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Andreas Pohl: Band II - Heimatforschung, Artikelsammlung, Bezogenes, Rezensionen, Biografisches
Andreas Pohl: Band II - Heimatforschung, Artikelsammlung, Bezogenes, Rezensionen, Biografisches
Andreas Pohl: Band II - Heimatforschung, Artikelsammlung, Bezogenes, Rezensionen, Biografisches
Ebook546 pages5 hours

Andreas Pohl: Band II - Heimatforschung, Artikelsammlung, Bezogenes, Rezensionen, Biografisches

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About this ebook

Diese Veröffentlichung geht auf umfangreiche Recherchen und Digitalisierungsarbeiten in den Jahren 2007 bis 2013 zurück, Im Euskirchener Stadtarchiv fanden sich alte Exemplare des Euskirchener Volksblattes mit Beiträgen zur Heimatgeschichte im Nordeifeler Raum. Hier stieß der Verfasser erstmals auf die Artikel des seinerzeit in Lommersum im Kreise Euskirchen ansässigen Pfarrers Andreas Pohl, der später in der Gemeinde Abenden/Blens im Rurtal wirkte. Später kamen dann Artikel aus dem Stadtarchiv Düren, dem Eifelvereinsarchiv und sehr umfangreich aus privaten Sammlungen hinzu.
LanguageDeutsch
Release dateMar 27, 2015
ISBN9783738678703
Andreas Pohl: Band II - Heimatforschung, Artikelsammlung, Bezogenes, Rezensionen, Biografisches
Author

Heinrich Klein

Der Autor betreibt in seiner Freizeit Heimatforschung, die anfangs in der Dokumentations- und Archivarbeit lag. Seit etwa dem Jahre 2000 beschäftigt sich der Autor mit vorzeitlichen Kalendern, die er in der Eifel und in Belgien entdeckte. Durch Luftaufnahmen, Azimutberechnungen, Höhenanalysen, Computerauswertungen, Wanderungen, Literatur, Orts- und Flurnamenskunde usw. werden bekannte Kultstätten auf ihre kalendarischen Konjunktionen hin untersucht. Zusammen mit Quellenanalysen des Radiästheten Reinhold Lück aus Hohenpeißenberg ergeben sich interessante Einblicke in unsere Vorzeit und lassen Kalendersysteme unserer Vorzeit erkennen. Insgesamt wurden seit 2000 etwa 10 Kalendersysteme untersucht, die sich nicht immer beweisen lassen. Die kalendarische Betrachtung von Kultstätten öffnet ein weiteres Tor zu Erkundung unserer Vorzeit.

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    Book preview

    Andreas Pohl - Heinrich Klein

    Abbildungsindex

    2. Zur Archivarbeit

    Diese Veröffentlichung geht auf umfangreiche Recherchen und Digitalisierangsarbeiten in den Jahren 2007 bis 2013 zurück, Im Euskirchener Stadtarchiv fanden sich alte Exemplare des Euskirchener Volksblattes mit Beiträgen zur Heimatgeschichte im Nordeifeler Raum. Hier stieß der Verfasser erstmals auf die Artikel des seinerzeit in Lommersum im Kreise Euskirchen ansässigen Pfarrers Andreas Pohl, der später in der Gemeinde Abenden/Blens im Rurtal wirkte. Später kamen dann Artikel aus dem Stadtarchiv Düren, dem Eifelvereinsarchiv und sehr umfangreich aus privaten Sammlungen hinzu.

    Schriften von Pohl entstammen den folgenden Archiven:

    Stadtarchiv, Euskirchen

    Stadtarchiv, Düren

    Eifelvereinsarchiv, Düren

    Eifelbibliothek, Mayen

    Sehr bedeutsam sind die privaten Sammlungen:

    Marliese Wintz, Kreuzau

    Theresia Cremer, Abenden

    Michael Greven, Nideggen

    Ferdy Hake, Gürzenich

    Sophie Lange, Nettersheim

    Willi Schillings, Langerwehe †

    Marlene Ganser, Berg

    Heinz Bücker, Berg, Heimat- und Geschichtsverein Nideggen,

    Heinrich Klein, Bergheim

    Danke an die Archive und Personen, die mit ihren Sammlungen oder Hilfestellungen zu dieser Reinartz-Veröffentlichung beitragen; insbesondere Frau Wintz für die Zurverfügungstellung der Pohl-Unterlagen und Frau Cremer für die Öffnung ihres Privatarchives und die Führungen oberhalb Ihres Hauses am Mittelberg.

    3. Zu den Editionen.

    Die umfangreichen Forschungen von Andreas Pohl zum Thema Aduatuka bzw. Badewald sind im ersten Buch dieser Serie unter der Überschrift „Aduatuka" erfasst. Daneben betrieb Pohl weitere Heimatforschungen, schrieb und sammelte in Zeitungen und Zeitschriften, wie beispielsweise denen des Eifelvereins, sowie Dürener und Eifeler Veröffentlichungen über Grabungen aus der Römerzeit. Die gesamte Sammlung Pohl gelangte an seine damalige Haushälterin, Frau Elisabeth Schumacher, und wurde an deren Nichte, Frau Marlies Wintz aus Kreuzau, weitergegeben.

