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Die Angst hat einen Namen: Sie gestatten? Amy!
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Ebook503 pages9 hours

Die Angst hat einen Namen: Sie gestatten? Amy!

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About this ebook

Die Autorin zeigt in diesem Buch einen verständlichen Weg mit den eigenen Ängsten umzugehen. Hier begegnet der Leser, wahrscheinlich zum ersten mal, der Befehlshaberin des limbischen Reiches, General Amy!
LanguageDeutsch
Release dateJul 24, 2015
ISBN9783739290881
Die Angst hat einen Namen: Sie gestatten? Amy!
Author

Cornelia Matthes

Cornelia Matthes, geboren in Weitnau/Allgäu lebt in Leutkich. Sie befasst sich seit Jahren mit den alten Weisheiten über Körper und Seele. In diesem Buch stellt die Autorin das zauberhafte Wesen "Amy" vor, das den Leser auf seiner Abenteuerreise durch die menschliche Seele begleitet. Amy ist nicht fiktiv! Sie existiert wirklich

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    Book preview

    Die Angst hat einen Namen - Cornelia Matthes

    Danke!

    Vorwort

    Tief vermauert in der Seele bleibt der wahre Mensch oft unerkannt. Angst und Verzweiflung sind die Baumeister menschlicher Mauern, die für viele unüberwindbar erscheinen. Des Menschen Natur so nah und doch so fern und fremd. Die Schreie der Verzweiflung im Missverstand meist ungehört. Die moderne Wissenschaft der Menschlichkeit entgegen steht, als Irrtum, Aberwitz und Phantasterei, weil sie den wahren Geist nicht gelten lässt. Beglaubigte Bestätigung und einwandfrei belegt muss alles sein, sonst ziert ihr Urteil den Titel Aberglauben und Betrug. So frag ich mich, begleitet der modere Zeitgeist in Wahrheit die Ignoranz? Ist es die menschliche Bestimmung, die Unterdrückung hinzunehmen und die Wahrheit abzulehnen? Ist der Goldes Schein dem Glanz der Seele vorzuziehen? Hat die harte Wissenschaft so große Tragkraft, dass ihr Zeugnis und ihre Versicherung das Maß allen Denkens ist?

    So wage ich, in diesem Buch zu sagen, bereits vollzogen ist des Menschen Unterdrückung. Wie kann es kommen, dass sich so viele kluge Köpfe auf solche aussichtslosen Bestrebungen eingelassen haben? Ich bin ein Freigeist und weigere mich, den Weg der Selbsttäuschung zu beschreiten. Die alchemistische, freie Wissenschaft ist mein Weg, deren geäußerte Anschauung von der Moderne nicht selten dunkel geahndet wird, und nur weil diese Anschauung über das Vermögen der derzeitigen Wissenschaft hinausgeht. Realität ist das, was wir mit unseren Augen zu sehen glauben, doch was wäre, wenn unser Augenlicht so vieles nicht zu sehen vermag? Was verbirgt sich hinter dem menschlichen Horizont? Die Wahrheit zu betrachten und sich dem Lug und Trug der Moderne zu stellen, ist eine harte Probe der bisherigen Werte und Wunschvorstellungen. Eines muss sich jeder im klaren sein, wenn der Mantel der Verschleierung fällt und die pure Seele sich offenbart, sind die Verstecke im hintersten Winkel nutzlos.

    Aber! Ich bin nicht nur ein Freigeist, sondern auch eine Humoristin und so lasse ich den Humor gegen die Tragik antreten.

    Cornelia Matthes

    In den vielen Jahren, in denen ich mich der Erkundung der Seele und des Körpers verschrieben habe, hatte ich eigentlich nur ein Ziel, den Menschen eine einfache Möglichkeit zu bieten, das Leid zurückzulassen und einen Weg ins Glück zu ebnen. Ich bin diese Pfade, die zugegeben nicht immer leicht, sondern auch oftmals sehr steinig waren, gegangen, um ein Licht in unserem, doch manchmal sehr finsteren Innersten, zu entzünden. Dieses Buch führt in die Tiefen und Höhen der menschlichen Seele. Das Ziel ist, den Frieden und die Freiheit für sich selbst zu erlangen. Der Urcharakter eines jeden Menschen ist mit dem 30. Lebensjahr ausgereift, deshalb empfehle ich es allen, die dieses Alter erreicht haben.

    Wer die Dunkelheit zu durchschreiten vermag, wird belohnt mit dem hellsten Licht an jedem Tag

    Viele von uns, ich wage zu sagen fast jeder, leiden täglich unter manchmal furchtbaren Ängsten vor heute und morgen. Viele haben die Devise entwickelt, die Welt ist gefährlich und unerträglich. Wie soll ich nur die Gegenwart ertragen und die Zukunft meistern? Warum handle ich als wäre ich nicht ich selbst? Warum fügen mir Andere nur so viel Leid zu? Auf der Erde ist der Teufel los. Wir streiten untereinander als gelte es das Leben. Und ob ihre es glaubt oder nicht, wir kämpfen wirklich um unser Leben und bemerken es nicht einmal. Selbst das kleine Teufelchen, das der General unseres Kampfes ist, hat einen Namen. So möchte ich euch unbedingt jemanden vorstellen…

    Sie gestatten? Amy!

