Europareise 2010: Mit dem VW Bus quer durch Europa
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Johannes Vogel
Nach dem Abitur im oberbayerischen Rosenheim machte Johannes Vogel 2010 zusammen mit zwei Freunden eine Reise durch ganz Europa. Anschließend begann er sein Studium in München.
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Book preview
Europareise 2010 - Johannes Vogel
Bildnachweis
26. Mai 2009: Die Idee
Eine Europareise zu machen, war anfangs eigentlich nur eine Schnapsidee. Im Mai 2009 hatte ich in einem Internetforum einen Beitrag gelesen, in dem ein User erzählte, dass er plane, ein Jahr auszusetzen und während dieser Zeit mit seinem Auto eine Reise durch Süd- und Osteuropa zu unternehmen. Sofort träumte ich von einer ähnlichen Reise, verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder. Abitur und Studium würden wohl einen zu großen Strich durch die Rechnung machen.
Trotzdem erzählte ich kurze Zeit später Marcus von meiner Idee. Auch er war von ihr begeistert. Wir begannen sofort mit den Planungen und nach nur einem Abend stand das Grundgerüst. Als Zeitraum hatten wir uns die drei Monate zwischen Abitur und Studiumsbeginn ausgesucht. Natürlich hätten wir, wie viele andere auch, das Studium ein Jahr später beginnen lassen können. Dann wären wir jedoch in den doppelten Abiturjahrgang mit völlig überlasteten Unis gerutscht. Das wollten wir uns ersparen. Bei der Gestaltung der Route orientierten wir uns an den jeweiligen Hauptstädten. Nun fehlte nur noch unser Gefährt. Als Kind, das quasi im VW Bus aufgewachsen ist, kam Marcus die Idee, die Reise mit diesem „Wohnmobil" durchzuziehen. Herd, Kühlschrank, Schlafplätze und ein Waschbecken sind neben einer Menge Stauraum in so einem Bus eingebaut. Sofort klapperten wir die diversen Automobilbörsen im Internet ab und wurden mächtig enttäuscht. Busse in gutem Zustand waren unbezahlbar.
22. Juli 2009: Bus Nr. 1
Daher suchten wir zunächst nach billigeren Angeboten. Unser Plan war, den Billig-Bus dann selber herzurichten. Der erste Besichtigungstermin führte uns nach München. Hier stand ein Bus, der auf den Produktfotos vielversprechend aussah. Es war die 70PS-Version mit Servolenkung und „gerade einmal" 169.000km auf dem Buckel. Baujahr: 1982. Leider hatten wir uns ein wenig von den Bildern täuschen lassen. Als wir ihn von außen anschauten, stellten wir fest, dass es überall rostige Beulen, Fugen und Löcher gab. Als Marcus mal den Zustand des Rostes mit dem Finger testen wollte, brach er gleich durch die Karosserie durch. Innendrin sah es dann fast noch schlimmer aus als außen. Überall lag Müll herum, der Kühlschrank war verschimmelt und auf den Matratzen waren Flecken. Die interessantesten Funde waren ein Tampon und eine Pornozeitschrift der Vorbesitzer. Mehr oder weniger enttäuscht zogen wir wieder ab.
17. Sept. 2009: Bus Nr. 2
Die weitere Suche führte uns noch einmal nach München. Ab diesem Zeitpunkt waren wir zu dritt; Tobi war nun auch zu unserer Reise dazu gestoßen. Wir hatten zwei Busbesichtigungstermine ausgemacht. Der erste platzte gleich, denn der Wagen wurde verkauft, bevor wir überhaupt da waren. Beim zweiten Termin bekamen wir einen Festivalbus zu Gesicht. Leider ein Bastlerwagen. Angefangen von der 5.1 Surroundanlage bis hin zu den Zusatzbeinen fürs Bett (damit man ordentlich drauf „rumrocken kann) hatte der Bus alles, was man nicht braucht. Ein besonderes Schmankerl war auch der sehr „sorgfältig
verlegte Korkboden. Die Probefahrt konnte uns ebenfalls nicht überzeugen, daher sagten wir auch hier: „Nein, danke!".
