KLIMA ALS AKTEUR


BILDBAND-TIPP
Alleebäume, die im Juli ihre vertrockneten Blätter verlieren, verkohlte Weizenfelder und Novembertage, an denen man im Pullover durch die Sonne spazieren kann: Die Realität der globalen Erwärmung rückt näher. Seit der industriellen Revolution ist die Durchschnittstemperatur der Erde um ein Grad angestiegen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird sie sich bis 2100 um weitere zwei bis fünf Grad erhitzen. Das wird Hitzewellen und Dürreperioden, Überschwemmungen und Stürme zur Folge haben. Wir wissen das. Wir riechen den Rauch. Doch wenn es darum geht, gute Absichten in Richtlinien zu übersetzen, wird Umweltschutz gegen „die Wirtschaft“ abgewogen, als existiere die auf einem eigenen Planeten. Die Jugendlichen, die seit zwei Jahren immer wieder an das Verantwortungsbewusstsein von Politik und Industrie appellieren, weil sie die Erde noch ein paar Jahrzehnte brauchen, werden von denen, die ihre Demonstrationen nötig gemacht haben, verhöhnt oder beschwichtigt und ignoriert. Zwischen dem, was wir wissen und dem, was wir tun, besteht keine Verbindung.
DIE GROSSE UMNACHTUNG
Leon Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz besagt, dass zwei (oder mehr) Überzeugungen oder Gewohnheiten, die im Widerspruch zueinander stehen, einen Zustand des Unbehagens auslösen. Die menschliche Psyche hält Dissonanz nicht gut aus. Sie braucht einen Zustand des Gleichgewichts, und das schnell, weswegen wir fast immer und nahezu automatisch die einfachste Möglichkeit wählen, Dissonanz zu reduzieren. Wer also weiß, dass es möglich und nötig ist, die globale Erwärmung gering zu halten und gleichzeitig weiß, dass vieles, was er tut, sie vorantreibt, kann Strom und Benzin sparen, weniger Fleisch essen und für stärkere Maßnahmen zum Klimaschutz demonstrieren. Aber: Die eigene Lebensweise infrage zu stellen bedeutet Stress. Öffentlich Veränderungen einzufordern bedeutet Stress. Unter Umständen ist
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