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Das goldene Zauberschwert: und der Beginn der Dunkelheit
Das goldene Zauberschwert: und der Beginn der Dunkelheit
Das goldene Zauberschwert: und der Beginn der Dunkelheit
Ebook287 pages3 hours

Das goldene Zauberschwert: und der Beginn der Dunkelheit

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About this ebook

Der 14 jährige Bauernjunge Merler findet im Wald ein goldenes Zauberschwert und ahnt nicht, auf was er sich einlässt, als er es berührt.
LanguageDeutsch
Release dateApr 5, 2017
ISBN9783734777387
Das goldene Zauberschwert: und der Beginn der Dunkelheit
Author

Jonathan Engert

Jonathan Engert ist 1991 geboren. Im Alter von 14. Jahren begann er seine eigene Fantasy-Trilogie (Das goldene Zauberschwert) zu schreiben. Mit 17 Jahren hat er den 1. Teil der Trilogie veröffentlicht. Bisher sind 2 Teile veröffentlicht und der 3. Teil folgt. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage und Blog: http://jonathanengert.de/ http://johnengert.de/

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    Das goldene Zauberschwert - Jonathan Engert

    Das goldene Zauberschwert

    Das Goldene Zauberschwert und der Beginn der Dunkelheit

    Danksagung

    Über den Autor

    Impressum

    Das Goldene Zauberschwert und der Beginn der Dunkelheit

    Jagdzeit.

    Unsere Geschichte spielt im Jahre vierhundertfünfzig nach Null. Wir befinden uns im Lande Skandidafiena, genauer: in einer Stadt namens Tralleri.

    Etwas außerhalb dieser Stadt hatten sich die Bauern angesiedelt. Sie lebten in Holzhütten, deren Dächer mit Stroh bedeckt waren. In den Seitenwänden befanden sich kleine Rauchlöcher, damit der Rauch abziehen konnte, wenn in den kleinen Stuben gekocht wurde.

    Das Ackerland der Bauern war zweigeteilt: Auf der einen Hälfte wurde Getreide angebaut, auf der anderen hingegen nichts, damit der Boden sich wieder erholen konnte. Man spricht hierbei von brachliegen.

    Von der heute üblichen Dreifelderwirtschaft hatte damals noch niemand gehört.

    In einem der genannten Bauernhäuschen lebte ein Junge namens Merler, die Hauptperson unserer Geschichte.

    Merler war ein durch und durch gewöhnlicher Junge: vierzehn Jahre alt, schlank, braunhaarig. Das Ungewöhnliche an Merler waren die Visionen, welche er in unregelmäßigen Abständen bekam, oft in seinen Träumen. Wenn er deswegen schweißgebadet aus dem Schlaf schreckte und nach seinem Vater rief, reagierte dieser stets mit Wut, hinter welcher die Angst lauerte. Was die Menschen nicht verstehen, macht ihnen Angst. Das war damals nicht anders als heute.

    Merler hatte eine Schwester, die Gremel hieß und sechzehn Jahre alt war, und einen Bruder namens Arno. Arno war schon siebzehn.

    Merlers einziger Freund hieß Rada, ein gleichaltriger, ebenso braunhaariger und ebenso gewöhnlicher Junge wie er selbst.

    An diesem ersten sonnigen Frühlingstag, an dem die Geschichte beginnt, begann auch die Jagdzeit.

    Merler lag in seiner ärmlichen Kammer auf dem Bett und war wie so oft tief in Gedanken versunken, als sein Vater mit seiner dröhnenden Stimme rief: „Merler! Komm endlich runter!" Merler fuhr aufgeschreckt hoch und stieß mit dem Kopf gegen die Wand. Er rieb sich die Stirn, schlüpfte rasch in seine Schuhe und rannte aus dem Haus. Draußen stand Vater mit vor Ungeduld verzerrter Miene, neben ihm der Rest der Familie.

    „Wo warst du?" fragte Merlers Vater langsam und erhob drohend seinen rundlichen, einer Wurst nicht unähnlichen Zeigefinger.

    „Ich dachte über eine Vision nach, die ich heute Nacht hatte, sagte Merler unvorsichtig. „Das Land Alambinea wurde angegriffen, von scheußlichen Kreaturen.

