Malewitsch
By Gerry Souter
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Diese neue Publikation präsentiert die brillanten Arbeiten Malewitschs, dieses höchst originellen Künstlers, der sich erst im Alter von 27 Jahren wirklich ernsthaft der Malerei zuwandte und sich das Zeichnen aus bloßer Neugier und reiner Freude am Lernen aneignete. Gerry Souter macht uns einmal mehr mit den Werken eines brillanten Künstlers sowie einer neuen Sichtweise der Persönlichkeit des Künstlers vertraut.
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Book preview
Malewitsch - Gerry Souter
Anmerkungen
Selbstbildnis, 1910-1911.
Gouache auf Karton, 27 x 26,8 cm.
Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau.
Einleitung
Aus dem Orchester der osteuropäischen Kunst ertönte 1915 ganz plötzlich ein schriller Missklang, der die Aufmerksamkeit des künstlerischen Establishments weckte. Der schrille Ton kam von einem Künstler, der zunächst figürlich gemalt und sich anschließend auch als Kubist und als Futurist versucht hatte. Es war Kasimir Sewerinowitsch Malewitsch, Sohn eines ukrainischen, in der Zuckerrübenindustrie tätigen Angestellten. Dieser junge Maler entsprang dem Chaos des russischen Realismus und Futurismus als ein voll ausgereifter, ungegenständlicher Suprematist mit einer ganz eigenen, stark verschlüsselten und scheinbar undurchdringlichen visuellen Sprache. Kein Zweifel, da war etwas Besonderes, etwas Geniales, es musste entweder ein massiver Intellekt hinter diesen Bildern stecken oder ein schwer fassliches, fragiles, durch Osmose entstandenes Talent.
Malewitsch war ein Spätentwickler, bei dem sich viele Einflüsse über Jahre hinweg angestaut hatten, ohne dass eine geradlinige, kontinuierliche Entwicklung bemerkbar gewesen wäre. Künstler aller Zeiten haben sich bei ihrer Suche nach geistiger Orientierung in philosophische Werke vertieft und dann anhand der vielfältigen gewonnenen Eindrücke und Einsichten schließlich ihren individuellen Stil gefunden. Auch Kasimir Malewitsch tat dies. In seinem Fall ist es jedoch das Kometenhafte seines Aufstiegs an die Spitze der Welt der Kunst, das ihn von anderen unterscheidet. Bei ihm gab es keine allmähliche Evolution, er schlug ein wie ein Meteorit.
Während die abstrakten neuen Strömungen wie Dadaismus, Surrealismus, Futurismus, Kubismus und Expressionismus zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Westeuropa und den USA zur Blüte gelangten, entstand der Suprematismus in dem brodelnden geopolitischen Hexenkessel Russlands und des Ostens. Diese Form der gegenstandslosen Malerei war das Produkt eines großen, von den aufstrebenden besitzlosen Klassen angeführten Kampfes, der Gleichgesinnte in Ost und West zu Verbündeten machte, die über Jahrhunderte von Kaisern und Zaren unterjocht und ausgebeutet worden waren. Der Suprematismus war in einem solchen Maß revolutionär, dass er mit der Zeit in eine Gegenrevolution umschlagen musste. Denn unter der unbarmherzigen Ideologie Lenins und der eisernen Faust Stalins gab es nur Platz für eine Revolution. Jegliche von den verbindlichen Vorgaben der kommunistischen Parteilinie abweichende Ausdrucksform wurde damit notwendigerweise als antipatriotisch und volksfeindlich verschrien und verfolgt. So konnte das Kunstestablishment der westlichen Welt nur tatenlos zusehen, wie die Suprematisten nach und nach lautlos ihren Abschied nahmen.
Genau so schnell, wie er die gegenstandsfreie Malerei für sich entdeckt hatte, so schnell wandte sich Malewitsch auch wieder von ihr ab. Er übernahm Lehrtätigkeiten an einer Reihe staatlicher, teilweise neu gegründeter russischer Akademien und verschrieb sich dem Aufbau neuer Strukturen in Kunst und Kultur des jungen sowjetischen Staats. Doch ab 1921 drehte sich der Wind. Die kommunistische Bürokratie stellte sich gegen den Suprematismus als einer bürgerlichen Kunstrichtung und schloss das Institut, dem Malewitsch vorstand. In der Gewissheit der ständigen Überwachung durch Stalins Geheimpolizei OGPU beschloss Malewitsch, den spätimpressionistischen Malstil seiner Anfangsjahre wieder aufzunehmen und seine neuen, nun wieder gegenständlichen Werke auf die Zeit vor 1910 zurückzudatieren. Vermutlich war dieser Schritt zurück zum Gegenständlichen eine Überlebenstaktik oder eine Folge der Resignation, jedenfalls war er ein gezeichneter Mann. Er konnte sein Werk vor der gigantischen Maschine des patriotischen Sozialistischen Realismus der KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) nicht verstecken, die Kunst nur in dem Maß zuließ, als sie den Zielen der kommunistischen Doktrin diente. Malewitsch erlag 1935 einer Krebserkrankung und starb in völliger Vergessenheit, während die Welt von der Krise der großen Depression unaufhaltsam auf einen erneuten Krieg zusteuerte.
