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ZERSCHLAGEN. ZUSAMMENGESETZT. ERFUNDEN

Sie schreiben in dem Nachwort des Romans, dass eine Biografie ein ein-wie auch niederträchtiges Genre sei. Wie meinen Sie das?

Man denkt bei einer Biografie, da schreibt eine Person X über Person Y und stellt deren Leben möglichst korrekt und faktenorientiert dar. Doch selbst bei Sachbüchern ist dieser Anspruch Fiktion. Niederträchtigerweise wandert das schreibende Subjekt in das beschriebene, es dringt in dessen Geist und Charakter ein, anders geht es nicht. Ich, als Schreibende, bin es, die den sogenannten Fakten wie etwa Schwitters’ Briefen begegnet. Die auch zwischen den Zeilen liest. Und das dann versprachlicht. Im Endeffekt wird immer erfunden. In England gibt es seit Langem eine starke Tradition des biografisch-fiktiven Schreibens. Auch wissenschaftliche Biograf:innen, Hermione Lee zum Beispiel, erfinden munter, benutzen narrative und romanhafte Elemente. Lee beginnt ihre Biografie zu Virginia Woolf mit einer Szene, in der Woolf mit Freunden auf ein Haus zugeht. Irgendwann hat so etwas vermutlich stattgefunden, aber alles, was diese Figuren sagen, ist rekonstruierende Erfindung. Kurt Schwitters hätte es gefallen, von einer anderen Person, anderen Geschlechts und aus einer anderen historischen Zeit verbiografisiert zu werden. Spiele mit Identität, Umkehrungen, der Versuch, auf neue Weise zu erzählen – das alles entspricht ihm. Er hat selbst damit gearbeitet und davon gelebt, Konventionen zu brechen und Perspektiven umzudrehen.

Wie war es, in seinen speziellen, kreativen Geist

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