Böhmische Spurensuche und bayerischer Neuanfang: Ein Beitrag zur Geschichte der Grafen von Deym, Freiherrn von Stritez in Böhmen und zum bayerisch-böhmischen Brückenschlag
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Die nun vorliegende „Spurensuche“ ist bemüht, in vergleichbarer Weise die nur noch nebelhaft bewußte und doch so bewegte Geschichte unseres Nachbarlandes „Böhmen“- einst Mittelpunkt des Römischen Reiches - anhand der Reanimierung von Vorfahren der Grafen Deym, Freiherrn von Stritez und ihren Leistungen aufzuhellen. Hierbei ergeben sich nicht nur interessante Seitenblicke auf kuriose Gestalten und Geschmacksepochen in Wien. Die Verdienste von Familienmitgliedern und das Interesse für das wiedererstandene, schicksalsgebeutelte Land stehen im Mittelpunkt. Sie sollen helfen, das Land auf dem Weg nach Europa zu unterstützen.
Vielleicht trägt dieser Beitrag auch dazu bei, die tschechischen Historiker anzuregen, ihre Geschichte noch breiter zu erforschen. Schließlich wird ein Blick auf die tschechischen Verwandten geworfen, die Opfer von zwei totalitären Systemen wurden.
Durch eine Vielzahl von Bildern wird der Text von acht kurzen Kapiteln veranschaulicht. Die Übersicht über die ehemaligen Besitzungen stellt ein Novum und Anregung für manchen Heimatforscher und manches Archiv dar.
Leopold Graf Deym
Biographie von Leopold Graf Deym 1940 geboren in Schloß Arnstorf, 7 Brüder Humanistisches Gymnasium mit Internat bei den Jesuiten in St.Blasien Studium Soziologie München, Münster bis 1968 Jugendhilfereferent beim Landescaritasverband bis 2002 1998 Kauf und Sanierung des Jugendschloß Drazic, Südböhmen, mit deutschen Jugendlichen, Betrieb des Jugendschlosses als Begegnungs- und Bildungsstätte Mitwirkung in allen einschlägigen deutsch-tschechischen Organisationen, z.B Europaregion Donau-Moldau Brückenbauerpreis des Bavaria-Bohemia-Centrums Schönsee 2010 Goldenes Herz für Europa des deutsch-tschechischen Freundeskreises 2011
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Böhmische Spurensuche und bayerischer Neuanfang - Leopold Graf Deym
u.a.
Anfänge und Zusammenfassung der Familiengeschichte in Böhmen
Anfänge liegen oft im Dunkel, vor allem, weil deren Bedeutung und das Interesse daran erst im Nachhinein entstehen. Im Moment des Alltags wie auch im Lauf der Geschichte sind sie lebendige Ereignisse und Fakten, denen man noch keine historische Bedeutung beimessen kann, für die der Zusammenhang fehlt und deren Festhalten sowohl der Notwendigkeit als auch der Mittel meist entbehrt. Das gilt auch für die Zeit und den Ort des Ursprungs der Familie Deym. Meistens gibt die mündliche Überlieferung Anhaltspunkte, deren legendenhafter Charakter möglichst herausgefiltert werden muss.
Im vorliegenden Fall geht es fast nur um schriftliche Quellen, da die geographische und sprachliche Barriere große Distanz entstehen hat lassen. Eine vom tschechischen Hobby-Historiker und Deym- Spezialisten Paul Jaresch aus Cetoras berichtete Sage über den Ursprung der Familie lautet so: Die Deym haben ihren Titel von einem tschechischen Fürsten bekommen. Die Legende besagt, daß ein Fürst in einem tiefen Wald den Weg verloren hat und nach stundenlangem Hinund Her-Irren plötzlich aus einem Waldteil Rauch zum Himmel emporsteigen sah. Er ist in diese Richtung gegangen und dort war ein Köhler, der gerade Kohle brannte. Der Köhler hat den Fürsten eingeladen und hat ihm Erfrischungen angeboten. Nachdem sich der Fürst ausgeruht hatte, hat er sich mit dem Köhler unterhalten und hat ihn gefragt, warum so viele Gänse um seine Hütte sind. Er hat die Erklärung erhalten, dass Gänse nicht nur gut zum Verspeisen sind, sondern auch gute Wächter, sogar besser als Wachhunde. Der dankbare Fürst hat dann später den Köhler auf seine Burg eingeladen und als Zeichen der Dankbarkeit für seine Rettung ihm den Namen Dym, das bedeutet Rauch, gegeben und hat ihm die Gans in sein Wappen verliehen.