    Schließlich interessierte sich auch Willy Schillings aus Langerwehe im Rahmen seiner Forschungen über die Vorzeit für die Arbeit von Pohl und hatte Einsicht in die Unterlagen, insbesondere die Zeugnisse und Abhandlungen über den Steinkult. Nach Willy Schillings Tod kamen Teile der Unterlagen zur Heimatschriftstellerin Sophie Lange nach Nettersheim, die diese für dieses Buch gerne zur Verfügung stellte.

    Im Laufe der Zusammenstellung der Texte wurde festgestellt, dass einige Artikel leider nicht vollständig waren. Per Zufall ergänzten sich einzelne Textteile bzw. Zeitungsartikel der Sammlungen Wintz, Lange und Greven zu vollständigen Artikeln. Leider gab es Unstimmigkeiten bezüglich der Werke von 1936 und 1938, wo es einmal hieß: Teil 1; ein andermal hieß es: 1. Fortsetzung; möglicherweise liegt hier einmal ein Irrtum, oder ein fehlender Text vor; also maximal fehlen an Pohls Veröffentlichungen je eine Fortsetzung in 2 Artikelserien.

    Einige Zeitungsausschnitte aus seiner Hinterlassenschaft konnten keinem Artikel Pohls mehr zugeordnet werden, sie sind unter Editionssplitter angeführt. Sehr interessant oder zumindest erwähnenswert sind die Kontakte, die Pohl auch nach dem Kriege noch zum Euskirchener Volksblatt und anderen Heimatforschern pflegte. Hier liegen Briefe vor.

    Das biografische Material stammt vorwiegend aus den Sammlungen Marliese Wintz aus Kreuzau, Theresia Cremer aus Abenden und Michael Greven aus Nideggen.

    Band I wurde von Michael Greven, Nideggen im Jahre 2012 zusammengestellt und in Zusammenarbeit mit Margot Klinke, Nideggen und Arno Schmitz, Hausen vom Heimat- und Geschichtsverein Nideggen Korrektur gelesen. Große Teile der Nichtpohlschen Aduatuca-Literatur und bezüglich eines Aduatuka Eschweiler entstammen der Sammlung Michael Greven.

    Das Material aus allen angeführten Sammlungen befindet sich nach Autoren geordnet auf den Internetseiten des HGV Nideggen wieder. Nicht aufgenommen wurden in der Buchform die Forschungen betreffs Aduatuka Eschweiler, sowie einige mit Rechten belegte Artikel.

    Bei allen historischen Artikeln wurden die Rechte Dritter geprüft und zusätzliche Erlaubnisse eingeholt. Darum an dieser Stelle ein herzlicher Dank an die Familie von Heribert van der Broeck, die ihre gesonderte Zustimmung zu diesem Projekt gab. Bei allen Dokumenten der Sammlung Pohl handelt es sich um wertvolles Material zur Heimatforschung, welches digital archiviert wurde und auf CD zur Verfügung steht.

    Herzlichen Dank also an alle genannten Personen, dem Heimat- und Geschichtsverein Nideggen, sowie dem Heimatbund Gürzenich und Ferdy Hake.

    4. Heimatforschungen Andreas Pohl.

    1. Der Butterpastor Peter Cremer.

    Von Pfarrer Pohl; früher Amel, jetzt zu Lommersum.

    Euskirchener Volksblatt Nr. 54 vom 5. März 1938

    2. Über den Matronenkult in der Rur- und Neffellandschaft.

    Neue Forschungen von Pfr. Andreas Pohl, Blens.

    Die Eifel 47, 1952(7), S. 98–100, Eifelarchiv Mayen

    3. Mariaweiler, alte keltische Siedlung.

    Eine der ältesten Ortschaften im Kreise Düren. Von Pfarrer Andreas Pohl, Blens.

    Dürener Nachrichten vom 20. September 1952

    4. Bauernkultur vor 2000 Jahren an Rur und Neffel. im Licht der Reliefs der Matronenaltäre. Von Pfr. Pohl, Blens.

    Rheinischer Bauernkalender 1953

    5. Johann Wilhelm Josef Braun, ein berühmter Sohn der Nordeifel, Ein rheinischer Geistesführer des 19.

    Jahrhunderts (1801 - 1963).

    Die Eifel, Monatsschrift des Eifelvereins, Sept. 1954, S 131-133, 47. Jahrg./Nr. 9.

    6. Johann Wilhelm Braun, ein berühmter Sohn des Dürener Landes. Ein Rheinischer Geistesführer des 19. Jahrhunderts (1801-1863). Ein Beitrag des Dürener Lokal-Anzeigers zur Herbstversammlung des Historischen Vereins in Düren.

    Von Pfarrer Andreas Pohl.Dürener

    Lokal-Anzeiger Nr. 218 vom 21./22. September 1954

    7. „Das Rätsel der römischen Stadtpark-Funde"

    Rätsel war kein Rätsel. Ausgrabungen im Badewald wieder aufgenommen.

    Beitrag von Pfarrer Pohl

    Dürener Lokalanzeiger vom 14. September 1955

    8. Der älteste Turm der Voreifel.

    Von Pfarrer Andreas Pohl, Abenden

    Unbekannt (Dürener Lokalanzeiger 1958/59?)

    9. Das älteste sakrale Bauwerk des Kreises Düren.

    Der 1200 Jahre alte Turm der alten Pfarrkirche von Wollersheim. Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte des Dürener Landes.

    Pfarrer Andreas Pohl, Abenden.