20. Sept. 2009: Bus 3 + 4
Knapp eine Woche später machten wir uns ein drittes Mal auf den Weg; diesmal zusammen mit einem Freund, der uns netterweise mit seinem Auto „herumkutschierte" (Danke, Philipp!). Nahe München wartete ein roter VW Bus auf uns. Im Gegensatz zu den meisten Bussen war hier die Campingausstattung nicht von Westfalia, sondern von Reimo. Von innen wie von außen machte der Wagen einen einigermaßen guten Eindruck, auch die Probefahrt stimmte uns positiv. Wir konnten den Preis sogar von 3.200€ auf 2.750€ herunterhandeln. Wir sagten ihm, dass wir das Auto relativ sicher kaufen würden.
Trotzdem wollten wir auch noch den zweiten Termin des Tages im 75km entfernten Ingolstadt wahrnehmen. Wir waren später dran als vereinbart, daher war der Besitzer nicht mehr zu Hause. Glücklicherweise hatte er seinem Bruder die Schlüssel hinterlassen und wir konnten den Bus begutachten. Uns erwartete eine top gepflegte Westfalia Club Joker-Ausstattung. Beim Aufdrehen des Wasserhahns der Westfalia-Spül-Herd-Kombination kam fließendes und vor allem sauberes Wasser. Wir waren sofort Feuer und Flamme. Diesen Bus konnte man kaufen und gleich damit losfahren! „Liebe auf den ersten Blick könnte man sagen. Ein Klappdach ohne Risse im Stoff, alles sauber, richtige Matratzen ohne Eigenleben, ein funktionierender Gas-/E-Kühlschrank und Ledersitze. Dank neuer Starterbatterie sprang er sofort an und auf der kurzen Probefahrt überzeugte er uns komplett. „Das wird er!
, beschlossen wir. Unser gemeinsames Auto, unser Europabus.
Marcus
Tobi
John
Gleich am nächsten Tag riefen wir beim „echten" Besitzer an, um noch einige Kleinigkeiten zu klären. Nachdem er erwähnt hatte, dass er Mechatronikmeister war und den Motor überholt hatte, war für uns die Sache schon im Kasten. Jetzt musste nur noch der Preis stimmen. Bei 3.000€ lag unsere absolute Schmerzgrenze. Leider konnten wir den Bus aber nicht auf unter 3.200€ herunterhandeln.
26. Sept. 2009: Ein erster Testlauf
Unser Plan für dieses Wochenende sah so aus: Am Abend möglichst früh aufbrechen, nach Niederbayern zur Trinkwassertalsperre Frauenau fahren, dort als eine Art Testlauf eine Nacht verbringen und am nächsten Morgen weiter zu Marcus‘ Oma fahren, wo wir den Bus bis nächstes Jahr unterstellen wollten.
In der Praxis wurde natürlich alles viel komplizierter und auch viel lustiger. Es fing schon damit an, dass keiner von uns rechtzeitig seine Sachen zusammen hatte und bis wir alle mit unserem Kram abfahrbereit im Bus saßen, war es auch schon 8 Uhr. Dass es ohne unerwartete Umleitungen nicht gehen konnte, stellten wir schnell fest. Marcus, der für unser Abendessen die Nudeln beisteuern sollte, hatte diese daheim vergessen. Also suchten wir eine Tankstelle, bei der es Fertignudeln gab und mit zwei Packungen gut&günstig Spaghetti Rot-Weiß ging es nach einem Fahrerwechsel weiter zu unserem Ziel für diesen schon weit fortgeschrittenen Abend.
Marcus hatte auf GoogleMaps „ganz in der Nähe den Trinkwasserspeichersee entdeckt und schnell auf dem Satellitenbild eine Straße gefunden, auf der man „direkt am Ufer
parken konnte. Nachdem wir auf immer schmaleren Straßen durch immer kleinere Dörfchen fuhren und der Asphalt schließlich ganz aufhörte, stellten wir fest, dass Marcus‘ Zielort mitten im Naturpark Bayerischer Wald lag, also wirklich mitten im Wald. An uralten Höfen vorbei, immer auf den Feldwegen, die in der Dunkelheit (es war mittlerweile schon 12 Uhr) am ehesten befahrbar aussahen, arbeiteten wir uns langsam zu dem Punkt,