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Laut Gotha XIX S.92 wird Ulricus dictus Dym 13 85 erstmals urkundlich als Sohn des Ritter Bohunko de Střítež erwähnt. Noch 1469 war Střítež im Besitz des Geschlechtes. Die Wandlung von Dym zu Deym mag Schreibfehler oder, wie so oft, Ungenauigkeit oder schleichende Mutation sein. Probleme tauchten bei der Aussprache in Deutschland auf. Die Tschechen sprechen den Namen Deym, mit hörbarem y, wie apostrophiertes i hinter dem e aus, während die Deutschen verständlicherweise e und y zu ei verschmelzen.
Verwirrend ist zunächst auch der in Böhmen häufig vorkommende Ortsname Střítež. Hier mag es die Erklärung geben, dass bei Ausbreitung einer Familie der Name der Stammburg mitgenommen wurde, oder, dass der Name eine Bedeutung hat, die zufällig öfter bemüht wird. Weiter ist interessant, dass bei Paul Jaresch ein deutscher Name für Střítež,-„Burkersdorf- auftaucht. War Střítež im 13./14.Jahrhundert auch von Deutschen besiedelt? Wenn ja, dann kamen sie in dieser Gegend Südböhmens vermutlich aus Bayern. Nicht zuletzt durch das Wissen um die örtliche Geschichte in Böhmen haben Heimatforscher dort die Angaben im „Gotha
, daß das „richtige" Střítež in der Bez.Hauptmannschaft Milevsko/Mühlhausen liegt, bestätigt. Damit erscheinen die bis dato dazu bestehenden Unsicherheiten ausgeräumt.
Paul Jaresch weiß von Unterlagen, nach denen die Deyms in Střítež Ackerland, Wald, Schafsstallungen und eine Schnapsbrennerei besaßen. Bei meinen ersten Besuchen 1998 dort traf ich Leute, die noch von einem Turm wußten, dessen Reste bis nach dem 2.Weltkrieg sichtbar waren.
Wie die Gans ins Wappen kam, ist -wie erwähnt- legendär. Meine eigene Version ist nicht weniger spekulativ, aber nicht ohne Auffälligkeit. Auf Tschechisch heißt die Gans „Husa". Sie war das Feldzeichen der Hussiten, deren Anführer Magister Jan Hus aus Husinec in Südböhmen, stammte. Von einer Verbindung von Familienmitgliedern, ohne dass es heraldische Verbindungen geben muß, ist auszugehen. Nachweislich waren Benes und Mrakes Deym (beide gest. 1415) Anhänger von Hus, die zusammen mit 453 anderen Edelleuten eine Protestschrift an das Konstanzer Konzil bezüglich der Behandlung dort von Jan Hus geschickt haben.
Foto : Hussitenstadt Tabor heute
Ausgehend von Střítež breitet sich die Familie vornehmlich in Südböhmen - wie noch gezeigt werden wird -, aber auch in andere Landesteile, vor allem im 17./18.Jahrhundert, kräftig aus.
Ihren adeligen Stand und die Erhebung stellt Nives Gräfin Soden folgendermaßen dar:
Ursprünglich Edelmänner (Wladyken). Zunächst 1534 bis 1664 unter den Rittern (Equites) genannt als „, Deym z Stryteze
, erfolgt am 20.10.1708 die Erhebung in den böhmischen Herrenstand und den Freiherrnstand als „Deym Freiherr von Střítež und 1730 die Erhebung in den Grafenstand als „Deym Graf v. Střítež
, beides für Ignaz Wenzel und