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Orden erzählen Geschichte: Von den Anfängen bis zur Zeit Friedrichs des Großen
Orden erzählen Geschichte: Von den Anfängen bis zur Zeit Friedrichs des Großen
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Ebook524 pages4 hours

Orden erzählen Geschichte: Von den Anfängen bis zur Zeit Friedrichs des Großen

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Seit Jahrhunderten werden geschichtliche Ereignisse mit der Verleihung von tragbaren Zeichen begangen. So wurden Orden und Ehrenzeichen Sachzeugen der Geschichte. Ihre Stiftung und Verleihung spiegeln unterschiedliche historische Traditionen wider. Die Gestaltung der hier vorgestellten Orden und Ehrenzeichen folgt dem Geschichtsverständnis und den Kunststilen verschiedener Epochen. In dem diese Wechselwirkungen aufgezeigt werden, schließt das Buch eine Lücke in der einschlägigen Fachliteratur.
Die verständliche geschichtliche Darstellung und eine reiche Bebilderung ziehen den Leser in den Bann eines lebendigen Geschichtserlebens.
Das Buch richtet sich gleichermaßen an den engagierten Sammler, an den geschichtsbegeisterten Leser und an den Freund schöner Altertümer.
LanguageDeutsch
Release dateMay 22, 2015
ISBN9783739271163
Orden erzählen Geschichte: Von den Anfängen bis zur Zeit Friedrichs des Großen

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    Orden erzählen Geschichte - Guntram Fuhrmann

    kontextualisiert.

    Vom vorchristlichen Europa bis zur Entdeckung Amerikas

    Bonifatius lässt die dem Gott Thor geweihte Donareiche fällen

    Antike, frühes Mittelalter und Gründung der ersten christlichen Königreiche

    Orden der Wendischen Krone

    Steinzeit, Bronze- und Eisenzeit

    Die Betrachtung von Geschichte hat häufig die Neuere und Neueste Geschichte zum Gegenstand. Ältere, längere und die Menschheit über Evolution, Genetik bis zur Psychologie stärker prägende Epochen werden häufig nicht entsprechend gewürdigt. Das war im 19. Jahrhundert anders. Damals begeisterte die Regionalgeschichte sowohl durch Typisches und Einzigartiges, als auch durch die anhand des Allgemeinen nachgewiesene Teilhabe an den großen Entwicklungen längst vergangener Zeiten. Archäologische Grabungen an Großstein-und Hügelgräbern förderten Knochen, Scherben und Metallgegenstände zu Tage. Ausdruck der damaligen Begeisterung war die Beschreibung entdeckter Halsreifen als Kronen. Auf dem Orden der Wendischen Krone ist ein solcher Gegenstand dargestellt. Vergleiche der weiteren ausgegrabenen Bronzegegenstände mit anderen Funden bezeugten die einstige Bedeutung des mecklenburgischen Landes.

