteiligungsprozess gegeben
sind
Wenn Sie als BürgerIn oder Ver-
treterIn einer Interessengruppe Wenn an die Verwaltungsbehörden
noch Verbündete für eine Initiative ein Anliegen oder Projekt heran-
suchen, machen Sie Ihr Thema getragen wird, wird untersucht, ob
öffentlich: über Zeitungsartikel, Öffentlichkeitsbeteiligung ver-
Veranstaltungen, Plakate, Postwurf- pflichtend vorgesehen ist, bei-
sendungen, Flugzettel oder per- spielsweise in einem UVP-Verfah-
sönliche Gespräche. Gibt es zu ren, bei einer Strategischen Um-
Ihrem Thema noch keine Initiative weltprüfung (SUP Glossar), bei
und haben Sie vor, eine zu grün- einer Flächenwidmungsplanung
den, definieren Sie gemeinsam mit oder bei wasserwirtschaftlichen
anderen Interessierten Ihre Ziele Planungen.
und zwar möglichst konkret: Was
wollen Sie erreichen? Wie soll die Erkundigen Sie sich als BürgerIn
Situation aussehen, nachdem der oder InteressenvertreterIn, wann
Beteiligungsprozess erfolgreich und in welcher Form Sie Einfluss-
verlaufen ist? Stellen Sie sich Ihre möglichkeiten haben, um keine
Ziele möglichst bildhaft vor, denn Fristen zu versäumen. Das können
Bilder sind ideale Zugpferde. Sie beispielsweise in Ihrem
Wichtig ist, dass Ihre Ziele realis- Gemeindeamt, bei den zuständigen
tisch sind. Sie können auch zwi- Verwaltungsbehörden oder bei
schen Zielen unterscheiden, die den Umweltanwaltschaften tun.
Sie unbedingt erreichen wollen
und solchen, bei denen Sie notfalls
auch Abstriche in Kauf nehmen.
15
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Wägen Sie den Nutzen eines Entwickeln Sie Ideen für den
informalen Beteiligungsprozesses Ablauf des Beteiligungsprozesses
ab
Wenn Sie einen intensiveren Beteili-
Überlegen Sie, ob die vorgesehenen gungsprozess durchführen möchten,
verpflichtenden Beteiligungsmöglich- überlegen Sie, wie ein solcher Pro-
keiten für die Umsetzung Ihres An- zess für Ihr spezielles Thema aus-
liegens oder Projektes ausreichen sehen könnte.
oder ob nicht ein intensiverer Be-
teiligungsprozess möglicherweise Schreiben Sie Ihre Ideen nieder und
bessere und nachhaltige Ergebnisse formulieren Sie ein erstes Konzept.
bringt. Damit werden Ihre Ideen auch für
andere Personen nachvollziehbar,
Ist formal keine Öffentlichkeitsbetei- die Sie von der Sinnhaftigkeit Ihres
ligung vorgesehen, wägen Sie den Vorhabens überzeugen wollen.
Nutzen eines informalen Beteili- Überlegen Sie dabei auch, welchen
gungsprozesses ab; insbesondere Nutzen ein Beteiligungsprozess für
wenn es sich um ein konfliktträchti- andere betroffene Gruppen, die
ges Thema handelt, Sie als Vertreter- politischen EntscheidungsträgerIn-
In der Politik oder Verwaltung mit nen oder die Verwaltung haben kann
der Bevölkerung neue Wege der und wo die Chancen und Risken
Zusammenarbeit suchen, eine liegen.
außergewöhnliche Idee verwirk- Argumente, die Ihnen bei der Über-
lichen oder die größtmögliche zeugungsarbeit helfen können, fin-
Akzeptanz für ein Vorhaben er- den Sie auf Seite 50 (Nutzen von
reichen wollen. Öffentlichkeitsbeteiligung)!
16
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Zur Planung Ihres Beteiligungspro- Klären Sie, wer die Leitung oder Praxisteil
zesses können Sie sich auch nütz- Koordination im Beteiligungspro- Finanzierung
liche Tipps und Informationen bei zess übernimmt und wie die S. 57
professionellen ProzessbegleiterIn- Finanzierung aussieht.
nen (Glossar) holen.
Stimmen Sie das Konzept für den
Beteiligungsprozess mit den Betei-
Klären Sie die Möglichkeiten für ligten ab.
einen Beteiligungsprozess mit
anderen Betroffenen, der Politik
und der Verwaltung ab
Durchführung
Informieren Sie sich
Kontaktieren Sie als BürgerIn bzw. und andere
InteressenvertreterIn die zuständi-
gen PolitikerInnen oder Verwal-
tungsstellen, um heraus zu finden, Klären Sie, ob die Voraussetzungen für einen formalen
ob diese einen Beteiligungsprozess Beteiligungsprozess gegeben sind
zu Ihrem Anliegen unterstützen
würden. Stellen Sie Ihr Konzept
für einen Beteiligungsprozess vor Wägen Sie den Nutzen eines informalen
und streichen Sie den Nutzen Beteiligungsprozesses ab
(S. 50) des Vorhabens heraus.
Für BürgerInnen und Interessen- Entwickeln Sie Ideen für den Ablauf
vertreterInnen ist es sinnvoll, als des Beteiligungsprozesses
Gruppe aufzutreten, um zu doku-
mentieren, dass hinter der Idee
Klären Sie die Möglichkeiten für einen
nicht nur einzelne Personen, son-
Beteiligungsprozess mit anderen Betroffenen,
dern viele Menschen stehen.
der Politik und der Verwaltung ab
17
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Wie Öffentlichkeitsbeteiligung
gelingt
Checklisten
Entscheidend für das Gelingen des Beteiligungsprozesses ist eine profunde Vorbereitung und
Vorbereitung. Dadurch schaffen Sie bereits vor dem Beginn der ersten Durchführung
Veranstaltung günstige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Verlauf. Während S. 54 ff.
der Durchführung des Prozesses empfiehlt es sich, kontinuierlich zu reflektieren,
ob die erforderlichen Qualitätskriterien beachtet werden, damit Ihr Vorhaben den Erfolgskurs hält.
18
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Durchführung
weltinteressen können durch Um- tungen oder Sitzungen, für das
weltschutzorganisationen oder die Lesen von Unterlagen, die Beschaf-
Umweltanwaltschaften der Bun- fung zusätzlicher Informationen,
desländer eine Stimme bekom- für Abstimmungsgespräche oder
men.Wichtig ist, dass alle betroffe- die Organisation von Treffen ein-
nen Interessengruppen zur Teilnah- planen. Der zeitliche Rahmen soll-
me eingeladen werden. Frauen und te ausreichend und realistisch
Männer sollen möglichst in einem bemessen sein, um nicht unnötig
ausgewogenen Verhältnis vertreten Zeitdruck zu produzieren und
sein. einen Zeitpuffer für unvorherseh-
bare zusätzliche Erfordernisse zu
Für eine erfolgreiche Zusammen- haben.
arbeit im Beteiligungsprozess ist Holen Sie sich
es notwendig, gemeinsam Spielre- Personen, die in ihrer Freizeit professionelle
geln über den Umgang miteinan- unentgeltlich an Beteiligungspro- Unterstützung
der und mit Informationen festzu- zessen teilnehmen, sollten als Aus-
legen. Darin kann beispielsweise druck der Wertschätzung ihres Jeder Beteiligungsprozess
festgehalten werden, dass alle Teil- Engagements eine Anerkennung profitiert von einer profes-
sionellen Begleitung, die
nehmerInnen die gleichen Rechte erhalten. Denkbar sind neben am besten so genannten
und Pflichten haben, die gleichen finanziellen Entschädigungen ProzessbegleiterInnen
Informationen bekommen, gleich- beispielsweise eine Auszeichnung (Glossar) übertragen
berechtigt zu Wort kommen und beim Abschlussfest des Prozesses wird. Ihre Aufgabe ist die
gleichen Einfluss auf das Resultat mit der/dem BürgermeisterIn, Vorbereitung, Begleitung,
Moderation und Nachbe-
des Prozesses haben. andere öffentliche Ehrungen,
reitung des Beteiligungs-
gemeinsame Ausflüge, Danksagun- prozesses.
Die Teilnahme an Beteiligungspro- gen mit Fotos der TeilnehmerIn-
zessen ist immer freiwillig! Die nen in den regionalen Zeitungen
Betroffenen werden dann teilneh- oder Vergünstigungen für öffent-
men, wenn sie den Nutzen für sich liche Dienstleistungen (Freibad,
erkennen und mögliche Befürch- öffentliche Verkehrsmittel,
tungen ausgeräumt werden kön- Bücherei, Ausstellungen etc.).
nen.
19
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
20
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
werden. Daher ist es wichtig, dass Eine gute Dokumentation des Checkliste
informale Beteiligungsprozesse in Beteiligungsprozesses durch Zwi- Öffentlichkeits-
die formalen Entscheidungsabläufe schenberichte, Protokolle, Fotos arbeit
eingebettet sind (S. 10). etc. macht die Ergebnisse nachvoll- S. 56
ziehbar – auch für jene, die nicht
Vorab muss die Unterstützung daran teilgenommen haben. Sie
durch die politischen Entschei- erleichtert außerdem die Argu-
dungsträgerInnen und die Verwal- mentation gegenüber Entschei-
tung geklärt werden. Idealerweise dungsträgerInnen, die am Ende des
geben die EntscheidungsträgerIn- Prozesses die Umsetzung des
nen die Zusage, dass die Ergebnis- Ergebnisses beschließen sollen.
Durchführung
se des Beteiligungsprozesses über-
nommen bzw. Abweichungen
davon begründet werden. Eine sol-
che Zusicherung ist ein wesentli- Klären Sie Ziele und Aufgabenstellungen
ches Fundament für den Erfolg der
Öffentlichkeitsbeteiligung und ein
starkes Signal für die Beteiligten, Laden Sie alle Betroffenen ein, sich zu beteiligen
dass Politik und Verwaltung den
Prozess unterstützen und ernst Planen Sie ausreichend Zeit und Geld ein
nehmen.
