DIE EVOLUTION DES RENNSPIEL-GENRES: VON DEN 1970ERN BIS HEUTE
Klammert man elektromechanische Rennspiele der späten 1960er-Jahre einmal aus, reichen die Ursprünge des Rennspiel-Genres bis ins Jahr 1972. In Wipeout – einem von sechs Spielen, die dem Magnavox Odyssey zum Start beiliegen – gilt es, ein Quadrat mit dem Controller über eine Rennstrecke zu manövrieren. Das Bizarre an Wipeout: Weil die erste Videospielkonsole der Welt keinen eigenen Mikroprozessor besitzt, sondern vorrangig auf Transistoren und Dioden setzt, benötigt man zum Spielen noch ein mitgeliefertes Brettspiel sowie eine Schablone. Letztere wird auf dem Fernseher befestigt und zeigt eine in vier Abschnitten unterteilte Rennstrecke. Die Aufgabe des Spielers besteht nun darin, mit den Drehreglern des Controllers einen quadratischen Punkt über eben diesen Kurs zu manövrieren. Um Wipeout vernünftig spielen zu können, braucht man jedoch noch mindestens einen zweiten Spieler. Dieser zählt a) wie oft das Quadrat (sprich das Rennauto) die Rennstrecke komplett verlassen hat und b) wie oft es von einem kleineren, von links nach rechts pendelnden Quadrat getroffen wurde. Wichtige Regel: Je öfter man einen Fehler macht, desto weniger Felder darf man sein eigenes Holzrennauto später auf der Brettspiel-Rennstrecke fortbewegen. Sieger des für bis zu vier Spieler ausgelegten Wettkampfs ist schließlich derjenige, der auf dem Brettspiel zuerst das Ziel erreicht.
Die früher 70er: Wettrennen im Weltraum
Wipeout ist ziemlich rudimentär, macht aber durchaus Laune und kann zweifelsohne als einer der Großväter des Genres bezeichnet werden. Gleiches gilt für Space Race, Ataris zweites Spiel nach Pong. Der ArcadeAutomat, dessen Design aus der Feder von Atari-Mitbegründer Ted Dabney stammt, erblickt am 16. Juli 1973 das Licht der Gaming-Welt und verfrachtet den Wettrennen-Gedanken ins Weltall. Heißt konkret: Zwei Spieler schicken abwechselnd und unter Zeitdruck ein Raumschiff vom unteren zum oberen Bildrand. Klingt simpel, erfordert aber einiges an Geschick, denn auf dem Weg zum Ziel sollte man nicht mit den zahlreichen Asteroiden zusammenstoßen, die auf verschiedenen horizontalen Ebenen durchs Bild rauschen. Geschieht dies doch, wird das Raumschiff wieder an die Startposition versetzt. Space Race spielt sich solide, kommerziell schlägt es aber bei Weitem nicht so hohe Wellen wie Ataris Pong. Laut Ralph Baer können unter dem Strich lediglich zirka 1.500 Automaten abgesetzt werden.
Atari lässt sich davon allerdings nicht entmutigen und startet im Mai 1974 gleich den nächsten Rennspiel-Anlauf. Das für Einzelspieler konzipierte Gran Trak 10 präsentiert sich als Top-Down-Racer, gilt als der erste ROM-basierte Arcade-Automat und ist mit einem Lenkrad, Gas- und Bremspedal sowie einem Schaltknüppel ausgestattet. Damit lotst der Spieler sodann ein sehr einfach dargestelltes Fahrzeug über eine immer gleiche Strecke, in deren Zentrum sich eine pechschwarze Ölpfütze befindet. Heute
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