    Die Etappisierung der Vorgeschichte in Stein-, Bronze- und Eisenzeit entstand im frühen 19. Jahrhundert. Sie entsprach dem Wunsch nach einer Systematisierung von Funden als Ausdruck menschlicher Schöpferkraft. Zu den ältesten überlieferten Zeugnissen menschlicher Arbeit zählen mehr als 40000 Jahre alte Blattspitzen zur Bärenjagd, 35000 Jahre alte Halsketten, etwas jüngere Felszeichnungen und erste plastische künstlerische Darstellungen, die um 32000 v. Chr. entstanden sind. Die Menschen vervollkommneten ihre Fähigkeiten, domestizierten Tiere, betrieben Landwirtschaft, bauten Siedlungen und erfanden die Keramik, bis die Stein- von der Bronzezeit abgelöst wurde. Etwa um 3000 v. Chr. entdeckten Handwerker im Goldenen Halbmond, einer von Palästina bis zum Persischen Golf reichenden Region, die Legierung des bis dahin weichen, für Werkzeuge nur bedingt brauchbaren Kupfers. Ein Anteil von 10, besser noch 15 Prozent gaben dem Kupfer die Zähigkeit des zugefügten Zinns und eine bis dahin unerreichte metallische Härte. Eine Erfindung waren bronzene Stabdolche. Sie besaßen dieselbe Wucht wie mit einem verlängerten Unterarm geführte Messer und sie entwickelten die Idee der steinzeitlichen Schleudern weiter. Während sich die aufkommenden Bronzeschwerter durchsetzten, wurden die Stabdolche beim Kampf stumpf und verbogen sich. Auch Bronzewagen geben bis heute Rätsel auf. Beide Gegenstandsarten zeigen, dass Bronze auch im Kunsthandwerk Verwendung fand. Noch wichtiger sind sie als Belege für die geistige Entwicklung der Menschen, die nicht nur darauf sannen, härter arbeiten und kämpfen zu können. Dies gilt auch für das von den Kelten im ersten vorchristlichen Jahrtausend entdeckte Verhütten, Schmelzen und Schmieden von Eisen, welches scheinbar Wirtschaft und Krieg revolutionierte. Tatsächlich erweiterte es den Wirkungskreis der Menschen, die Natur zu verändern und sich Eigentum – eine damals entstehende Kategorie menschlichen Denkens – anzueignen.

    Diese Befunde nähren die Kritik, dass Stein-, Bronze- und Eisenzeit nicht Etappen eines allgemein gültigen Fortschritts, sondern lediglich technische Begleiterscheinungen eines Zweiges der menschlichen Entwicklung waren. In anderen Erdteilen verliefen Entwicklungen als Hinwendung zur Natur und als stärkere Anpassung der menschlichen Lebensumstände an die Natur, anstatt sie zu verändern oder zu zerstören.

    In den Norden Europas kam Bronze etwa um 1750 v. Chr. In Hortfunden lagen Sicheln, Schmuck, Metallbarren und vieles andere. Während Halsreifen häufig an einer Seite offen waren, konnten die als wendische Kronen beschriebenen Exemplare mittels eines Scharniers geöffnet werden, so dass sie an- und wieder abgelegt werden konnten. Die mit einer Spitze versehenen Reifen waren nicht alltagstauglich, doch bei Festen und besonderen Anlässen wiesen sie ihren Träger oder ihre Trägerin als ranghohes Mitglied der Stammesgesellschaft aus, womit sich die Betrachtung der Halsreifen als Kronen wieder schließt.

    Orden der Königin von Saba

    Frühe Kulturen

    Als Ursprünge der abendländischen Staaten gelten Gemeinwesen, die kulturell von den Hochkulturen in Nordafrika und dem Vorderen Orient beeinflusst waren. Aus einer dieser Dynastien stammte die um 1000 v. Chr. lebende Königin von Saba. Ihr Bildnis mit Krone und Schleier befindet sich auf dem Orden der Königin von Saba. Da die überlieferten Zeugnisse aus dieser Zeit unvollständig sind und bildliche Darstellungen häufig fehlen, stammt die Darstellung der Königin aus der viele Jahrhunderte zurückreichenden Bildnistradition der koptischen Kirche.

    Obwohl die Ur- und Frühgeschichte den zeitlich größten Teil der Menschheitsgeschichte umfasst, ist von den Gemeinwesen dieser Menschen wenig überliefert. Erst die in Jericho in Kleinasien gefundenen gewaltigen Mauerreste aus dem 8. bis 6. Jahrtausend v. Chr. lassen auf die Gründung früher, bedeutender Städte schließen. Zu dieser Zeit betrieben die Menschen im Vorderen Orient Landwirtschaft. In den fruchtbaren, aber niederschlagsarmen Gebieten waren dazu Kanal- und Deichanlagen notwendig, deren planvoller Bau und regelmäßiger Unterhalt in Verbindung mit den erwirtschafteten Überschüssen zur Bildung von Stadtstaaten führte. Aus ihnen entstanden um 3000 v. Chr. an Euphrat und Tigris große Reiche, wie das Babylonische, Sumerische und Assyrische Reich. Funde dokumentieren das damalige Leben. Nach Erfindung der Schrift überlieferten Steinstelen und gebrannte Tontafeln Gesetze und wichtige Ereignisse. Ein System von Zahlen, Hohlmaßen und Gewichten bestimmte den Handel und die Erhebung von Abgaben. Das Umschmelzen und Legieren von Kupfer und Zinn, später die Eisenverarbeitung, das Betreiben von Ölmühlen und die Ziegelherstellung waren von zentraler Bedeutung für die gewerbliche Produktion. Die ersten Bankhäuser wickelten Darlehens- und Spekulationsgeschäfte ab.