Sorgen Sie für Informationsfluss Legen Sie Einflussmöglichkeiten und den Umgang
mit den Ergebnissen offen
Um einen konstruktiven und aus-
gewogenen Beteiligungsprozess zu
garantieren, ist es notwendig, allen Verknüpfen Sie den Prozess mit bestehenden
Beteiligten rechtzeitig und konti- Entscheidungsstrukturen
nuierlich alle für den Prozess rele-
vanten Informationen zur Verfü-
gung zu stellen. Sorgen Sie für Informationsfluss
21
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Praxisbeispiele aus
Österreich
Auf den folgenden Seiten finden Sie einige Beispiele, die den aktuellen Stand der
Beteiligungspraxis in Österreich zeigen.
siehe auch Es werden insgesamt 14 Beispiele dar- Im Infokasten zu Beginn jedes Beispiels
www.partizipation.at gestellt, die die Bandbreite möglicher können Sie sich über die wesentlichen
Anwendungsfelder von Öffentlichkeits- Eckdaten des Prozesses informieren.
beteiligung aufzeigen – von Verkehrs- Im weiteren Text werden Anlass,
und Mobilitätsfragestellungen, über Zielsetzung, Ablauf und die Ergebnisse
Regionalentwicklung bis hin zu Ansät- kurz beschrieben.Wollen Sie weiterge-
zen in der Gemeinwesenarbeit. Damit hende Informationen, so finden Sie
wird die bestehende Vielfalt an Beteili- einerseits zu jedem Praxisbeispiel
gungsprozessen illustriert. Sie erfahren Ansprechpersonen und Websites und
hier, wie Beteiligungsprozesse in Öster- auf www.partizipation.at eine
reich durchgeführt wurden, welche ausführliche Darstellung der Prozesse.
Methoden zum Einsatz kamen und
welche Ergebnisse damit erzielt Die Praxisbeispiele auf den nächsten
werden konnten. Seiten können nur einen kleinen Ein-
blick in die Vielfalt der österreichischen
Die Auswahl der Fallbeispiele erfolgte Beteiligungspraxis bieten. Sie sollen
Praxisbeispiele
nach unterschiedlichen Kriterien wie Ihnen aber eine Übersicht über mögli-
Aktualität, Stand der Umsetzung, Inno- che Anwendungsfelder und Vorgehens-
vationsgehalt und Übertragbarkeit auf weisen vermitteln und Sie ermutigen,
andere Situationen. Es sind einerseits auch in Ihrem Bereich Öffentlichkeits-
Beispiele aus Anwendungsfeldern, in beteiligung einzusetzen.
denen schon viel Erfahrung mit Öffent-
lichkeitsbeteiligung gesammelt wurde
und andererseits aus Bereichen, in
denen erst einzelne Pilotprojekte
durchgeführt wurden.
22
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Eröffnung des
Skaterpark
Skaterplatzes am
24. Juli 2003
Foto: Bassena
Am Schöpfwerk
Ort: Wien
Beteiligte: jugendliche und erwach-
sene BewohnerInnen der Siedlung
Am Schöpfwerk
Begleitung und Beratung:
Stadtteilzentrum Bassena
Kosten/Finanzierung: 46.000 Euro/
Stadt Wien und private Sponsoren
Projektlaufzeit:
01/2003 bis 06/2003
Methode:
moderierte Konfliktgespräche
Ansprechperson:
Renate Schnee,
Leiterin Stadtteilzentrum Bassena
T +43 (0)1 667 94 80
E renate.schnee@bassena.at
Weitere Infos: www.bassena.at
Praxisbeispiele
Wohnanlage skaten, sendungen des „Radio den. Nach einer Platz-
und ruhebedürftigen Schöpfwerk“ – dem ei- begehung durch Skater,
erwachsenen Bewoh- genen Radioprogramm Erwachsene und Magis-
nerInnen, die sich durch der Wohnanlage – auf tratsvertreterInnen und „Die haben es wirklich
den verursachten Lärm ihr Anliegen, dass es zu einem Termin bei der geschafft, den schwierigen
gestört fühlen wenig Freiräume gibt, Bezirksvorsteherin Konflikt nachhaltig aus
hinzuweisen. wurde eine schnelle der Wohnsiedlung zu
Zielsetzung Im Zuge der Recherche Umgestaltung des Plat-
schaffen.“
Gemeinsame Erar- fand in einer der vom zes zu einem richtigen
beitung einer Lösung, Lärm betroffenen Woh- Skaterplatz beschlos- Ein Bezirkspolitiker
die sowohl das Ruhe- nungen eine „Hörpro- sen. Die Jugendlichen
bedürfnis der Bewoh- be“ statt, wodurch die arbeiteten bei der Pla-
nerInnen berücksichtigt, Skater erfahren konn- nung des Platzes mit.
als auch den Jugendli- ten, welchen Lärm ihre
chen Gelegenheit zur Sportausübung verur- Ergebnisse
Ausübung ihres Sports sacht. Im darauf an- Einbeziehung der
gibt schließenden Vermitt- Jugendlichen in die
lungsgespräch im Stadt- Gestaltung des neuen
Ablauf teilzentrum wurde ver- Skaterplatzes „Das kann ich anderen
Als der Konflikt zwi- einbart, dass die Jugend- Eröffnung des Platzes Jugendlichen nur
schen BewohnerInnen lichen nicht mehr in ein halbes Jahr nach-
empfehlen: Ihr müsst
der Wohnanlage und der Anlage skaten. Da- dem der Konflikt akut
den jungen Skatern für halfen die Erwach- geworden war. euch halt zusammentun
akut wurde, nahmen die senen bei der Suche und verhandeln.Wir haben
MitarbeiterInnen des nach einem alternativen da echt was erreicht!“
Stadtteilzentrums Skaterplatz. Ein Jugendlicher
24
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Das hintere
Sitzung des Ver- Silbertal im
handlungsteams Natura 2000
Montafon Gebiet Verwall
Foto: Katharina Lins Foto: Katharina Lins
Ansprechperson:
Max Albrecht,Amt der
Vorarlberger Landesregierung
T: +43 (0)5574/511-24511
E: max.albrecht@vorarlberg.at
Weitere Infos:
www.partizipation.at (ausführliche
Darstellung als Download)
Praxisbeispiele
Vorschläge, wie die ein- tionsforum Beteiligten wie über das Gebiets- Interessengruppen ver-
zelnen Nutzungen im wurde das Mediations- Monitoring (Bericht treten sind. Der Beirat
Gebiet Verwall mit den verfahren mit einer Ver- über Zustand und Maß- trifft sich ab 2004 ein-
Erfordernissen eines einbarung abgeschlos- nahmenumsetzung an- mal jährlich, um alle
Natura 2000-Gebietes sen. hand von bestimmten wichtigen Angelegenhei-
in Einklang gebracht Indikatoren), auf die in ten das Natura 2000-
der Natura 2000-Ge- Gebiet betreffend und
bietsverordnung ver- die getroffenen Verein-
wiesen wird barungen zu bespre-
Gebietsverordnung, chen.
die auf den Vereinba-
rungen des Mediations-
verfahrens beruht und
im Oktober 2003 in
Kraft getreten ist
Zusatzprotokoll, in
dem all jene Positionen
und Vorschläge festge-
halten wurden, über die TIPP:
es im Verfahren keine Mehr zum Thema Parti-
Einigung gab. zipation im Zusammen-
hang mit Schutz und
nachhaltiger Nutzung
der biologischen Vielfalt
finden Sie unter
www.biodiv.at/chm
Dank an: Wolfgang Pfefferkorn und Helmut Hiess, Rosinak&Partner; Max Albrecht, Amt der Vorarlberger Landesregierung
25
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Leitbildentwicklung Revitalisierungs-
maßnahmen –
vor Ort
für die Möll diskutiert
Foto: Inst. f. Hydrobiologie
& Gewässermanagement
26
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Naturnaher
StudentInnen- Flussabschnitt
exkursion der Möll
Foto: Inst. f. Hydrobiologie Foto: Umweltbüro
& Gewässermanagement Klagenfurt
Praxisbeispiele
ve Mölltalleitbild“, die Das Forschungsteam gebnisse, der Mölltal- des Zustands der Möll
Erhebungen zum aktu- erarbeitete außerdem workshops und von Übernahme der
ellen Zustand der Möll konkrete wasserwirt- Interviews mit den Empfehlungen in das
sowie Vorgaben der schaftliche Maßnahmen beteiligten Interessen- Gewässerbetreuungs-
Wasserrahmenrichtlinie zur Verbesserung der gruppen. konzept, das wesentli-
präsentiert und disku- Möll (z. B. Rückbau der che österreichische
tiert. Flussverbauungen, mehr Da das Projekt ein rei- wasserwirtschaftliche
Wasser für die Möll aus nes Forschungsprojekt Planungsinstrument.
Fachliches Leitbild dem flussaufwärts gele- war, gab es keinen ab-
Danach erstellte das genen Speichersee) und schließenden politi-
Forschungsteam ein bewertete diese hin- schen Beschluss zum
fachliches Leitbild für sichtlich ihrer Nachhal- Leitbild für die Möll.
die Möll zur Erreichung tigkeit und ihres Ver- Allerdings wurden die
des erforderlichen gu- hältnisses von Kosten Empfehlungen in das
ten ökologischen Zu- und Wirksamkeit. nachfolgend erstellte
stands. Dieses be- Gewässerbetreuungs-
schreibt die typischen 3. Mölltalwork- konzept für die Möll
Merkmale des Fließge- shop übernommen. Die Um-
wässers sowie die im Im 3. Mölltalworkshop setzung erster Maß-
Fluss lebenden Tiere wurden die Bewer- nahmen ist nach Fertig-
und Pflanzen, die es ge- tungsergebnisse mit stellung des Konzepts
ben würde, wenn der den Beteiligten disku- Ende 2004 vorgesehen.