    Dürener Lokal-Anzeiger Nr. 245/246 vom 23. und 24. Oktober 1958

    10. Zur Frage des ältesten Bauwerks.

    Forschungen der Vor- und Frühgeschichte des Dürener Landes.

    Von Pfarrer i. R. Andreas Pohl, Blens.

    Dürener Lokalanzeiger Nr. 68 vom 21. 3. 59.

    Der Butterpastor Peter Cremer.

    Von Pfarrer Pohl; früher Amel, jetzt zu Lommersum.

    (Veröffentlichung: Euskirchener Volksblatt Nr. 54 vom 5. März 1938.)

    Das Volksblatt brachte in den letzten Monaten mehrere Artikel über Männer aus dem Kreise Schieiden, die sich um ihre Eifelheimat große Verdienste erwarben. Nachstehende Ausführungen wollen das Andenken eines Mannes ehren, der im Kreise Monschau, an der Grenze des Kreises Schieiden, geboren wurde und in Wahrheit ein „Sohn und Wohltäter der Eifel" war.

    Der Eifelwanderer, der, vom Bahnhof Montenau im Kreise Malmedy kommend, das Ameltal aufwärtsgeht, steht rechts in das Tal der Emmels hinein; vor sich schaut er, über der Römerkuppe aufragend, den mächtigen Kirchturm von Amel aus dem Jahr 1541, neben welchem wie eine Idylle der alte Pfarrhof aus dem Jahre 1677 liegt. Hier, mitten im „Hof von Amel, wirkte ein Mann, dessen Grabstein auf dem nahen Friedhof die Inschrift trägt: „Ein Sohn und Wohltäter der Eifel: Pfarrer und Dechant Peter Cremer.

    Auf altem Kulturboden stehen wir hier. Denn alte Amblava wird als merowingischer Königshof schon in einer Urkunde Childerichs II. aus dem Jahre 670 erwähnt, also ein bis zwei Jahrhunderte vor den andern Königshöfen des Eifeler Landes. Ein reges Wirtschaftsleben muß schon früh im alten Amelgau geblüht haben. Darauf deuten die zwei bei Montenau freigelegten Römervillen hin. - Im Laufe der Jahrhunderte bekam aber auch die Westeifel ihre „soziale Frage". Notjahre kamen und lähmten trotz der Eifelbahn Aachen -St. Vith das Wirtschaftsleben des kleinen Eifelbauers immer mehr, bis im Jahre 1882/83 ein allgemeiner Notstand infolge langer Mißernten besonders auch in der Westeifel eintrat.

    Das war der Augenblick, wo Pfarrer Cremer - damals noch Rektor in Nieder-Emmels - mit der ganzen Zähigkeit des geborenen Eiflers auftrat und, die Bestrebungen der Staatsregierang unterstützend, zum erstenmal den Organisationsgedanken in die Köpfe der Kleinbauern der Westeifel warf und den „Verein kleiner Landwirte zu Nieder-Emmels im Kreis Malmedy" gründete. Wie kein zweiter kannte er die Seele des Eifelbauers. Selbst Bauernsohn aus der Eifel - geboren am 18. August 1841 zu Woffelsbach am Ufer der Rur -, hatte er bis zum zwanzigsten Lebensjahr den kärglichen Acker seiner Väter gepflügt und alle Arbeiten eines Bauern verrichtet. In einem alten Liede, das bei der Feier seines 25jährigen Priesterjubiläums gesungen wurde, steht es:

    Jung Cremer stammt aus Woffelsbach,

    und pflügte dort den Acker.

    Und war das auch kein dauernd Fach,

    So schaffte er doch wacker,

    Bis daß der Herrgott ihn berief:

    Laß ab von deinem Pfluge,

    Heil’ mir die Welt vom Trage!

    Als Primaner des Dürener Gymnasiums fühlte er das frische Bauernblut noch in seinen Adern. Vor Jahren brachte die „Dürener Zeitung eine Episode aus seiner damaligen Zeit und schilderte, wie der Primaner Cremer auf der alten Rurbrücke zu Düren einen mit vier Pferden bespannten Lastwagen, der sich festgefahren hatte, mit Kennerblick unter dem brausenden Hurra der zahlreichen Zuschauer in einem Augenblick wieder flottmachte. Nach den theologischen Studien zu Bonn und Köln wurde er im Kriegsjahr 1870 zum Priester geweiht und als Rektor in das weltentrückte Nieder-Emmels gesandt. Sofort stellte Cremer sein Wirken unter den Wahlspruch: „Bete und arbeite! Kirchlein und Rektoratshaus wurden wieder hergestellt, die St. Vither Pfarrkirche mitbedient, die Nieder-Emmelser Chronik verfaßt, die verwaiste Pfarre Wallerode 22 Jahre lang mitversorgt. Niemals schreckte ihn der Eifelwinter, noch schwere Krankheit im Jahre 1876. Alle Erkältungen heilte er nach Eifelart mit Heißbier. Er war die Seele des Klosterbaues in St. Vith. Unermüdlich sammelte er die Mittel für das St. Josephskloster, das ihm bis heute ein treues Andenken bewahrt.