    Parallel entstand in Ägypten eine weitere Hochkultur. Landwirtschaft, Kanalbau, Flussschifffahrt und Sklaverei waren auch hier die Grundlagen verschiedener Reiche. Regulierte Nilüberschwemmungen zur Erhaltung und Hebung der Fruchtbarkeit sowie zur Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzfläche erforderten exakte astronomische, physikalische und geodätische Kenntnisse. In den großen Tempel- und Grabanlagen überlieferten Hieroglypheninschriften verschiedenartige Begebenheiten der damaligen Zeit.

    Die Reiche im Irak und in Ägypten waren rohstoffarm und besaßen kaum Holz. Davon profitierte das jemenitische Reich der Königin von Saba. Im 1. Jahrtausend v. Chr. war es Mittelpunkt der Handelsströme zwischen den Reichen am Roten Meer, dem Vorderen Orient sowie Persien, Indien, Somalia und Ostafrika. Mit dem Handel von Salz gegen Gold bestanden auch Handelsbeziehungen nach Äthiopien. Damals existierte das Reich von Axum am Oberlauf des Nils, aus dem später das Erste Abbessinische bzw. Äthiopische Reich hervorging. Beide schlossen die reiche Provinz Nubien ein, wo zahlreiche Kolonien von Bergleuten bestanden. Sie bauten große Mengen Golderz in Gruben inmitten der Wüste ab und verhütteten es vor Ort zu Rohgoldbarren.

    Die goldene Darstellung der Königin von Saba auf dem gleichnamigen Orden entspricht der traditionellen Verarbeitung von Gold zu Schmuck und Würdenzeichen. Die Gestaltung des Ordenszeichens weist neben dem Reich der Königin von Saba auf zwei weitere frühe Reiche hin. Das Hexagramm steht für das frühe Jüdische Reich und die Inschrift für das Äthiopische Reich. Alle drei Reiche waren über den Handelsraum des Roten Meeres mit seinen Schifffahrtsrouten und Karavanenwegen verbunden. Von der gegenseitigen kulturellen Beeinflussung der Reiche künden Funde und Überlieferungen. Danach existierte eine Verbindung zwischen der Königin von Saba und König Salomo, aus der der Gründer des Altäthiopischen Reiches, König Menelik I., stammte.

    Königlicher Orden vom Kreuz des Südens

    Erste Monumente

    Als früheste Zeugnisse entwickelter Gemeinwesen überdauerten große, massive Bauten. Zu ihnen zählen die im Alten Reich in Ägypten entstandenen Sphinxen, deren berühmteste vor den Pyramiden von Gizeh liegt. Als Ausdruck der Geschichte Ägyptens und insbesondere als Zeugnis seines hochentwickelten Handwerks fand eine goldene Sphinx auf dem Ehrenzeichen der Internationalen Fortschritts-Ausstellung in Kairo Verwendung. Kreuz und Medaillon stammen vom königlichen Orden vom Kreuz des Südens, den – wie das geänderte Rückseitenmedaillon zeigt – die Veranstalter der Ausstellung umwidmeten, indem sie die Krone im Medaillon durch die Sphinx ersetzten und das Band änderten.