Fluss vom Menschen tiert und ihre Tendenz
nur geringfügig beein- bestätigt. Anschließend
flusst wäre. Dieses erarbeitete das For-
fachliche Leitbild für schungsteam konkrete
Dank an: Susanne Muhar, Sabine Preis, Universität für Bodenkultur, Abt. Hydrobiologie; Alfred Strigl, Österreichisches Institut für Nachhaltige Entwicklung;
Gregory Egger, Institut für Ökologie und Umweltplanung; Josef Kaufmann, Gemeinde Winklern im Mölltal; Angelika Staats,Wasserschule Nationalpark Hohe Tauern 27
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Lebenswert Wohnen –
G.O.A.L., Graz LAMA in
Diskussion
Ort: Graz
Beteiligte: BürgerInnen aus drei
Grazer Stadtteilen, Lokale Agenda
21 MAnagerInnen (LAMA), Umwelt-
amt Graz
Kosten/Finanzierung:
ca. 140.000 Euro/
50 % Stadt Graz, 50 % EU-LIFE
Begleitung und Beratung:
ARGE Müllvermeidung, Graz
Projektlaufzeit:
01/2001 bis 06/2003
Methoden: Informationsveranstal-
tungen, Befragungen, Aktivierung,
Arbeitsgruppen
Senkung der Lärm- und von Maßnahmen zur sich mit unterschiedli-
„Das war das erste Mal, Schadstoffbelastung Steigerung der Lebens- chen Möglichkeiten zur
dass die Stadt in meine durch eine Reduktion qualität in drei Grazer Verkehrs- und Lärmver-
Siedlung gekommen ist!“ des motorisierten Ver- Siedlungen mit aktiver meidung und zur Ver-
kehrs und zur Erhö- Einbeziehung der Be- besserung der Lebens-
Ein Bewohner einer hung des persönlichen völkerung und Unter- qualität beschäftigten.
Siedlung Wohlbefindens und der stützung durch ehren- Ein besonders innovati-
körperlichen Fitness amtliche Mitarbeiter- ver Weg wurde mit
Innen der Stadt Graz dem Schwerpunkt
„Lebenswert Wohnen“
gewählt. In drei Wohn-
„Die Ausbildung zum gebieten – im Stadtteil
LAMA ist der ,Einstieg’ in Lend, in der Neue Hei-
mat-Siedlung Laudon-
einen fortlaufenden (Lern-)
gasse/Starhemberggasse
Prozess, in dem wir LAMAs
unsere Rolle und unser
Tätigkeitsfeld gemeinsam
mit unseren Mitbewoh- Die LAMAs
LAMAs sind BewohnerInnen rund um die ausgewählten Wohngebiete, die als VermittlerInnen zwischen Bewohne-
nerInnen noch weiter rInnen, Siedlungsgenossenschaften und der Stadtverwaltung auftreten.
kennenlernen, das dazu Insgesamt 14 Interessierte erhielten für ihre ehrenamtliche Tätigkeit als LAMA eine kostenlose Ausbildung in
nötige Wissen vertiefen und Moderation, Konfliktmanagement, Öffentlichkeitsarbeit etc., die mit einem Zertifikat der Stadt Graz öffentlich
anerkannt wurde. Zudem haben sie laufend die Möglichkeit, sich in verschiedenen Schwerpunktthemen weiter-
dann verstärkt einsetzen zubilden. Die Praxisarbeit in der eigenen Siedlung wird durch ein begleitendes Coaching unterstützt. Der LAMA-
werden!“ Stammtisch bietet den LAMAs die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auszutauschen und zu reflektieren.
Lisbeth Postl, LAMA Ein Ausweis der Stadt – die LAMA Card – weist die LAMAs als ehrenamtliche MitarbeiterInnen der Stadt aus.
28
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Agendafest
Fotos: Andrea Grabher
Ansprechperson:
Peter Gspaltl,
Agenda 21-Koordinator,
Umweltamt Stadt Graz
T: +43 (0)316 872-4303
E: peter.gspaltl@stadt.graz.at
Weitere Infos:
www.goal-graz.at
Praxisbeispiele
(LAMAs) gemeinsam wie Probleme zwischen ten und MieterInnen, eines Leitfadens zum
mit und für Bewohne- Siedlungsverwaltung z.B. durch die transpa- lärmarmen Umbau von
rInnen, Siedlungsgenos- und MieterInnen. rentere Darstellung der Wohnungen in der Ter-
senschaften und Stadt- In jeder Siedlung wurde Jahresabrechung der rassenhaussiedlung;
verwaltung Maßnah- ein G.O.A.L.-Komitee Mietkosten oder Be- Aufstellen von „Hunde-
men, die zu einer höhe- gegründet, das aus der wohnerInnenbeteiligung stationen“, Energiespar-
ren Lebensqualität bei- Projektleitung,Vertre- im Rahmen von Sanie- projekt, Bepflanzungs-
tragen und das Mitein- terInnen von Politik rungsvorhaben aktion
ander fördern sollen. und Verwaltung, Bewoh- Initiierung von Me- Durchführung eines
nerInnen und BürgerIn- diationsverfahren zum „Verkehrs- und Lärm-
Die Arbeit der neninitiativen sowie den Thema Lärm in Lend gipfels“ in der Terras-
LAMAs LAMAs bestand. Diese und zum Thema Skaten senhaussiedlung
Die LAMAs und die Komitees konkretisier- in St. Peter Fortführung und
Projektleitung infor- ten entsprechend den Initiierung eines Eis- Weiterentwicklung des
mierten die Bewohne- vorliegenden Wünschen laufplatzes, Unterstüt- Projektteils „Lebens-
rInnen in den drei Sied- und Problemen für jede zung bei der Akzeptanz wert Wohnen“ von
lungen über die Pro- Siedlung Arbeitsschwer- für einen Skaterpark im G.O.A.L. als fixer Be-
jektidee und führten punkte und garantier- Volksgarten,Trainings- standteil der LA21-Ak-
siedlungsspezifisch Be- ten eine hohe Verbind- kurse für Jugendliche in tivitäten der Stadt Graz
fragungen und Grup- lichkeit für die Umset- Hip Hop, Streetball und Durchführung eines
pengespräche zum The- zung. LAMAs und Be- Fußball weiteren Ausbildungs-
ma Lebensqualität wohnerInnen erarbeite- lehrgangs für LAMAs.
durch. Zentrale Themen ten dann in Arbeits-
in den Siedlungen wa- gruppen Verbesserungs-
ren der Umgang mit ideen und Maßnahmen-
Jugendlichen (Drogen- vorschläge.
Dank an: Peter Gspaltl, Umweltamt Stadt Graz; Andrea Grabher, ARGE Müllvermeidung
29
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Planungszelle
Obere Neutorgasse, Graz Intensive
Kleingruppen-
arbeit
Ort: Graz
Beteiligte: AnrainerInnen,
Geschäftsleute, Interessenvertrete-
rInnen (Kammern, politische Manda-
tarInnen, NGOs), BürgerInnen
Begleitung und Beratung:
Forum b – Büro für Beteiligungs-
verfahren, Fürstenau, Deutschland
Kosten/Finanzierung: 40.000 bis
50.000 Euro/Stadt Graz
Projektlaufzeit:
11/2002 bis 03/2003
Methoden:
Planungszelle, Informations-
veranstaltung, Zielgruppenwerkstatt,
Runder Tisch
30
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Gestaltungs-
ideen werden
Begehung erarbeitet
vor Ort Fotos: forum b
Ansprechperson:
Kurt Hörmann,
BürgerInnenbüro Graz
T: +43 (0)316 872-5602
E: buergerbuero@stadt.graz.at
Weitere Infos:
BürgerInnengutachten unter
www.graz.at/buergerinnenbuero//
Praxisbeispiele
genannten Planungszel- sie einen Abend und nochmals gegengelesen Oberen Neutorgasse:
len, ausgewählt. Ihre Ar- zwei ganze Tage an Lö- wurde. Anschließend konsensuale Empfeh-
beit startete mit einer sungen für eine ver- präsentierten die Bür- lung, die auch neue,
Einführung und einer kehrsberuhigte Neutor- gerInnen ihre Ergebnis- innovative Ideen
Ideensammlung. Exper- gasse. Dafür bekamen se den Entscheidungs- beinhaltet
tInnen der Stadt- und sie eine Aufwandsent- trägerInnen der Stadt Präsentation der
Verkehrsplanung ver- schädigung. Graz, u. a. dem zustän- Ergebnisse im Stadt-
mittelten ihnen Grund- Die Ergebnisse aus den digen Stadtrat. Dieser senat, Unterstützung
lageninformation, die sie Planungszellen wurden stellte die Ergebnisse durch alle Fraktionen
durch eine Ortsbege- mit den Interessenver- im Stadtsenat vor. Die des Grazer Gemeinde-
hung in der Neutorgas- treterInnen am Runden Empfehlungen der Bür- rats sowie Verankerung
se ergänzten. Auf dieser Tisch diskutiert. Der gerInnen wurden von der Maßnahmen im
Basis erstellten die Bür- Prozessbegleiter fasste allen im Gemeinderat Budget
gerInnen Ideenkonzepte die Ergebnisse im Bür- vertretenen Fraktionen Umsetzung der
mitgetragen und bei ersten Maßnahmen ab
den Budgetverhandlun- Herbst 2004.
gen verankert.
BÜRGER- BESCHLUSS UMSETZUNG
GUTACHTEN • Präsentation im • Information
• Erstellung Stadtsenat über die Umset-
• Rückkopplung • Verankerung im zung
mit den Planungs- Budget • erste Umset-
zellen zungsschritte
• Übergabe an po-
litische Entschei-
dungsträgerInnen
Dank an: Kurt Hörmann und Petra Gradwohl, BürgerInnenbüro Graz; Peter Schmidl, ein Bürgergutachter
31
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Bodenseeregion Deklaration an
Vorarlberger
PolitikerInnen
Ort: Bodenseeregion
(Deutschland, Fürstentum Liechten-
stein, Österreich, Schweiz)
Beteiligte: 1.200 Jugendliche aus
Baden-Württemberg, Bayern,
Vorarlberg und mehreren
Schweizer Kantonen
Begleitung und Beratung:
Jugenddornbirn
Finanzierung: Bodensee Agenda 21,
Büro für Zukunftsfragen, Jugend-
abteilung des Landes Vorarlberg
Projektlaufzeit:
08/2002 bis 12/2003
Methoden: Konferenzen,Work-
shops, Projektmärkte, Runde Tische,
Internetpartizipation
32
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Vorbereitungen
zum Jugendgipfel
Fotos: Büro f. Zukunftsfragen
Ansprechperson:
Florian Schiemer
T: +43 (0)650 7902065
E: florian.schiemer@gmx.at
Weitere Infos:
www.bodensee-agenda21.net/
Ergebnisse Maßnahmen formu- Steuern vor allem auf der Umsetzung abzu-
Internationaler liert): Schadstoffe und schädli- wägen.
