HERVÉ LE TELLIER
Ich verliebe mich so leicht
Übersetzt von Romy und Jürgen Ritte
Sie ist tausendfach erzählt, die Geschichte vom ewigen Liebesleid. Hervé Le Tellier verpackt sie in einen wunderbar ironischen Reiseroman. Ein Mann (genannt „unser Held“), an die fünfzig, zweifacher Vater und vermutlich geschieden, fliegt seiner dreißigjährigen Geliebten („unserer Heldin“) in die schottischen Highlands nach. Sie besucht dort ihre Mutter und erwartet ihren „regulären“ Liebhaber, auch er ein Mann reifen Alters. Unser Held ist nicht willkommen, seine Liebe nur Illusion. Das weiß er, und setzt auf die „Reinigung der Leidenschaften durch das Ausüben einer Kunst“, kurzum, er bannt seinen amourösen Schiffbruch in ein Tagebuch der Missgeschicke: verspäteter Abflug von Paris, die Tücken des Mietwagens, die kühlen Telefonate und Treffen mit der Geliebten. Oder wäre es gerade ihre Zurückweisung, die ihn anzieht wie ein schwarzes Loch? Unser Held reist wieder ab, heldenhaft. Den Restfunken an Hoffnung aber gibt er, bei aller Klarsicht, nicht auf. Hervé Le Tellier, Prix Goncourt-Träger und Mitglied des Autorenkreises Oulipo, unterlegt das programmierte Liebesdebakel des Helden mit Verweisen auf Film und Literatur. Er spielt mit Klischees, erzählt leichtfüßig und mit meisterlicher Ironie. Hervorragend ist die Übersetzung aus dem Französischen von Romy und Jürgen Ritte. (wal)
Ein charmantes, kluges Buch über das Kreuz mit der Liebe sowie über die Angst vor dem Altern und der Einsamkeit.
ROWOHLT, 128 Seiten, 20 Euro
LINDA BOSTRÖM KNAUSGARD
Oktoberkind
Übersetzt von Ursel Allenstein
Der Schock sitzt tief, den diese autofiktionale Erzählung hervorruft. Eine Schriftstellerin ringt in der geschlossenen Psychiatrischen Abteilung um ihre Erinnerungen. Zwangseingeliefert aufgrund ihrer bipolaren Störung, die sie in den schlechten Phasen zu einer Gefahr für sich selbst und andere macht. Doch rechtfertigt das