Falstaff Magazin Österreich

STARKES FINALE

Der Jahrgang 2020 wird von Bordeaux-Liebhabern mit berechtigter Vorfreude erwartet. Falstaffhat gut 500 Fassproben verkostet und kommt zu dem Schluss, dass man diesem Jahrgang nicht nur als passionierter Bordeauxsammler wirklich Aufmerksamkeit widmen sollte. Die Weine sind auf einem sehr hohen Qualitätsniveau und erfüllen damit per se die Ansprüche, die man stellt, wenn man an einen Subskriptionskauf denkt. Auch wenn die Preise im Vergleich zum ausge sprochen wohlfeilen Jahrgang 2019 etwas angezogen haben, so liegen sie immer noch auf sehr ansprechendem Niveau.

Im Médoc sind leichtfüßig wirkende Klassiker voll Eleganz, Frucht und toller Tanninreife entstanden, die teilweise an die klassischen Jahrgänge 2010 und 2016 erinnern (allerdings noch besser, sind sich die Winzer sicher). Am rechten Ufer hingegen schließt 2020 an die opulenten Weine der letzten beiden Jahre an. Opulent, ja sexy und zugänglich, aber bei aller Üppigkeit auch mit guter Frische ausgestattet, werden diese Weine eher Freunde von Napa Valley oder Bolgheri in ihren Bann ziehen.

Man kann mit Fug und Recht sagen: Bordeaux zeigt in 2020 gleich zwei superlative stilistische Varianten, und so können die Weinfreunde ganz nach persönlicher Präferenz wählen. Da bei aller Zugänglichkeit auch dank der Supertannine die Lagerfähigkeit nichts zu wünschen übrig lässt, sollte man von seinem Lieblingswein heuer daher eher gleich zwei als nur eine Kiste kaufen, dann kann man diesen auch in allen Entwicklungsphasen genießen.

LEGENDE

Weißwein, trocken

Rotwein, trocken

Rosé

95–100 Klassiker

93–94 ausgezeichnet

91–92 exzellent

88–90 sehr gut 85–87 empfehlenswert

DIAM Verschluss aus gepresstem Korkgranulat

DV Drehverschluss

KK Kunststoffkork

NK Naturkork

VL Vinolok

zertifiziert nachhaltig (Österreich)

Rechtes Ufer rot

98–100

Château Le Pin 2020 Château Le Pin, Pomerol

In der Nase eine Duftwolke voller Ätherik und Kräuterwürze, balsamisch, Wacholder, floral, Herzkirsche. Im Mund mollig, cremig, lukullisch weich einerseits und dann dennoch mit einem feinen, frischen Druckaufbau, voller Schmelz und Saftigkeit, eine Vereinigung von Gegensätzen: Frische und Reiffruchtigkeit, Cremigkeit und Stoff, Mineralik und Milde. Immenses Potenzial. In den Gaumenaromen noch altersgerecht verschlossen. keine Homepage

Château Lafleur 2020 Château Lafleur, Pomerol

Rauchiges Holz. Kräuter, Bitterschokolade. Anfangs noch buttrig, sehr verschlossen, Lakritze und extrem reifer Holunder. Mit Luftkontakt schwarze Johannisbeere und kubanischer Tabak. Im Mund eine immense Tannindichte, aber zugleich so fein und so cremig, so ölig verpackt. Die mollige, runde Gaumenmitte leitet nahtlos in ein saftig-mineralsiches Finale über. Tabakig im Abgang. Ein perfekt rundes, in sich homogenes Amalgam. Mehr Stoffist kaum in einem so weich grundierten Ensemble unterzubringen, ohne Frische und nachgerade eine gewisse Leichtfüßigkeit zu verlieren. chateaulafleur.fr

97–99

Château Ausone 2020 Château Ausone, Saint-Émilion

Anfangs wenig offen. Etwas Amarenakirsche. Pfeffrige Noten. Mit Luftkontakt rote und schwarze Johannisbeere. Dann mehr und mehr harzig-würzige Aromen. Im Mund fleischiges Tannin mit einem kraftvoll kalk-mineralisch unterlegten Gerbstoffkorn, dazu eine kultivierte, integrierte und dennoch auch vife Säure. Sehr lange Plateauphase in der Struktur, vibrierend vor Spannung, und dann doch auch mit einer cremigen Unterlage, die alles einbettet und abrundet. Große Länge.

chateau-ausone-saint-emilion.com

Château Pétrus 2020 Château Pétrus, Pomerol

Waldheidelbeere im Duft, sehr frisch und klar. Himbeere, rote Johannisbeere, dazu ein eisenmineralischer Unterton. Im

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