Jugendgipfel am Politische Beteili- che Auswirkungen Die Jugendlichen der
14.11.2003 in gungsmöglichkeiten: Wasser: Enge Ein- Region haben weiterhin
Praxisbeispiele
Friedrichshafen: Einführung direktdemo- bindung der BürgerIn- die Möglichkeit, sich in
Die Jugenddeklaration kratischer Elemente nen in regionale Ent- den Diskussionsprozess
zur Nachhaltigen Ent- (Referendum, Initiative), scheidungsprozesse zur zum Thema Zukunft
wicklung wurde von Ju- Einbindung jugendlicher Verwendung des Was- der Bodenseeregion
gendlichen vorgestellt VertreterInnen in die sers, stärkere Überwa- und zu den Forderun-
und diskutiert. Die Entscheidungsfindung chung der regionalen gen der Deklaration
mehr als 1.200 anwe- im Gemeinderat Industrie, kein Verkauf einzubringen. Dazu
senden Jugendlichen Menschenrechte der Wasserversorgung steht ihnen sowohl die
verabschiedeten die und Integration: oder Wasserrechte an Internetplattform als
Deklaration und über- Weltweite Achtung Fremdfirmen anderer auch Unterstützung bei
gaben diese stellvertre- der Menschenrechte, Staaten. Diskussionsveranstal-
tend für die politischen Wichtigkeit von tungen oder Projekten
EntscheidungsträgerIn- sozialer Akzeptanz und In Vorarlberg wurde zur Verfügung. Außer-
nen der Region Boden- Integration. diese Deklaration von dem wurde in Vorarl-
see dem Baden-Würt- Arbeitsmarkt: den Jugendlichen selbst berg ein fortlaufender
tembergischen Umwelt- Bessere Schulbil- noch einmal überarbei- Dialogprozess zwischen
und Verkehrsminister. dung, „Arbeiten muss tet und auf die spezifi- den Jugendlichen und
sich lohnen“, Aufklä- sche Situation im Land den zuständigen Politi-
Die 1. Jugenddeklara- rung und Information abgestimmt. Mit der Ju- kerInnen vereinbart.
tion zur Nachhaltigen Energieträger und genddeklaration haben
Entwicklung der Boden- Klimaprobleme: Ver- sich bisher mehrere Po- Im Jahr 2005 findet
seeregion umfasst fol- stärkte Verlagerung des litikerInnen befasst und der 2. Internationale
gende Themen und bei- Schwerverkehrs auf die Fachabteilungen beauf- Jugendgipfel statt, bei
spielhafte Forderungen Schiene, Förderung der tragt, ExpertInnenstel- dem der Stand der
(in der Deklaration Forschung im Bereich lungnahmen zu verfas- Umsetzung diskutiert
wurden dazu konkrete erneuerbare Energien, sen und Möglichkeiten werden wird.
Dank an: Bertram Meusburger und Doris Fink, Büro für Zukunftsfragen, Land Vorarlberg; Florian Schiemer, teilnehmender Jugendlicher
33
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
gung im Rahmen der dung“ (LABB) soll die tungen, lokalen, regiona-
in der Gemeinde und bei Lokalen Agenda 21 in Vernetzung von Wirt- len und überregionalen
den beteiligten ExpertInnen der rund 2.700 Einwoh- schaft, Politik,Verwal- Organisationen und in-
vorhanden ist. Diese nerInnen zählenden tung, Bildungseinrich- teressierte BürgerInnen
eigenen Stärken bewusst Gemeinde Munderfing tungen, Sozialpartnern erarbeiteten gemeinsam
und in Kooperation mit Förderung einer zu- und BürgerInnen vor den „Lokalen Aktions-
kunftsfähigen Wirt- Ort intensiviert wer- plan für Beschäftigung
anderen zu nutzen, ist in
schaftsentwicklung in den. Unter Einbindung und Bildung“ zur För-
Zukunft eine der der Gemeinde und von lokalen und regio- derung der lokalen Be-
wichtigsten Aufgaben.“ Erhaltung der Wettbe- nalen SchlüsselakteurIn- schäftigungspolitik. Die
Erwin Moser werbsfähigkeit unter nen sollen Kooperatio- Gemeindeverwaltung
den gegebenen Rah- nen gestärkt und neue führte zahlreiche Vorge-
„Ohne einen organisierten menbedingungen (z. B. Impulse für Beschäfti- spräche, um alle wich-
Prozess ist es für Einzelne Globalisierung, Struk- gungs- und Wirtschafts- tigen PartnerInnen ins
turprobleme im länd- wachstum erzeugt wer- Boot zu holen (Unter-
sehr schwierig, Neues
lichen Raum) den. Besonderes Augen- nehmen, Arbeitsmarkt-
einzubringen und merk erhalten weiche service,Wirtschafts-
erfolgreich umzusetzen. Standortfaktoren wie kammer, Schulen, El-
Der Prozess alleine erzeugt Lebensqualität (Um- tern, interessierte Bür-
allerdings keine Wirkung, welt, Betreuungsange- gerInnen etc.).
wenn er nicht durch bote für Kinder usw.)
Menschen mit ihren Ideen,
Visionen und ihrem Wissen
ausgefüllt wird.“
Ein Prozessbegleiter
34
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
LABB
Konferenz
Fotos: Gemeinde Munderfing
Ansprechperson:
Erwin Moser, Amtsleiter
der Gemeinde Munderfing
T: +43 (0)7744 62 55
E: erwin.moser@munderfing.ooe.gv.at
Weitere Infos:
www.munderfing.at
www.institut-retzl.at
Praxisbeispiele
für Beschäftigung und sonen zusammensetzt, „Lokales Bündnis für Be- Berufsleben vorzu-
Bildung – Munderfing", die nachhaltig an der schäftigung und Bildung“ bereiten
an der mehr als 50 Per- Umsetzung des LABB (Koordination und Un- • „Munderfinger Wirt-
sonen teilnahmen, mar- arbeiten wollen. terstützung durch Netz- schaftsgespräche“ (3x
kierte den offiziellen werkmanagement in Ge- im Jahr) als Plattform
Beginn des Prozesses. Fortsetzung der meindeverwaltung und zum Informationsaus-
Im Mittelpunkt stand Konferenzen Netzwerkbeirat) tausch und zur Vernet-
die Suche nach Wegen Auch in Zukunft sollen Beschluss des Ge- zung
und Lösungen, um die diese Konferenzen meinderats Munderfing • „Regionale Schulun-
Beschäftigungssituation stattfinden und einen zur Unterstützung des gen“, um Unternehmer-
vor Ort im Interesse immer größeren Perso- LABB Innen und Beschäftigten
der Wirtschaft und der nenkreis einbeziehen: 7 Projekte, die in Ei- die Möglichkeit zu ge-
BürgerInnen zu gestal- Engagierte BürgerInnen genverantwortung der ben, sich in der Nähe
ten. Es wurden Stan- können sich über die über 50 beteiligten ihres Wohnortes qualifi-
dards für eine zukunfts- Netzwerkaktivitäten in- NetzwerkpartnerInnen zieren zu können
fähige kommunale Be- formieren und eigene umgesetzt werden: • „Haus der Generatio-
schäftigungs- und Wirt- Ideen einbringen. Auf • „Wirtschaftsservice nen“ zur Schaffung von
schaftspolitik definiert diese Weise soll die Ak- der Gemeinde“ als ers- alternativen Betreuungs-
und Strategien festge- zeptanz und Unterstüt- te Anlaufstelle für loka- angeboten für Kinder in
legt, z. B. zur Vernetzung zung seitens der Bevöl- le Unternehmen der Gemeinde
von Unternehmen und kerung für den LABB • „Netzwerk Einstieg“, • „Mietbüro Munder-
Schulen im Ort. Nach gesichert werden. um Arbeitslosen und fing“ zur Vermittlung
einem weiteren Arbeits- WiedereinsteigerInnen von Betriebs- und
treffen standen sieben den Zugang zum loka- Büroflächen für Unter-
konkrete Projekte fest. len/regionalen Arbeits- nehmerInnen.
markt zu erleichtern
Dank an: Erwin Moser, Gemeinde Munderfing; Matthias Raßbach, Institut Retzl
35
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Regionalcluster Zukunftskonfe-
Wirtschaft mit dem Ziel Steigerung der Re- jektteam, das gemein-
einer höheren Lebens- gionsexporte (Motto: sam ein Prozessdesign
qualität in der Region „Nicht PendlerInnen, erarbeitete.
sondern Produkte und
Zielsetzung Dienstleistungen expor- Start-Veranstal-
Anregung einer nach- tieren!“) tung
haltigen Entwicklung In einem Start-Work-
der Regionalwirtschaft Ablauf shop des Projektteams
Vernetzung von Un- Im gesamten Beteili- und einer Start-up Ver-
ternehmerInnen aus al- gungsprozess waren zir- anstaltung wurde das
len Bereichen der Wirt- ka 150 TeilnehmerInnen Projekt mit Ablauf, In-
schaft im Bezirk, der re- aktiv engagiert (Zu- halten, Zielen und Nut-
gionalen Bevölkerung kunftskonferenz und Ar- zen vorgestellt und der
sowie VertreterInnen beitsgruppen) und bis Regionalcluster ins Le-
„Die Zukunftskonferenz aus dem öffentlichen zu 1.400 weitere Perso- ben gerufen. Damit ent-
ist eine phantastische Bereich nen in den Prozess in- stand bei den Beteilig-
Methode, um allen Vernetzung der Pro- volviert. Die Kerngrup- ten eine hohe Motiva-
Beteiligten ein möglichst duzentInnen in der Re- pe bildeten ausgewählte tion, sich für die Stär-
hohes Maß an Mitarbeit gion Hartberg (Zusam- ProjektpartnerInnen, die kung der Region einzu-
menarbeit von Produ- sich regelmäßig zur Ab- setzen.
