
PROF. DR. CAROLIN MÜLLER-SPITZER leitet am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache den Programmbereich Lexik empirisch und digital der Abteilung Lexik. Sie erlangte ihre Habilitation im Fach germanistische Linguistik an der Universität Mannheim im Jahr 2016 und wurde 2018 zur außerplanmäßigen Professorin an der Universität Mannheim ernannt.
Frau Müller-Spitzer, wie sind Sie zum Thema „Gendersensible Sprache“ gekommen?
Meine älteste Tochter sagte im Kindergartenalter einmal zu mir: „Ich möchte ‚Käptin‘ werden.“ Ich frage sie darauf: „Meinst du ‚Kapitän‘?“ Sie erwiderte: „Nein, ich bin ja ein Mädchen.“ Das war das erste Mal, dass mir aufgefallen ist, dass für sie die Bezeichnung „Kapitän“, also das generische Maskulinum, irgendwie nicht funktioniert. Sie wollte „Kapitänin“ sagen. Ich hatte mich damals jedoch noch nicht beruflich mit geschlechtergerechter Sprache beschäftigt. Das kam dann erst im Jahr 2018.
Was geschah in diesem Jahr?
Marlies Krämer hatte in den 1990er Jahren erkämpft, dass im Personalausweis die movierte Form „Inhaberin“ steht. 2018 hatte sie dann Klage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, dass sie als „Kundin“ von der Sparkasse angesprochen werden möchte. Diese Klage wurde abgewiesen – und die Urteilsbegründung des Bundesgerichtshofs hat mich damals gewundert.
Wie lautete die Begründung?
Die Argumentation lautete, dass das generische Maskulinum nach allgemeinem Verständnis auch allgemeingültig verstanden werde, dass es sich also auf alle Geschlechter bezöge. Da fiel mir auf, dass die Studien, die es längst zu diesem Thema gab, öffentlich kaum wahrgenommen wurden.
Was sind zentrale Ergebnisse dieser Studien?
Sie deuten darauf hin,