    „Ach, tatsächlich? fragte Arno spöttisch. „Hat unser kleiner Bruder wieder Alpträume und muss getröstet werden? Soll ich…

    „Still! wurde er von seiner Mutter unterbrochen. Und der Vater flüsterte Merler in bedrohlichem Ton ins Ohr: „Du lässt uns mit diesen verfluchten Visionen zufrieden!

    „Ja, Vater, sagte Merler leise. „Ich versuche es.

    „Du versuchst es nicht, du tust es! donnerte der Vater. „Und zwar ab sofort! Hast du mich verstanden? So, hier sind Köcher und Bogen für dich. Nimm. Merler blickte auf den mit Pfeilen gefüllten Köcher, welchen ihm der Vater reichte, und schwieg.

    „Vater, meldete sich abermals Arno zu Wort, „meine Bogensehne ist kaputt. Einfach zerrissen.

    „Das kann doch nicht wahr sein, seufzte der Vater. „Dann müssen wir also in die Stadt.

    Merler spürte eine stille Freude in sich aufwallen. Er ging gerne in die Stadt, denn dort gab es eine Menge interessanter Dinge zu sehen.

    „Gehen wir etwa alle zusammen?" fragte Arno mit einem missgünstigen Blick auf seine jüngeren Geschwister. Die Mutter sah ihn strafend an.

    „Ja, natürlich, antwortete sie. „Alle zusammen.

    Die Stadt lag auf der Spitze eines hohen Hügels, geschützt von dicht stehenden Bäumen. Von unten konnte man – abgesehen von den Fahnen – nichts von ihr sehen.

    Als Merlers Familie nach einem tüchtigen Fußmarsch endlich am Tor anlangte, herrschte innerhalb der Mauern geschäftiges Treiben. Wohin man auch blickte, es wimmelte nur so vor Leuten. In den meisten Geschäften hatten sich lange Warteschlangen gebildet. Das war typisch für den Frühling: alles strömte in die Stadt, die langsam wieder zum Leben erwachte.

    Merlers Mutter warf ihrem Mann einen besorgten Blick zu.

    „Es bleibt noch nicht besonders lange hell, gab sie zu bedenken. „Bis wir die Waffenschmiede erreicht haben…

    „Ich kenne eine Abkürzung, beruhigte sie der Vater. „Bleibt dicht hinter mir.

    Sie ließen das Getümmel hinter sich und durchschritten eine schmale, totenstille Gasse. Die Häuser der Leute, wirkten dunkel und abweisend. Die gesamte Gasse machte dadurch einen unheimlichen Eindruck.

    Die Gasse mündete in einer breiten Straße, welche zu beiden Seiten von Läden gesäumt war. Die Läden warben mit bunten, seltsamen Waren um Käufer, doch auch hier waren nicht viele Menschen unterwegs.

    „Die Waffenschmiede gehört einem Bekannten von dir, nicht? fragte Merler seinen Vater. „Wie heißt er?

    „Habe ich dir nie von ihm erzählt? Sein Name ist Markolo. Vor einem kleinen Laden blieb der Vater stehen. „Hier wären wir, rief er, „dies ist Markolos Laden."

    Merler ließ seinen Blick über die Fassade des Ladens gleiten. Grün war sie, und übersät mit schmutzig roten Flecken.

    Er folgte seinen Eltern hinein, neugierig, was ihn wohl erwarten würde.

    Das Innere des Ladens wirkte richtig gemütlich. In einem Kamin knisterte ein Feuer, und es war angenehm warm.

    An der Theke war niemand zu sehen. Es dauerte aber gar nicht lange, da stürzte ein großer, dürrer Mann durch eine im Hintergrund verborgene Tür.

    „Was darf es denn sein, was darf es…" begann er geschäftig. Als er jedoch gewahrte, wer vor ihm stand, brach er mitten im Satz ab, und ein Lächeln überzog sein Gesicht.

    „Mein Freund rief er fröhlich. „Wie schön, dich zu sehen! Ich dachte schon, du hättest mich vergessen.

    „Ich würde dich nie vergessen, sagte Merlers Vater ernst. „Das weißt du.

    Markolo nickte lächelnd. „Was führt dich nun zu mir?"

    Der Vater legte Arnos zerrissene Bogensehne auf den Ladentisch. „Ich brauche eine neue Sehne, sagte er. „Mit dieser hier ist nichts mehr anzufangen.

    „Nein, das sehe ich, erwiderte Markolo. „Für eine neue Sehne bekomme ich fünf Bronz und dreißig Scha.