und Mitbestimmung in
zentInnen und Konsu- stimmung und Planung
den Ergebnissen zu mentInnen) von konkreten Maßnah- Zukunfts-
ermöglichen.“ Reduktion der Regi- men wie z.B. Regional- konferenz
Ferdinand Zisser onsimporte zugunsten clusterforen trafen.Alle In der zweitägigen Zu-
regionaler Produkte ProjektpartnerInnen, kunftskonferenz erar-
(aus Landwirtschaft, VertreterInnen aus der beiteten über 60 Perso-
36
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Regionalcluster
Forum im
Ökopark Hartberg
Fotos: Entwicklungsförde-
rungsverband Bezirk Hartberg
Finanzierung: BMWA,WKÖ,
Steiermärkische Landesregierung,
Gemeinden des Bezirkes Hartberg,
private Sponsoren
Projektlaufzeit: 10/2002 –
04/2004: 1. Aufbauphase
Methoden: Zukunftskonferenz,
Maßnahmengruppen,Arbeitsgrup-
pen, Informationsveranstaltungen
Ansprechperson:
Ferdinand Zisser, Projektkoordinator
und Geschäftsführer Entwicklungs-
förderungsverband Bezirk Hartberg
T: +43 (0)3332 63914
E: office@regionalcluster.at
Weitere Infos:
www.regionalcluster.at
nen eine gemeinsame Ergebnisse Mit der Realisierung Erstellung eines „Aktiv-
Vision für die Entwick- Erstellung eines Leit- der in den Arbeitsgrup- kunden Schnelltests“
lung der Region und bildes für die Region pen entwickelten Pro- sowie der Aufbau einer
Themenschwerpunkte und Festlegung konkre- jekte wurde im Laufe Plus/Minus-Rückmelde-
Praxisbeispiele
für die Umsetzung der ter Ziele und Maßnah- des Jahres 2003 begon- möglichkeit für Konsu-
Ziele. men nen. mentInnen.
Förderung des Zu- Konkrete Beispiele: • Barrierefreies
Regionalcluster- sammenspiels Unter- • Energieautonomes Hartberg: Es werden
foren nehmerInnen, Gemein- Hartbergerland: Maßnahmen zur Besei-
Die Regionalclusterfo- den und KonsumentIn- Durch Forcierung der tigung von Hindernissen
ren stellen den Motor nen erneuerbaren Energien und Barrieren für be-
für eine kontinuierliche Durchführung von in der Region wird eine hinderte Menschen ge-
Arbeit dar. Die attrakti- Veranstaltungen wie Unabhängigkeit von En- setzt (im Alltags- und
ve Gestaltung der Fo- z.B. Innovationspreis, Ju- ergie-Importen ange- Berufsleben; u. a. bauli-
ren sorgte für eine gendredewettbewerb strebt. che Maßnahmen).
starke Beteiligung aus Sensibilisierung von • Gründung einer • Nachhaltigkeit
der Region. Jugend und Schule für KonsumentInnen- macht Schule: Durch
Regionalwirtschaft plattform: Die Platt- verschiedene Aktionen
Regionale Arbeits- Förderung des Inno- form bietet die Mög- werden LehrerInnen
gruppen vationsbewusstseins lichkeit für einen inten- und SchülerInnen sowie
Auf Basis der in der und Unterstützung kon- siven Austausch zwi- Schulerhalter mit dem
Zukunftskonferenz er- kreter UnternehmerIn- schen den ProduzentIn- Thema Nachhaltigkeit
arbeiteten Themen- neninitiativen nen und KonsumentIn- und den Auswirkungen
schwerpunkte wurden Institutionalisierung nen der Region (z. B. auf die Region konfron-
unterschiedliche Maß- des Regionalclusters über die Bedürfnisse tiert.
nahmengruppen zur (Bildung Personen- von KonsumentInnen
Ideensammlung gebil- komitee aus Politik/ u. Ä.). Eine weitere
det. Wirtschaft/Verwaltung; Maßnahme ist die Erar-
Aufbau Mitglieder- beitung eines regiona-
system etc.) len Einkaufskatalogs, die
Dank an: Ferdinand Zisser und Susanne Beyer, Entwicklungsförderungsverband Bezirk Hartberg; Birgit Neges und Karl Resel,Wallner&Schauer
37
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Nachhaltige Verwaltung
Kirchdorf/Krems Präsentation
des Entwick-
lungskonzepts
38
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Eröffnung des
BürgerInnen-
büros
Fotos: BH Kirchdorf
Ansprechperson:
Karl Schachinger,
BH Kirchdorf/Krems
T: +43 (0)7582 685-303
E: Karl.Schachinger@ooe.gv.at
Weitere Infos:
www.bh-kirchdorf.ooe.gv.at
Vorbild sein? Was be- umgesetzt werden Ergebnisse Beispiel für Maßnah-
deutet das auf der kann. Diese Maßnah- Leitbild der BH men: Die MitarbeiterIn-
ökonomischen, ökolo- men wurden in einer Kirchdorf, das von den nen der BH überlegen
gischen und sozialen Folgeveranstaltung MitarbeiterInnen ge- sich, wie sie ihren Ar-
Praxisbeispiele
Ebene? präsentiert. meinsam erarbeitet beitsprozess und damit
wurde – von den rund ihre Beziehung zu den
Arbeit in Teams 100 Bediensteten haben BürgerInnen so gestal-
Nach der Arbeit in der sich über 80 Prozent ten können, dass Wege
Großgruppe wurden elf am innerbetrieblichen zur BH eingespart wer-
abteilungsspezifische Prozess beteiligt den. Damit wird die Le-
Teams gebildet, die ent- Qualifizierung der bensqualität der Bürge-
sprechend ihren Aufga- MitarbeiterInnen:Team- rInnen erhöht, ein Bei-
bengruppen zusammen- arbeit, ganzheitliches trag zur Verkehrsreduk-
gestellt wurden. Die Denken, Stärkung der tion und CO2-Einspa-
einzelnen Teams legten Selbstorganisation, Per- rung geleistet und die
ihre Hauptaufgaben im sönlichkeitsentwicklung MitarbeiterInnen der
Sinne einer „Nachhalti- usw.; Bewusstseinsbil- BH freuen sich über die
gen Verwaltung“ (Was dung zum Thema Nach- positiven Rückmeldun-
braucht die meiste haltige Entwicklung gen der BürgerInnen.
Zeit? Wo ist die Verant- Entwicklung einer
wortung sehr groß?) neuen „nachhaltigen
und die Messgrößen für Wertordnung“: Leit-
ihren Erfolg (Anhand linien und Werte im
welcher Ergebnisse Sinne einer Nachhalti-
sieht man, dass wir er- gen Entwicklung, die in
folgreich sind?) fest. Je- der täglichen Arbeit
des Team benannte drei umgesetzt werden
bis sechs Maßnahmen,
wie Nachhaltigkeit im
jeweiligen Fachbereich
Dank an: Peter Jungmeier, SPES-Akademie; Knut Spelitz und Karl Schachinger, Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf an der Krems
39
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Gemeinden mobil –
Mikronetzwerk Rheintal Zukunfts-
werkstatt in
Frastanz (A)
40
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Projektidee einer
Pförtneranlage in
Zukunfts-
Schaanwald, erstellt
werkstatt in
von den TeilnehmerIn-
Schaan (FL)
nen der Zukunftswerk-
Fotos: Österreichisches
statt in Mauren (FL) Ökologie-Institut
Ansprechperson:
Rainer Siegele, Bürgermeister
der Gemeinde Mäder
T: +43 (0)5523 5286012
E: r.siegele@maeder.at
Weitere Infos:
www.ecology.at/projekt/
Praxisbeispiele
Anforderungs- tionale Fachtagung ver- Flächendeckend Tem- zum Thema Verkehr für
katalog an die Politik anstaltet. Dort präsen- po 30 im Siedlungsbe- Betriebe und Schulen
Alle 14 Projektgruppen tierten die Projektgrup- reich Kreisverkehr und
erarbeiteten gemeinsam pen den politisch Ver- Streckenführung für Straßenraumgestaltung.
einen Anforderungska- antwortlichen auf kom- einen neuen Ortsbus
talog an die Politik zur munaler, regionaler, (Expertise beauftragt)
Realisierung nachhalti- überregionaler und Errichtung einer ge-
ger Verkehrssysteme grenzüberschreitender meindeübergreifenden
auf regionaler und Ebene neben den Ar- Radwegverbindung
grenzüberschreitender beitsergebnissen einen Analyse der Gefah-
Ebene. Der Katalog Forderungskatalog. renstellen im Straßen-
enthält Forderungen zu bereich und Maßnah-
folgenden Themen: menkatalog (Schutz-
Sanfte Mobilität,Ver- wege,Verkehrsspiegel,
kehrssicherheit, Lei- Markierungen, Geh-
tideen für koordinierte steige)
Raumplanungs- und „Mittagstisch zur Ver-
Verkehrskonzepte, Um- kehrsvermeidung“ –
weltverbund,Verbesse- SchülerInnen essen mit-
rung des öffentlichen tags in der Schule
Verkehrsangebotes, Maßnahmenpaket
Bewusstseinsbildung, „Die Straße als Lebens-
Radwege- und Fuß- raum“
wegenetz.
