Und dennoch ist es Leben
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About this ebook
Erleben Sie Geschichten, die unter die Haut gehen, die das Innerste nach außen kehren, uns verstört und nachdenklich zurücklassen. Tauchen Sie ein in eine Welt aus Widersprüchen und Ängsten, folgen Sie der Autorin auf einsamen Wegen, in die sich kein Sonnenstrahl verirrt.
Atemlos spannend und dennoch voll jener leisen Zwischentöne, die in unserer kalten Welt allzu oft überhört werden, nehmen sich die Texte auch jener Themen an, die in der Öffentlichkeit gerne tabuisiert werden. Und nicht selten folgt die Erkenntnis erst mit der letzten Zeile.
Und dennoch ist es Leben
Ein Buch, das berührt und sprachlos macht.
Ein Buch, das Sie nicht so schnell vergessen werden.
Der Frosch und die Rose
Der langersehnte Familienurlaub endet in einer Tragödie, ein Vater in der schwersten Stunde seines Lebens.
Blick in den Spiegel
Schon lange ahnt Viola, dass sie anders ist als andere Mädchen. Von Eltern und Mitschülern ausgegrenzt, entschließt sie sich zu einem verzweifelten Schritt und kommt damit dem Geheimnis ihrer eigenen Identität auf die Spur.
Pias Wolke
Nach schwerem Missbrauch findet die kleine Pia Zuflucht in einer Pflegefamilie. Doch trotz aller Bemühungen gelingt es niemandem, sich dem schweigenden Kind zu nähern. Erst als die Wolke Einzug hält, gibt es einen ersten Lichtblick...
C wie Chrysantheme
Sandra landet nach mehreren Diebstählen in einem Erziehungscamp für straffällig gewordene Jugendliche. Von Anfang an gibt es Spannungen in der Gruppe. Als ein neues Mädchen sich weigert, über seine Vergangenheit zu sprechen, kommt es zur Katastrophe.
Steine
Ein leiser Text über die ungewöhnliche Beziehung zwischen einem einsamen alten Mann und einem kleinen Jungen, der von schrecklichen Schuldgefühlen gequält wird.
Erdbeergeschmack
Zwei russische Straßenjungen, ein verzweifelter Mann, der um seine Tochter bangt. Eine Geschichte über Schuld und Hilflosigkeit.
Tanz im Regen
Die Geschichte einer verbotenen Liebe
Auf dem Geisenhuber Hof
Landwirt Martin wurde über Nacht von seiner Frau verlassen und weiß nicht ein noch aus. Im Laufe seiner Erinnerungen enthüllt sich das ganze Drama seiner Ehe.
Birgit Böckli
Ich bin Jahrgang 1972 und lebe mit meiner Familie in einer Kleinstadt in Nordbaden. Mit dem Schreiben habe ich bereits in der Grundschule begonnen. Ich schreibe hauptsächlich Krimis und Horrorgeschichten, weil ich diese Genres auch als Leser am liebsten mag. Wichtig sind mir in all meinen Texten die Figurenentwicklung und die psychologischen Hintergründe. Außerdem versuche ich meist, meinen Geschichten irgendeinen ungewöhnlichen Aspekt zu verleihen.
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Book preview
Und dennoch ist es Leben - Birgit Böckli
Und dennoch ist es Leben – Erzählungen
By Birgit Boeckli
Ca. 120.000 Zeichen
Covergestaltung Andreas Koch
Smashwords Edition
Copyright 2011 Birgit Boeckli
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Und dennoch ist es Leben – Acht Kurzgeschichten
Inhaltsverzeichnis
Der Frosch und die Rose
Blick in den Spiegel
Pias Wolke
C wie Chrysantheme
Steine
Erdbeergeschmack
Tanz im Regen
Auf dem Geisenhuber Hof
Der Frosch und die Rose
„Eines Morgens aber hielt es der kleine Frosch nicht mehr aus. Es hatte geregnet in jener Nacht, dicke Tropfen schimmerten im Gewirr der Grashalme, und die ersten Sonnenstrahlen fielen als blasse Fäden zur Erde. Ganz unbemerkt kletterte er aus dem Gartenteich…"
„Ich bitte dich, hör doch endlich auf."
„Halt dein Maul!" Er sitzt auf der Bettkante, das Buch auf den Knien. Jetzt heult sie wieder.
Durch das offene Fenster dringt warme Nachtluft ins Zimmer, angefüllt mit dem schweren süßlichen Geruch einer fremden Vegetation. Irgendwo schreit ein Gecko. Wenn er den Atem anhält, kann er den Gesang der Wellen hören.
Ihr Gesicht erscheint in der Tür. Bleich, denkt er. Bleich und winzig.
„Kommst du jetzt bitte?"
Er hält das Buch hoch, sodass sie das Bild sehen kann, auf dem der Frosch heimlich den Teich verlässt.„Das ist seine Lieblingsgeschichte", sagt er mit rauer Stimme.
„Ich weiß."