    Als treuer Sohn der Eifel hatte Rektor Cremer vor allem ein offenes Auge und ein warmes Herz für die wirtschaftlichen Nöte seiner Heimat. Er war der soziale Seelsorger, der nach dem Satz handelte: „Im Anfang steht die Tat!, der sich nie nur mit Worten begnügte. Damals war die Zeit der gemeinnützigen Notarbeit. Die Viehzucht lag im argen, im Butterabsatz bestand nur ein Tauschhandel mit den Geschäftshäusern; Wiesen und Weiden waren meist in trostlosem Zustande. Das war das richtige Arbeitsfeld für einen zähen Eifeler wie Rektor Cremer. -Sein Eifer für das geistige wie materielle Wohl der Heimat ließ ihn mit scharfem Auge die Krebsschäden erkennen. Nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen wurden aufgeboten als „Landsturm der Kleinlandwirtschaft, wie er selber schrieb, und als „Mobilmachung der Frauen und Mädchen für die Landwirtschaft. So gründete er den Butterverein, führte ein neues Aufnahmeverfahren ein - die „Grüllchen verschwanden -, umging den Zwischenhandel, besiegte das starre Festhalten der Eifeler am Althergebrachtem und gewann auch den Letzten durch seine volkstümliche Broschüre „Reform des Molkereiwesens für die Kleinlandwirtschaft."

    „Was will er mit dem Butterkram,

    Der liebe Herr Confrater?

    Er nehme sich der Gläubigen an

    Und werd' nicht Butterpater!"

    So hatten manche gesagt. Und der Erfolg des „Butterpaters? Die Gesamteinnahmen des Vereins beliefen sich Im 1. Januar 1890 - also zwölf Jahre nach seiner Gründung - auf rund 1 400 000 Mark. 1885 versandte der Verein etwa 100 000 kg Butter. „Es wächst der Mensch mit seinen höhern Zielen - der Erfolg gab dem „Butterpater" immer neuen Mut: Trockenlegung und Wiesenverbesserang, Holz- und Korbflechterei, Holzschusterei und Strohhülfenfabrikation, Pfennigsparkasse und Pfennigvorschußverein, Viehversicherangsverein und vor allem landwirtschaftliche Haushaltungsschule waren seine neuen Gründungen und erfolgreichen Arbeitsgebiete.

    Im November 1886 eröffnete Rektor Cremer in Gemeinschaft mit den barmherzigen Schwestern von der Regel des hl. Augustinus aus Köln eine Haushaltungsschule in St. Vith für Bauerntöchter. Er kannte die Wahrheit der Sprichwörter: „Eine gute Küche spart viel an der Apotheke! Eine Mark ist 100 Pfennige wert! Worte belehren; Beispiele reißen hin!" Nach diesen Grundsätzen und Gesichtspunkten arbeitete die neue Schule in Küche, Näh- und Bügelzimmer zum Segen der Westeifel mit einem derartigen Erfolg, daß im Jahre 1888 bereits ein hoher Beamter des Landwirtschaftsministeriums berichtet, daß unter den vielen ihm bekannten Schulen dieser Art die St. Vither Anstalt ganz besondere Vorzüge habe und im Jahre 1889 der Landwirtschaftliche Verein für die Rheinprovinz die Schutzherrschaft über die Gründung Pfarrer Cremers übernahm.

    Als im Jahre 1896 die erzbischöfliche Behörde Rektor Cremer an die Spitze der uralten Ameler Pfarre stellte und ihn bald darauf zum Dechanten des Dekanats St. Vith ernannte, da wußte sie, daß die in zehn Dörfern zerstreute weite Pfarre mit ihrer altehrwürdigen Pfarrkirche und neun Filialkirchen das rechte Arbeitsfeld für Pfarrer Cremer sei. Zwölf Jahre hat er hier gewirkt wie ein wirklicher Missionar seiner Gedanken. Es war ein geistiges Führertum, das er ausübte in der ganzen Westeifel.

    Als er im September 1908 starb, da war der Name des „Butterpastors von Amel in aller Munde, und heute noch gedenkt besonders die ältere Bevölkerung in der Westeifel dieses Pioniers der Kultur und hält sein Andenken in Ehren. Und gerade heute, wo sein Wirkungsfeld getrennt ist vom deutschen Heimatboden, erinnert sich mancher im Malmedyer und St. Vither Land des Mannes, der so viel getan für den deutschen Heimatboden. Er erinnert sie ja an das Vaterland, wo gerade für sie, die heute Getrennten, immer noch „liegen die starken Wurzeln ihrer Kraft.

    Über den Matronenkult in der Rur- und Neffellandschaft.

    Neue Forschungen von Pfr. Andreas Pohl, Blens.

    (Veröffentlichung: Die Eifel 47, 1952(7), S. 98–100, Eifelarchiv Mayen.)

    Im Oktoberheft 1951 der „Eifel Seite 147 berichtet Joh. Eigner über eine Wanderung der Altertumsfreunde zur Kultstätte auf dem „Addig bei Pesch. Der Direktor des Bonner Landesmuseums Dr. Meuffer stellte bei dieser Gelegenheit die These auf, daß dies Kultstätte als Matronenheiligtum nicht bewiesen sei. Das lenkt unsere Aufmerksamkeit wieder auf die These von Prof. Max Ihm, Bonn, hin, der schon vor mehreren Jahrzehnten mehrmals in den Bonner Jahrbüchern darauf hinwies, daß in der Rurlandschaft zwischen Vlatten, Wollersheim und Embken (siehe Karte) ein, vielleicht 2 Matronenheiligtümer liegen müssen. Es handelt sich hier in dieser Abhandlung um neue Forschungen. Deshalb erübrigt es sich, ausführliche Betrachtungen anzustellen über Alter und Herkunft, Wesen und Wirken der Matronen. Das ist in mehreren „Eifelkalendem" und in den Heimatblättern der Kreise Düren und Jülich durch Fachgelehrte und Laien oft geschehen.