    Das menschliche Gehirn ist ein Wunderwerk der Evolution, das uns an die Spitze der Nahrungskette katapultiert hat. Obwohl wir Menschen nicht die schnellsten und stärksten Lebewesen dieses Planeten sind, haben wir dennoch diese Leistung vollbracht. Der Sprung vom Höhlenbewohner zum Wolkenkratzererbauer ging rasant schnell. Die Menschen geben ihre Erfahrungen und ihr Wissen weiter an die nachfolgenden Generationen. Wir lernen forschen und speichern alles rund um das menschliche Dasein. Das Gehirn ist eine „Hightech Maschine, die scheinbar selbstständig arbeitet. Für den reibungslosen Ablauf wird wie von Zauberhand gesorgt. Es ist fast so als hätten wir einen hoch technischen Computer in unserem Kopf. Das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass wir keine Bedienungsanleitung haben, die den richtigen Umgang mit unserem Arbeitsspeicher erklärt. Es scheint so, als würden wir mit dem schnellsten und stärksten Rechner nur einfache Texte verfassen und zwischendurch ein paar Bildchen betrachten. Dieser phantastische Computer gehört uns, doch können wir ihn auch wirklich bedienen? Verläuft unser Leben reibungslos, ist das weiter kein Problem. Doch was ist, wenn eine Fehlprogrammierung das ganze Bewusstsein auf den Kopf stellt? Wenn dies geschieht, werden normale Tagesabläufe durch ständige Fehlermeldungen „Error, Error unterbrochen. Ignorieren wir die Schadensmeldung, schleicht sich der Fehler im ganzen Betriebssystem ein und nichts funktioniert mehr so wie es soll. So! Jetzt haben wir ein Problem. Selbstverständlich hat Mutter Natur ein Fehlerhilfsprogramm erschaffen, das verhindert, das gleiche Ereignis zu wiederholen, welches den Fehler ausgelöst hat. Dieser Teil unseres Gehirns versucht, uns vor weiteren Schäden zu bewahren. Jener Ort in uns verbirgt viele Geheimnise und eigentlich sind wir die Herrscher dieses Reiches. Doch leider können wir unsere Aufgabe als Majestät im eigenen Königreich Seele nicht wahrnehmen, da wir nicht wissen wie. Es wäre also ratsam, einen Crashkurs in Sachen „hoheitlicher Führung" zu besuchen. Unser Königreich liegt im Dunkeln und so wird es Zeit, der Majestäten Unpässlichkeit durch Erhellen des Geistes diese Dunkelheit zu beseitigen. Die Frage ist nun, wer hat bis jetzt die Führung unseres Reiches übernommen? So kann ich an dieser Stelle nur sagen, herzlich willkommen in Limbien. Hier begegnen wir, wahrscheinlich zum ersten Mal, der Befehlshaberin des sagenumwobenen Limbiens, General Amy!

    So gebe ich nun das Wort an General Amy, die uns so manchen Streich im Leben spielt.

    Guten Tag! Ich möchte mich auf diesem Weg einmal vorstellen, ich bin der General in deinem Kopf. Ich wohne in dir, genauer gesagt, ich habe mein Reich in deinem Gehirn. Glaubst du nicht? Ist aber schon wahr. Eigentlich heiße ich auch nicht Amy, das ist nur mein Spitzname, mein wirklicher Name lautet Amygdala, ich bin der Mandelkern und Befehlshaber in deinem Kopf. Ich bin ein Geschenk der Evolution an dich, um dir hilfreich in deinem Leben beizustehen. Wie schon gesagt heiße ich Amygdala, aber mir gefällt Amy besser und ich denke, du kannst mich auch besser als Amy verstehen. Ich bin nicht alleine, von mir gibt es Millionen, denn jeder Mensch hat seine eigene Amy. Ja sogar Tieren wohne ich inne. Ich bin Limbierin, denn ich gehöre zum ältesten Teil deines Gehirns, des limbischen Systems, das aus der Zeit des Ursäugetieres stammt. In der alten Welt hatte ich eine sehr ehrenvolle Aufgabe, nämlich dein Leben zu schützen. Diese ehrenvolle Aufgabe nehme ich bis zum heutigen Tage sehr ernst. Also manchmal bin ich schon ganz schön traurig, denn dem Urmenschen war ich ein überlebenswichtiger Helfer, aber in der heutigen Zeit scheint es fast so als hätte man mich vergessen, denn du verstehst mich nicht mehr und du weißt nicht einmal mehr, dass es mich gibt. Wenn ich Kontakt mir dir aufnehme, dann sende ich dir ein Signal, das du als Angst wahrnimmst. Leider empfindest du dies als sehr unangenehm und verstehst nicht, dass ich es nur gut meine und dir mitteilen möchte, dass du wachsam sein sollst. Alles, was du siehst, sehe ich auch und wenn ich erkenne, dass etwas Unangenehmes auf dich zukommt, dann versuche ich dir das mitzuteilen. Da du mich aber nicht verstehst und mit dem Angstsignal nicht umgehen kannst, weil du Angst als etwas Schreckliches empfindest, sehe ich mich gezwungen, als dein beschützender General einzugreifen. Diese Missverständnisse zwischen uns bringen uns des öfteren in Schwierigkeiten. Natürlich geschieht das nicht mit böswilliger Absicht. Ich handle ausschließlich nach den mir angeborenen Naturinstinkten, das ist meine Bestimmung. Wenn du als Majestät nicht in der Lage bist, selbst Gefahren zu erkennen, dann muss ich zu deinem Schutz eingreifen, denn ich bin der General deines Handelns. Ich bringe dich manchmal ganz schön durcheinander und ich weiß, ich mache dir Angst, aber ich meins wirklich nicht böse. Ehrlich!

    Hochachtungsvoll

    Amy

    Ich möchte an dieser Stelle eine einfache Erklärung zur Amy abgeben, damit ihr versteht, mit wem wir es eigentlich zu tun haben. Ich werde hier keinen Irrgarten durchs Gehirn anlegen und auch nicht mit Fachbegriffen um mich werfen, denn ich bin ja kein Mediziner. Es geht mir nicht darum, die Amy vom medizinischen Standpunkt auf das Kleinste auseinander zu nehmen, sondern ihre Auswirkungen auf unser alltägliches Leben zu erläutern. So denke ich, dass es für uns wichtiger ist, zu wissen, welche „Streiche" sie uns spielt als ihren genauen Aufbau im Gehirn zu erläutern, denn ich gehe mal davon aus, dass keiner meiner Leser auf Grund dieses Buches in den nächsten Tagen eine Gehirnoperation durchführen wird.