    Merlers Vater kniff die Augen zusammen. „So viel kostet es jetzt? fragte er ungehalten. „Kannst du mir keinen günstigeren Preis machen?

    Markolo schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein, entgegnete er. „Es tut mir Leid, Freund. Die Steuern sind erhöht worden, und ich muss sehen, wo ich bleibe.

    „Nicht schon wieder! schimpfte der Vater. „Wann haben sie die Steuern zuletzt erhöht – war es nicht im Herbst? Und nun erneut? Wie viel verlangen sie denn?

    „Sieben Bronz", sagte Markolo mit einem tiefen Seufzer. Merler sah seinen Vater leicht zusammenzucken.

    „Wie bitte? fragte er. „Das ist doch nicht dein Ernst?

    Markolo nickte grimmig. „Oh doch."

    Merlers Vater zuckte resigniert die Achseln und drückte Markolo den erwünschten Betrag in die Hand.

    „Ich danke dir", sagte Markolo. Während er dann eine passende Sehne für Arnos Bogen hinterm Verkaufstisch hervorholte, schauten Merler und seine Geschwister sich im Laden um. Besonders für Merler war das alles sehr interessant: die Schwerter, die Bögen, unzählige andere Waffen.

    Markolo reichte Arno eine neue Sehne. „Hier, mein Junge, sagte er. „Ich wünsche dir damit viel Erfolg bei der Jagd.

    Die Familie verabschiedete sich von Markolo. Sie verließen den Laden, und verließen die Stadt.

    Am Waldrand angekommen, blieb Merlers Mutter stehen und legte ihrem Mann die Hand auf die Schulter.

    „Wir werden uns nun trennen, sagte sie. „Gremel und ich haben beschlossen, Beeren zu sammeln, während ihr jagen geht.

    Der Geheime Weise.

    Merler, Arno und der Vater waren noch nicht weit in den Wald eingedrungen, als der Vater plötzlich stehen blieb und warnend die Hand hob.

    „Rehe!" flüsterte er. Die beiden Jungen nickten wortlos. Sie harkten ihre Pfeile ein und pirschten sich leise an die ahnungslos äsenden Tiere heran.

    „Auf meinen Befehl!" flüsterte der Vater. Und gleich darauf: „Jetzt!" Drei Pfeile sirrten durch die Luft – und die Rehe verschwanden mit hastigen Sätzen unversehrt im Dickicht.

    Der Vater schüttelte grimmig den Kopf. „Alle drei verfehlt, sagte er mit einem Blick auf die drei Pfeile, welche sich tief in den weichen Waldboden gebohrt hatten. „Weiter.

    Sie zogen die Pfeile aus der Erde, steckten sie zurück in die Köcher und folgten einem schmalen Wildwechsel tiefer in den Wald hinein.

    Eine Weile waren sie gegangen, da blieb Merler wie erstarrt stehen. Zu seiner Rechten im Dickicht, ein gutes Stück abseits des Weges, schwebte ein Schwert. Es schwebte einfach in der Luft! Ein Schwert, das funkelte wie reinstes Gold. Etwas Derartiges hatte Merler weder in Markolos Waffenladen gesehen, noch sonst jemals irgendwo.

    Der Junge ließ das Schwert nicht aus den Augen und rief leise nach Arno und dem Vater. Er bekam jedoch keine Antwort, hörte nur das Gezwitscher der Vögel.

    „Sie sind sicher weiter gegangen, dachte sich der Junge. „Umso besser. Denn wer etwas findet, der darf es behalten.

    Langsam und vorsichtig bahnte er sich einen Weg durch dorniges Gestrüpp zu dem goldenen Schwert hin. Beinahe hatte er die merkwürdige Waffe erreicht, als eine zornige Stimme die Stille des Waldes durchdrang: „Was tust du denn da?"

    Merler drehte sich blitzschnell um. Da stand sein Vater, und er sah so aus, als könne er vor Ungeduld kaum an sich halten. Und neben dem Vater Arno, der seinen Bruder musterte, als sei er etwas besonders Widerwärtiges.

    „Wir gehen jagen, erklärte der Vater langsam und deutlich. „Jagen! Davon, tatenlos in die Luft zu starren, war nicht die Rede!

    Merler schaute Vater und Bruder verständnislos an. „Aber dort vorn schwebt ein Schwert, versuchte er zu erklären. „Ein goldenes Schwert. Seht ihr es denn nicht?

