Empfehlungen des Arbeitskreises "Numerik in der Geotechnik" - EANG
Von Wiley
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Empfehlungen des Arbeitskreises "Numerik in der Geotechnik" - EANG - Wiley
Mitglieder des Arbeitskreises AK 1.6 „Numerik in der Geotechnik"
Zum Zeitpunkt der Herausgabe der vorliegenden Gesamtempfehlungen setzte sich der Arbeitskreis 1.6 „Numerik in der Geotechnik" wie folgt zusammen:
Prof. Dr.-Ing. habil. P.-A. von Wolffersdorff, Dresden (Obmann)
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. I. Herle, Dresden (stellvertr. Obmann)
ao. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. M.Sc. H. F. Schweiger, Graz (stellvertr. Obmann)
Prof. Dr.-Ing. T. Benz, Stuttgart
Dr. sc. techn. J.-M. Hohberg, Bern
Dr.-Ing. S. Jung, Saarbrücken
Dipl.-Ing. U. Just, Schrobenhausen
Dr.-Ing. C. Karcher, Köln
Prof. Dr.-Ing. W. Krajewski, Darmstadt
Dr.-Ing. P.-M. Mayer, Stuttgart
Dr.-Ing. H. Neher, Stuttgart
Univ.-Prof. Dr.-Ing. E. Perau, Essen
Univ.-Prof. Dr.-Ing. O. Reul, Kassel
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. T. Schanz, Bochum (ehemaliger Obmann)
Univ.-Prof. Dr.-Ing. J. Stahlmann, Braunschweig
Dipl.-Ing. O. Stelzer, Karlsruhe
Dipl.-Ing. Dr. H. Walter, Salzburg
Dr.-Ing. M.Sc. J. Wehr, Offenbach
Dr.-Ing. D. Winselmann, Braunschweig
Gäste
Dipl.-Ing. T. Barciaga, Bochum
Dr.-Ing. S. Henke, Berlin
Dr.-Ing. T. Marcher, Rum/Innsbruck
Dipl.-Ing. C. Missal, Braunschweig
Dipl.-Ing. T. Pucker, Hamburg
Prof. Dr.-Ing. C. Slominski, München
Ehemalige Mitglieder und Gäste
Dr.-Ing. A. Becker, Kaiserslautern
Prof. Dr. rer. nat. habil. G. Borm, Karlsruhe
Prof. Dr.-Ing. habil. J. Engel, Dresden
Dipl.-Ing. P. Gollub, Schrobenhausen
Prof. Dr.-Ing. habil. P. Gußmann, Stuttgart
Dr.-Ing. U. Holzlöhner, Berlin
Prof. Dr.-Ing. M. Kany, Zirndorf
Dipl.-Ing. U. Klask, Kamen
Dr.-Ing. J. Klein, Essen
Dr.-Ing. K. Langhagen, Dietzenbach
Dr.-Ing. L. Liedtke, Hannover
Prof. Dr.-Ing. habil. H. Meißner, Kaiserslautern (ehemaliger Obmann)
Prof. Dr.-Ing. E.h. M. Nußbaumer, Leonberg, München
o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. O. Pregl, Wien
Dr.-Ing. R. Schwab, Karlsruhe
Dipl.-Ing. W. Schuck, München
Prof. Dr.-Ing. S. Semprich, Mannheim, Graz
Prof. Dr.-Ing. M. Ziegler, Neu-Isenburg, Aachen
Vorwort
Die vorliegende Gesamtempfehlung des Arbeitskreises 1.6 der DGGT, Numerik in der Geotechnik, hat die bisher über die Jahre erschienenen Empfehlungen als Ausgangspunkt. Diese wurden maßgeblich überarbeitet, neu gegliedert, den aktuellen Erkenntnissen angepasst und zusätzlich durch neue Themenbereiche (u. a. maschineller Tunnelvortrieb, Gefrierverfahren, Stoffmodelle für Fels sowie Dokumentation und Qualitätssicherung) ergänzt.