    Amygdala kommt aus dem Griechischen und bedeutet Mandel. Diesen Namen hat sie bekommen, weil sie in etwa so groß ist und auch so eine Form hat. Eigentlich gibt es ja zwei Amys. Eine links und eine rechts. So ist es nicht verwunderlich, da unser Hirn nicht ganz so klar aufgebaut ist, dass die linke Amy für die rechte Gehirnhälfte und die rechte Amy für die linke Gehirnhälfte zuständig ist. Amy ist ein Teil des limbischen Systems, sie ist also Limbierin. Das limbische System ist jener Ort, an dem unsere Naturinstinkte, wie Mutterinstinkt und Überlebenstrieb, entspringen. Eines ihrer Aufgabengebiete ist die Angst! Ja man kann sagen: „Sie ist die Angst! Ohne Amy würden wir das Gefühl Angst, nicht kennen. Im Laufe der Zeit haben wir Angst als etwas Schreckliches eingestuft und können dadurch sehr schlecht damit umgehen. Eigentlich will uns General Amy nur mitteilen, „Hey Majestät pass auf! Reagieren wir nicht auf ihr Rufen, dann ist sie der Meinung, dass es zuviel für Majestät ist und übernimmt die Kontrolle, um die scheinbare Gefahr von uns abzuwenden. Sie vermag die eigenen Botenstoffe, die Informationen weiterleiten, zu neutralisieren, so dass nur ihre Befehle ausgeführt werden. Wenn dies geschieht, ist Majestät handlungsunfähig. Die Übernahme der Amykontrolle bleibt meist unerkannt, doch hinterher schüttelt man den Kopf und meint, „was hab ich da nur wieder gemacht?" Gar nichts! Das war General Amy. Da sie in der heutigen rasanten technologischen Zeit, ohne Majestät, nicht wirklich zurechtkommt, bringt uns ihr Handeln manchmal in große Schwierigkeiten. So kann es nur von Vorteil sein, Amy und ihre Arbeit einmal näher zu betrachten.

    Amy und der Traumaspeicher

    Alles, was unsere Sinne aufnehme, wie Sehen, Tasten usw. wird sofort zu unserer Amy geleitet, damit sie das Gesehene sehr streng, auf mögliche Gefahren, oder Unannehmlichkeiten überprüfen kann. Als General hat sie nun die Aufgabe, jedes einzelne Erlebnis in die richtige Ablage oder Schublade unseres Hirns einzuordnen. Eine Ablage gibt es, die uns den wahrscheinlich größten Ärger im Leben bereitet. Es ist der Traumaspeicher. Hier legt Amy, konsequent, alle traumatischen Erlebnisse ab. Alle Eindrücke, werden als erstes mit dem Traumaspeicher verglichen, damit sie sofort eingreifen kann, um Majestät vor einer Wiederholung des alten Traumas zu beschützen. Jetzt werdet ihr sicher denken, das ist doch paradox, dass ausgerechnet unser eigenes Hirn uns ständig mit diesen schlechten Erlebnissen konfrontiert. Wäre es nicht besser, solche Dinge einfach zu löschen? Natürlich wäre das der einfachste Weg, aber ob es auch dem Überleben dienlich ist, sei dahingestellt. Warum legt Amy so viel Wert auf genau diese Ablage? Um das zu verstehen, müssen wir in der Zeit etwas zurückreisen. Wie Amy ja schon selbst sagte, gehört sie zum ältesten Teil des Hirns, des limbischen Systems. In dieser Zeit, als der Mensch noch Beutetier war, war genau dieser Speicher von überlebenswichtiger Bedeutung. Und für unsere Amy ist er das auch geblieben und zwar bis in die heutige Zeit.

    Lasst uns nun eine Reise in die Vergangenheit unternehmen, zu unseren noch in Höhlen wohnenden Vorfahren. Wir befinden uns nun in der Zeit, in der der Mensch noch die Beute des Säbelzahntigers und anderen Raubtieren war. Ich kann mir durchaus vorstellen, wie stressig es war, ständig mit der Angst zu leben, gefressen zu werden. Dennoch konnte sich der Urmensch auf die alte Amy verlassen, die ihm als Retter in der Not hilfreich zur Seite stand.

    Eines Tages ging so ein Urmensch auf die Jagd, nach Nahrung für seine Sippe. Als er etwas Hunger bekam, pflückte er ein paar Beeren. Er bemerkte nicht, dass sich ganz in der Nähe des Beerenstrauches ein Höhle befand. Der Wind ließ die Äste rascheln und der Urmensch pflückte seine Beeren. Amy jedoch prüfte nun alle Eindrücke, die seine Sinne aus der Umgebung aufnahmen. Und plötzlich, ohne Vorwarnung, sprang ein Säbelzahntiger aus der Höhle, und dieser war sehr hungrig. Es gelang dem Urmenschen, mit Amys Hilfe, sich in letzter Sekunde auf einen Baum zu flüchten. Er war gerettet! Um in Zukunft solche brenzligen Situationen zu vermeiden, speichert Amy alle Eindrücke, die rund um das Geschehen zu ihr vorgedrungen waren, in den Traumaspeicher ab. Sie will unter allen Umständen verhindern, dass so etwas noch einmal geschieht, denn jeder Jäger war wichtig für das Überleben der ganzen Sippe. Wenn nun genau dieser Höhlenmensch erneut auf die Jagd geht, wird wieder alles was er sieht, hört oder fühlt, wie bei jedem Menschen zur Amy geleitet und von ihr streng kontrolliert. Geschieht es nun, dass der Jäger etwas wahrnimmt, was Amy mit dem vorhergegangenen, gespeicherten Säbelzahntigerangriff, wie Beerensträucher, durch die der Wind pfeift, in Zusammenhang bringt, dann wird sie die Kontrolle übernehmen und ihren geliebten Menschen mit der von ihr ausgewählten Strategie aus dem Krisengebiet retten. Ob nun wirklich eine Gefahr besteht, ist Amy vollkommen egal, denn wenn ihr Mensch erst einmal sicher auf einem Baum sitzt, ist für sie die Aufgabe erledigt. So kann es geschehen, dass jedes Mal, wenn dieser Urmensch genau so einen Beerenstrauch wie im Traumaspeicher abgelegt ist sieht, dann wird seine Amy immer wieder veranlassen, dass er, ohne es verhindern zu können, auf einen Baum flüchtet. Da es sehr viele „Beerensträucher" gibt, sind Amys Rettungsattacken eher lästig, denn nicht hinter jedem Strauch verbirgt sich ein hungriger Säbelzahntiger. Und genau diese altbewährte Kriegsstrategie wendet Amy bis in die heutige Zeit an. Sie will auf keinen Fall, dass ihrem geliebten Menschen etwas geschieht und wird es mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, verhindern.

