Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Doping, Stasi und die neue Führung: Gropengießer & Dunsch - Zwei Feuerwehrmänner auf Abwegen
Doping, Stasi und die neue Führung: Gropengießer & Dunsch - Zwei Feuerwehrmänner auf Abwegen
Doping, Stasi und die neue Führung: Gropengießer & Dunsch - Zwei Feuerwehrmänner auf Abwegen
Ebook340 pages4 hours

Doping, Stasi und die neue Führung: Gropengießer & Dunsch - Zwei Feuerwehrmänner auf Abwegen

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Seit 1973 wird der Feuerwehrkampfsport in vier feuerwehrpezifischen Disziplinen international betrieben. Die Sowjetunion konnte mit ihrem Potenzial brilieren. In der Vorstellung, als DDR mindestens gleichwertig sein zu müssen, entstand 1978 in Heyrothsberge bei Magdeburg das Leistungszentrum Feuerwehrkampfsport, kurz LZF benannt. Es umfasste mit Sportlern, Trainern, dem Leiter und den restlichen Personal rund 30 Personen. Durchaus als Nationalmannschaft der DDR-Feuerwehr auch international erfolgreich wurde das LZF im Jahr 1990 aufgelöst.
Unter dem Titel "Doping, Stasi und die neue Führung" äußern sich zwei der Verantwortlichen des LZF zu ihrer Arbeit und über ihren Berufsweg danach. Es sind konträre Darlegungen, da mit den Funktionen Trainer und Stellvertreter des Leiters konträre Aufgaben und Betrachtungen entstanden.
Auch der Weg zum LZF, von beiden kommentiert, verlief sehr unterschiedlich. Der Trainer landete über den Leistungssport mit dem Diskus und mit seiner Flucht vor dem Wehrdienst bei der Feuerwehr. Es brachte neben eigenen Kontakt zum Thema Doping und einer kritischen Auseinandersetzung damit das überraschende Deja-vu-Erlebnis nach der Wiedervereinigung. Sein Partner und Gegenpart gelangte aus dem Feuerwehr- und Polizeidienst in das LZF.
in diesem Werdegang schnupperten die beiden Autoren noch vor dem Ende der DDR auch "nichtsozialistische Luft". das auf recht verschiedene Art.
Bereits vor der Auflösung des LZF haben sie sich vom Feuerwehrkampfsport getrennt.
Beide verschlug es mit der Umwälzung im Osten Deutschlands wieder in den Polizeidienst, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Motivationen und Abläufen. Dem schlossen sich völlig unterschiedliche Qualifikationen an.
Aus dem Trainer und Hptm. a. D. wurde nebenbei ein Doktor disc. pol. und ein erfolgreicher Fachmann für medizinische Streitfälle im Versicherungswesen. Der "Funktionär" ging als Kriminalhauptkommissar in den Ruhestand. hatte sich aber nebenbei zum zumindest regional anerkannten Karikaturisten und Buchillustrator gemausert.
Die sehr unterschiedlichen Meinungen beider Autoren zum Leben in der DDR und über das wiedervereinigte Deutschland wurden bewusst nicht geglättet, wenn sich auch beide grundsätzlich vertragen.
Es soll Stoff zum Diskutieren, zur Auseinandersetzung sein. Das Wiederkäuen vorgeschriebener bzw. vorgedachter Meinungen hat schon viel Schaden angerichtet. Auseinandersetzung ist gefragt, mit Drogen, mit Stasi und mit der "neuen" Führung.
LanguageDeutsch
Release dateApr 22, 2015
ISBN9783738676891
Doping, Stasi und die neue Führung: Gropengießer & Dunsch - Zwei Feuerwehrmänner auf Abwegen
Author