An der Erstellung der vorliegenden Empfehlung haben mitgewirkt:
Prof. Dr.-Ing. Thomas Benz, Prof. Dr.-Ing. habil. Ivo Herle, Dr. sc. techn. Martin Hohberg, Dr.-Ing. Stefan Jung, Dipl.-Ing. Uta Just, Dr.-Ing. Christian Karcher, Dipl.-Ing Ulrich Klask, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Krajewski, Dr.-Ing. Peter-Michael Mayer, Dr.-Ing. Heiko Neher, Prof. Dr.-Ing. habil. Eugen Perau, Prof. Dr.-Ing. Oliver Reul, Prof. Dr.-Ing. habil. Tom Schanz (Obmann), Dipl.-Ing. Winfried Schuck (Redaktion), Dr.-Ing. Radu Schwab, Prof. Dr. techn. Helmut Schweiger, Prof. Dr.-Ing. Joachim Stahlmann, Dipl.-Ing. Oliver Stelzer, Dr.-Ing. Herbert Walter, Dr.-Ing. Jimmy Wehr, Dr.-Ing. Dieter Winselmann, Prof. Dr.-Ing. habil. Peter-Andreas von Wolffersdorff.
Der erste Teil der Empfehlung widmet sich den Grundlagen der numerischen Modellbildung. Dabei werden zunächst Details der Diskretisierung, des Anfangszustandes und der Simulation von Bauzuständen behandelt. Ein wesentlicher Abschnitt befasst sich mit Stoffmodellen und deren Materialkennwerten. Dies betrifft sowohl Modelle für Lockergestein als auch für Festgestein. Bei Letzteren kommt der realistischen Berücksichtigung des Trennflächengefüges eine besondere Bedeutung zu. Abgeschlossen wird der erste Abschnitt durch Empfehlungen zur Berücksichtigung von Grundwasserströmung im Baugrund.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Baugruben und Böschungen im Lockergestein. Die Anforderungen an numerische Modelle sowohl für Verformungs- als auch für Standsicherheitsberechnungen werden detailliert behandelt. Besondere Bedeutung hat hier die numerische Simulation der unterschiedlichen Varianten des Baugrubenverbaus unter Berücksichtigung der herstellungsbedingten Einflüsse. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Durchführung von Standsicherheitsberechnungen für Baugruben und Böschungen unter besonderer Berücksichtigung der konstitutiven Eigenschaften von Strukturelementen (Wand, Anker, Steifen).
Das dritte Kapitel ist der numerischen Modellierung von Gründungen und Baugrundverbesserungsmaßnahmen gewidmet. Im Bereich der Baugrundverbesserung wird auf die Herstellungsprozesse und die damit verbundenen Besonderheiten bei der Modellbildung eingegangen. Der Abschnitt zu den Gründungen beschäftigt sich neben den klassischen Flachgründungen auch mit den kombinierten Pfahl-Platten-Gründungen.
Im vierten Kapitel werden die Besonderheiten bei der Modellbildung im Rahmen des Tunnelbaus diskutiert. Auch hier stehen zunächst die verschiedenen Bauverfahren und ihre numerische Abbildung im Mittelpunkt. Hinzugekommen ist ein Abschnitt zum Thema Gefrierverfahren.
Das fünfte Kapitel wurde vollständig neu erarbeitet. Es befasst sich mit den wichtigen Fragen des Qualitätsmanagements und der angemessenen Dokumentation numerischer Berechnungen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der unterschiedliche Stellenwert von numerischen Berechnungen im Fortschreiten des jeweiligen Projektes. Besondere Relevanz für die Praxis haben die Empfehlungen für die Gewährleistung der Prüfbarkeit von numerischen Berechnungen durch Dritte.
Die Gesamtempfehlung wird ergänzt durch drei Beiblätter zum Thema Baugruben, Gründungen sowie zur Berechnungsdokumentation.
Die Autoren hoffen, dass die vorliegende Gesamtempfehlung denjenigen, die in ihrem Berufsalltag mit numerischen Berechnungen konfrontiert werden, ein wertvolles Arbeitsmittel werden wird.
Im Namen des Arbeitskreises
Univ. Prof. Dr.-Ing. habil. Tom Schanz
Der Obmann
Die vorliegenden Empfehlungen sind unter der Leitung meines Vorgängers Herrn Prof. Tom Schanz im Ergebnis seiner langjährigen Tätigkeit entstanden. Die redaktionelle Bearbeitung wurde nach Beendigung seiner Tätigkeit als Obmann vollendet, wofür insbesondere Frau Michaela Heider gedankt sei. Dabei wurden auch noch einige Aktualisierungen vorgenommen. Die vorliegende Gesamtempfehlung entspricht somit dem gegenwärtigen Erkenntnisstand.
