Ein Hauch von Glück ist überall: Geschichten in Versform
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Christa Frei S.
Die Schweizerin Christa Frei S. lebt zusammen mit ihrem deutschen Ehemann seit über 35 Jahren in Bolivien, wo sie erst als Musiklehrerin arbeitete und dann ein Hostal für Rucksacktouristen führte. Ihre Vorträge in verschiedenen Klubs für Emigranten und im Goethe-Institut führten sie mit den verschiedensten Auswanderern zusammen, deren Erlebnisse und Schicksale sie festgehalten hat. Christa Frei S. lebt heute in einem kleinen bolivianischen Dorf, über 500 km entfernt von der Kreisstadt Santa Cruz.
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Book preview
Ein Hauch von Glück ist überall - Christa Frei S.
INHALT
Heimatsehnsucht
Eine großartige Erfindung
Der große Irrtum
Am Ende wird noch alles gut
Ein schädliches Verhalten
Alter schützt vor Torheit nicht
Das große Experiment
Der vermeintliche Ruhestand
Ein Hoch auf die »Deutsche Welle«
Großvater gerät in Verdacht
Pater Franzens Lebensabend
Stammtischgespräche
Kindersegen
Andere Länder, andere Sitten
Das misslungene Projekt
Gasthaus Germania
Die Notlandung
Die Fehlentscheidung
Ein mühevolles Unternehmen
Unverschämte Mädchenbande
HEIMATSEHNSUCHT
Nach dreißig Jahren in den Tropen
ist Heimatrückkehr längst geboten.
Maximilian und Heide
sind schon lange, und zwar beide,
von einer Heimkehr überzeugt.
Schon seit ein paar Jahren äugt
der Max in Richtung Heimatstadt.
Er hat die Tropenhitze satt.
Und auch so im Allgemeinen
will es Max und Heide scheinen,
zu Hause wär’ es doch am Besten.
Sie haben hier zwar einen festen
Platz in Tropenwaldes Nähe,
aber Max, der Gute, sähe
sich lieber auf des Feldbergs Spitze,
weg von Feuchtigkeit und Hitze.
Der Schwarzwald hat ihm oft gefehlt,
aber eben bald schon zählt,
der schönen Heimat zugewandt,
nur noch das lieb Vaterland.
Die Beiden sind schon stark am Räumen,
aber dummerweise zäumen
sie das Pferd von hinten auf.
Alles, was so im Verlauf
von den langen dreißig Jahren
zum Brauchen und zum Aufbewahren
sich in Massen angesammelt,
auf einem Riesentisch gerammelt
voll auf einem Haufen liegt.
Der riesige Verkaufstisch biegt
sich fast vor all den vielen Dingen.
Die sind nun an den Mann zu bringen.
Viel zu schnell der Haufen schwindet.
Besonders Heide überwindet
eine starke Traurigkeit,
aber auch der Max befreit
sich nur schwerlich von der Reue.
Oberstes Gebot: Man freue
sich aufs liebe Vaterland.
Doch wie’s so geht in diesem Leben,
etwas geht bestimmt daneben,
und zwar tüchtig, ganz enorm,
und nebenher in einer Form,
wie’s niemals zu erwarten war.
Gewaltig, unberechenbar,
durch ein Schreiben von der Esther,
Maximilianens Schwester,
schon seit Jahren in den Staaten,
sie völlig aus der Bahn geraten:
»Lieber Bruder«, schreibt die Esther.
»Nach Überlegung hab mit fester
Absicht ich mich durchgerungen,
höchst gewollt und ungezwungen
auf Deine Wünsche einzugehen.
Ich sagte mir, lass es geschehen.
Du hast mir mehrmals schon geschrieben,
lass den ganzen Krempel liegen.
Komm zu uns, hier ist es herrlich.
Leider bin ich nur recht spärlich
auf Deine Briefe eingegangen.
Nun aber kam es zum Verlangen,
endlich einen Flug zu buchen,
um Euch beide zu besuchen.«
Meine Güte! Jetzt wird’s brenzlig.
So kommen Max und Heide gänzlich
in eine höchst verzwickte Lage.
Die liebe Schwester wird zur Plage
statt zum freudigen Ereignis.
Wär’s nicht zum Heulen, wär’s zum Lachen.
All die guten, schönen Sachen,
die am Vortag weggetragen,
ach herrje, es war zum Klagen,
musst’ durch Borgen man ersetzen.
Max und Heide müssen hetzen
und von einem Ort zum andern
durch die ganze Gegend wandern.
Hier ein Töpfchen, da ’ne Pfanne,
Teller, Löffel, Kaffeekanne,
ein nicht endendes Gewirr
von Bürsten, Besen und Geschirr
sie über Wege, Straßen, Treppen
in eine Notbehausung schleppen.
Denn mit ihrem schönen Haus
ist’s für alle Zeiten aus.
Das wird gerade neu belegt.
Die gute Schwester aber pflegt
sich mit Luxus zu umgeben.
Trotz dem eifrigen Bestreben,
gewissen Wohlstand zu erreichen,
wurd’s zum Chaos ohnegleichen.
Maxels Schwester, arg verpäppelt,
glaubt, man hätte sie veräppelt.
Ohne langes Zeitverlieren
fängt sie an mit lamentieren,
heftig und in einem fort.
Mitnichten kommt der Max zum Wort.
Am Ende lamentieren beide,
zu guter Letzt dann auch die Heide.
Es ist ein Streiten ohne Grenzen.
Maxel zieht die Konsequenzen
und beginnt mit Höchstbeeilung
mit der leidigen Verteilung
von ausgeborgten Hausartikeln.
Schon balde kommt es zum Entwickeln
von diversen Schwierigkeiten,
die im Ganzen und im Breiten
sich aber stets zum Guten wenden,
Diskussionen schnell beenden.
Heides Freundin Marianne
bringt er statt der Kaffeekanne,
es ist ja wirklich kaum zu fassen,
ein paar fremde Untertassen.
Max ist schrecklich durcheinander.
Seinem Landsmann Alexander
will er gänzlich auf die Schnelle
nebst seiner alten Suppenkelle
auch noch Olga-Trudis Tassen
und einen Bratentopf verpassen.
Seiner Nachbarin, der Rose,
bringt er eine Zuckerdose,
die sie schon beim Sepp gesehen.
Durch Vergesslichkeit entstehen
immer wieder kleine Pannen,
doch am End’ auch das Entspannen.
Ruhe hat sich eingefunden.
Esther ist ganz schnell verschwunden.
Es war nicht anders zu erwarten.
Und auch Max und Heide starten,
ohne lange noch zu fackeln,
nach dem leidigen Spektakeln
nun in aller Seelenruh’
in Richtung Feldbergs