Dirk Gropengießer

Am 5. Januar 1957 i n Schönebeck an der Elbe geboren landete Dirk Gropengießer nach der Einschulung in Gommern im Jahr 1971 in der Kinder- und Jugendsportschule Magdeburg. Die körperlichen Voraussetzungen und das eigene Interesse bestimmen ihn zum "Werfer", konkret dann am Gerät Diskus. Dem Abitur 1976 folgte das Studium an der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport in Leipzig. Noch vor dem Abschluss in Leipzig als Sport-Diplomlehrer 1981 vollzog sich1980 sein Dienstbeginn bei der Feuerwehr in der Funktion Sportlehrer an der Fachschule der Feuerwehr in Heyrothsberge bei Magdeburg. Von 1981 bis 1986 arbetete Leutnant bzw. dann Oberleutnant Gropengießer als Trainer im Leistungszentrum für Feuerwehrkampfsport in Heyrothsberge. Als Hauptmann der Volkspolizei bei dem Sportverein Dynamo Magdeburg beschäftigt war er bis 1990 als Nachwuchstrainer für Leichathletik tätig. Dem folgte für ein Jahr der Dienst als Einsatzgruppenleiter Personenschutz im LKA Sachsen-Anhalt, es umschloss die Begleitung des Ministerpräsidenten des neuen Bundeslandes. Die folgende Tätigkeit von 1992 bis 1997 als Sporttherapeut shloss sein Studium Gesundheitswissenschaften/Pulic Health an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden ein. Von 1998 bis 2014 wirkte Dirk Gropengießer in verschiedenen verantwortlichen Funktionen bei Rehabilitationsdiensten der privaten Assekuranz Case (Personenschaden- und Medizinmanagement etc.), begleitet von der Promotion 2004 an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen zum Doktor der Sozialwissenschaften. Dem schloss sich von 2006 bis 2009 ein Studium des Medizinrechts und von 2009 bis 2012 ein Studium zum Management im Gesundheitswesen an- Seit 2015 ist Dirk Gropengießer freiberuflich im Bereich des Managements im Gesundheitswesen tätig- Dr. disc. pol. Gropengießer ist nach Aussage seiner Frau glücklich verheiratet und Vater einer Tochter.

Related to Doping, Stasi und die neue Führung

Related ebooks

Biography & Memoir For You

View More

Related articles

Reviews for Doping, Stasi und die neue Führung

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Doping, Stasi und die neue Führung - Dirk Gropengießer

    Quellen

    Einleitung und Anliegen

    (Dirk) Das Erzählen der eigenen Geschichte, wenn diese teilweise negativ besetzt ist, kann vielfache Motive haben. Reue, Rechtfertigung oder eigene Vergangenheitsbewältigung sind immer im Spiel. Manchmal kann es eine Art Therapie sein. Es besteht aber auch wie in meinem Fall die Möglichkeit, das Thema sehr komplex und als Zeitzeuge über einen Zeitraum von 40 Jahren in bezug auf die eigene Person mit allen persönlichen Unzulänglichkeiten und Verfehlungen zu erzählen. Wer war eigentlich Täter, wer war Opfer in der DDR?

    Waren alle inoffiziellen (IM) und jeder offizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit Täter, waren alle Regimegegner Opfer? Was zeichnete eigentlich einen Gegner des DDR-Regimes aus? Konnte man auch Täter und Opfer sein? Wie war das mit den „Dopingtrainern" in der DDR; sind alles nur Täter?

    Waren wir Sportler durchweg Opfer des Systems Leistungssport?

    Wenn im neuen Leben das alte Leben wieder auftaucht bzw. durch die aktuelle gläserne Googelgesellschaft von Pseudo-Aufklärer der DDR - Vergangenheit abgebildet wird, kann dies sehr bizarre Formen annehmen. Dies passiert natürlich am liebsten anonym und unter „tschekistischer" (geheimdienstlicher) Deckung. Es betreiben Leute, die kein Impressum auf ihrer Homepage haben.

    Der Begriff „Täter ist im Strafrecht genau definiert. Strafrechtliche Ermittlungen gegen sogenannte „Täter des DDR-Regimes haben nach rechtsstaatlichen Kriterien wenig gebracht.

    Es kann allemal nur um eine moralische Schuld gehen, dem Regime mehr oder minder beflissentlich gedient zu haben. Die DDR war weder ein Rechtsstaat, noch ist zu leugnen, dass die Staatssicherheit als international agierende kriminelle Vereinigung handelte. Der Leistungssport wurde benutzt, um das Ansehen der DDR im kapitalistischen Ausland zu verbessern. Die Staatssicherheit agierte wiederum als Schild und Schwert der SED. Den „Sport-oberen waren alle Mittel recht, um Olympiamedaillen zu produzieren und somit ihren Beitrag zum Sieg des Sozialismus über den „faulenden und parasitären Kapitalismus zu leisten.

    Für alle Teilnehmer an der „Veranstaltung Leistungssport in der DDR, egal auf welcher Ebene agierend, als der simple Trainer im Nachwuchsleistungssport oder als Olympiasieger, war es eine lukrative Nische, dem real existierenden sozialistischen Alltag zu entfliehen und etwas „Freiheit zu schnuppern.

    Ob nun bei Wettkämpfen im kapitalistischen Ausland oder nur mit der „kleinen Freiheit" ausgestattet, seinen Tagesablauf eigenständig zu bestreiten und an keinem Werkstor eine Stechuhr bedienen zu müssen, es motivierte. Gleichermaßen empfand ich diese Situation, auch wenn ich keine bedeutende Stellung in diesem System einnahm, als durchaus angenehm.