    An der Schwelle zum 3. Jahrtausend v. Chr. erfolgte ein Sprung in der Geschichte der Menschheit. In zahlreichen Gebieten der Erde entstanden Kulturen, die gewaltige Bauwerke errichteten. Mit den Überresten ihrer Monumente treten diese Völker bereits gegenüber kommenden Generationen und teilweise bis heute aus dem Schatten der Geschichte. In Megalithkulturen wurden Dolmen, Ganggräber, Steinkreise und Menhire errichtet und als Grenzzeichen, Sternwarten, Prunkgräber und Kultstätten genutzt. Die Anlagen in Almeria in Spanien, Carnac in der Bretagne und Stonehenge in Südengland sind imposante Beispiele in West- und Mitteleuropa. In anderen Gebieten entstanden ebenfalls große Bauwerke, wie die maltesischen Tempel auf Gozo, die Zikkurat von Ur, Mohenjo-Daro als Zentrum der Induskultur und die Flussregulierungen in China.

    Während Priester die Ursprünge Ägyptens in sagenhafte Zeiten bis 8000 und teilweise bis 10000 v. Chr. zurückdatierten, betrat Ägypten um 3000 v. Chr. die Bühne der Geschichte mit gewaltigen Bauwerken, den Pyramiden. Es folgten die Erfindung der Hieroglyphen als Symbolschrift und die Gründung der Hauptstadt Memphis um 2920 v. Chr. auf der Grenze des vereinigten Ober- und Unterägyptens. Das Alte Reich zerbrach 2160 v. Chr. an den widerstreitenden Interessen der Fürsten. Das Mittlere Reich 2040–1650 v. Chr. war geprägt vom Ausbau der Stadt Theben als moderner Metropole. Nach dem Sieg der asiatischen Hyksos über Ägypten übernahmen die Könige dieses Volkes die Herrschaft und die Kultur der Ägypter. 1551 durch Aufstände der Ägypter vertreiben, hinterließen sie ihr Wissen um den Gebrauch von Pferden. Die Dynastien des Neuen Reiches 1551–1070 v. Chr. überlieferten bekannte Personen, wie Pharao Tutenchamun, Nofretete und ihr Mann Pharao Echnaton, der den Amun-Kult als vermutlich erste monotheistische Religion durchsetzte. Die Pharaonen der folgenden Dynastien und ihre Heere von Arbeitern und Soldaten unternahmen wiederholt Anstrengungen zum Bau eines Kanals zwischen Mittel- und Rotem Meer. Sie eroberten Teile des Vorderen Orients und unterlagen zeitweise den Armeen der Libyer, Äthiopier, Assyrer, Perser und 332 v. Chr. der Armee Alexanders des Großen. Die aus dieser Zeit stammende ptolemäische Dynastie beendete mit dem Tod von Königin Kleopatra 30 v. Chr. die Pharaonentradition und die Selbstständigkeit Ägyptens für fast zweitausend Jahre.

    Sphinxen verbinden als Fabelwesen ein Menschenhaupt mit einem Löwenkörper und haben teilweise Flügel. Die Darstellung eines realen Menschen in dieser überlegenen Pose liegt nahe. Möglicherweise stellt die große Sphinx von Gizeh den Pharao Chephren dar. Deutlich zu erkennen ist das Nemes, das dreieckige, von den Pharaonen getragene, quergestreifte Kopftuch, auf dem sich häufig die Krone mit der Uräus-Schlange befand. Anders als die sich hinter der Sphinx befindenden Pyramiden des Mykerinos, Chephren und Cheops wurde die Sphinx nicht aus Steinblöcken erreichtet, sondern aus einem großen, vor den Pyramiden befindlichen Kalksteinfelsen von geschickten, mit mathematischen Kenntnissen der perspektivischen Darstellung vertrauten Steinmetzen in der beeindrucken Größe von 20 Metern Höhe und 74 Metern Länge um 2600 v. Chr. herausgearbeitet.