    So können wir ganz einfach sagen, dass der Traumaspeicher dazu dient, nicht noch einmal ein erlebtes Trauma erleben zu müssen. Eins kann ich euch sagen, Amy nimmt ihre Aufgabe sehr ernst.

    Amy und das Trauma

    Was ist eigentlich ein Trauma?

    Damit unsere Amy ein Erlebnis als Trauma abspeichert, müssen drei Voraussetzungen geben sein.

    Das schlechte Ereignis kommt für uns unvorhergesehen. Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass wir in gerade diesem Moment etwas Schlechtes erleben oder in Gefahr sein könnten.

    Wir sind aber auch gleichzeitig nicht in der Lage, sofort an dieser Situation etwas zu ändern. Wir sind hilflos.

    Es gibt im Moment keine Möglichkeit, der Situation zu entgehen. Wir müssen uns sozusagen erst einmal der Gefahr stellen und uns unserem Schicksal ergeben.

    Der Urmensch konnte ja auch nicht zum Säbelzahntiger sagen: „Du, das find ich ganz schön blöd, dass du mich fressen willst, da hab ich jetzt keine Lust dazu, hau ab! "Kommen nun diese drei Punkte zusammen, wird unsere Amy dieses Erlebnis als bedrohlich abspeichern und das Trauma ist eingelagert. Es ist ihr auch nicht wichtig, ob es ein leichtes oder schweres Trauma ist. Für sie ist Trauma ein Trauma und muss verhindert werden. So wird sie uns nun unter allen Umständen davor bewahren, noch einmal so ein Übel erleben zu müssen. Ist ja echt nett von ihr, aber leider kann sie nicht so ganz abschätzen, ob wir uns wirklich in einer echten Gefahrensituation befinden. Wenn nur eine Kleinigkeit für sie zum erlebten Trauma passt, dann übernimmt sie die Führung unseres weiteren Handelns und kann uns so in ganz schön peinliche Situationen bringen. Gott sei dank hechten wir nicht mehr auf Bäume, aber manche Reaktionen auf scheinbare Gefahr lässt uns manchmal schon ganz verquer handeln. Doch in Wirklichkeit hat Amy ihre Finger im Spiel.

    Amy und ihr Generalstab

    Natürlich ist Amy nicht allein für die Rettungsaktionen zuständig. Sie befehligt viele zuverlässige Helfer, die uns stets zu Diensten sind. Selbstverständlich hat General Amy auch einen Generalstab an ihrer Seite, um Majestät, möglichst erfolgreich, zu Diensten zu sein. Ist sie nun der Meinung, dass eventuell Unheil auf uns zukommt, bläst General Amy zum Angriff und mobilisiert den Generalstab des Körpers. So können wir blitzschnell ausweichen, zurückspringen oder zuschlagen, ohne auch nur darüber nachgedacht zu haben. Natürlich hat General Amy viele Krieger zur Seite, die sie bei der Rettung ihres geliebten Menschen mit taktischer Kriegs-Führung unterstützen. Ich bin der Meinung, dass es der erste Schritt in ein ruhigeres Leben ist, zu verstehen, was in unserem Körper eigentlich so vorgeht. So möchte ich euch mit weiteren Persönlichkeiten bekannt machen:

    Sie gestatten? Amys persönlicher

    „Generalsekretär Hippocampus"

    Hippocampus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Seepferdchen". Diesen Namen hat er bekommen, weil er wie ein Seepferdchen aussieht. Sein Aufgabengebiet ist die Ablage der Erlebnisse, gekoppelt mit den dazugehörigen Emotionen. Er überführt die Gedächtnisinhalte vom Kurzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis. Er erzeugt Erinnerungen, während die Inhalte der Erinnerungen an verschiedenen Stellen der Großhirnrinde abgespeichert werden. Gerade bei Traumata ist er verantwortlich für die immer wiederkehrenden Gefühle, also Emotionen aus längst vergangenen Erlebnissen, so als wäre es gerade erst geschehen. Im erwachsenen Gehirn bilden sich im Hippocampus neue Verbindungen zwischen den bestehenden Nervenzellen. Diese Neubildung hängt mit dem Erwerb neuer Gedächtnisinhalte zusammen. Ferner ist er auch für die Koordinierung der vielen Gedächtnisinhalte zuständig. So könnte man sagen, dass er auf Amys Befehl, Erlebnisse und Gefühle einsortiert. Dabei entscheidet Amy, da sie unser Emotionsfilter ist, welche neuen Eindrücke und Erlebnisse als wichtig eingestuft werden müssen. Generalsekretär Hippocampus ist sozusagen Amys rechte Hand. Damit Amy der Zugriff auf die einzelnen Eindrücke erleichtert wird, liefert er die dazugehörigen Akten, damit eine schnelle Rettungsaktion eingeleitet werden kann. Kommen wir nun zu einem weitern Mitglied des Generalstabes. Sie gestatten?