    I. Der Matronentorso von der Bade (siehe Karte und Abbildung).

    Was ist die Bade? Vor- und frühgeschichtlich gesehen? Wahrscheinlich der älteste Flurname der Nordosteifel. Fachgelehrte erklären ihn als „Ort am Wasser. Was könnte dazu die „kopflose Matrone sagen? Eine Inschrift wurde nicht gefunden. Heimatforscher leiten den Namen der Advatuker (Caesar bell. gall.) von dem germanischen Stammwort „vatu her. Für diese Stammsilbe „vatu sprechen mehrere in der Rurlandschaft bei Jülich gefundene Matronensteine. Diese waren den Matronen „Vatuiae, d. h. den Beschützerinnen des Wassers, der Flüsse und Quellen geweiht. Primina Justina weiht den Matronen „nersehenis, d. h. den „Beschützerinnen der Niers", einen Weihestein zu Güsten bei Jülich. Zwei in Rödingen bei Jülich gefundene Inschriften nennen ebenfalls die Wassergöttinnen.

    Im Bonner Landesmuseum finden sich auf vier Terra-Sigilata-Tassen Töpferstempel mit dem Worte „VATO, vatus = Wasser. Die Advatuker, die auch die Herren an der Niers waren, sind nach Viktor Demmer (rheinischer Heimatforscher) „die am Wasser Wohnenden, „die von der Waterkant. Danach könnte man die „Sitzende von der Bade als „Wassergöttin bezeichnen. Bezeichnend ist, daß die Seitenwände der ganz in der Nähe im Bereich der „Bade bei Gödersheim am Ufer der Neffel (Nabalia des Tacitus) gefundenen Matronensteine Wasservögel zeigen (vgl. Abb. Absatz II). Warum hat die Matrone der „Badua (Cäsarius v. Heisterbach) keinen Kopf? Das ist nicht verwunderlich. L. Lersch schildert uns in „Bonner Jahrbücher 1841 daß in Commern, also in der Nachbarschaft der Bade, und auch in Rheder im Erfttale an Votivsteinen verschiedener Gottheiten u.a. auch der keltischen Mütter die Köpfe und Gesichert absichtlich zerschlagen worden sind. Dasselbe ist geschehen bei der mittleren der drei Matronen auf dem Votivstein am Fuße der Bade bei Gödersheim, den C. Priminius den veteranehischen Müttern weihte, und an den Köpfen auf dem Votivstein von Gödersheim, den C. Matrinius Primus denselben Müttern weihte. Römer und überhaupt Heiden könnten sich eines solchen Frevels an geweihten Altären nicht schuldig gemacht haben. Auch an Stellen, wo die Figuren durch Fall oder Sturz nicht beschädigt werden konnten, ist Hammer und Meißel angesetzt worden. Bei dem Dunkel, welches über der Einwanderung der fränkischen Stämme in die Täler von Rur, Neffel und Erft sowie über die Einführung des Christentums bei der wechselnden keltischen und germanischen Bevölkerung herrscht, läßt sich diese Frage mit Sicherheit nicht entscheiden.

    Matronentorso von der Bade.

    Lersch sagt, nur so viel könne mit Wahrscheinlichkeit behauptet werden, daß diese Gräber wegen offenbarer Profanation geweihter Denkmäler nicht der ursprünglichen Bevölkerung, die ja dem Matronenkult eifrig anhing, sondern den eingewanderten ripuarischen Franken zugeschrieben werden müssen. Ob nun die in diesen Gräbern Beigesetzten schon dem Christentum angehörten, welches bekanntlich infolge des Sieges Chlodwigs über die Alemannen in der Schlacht bei Zülpich 496 zur Staatsreligion des Frankenreiches wurde, läßt sich ohne weiteres weder bejahen noch verneinen. „Die Missionare waren jedenfalls bemüht, gemäß den Anordnungen Gregors des Großen die althergebrachten Volksbräuche zu schonen, und es ist sicher, daß die Kultstätten selbst nicht der allgemeinen Zerstörung anheimgefallen sind. (G. Rody: Zeichen und Zeugen aus germanischer Vorzeit, 1940.) Rody schließt seine bekannte Studie mit der Feststellung, daß „Großzügigkeit in der Verbreitung des Glaubens, Weitherzigkeit in der Auffassung der Wahrheit, Entgegenkommen in der Beurteilungen der Meinungen anderer stets Grandzüge der Kirche gewesen sind. Hier dürfte die Mahnung angebracht sein, die kleinen Matronenstatuen, die sich immer wieder bei der Bade finden, nicht sinnlos zu vernichten, indem man sie zum Ausfüllen tiefer Wegelöcher benutzt. Der Verfasser dieser Abhandlung könnte darüber Merkwürdiges mitteilen. –