    Orden des Siegels von König Salomo

    Die Ursprünge des Christentums

    Während die Reiche im Vorderen Orient und in Afrika untergingen, wirken Judentum und Christentum bis heute fort. Der Jude Jesus wurde im Jahr 7 oder 6 v. Chr. geboren und wuchs in Nazareth auf. Sein Stammbaum reicht bis zu den jüdischen Königen zurück. Der Orden des Siegels von König Salomo verbindet die Symbole des jüdischen und des christlichen Glaubens, Davidstern und Kreuz. Das Ordenszeichen besteht aus einem Hexagramm, das die Einheit und den Kampf der Gegensätze verkörpert. Das goldene Siegel ist das Symbol verschiedener mystischer Überlieferungen. Der Bibel nach brach das Lamm Gottes sieben Siegel. Daraufhin offenbarte sich Gott gegenüber Jesus in verschiedenen, überaus komplexen Bildern zu bevorstehenden Ereignissen.

    Im Zuge der Eroberung Griechenlands und anderer Länder nahmen die Römer die griechischen und weitere Götter in ihren Glauben auf. Neben der Verehrung der Nilgötter, wie Isis und Osiris, des persischen Lichtgottes Mithras und der syrischen Baalim-Götter durften häufig regional begrenzte Kulte um Stammesgötter fortgeführt werden. Eine Sonderstellung hatten Juden, die konsequent einen einzigen Gott verehrten. Sie lebten in der Erwartung eines Messias, der ihren Bund mit Gott erneuert. In den Jahren 28–30 zog Jesus von Nazareth als populärer Prophet predigend durch Palästina und sammelte Anhänger um sich. Da die jüdischen Priester und Gelehrten Jesus und seine Lehre ablehnten, wurde er vermutlich am 7. April 30 gekreuzigt. Seine Anhänger, die ersten Christen, waren palästinensische Juden. Als die jüdische Mehrheit Jesus auch nach seiner Kreuzigung weiterhin als Messias ablehnte, löste sich diese christliche Gruppe allmählich von der jüdischen Kultur.

    Trotz der Betonung der Unterschiede blieben die jüdischen Wurzeln des Christentums erhalten. Nach der jüdischen Provinz, in der Jesus geboren wurde, nannten die Römer die Jünger von Jesus und seine Anhänger Galiläer. Das übernommene Alte Testament und die ersten, die so genannten Judenchristen, brachten hebräische Elemente in die neue Religion ein. Die Zehn Gebote waren moralischer Maßstab christlichen Handelns. Das Vaterunser als die von Jesus empfohlene Gebetsformel beinhaltet die jüdischen Gebetselemente Lobpreisung, Bitte und Verheißung Gottes. Die vom ersten bis zum dritten Jahrhundert entstandenen Psalmen wurden ursprünglich von den Christen gesungen. Sie bildeten den Grundstock der gregorianischen Gesänge und der Kirchenmusik. Das verbreitete Tischgebet vor und nach den Mahlzeiten ging zurück auf den Segen hamosi, den Juden gemäß den Weisungen des Alten Testaments sprachen. Das Abendmahlsbrot hatte im jüdischen Manna seine Entsprechung als göttliche Speisung der Gläubigen. Der weingefüllte Abendmahlskelch besaß seinen Vorgänger im Kidduschbecher, der Segen und Leben verhieß. Die Lösung der Judenchristen aus den jüdischen Gemeinden und ihre Gleichstellung mit den anderen Christen zu Lebzeiten der Apostel Petrus und Paulus waren wichtige Zäsuren auf dem Weg des Christentums zur eigenständigen Religion.

    Durch die Reisen und die Predigten der Apostel und ihrer Nachfolger an verschiedenen Orten breitete sich das Christentum über das Römische Reich aus. In vielen größeren Städten entstanden christliche Gemeinden. Glaubenskonflikte mit der Obrigkeit führten zu Christenverfolgungen. Die erlittenen Martyrien prägten fortan die Heiligenverehrung, religiöse Darstellungen und das überlieferte Bild dieser Zeit.