    Generalleutnant „Hypothalamus"

    Generalleutnant Hypothalamus ist wohl der ranghöchste Offizier von General Amy. Hypothalamus kommt aus dem Griechischen und bedeutet Zimmer oder Kammer. Er ist das Kontrollzentrum für mehrere automatisch ablaufende Schaltkreise unseres Körpers. Dazu gehören die Nahrungsaufnahme und der Schlaf-Wach-Rhythmus. Ferner hat er die Befehlsgewalt über zwei weitere Offiziere, die für schnelle Rettung aus dem Krisengebiet von Nöten sind, damit wir schnellst möglich gerettet werden und nicht der drohenden Gefahr womöglich noch erliegen. Sendet Amy ihren Befehl zur Handlung an Hypothalamus, weiss dieser sofort, was er unternehmen muss. So gibt er den Befehl weiter an zwei wichtige Offiziere, die nur er aktivieren kann: Sie gestatten?

    Generalmajor „Sympathikus"

    Generalmajor Sympathikus ist der Oberbefehlshaber über unsere Muskeln, damit wir bei drohender Gefahr schneller rennen, weiter und höher springen. Dadurch werden unsere Muskeln besser mit Blut versorgt und sind bereit zur Flucht. Also bei allem, was unsere Muskeln betrifft, haben wir es mit Sympathikus zu tun. Ich finde seinen Namen passend für alles, was er leistet, denn er ist auch für Sex zuständig. Ohne ihn würde dieses Vergnügen ausbleiben. Gibt nun Generalleutnant Hypothalamus Amys Befehl zur Rettungsaktion weiter an Generalmajor Sympathikus, wird dieser uns in Bruchteilen von Sekunden stärker machen. Wir können nun Dinge tun, die unser Körper nicht ohne Amys Machtbefehl vermag.

    Als ich noch ein Kind war, trafen wir Kinder uns immer wieder am Tag vor Nikolaus, das war immer eine aufregende Sache, denn es war „Ruprechttag. Für diejenigen von euch, die diese Tradition nicht kennen, eine kurze Erklärung. Am Abend des 5. Dezembers verkleideten sich jungen Männer mit Knechtruprechtkostümen, um Kinder zu erschrecken. Sie hatten Ruten und Stöcke und wenn sie einen erwischten, gab es erst einmal eins übergebraten. Es war von Vorteil, ein Gedicht oder ein Gebet zu kennen, es aufzusagen, dann ließen sie einen wieder frei. Ich kann mich noch genau erinnern wie viel Spaß es machte die Ruprechts zu ärgern. Einmal rannte ich direkt in eine Horde dieser „finsteren Gestalten. Das Ende vom Lied war, dass ich ein Handteller großes Hämatom am Allerwertesten hatte. Meine Eltern haben sich darüber furchtbar aufgeregt. Aber im nächsten Jahr war ich natürlich wieder zur Stelle, den Spaß wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich erinnere mich noch genau, dass es ein sehr strenger Winter mit sehr viel Schnee war. Schon am Nachmittag beratschlagten wir Kinder, welche Fluchtwege die besten seien. Ich war der Ansicht, dass nur die steilsten Hänge mit viel Schnee den besten Schutz boten, denn die Ruprechts kamen hier mit ihren langen Mänteln nicht hinauf. Direkt vor einer Wirtschaft, die zentral gelegen war, befand sich der höchste und steilste Hang. Wir versuchten, am Nachmittag schon einmal zu üben. Mit vollem Anlauf versuchten wir diesen Hügel zu erklimmen, aber keinem von uns ist es gelungen. Als es nun Abend war und wir uns auf die Suche nach den Ruprechts machten, kamen diese ganz unerwartet um die Ecke. Alle rannten schreiend in verschiedene Richtungen und wie sollte es auch anders kommen, führte mein Weg direkt in Richtung „Steiler Hügel". Ich war regelrecht in Panik, denn wenn sie einen erwischten, tat das ganz schön weh. Was ich am Mittag nicht geschafft hatte, ging mühelos wie von selbst. So schnell wie ich in meiner Panik den Hügel erklomm, wäre es ohne Amys Hilfe mit Unterstützung des Generalmajors Sympathikus nicht möglich gewesen.

    Aber nicht immer ist uns Sympathikus so grandios zu Diensten. Er kann uns auch ganz schön das Leben schwer machen. Stellen wir uns nun einmal vor, dass in unserem Traumaspeicher ein Erlebnis vorliegt, das Amy immer wieder dazu veranlasst, Generalmajor Sympathikus zu aktivieren, dann kann es geschehen, dass er einfach überlastet ist. Verspannungen und Verhärtungen der Muskeln sind dann die Folge. Was daraus entsteht, sind meist entsetzliche Muskelschmerzen. Den meisten spreche ich wahrscheinlich aus der Seele, die unter immer wiederkehrenden Rückenschmerzen zu leiden haben. Die ganze Wirbelsäule wird in Mitleidenschaft gezogen. Ich denke, jeder kennt das zur genüge. Am Traumaspeicher haben wir schwer zu tragen. Wir springen zum Onkel Doktor, aber es will trotz redlicher Bemühungen des Arztes nicht besser werden. Wir suchen nach körperlichen Defekten, die die Schmerzen auslösen, aber wir werden die Ursache nicht finden, sondern es werden nur die Auswirkungen auf unseren Körper sichtbar. Die wirkliche Ursache ist ganz einfach! Amy führt Krieg! Da eine Flucht, wie Amy sie kennt, in der heutigen Welt nicht mehr möglich ist, bekommen wir Schmerzen. Als der Urmensch auf dem Baum in Sicherheit war, folgte unwillkürlich ein Aufatmen und eine Erleichterung, es geschafft zu haben. Jegliche Anspannung sollte auch eine Entspannung zur Folge haben. Aber wer kann schon z. B. vor seinem „bösen, gefährlichen Chef" fliehen? Dadurch bleibt die Erleichterung und somit die Entspannung aus. Wir kommen aus dieser Situation scheinbar nicht heraus und so wird der Traumaspeicher weiter befüllt, denn ein Trauma jagt das nächste. Der Teufelskreis beginnt! Das zieht natürlich weitere Kreise und so bleibt es nicht aus, dass ein weiteres Mitglied des Generalstabes in Erscheinung tritt. Sie gestatten?

