Der tiefe Graben
By Ulrich Lucas
()
About this ebook
Donnernd brach eine gigantische Welle am Bug und bespritzte die beiden Männer mit kalter, salziger Gischt.
„Ich gehe sehr weit, wenn es sein muss und wenn es die Sache wert ist, für die ich es tue“, rief Mikaere und wischte sich Salz aus den Augen.
„Ich will Rache“, schrie Tom zurück.
„Mit dem Gefühl der Rache war noch niemals jemand gut bedient“, antwortete der riesige Maori. Er schien nicht sonderlich überrascht zu sein.
„Ich will es aber! Egal, ob du mir hilfst, oder nicht. Sie werden bezahlen!“
Tom ist zurück. Und er ist wütend!
Ulrich Lucas
Der Autor, Jahrgang 1965, lebt und schreibt in Nieder-Wiesen.
Read more from Ulrich Lucas
Sturmfahrt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAchtzehn Tage Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related to Der tiefe Graben
Related ebooks
Der Palast des Poseidon Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWeltensprünge: Fantastische Kurzgeschichten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDan Shocker's LARRY BRENT 24: Irrfahrt der Skelette Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSoko Sandbank: Küsten Krimi Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMeister Antifer's wunderbare Abenteuer: Abenteuerroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMeister Antifer's wunderbare Abenteuer Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSeewölfe - Piraten der Weltmeere 718: Der tödliche Fluch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMichael Korn & Liz Croll Trilogie: Michael Korn und Liz Croll Trilogie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSOKO Camping - Der Tod macht niemals Urlaub: Ein Krimi (nicht nur) für Camper Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAtlan 58: Piraten der USO: Atlan-Zyklus "Im Auftrag der Menschheit" Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsProjekt Lucien: Michael Korn und Liz Croll Teil 1 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchriften der Vergangenheit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAn zwei Meeren: Erzählung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGESTRANDET VOR DER BUCHT: Der Krimi-Klassiker! Rating: 0 out of 5 stars0 ratings13 SHADOWS, Band 36: DAS GEISTERSCHIFF: Horror aus dem Apex-Verlag! Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVier Zimmer, Küche, Boot: Das Hausbootabenteuer Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTheodor Storm: Gesammelte Werke Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJahre auf See: Erzählungen von damals Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSCHÜSSE AUF MALLORCA: Der Krimi-Klassiker aus Schottland! Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsCommissaire Marquanteur und die Leiche im Étang de Berre: Frankreich Krimi Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSeefahrt!: Von Knochenbrechern, rosa Delphinen und wilden Weibern Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHammer + Veilchen Nr. 8: Flugschriften für neue Kurzprosa Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsThe Count of Monte Cristo Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTerra! Rating: 4 out of 5 stars4/5MORD AUF MALTA: Der Krimi-Klassiker aus Schottland! Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPerry Rhodan 1178: Die vierte Weisheit: Perry Rhodan-Zyklus "Die endlose Armada" Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAtlan 55: Die Todeskandidaten von Gorbish: Atlan-Zyklus "Im Auftrag der Menschheit" Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Teufel von Mallorca: Kriminalroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Der tiefe Graben
0 ratings0 reviews
Book preview
Der tiefe Graben - Ulrich Lucas
Inhaltsverzeichnis
Freitag, 24. August, Nordatlantik, 300 Seemeilen vor Tanger, Marokko