    Kann die Matrone von der Bade etwas mit der Göttin Baduhenna zu tun haben und die Bade der „lucus Baduena, d. h. der „Hain der Baduenna sein? Der römische Geschichtsschreiber Tacitus (55 bis 117 n. Chr.) spricht in seinen Annalen ?. 4 Cap. 72 ff. von einem Kriegsereignis, das sich im Jahre 28 n. Chr. am Niederrhein ereignet hat, und zwar höchstwahrscheinlich in unserer Bade. Victor Demmer, unser rheinischer Heimatforscher in Euskirchen, hat zuerst darauf hingewiesen, daß dieses Ereignis sich in der Bade zugetragen habe. Es handelt sich um den Aufstand der Friesen zur Zeit des Tiberius, in dessen Verlauf mehrere römische Legionen so schwere Verluste erlitten, daß sie sich fluchtartig zurückziehen mußten. Bei dieser Gelegenheit wurden 900 römische Soldaten bei einem Hain, welcher „Hain der Baduhenna" heißt (apud lucum quem Baduhennae vocant), niedergemacht und eine andere Gruppe von 400 sich gegenseitig den Tod gab, und zwar beim Wohnsitz eines gewissen Kraptorix. Demmer weist mit Recht darauf hin, daß die Überreste der Legionen, ohne ihre im Kampfe Gefallenen bestatten zu können, sich fluchtartig in ihre rheinischen Garnisonen zurückgezogen hätten. Dies lag am Oberrhein, denn Tacitus schreibt, daß der Propraetor von Niedergermanien, L. Apronius, mehrere Abteilungen obergermanischen Legionen und Hilfstruppen den Rhein herab und gegen die Friesen geführt habe. Diese Garnisonen waren in Trier, Metz und Straßburg, und zu diesen Garnisonen führte der den Soldaten bestimmte Weg durch die Eifel über Zülpich (Tolbiacum) nach Trier (augusta Trevirorum). Da die Schlacht an der Mündung des Rheins stattgefunden habe, würden die Überreste der Legionen bei Maastricht die Maas überschritten haben, um durch die Eifel bei Zülpich die große Straße nach Trier zu erreichen. Nach Demmer haben dann hier die von Tiberius zwangsweise angesiedelten Sigamber aus Rache für die Evakuierung beim obengenannten Hain der Baduhenna die Römer überfallen, wobei 900 Mann fielen und 400 sich in das Landhaus des Kraptorix retteten, sich aber das Leben nahmen. Tacitus erwähnt mit keinem Wort, daß dieses Ereignis sich unmittelbar nach der Schlacht im Lande der Friesen ereignet habe. Im Gegenteil habe sich der Hain der Göttin Baduhenna und das Landhaus des Kraptorix bei der Bade befunden. –

    Daß die Göttin Baduhenna die „Stammesgöttin" der Friesen gewesen sei, ist nicht zu beweisen. Für die Annahme, daß der König Kraptorix, von dem Taxitus ausdrücklich erwähnt, daß er als Söldner im römischen Heere gedient habe, ein Nachkomme des Eburonenkönigs Ambiorix war, liegen gewichtige Gründe vor. Der Königssitz des Ambiorix muß nach dem Cäsartext (Bell. gall. Buch VI Cap. 30) bei der Bade auf den nordöstlichen Ausläufern der Eifel gelegen haben. Dieser geschichtliche Exkurs ist in keiner Hinsicht abwegig. Die darin angeschnittenen Fragen sind seit den Tagen der Humanisten nicht gelöst worden.

    Die drei Marien vom Heimbach.

    II. Was sagen die Matronensteine von Gödersheim uns über die Kultur der Rur- und Erftlandschaft vor 1700 Jahren?

    Gödersheim liegt am Ufer der Neffel, etwa 25 Minuten entfernt vom Fundort der Matrone von der Bade und 15 Minuten entfernt vom sogenannten „Pützberg bei Wollersheim, wo 1857 mehrere Gräber aufgedeckt wurden, die größtenteils aus gespaltenen Matronensteinen zusammengesetzt waren, und etwa 10 Minuten vom steinzeitlichen Fundplatz in der Bade. (Bonner Jahrbuch 139, S. 203 vgl. Eick, Bonner Jahrbuch 25, S. 152!) Hier, am Ufer der Neffel, welche die Navalia (auch Navilia und Nabilie) des Tacitus ist (Tac. Historien V, 28) und nicht den Leck oder die Yssel, wie man seit 100 Jahren behauptet hat, fand man im Jahre 1885 elf in dreizehn Stücke gebrochene Tafeln, alle in rotem Trierer Sandstein. Sämtliche Tafeln fanden sich in sechs Gräbern. Man hat sich daran gewöhnt, diese Matronensteine „die von Embken zu meinen. Das ist aber nur katastermäßig gesehen richtig.

