
ie Identitätspolitik spaltet die Gesellschaft – und eint die Lyrik. Nicht nur politischer ist sie in den letzten Jahren geworden, sondern auch wissenschaftlicher. Allen voran der Gender-Diskurs wurde Teil ihrer DNA, sodass verstärkt die gängigen, heteronormativen Geschlechterbilder und-rollen kritisch hinterfragt werden. Ein besonderes Engagement in Sachen Dekonstruktion fragwürdiger Kategorien wie „Mann“ und „Frau“ belegt Kerstin Hensels neuer Band „Cinderella räumt auf“. Dass der Titel hält, was er verspricht, zeigt sich allen voran an der Neuinterpretation klassischer Märchen, die nicht gerade als berühmt für innovative Konzepte von Weiblichkeit gelten dürfen. Aus dem Froschkönig macht die 1961 geborene Autorin kurzerhand die „Fröschin“, stattet sie allerdings nicht mit der Sehnsucht nach Verwandlung, gar Liebe aus. „Kein Kuss keine Wundernuss“, konstatiert das möglicherweise maskuline, enttäuschte, lyrische Ich, um