    Das vorliegende Buch hat weder Anspruch auf die absolute Wahrheit, noch wird es wissenschaftlichen Kriterien zur Aufarbeitung der thematisierten Begrifflichkeiten gerecht.

    Es erzählt meine Geschichte, wie ich sie erlebt habe und heute interpretiere, mit allen Mängeln und Irrtümern, die dem Menschen eigen sind. Ergänzt wird diese Geschichte durch Einlassungen aus der Sicht meines ehemaligen „kleinen" Chefs, des Stellvertreters für politische Arbeit (Polit) am Leistungszentrum Feuerwehrkampfsport, Peter Dunsch.

    Eine Wertung sei dem Leser überlassen. Auch im Jahr 25 der politischen Wende bieten beide Begriffe, Stasi und Doping, Stoff für Endlosdiskussionen in allen Medien. Wer hätte dies im Wendeherbst 1989 gedacht? Selbst aktuell, mit einem viertel Jahrhundert Verspätung, outen sich noch ehemalige Leistungssportler der DDR mit der Neuigkeit, sie hätten bewusst „verbotene Substanzen zu sich genommen, um bessere sportliche Leistungen zu erbringen. Andere wiederum lassen sich aus Bestenlisten entfernen, um somit in den Fokus der Öffentlichkeit zu gelangen und Geschichtsaufarbeitung zu betreiben. Dann gibt es noch die Schweiger und die, die von allem nichts gewusst haben oder „nie etwas genommen haben wollen. Sie haben Angst, dass ihr Lebenswerk in Form von Weltrekorden oder Olympiasiegen in Verruf gerät.

    Inwieweit man mit sogenannten „Unterstützenden Mitteln (UM) seine Leistung nun um 3 oder 10 Prozent steigern konnte, ist nicht relevant. Es war Betrug und bleibt Betrug am Sport und ein Verbrechen gegenüber dem eigenen Körper. Auf die damit verbundenen höheren Ausgaben der Sozialversicherungssysteme in Form von zusätzlicher Heilbehandlung, medizinischer und beruflicher Rehabilitation und auch Rentenzahlungen muss zusätzlich verwiesen werden. Hier entstehen so genannte „nicht versicherbare gesundheitliche Risiken, da der Schaden ja schon eingetreten ist. Heute begrenzt sich diese Erscheinung zudem nicht nur auf den Leistungssport. Obwohl es keine relevanten Untersuchungen gibt, muss mit erheblichen Kosten vor allem aus der anabolen Bodybuilderszene gerechnet werden. Auch welche Substanzen in welcher Dosierung über welchen Zeitraum eingenommen zu einer Reduzierung des Lebensalters führen, wäre ein interessanter Forschungsansatz. Ob nun im Rahmen des Staatsdoping der DDR oder in den durch das Bundesministerium des Innern finanzierten sportmedizinischen Einrichtungen namhafter Universitäten der Bundesrepublik praktiziert, das hat auf den zu erwartenden oder schon eingetretenen Gesundheitsschaden der Sportler keinen Einfluss. Es ist zumindest statistisch im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung auffällig, dass Spitzenathleten der 60er, 70er und 80er Jahre oftmals kein hohes Lebensalter erreichten. Nur die leichtathletische Wurfszene betrachtet, haben sich die Reihen ehemaliger Medaillengewinner bei Olympischen Spielen und Europameisterschaften schon stark gelichtet. Der Olympiafünfte von 1980 im Hammerwurf, Detlef Gerstenberg, wurde nur 36 Jahre. Hartmut Losch, der Europameister im Diskuswurf 1969, starb mit 53 Jahren. Der Westberliner 21,50 Meter Kugelstoßer Ralf Reichenbach ist in jungen Jahren verstorben. Auch internationale Werfergrößen wie Ricky Bruch, Ludvik Danek oder der viermalige Olympiasieger im Diskuswurf Alfred Oerter erreichten kaum das 70. Lebensjahr. Leider ist auch unser Magdeburger Olympiateilnehmer im Kugelstoßen von 1964, Rudolf Langer, bereits im Alter von 72 Jahren an einer Herzerkrankung verstorben. Diese Aufzählung könnte weiter fortgesetzt werden. Oftmals litten die Athleten bereits viele Jahre vor ihrem Tod an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, dies bei verminderter Lebensqualität. Die über 20-jährige Fokussierung der Medien auf sogenanntes DDR-Staatsdoping wurde durch neuere Forschungsergebnisse des Bundesinstitutes für Sportwissenschaft deutlich relativiert. Plötzlich gelangt man zu der Erkenntnis, dass auch in der Bundesrepublik flächendeckend gedopt wurde. Wer hätte das gedacht?