    Bedingt durch eine jahrhundertelange Isolierung bewahrte das koptische Christentum vorchristliche Überlieferungen. Ihr kulturell prägender Einfluss zeigte sich bei der Stiftung des Ordens des Siegels von König Salomo in der Gestaltung und in der Namensgebung des höchsten Ordens des äthiopischen Kaiserreiches etwa dreitausend Jahre nach dem Tod des Königs.

    Justiz-Verdienstorden

    Ursprünge des Rechts

    Die christlichen Zehn Gebote haben sich zu einen festen Moral- und Ehrenkodex entwickelt, der in vielen Teilen der Welt alle Bereiche des modernen Lebens durchdringt und Maßstab korrekten Handelns geworden ist. Die zwei Tafeln, mit denen Mose vom Berg Sinai nach einer Offenbarung Gottes herabstieg, wurden millionenfach wiedergegeben und existieren als überlieferte Darstellungen vergangener Jahrhunderte. Sie zeigt das Zentrum des portugiesischen Justiz-Verdienstordens. Dabei sind die Texte der einzelnen Gebote, auch Worte genannt, auf die Ziffern I bis X in römischer, auf die Antike verweisender Schreibweise reduziert.

    Diese scheinbar ewigen Normen haben eine lange, wechselvolle Geschichte und sind das Ergebnis von Lebensumständen, die Jahrtausende zurückliegen. Von den Babyloniern und Ägyptern stammen Gesetzeswerke, die die Erhebung von Abgaben für gemeinschaftliche Aufgaben festsetzten und welche Regeln für das Zusammenleben von Menschen in den frühen Ballungsräumen enthielten. Die Zehn Gebote berücksichtigen ebenfalls Alltagserfordernisse durch die Gebote Fünf bis Zehn mit den Verboten des Tötens, Ehebrechens, Stehlens, übler Nachrede und des Strebens nach fremdem Besitz.

    Da jedes Gemeinwesen gemeinsam gelebte Werte benötigt, regeln die Gebote Drei und Vier die Feiertagsruhe und die Verehrung von Vater und Mutter. Das Verhältnis der Jungen zu den Alten sicherte das Überleben der Alten in den Stammesgesellschaften mittels Wertschätzung durch die Gemeinschaft. Häufig lenkten Ältestenräte und ähnliche Gremien von Erfahrungsund Überlieferungsträgern die Geschicke der Gemeinschaften. Eine revolutionäre Neuerung der Zehn Gebote war das generelle Arbeitsverbot am Sabbat und später am Sonntag, das den Weg zum gemeinsamen Gottesdienst bereitete.

    Sogar nachdem Mose die Gesetzestafeln aus Ärger über die erfahrene Ablehnung durch die Gemeinde zerbrochen hatte, wurden sie bis zu König David (ca. 1040–964 v. Chr.) aufbewahrt und hoch verehrt. Der Aufbewahrungsort, die Bundeslade, verweist auf die Gebote Eins und Zwei. Im Ersten Gebot verhieß Gott den Stämmen Israels einen ewigen Bund und forderte im Zweiten Gebot die Aufrichtigkeit des Bekenntnisses von seinem Volk.

    Die Zehn Gebote wurden über Jahrhunderte den jeweiligen Lebensumständen angepasst. Aus dem Dodekalog von ursprünglich Zwölf Geboten wurde spätestens um 100 n. Chr. der Dekalog von Zehn Geboten. Neben der Zählung war und ist die Formulierung umstritten. Aus dem einstigen Verbot, fremden Besitz zu begehren, sind längst die Frau, die Sklavin und der Sklave herausgenommen. Der Schutz des Eigentums an Nutztieren war unter nomadisierenden Viehzüchtern wichtig. Heute steht das Gebot für die Achtung von Eigentum und Besitz. Das Bilderverbot wird ebenfalls bis heute sehr unterschiedlich gehandhabt.

    Dass diese Gebote entgegen dem Trend von Handel und Wandel teilweise sehr streng gelebt wurden, bewiesen die vielen Glaubensrichtungen, die jede Abweichung ablehnen. Der konsequente Pazifismus hat beispielsweise bis heute im Fünften Gebot seine Wurzeln.