    Generalmajorin „Hypophyse"

    Generalleutnant Hypothalamus ist auch hier, wie bei Generalmajor Sympathikus, zuständig. Er hat also die Oberbefehlsgewalt über Generalmajorin Hypophyse. Wird sie bei der Kriegführung gebraucht, überschüttet sie den Körper mit Hormonen. Wie soll’s auch anders sein, als dass uns das Weibliche Stress bereitet. Ich denke, dass ich mit diesem Ausspruch den männlichen Lesern ein kleines Lächeln aufs Gesicht zaubern werde. Die weiblichen Leser mögen mir verzeihen! Die Antwort auf die Stressausschüttung der Hypophyse sind dann solche unangenehmen Dinge wie Herpes oder Hautausschlag. Generalmajorin Hypophyse ist aber nicht nur für den Stress zuständig. Das wohl bekannteste Hormon, das die Hypophyse uns zur Verfügung stellt, ist das Endorphin. Endorphine regeln Empfindungen wie Schmerz und Hunger. Bei vielen Unfallopfern kann man das Phänomen beobachten, dass trotz schlimmer Verletzungen diese Menschen keinen Schmerz empfinden. Ist es nicht wunderbar, wie schnell unsere Amy mit Hilfe der Generalmajorin Hypophyse uns in solchen Ausnahmesituationen so wirkungsvoll zu Diensten ist. In den meisten Fällen gibt Amy dann die Kontrolle ab, wenn sie Majestät in Sicherheit weiß und das ist dann der Fall, wenn der Arzt zur Stelle ist und augenblicklich beginnen die Schmerzen.

    Generalmajorin Hypophyse hat auch, wie Generalmajor Sympathikus, ihre Finger im Spiel, wenn es um die schönste Nebensache der Welt geht, nämlich Sex. Besonders beim Küssen, werden viele Endorphine freigesetzt. Auch wenn wir uns überschwänglich freuen, also regelrecht euphorisch sind, dann wissen wir, dass unsere Hypophyse uns diese schönen Gefühle schenkt. Wenn wir Sport machen, überschüttet uns Generalmajorin Hypophyse auch mit Endorphinen, das hat zur Folge, dass wir uns nach körperlichen Aktivitäten sehr zufrieden und wohl fühlen. Selbst wenn wir Chili essen, werden diese Glückshormone freigesetzt. Das im Chili enthaltene Capsaicin löst diese Hormonausschüttung aus. Offensichtlich steht unsere Hypophyse auf scharf, oh la la! Außerdem wird die Produktion von Endorphinen durch UV-Licht angeregt. So ist es nicht verwunderlich, dass viele von uns in den langen, dunklen Wintern nicht so fröhlich gestimmt sind. Woran es liegt wissen wir ja, nämlich wenn kein Sonnenlicht zur Verfügung steht, wird auch nicht so viel Endorphin produziert. Aber wie kommen wir nun an die gewünschten Glücksboten der Generalmajorin Hypophyse, um auch in der lichtarmen Zeit glücklich zu sein. Eine Möglichkeit wäre, sich schöne Erlebnisse ins Gedächtnis zu rufen, aber wer kann das schon, wenn man miesmufflig ist. Also wie schon erwähnt, ist Chili des Rätsels Lösung, oder wir machen es wie früher in der Jugend und knutschen an zugigen Hausecken. Sicherlich könnt ihr euch denken, dass die Hypophyse noch viel mehr Aufgaben zu bewältigen hat, aber mir ist nicht daran gelegen, hier alle Hormone und Arbeitsbereiche namentlich zu erwähnen. Die ganzen fachlichen komplizierten Ausdrucksweisen lassen wir doch besser bei den Neurologen. So kommen wir lieber zu einem weiteren Mitglied aus Amys Generalsstab. Sie gestatten?

    Brigadegeneral „Nervus Trigeminus"

    Nervus Trigeminus ist der fünfte Hirnnerv. Sein Namen bedeutet Drillingsnerv, denn er teilt sich in drei Hauptäste. Zum einen der Augenast, der Oberkieferast und der Unterkieferast. Er hat sensible und bewegliche Fasern, mit denen er weite Teile des Kopfes erreicht. Aber jetzt genug der Fachausdrücke. Kneif dich mal fest in die Wange! Wenn du jetzt einen Druck und einen leichten Schmerz empfindest, hast du Kontakt zu Brigadegeneral Nervus Trigeminus. Er macht den Kopf sensibel auf Druck, Berührung und Vibration. So können wir groben Druck, Schmerz, Temperatur und Jucken spüren. Außerdem hat er die Oberbefehlsgewalt über die Stellung und Spannung der Muskeln im Gesicht. Ferner befehligt er die Dehnung der Bänder, der Kapsel des Kiefergelenkes und die Dehnung des Zahnhalteapparates. Jetzt ist es so, wenn wir sehr großen Belastungen des Alltags ausgesetzt sind und die Anforderungen zu groß werden, kann es sein, wenn Amy Trigeminus um Hilfe bittet, wird er dafür sorgen, dass du am Alltag nicht mehr teilnehmen kannst, denn ist er aktiv bei der Rettungsaktion beteiligt, hat das eventuell die gefürchteten Clusterkopfschmerzen oder ähnliche schmerzhafte, körperliche Beschwerden zur Folge. Die Schmerzen, die durch Brigadegeneral Nervus Trigeminus entstehen, sind mitunter als die stärksten Schmerzen bekannt. Ich kann das vielleicht so beschreiben, dass wenn wir Probleme haben, die wir scheinbar nicht lösen können, dann versuchen viele von uns, diese einfach wegzubeißen. Dieses Zubeißen verursacht ein Knirschen und Quietschen, so dass ein Gartentor vor Neid erblassen würde. Besonders nachts sind wir voll bei der Sache. Wenn das eine Weile so geht, machen wir nichts anderes als Bodybuilding. Alle Muskeln am Kopf werden stark vergrößert, selbst die Zunge. Diese vergrößerten Muskeln brauchen mehr Platz, dadurch verschiebt sich alles. Erkennen kann man es sehr gut, wenn wir ein leicht ausgeprägtes Doppelkinn haben. Schaut euch mal bei euren Mitmenschen um, dann werdet ihr erschreckt sein, wie viele Menschen darunter leiden. Oft wachen wir schon mit Kopf- und Nackenschmerzen auf und fühlen uns wie gerädert. Haben wir irgendwann genug von den Schmerzen, führt der Weg zum Arzt, jetzt erwarten wir, dass dieser uns umgehend und augenblicklich von unseren Leiden befreit. Ein Tablettchen und gut ist! So funktioniert das aber nicht! Er kann doch nicht deine Probleme wegzaubern, die muss jeder für sich selbst lösen. Ich denke, ein Psychologe wäre in so einem Fall besser zu Diensten. Dieser kann dir aber auch nur einen Weg zeigen, gehen musst du ihn alleine. Kurz gesagt, wenn du aufwachst und dir tut Nacken, Rücken oder der Kopf weh, weißt du jetzt ganz genau, dass General Amy wieder einmal zum Angriff geblasen hat.