    Als Kenner der Leichtathletik bin ich immer davon ausgegangen, dass bundesdeutsche Athleten ihre Olympiamedaillen ausschließlich einem „sauberen Sport zu verdanken haben. Diese Enthüllungen hatten mich „tief enttäuscht. Einer der Gutachter meiner Doktorarbeit, Olympiateilnehmer der gesamtdeutschen Mannschaft von 1968 mit West-Pass und renommierter Sportwissenschaftler in der Bundesrepublik, hatte mich bereits vor über 10 Jahren über die Praktiken der bundesdeutschen Sauberfrauen und Saubermänner aufgeklärt. „Als Ihr noch bemüht ward, die Trainingswissenschaft zu entwickeln, hatten wir schon EPO (Erythropoetin zur Mehrung der roten Blutkörperchen), so seine Aussage im Rahmen einer gemeinsamen Besichtigung der alten „Unterdruckkammer im Bundesleistungszentrum Kienbaum, der früheren Medaillenschmiede des Ostens.

    Prof. Arndt Krüger hat in seinen Schriften viel „Aufklärendes über Doping in West und Ost geschrieben. Seinem Ansinnen, Doping in kontrollierter Form frei zu geben, kann ich nicht im Ansatz folgen. Dies wäre ein Verbrechen und letztendlich ein Todesstoß gegen jede leistungssportliche Betätigung. Einzelne von ihm vertretenen Thesen, z. B., dass, wenn es um die Gesundheit der Sportler gehe, auch Boxen und Ski Alpine verboten werden müssten, stütze auch ich. Ein gesundes Risikomanagement im Sinne der Athleten kann in diesen Sportarten nicht umgesetzt werden. Ob nun die Medikamente, die auf der Dopingliste stehen, oder die Sportarten selbst gefährlicher für die Gesundheit sind, will ich offen lassen. Sicherlich macht es die Mischung. Zu seinen Doping-Stellungnahmen über Sportarten wie Tennis oder Fußball ist kaum etwas hinzu zu fügen. Krüger blickte nie überheblich auf die Hinterlassenschaften des DDR-Sports herab. Er kannte auch den eigenen Laden zu gut. Bereits 1998 schrieb er in einem Artikel „Anmerkungen zur historischen und ethischen Dimension von Doping und Dopingforschung über die Vorwürfe gegenüber der Verabreichungspraxis von anabolen Steroide in der ehemaligen DDR und erörterte hier die Fragestellung, ob es ein Dopingvergehen war, im Training Anabolika einzusetzen, wenn nur deren Kontrolle im Wettkampf vorgesehen ist, die Verabreichung unter ärztlicher Aufsicht erfolgte und die DDR sich zu keinen trainingsbegleitenden Dopingkontrollen freiwillig verpflichtet hatte?

    Auf Doping von Minderjährigen und die Funktion von Sportärzten und Trainern gegenüber ihren „Schutzbefohlenen" ist er leider nicht eingegangen.

    Entsprechend Krügers Meinung und seiner im Artikel zitierten Fairplay-Definition im engeren Sinne (erlaubt ist, was nicht verboten ist), sei es zumindest für die 70er und bis Mitte der 80er Jahre problematisch, über Dopingvergehen zu urteilen, da zum Beispiel trainingsbegleitende Kontrollen nicht mal diskutiert wurden. Auch die Tatsache, dass man in der DDR vorbeugende Dopingkontrollen vor der Ausreise durchgeführt hat, sei laut Krüger im internationalen Maßstab nichts Ungewöhnliches gewesen. Erst im Frühjahr 1988 erfolgte mit dem vom IOC akkreditierten Anti-Doping-Labor ein Verbot dieser Maßnahmen.

    Haben wir es somit mit einer ex post facto Gesetzgebung zu tun? Nach dem allgemeinen Rechtsverständnis ist dies jedoch nicht zulässig. Niemand hatte je gefordert, dass der Olympiasieger von 1904 seine Goldmedaille im Marathonlauf zurückgeben soll, obwohl er regelmäßig Strychnin zu sich nahm, ein wirksames, aber damals nicht verbotenes Dopingmittel.

