








Der Zweite Weltkrieg forderte das Leben von 75 Millionen Menschen – umso unglaublicher war, was am 10. Dezember 1948 ausgerufen wurde: die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Sie rückte das Individuum in den Vordergrund und sollte es vor Krieg, Willkür und Tod schützen. Die Menschenrechtserklärung war womöglich das wichtigste Zeichen dafür, dass die Kriegsgenerationen eine lebensbejahende Lehre aus ihrem Leid gezogen hatten. Doch die heutigen Generationen sind nicht minder gefragt, für Menschenrechte einzustehen – sowohl in demokratischen als auch in autoritären Staaten.
Etwa in Belarus, dessen Hauptstadt Minsk kaum weiter von Berlin entfernt ist als Paris. Die belarussische Autorin Olga Shparaga beschreibt die politischgesellschaftlichen Vorgänge in ihrer Heimat: Sie spitzten sich bereits vor den Präsidentschaftswahlen am 9. August 2020 zu – und. Die Autorin selbst nahm an den Demonstrationen teil, zu denen belarussische Bürger:innen nahezu täglich strömten, und wurde mehrmals verhaftet. Ihr Buch ist ihren und den Erfahrungen ihrer Mitstreiterinnen gewidmet. „Eine der politischen Gefangenen ist Maria Kolesnikowa“, schreibt die Autorin. „Sie ist weltweit zum Gesicht der belarussischen Proteste geworden.“ Weil Kolesnikowa im Wahlkampfteam von Lukaschenkos Gegenkandidaten aktiv war und nach den vermeintlich demokratischen Wahlen die Proteste anführte, wurde sie jüngst zu elf Jahren Haft verurteilt. „Unsere Verfassung ist nicht auf Frauen zugeschnitten“, verlautbarte Diktator Lukaschenko. Auch damit zeigt er seine Verachtung für die Menschenrechte, denn ihr erster Artikel lautet: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Wie wertvoll diese Gleichheit ist, zeigt sich an Menschen wie Kolesnikowa und Shparaga – die trotz drakonischer Strafen für sie einstehen.