Prof. Dr.-Ing. habil. Peter-Andreas von Wolffersdorff
Obmann seit 2012
1
Allgemeiner Teil
1.1 Allgemeine Berechnungsgrundlagen
1.1.1 Numerisches Modell
Der erste Schritt, ein geotechnisches System in einem numerischen Berechnungsmodell abzubilden, besteht in der Entscheidung, welche grundsätzlichen Phänomene in der Berechnung erfasst werden sollen, sowie in der Wahl des zugehörigen geometrischen Modells inklusive dessen Anfangs- und Randbedingungen. Im Sinne einer übersichtlichen, nachvollziehbaren und eindeutig interpretierbaren Berechnung muss zunächst untersucht werden, ob geometrische Vereinfachungen der i. A. räumlichen Aufgabenstellung möglich sind. Vor allem in Hinblick auf den Aufwand der Datenaufbereitung und der Datenkontrolle sowie auf die Übersichtlichkeit der Ein- und Ausgaben sollte angestrebt werden, nur die wesentlichen Einflüsse im Berechnungsmodell abzubilden. Insbesondere ist das System auf Symmetrien und auf ausgeprägte Hauptbeanspruchungsrichtungen zu untersuchen. In vielen Fällen ist es sinnvoller, trotz vorhandener großer Rechnerkapazitäten angesichts anderer Unwägbarkeiten, die eine komplexe Diskretisierung nach sich ziehen, ein übersichtliches ebenes oder rotationssymmetrisches Berechnungsmodell zu wählen.
Bei ebenen Modellen wird davon ausgegangen, dass die Formänderungen senkrecht zur Ebene klein und ihre Auswirkungen auf die Spannungsverteilung vernachlässigbar sind (ebener Verformungszustand). Der Einfluss räumlicher Wirkungen muss bei solchen Berechnungen ggf. abgeschätzt werden. Für die Untersuchung von achsensymmetrischen Problemen – wie z. B. bei Schächten – kann oft die Rotationssymmetrie ausgenutzt werden, sofern das Baugrundmodell, die Strukturelemente und der Anfangszustand ebenfalls rotationssymmetrisch sind.
1.1.2 Berechnungsausschnitt, Anfangs- und Randbedingungen
Die Anwendung der Methode der Finiten Elemente (FEM) für eine geotechnische Aufgabenstellung setzt voraus, dass ein Berechnungsausschnitt des geotechnischen Systems festgelegt wird. An den Grenzen dieses Ausschnittes muss die Wirkung der abgeschnittenen Außenbereiche durch Kraft- oder Verschiebungsrandbedingungen erfasst werden. In der Regel werden Komponenten der Verschiebungen an den freigeschnittenen Außenrändern des Berechnungsausschnittes zu Null angenommen. In Sonderfällen, wenn der Berechnungsausschnitt zum Beispiel ein Detail eines größeren zu untersuchenden Berechnungsmodells ist, können an seinen Rändern auch die Verschiebungen eingeprägt werden, die sich bei einer Berechnung dieser größeren Struktur ergeben haben.
Die Größe des Berechnungsausschnittes muss so gewählt werden, dass die Berechnungsergebnisse dadurch nicht signifikant beeinflusst werden. Bild 1.1. zeigt eine zweckmäßige Formulierung der Randbedingungen für die Berechnung eines Tunnels.
Bild 1.1. Berechnungsausschnitt eines Tunnels mit Randbedingungen
Die Randbedingungen am oberen Rand des Kontinuums und auf der Symmetrieachse lassen sich üblicherweise eindeutig angeben. Schwieriger ist dagegen die Formulierung der Randbedingungen an den anderen Begrenzungen des Berechnungsausschnittes. Mit zunehmender Größe des Berechnungsausschnittes nimmt der Einfluss von Änderungen der Verschiebungen oder Kräfte an den seitlichen Begrenzungen des Berechnungsausschnittes auf das rechnerische Tragverhalten des Bauwerkes ab. Von besonderer Bedeutung ist die Größe des Berechnungsausschnittes dann, wenn Lasten keine Gleichgewichtsgruppen darstellen, sondern Auflagerreaktionen an den Rändern des Berechnungsausschnittes hervorrufen. Dies ist z. B. in vertikaler Richtung, also für den unteren Rand, bei der Diskretisierung für eine tunnelbautechnische Aufgabenstellung oder für eine Baugrube der Fall.
Aufgrund des komplexen nichtlinearen Zusammenspiels von Einwirkungen, Struktur und gewählter Ausschnittsgröße können die gewählten Randbedingungen einen großen Einfluss auf die Rechenergebnisse haben.