Dank an: Rainer Siegele, Gemeinde Mäder; Karin Klas, Österreichisches Ökologie Institut
41
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
‚Himmelpfortgrund‘ gelungener
Umsetzung
Foto: Marc Diebäcker
grund; immer mehr Au- gung des Grätzels mit und erhoben in einem ter der Wirtschafts-
tofahrerInnen benutzen intensiver Beteiligung ersten Schritt die Ist- kammer präsentiert
„Schleichwege“ von und der betroffenen Bevöl- Situation. Unterstützt und diskutiert. Die Ver-
zu einer stark befahre- kerung von einem Verkehrs- kehrskommission ent-
nen Durchzugsstraße experten erarbeiteten schied sich daraufhin
AnrainerInnen klagen Ablauf die Betroffenen ver- mehrheitlich für die
über gefährliche Ver- Einige BewohnerInnen schiedene verkehrsor- präsentierte Lösungs-
kehrssituationen und des Stadtviertels wand- ganisatorische Lösungs- variante. Im Juni 2004
starke Lärm- und Ab- ten sich mit dem Anlie- varianten. Ziel war es, wurde die neue Ver-
gasbelastung gen der Verkehrsberuhi- eine Neuregelung zu kehrslösung probeweise
gung in ihrer Wohnum- finden, die im betroffe- für ein halbes Jahr um-
gebung an das LA21- nen Wohngebiet mög- gesetzt. Sollte sie sich
Büro am Alsergrund. lichst breit Anerken- bewähren, wird sie
Dort wurden sie er- nung findet, ohne das dauerhaft so belassen.
„BürgerInnen haben muntert, die Lösung des Problem auf die angren-
gemeinsam eine allgemein Problems selbst in die zenden Gebiete zu ver- Ergebnisse
Hand zu nehmen. Einige lagern. Die erarbeiteten Durch die Umdre-
akzeptierte Lösung für das
Jahre zuvor war es ei- Varianten wurden in hung einiger Einbahnen
Viertel erarbeitet, was nem vom Bezirk beauf- einer BürgerInnenver- wurde der Durchzugs-
Verkehrsexperten und tragten Planungsbüro sammlung vorgestellt verkehr unterbunden
MitarbeiterInnen des nicht gelungen, eine all- und diskutiert. Alle an- und eine deutliche Ver-
Magistrats einige Jahre gemein akzeptierte wesenden AnrainerIn- besserung der Lärm-
zuvor noch unmöglich Neuregelung der unbe- nen sprachen sich und Abgassituation im
friedigenden Verkehrsi- einstimmig für eine Wohngebiet erzielt.
erschien.“
tuation zu finden. Die Lösungsvariante aus.
Marc Diebäcker BürgerInnen bildeten Der Vorschlag wurde in
Dank an: Paul Angeli, Anrainer; Martin Forstner,Verkehrsexperte; Marc Diebäcker und Sabine Haslinger, Lokale Agenda 21 Alsergrund
42
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Arbeits-
gruppen-
Offener Planungsprozess
sitzung in
Flachau
Foto: ÖSAG
2.Tunnelröhre der A10
Ort: Tauern Autobahn von Hüttau/Pongau (S)
bis Seeboden (K)
Beteiligte: VertreterInnen von 10 Gemeinden,
Landesumweltanwaltschaft Salzburg,VertreterIn-
nen der Landesregierungen Salzburg und Kärn-
ten, ZT Spirk & Partner, Salzburg (als Berater
der Gemeinden), Planungsteam der ÖSAG
Begleitung/Beratung: keine externe
Moderation
Finanzierung: ASFINAG
Projektlaufzeit: 08/1999 bis 08/2004
Methoden: Lokale Arbeitsgruppen,
Regionale Informationsforen
Ansprechpersonen:
Alexander Walcher, Projektleiter und Leiter
Geschäftsfeld Planung, ÖSAG-Wien,T: +43 (0)1
53134-14445, E: walcher.alexander@oesag.at;
Veronika Pfeifenberger,Verein für ein lebens-
wertes Zederhaus,T: +43 (0)664 1403062,
E: direktion@vs-zederhaus.salzburg.at
Weitere Infos: www.partizipation.at
Praxisbeispiele
Katschberg. entlastungsmaßnahmen wieder abverlangt. Die
erhalten. Die Teilneh- Ergebnisse Glaubwürdigkeit dieses
Zielsetzung merInnen erarbeiteten Gemeinsam erarbei- Verfahrens hängt von der
Erarbeitung von Um- in insgesamt zirka 60 tete Lärmschutzmaß- schnellen Realisierung der
weltentlastungsmaßnah- Sitzungen Vorschläge für nahmen
ausverhandelten Entlas-
men gemeinsam mit Entlastungsmaßnahmen Unterfertigung einer
den Anrainergemeinden und diskutierten die „Gemeinsamen Erklä- tungsmaßnahmen ab, sonst
Vor- und Nachteile un- rung zur Umsetzung fühlen wir uns als positive
Ablauf terschiedlicher Lösun- von Umweltentlas- Anrainer-Multiplikatoren
Die Planung des Aus- gen. Komplexe Sachver- tungsmaßnahmen", in missbraucht.“
baus der zweiten Tun- halte wurden ergänzend der Art, Umfang und
nelröhren hat bereits in durch Planungsausstel- Ort der zu errichten- Veronika Pfeifenberger
den 80er Jahren begon- lungen vertieft. In Re- den Maßnahmen festge-
nen und war von Be- gionalforen konnte sich legt wurden (unter-
ginn an von massivem die betroffene Bevölke- zeichnet von fast allen
Widerstand der Bevöl- rung über den Stand Bürgermeistern der An- Während des Planungsprozes-
kerung begleitet. 1999 der Planungen informie- rainergemeinden, dem ses wurde das UVP-Gesetz*
gab das Verkehrsminis- ren. Verkehrsminister, den novelliert und der Ausbau der
terium die Umsetzung Wenn auch Begleitum- Landeshauptleuten von Tunnelröhren wurde seitens
des Projekts schließlich stände des Prozesses Salzburg und Kärnten, des BMVIT als nicht UVP-
pflichtig eingestuft. Die Be-
in Auftrag. Die Bevölke- (s. Kasten) für Unmut ASFINAG, ÖSAG)
schwerde der Landesumwelt-
rung sollte in einem of- in den betroffenen Ge- Einrichtung eines Bei- anwaltschaft bei den Höchst-
fenen Planungsprozess meinden sorgte, führte rates, der für die Um- gerichten blieb erfolglos.
kontinuierlich infor- die jahrelange intensive setzung der Erklärung Daher wurde keine UVP
miert werden und die Zusammenarbeit der verantwortlich ist. durchgeführt.
*) Umweltverträglichkeitsprüfungs-Gesetz
Dank an: Brigitte Peer, Landesumweltanwaltschaft Salzburg;Veronika Pfeifenberger, Arbeitskreis für ein lebenswertes Zederhaus; Alexander Walcher, ÖSAG
43
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Ort: Wien
Beteiligte: VertreterInnen der Wie-
ner Stadtverwaltung, Umweltorgani-
sationen, externe BeraterInnen und
WissenschafterInnen, insgesamt 20
Dienststellen bzw. Organisationen
Begleitung und Beratung:
Büro Arbter – Technisches Büro für
Landschaftsplanung,Wien
Kosten / Finanzierung: ca. 330.000
Euro für Abfallwirtschaftsplan und
SUP / Stadt Wien – MA 48 u. MA 22
Projektlaufzeit: Vorbereitungs-
phase: 02/1999 bis 06/1999; Durch-
führungsphase: 06/1999 bis 10/2001
Methode: SUP am runden Tisch
*) Strategische Umweltprüfung
44
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
SUP-Team vor
dem gemein-
samen Ergebnis
Fotos: Florian Gerlich
Ansprechperson:
Sonja Sciri, Stadt Wien – MA 22
T: +43 (0)1 4000-88313
E: sci@m22.magwien.gv.at
Weitere Infos:
Wissenschaftliche Begleitstudie
unter
www.lebensministerium.at/Umwelt
Unterpunkt Umweltverträglich-
keitsprüfung (UVP) – SUP,
Umweltbericht unter
www.wien.gv.at/ma22/pool/abfall.htm
ExpertInnenbericht unter
www.wien.gv.at/ma48/sup/index.htm,
www.partizipation.at
Praxisbeispiele
nicht rechtsverbindlich gebnisse der SUP wur- UVP spürbar entlastet vermeidung, zur stoffli-
waren, entstand inner- den in das verpflichtend werden. Das Genehmi- chen Verwertung und
halb des SUP-Teams ei- zu erstellende Wr. Ab- gungsverfahren für die zur Behandlung des Ab-
ne starke Identifikation fallwirtschaftskonzept neue Biogasanlage ist falls in unterschiedli-
mit dem Wiener Abfall- integriert. Gleich nach bereits positiv abge- chen Anlagen.
wirtschaftsplan. Abschluss der SUP schlossen. Außerdem
Beschluss startete die Umsetzung kontrolliert eine eigens
Der Wiener Gemeinde- der ersten empfohlenen dafür eingesetzte Moni-
rat nahm den Wiener Maßnahmen (Gründung toringgruppe die Um-
Abfallwirtschaftsplan einer Strategiegruppe setzung der SUP und
mehrheitlich zur Kennt- Abfallvermeidung, Eig- die tatsächlichen Aus-
nis. Die politische Füh- nungszonensuche für wirkungen des Abfall-
rungsebene hat den neue Abfallbehandlungs- wirtschaftskonzeptes
Großteil der empfohle- anlagen). Danach folgte auf die Umwelt.
nen Maßnahmen mitge- das UVP-Verfahren zur
Ort: Krems/Donau, NÖ
Beteiligte: Kremser BürgerInnen,
VertreterInnen der politischen Par-
teien, des Magistrats, der Sozialpart-
ner sowie sozialer Einrichtungen
und Vereine
Finanzierung: Mittel des EU-Pro-
gramms EQUAL und Stadt Krems
Begleitung und Beratung:
Interkulturelles Zentrum Wien,
Institut für Konfliktforschung Wien
Projektlaufzeit:
12/2002 bis 08/2005
Methoden: Informations-
veranstaltung, Arbeitsgruppen
Ansprechperson:
Sandra Kern, Stadträtin,
T: +43 (0)699 12207944,
E: kern.training@aon.at
Weitere Infos: www.krems.at
Dank an: Maria Zwicklhuber und Azem Olcay, Interkulturelles Zentrum Wien; Sandra Kern, Stadträtin, Simone Göls, Fachstelle Integration Krems
46 Brigitte Halbmayr, Institut für Konfliktforschung,Wien
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Öffentlichkeitsbeteiligung –
auch eine Zukunftsaufgabe
Die Beteiligung der Bevölkerung ist eine wichtige Zukunftsaufgabe für das
21. Jahrhundert – so wurde es in der UN-Konferenz 1992 in Rio de Janeiro
festgeschrieben. Die vielen gelungenen Beteiligungsprozesse weltweit – und auch in
Österreich – beweisen, dass die Umsetzung bereits begonnen hat. Damit dieser
erfolgreiche und nachhaltige Weg fortgesetzt werden kann, ist es wichtig, auch künftig
an der Verbesserung von Beteiligungsrechten und -möglichkeiten zu arbeiten.