    „Bitte, Merler, sagte der Vater gereizt, „träum ein andermal weiter, ja? Nicht jetzt.

    „Ihr seht es nicht? fragte Merler verzweifelt. „Ihr seht es wirklich nicht?

    „Ich sehe nur, dass mein kleiner Bruder Merler zu viel Phantasie hat, sagte Arno. „Oder ist er einfach nur dämlich? Was meinst du, Vater?

    Merler spürte, wie ihm vor Zorn das Blut in den Kopf schoss. „Jedenfalls bin ich nicht so dämlich wie du!" zischte er.

    Arno zuckte gelassen die Achseln. „Ich bin ganz zufrieden, was meine Intelligenz anbelangt."

    „Na ja, gab Merler ihm zurück, „ich an deiner Stelle würde mir jedenfalls einen neuen Kopf wünschen. Einen, der zum Denken taugt.

    Bevor die Situation eskalieren konnte, mischte sich der Vater ein. „Das reicht! rief er. „Merler, genug! Du wirst vier Wochen lang nur noch auf dem Feld arbeiten und jagen. Und glaube nicht, dass dir dabei Zeit für dumme Phantasien bleiben wird! Ein schwebendes Schwert! Verkaufe mich nicht für dumm, Junge!

    Da verlor Merler die Geduld. Er machte zwei rasche Schritte auf das Schwert zu und griff blitzschnell zu. Keinen Gedanken verschwendete er daran, ob ihm das Schwert gefährlich werden konnte. Er wollte nur seinem Vater beweisen, dass er Recht hatte.

    Kaum hatte er den Griff des goldenen Schwertes gepackt, da schoss eine heiße, goldene Welle aus dessen Spitze und wallte durch den ganzen Wald. Arno und der Vater wirkten nicht viel klüger als Kühe, als Merler sich triumphierend mit dem Schwert zu ihnen umdrehte.

    Beide schwiegen zuerst in völliger Verblüffung und Fassungslosigkeit. Schließlich sagte der Vater leise: „Du hattest Recht, Merler. Du hattest Recht."

    Plötzlich sprach eine Stimme, die aus dem Schwert zu kommen schien: „Wer von diesem Schwert auserkoren wurde, ist so lange daran gebunden, bis er den Träger des Dunklen Zauberschwertes getötet und die Welt erlöst hat."

    Alle drei standen wortlos da. Was soll man sagen, wenn einem etwas Derartiges widerfährt? Merler begriff erst ganz allmählich, was die Inschrift ihm sagen wollte: dass er von dem Schwert auserkoren worden war, als Besitzer des goldenen Schwertes dafür verantwortlich war, die Welt zu erlösen, indem er den Träger irgendeines Dunklen Zauberschwertes tötete.

    Noch während er dastand und stumm das funkelnde Schwert anstarrte, verschwamm ihm plötzlich alles vor Augen. Es war, als würde sich die Welt auf den Kopf stellen. Merler griff sich an den Kopf, und als er wieder zu sich kam, sah er die Welt von oben: ein riesiger Wald, schmale Pfade – und ein riesiges Heer, das langsam den ganzen Wald durchströmte.

    Allmählich wurde das Bild klarer, und Merler nahm Einzelheiten wahr: Das Heer bestand nicht etwa aus menschlichen Kriegern, nein. Es bestand aus furchtbaren Monstern. Es mussten Tausende sein. Drachen glitten schützend über sie hinweg. Und das Ziel dieses grauenhaften Heeres war seine, Merlers, Heimat. Plötzlich war dieses Wissen da, ohne ersichtlichen Grund.

    Merler schnappte nach Luft – und als eine große Hand ihn an der Schulter packte, fand er unsanft in die Realität zurück.

    Verwirrt sah der Junge sich um. Das goldene Schwert in der Hand, stand er nach wie vor in den vertrauten Wäldern Skandidafienas, Vater und Bruder ihn besorgt beobachtend.

    „Hattest du wieder eine Vision?" Dieses Mal sprach der Vater freundlich, was Merler zusätzlich verblüffte. Normalerweise verlor der Vater die Geduld, wenn die Sprache auf Träume und Visionen kam.

    Der Wind brachte die Blätter der Bäume leise zum Rauschen, und Vater und Bruder schauten Merler stumm und abwartend an. Schließlich sagte dieser langsam: „Ja, ich hatte eine Vision."