    Auch wenn ich mich nicht immer Krügers Meinung anschließen kann, wird deutlich, dass die Dopingproblematik im Leistungssport kein ausschließliches Problem der DDR war, sondern eher durch andere, potentere Nationen befördert wurde. Die Hochtechnologien der Manipulation kamen stets aus den USA. Die DDR-Forschung über anabole Steroide entsprach schon 1988 längst nicht mehr dem internationalen Standard. Es wurde nicht mit menschlichen Wachstumshormonen gearbeitet. Sie waren für den Pleitestaat DDR schlicht zu teuer. Trotzdem wurden nach 1990 nur DDR-Trainer auf schwarze Listen gesetzt. Doping hat es im Sport immer gegeben. Die menschlichen Verhaltensweisen sind so angelegt, Risiken einzugehen, wenn sich der Einsatz zu lohnen scheint.

    Für Coubertin ging es im Wettkampfsport nicht um die Gesundheit. Er hat sich immer über das medizinische „mens sana in corpore sana lustig gemacht und diesem sein „mens fervida in corpore lacertoso („ein überschäumender Geist in einem muskulären Körper) entgegen gehalten. Sich mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten um eine sportliche Leistung zu bemühen, ist im olympischen citius-altius-fortius angelegt. Medizinische Hilfestellungen sind sehr bedauerlich. Recht gebe ich Krüger in der Feststellung, dass in der öffentlichen Diskussion um Doping in Deutschland auch heute noch vieles durcheinander geht und die eigentlichen Fragestellungen auf der Strecke bleiben. Da geht es in jahrelangen Prozessen schon mal darum, wer von wem als „Fachdoper bezeichnet werden darf. Die Akteure dieser Szene sind bekannt. Ich will auf sie nicht näher eingehen. (2)

    Ob man 30 Tennisturniere im Jahr nach dem System BUM-BUM mit hohen Aufschlaggeschwindigkeiten spielen kann, wage ich auch zu bezweifeln. Jeder Körper benötigt nach hohen Trainings- und Wettkampfbelastungen angemessene Erholungszeiten. Nur so kommt es zur Ausprägung einer sportlichen Leistungsfähigkeit. Eine umfangreiche Offenlegung der Dopingsünden durch die Sieger darf kaum erwartet werden.

    Leider waren auch die Dokumentation zu den Vorgehensweisen mit Doping im Westen nicht sonderlich preußisch und so bleibt vieles im Nebel. Die Ideologisierung des Problems ist somit nicht nur dumm, sondern schlichtweg auch schädlich für die historische Betrachtung.

    Spätschäden durch Anabolika sind hinreichend dokumentiert und wissenschaftlich belegt. Auch wenn der Einzelbeweis nur sehr schwierig zu erbringen ist, ob und in welchem Umfang leistungssteigernde Substanzen zu welchen organischen Schädigungen geführt haben, steht ihre Schädlichkeit außer Frage.

    Viele Erkrankungen im orthopädischen Bereich bei ehemaligen Leistungssportlern sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf ein unsachgemäßes Training, besonders im Kinder- und Jugendalter, zurück zu führen.

    Die scheinbar lückenlose, vollständige Durchdringung des gesamten DDR - Leistungssportsystems mit den genannten Begrifflichkeiten „Doping und Stasi dürfte dem Leser hinlänglich bekannt sein. Die „Firma wollte immer genau wissen, wie ihre „Diplomaten oder besser Kämpfer im Trainingsanzug" zur DDR standen. Auch der Umgang mit dem Staatsgeheimnis Doping war scheinbar von ständigem Interesse. Soviel zur Theorie.

    In der Praxis sah es jedoch anders aus. Wenn im alten Kraftraum der Leichtathleten des Sportclubs Magdeburg in den 70er Jahren Mikrofone installiert gewesen wären, hätte dies wahrscheinlich für mehrere 100 Jahre Gefängnis bei den dort trainierenden Sportlerinnen und Sportlern sowie auch Trainern gereicht. Ideologie verstümmelt Realität. Es ist mehr eine gewollte und gesteuerte Modeerscheinung, zudem oft hinreichend vergütet, die manchen früheren Sportler zum späteren Stasi-Opfer verklärt.