    Brigadegeneral Nervus Trigeminus hat viele Aufgaben zu erfüllen. Wenn dir jemand liebevoll über die Wange streicht, dann ist das ein schönes Gefühl und wir empfinden das als angenehm, ja das ist er auch. Eine seiner wichtigsten Aufgaben ist die Kommunikation zwischen den Menschen. Dabei steht er in enger Zusammenarbeit mit einem weiteren Mitglied des Generalstabes. Sie gestatten?

    Brigadegeneral „Nervus Facialis"

    Brigadegeneral Nervus Facialis ist ein sehr wichtiges Mitglied des Generalstabes. Er hat die Oberbefehlsgewalt über unsere Gesichtsmuskulatur. Er ist der siebte Hirnnerv und überzieht mit seinen Fasern weite Teile des Kopfes. Diese Fasern sind zuständig für das Sensible, die Sinneswahrnehmungen, die Bewegung und die Ruhephasen. Um seine Aufgabe einmal bewusst zu erleben, stell dich vor den Spiegel und lächle mal, dann siehst du Brigadegeneral Nervus Facialis bei der Arbeit. Man könnte sagen, sein Spezialgebiet sind die Gesichtsausdrücke. Je nachdem wie wir uns im Innersten fühlen, also ob wir traurig, ärgerlich, fröhlich, nachdenklich oder ängstlich sind, wird uns Facialis diesen Zustand aufs Gesicht zaubern, damit alle Mitmenschen über mögliche drohende Gefahren oder andere Lebensumstände Bescheid wissen. Da der Mensch nichts anderes ist als ein Herdentier, sollten natürlich die anderen Mitglieder der Sippe vor drohenden Gefahren gewarnt werden. Aber wer kann schon bei einer Panikattacke noch an andere denken? Kurz gesagt, durch ihn zeigen wir anderen wie wir uns fühlen. So kann Amy sofort erkennen, wie uns unser Gegenüber gesinnt ist, ob er sich in einer akuten Gefahrensituation befindet, oder uns an den Kragen will. So kann sie, mit Hilfe ihres Brigadegeneral Nervus Facialis, blitzschnell erkennen, ob wir in Gefahr sind, damit sie augenblicklich die passende Abwehrstrategie einleiten kann, um uns zu beschützen. Ohne Amy und Facialis wäre ein Zusammenleben mit anderen Menschen viel schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich. Wegen ihm haben es Pokerspieler so schwer, ihre Gefühlsregungen unter Kontrolle zu bringen, um ein perfektes Pokergesicht aufzusetzen.

    Je mehr wir in unserem Leben auf Gefahren vorbereitet sind und gelernt haben, wie wir uns in unangenehmen oder gefährlichen Situationen zu verhalten haben, umso weniger lassen wir uns von Facialis beeinflussen. Wenn wir wirklich Herr der Lage sind, braucht Amy nicht einzugreifen. Es liegt erst einmal in unserer Natur, auf die Gesichtszüge anderer zu achten und solidarisch das gleiche zu tun. Bei einem Lächeln ist das ja schön, aber wie sieht es aus, wenn Facialis „Panik" aufs Gesicht legt. Nur der, der nicht gelernt hat, auf Gefahren richtig zu reagieren, der wird auch in Panik verfallen. Dazu habe ich eine Geschichte, die zeigt, wie durch Besonnenheit eine Gefahr schnell gebannt wurde.

    Als mein Mann noch ein Junge war, hatte er schon sehr früh ein hohes Verantwortungsbewusstsein für sich und seine Geschwister entwickelt. Er lernte sehr früh, was fürs Leben von Bedeutung ist und beschäftigte sich oft damit, wie er handeln muss, wenn eine Gefahr droht. So lernte er, was zu tun ist, wenn es z. B. brennt. Solche Informationen schienen im wichtig und das sind sie auch. Eines Tages wollte seine kleine Schwester unbedingt eine Kerze am Nachtischchen haben. Als sie einschlief, kam sie so ungeschickt mit dem Kopfkissen an die Flamme, dass dieses gleich zu brennen begann. Gott sei dank bemerkte sie das Feuer noch rechtzeitig, bevor sie Verbrennungen davontrug. Mit ihrer Panik, die ihr deutlich ins Gesicht geschrieben war, steckte sie alle anderen Geschwister und auch die Mutter an, alle rannten in wilder Flucht aus dem Haus. Nur einer wurde nicht von der Panik erfasst und das war mein Mann. Er hatte sich so gut vorbereitet, dass er sofort wusste, was in so einem Moment zu tun ist. Er nahm eine Decke, warf sie über das Feuer und erstickte so die Flammen. Sein Gesichtsausdruck, den Facialis ihm verlieh, drückte Sicherheit und Stärke aus und dadurch wurden die anderen Familienmitglieder ruhig. Seine Amy war nicht gezwungen einzugreifen, denn Majestät war nicht unpässlich, sondern Herr der Lage und so konnte er verhindern, dass ein größerer Schaden entstand und gleichzeitig seine Familie beruhigen. Damit alle Offiziere, die unter Amys Befehl stehen, wissen, wann und wo sie ihre Arbeit aufnehmen müssen, ist ein weiteres Mitglied des Generalstabes von enormer Wichtigkeit. Sie gestatten?

