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Warum...
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About this ebook

Dies ist ein Buch über ein etwas anderes Leben in der ehemaligen DDR. Es ist von vielen persönlichen Erfahrungen geprägt und zeigt die glücklichen Momente, ebenso wie den persönlichen Kampf um die eigene Überzeugung.
LanguageDeutsch
Release dateMay 20, 2015
ISBN9783739251806
Warum...
Author

Ortwin Reimann

In Schlesien 1940 geboren, durch den Krieg 1945 in die Uckermark als Kind mit den Eltern vertrieben. Hier aufgewachsen und verheiratet, Vater von 2 Kindern.

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    Warum... - Ortwin Reimann

    PROLOG

    Ich wage mich mit den Erinnerungen dieses Buches, in ein heikles Gebiet.

    Zum einen möchte ich gern meine persönlichen Empfindungen, meine Freuden, mein Leid, einfließen lassen, zum anderen, warum ist eine scheinbar gute Idee in der ehemaligen DDR (aber nicht nur dort), zu einem System verkommen ist, in dem Lüge, Argwohn und Verrat dominierten.

    Ich nehme mir vor, die Beschreibungen objektiv zu Papier zu bringen, denke jedoch, dass die Gesamtheit meiner Wahrnehmungen von dem Umfeld und in meinem Fall von meiner religiösen Ausrichtung beeinflusst ist. Eine objektive Bewertung müsste daher alle diese und viele andere Faktoren ausblenden. Daher wird vieles subjektiv sein, trotz meiner gewollten Objektivität.

    Obwohl meine Religion als Zeuge Jehovas mein Leben bestimmt und ich völlig glücklich darin bin, wird dieses Buch kein religiöses Buch werden, sondern Fakten einer Zeit enthalten, die sich von 1957 bis heute ergeben haben.

    Deshalb schauen sie hinein, auch wenn sie ein distanziertes Verhältnis zu Außenseitern in einem totalitären Staat haben, es ist schon interessant zu sehen, was während der DDR in ihrer Nachbarschaft geschah.

    Viele Fakten werde ich durch Bildmaterial oder Protokollen aus meiner mir bisher bekannten Stasiakte belegen. Anderes aus meiner Erinnerung und einigen Aufzeichnungen und Notizen aufschreiben.

    Es soll eine positive Erinnerung werden und kein Schrei nach Vergeltung.

    Na dann…

    Ich war 17 Jahre und hatte gerade beschlossen meinem Leben eine neue Richtung zu geben. Evolution oder Schöpfung, was ist die Wahrheit? eine kleine Broschüre und ein Studium der Bibel zeigten mir, diesen Weg willst du beschreiten.

    Vom 17.07.1957-21.07.1957 fand in Westberlin im Olympiastadion ein Kongress der Zeugen Jehovas statt. Dort wollte ich hin.

    In den Zügen, auch schon auf den Nebenstrecken, fuhr regelmäßig die Transportpolizei mit und kontrollierte die Reisenden. Bei besonderen Ereignissen in Westberlin, wurden diese verstärkt durchgeführt und es kam vor, dass man seinen Ausweis abgeben musste und somit nicht nach Berlin fahren konnte. (Am Stadtrand Berlins waren Kontrollpunkte auf der Straße und auch bei der Bahn)

    Da ich schon einen Tag vorher gefahren bin, hatte ich Glück und war im Olympiastadion. Vier Tage war ich dort und schlief in den Katakomben des Olympiastadions auf Stroh. An einem Tag gab es plötzlich einige Unruhe in der Unterkunft, als die Polizei einen Mann mitnahm der sich unter uns gemischt hatte und auch dort schlief. Wie sich herausstellte war er ein Mitarbeiter der Stasi, der den Auftrag hatte Personen auszukundschaften die aus der DDR waren. Er hatte sich dadurch verraten, dass er zum Frühstück seine selbst mitgebrachte Blutwurst gegessen hat. Da Zeugen Jehovas, keine mit Blut hergestellte Lebensmittel essen, machte er sich selber verdächtig. (dumm gelaufen) Insgesamt war beim Kongress eine tolle Atmosphäre und voller Tatendrang fuhr ich nach Hause.

    In Angermünde hatte ich Aufenthalt und setzte mich in die Mitropa um auf den Anschlusszug zu warten. Kaum saß ich, da kamen zwei Transportpolizisten zu mir, forderten mich auf, meinen Ausweis zu zeigen und nachdem sie meine Personalien festgestellt hatten, wurde ich aufgefordert mitzukommen zur Klärung eines Sachverhaltes. (Diesen Satz, ob schriftlich oder persönlich habe ich in meinem Leben in der DDR sehr, sehr häufig gehört oder gelesen.) Jedenfalls war diese Festnahme mit Verhör, meine erste persönliche Berührung mit der Staatssicherheit.

    Da ich mir keiner Schuld bewusst war etwas Unrechtes getan zu haben, verteidigte ich meinen Besuch dieses christlichen Kongresses in Berlin vehement und nach zwei Stunden Verhör konnte ich wieder gehen.

    Ich ahnte nicht, dass meine Mutter und mein kleinerer Bruder schon auf der Fahrt nach Berlin festgenommen wurden und ein ähnliches Verhör hinter sich hatten.

    Im Triebwagen der damals noch zwischen Schönermark und Gramzow fuhr, sahen wir uns und Hansi mein Bruder kam (4 Jahre alt) und rief durch den ganzen Wagen, Ortwin, Ortwin uns haben sie gekascht. (Soll so viel bedeuten wie geschnappt)

    Bei dem Verhör meiner Mutter wurde sie ziemlich bedrängt und ihr wurde gesagt, sie sei eine Staatsfeindin und Agentin der Amerikaner (auch so eine Behauptung, die ich persönlich in meiner späteren Zeit zu hören bekam) und übrigens, ihren Sohn haben wir schon festgenommen. Natürlich war sie beunruhigt und so war ihre Freude groß mich im besagten Triebwagen frei zu sehen.

    Im Herbst 1957 fuhren wir, meine Mutter und der erwähnte 4 Jahre alte Bruder, mit einem Interzonenzug mit entsprechender Genehmigung nach Bayern, um den Bruder meiner Mutter zu besuchen. An der Grenze, bei der Kontrolle im Zug, gab es noch ein Problem, da der Kleine 4 jährige nicht im Pass eingetragen war. Es war die Rede von möglichem Menschenhandel, aber ein Grenzbeamter sorgte dafür, dass wir weiter fahren konnten. In Straubing angekommen, war niemand auf dem Bahnhof um uns abzuholen. Irgendwie war das Telegramm nicht angekommen. Nun wollten wir telefonieren. Aber wir besaßen nur DDR Mark. Niemand tauschte unser Geld gegen ein paar Groschen. An zwei oder drei Stellen versuchten wir es, auch in der Post. Ein Schild, das mich persönlich schockierte war an den öffentlichen Gebäuden angebracht. Es lautete, „Betteln und Hausieren Verboten". Ich war vom Westen völlig bedient, besserte sich erst als ich die Menschen etwas kennenlernte. Ein freundlicher Mann half uns dann doch weiter und der Onkel kam, um uns abzuholen. Er hatte einen Ford Taunus 12M vorn mit einer Weltkugel und war ziemlich stolz auf sein Auto. Bei der Rückfahrt begann der Motor zu stottern und blieb kurz vor einer Tankstelle stehen. Wir schoben ihn also bis zur Tankstelle. Meine Mutter fiel dabei noch hin und machte ihre gute Kleidung schmutzig. Erst

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