    Die Rechtsgeschichte des Abendlandes fußt zumindest indirekt auf den Zehn Geboten. Die Gebote waren zunächst für Juden und gläubige Christen eine Rechtfertigung gemeinschaftlicher Verhaltensforderungen und zugleich Ziel und Belohnung für die Beachtung der Gebote. Die spätere Umsetzung im Völkerrecht, in Verfassungen, Gesetzen und Verordnungen entspricht einem allgemeinen Empfinden von Recht und Billigkeit und berücksichtigt praktische Interessen. In diesen jahrhundertelangen Prozessen spielte die Religion eine nicht immer vordergründige, aber umso nachhaltigere Rolle. Den Zusammenhang zwischen Glauben und Rechtspflege verdeutlicht der portugiesische Justiz-Verdienstorden anhand der Tafeln mit der göttlichen Offenbarung an Mose und dem Wort „Lex", Gesetz.

    Dekoration der Landwirtschaftsgesellschaft der Freunde der Bauern von Cordoba

    Götter und Wissen der Griechen

    Die griechischen Götter, wie der Göttervater Zeus, der Kriegsgott Mars, die Liebesgöttin Aphrodite und die Weisheitsgöttin Athene, repräsentierten zunächst Naturgewalten. Später und in der römischen Entsprechung von Jupiter, Mars, Venus und Minerva symbolisierten sie Ideale und Tugenden wie Macht, Tapferkeit, Anmut und Klugheit. Die kopfgeborene Göttin Athene wurde der Überlieferung gemäß mit Panzer, Helm und teilweise sogar mit einer Waffe dargestellt. Dieser Bogen lässt sich über Jahrhunderte bis zum Dekoration der Landwirtschaftsgesellschaft der Freunde der Bauern von Cordoba spannen. Ein zeitgemäß in dünnstem Edelmetall hohl gefertigtes und aufwändig zusammengelötetes Ordenszeichen verbindet Elemente des Königreiches Spanien mit einer Antikendarstellung.

    Die Erklärung von Phänomenen mit dem Wirken von Göttern hatte seinen Ursprung vermutlich in den über alle Erdteile verbreiteten Totenkulten der frühesten bekannten Kulturen. In einer lebensfeindlichen Umwelt wurde neben der sozialen Einbindung die Versöhnung der allmächtigen Götter als existentielle Notwendigkeit empfunden. Als sich aus den Kultgemeinden Stadtstaaten entwickelten, war der „Gottesdienst" eine der wichtigsten Aufgaben der Politik. Die genaue Einhaltung der Rieten gab den Menschen Sicherheit. Neben Fähigkeiten, Reichtum und Geburt trug die Stellung während der Kulthandlungen zur sozialen Differenzierung und zum Entstehen adliger Oberschichten bei. Die Vermenschlichung der Götter bei den Griechen, ihre Eitelkeit, Eifersucht und ihr Besitzstreben gaben Gebeten und Opfern einen zusätzlichen Sinn. Die Schriften Homers und anderer Autoren zeichnen ein faszinierendes Bild der antiken Götterwelt, insbesondere vom griechischen Olymp.

    In den griechischen Stadtstaaten entstand parallel zu religiös-dogmatischen Kulten eine rege, breite und zugleich tiefe Diskussion über die Beschaffenheit, den Zusammenhalt und die Funktionsweise von Natur und Gesellschaft. Ausdruck der Gedankenkraft der griechischen Antike war die Akademie von Athen. Mit seiner Metaphysik und seinen Staatsmodellen prägte Platon die 387 v. Chr. gegründete Akademie. Den Boden hatten Naturphilosophen wie Demokrit, Euripides, Thales und Empedokles sowie Sokrates mit der Hinwendung zum Menschen, zu den Fragen von Gut und Böse und nach dem Wesen von Glück bereitet. Als einer der berühmtesten Schüler ging Aristoteles aus der Akademie hervor. Er war Lehrer Alexanders des Großen und äußerte sich

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