Der Landgraf
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Franziska M. Dahnke
Franziska M. Dahnke, Jahrgang 1987, schreibt seit ihrem 7. Lebensjahr. Nach einigen Auslandsaufenthalten hat sie sich in Frankfurt am Main und im Schwarzwald niedergelassen.
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Book preview
Der Landgraf - Franziska M. Dahnke
Danksagungen
Das geheimnisvolle Haus
Es war kühl, als Liliane durch die Stadttore lief, aber die erste Frühlingsbrise ließ sich schon erahnen. Gerade war der Schnee weggetaut, der noch vor einigen Wochen gefallen war.
Liliane sah sich um, als sie die Gasse betrat, die bis zum Marktplatz führte. Die Läden waren leer, man merkte, wie sehr die Bewohner auf das erste zarte Grün warteten. Alle waren es leid, nur dasselbe aus dem Vorrat jeden Tag zu essen. Solche Sorgen hatten Liliane weniger. Sie suchte einen Schlafplatz für die Nacht und das nächste Wirtshaus, was sie fand, betrat sie.
Es war voller Bauern, die bei Tisch saßen und Karten spielten, Witze rissen und Bier tranken. So vertrieben sie sich die Zeit, bis es wieder Frühjahr wurde und es endlich etwas zu tun gab, denn das trübe Wetter erlaubte nur wenige Aktivitäten auf den Feldern. Als Liliane das Wirtshaus betrat, drehten sich viele nach ihr um, denn Frauen – und schon gar nicht so junge – hatten hier etwas zu suchen.
Der Wirt stürmte gleich auf sie zu und scheuchte sie davon.
„Raus!, brüllte er sie an. „Verschwinde! Eine Frau hat hier nichts zu suchen!
Liliane zog ihren Mantel fester um sich und trat den Rückzug an. Vielleicht hatte sie irgendwo Glück, als Hausmädchen eine Anstellung zu finden oder auch als Magd.
Etwas verloren stolperte sie durch die Gassen und horchte an verschiedenen Türen, ob vielleicht jemand ihre Dienste gebrauchen konnte, aber in den Häusern war entweder alles still oder erfüllt von Stimmen jeglicher Art.
Bei diesem Wetter waren nur wenige Leute auf den Straßen unterwegs, deshalb begegnete Liliane nur ein paar Waschfrauen, die mit ihren Kleiderbündeln unter dem Arm statt waschen zu gehen, lieber miteinander plauderten. Sie beäugten Liliane sehr misstrauisch und fragten, was sie hier denn wolle.
„Ich suche ein Wirtshaus, wo ich nächtigen kann", sagte Liliane vorsichtig, aber statt einer Antwort wurde diese Aussage nur mit Gelächter quittiert.
„Was treibt ein so junges Ding hier allein? Wärst du meine Tochter, würdest du im Salon Handarbeiten verrichten, sagte eines der alten Waschweiber, das nicht ahnte, dass Liliane genau deshalb aus dem Elternhaus geflüchtet war, denn die Rolle der braven und folgsamen Tochter, die alles akzeptierte, wie ees war, hatte ihr noch nie gepasst. „Unerhört, dass um diese Zeit Mädchen unterwegs sind, so ganz allein.
Die anderen Waschweiber begutachteten sie mit ebenfalls großem Spott.
„Du wärst ein Fall für den Bewohner des alten Herrenhauses da oben auf dem Berg", grinste eine Frau breit.
„Das alte Herrenhaus?", fragte Liliane neugierig, der die Gesellschaft dieser Frauen trotzdem sehr unangenehm war.
„Oh ja, nickte eine andere Frau. „Es ranken sich legendäre Geschichten um ihn, seine opulenten Bälle und keiner weiß, was davon stimmt und was nicht. Einzig sein Appetit für Liebe ist bewiesen, er hat genug davon, um mehrere Frauen an einem Tag zu haben. Was er da oben wirklich treibt, will keiner wissen...
Liliane bedankte sich höflich für diese Schauermärchen und machte sich auf den Weg, das Dorf zu verlassen.
Sie kannte diese Art von alten Frauen auch aus ihrer Kindheit, die den ganzen Tag damit verbrachten, den Dorfklatsch breit zu treten und sich darüber aufzuregen, wie ungerecht es doch in der Welt zuging. Für solche Geschichten hatte sie selten wirklich Zeit gehabt.
Ihre Suche nach einem Schlafplatz musste sie nun wieder aufnehmen.
Hastig lief sie durch die Straßen, bis sie zum Stadtrand kam. Dort waren die Bettler und Aussätzigen, die sich gerade um faulige Kartoffeln stritten. Laut und stinkend ging es zu, aber Liliane hatte keine Zeit, sie nach einem Schlafplatz zu fragen, sie musste weiter.
Sie rannte einen Hügel hinauf, auf dem ein altes Haus stand und dachte einen Bruchteil einer Sekunde an das Geschwätz der Waschweiber, aber es gab hier so viele Häuser, die auf Hügeln standen, und im Gegensatz zu den anderen brannte in keinem der Zimmer Licht. Ob dort überhaupt jemand wohnte, war sowieso fraglich.
Liliane hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Der mittlerweile peitschende Wind kündigte ein baldiges Gewitter an und so ging sie zur Haustür und klopfte.
Vielleicht ließ der Besitzer des Hauses, sofern es einen gab, sie im Stall bei den Tieren schlafen, denn dort war es warm und sie war vor Regen geschützt.
Niemand öffnete. Wirklich in keinem der Zimmer ließ sich ein Lichtschimmer erkennen, es wirkte alles wie ein Spukschloss aus diesen Schauermärchen, die sie als Kind immer erzählt bekommen hatte. Natürlich wusste Liliane, dass es keine Geister gab, aber das Haus machte ihr trotzdem Angst. Dennoch blieb ihr nichts anders übrig, so öffnete sie vorsichtig die Tür und trat in das große Foyer.
Ein Kronleuchter baumelte über der geschwungenen Treppe, die in die oberen Etagen führte und alles sah aufgeräumt und