    „Wovon?" fragte der Vater. Das war noch ungewöhnlicher für ihn: dass er nicht nur ruhig blieb, sondern auch noch Genaueres über die Visionen erfahren wollte.

    „Ich – begann Merler. Er räusperte sich. „Ich sah – ich sah die Heimat von oben. Als würde ich fliegen. Ich sah, dass wir angegriffen werden, nachts. Von einem gewaltigen Heer.

    Im selben Moment, als er das sagte, wusste Merler, dass er besser geschwiegen hätte. Arno begann verächtlich zu grinsen, und Vaters Augenbrauen zogen sich bedrohlich zusammen.

    „Ein gewaltiges Heer, sagst du, wiederholte er. „Weswegen sollten wir wohl angegriffen werden? Du spinnst doch, Junge.

    „Du spinnst wirklich, stimmte Arno ihm zu. Und mit einem Blick zum Himmel: „Vater, wenn wir vor Einbruch der Nacht mit Beute zu Hause sein wollen, müssen wir zusehen, dass wir weiterkommen!

    Vater nickte knapp. „Los, sagte er. „Und, Merler – ich möchte nichts mehr von Visionen oder ähnlichem Schwachsinn hören. Ist das klar?

    Merler murmelte eine vage Zustimmung, aber bei sich dachte er nur: Oh, Vater! Das Schwert ist doch eindeutig da. Wieso glaubst du mir nicht? Wieso kannst du mir nicht einfach glauben?

    Die Jagd verlief zwar erfolgreich, aber nicht besonders angenehm für Merler: Arno ließ ihn kaum aus dem Blickfeld, wohingegen sein Vater ihn die ganze Zeit ignorierte. Merler verstand diese Reaktion nicht, machte sich darüber jedoch keine weiteren Gedanken. Er verstand seinen Vater oft nicht, und dieser ihn wohl ebenso wenig.

    Später trafen sich die drei mit der Mutter und Gremel am Waldrand.

    „Wir haben viele Beeren gesammelt!" Gremel und Mutter zeigten ihre Beute.

    „Und wir haben einen Hirsch getötet! sagte Arno mit stolzer Stimme. „Nun wird es endlich wieder genug zu Essen geben.

    „Merler hat ein goldenes Schwert gefunden", murrte der Vater unvermittelt. Plötzlich herrschte Totenstille. Alle Blicke waren auf Merler und das Schwert gerichtet.

    „Ein Zauberschwert", rutschte es Merler heraus, als er an die blendende Welle dachte, welche aus der Schwertspitze geschossen war.

    „Warum sollte das wohl ein Zauberschwert sein?, fragte Gremel verdutzt. „Es scheint mir ganz gewöhnlich.

    „Gewöhnlich! rief Merler. „Es ist aus Gold, das siehst du doch! Und als ich es berührte, schoss eine goldene Welle daraus hervor.

    „Eine goldene… Also, nein! sagte die Mutter. „Ich verstehe nicht – erklärt doch, was es mit diesem Schwert auf sich hat.

    „Es schwebte in der Luft, erklärte Merler eifrig. „Vater und Arno konnten es nicht sehen. Er berichtete alles, was im Wald geschehen war, und niemand unterbrach ihn. Nachdem er allerdings geendet hatte, stieß der Vater unwirsch hervor: „Irgendeine harmlose Erklärung wird sich gewiss dafür finden."

    Die Familie nickte zustimmend. Einzig Merler bezweifelte, dass sein Zauberschwert harmlos zu erklären war. Er schwieg jedoch, denn er wusste, dass die andern ihm nicht zuhören würden. Was man nicht sehen will, das sieht man nicht. Wenn die Beweise auch noch so klar auf der Hand liegen.

    „Wir wollen nach Hause gehen, sagte Vater, und er zwang sich zu einem Lachen. „Dort habe ich besonders für Merler ein paar hübsche Aufgaben, welche ihn womöglich von seinen Träumereien heilen und in die Wirklichkeit versetzen werden.

    Arno grinste voll Schadenfreude.

    Sie verließen den Wald und gingen nach Hause.

    Die folgenden Tage verliefen für Merler nicht sonderlich angenehm, da der Vater seine Drohung wahr machte und ihn unablässig arbeiten ließ. Der Junge musste die Felder bewässern und ähnliche Kraft fordernde Dinge erledigen, wohingegen Arno leichte Aufgaben bekam. Merler beklagte sich aber nicht, denn er wollte den Vater nicht wieder zornig machen.