Freitag, 24. August, 21.00 Uhr, Hafen von Tanger, Marokko
Montag, 27. August, 15.00 Uhr
Vier Wochen später. 25. September, Anwaltskanzlei Bahisto, Hamburg
Mittwoch, 30. September, Mayrhofen, Österreich, 12 Kilometer südlich vom Turnerkamp-Massiv
Freitag, 01. Oktober, Landau, Pfalz
Montag, 04. Oktober, Kreiskrankenhaus Landau, 21.00 Uhr
Fünf Stunden später, Turnerkamp-Anlage
Dienstag, 05. Oktober, 07.00 Uhr, Landau
Mittwoch, 06. Oktober, 07.00 Uhr Alte Festungsanlage Landau
Mittwoch, 06. Oktober, 13.00 Uhr, Turnerkamp-Anlage
Donnerstag, 07. Oktober, Annweiler am Trifels
Freitag, 08. Oktober, Geschäftszentrum, Landau
Turnerkamp-Bunker, fünf Stunden später
Samstag, 09. Oktober, Pension Waldblick
Montag, 11. Oktober, 22.00 Uhr, Erlangen
23.30, Baustelle der neuen Bibliothek Erlangen
Dienstag, 12. Oktober, 03.00 Uhr, Turnerkamp-Anlage
Dienstag, 12. Oktober, 04.00, Turnerkamp-Anlage
Dienstag, 12. Oktober, 16.00 Uhr Autobahn 9, Rasthof Hirschberg, 300 Kilometer vor Berlin
Berlin-Weißensee, 18.30 Uhr
Mittwoch, 13. Oktober, 14.00 Uhr, Turnerkamp-Anlage
Mittwoch, 13. Oktober, 15.30 Uhr
Mittwoch, 13. Oktober 23.00, Montalivet-sur-Bains
Donnerstag, 14. Oktober, 06.45 Uhr, Montalivet-sur-Bains
Freitag, 15. Oktober, 15.30, Hamburg-Hafen, Containerterminal Altenwerder
Ein paar Anmerkungen
Freitag, 24. August, Nordatlantik, 300 Seemeilen vor Tanger, Marokko
Das dumpfe, rhythmische Stampfen der Maschinen war in jedem Winkel des Schiffes zu hören und zu spüren. Ein immerwährendes dröhnendes Brummen, das in den Körper drang und, je länger man sich an Bord befand, zur Selbstverständlichkeit wurde. So selbstverständlich, dass es einem fehlte, wenn der Frachter in einem Hafen festmachte, um Ladung zu löschen oder neue aufzunehmen. Je tiefer man in die buchstäblichen Abgründe des Schiffes vordrang, umso intensiver wurden die Maschinengeräusche der Motoren, die die Portland kreuz und quer über die Weltmeere schoben. Hier hörte und spürte man auch die Bewegungen des Schiffes selbst. Wenn es bei hohem Seegang ächzte und knarrte und bei ruhiger See leise, wispernde Geräusche machte, so, als spräche es und erzählte von seinen vielen Reisen rund um die Welt.
Heute war ein ruhiger Tag. Die See lag wie ein glitzernder, bis zum Horizont und darüber hinaus reichender Teppich aus ewigem Wasser vor der Portland, die ihre Fracht in Kürze im Hafen von Tanger loswerden würde. Gebrauchte Teile einer Maschinenfabrik, die man in Europa billig erworben und nun im nicht gerade von Industrie und Arbeitsplätzen verwöhnten Marokko sehnlichst erwartete.
Ein kühler Wind, feucht und nach Salzwasser schmeckend, strich über das Oberdeck. Mikaere, der Erste Offizier, ein Hüne von knapp zwei Metern mit enormen Muskelbergen und Händen wie Bratpfannen, zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch und sah versonnen nach Achtern, wo gerade die Insel Madeira, die sie vor ein paar Stunden passiert hatten, aus dem Blickfeld verschwand. Die tiefstehende Sonne ließ die mystischen Tattoos in seinem gebräunten Gesicht intensiv hervortreten. Beinahe alle Maoris waren mit den althergebrachten Symbolen ihrer Kultur tätowiert. Zumindest jene, denen ihre Kultur etwas bedeutete. Und Mikaere war mit Leib und Seele Maori. Das Funkgerät meldete sich. Mikaere seufzte und betätigte die Ruftaste.
„Aye, Käpt’n?"
„Wir legen in vier Stunden an." Kapitän Abiola sprach mit einem extrem harten, afrikanischen Akzent, der auch nur für Geübte erst nach einiger Zeit zu verstehen war. Mikaere war jedoch schon so viele Jahre der Eins-O auf der Portland, dass er und der Kapitän sich die meiste Zeit allein durch Blicke zu verständigen wussten.
„Ich geh‘ runter und kümmere mich um ihn", antwortete Mikaere.
„Ich will keinen Ärger!"
„Aye, Käpt’n!"
„Ich verlass‘ mich auf dich!"
„Aye!"