48
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Perspektiven
49
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Nutzen der
Öffentlichkeitsbeteiligung –
Argumente für verschiedene
AkteurInnengruppen
durch den Austausch von Sichtwei- die Kommunikation und der Infor-
sen und die gemeinsame Bearbei- mationsaustausch mit BürgerInnen
tung von Fragestellungen ein Inter- und InteressenvertreterInnen ver-
essensausgleich möglich wird; bessert wird;
innovative Ideen und neue Lösungs- Sie eine Kultur der Zusammen-
möglichkeiten für bestehende Pro- arbeit und des Dialogs mit Bürger-
bleme entstehen; Innen und InteressenvertreterInnen
durch Dialog- und Konsensbereit- fördern und so die lokale Demokra-
schaft die Beziehungen zu den ande- tie stärken;
ren TeilnehmerInnen verbessert Sie einen besseren Einblick in die
werden; Interessen und Bedürfnisse ver-
persönliche Beziehungen aufgebaut schiedener Bevölkerungsgruppen
werden können, die zukünftige Kon- erhalten;
takte erleichtern; Sie durch die Einbindung der unter-
durch die Argumente und Sichtwei- schiedlichen Interessengruppen in
sen der anderen Beteiligten bei den Prozess Erwartungsdruck und
allen umfassenderes Wissen ent- Lobbying reduzieren können;
steht; Sie so genannte „Randgruppen“
durch „vervielfachtes“ Wissen Ent- durch einen Beteiligungsprozess in
scheidungen besser vorbereitet das Gemeinwesen integrieren
werden; können;
Praxismaterial
*) SPES Akademie, OÖ
51
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Für Sie als VertreterIn einer Inter- Auch Sie als ProjektwerberIn
essengruppe bringt ein Beteili- profitieren von Beteiligungs-
gungsprozess Nutzen, weil... prozessen, weil...
52
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Initiierung von
Beteiligungprozessen
JA NEIN
Informationen
Haben Sie alle relevanten Quellen (z. B. Gemeindeamt, BürgerInnenbüro, Internet, Zeitungen,
Landesumweltanwaltschaft etc.) genutzt, um zu Ihrem Thema Informationen einzuholen?
Ist geklärt, welche Aktivitäten es zu diesem Projekt bzw.Thema bereits gegeben hat (z. B. erste
Vorplanungen, bereits durchgeführte Befragungen etc.)?
Sind andere Betroffene und die Öffentlichkeit z.B. durch Flugzettel, Inserate in Zeitungen oder
Ähnliches über die Initiative zu einem Beteiligungsprozess informiert, um möglicherweise noch
weitere engagierte PartnerInnen zu finden bzw. sich mit anderen Initiativen zu vernetzen?
Voraussetzungen
Ist geklärt, ob eine Öffentlichkeitsbeteiligung gesetzlich vorgeschrieben ist (z. B. durch das UVP-
Gesetz, die Raumordnungsgesetze der Länder oder das Wasserrechtsgesetz)?
Wurden alle Betroffenen kontaktiert und informiert (ganz besonders wichtig bei gesetzlich
vorgeschriebenen Beteiligungsprozessen!)?
Haben Sie sich als Betroffene/r bei den Behörden über allfällige Fristen informiert?
Wurde überlegt, ob ein informaler Prozess einen verpflichtend vorgesehenen Beteiligungsprozess
eventuell ergänzen und unterstützen könnte?
Konzept
Haben Sie Ihre Ideen für einen Beteiligungsprozess – eventuell mit der Unterstützung professio-
neller ProzessbegleiterInnen – schriftlich festgehalten?
Haben Sie überlegt, welchen Nutzen der Beteiligungsprozess für andere Betroffene haben kann
und wie Sie diese für eine Mitarbeit gewinnen können?
Haben Sie überlegt, auf welcher Stufe (Information, Konsultation, Mitbestimmung) der Praxismaterial
Beteiligungsprozess am sinnvollsten angesiedelt ist?
Sind Sie sich im Klaren darüber, was Sie mit dem Beteiligungsprozess erreichen wollen?
Sind Sie sich der Chancen und Risiken eines Beteiligungsprozesses bewusst?
53
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Vorbereitung von
Beteiligungsprozessen
Die Qualität eines Beteiligungsprozesses hängt ganz wesentlich von einer guten
inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung ab. Die folgende Checkliste
hilft Ihnen, wichtige Punkte für das Gelingen eines Prozesses vorab zu bedenken.
Durchführung von
Beteiligungsprozessen
Welche Punkte bei der Durchführung von Beteiligungsprozessen zu bedenken sind, hat
viel mit der gewählten Methode bzw. dem Prozessdesign zu tun, und damit, ob eine
kompetente Prozesssteuerung den Prozess begleitet und für die Qualitätssicherung
sorgt. Folgende Punkte sollten Sie während des Verfahrens jedenfalls beachten:
I K M *)
TeilnehmerInnen
Sind die Rollen aller Beteiligten (z. B. wer vertritt welche Gruppe mit welcher Handlungsbefugnis) x x x
geklärt?
Ist die personelle Kontinuität bzw. die Integration neuer TeilnehmerInnen gewährleistet? x
Spielregeln
Gibt es klare Vereinbarungen über den Ablauf des Verfahrens, über Rechte und Pflichten der Beteilig- x
ten und über die Art wie Entscheidungen getroffen werden (z. B. konsensuale Entscheidungen oder
Mehrheitsentscheidungen)?
Haben Prozesssteuerung und Beteiligte gemeinsam Spielregeln über den Umgang miteinander und x
über die Kommunikation nach außen festgelegt?
Haben alle Beteiligten die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern und sich an Diskussionen zu beteiligen? x x
Wird auf die Einhaltung des Zeit- und Ablaufplans geachtet? x
Informationen
Erhalten die Beteiligten rechtzeitig alle für den Prozess relevanten Informationen in anschaulicher und x x x
allgemein verständlicher Form?
Wird bei Bedarf ergänzendes ExpertInnenwissen eingeholt, damit Entscheidungen auf einer soliden x x x
Basis getroffen werden können?
Gibt es eine kontinuierliche, mit den anderen Beteiligten abgestimmte Information der Öffentlichkeit (x) (x) x
über den Prozess und seinen Verlauf? (Siehe auch Checkliste Öffentlichkeitsarbeit, S. 56)
Wird der Prozess nachvollziehbar dokumentiert (Protokolle, Zwischenberichte etc.)? x x x
Ergebnisse Praxismaterial
Haben sich alle Beteiligten dazu verpflichtet, das Ergebnis als gemeinsame Leistung zu präsentieren? x
Werden Strukturen geschaffen, um die Umsetzung der Ergebnisse kontrollieren und nachvollziehen zu x
können?
*) In den einzelnen Spalten ist markiert, welche Qualitätskriterien besonders wichtig sind für
I informative Öffentlichkeitsbeteiligung
K konsultative Öffentlichkeitsbeteiligung über Stellungnahmen
M Öffentlichkeitsbeteiligung über Mitbestimmung (vgl. Stufen der Öffentlichkeitsbeteiligung, S. 9)
(x) = trifft zu, wenn es sich um längerfristig angelegte, prozesshafte Beteiligungsverfahren handelt,
nicht aber für punktuelle Veranstaltungen
Öffentlichkeitsarbeit
in Beteiligungsprozessen
JA NEIN
Informations- und Pressearbeit
Stehen ausreichend finanzielle Mittel für Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung?
Ist die personelle Zuständigkeit für die Informations- und Pressearbeit geklärt?
Ist geklärt, welches Ziel mit Öffentlichkeitsarbeit erreicht werden soll (Erstinformation über das
Vorhaben,Aktivierung von TeilnehmerInnen, laufende Berichterstattung etc.) und mit welchen
Informationsangeboten es am besten erreicht werden kann?
Ist geklärt, welche Zielgruppen (Jugendliche, MigrantInnen etc.) angesprochen werden sollen und
mit welcher Botschaft das am ehesten gelingen kann?
Gibt es ein aktives Informationsangebot für die Bevölkerung (Amtliche Mitteilungen, Newsletter,
Postwurfsendung, Beiträge im TV oder Radio, Inserate in Zeitungen etc.)?
Gibt es ein passives Informationsangebot (Öffentliche Planeinsicht,Ausstellung, Informations-
veranstaltung, Homepage, Hotline, BürgerInnentelefon, Sprechstunden etc.)?
Gibt es für BürgerInnen die Möglichkeit ihre Meinung zum Vorhaben mitzuteilen (Briefkasten,
E-Mail-Adresse, Hotline, Diskussionsveranstaltung etc.)? Ist klar, was mit diesen Meinungs-
äußerungen oder Fragen passiert?
Werden alle geeigneten Medien (Tageszeitungen, Bezirkszeitungen, Fachmedien,Vereinsmedien,
Internet, Radio,TV etc.) zur Information der Öffentlichkeit genutzt?