    Aus den 60er Jahren ist mir ein noch heute aktiver Schauspieler bekannt, der sich nachträglich zum Olympiakader ernannte und aus politischen Gründen angeblich seine Sportlerlaufbahn aufgeben musste. Zeitzeugen berichten eher von Untalentiertheit und Bedeutungslosigkeit. Diese Dreistigkeit bestätigt die Hypothese, dass es heute oftmals schick ist, sich mit einer „Stasiverfolgungslegende zu schmücken, um somit den eigenen Marktwert zu erhöhen. Dies soll keineswegs tatsächliche Opfer verhöhnen, denen leider oftmals die Lobby fehlt. Diese konzentriert sich auf in der DDR verhätschelte Größen aus Sport und Kultur, die in den 70er und 80er Jahre wegen ihres „Freiheitsdranges in den Westen gingen. Besonders lieb sind mir die im Sommer 89 in die Bundesrepublik geflohenen Damen und Herren. Zum Zeitpunkt ihrer Flucht waren sie im Durchschnitt 30 - 40 Jahre, hatte die „allgemeinen Vorzüge des Sozialismus" wie zum Beispiel eine gute Ausbildung in vollen Zügen genossen und waren in ihren jungen Jahren oftmals schon über 50 Jahre vom Regime verfolgt. Ob es im Magdeburger Sport keine Stasizuträger gab oder diese nur allgemein freundliche Berichte an ihre Führungsoffiziere geliefert hatten, ist mir nicht bekannt. Eventuell waren böse Berichte auch ohne Konsequenzen geblieben. Diktaturen werden von Menschen getragen. Da hatte ich im persönlichen Umfeld ziemliches Glück. Hier waren eher die guten Diktatoren am Werk, so zumindest meine damalige Wahrnehmung.

    Das Leben eines Leistungssportlers in der DDR

    (Dirk) Zurück in das Jahr 1971, dem Jahr meiner Delegierung an die Kinder– und Jugendsportschule Magdeburg. In der Kleinstadt Gommern nahe Magdeburg aufgewachsen galt mein Interesse schon sehr früh der Leichtathletik. Sprinten, Springen und Werfen waren meine Welt. Bei den Kreis- Kinder- und Jugendspartakiaden gewann ich in meiner Altersklasse fast immer alle zu vergebenden Goldmedaillen. Sogar einem Werfer völlig fremdartige Waldläufe konnten auf Kreisebene gewonnen werden. Mein Sportlehrer Klaus Timme, obwohl Turner, unterstützte meine leistungssportlichen Ambitionen in der Leichtathletik. Damals war das Fach Sport in der Schule noch mit gewissen leistungsfördernden Anstrengungen verbunden. Ich konnte nicht genug davon bekommen. Der Spaß an der Sportart Leichtathletik wurde mir von einem Arbeitskollegen meines Vaters vermittelt. Heinz Voigt bewies sich bereits vor dem Krieg als aktiver Leichtathlet in Magdeburg. Ab den 50er Jahren engagierte sich der überzeugte Nichtgenosse in der Leichtathletik als Sportfunktionär und Übungsleiter. Voigt war ein wortkarger Mann. Organisatorische Mitteilungen für das Training und die Wettkämpfe verfasste er schriftlich und verteilte sie als „stille Post". Jeder wusste so genau, wann er wo zum Training oder Wettkampf sein musste. Die Zeitangaben waren präzise und wiesen darauf hin, dass er kein Sportlehrer, sondern Ingenieur war. Ähnlich verlief auch aus heutiger Sicht sein Training. Sportpädagogik war nicht sein Ding. Es gelang ihm jedoch, auch ohne wissenschaftliches Training in mir die Begeisterung für die Sportart Leichtathletik zu entwickeln. Erfolge auf Bezirksebene und die Teilnahme an der Zentralen Kinder- und Jugendspartakiade in Berlin folgten. Junge für die Sportart geeignete Athleten wurden zur 7. Klasse in die Kinder- und Jugendsportschule eingeschult. Ich hatte bezüglich dieses Themas mit meinen Eltern gewisse Diskrepanzen. Sie stellten sich für mich einen anders gearteten Bildungsweg vor. Ihr Sohn sollte wie damals üblich nach der 8. Klasse die Erweiterte Oberschule besuchen und möglichst ein technisches Studium absolvieren. Für mich war jedoch absehbar, dass ich den notwendigen Aufnahmenotendurchschnitt von um die 1,3 nicht erreichen konnte. Nicht das mir das Lernen wirklich schwer fiel, mir fehlte schlechtweg die Lust auf bestimmte Fächer. Russisch war ein Gräul und Mathe nicht viel besser. Unser Mathematiklehrer Herr Laxa, eine Spezi aus der alten Zeit, das ist nicht unbedingt böse gemeint, vergraulte mir alles Interesse an diesem Fach schon früh. Ich durfte in der 1. Stunde im Schulgebäude regelmäßig die Öfen beheizen.

    Seine Begründung war, dass ich als Sportler doch eh keine Neigung für sein Fach entwickeln würde. So ganz toll war diese Entscheidung im Ergebnis dann doch nicht. Mathe wurde so, durch Laxa provoziert, immer mein Problemfach.

