
Wenn im Herbst die Temperaturen zu sinken beginnen, ist die Zeit der Reserve-Weine gekommen. Längst hat es sich eingebürgert, den besten Weinen, vom weißen Lagenwein bis zur komplexen roten Cuvée, auch mehr Zeit zu geben, damit diese sich entsprechend ihrem Potenzial entwickeln können. Denn große Weine, egal ob Rote oder Weiße, benötigen eine angemessene Zeit, um jene Reife zu erlangen, die es dem Weinfreund erst möglich macht, all ihre Facetten zu erfassen und auszuloten.
Vor allem Weine mit höherem Alkoholgehalt und solche mit einem kräftigeren Tanninkleid erlangen ihre Genussreife etwas später als leichtere, fruchtbetonte Spielarten. Dazu kommt als angenehmer Nebeneffekt, dass viele Menschen einen gut ausgereiften Wein auch als bekömmlicher empfinden. Und wenn sich ein Wein harmonisch und ausgewogen präsentiert, wird niemand fragen, wie hoch sein Alkoholgehalt ist. Wenn sich die Holzaromen elegant einfügen, wird sich die Frage nach der Verweildauer im neuen Holz gar nicht erst stellen. Denn nur wenn diese Merkmale vordergründig sind und der Wein in seiner Säurestruktur nicht ausbalanciert wirkt, ist eine Nachfrage berechtigt. Und eines sollte man nie vergessen: Mit dem Alkohol im Wein verhält es sich wie mit dem Fett in Speisen – er ist ein unverzichtbarer Geschmacksträger.


DER TREND SAGT LEICHTWEIN, DOCH DER GAUMEN ZEIGT: STOFFIGERE WEINE MIT GUTER REIFE HABEN EINFACH MEHR ZU