Wenn keine Erfahrungen bei der Festlegung der Randbedingungen und vor allem der Größe des Berechnungsausschnittes vorliegen, sollten in ausreichendem Umfang Vorberechnungen mit nennenswert unterschiedlich großen Berechnungsausschnitten und ggf. auch mit veränderten Randbedingungen durchgeführt werden. Unterscheiden sich die Ergebnisse an allen maßgeblichen Stellen nur geringfügig, so kann der Berechnungsausschnitt als hinreichend groß angesehen werden. In Einzelfällen kann sich die Größe des Berechnungsausschnittes auch aus dem Baugrundaufbau ergeben, z. B. wenn stark verformbare Bodenschichten von anderen, die sehr steif sind, unterlagert werden.
Bei der Wahl immer tiefer reichender Berechnungsausschnitte muss jedoch beachtet werden, dass die Steifigkeit des Bodens in der Regel mit der Tiefe deutlich zunimmt. Wird dies bei der Wahl der Stoffgesetze und der Materialparameter nicht berücksichtigt, können sich unrealistisch große Verschiebungen ergeben (z. B. Hebungen einer Tunnelsohle oder Setzungen von Gründungen).
1.1.3 Diskretisierung
Die Untersuchung eines Kontinuums mit der FEM stellt immer eine Näherung dar. Die Ergebnisse stimmen bei gleichen Stoffansätzen und Materialparametern mit der exakten Lösung umso besser überein, je feiner die Diskretisierung (Netzeinteilung) und/oder je höherwertiger die Ansatzfunktionen für die Verschiebungen oder Spannungen in den Elementen sind.
Wie groß die einzelnen Elemente sein dürfen, um noch ausreichend zutreffende Ergebnisse zu erhalten, hängt wesentlich von der Art der verwendeten Elemente und der gewählten Ansatzfunktionen ab. Tendenziell darf die Größe der Elemente ansteigen, wenn höherwertige Ansatzfunktionen verwendet werden und/oder wenn das Element sich in Bereichen befindet, wo nur kleine Spannungs- und Formänderungsgradienten zu erwarten sind. Mit zunehmenden Gradienten ist die Diskretisierung lokal entsprechend zu verfeinern. Höhere Spannungsgradienten sind z. B.
– in der Nähe von Krafteinleitungen,
– an Orten kinematischen Zwangs (Singularitäten, z. B. an den Ecken von Fundamenten),
– an Stellen mit großen Steifigkeitsänderungen, z. B. Übergang Baugrund/Bauwerk, und
– in der Nähe von Ausbruchrändern
zu erwarten.
Spannungsspitzen (z. B. in den Ecken von Ausbruchrändern) lassen sich auch bei feiner Netzgeometrie nur näherungsweise erfassen und sind ohnehin durch die Festigkeit des Materials begrenzt.
Es ist zu beachten, dass bei Berechnungen bis an die Versagensgrenze die Ausbildung von Bruchlinien (Scherbändern) durch die Elementgeometrie beeinflusst werden kann.
Als Ansatzfunktionen reichen üblicherweise quadratische Polynome aus. Um mit den jeweils gewählten Elementen optimale Ergebnisse zu erzielen, sollten die Elemente möglichst gedrungen sein. Bei Viereckelementen sollten die Seitenverhältnisse nicht größer als 5 und die Eckwinkel nicht kleiner als 45° sein. Bei Dreieckselementen sollte das Verhältnis der Radien des äußeren umschriebenen und des inneren einbeschriebenen Kreises nicht größer als 5 sein. Das Ergebnis automatisch erstellter Netze ist vor allem bei räumlichen 3-D-Netzen kritisch zu bewerten und ggf. lokal nachzubessern.
Die Diskretisierung bestimmter Konstruktionselemente, wie z. B. Anker oder Hohlraumauskleidungen, kann in vielen Fällen durch Verwendung spezieller Balken- oder Stabelemente oder Membranelemente vereinfacht werden.
Besondere Aufmerksamkeit muss der Simulation des Kontaktes zwischen Baugrund und Bauwerk gewidmet werden. Je nach baulicher Ausbildung dieser Kontaktfläche müssen z. B. dann besondere Kontaktelemente vorgesehen werden, wenn die Möglichkeit eines tangentialen Gleitens oder eines nur begrenzt kraftschlüssigen Verbunds besteht. Für die rechnerische Erfassung von Diskontinuitäten im Baugrund, wie z. B. Störungen, sind spezielle Kluftelemente mit entsprechenden Materialgesetzen erforderlich.
Wenn in einer FE-Berechnung in Teilschritten der Bauablauf, also z. B.