    (Peter) Als „Zeitzeuge berufen quält mich die Frage, wann und wozu trete ich in Erscheinung? Es ist das Buch des „Werfers, ich möchte nur die Ränder umsäumen. Widerspruch war bereits vorher, so zum Begriff Rechtsstaat oder zur „Gefährlichkeit" des Boxsportes nötig. Dazu später etwas. Mein Meckern ist aber auch hier, ganz aktuell, angesagt.

    Wie sich in einem System die Meinungen und Wertungen unterscheiden. Es ist in meiner Erfahrung aus der DDR gerade nicht üblich gewesen, die Kinder mit aller Macht zur EOS zu treiben. Diesen Massenandrang kannte ich weder aus der eigenen Schulzeit, noch aus der Zeit meiner Kinder vor dem Fall der Mauer. Die 10-klassige polytechnische Oberschule (POS) ermöglichte allen Absolventen einen vernünftigen Start ins Berufsleben. Andere Wege zum Fach- und Hochschulstudium existierten hinreichend, so dass der Wechsel ab der 8. Klasse zur EOS eher die Ausnahme und den frühreifen hellen Köpfen vorenthalten blieb. Gewiss gab es den Mediziner, die Funktionärin, den Pfarrer, die Künstlerin, die da meinten, meine Tochter, mein Sohn, die müssen aber unbedingt …..! Letztendlich entschied das aber weitestgehend die Leistung, der Notendurchschnitt. In meiner Schulklasse gab es eine auffallend hübsche Pfarrerstochter, die diesen Weg ging. Das entschied aber weder ihr Aussehen, noch viel weniger der Herr Papa Pfarrer oder ein SED-Funktionär, es war der überzeugende Notendurchschnitt. Eins will ich dabei eingestehen, bei Gleichstand der Zensuren hätte gewiss ein Kind proletarischer Herkunft den Zuschlag erhalten. Wenn für mich der Notendurchschnitt 1,6 genügte brauchte sie vermutlich eine 1,3. Grundsätzlich entschied aber die Leistung. Das wird mir z. B. auch die verehrte Frau Bundeskanzlerin bestätigen können.

    (Dirk) Da geht unsere unterschiedliche Betrachtungsweise schon los – „….. und die Zugehörigkeit der Eltern zur Arbeiterklasse, der feste Wille, Offizier der sozialistischen Schutz- und Sicherheitsorgane zu werden. Ich war halt Leistungssportler, zweifellos im Schulsystem der DDR ein gewisses Privileg. Eine Berufsausbildung zum „Diskuswerfer war gerade nicht im Angebot der „Volkseigenen Betriebe".

    So bin ich meinen Eltern ganz dankbar, dass sie bezüglich meiner Einstellung zur sozialistischen Schule immer etwas Druck gemacht haben.

    Obwohl – eine Ausbildung mit anschließendem Abitur an der Volkshochschule und Fernstudium an der Deutschen Hochschule für Körperkultur, eine durchaus gängige Variante für Leistungssportler, hätte meinem „Rentenpunktekonto" bei der Deutschen Rentenversicherung wesentlich besser getan. Ich will dennoch nicht jammern.

    (Peter) Der Trieb zum Abitur war dennoch keinesfalls typisch. Im Gegensatz zum aktuellen Schulsystem befähigte die POS die Kinder/Jugendlichen zum Schreiben und Lesen. Zur Mathematik halte ich mich mal raus, denn gewiss, heute muss man mit allem rechnen.

    In der Konsequenz erfreute sich die breite Mehrzahl der Eltern an einem vernünftigen Abschluss der 10. Klasse. Ein guter Abschluss der POS war dem „gerade noch" Abitur wenigstens gleichwertig. Wenn du es anders erlebt hast möge es so sein. Es war dann Ausdruck dessen, was in den Parteileitungen (der SED) als kleinbürgerliche Denk- und Verhaltensweisen diskutiert und verdammt wurde.

    Im übrigen bezweifele ich Angela Merkels festen Willen an einer Offizierslaufbahn, zumindest in ihrer Jugendzeit. Wenn also unsere Bundeskanzlerin in der DDR studieren durfte und manch anderer aus späterer Sicht nicht, so entschied das nicht primär der Drang zur Waffe oder das Elternhaus. Zu vermuten ist, die intellektuellen Fähigkeiten bevorzugten die einen und benachteiligten andere. Das ist aber wohl eine natürliche Auslese. Aus nichts war auch schon damals, unter „kommunistisch-stalinistischer Diktatur", nichts oder nur sehr wenig zu machen. Es galt, aus …… kann man keine Bonbons kneten.