    Die Fundstelle liegt hart an der Grenze der Gemeinde Wollersheim. Vor- und frühgeschichtlich gesehen gehört Gödersheim (Burg und Mühle) zu Wollersheim und zur Bade, an deren Fuß es liegt. (Vgl. unten „Krahenberg und „Hardenberg.) Die zu den genannten zwei fränkischen Gräberfeldern verwendeten Matronensteine gehören ohne Zweifel den großen etwa 10 Minuten entfernten römischen Niederlassungen bei der Bade an, die Schoop in seiner „Karte der römischen Siedlungen im Kreise Düren als die größten dieses Kreises eingetragen hat. Zehn dieser Steine waren die Veteranehischen oder Vateranehischen Matronen und einer Göttin Sunuxal geweiht. Das Neuartige bei diesen Steinen ist, ähnlich wie bei denen in der Nachbarschaft zu Floisdorf gefundenen Seinen der Vesuniahenischen (= Vettweißer Mütter), daß hier ganz neue Attribute sich finden: dreimal Vögel, bald wie Krähen, bald wie Pfau oder Gans oder Sumpfvogel aussehend, und 2 Steinkugeln. Wir fanden zwei solcher Kugeln in der Bade, in der Nähe des Fundortes der Matrone Baduhenna. Solche Kugeln sind als Beigaben in altdeutschen Gräbern nicht selten. Dieselben fanden sich auch auf dem Ginsterberg bei Commern in den Gräbern (siehe Eick Boner Jahrbuch 23). Eick weiß das Vorkommen dieser Kugeln als Beigaben nicht zu deuten. Was die Krähe betrifft, so dürfte sich hier eine unmittelbare Beziehung zu den Müttern (deren Wesen) ergeben. Die Krähe galt nämlich den Alten als das Symbol der ehelichen Eintracht und Treue (vgl. Aelian de anim. III. 9). Wenn wir bedenken, daß die Matronen haus- und familienbeschützende Gottheiten waren, dann ist uns dieses Attribut ganz verständlich auf den Votivsteinen der Müllter. Vielleicht hat der „Krahenberg, gleich beim Fundort dieser Steine, von dem Symbol seinen Namen. Der Vogel (Abb. 1.) gleicht eher einem Sumpfvogel. Und damit kommen wir zu unserem Thema: Was sagen die Matronensteine von Gödersheim uns über die Kultur der Rurlandschaft vor 1700 Jahren?

    Abb. 5: Die drei von Thum.

    Das Neffeltal ist vor 2000 Jahren etwa von den Quellen an bis hinter Geich-Füssenich weithin sumpfig gewesen. Der Beweis dafür steht schon bei Tacitus Historien V, 26 ff; wo von der Brücke im Tal der Nabalia, der Neffel, gesprochen wird gelegentlich des Bataveraufstandes (69/70 nach Chr.). Diese Brücke ist im Jahre 1930 gefunden worden und zwar in der Neffelniederang zwischen Zülpich und Geich, wo die Römerstraße Zülpich-Neuß auf 122 m Länge auf einem Knüppeldamm lag. (Siehe Jahresbericht des Provinzialmuseums Bonn 1929; Bonner Jahrbücher Heft 135 [1930] S. 184.) Die Neffel ist, trotzdem in den achtziger Jahren mehrere ihrer Quellen versiegten, auch in trockenen Jahren so wasserreich, daß sie noch heute in ihrem Oberlauf von Gödersheim bis Zülpich - also 5 km weit - bis Geich 6 Mühlen treibt. Das Dorf selbst ist nach Kaspers (Die Ortsnamen der Dürener Gegend) die „Siedlung am Rohr".

    Pissenheim (jetzt Muldenau) ist von Kaspers als Siedlung bei der Piscina, d. h. Fischteich, bezeichnet. Diese Erklärungen weisen auf ein breites wasserreiches, sumpfiges Tal hin. Was sagt uns nun der Weihestein der Stammesgöttin Sunuxal von Gödersheim? Die Wohnsitze der Sunucer sind wohl da zu bestimmen, wo ihre Altäre stehen und ihre Namen nenne, aber ihre Stammesgrenzen sind dadurch nicht genau festgestellt. Holder-Egger (keltischer Sprachschatz) nennt sie einen belgischen Stamm, ja er geht bis nach Frankreich. Daß aber in der Rur-und Neffeilandschaft eine besondere Kultstätte ihre Stammesgöttin war, beweisen die Gödersheimer Steine.

    L. Wirtz bringt den Ortsnamen Zons a. Rh. in Verbindung mit den Sunnucern. (Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, 25. Band des Jahrbuches des Düsseldorfer Geschichtsvereins 1912.) Alte Schreibweisen dieses Ortes sind: Zunece, Zunze. (Lac. U. B. III.) In einer Tacitushandschrift steht Sunnicius, Otten schreibt, daß dieser Versuch nicht neu sei. Er wurde schon seit Jahrhunderten gemacht und wieder verworfen, ohne daß das Für und Wider sachgemäß begründet wurde. Man hält immer entgegen, daß die Sunicer nicht am Rhein, sondern im Innern weit nach Westen gewohnt hätten. Aber was wissen wir überhaupt von den Sunucern? Sie werden zuerst von Plinius († 79. n Chr.) genannt, der sie nach den an der Seeküste wohnenden Stämmen in der Reihe der Tungern, Sunucern, Frisiavionen und Bätasiern nennt (nat. hist. IV 10). Danach müßte man ihre Wohnsitze also weit nach Norden ansetzen. Tacitus (Hist.) erzählt, daß Civilis, der Anführer beim Bataveraufstand, im Jahre 70 n. Chr. zuerst die Kölner (Agrippinenser) als Bundesgenossen aufgenommen und dann das Gebiet der Sunucer besetzt habe, daß aber der römische Feldherr Claudius Labeo die Maasbrücke vorher besetzt habe und ihm so zuvorgekommen sei, weiterzurücken. Darauf will man schließen, daß die Sunucer zwischen Köln und der Maas gewohnt hätten. Cramer hat festgestellt, daß der Ort Sinnich (aus Sinniacum) mit den Sunucern nichts zu tun habe. Er und Schoop halten aber den Comitatus Suderscus für den Sunucergau und behaupten, daß die Sunucer einen großen Teil des Kreises Düren bewohnt hätten (cas = Gau).(Schoop, Römische Besiedlung des Kreises Düren; Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 1905.)