Wird die Information der Presse und der Öffentlichkeit inhaltlich und zeitlich mit den Beteiligten
abgestimmt?
Haben alle Beteiligten gemeinsam Spielregeln für den Umgang mit der Presse und der
Öffentlichkeit festgelegt (Anfragebeantwortung, Presseaussendung, Organisation von Presse-
konferenzen etc.)?
Praxismaterial
Ist geklärt, welche Informationen über den Beteiligungsprozess dem Grundsatz der Vertraulich-
keit unterliegen und welche an die Presse und die Öffentlichkeit weitergegeben werden können?
Haben sich alle Beteiligten dazu verpflichtet, keine vertraulichen Inhalte nach außen zu geben
und einseitige Presse- und Öffentlichkeitsinformation zu unterlassen?
Werden zu bestimmten Veranstaltungen, bei denen öffentliche Aufmerksamkeit gewünscht ist,
JournalistInnen eingeladen?
56
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
57
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Methoden
Legende
Stufe der Beteiligung Es gibt eine Vielzahl von Methoden zur Öffentlichkeitsbeteiligung.
Information Diese Methoden können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten,
Konsultation • Beteiligungsprozesse strukturiert und effizient durchzuführen,
Mitbestimmung
• sie abwechslungsreich und interessant zu gestalten und
Dauer (Durchführung, • abseits der gängigen Wege nach neuen Lösungen zu suchen.
ohne Vorbereitungszeit!)
1 Tag bis max.
1 Woche
einige Wochen
mehrere Monate Im Folgenden finden Sie einen Überblick über einige erprobte Methoden.
Eine umfassendere Beschreibung finden Sie u. a. auf www.partizipation.at.
Beteiligte:
☺ bis etwa 15 Per- Die Auswahl der passenden Methode für Ihren Beteiligungsprozess klären Sie
sonen am besten mit Ihrer/Ihrem ProzessbegleiterIn.
☺☺ etwa 15–30 Per-
sonen
☺☺☺ auch für große
TeilnehmerInnen-
kreise geeignet
Aktivierende Befragung
Konsultation Dauer: bis Anzahl der Beteiligten: ☺☺☺
BürgerInnenversammlung
Information, Konsultation Dauer: Anzahl der Beteiligten: ☺☺☺
Öffentlichkeit über ein lichkeit über das geplante VertreterInnen von Interes-
Möglichkeit, Interes-
geplantes Projekt oder eine Projekt bzw. die angestreb- sengruppen,VertreterInnen
sierte und Betroffene Planung auf kommunaler te Planung von Politik und Verwaltung,
über ein Vorhaben zu Ebene, wenn Meinungen • anschließend Diskussion, ev. FachexpertInnen
informieren und die und Vorschläge von Bürger- ev. Arbeit in Kleingruppen
Aspekte des Vor- Innen eingeholt werden
habens öffentlich zu sollen
erörtern.
58
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Methoden
Internet-Forum
Konsultation Dauer: bis Anzahl der Beteiligten: ☺☺☺
Konsensus-Konferenz
Konsultation, Mitbestimmung Dauer: Anzahl der Beteiligten: ☺ bis ☺☺☺
Mediation
Mitbestimmung Dauer: bis Anzahl der Beteiligten: ☺ bis ☺☺☺
sung erzielen wollen spräche, Festlegen des Teil- tionsvertrages über die
dauerhaften Lösung
nehmerInnenkreises, Ausar- erzielten Ergebnisse und
suchen und dabei von beitung einer Arbeitsverein- deren Umsetzung
professionellen Media- barung, die Ablauf, Ziel,
torInnen unterstützt Inhalte etc. des Mediations- TeilnehmerInnen
werden. verfahrens festhält betroffene BürgerInnen,
InteressenvertreterInnen,
VertreterInnen von Politik
und Verwaltung
59
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Methoden
Planungszelle
Mitbestimmung Dauer: Anzahl der Beteiligten: ☺☺ bis ☺☺☺
Runder Tisch
Mitbestimmung Dauer: bis Anzahl der Beteiligten: ☺☺ bis ☺☺☺
60
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Methoden
Zukunftswerkstatt
Mitbestimmung Dauer: Anzahl der Beteiligten: ☺ bis ☺☺
Zukunftskonferenz
Mitbestimmung Dauer: Anzahl der Beteiligten: ☺☺☺
*) Strategische Umweltprüfung
61
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Glossar
lichen Sinne als gerichtliche tegie oder der Nationale eine Prüfung der Umwelt-
Verhandlung, sondern als Aktionsplan für Beschäfti- verträglichkeit unter Betei-
eine Entwicklung, eine gung. ligung der Öffentlichkeit
Abfolge von aufeinander durchzuführen.
aufbauenden Schritten zu
62
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
Literatur,
Internet-Adressen
Literatur DIEBÄCKER, Marc (Hg.) KOLLMANN, Gerhard; Nützliche
(2004): Partizipative LEUTHOLD, Margit; Internet-Adressen
ARBTER, Kerstin (2004): Stadtentwicklung und PFEFFERKORN,Wolfgang;
SUP – Strategische Agenda 21. Diskurse – SCHREFEL, Christian www.partizipation.at
Umweltprüfung für die Methoden – Praxis,Wien. (Hg.) (2003): Partizipa- Basisinformationen, wei-
Planungspraxis der Sammlung von Aufsätzen tion. Ein Reiseführer für terführende Literatur, Ver-
Zukunft, Wien – Graz. zu unterschiedlichen Grenzüberschreitungen in anstaltungsempfehlungen,
Erläutert das neue Instru- Schwerpunkten, z. B. Me- Wissenschaft und Pla- Arbeitsblätter und Fall-
ment der Strategischen thoden, Prozessbegleitung, nung, Schriftenreihe Inte- beispiele zu Beteiligung
Umweltprüfung mit Fallbei- Gemeinwesenarbeit sowie grativer Tourismus & Ent- bzw. Beteiligungsprozes-
spielen aus der österreichi- Praxisbeispiele aus der wicklung, Band 6, Mün- sen in Mittel- und Ost-
schen Planungspraxis sowie Agenda 21 in Wien Alser- chen,Wien. europa
das partizipative Modell grund Hintergrundinformationen,
der SUP am runden Tisch Beispiele und Methoden www.municipia.at
FISCHER, Corinna; sowie Internet- und Litera- Dokumentation innovati-
BECKMANN, Jens; KECK, SCHOPHAUS, Malte; turtipps zum Thema Beteili- ver Projekte in der
Gerhard (1999): Beteili- Matthias TRENEL; Annet- gung. Raumplanung, Stadt- und
gungsverfahren in Theorie te WALLENTIN (2003): Regionalentwicklung, u. a.
und Anwendung, Stutt- Die Kunst, sich nicht über LEY, Astrid; WEITZ, Lud- zum Thema Beteiligung
gart. den Runden Tisch ziehen wig (2003): Praxis Bürger-
Detaillierte Beschreibung zu lassen. Ein Leitfaden beteiligung. Ein Metho- www.mitarbeit.de
von über 30 verschiedenen für BürgerInneninitiativen denhandbuch, Bonn. Publikationen,Veranstal-
Methoden und Verfahren in Beteiligungsverfahren, Umfassende Darstellung tungshinweise und Pro-
zur Beteiligung mit Hinwei- Bonn. von 30 Ansätzen zur jektdokumentationen zu
sen zu Einsatzbereichen, Praxisnahe Tipps für die Gestaltung von Beteiligungs- Beteiligung, Demokratie-
Ablauf, Aufwand etc. erfolgreiche Gestaltung von prozessen in Theorie und entwicklung von unten,
Beteiligungsprozessen (Pro- anhand von Praxisbeispielen bürgerschaftlichem Enga-
BISCHOFF, Ariane; SELLE, zess- und Sitzungsgestal- gement
Klaus; SINNING, Heidi tung, Gesprächs- und Ver- Österreichische Gesell-
(2001): Informieren, handlungsführung, Ziel- schaft für Umwelt und www.nachhaltigkeit.at
Beteiligen, Kooperieren – bestimmung etc.) Technik in Zusammenar- Hintergrundinformatio-
Kommunikation in Pla- beit mit dem Bundes- nen und Nachrichten zu
nungsprozessen. Eine HINTE,Wolfgang, ministerium für Land- und aktuellen Entwicklungen
Übersicht zu Formen,Ver- LÜTTRINGHAUS, Maria; Forstwirtschaft, Umwelt zum Thema Nachhaltig-
fahren, Methoden und OELSCHLÄGEL, Dieter und Wasserwirtschaft keit in Österreich, LA21-
Techniken, Dortmund. (2001): Grundlagen und (2001): Das Handbuch Register
Erläutert eine Vielzahl von Standards der Gemein- Umweltmediation. Kon-
Beteiligungsverfahren sowie wesenarbeit, Münster. flikte lösen mit allen www.wegweiser-
Techniken zur Arbeit mit Grundlagentexte zur Theo- Beteiligten,Wien. bürgergesellschaft.de
Gruppen rie und Entwicklung der Informationen zur Konflikt- Praxishilfen, Hinter-
Gemeinwesenarbeit sowie bearbeitung durch Media- grundinformationen,Ver-
Leitstandards und Literatur- tion, zu Vorbereitung und anstaltungshinweise, Hin-
Literaturverzeichnis
63
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung
AutorInnenverzeichnis
Dank
Rita Trattnigg
Expertin für Nachhaltige Entwicklung Monika Auer, ÖGUT
und Partizipation im Lebensministerium, Margarete Endl, freie Journalistin
Politikwissenschafterin, Moderation und Elisabeth Freytag, Lebensministerium
Begleitung von Beteiligungsprozessen Daniela Ingruber, ÖGUT (bis 12/03)
Rita.Trattnigg@ Inge Schrattenecker, ÖGUT
lebensministerium.at Anita Zieher, PR,Training & Theater.
64
Öffentlichkeitsbeteiligung
kann Zeit und Geld ersparen, weil Verzögerungen und Kosten durch
Einwände bei der Projektumsetzung und durch Gerichtsverfahren
vermieden werden können.
www.partizipation.at