    Als Merler den Vater jedoch in den Wald begleiten musste, um Holz zu machen, kam es zu Schwierigkeiten. Die große Axt war viel zu schwer für den Jungen, vor allem deshalb, weil dieser auch noch sein Zauberschwert zu tragen hatte; er hatte es seit jenem Moment, als er es zum ersten Mal berührt hatte, nicht mehr aus der Hand gegeben.

    Der Vater merkte wohl, wie schwer Merler trug, half ihm jedoch nicht. Alles was er tat war, das Schwert mit finsteren Blicken zu durchbohren.

    „Konntest du dieses Schwert nicht zu Hause lassen?" schimpfte er schließlich.

    „Nein, sagte Merler leise. „Du kennst die Inschrift, Vater. Ich darf das Schwert nicht zurücklassen. Und vielleicht brauche ich es bald.

    „Wozu willst du im Wald wohl ein Schwert brauchen?" fragte der Vater herablassend. Merler zuckte mehrdeutig die Achseln, und damit war das Gespräch beendet.

    Merler arbeitete auch an diesem Tag hart. Er fällte einen Baum und hackte das Holz in Scheite, hackte, und hackte, und hackte.

    Der Vater half kaum, und Merler schwitzte. Aber er gab nicht auf, und schließlich war der große Karren voll.

    Die Familie lagerte stets eine kleinere Menge Holz in Spankörben neben dem Kamin, sodass immer welches in Reichweite war.

    Merler füllte diese Körbe auf, und danach erlaubte ihm sein Vater endlich, eine Pause zu machen.

    „Komm aber nicht zu spät zurück, ermahnte er ihn noch. „Wir wollen am Abend gemeinsam essen. Lauf jetzt. Und Merler lief. Wohin? Nun, dorthin, wo er sich immer willkommen fühlte: bei der Familie seines Freundes Rada.

    Leider war dort keiner zu Hause. Merler klopfte zweimal an die schwere Holztür und zog sie dann vorsichtig auf. Bevor er aber seinen Kopf in die Stube strecken konnte, sagte eine Stimme in seinem Rücken: „Hallo, Merler."

    Merler fuhr erschrocken herum. Vor ihm stand ein junger Mann, den er noch nie zuvor gesehen hatte: vielleicht zwanzig Jahre alt, lattendürr, mit einem Mondgesicht.

    „W-woher kennen Sie m-meinen Namen?" stotterte Merler. Das plötzliche Auftauchen des anderen hatte ihn überrascht.

    „Deinen Namen kenne ich, sagte dieser bedächtig, „weil ich dich seit langer Zeit beobachte.

    „Beobachten? fragte Merler verständnislos. „Mich? Aber weshalb denn?

    Die Antwort brachte ihn noch mehr durcheinander. „Weil ich längst ahnte, dass du der Auserwählte sein wirst", sagte der Dürre.

    „Auserwählt wofür?" fragte Merler. Er begriff gar nichts mehr.

    Der Dürre sah ihm das an, denn er räusperte sich und versuchte es noch einmal. „Ich ahnte, dass das Zauberschwert dich auswählen würde, erklärte er. „Und das hat es nun getan. Es wollte von dir gefunden werden.

    Merler betrachtete das Schwert in seiner Hand und nickte nachdenklich. „Ich habe es gefunden, ja, sagte er. „Könnt Ihr mir mehr darüber erzählen? Wie heißt Ihr?

    „Gara", erwiderte der Dürre. „Gara der Weise. Auch bekannt als Der Geheime Weise." Er blickte sich unauffällig um, doch weit und breit war keine Menschenseele zu entdecken.

    „Wir gehen besser zu mir nach Hause, forderte Gara den Jungen. „Komm! Ich werde dir alles erklären.

    Er drehte sich um und schritt davon, und Merler blieb unschlüssig stehen und starrte der sonderbaren Erscheinung nach. Wo war er da nur hineingeraten?

    Als Gara schon beinahe aus seinem Blickfeld verschwunden war, besann Merler sich und setzte ihm nach. Seine Neugier, mehr über das goldene Schwert in Erfahrung zu bringen, war schlicht zu groß.

    Das Häuschen, zu dem Gara ihn führte, wirkte von außen ganz normal. Im Inneren allerdings unterschied es sich deutlich von seinem Elternhaus: allerlei Merkwürdiges lag und stand umher, und Merler wies unwillkürlich mit dem Hand auf

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