    Bei der Bade und im Quellgebiet der Neffel wurden bis jetzt vier steinzeitliche Funde gemacht. Fundplätze: 10 Minuten entfernt von Gödersheim im Isernestal am Rather Weg und in Embken. Etwa im dritten Jahrtausend v. Chr. werden die ersten Ackerbauern an Rur und Neffel gearbeitet haben. Besonders bei Embken wurden Steinbeile gefunden. Weiter neffelabwärts häufen sich die Funde. (Vgl. die große Sammlung Rochels-Lüxheim.) In Eschweiler über Feld (= in agris Cäsars) und Birkesdorf Pflugscharen aus Stein. Der Löß an der Rur und Neffel – Mergel genannt – zog die Bandkeramiker an. Das war für die Bevölkerung an Rur und Neffel ausschlaggebend. Heute noch sieht man dunkle Stellen in den Äckern. Es sind die Wohn- und Vorratsgraben der Bandkeramiker. Vor allem bauen die Steinzeitbauern erstmalig in unserer Landschaft die Gerste an. (Siehe die schön gearbeitete Gerstenähre der Abb. 2.) Heute noch erhalten viele Landwirte aus den Dörfern Nideggen, Wollersheim und Vlatten erste Auszeichnungen für ihre Braugerste. Äpfel und Birnen sehen wir in den Füllhörnern unserer Matronen. Tacitus schreibt in seiner „Germania Kp. 5: „Obstbäume gedeihen dort. Krüge, Trinkgefäße und große Amphoren aus Ton auf den Seitenwänden der Gödersheimer Mütter beweisen das Gerstenbier und den Weinbau an Rur und Neffel vor 1700 Jahren.

    Die Weinrebe war am Rhein schon in der vorrömischen Zeit da. Die Römer haben aber viel zur Förderung des Weinbaues getan, vor allem der Kaiser Probus. Um 280 oder 290 n. Chr. soll er den Weinbau an Mosel und Rhein eingeführte haben. Das ist aber wohl nicht bewiesen. Er hat aber das Verbot, das Keltenland und Germanien mit Wein zu beliefern, aufgehoben und Weinberge durch seine Soldaten anlegen lassen Vom Rhein aus war die Rebe dann bald auch an Rur und Neffel heimisch. Die Alten legten die Trauben in Gerste, um sie lange frisch zu erhalten. Der blühende Gerstenbau erlaubte das.

    Die schön gearbeitete Gerstenähre (siehe Abb. 2), die Krüge und Amphoren auf den Matronensteinen von Gödersheim sind ein Beweis dafür, daß man spätestens im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. an Rur und Erft den Gerstenwein und das Bier kannte. Beide haben ja eine (um 3000 v. Chr.) mehrtausendjährige Geschichte. Babylon und Ägypten kannten es schon, auch die Kunst des Mälzens ohne Hopfen. Von Pannonien, südlich der Donau, wo man ein Bier, Sabaia genannt, aus Hirse und Gerste herstellte, kam das Bier zu den Kelten nach Gallien, und diese Kelten, die ja auch an Rur und Neffel saßen, übermittelten wahrscheinlich den Germanen die Kunst des Mälzens. Auf eine Inschrift findet sich sogar das Wort cerevisiarius, d. h. „Bierbrauer"! Ebenso sympathisch wie die Bierkrüge und die Gerstenähren von Gödersheim sind uns die Trauben und Rebzweige und spitz auslaufenden Amphoren (siehe Abb. 3) auf unseren Votivsteinen. Die älteren Generationen erinnern sich noch - wie der Verfasser -, daß im mittleren Rurtal, besonders bei Winden, Wein gekeltert wurde. Auf den großen landwirtschaftlichen Ausstellungen in Düren konnte man ihn in den Jahren von 1890 - 1905 noch regelmäßig sehen. In Embken, dem Hauptort des Weinbaus im Neffeltal, fand man merkwürdigerweise eine Münze des Probus, des kaiserlichen Weinbauers. Embken hatte sogar eine Gemeindeweinkelter. An alten Häusern in Winden sieht man als Wahrzeichen Weintrauben und über dem Eingangstor des alten Zehnthofes in Wollersheim eine Gerstenähre aus Trierer Sandstein. Wollersheim hatte wie Eppenich, Bürvenich, Muldenau, Vlatten und Hausen Weinberge. Bei den zuletzt genannten zwei Dörfern kann man heute noch die Terrassen der alten Weinberge sehen.

    Abb. 4, 2, 3, 1.

    Die „Eifelkalender brachten in den letzten Jahrzehnten mehrmals Abhandlungen über „heilige Stätten in der Eifel, ohne dabei darauf hinzuweisen, daß gerade unser Rur- und Neffeiland klassisches Matronenland ist. Kein Kult war dem Herzen der keltischen und germanischen Bauern der Nord- und Osteifel näher als der Frachtbarkeitskult seiner Beschützerinnen von Haus und Hof, von Feld und Flur.

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