Sie schließt die Tür. Endlich. Teilnahmslos betrachtet er die Umrisse des kleinen Raumes, den schmalen Wandbehang, auf dem Stuhl ein paar Kissen. Fröhliche Farben. Langsam lässt er sich zu Boden gleiten, spürt das kühle Holz des Bettrahmens im Rücken, während er weiterliest:
Wie wunderschön ist doch die Welt, dachte der kleine Frosch, als er über die morgenfrische Wiese hüpfte. Er betrachtete mit großen Augen den Misthaufen, in dem seine Eltern den letzten Winter verbracht hatten, weiter hinten erhoben sich die Tomatenpflanzen, und auf einem kleinen Beet daneben wuchsen Kohl und Karotten. Er begegnete Käfern und Regenwürmern, die vorsichtig ihre Köpfe aus der warmen Erde streckten. Und all das hatte ihm seine Mutter die ganze Zeit vorenthalten…
Im Nebenzimmer hört er sie umhergehen. Sie trägt diese Sandalen mit den Holzabsätzen. Klack-Klack, Klack-Klack
Eine Träne tropft auf die Buchseite, und er wischt sorgfältig mit dem Ärmel seines Schlafanzugs darüber. Noch immer klingen ihre Worte in seinem Schädel nach, dringen tiefer in seinen Verstand vor, eine endlose Spirale, deren Bewegungen er nicht aufhalten kann.
„Nun mach doch nicht so einen Aufstand. Weißt du, wie viele Scherben ich schon im Fuß gehabt habe? Das ist doch nicht so schlimm."
Seine Hand tastet nach der geschnitzten Statue, die sie auf dem Markt von Ubud gekauft hat. Eine vierarmige Göttin, Lakshmi, die Beschützerin der Ehefrauen. Sie scheint ihn anzulächeln, ein Lächeln voller Mitgefühl und Hoffnung. Es entsteht ein dumpfes Geräusch, als er sie zu Boden fallen lässt.
„Was war das denn?" Schon wieder ihr Gesicht, diese Augen, die er nicht erträgt, weil in ihnen derselbe Schmerz lodert. Er kann ihn spüren, wie ein inneres Beben. Sie hat kein Recht auf seinen Schmerz!
„Raus, verdammt!" brüllte er sie an.
„Bitte, leg jetzt das Buch weg und komm rüber. Sie werden gleich hier sein."
„Lass mich." Weshalb drängt sie ihn so? Es ist zu spät. Es gibt kein morgen, wann wird sie das endlich begreifen?
Mit Wohlwollen bemerkte er, dass sie Angst vor ihm hat. Ein scharfer Blick, und sie verlässt den Raum. Das ist gut, das ist verdammt gut! Wenn er die Kraft dazu hätte, würde er jetzt lachen.
Die Erinnerungen kommen wellenförmig, verfolgen ihn, treiben ihn fort an einen lichtlosen Ort. Mit geschlossenen Augen sieht er sie vor sich stehen, die Sonnenbrille im Haar, sogar die winzigen Fältchen um ihre Augen.
„Aber könnte es nicht auch eine Grippe sein? Woher willst du wissen, dass das Fieber etwas mit der Entzündung zu tun hat? Ich glaube, du übertreibst mal wieder."
Er lauscht einen Moment in die Stille, leise blättert er die Seite um. Im Nebenraum der Rhythmus ihrer Schritte. Sollen sie ruhig kommen, er wird die Türe nicht öffnen. Vielleicht nie wieder.
„Dann endlich erblickte er das Rosenbeet, von dem ihm die Schnecke erzählt hatte. Voller Stolz reckten die Rosen ihre herrlichen Köpfe dem Blau des Himmels zu, und mit gewaltigen Hopsern machte der kleine Frosch sich auf den Weg dorthin."
An der Eingangstür der Ferienwohnung ist ein Klopfen zu vernehmen. Er spürt, wie sich all seine Muskeln verkrampfen. Zwei Jahre hat er auf diesen Scheißurlaub gespart. Was bleibt zurück? Ein paar Fotos fürs Album, Sonnenuntergang auf Bali.
Die Bilder entstehen ohne Vorwarnung in seinem Kopf, kleine Hände, die sich nach ihm strecken, ein eisverschmierter Mund, Lichtreflexe in blauen Kinderaugen. Glückliche Erinnerungen, die ihn fast um den Verstand bringen.
Das erste zarte Morgenrot berührt die Zimmerwände. Erbarmungslos drängt ihm der neue Tag entgegen. Von nebenan die Stimme der Vernunft: „Sie sind da, wir müssen aufmachen. Jetzt komm doch endlich her, warum lässt du mich nur so alleine?"
Der Duft der Magnolien ist stärker geworden, er bekommt kaum noch Luft.
Ein blaues T-Shirt hat sie getragen, mit winzigen Glasperlen bestickt. Er sieht, wie sich das Sonnenlicht darin bricht, als sie den Kopf an seine Schulter legt, gestern. Noch einmal verfängt sich sein Blick in dichten schwarzgetuschten Wimpern, lässt ihn die Zuversicht in ihren Augen frösteln. Dazwischen liegen vierundzwanzig Stunden, ein ganzes Leben.
„Zum Arzt gehen, hier im Ausland? Lass uns lieber noch einen Tag warten. Ich bin sicher, mit ein bisschen Kamille kriegen wir das bald wieder hin. Ich geb ihm noch ein Fieberzäpfchen."
Seine Finger sind steif geworden, nur mit Mühe gelingt es ihm, das Buch zu halten. Der Markt von Ubud fällt ihm ein, Menschen in langen Gewändern, all die Webarbeiten und Schnitzereien, lächelnde Frauen, die vor einem ausgebreiteten Tuch voll exotischer Gewürze sitzen. Steinerne Altare an jeder Ecke, mit Blumen