    Oberst „Formatio reticularis"

    Sein Name bedeutet: Netzartige Formation. Dieses ausgedehnte Netzwerk besteht aus Neuronen. Man könnte ihn auch als Hirnschrittmacher bezeichnen. Oberst Formatio reticularis ist der Oberbefehlshaber der Leitzentrale und koordiniert den Einsatzbefehl von General Amy. Er besitzt die Macht zur Verstärkung unserer Reflexe, denn er leitet das netzartige Aktivierungssystem unseres Körpers. Folgende körperliche Aufgabenbereiche unterstehen seiner Befehlsgewalt:

    So kann Oberst Formatio reticularis den Befehl über seinen Aufgabenbereich absenden und dafür sorgen, dass die zuständigen Offiziere des Generalstabes sofort und im Bruchteil einer Sekunde aktiv werden und so schnelle Hilfe ins Krisengebiet schicken. Ich denke, es ist besser, mit einer Geschichte zu verdeutlichen, wie schnell und professionell in Gefahrensituation, Amy und ihr Generalsstab zu Diensten sind.

    Erst vor kurzen, hat mich meine Amy mit Hilfe des Oberst Formatio reticularis und Generalmajor Sympatikus aus einer ganz schön brenzligen Situation gerettet. Ich war mit meinem Mann in der Stadt unterwegs und meine Gedanken kreisten um eine Sache, die mir sehr unangenehm war. Also kurz gesagt, ich war nicht bei mir und ohne auch nur im geringsten nachzudenken, wollte ich die Strasse überqueren. Ich sah ein Auto, das von links kam, nicht. Ich wollte gerade einen Fuß auf die Strasse setzen, als ich die Beifahrertür eines Autos bemerkte. Blitzschnell schnellte mein Körper, der gerade noch im Begriff war, nach vorn zu kippen, nach hinten und ich stand sicher auf dem Gehweg. Mein Mann sah total entsetzt zu mir und meinte: „Pass doch auf! Was machst du denn? Ich war selbst ganz schön erschrocken und sagte nur: „Danke Amy. Hätte man diese Szene nachgestellt, ohne Auto, sprich ohne Gefahr, hätte ich es nie geschafft, meinen Körper, der ja schon nach vorn gebeugt war, so schnell nach hinten abzufangen. Das kann nur General Amy mit Unterstützung des Oberst Formatio reticularis.

    Also wenn wir in Gefahr sind und blitzschnell zurückzucken, könnt ihr davon ausgehen, dass Amy und Oberst „Formatio reticularis" ihren Dienst aufgenommen haben. Er ist sozusagen der Dirigent des Orchesters. Er gibt an, wann und wie die Musiker spielen müssen, damit ein vernünftiges Musikstück entsteht, genau das gleiche macht Oberst Formatio reticularis. So kann sich Amy voll und ganz darauf verlassen, dass er den Einsatz dirigiert, und so die beste Strategie, die sie befiehlt, umgehend ausführt. So kann er Majestät die schnellstmögliche Hilfe zukommen lassen. Damit unser Körper schnell reagieren kann, braucht er mehr Sauerstoff. So möchte ich euch den hier zuständigen Offizier vorstellen. Sie gestatten?

    Oberst „Parabrachialis"

    Oberst Parabrachialis hat die Befehlsgewalt über die Stimulierung der Atmung. Er sorgt dafür, dass alle Muskeln und Organe mit genügend Sauerstoff versorgt werden, wenn Amys Befehl zur Rettung kommt. Ohne ihn könnte Generalmajor Sympathikus überhaupt nicht arbeiten. Wenn wir nun nach Anstrengungen schnaufen wie ein Walross, dann wissen wir jetzt, dass Oberst Parabrachialis seinen Dienst aufgenommen hat. Neusten Forschungsergebnissen zur Folge, könnte man ihn auch als „Thermostat" im Kopf bezeichnen. Oberst Parabrachialis hat die Aufgabe, sofort Meldung zu machen, wenn etwas mit unserer Körpertemperatur nicht stimmt. Wie das funktioniert, könnt ihr selbst einmal ausprobieren. Stellt euch in die Kälte und wartet einen Augenblick, wenn der Körper zu zittern anfängt, hat Parabrachialis die veränderten Temperaturumstände an Generalleutnant Hypothalamus weitergegeben, der seinerseits das Zittern und Bibbern einleitet, damit unser Körper Wärme produziert. Oberst Parabrachialis hat sicherlich noch viele weitere Aufgabenbereiche, doch so ganz erforscht ist er noch nicht. Kommen wir nun zu einer weiteren Persönlichkeit, die Amy gerne und oft um Hilfe bittet. Sie gestatten?

    Oberstleutnant „Nervus Vagus"!

    Oberstleutnant Nervus Vagus ist der zehnte Hirnnerv. Er ist beteiligt an der Regulierung der Tätigkeit fast aller inneren Organe. Seinen Namen verdankt er seinem großen Verbreitungsgebiet. Vagus, bedeutet „umherschweifend, also wörtlich übersetzt heißt er der „umherschweifende Nerv. Sein Aufgabengebiet ist die bewegliche Steuerung des Kehlkopfes, des Rachens und der oberen Speiseröhre. Durch ihn haben wir ein Geschmacksempfinden vom Zungengrund. Er ist sehr wichtig, denn er schützt unseren Rachenraum, den Kehlkopf und einen Teil des äußeren Gehörgangs, indem er uns auf Berührung empfindlich macht. So können wir schnell auf Fremdkörper reagieren,

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