    (Dirk) Die Auffassungen von Parteileitungen der SED beeinflussten in meiner Familie nicht die Denk- und Handlungsmuster. Ich erinnere mich noch an den Tag, als ich meinen Eltern kundtat, dass ich Kandidat der SED werde. Das war nicht so toll, nahm dann aber leider seinen Lauf. Wenn ich schon diese Floskel „kleinbürgerliche Denk- und Verhaltensweisen" höre. In unserer vierköpfigen Familie, ich habe noch eine sechs Jahre jüngere Schwester, war mein Vater bis Anfang der 70er Jahre als technischer Angestellter Alleinverdiener. Wir hatten zur Selbstversorgung einen Garten und fuhren stets Trabbi. Die Klamotten und sonstige Mangelgüter entnahmen wir den reichlichen Westpaketen. So wurde unser Lebensstandard gesichert. Uns Kindern ging es gut. Die Kleinbürger saßen ganz wo anders.

    (Peter) Dirk, da haben wir ja doch eine Gemeinsamkeit, die uns verbindet und vom amtierenden Bundespräsidenten unterscheidet. Unser politischer Weg wurde zumindest nicht mit dem Faustrecht erzwungen oder gelenkt. Solch ein Glück hatte der amtierende Bundespräsident Herr Gauck nicht. Die strafende, vermutlich rechte väterliche Hand unterdrückte bei ihm jegliche Karriere in der DDR-Pionierorganisation. Ihn formte ein sehr beengter Freiheitsbegriff.

    Darüber hinaus trennt doch vieles in der Erfahrung und Erinnerung. Wo beginnen gegen dieses Gemenge an Borniertheit?

    Sozialismus = Mangel und Misswirtschaft? Wenn dem so ist, haben wir ja heute ein sozialistisches Bildungssystem, einen sozialistischen Staatshaushalt, sozialistische Kultur und Bundeswehr usw. Argentinien lebt im Sozialismus? Griechenland ist sozialistisch?

    „Echten" Mangel im Sinne von fehlenden Lebensmitteln oder fehlender Kleidung habe ich in der DDR nie verspürt. Gewiss, es gab Ärgernisse, da manches knapp war und der Zufall der Übereinstimmung von Ort und Zeit entschied. Die sogenannte Planwirtschaft funktionierte nur in Bruchstücken, Die Gründe dafür sind so mannigfaltig, dass sich eine Darlegung hier ausschließt. Das man z.B. Tapeten in Berlin kaufen musste beglückte mich auch nicht. Aber ist es heute wesentlich anders? Wegen der einfachsten Tablette, den billigsten Tropfen Medizin besuche ich die Apotheke zweimal, da aus Überfluss nie etwas vorrätig ist. Dann doch lieber ein Medikament weniger, doch dafür gleich. Auf die gekaufte Küche warte ich heute ein halbes Jahr wegen des Überflusses. In der DDR musste ich ihr ein halbes Jahr hinterher rennen.

    Aber wo ist bitte der grundsätzliche Unterschied. Gewiss waren Kühlschränke, Fernseher, Waschmaschinen etc. stark überteuert. Vergessen wir jedoch nicht, ihnen fehlte dafür der „Endabschalter", der heute solche Geräte kurz nach der Garantiezeit und über Nacht herstellerfreundlich zu Schrott macht.

    Den Lebensstandard sicherten wir (Elternhaus, ich selbst) nicht aus Paketen, sondern aus der eigenen Arbeit. Im übrigen soll nicht vergessen werden, dass der Lebensstandard (oder nennen wir das Lebensniveau) des „Ossis sicher unter dem des „Wessis lag, aber das der Bevölkerung der Türkei, Griechenlands, Spaniens, Portugals oder Italiens (hier zumindest im Süden) sehr, sehr deutlich übertraf.

    1984 erschien auch in der DDR das Buch „Amerikanische Bilder" des dänischen Pfarrersohnes Jacob Holdt. Man hätte es zur DDR-Pflichtliteratur erklären sollen. Es ging wohl nicht, Papier war knapp, es wurde vermutlich für die umfangreichen Parteibeschlüsse verbraucht? Vielleicht störte man sich auch am lockeren Umgang innerhalb des amerikanischen Systems. Da traf schon mal der Brückenpenner einen Millionär, mal nicht mit dem Colt. Uns mangelte es an allen dreien.

    Weshalb der Bezug zu diesem Buch? Es

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1