Belästigung am Spielplatz

Was ist Macht? Die Wikipedia definiert das Konzept wie folgt: „Macht bezeichnet die Fähigkeit einer Person oder Gruppe, auf das Denken und Verhalten einzelner Personen, sozialer Gruppen oder Bevölkerungsteile so einzuwirken, dass diese sich ihren Ansichten oder Wünschen unterordnen und entsprechend verhalten.“ Macht existiert in nahezu allen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens. Macht ist also etwas zutiefst Menschliches. Und vermutlich hat sich der größte Teil der Menschheit bereits am Machtgefühl berauscht, sei es im Kleinen oder im Großen.
Im Kleinen demonstrieren Menschen ihre mentale oder körperliche Überlegenheit gegenüber anderen in so scheinbar profanen Dingen wie einer Schulhofprügelei. Dabei ist Macht nicht gleichzusetzen mit psychologischer oder physiologischer Stärke; Stärke ist nur ein Mittel zum Zweck für denjenigen mit einem Machtanspruch. Macht regiert die Welt, das wird uns überall und jederzeit bewiesen, wenn wir uns allein nur die Nachrichten anschauen. Es gilt das Recht des Mächtigeren, das Recht des Lauteren, das Recht des Gewalttätigeren.
Kinder sind gemein
In jungen Jahren äußern sich Machtdemonstrationen oft in Mobbing in der Schule. Man hat kein Smartphone in der Tasche, man wie uncool. Man trägt nicht die neuesten und aberwitzig teuren Klamotten, sondern den Pulli aus letzter Saison? Boah so ein Assi. Ich erinnere mich daran, und ich bin seit bald zwanzig Jahren aus der Schule raus. Ich erinnere mich an den Jungen, der mich in der vierten Klasse auf dem Schulhof verprügelt und mir schlimme, verletzende Dinge an den Kopf geworfen hat, genauso wie an den Typen aus der neunten Klasse, der von hinten immer gegen meinen Stuhl getreten hat. So lustig, wahrscheinlich, für ihn. So scheiße für mich, weil sich in meinen Kopf Angst einschlich, vor der ständigen, wiederholten Schikane. Aber was sollte ich tun? In den 80er- und 90-Jahren ist man aufgewachsen mit dem Gedanken, dass es eh nichts bringt, sich beim Lehrer zu beklagen. Schlimmer noch, man gilt als Petze und ist dann bei den anderen für immer unten durch.

Versuchte ich hingegen, meine Wut gegen meinen Peiniger zu richten, dann wurde ich nur ausgelacht. In den meisten Fällen blieb es dabei: Ich ließ mich demütigen und schluckte es herunter. Der eine oder andere mag nun sagen, dass ja trotzdem ein selbstbewusster Mensch aus mir geworden ist. Das ist vielleicht so. Aber ich sagte bereits: Ich erinnere mich immer noch an das Schulhof-Harassment. Ich weiß, was passiert ist. Ich verstehe nur heute immer noch nicht, warum es passiert ist. Das kann es ja auch nicht sein.
Von Offline zu Online
Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der es größtenteils noch kein Internet gab, und es bedeutete den absoluten Luxus,
Sie lesen eine Vorschau. Registrieren Sie sich, um mehr zu lesen.
Beginnen Sie Ihren Gratismonat