Mikaere schob das Walkie-Talkie wieder in die Innentasche seiner Jacke und machte sich auf den Weg. Sein Ziel war eine Kabine tief im Inneren des Schiffes. Eigentlich war es keine Kabine, vielmehr ein fensterloser, düsterer Verschlag, in dem Werkzeug, kleine Ersatzteile und Reinigungsmittel aufbewahrt wurden. Vor etwa vier Monaten hatte Mikaere den Verschlag jedoch in eine Art Kabine umgewandelt, indem er ein Feldbett hineingestellt, das emaillierte Ausgussbecken mit einem Dampfstrahler gereinigt und eine hellere Lampe installiert hatte. Für das meiste Gerümpel hatte man einen anderen Platz gefunden. Seitdem wohnte dort ein extrem seltsamer Gast, der keine Identität zu haben schien, keinen Namen und vor allem keine Stimme. Seit vier Monaten hatte der junge Mann kein Wort gesprochen, wenngleich Mikaere durchaus den Eindruck hatte, dass er verstand, wenn er gefragt wurde. Sein Blick war wach und aufmerksam und er schien trotz seines Zustandes, in dem man ihn aufgefunden hatte, bei recht guter Gesundheit zu sein, was er durch eine geradezu unglaubliche Arbeitskraft tagtäglich unter Beweis stellte. Er schien für jede noch so schwere Arbeit dankbar zu sein, er erledigte jeden noch so schmutzigen Job und Mikaere gewann im Laufe der Zeit den Eindruck, dass er sich in die Arbeit stürzte, um zu flüchten. Oder zu vergessen. Was auch immer. Er fand ihn fast immer in derselben Situation vor, wenn er die Kabine betrat. Der Junge saß aufgrund der Wärme hier unten meistens mit freiem Oberkörper auf dem Feldbett, an die Wand gelehnt und blätterte in einem schwarzen Notizbuch, in dem er hin und wieder mit einem ebenfalls schwarzen Kugelschreiber etwas hineinschrieb oder etwas zeichnete. Einige Male war er so vertieft in seine Notizen gewesen, dass er den Eins-O erst bemerkte, als sein Schatten auf ihn fiel. Er hütete das kleine Buch wie einen Schatz, bei der Arbeit trug er es entweder in der Jacken- oder Hosentasche mit sich herum, wenn er – wie heute, wie jedes Mal, bevor sie einen Hafen anliefen – hinter die Wand musste, packte er es zusammen mit einer Flasche Wasser und einer Taschenlampe in eine speckige Umhängetasche, die er eng am Körper trug. Mikaere klopfte an die Tür und trat sofort ein. Das Bild war gewohnt. Der junge Mann saß auf dem Feldbett und schrieb und sah Mikaere ausdruckslos an.
„Vier Stunden, sagte Mikaere seufzend. „Ich würde es dir gern ersparen, glaub mir, aber …
Der Junge nickte. Er stand auf, zog sich ein T-Shirt über und hielt die Tasche mit beiden Händen an die Brust gepresst.
„Ich find‘ das so Scheiße mit dem Zoll", schimpfte Mikaere, während er vorneweg lief, durch enge Gänge, steile Leitern und Treppen hinab bis zu einer Wand, die nur für Nichteingeweihte eine ganz normale Bordwand war. Der Eins-O nahm aus einer wie zufällig herumstehenden Werkzeugkiste einen akkubetriebenen Schlagschrauber und löste damit sechs dicke Schrauben, bis die Metallplatte sich löste und er sie auf den Boden stellen konnte. Hinter der Wand befand sich ein Hohlraum, gerade groß genug, dass eine erwachsene Person sich liegend darin aufhalten konnte.
„Du weißt, dass ich das nicht gern mache, ja?"
Der Junge nickte.
„Wenn wir immer genau wüssten, wann der Zoll oder die Küstenwache aufkreuzen, müsstest du nicht so lange …"
Der Junge unterbrach Mikaere mit einer wegwerfenden Handbewegung und kroch in das dunkle Loch, das nur mit ein paar Wolldecken ausgestattet war. Die Luft roch abgestanden, aber von irgendwoher strömte beständig frische nach, so dass zumindest ein Ersticken ausgeschlossen war.
„Du bist’n komischer Typ", sagte Mikaere. Und der Blick, mit dem der Junge ihn musterte, als er die Platte wieder an ihren Platz setzte, war wie immer.
Leer und ausdruckslos.