Glücklicherweise haben etliche von Malewitschs Werken die Jahrzehnte der Anfeindung und der Repressalien überstanden. So kann eine neue Generation versuchen, seine Bilder aus ihrer eigenen Sicht und vor dem historischen und politischen Hintergrund zu interpretieren. Während der Suprematismus von vielen als eine bloße Fußnote in der Geschichte der Kunst abgetan wird, kommt Kasimir Malewitsch auf jeden Fall ein Platz unter den großen Namen der Malerei zu. Mit seinem plötzlichen Erscheinen auf der Bühne der abstrakten Kunst verdient er es durchaus, neben Paul Klee, Clyfford Still, Juan Miro, Jackson Pollock, Yves Tanguy, Wassili Kandinski, Piet Mondrian und László Moholy-Nagy genannt zu werden. Ihm ging es darum, das nicht Ausdrückbare auszudrücken und innere Synapsen auf völlig neue Weise zu verknüpfen, um so Momente gemeinsamer Erkenntnisse und Bewusstseinszustände zu erzeugen. Er reduzierte sein inneres Erleben auf ein visuelles Destillat auf dem Fundament einer Reihe philosophischer Konstrukte, die er mit religiöser Inbrunst verinnerlicht hatte.
Wie bei den anderen großen abstrakten Malern überfällt uns auch bei Malewitsch die unwiderstehliche Neugier, den Schleier zu lüften und zu entdecken, was diesen Künstler antrieb. Leben und Wirken von Kasimir Malewitsch erzeugten eine Welle von ungeheurer Dynamik im ruhig dahinplätschernden Fluss der Kunstgeschichte. Seinem Beitrag zur nicht gegenständlichen Kunst gingen zahlreiche evolutionäre Werke voraus, die dem Spätimpressionismus, dem Fauvismus, dem Kubismus und dem Futurismus zuzurechnen sind. In ihnen offenbart sich seine Suche nach einer ganz persönlichen Weltschau. Gefolgt wurden sie von einer ebenso bedeutsamen Reihe von figürlichen Bildern, Ausdruck einer sich aufbäumenden Vitalität unter dem Joch der Repression. Und auch wenn die daraus entstehende Flutwelle des Suprematismus sich allmählich wieder legte und höchstens ein bisschen Schaum auf der Wasseroberfläche zurückließ, so erzeugte sie doch die Neugierde, zahlreiche philosophische Konzepte unter die Lupe zu nehmen und neu zu deuten. Was immer man auch von Malewitsch halten mag, er hatte den Mut und das Durchhaltevermögen, sein künstlerisches Wirken in einem Klima fortzuführen, das Neuerungen und radikalen Ideen äußerst feindselig gegenüberstand.
Heute haben wir ein besseres Verständnis für Kasimir Malewitsch, einen Gefangenen seiner Zeit und des damaligen politischen Milieus. Die Undurchdringlichkeit und das Geheimnis seiner persönlichen Philosophie haben zu einer Fülle von durchaus unterschiedlichen, wenn auch gleichermaßen gültigen Interpretationen geführt. Doch in einem sind sich alle seine Interpreten einig: Malewitsch war ein Genie, dem unsere Bewunderung und unser Respekt gebührt.
Ein Künstler, der schöpferisch tätig ist statt nachahmt, drückt sich selbst aus. Seine Werke sind nicht Spiegelbilder der Natur, sondern neue Tatsächlichkeiten, die nicht weniger bedeutsam sind als die Tatsächlichkeiten der Natur selbst.
Kasimir Malewitsch, Die Gegenstandslose Welt.
Besinnung
Es zieht der Strom unendlich sich
Hinab zum blauen Meer;
Vergebens wandert der Kosak,
Dem Glücke hinterher.
Kommt er an am fernen Strand;
Rauscht des Meeres Gischt.
Es leidet des Kosaken Herz,
Doch seine Seele spricht:
"Wohin, du ungebet’ner Gast?
Was ließest du daheim
Den Vater und die Mutter dein,
Dazu ein Mägdelein?
Menschen leben im fremden Land
in anderer Manier.
Niemand reicht dir seine Hand,
Keiner red’t mit dir."
Der Kosak ruht am fernen Strand;
Vor einem aufgewühlten Meer.
Er ist dem Glücke nachgerannt -
Nun ist’s in Leid verkehrt.
Am Himmel fliegt der Kranichzug,
In die alte Heimat fort.
Nun wein’, Kosak! – Dein Weg verwuchs,
Mit Disteln und mit Dorn ...
Taras Schewtschenko
St. Petersburg, 1838
I Jugend in den Steppen
Stadt, um 1908. Gouache, Tusche und
auf Karton geklebtes Papier, 17,5 x 17 cm.
Staatliches Kunstmuseum A.N. Radiscev, Saratow.
Er ging neben dem Wagen in beinahe kniehohen Stiefeln, ein kräftiger Junge mit dunkler Gesichtsfarbe unter einem Schopf dunkelbraunen Haares. Von seiner erdfarbenen Kleidung stach nur die rote, von seiner Mutter kunstvoll bestickte Weste heraus. Wenn er mit Vater und Mutter unterwegs war, sollte die Familie nicht wie Feldarbeiter aussehen, sondern wie Leute eines höheren Stands, schließlich bestritt der Vater seinen Lebensunterhalt nicht im Schweiße seines Angesichts, sondern mit seinen geistigen Fähigkeiten. Als Angestellter und Leiter der chemischen Qualitätskontrolle reiste er mit seiner Familie von einer Zuckerraffinerie zur nächsten. Sie führten alle zusammen in ihrem Wagen ein unstetes Nomadenleben: die Mutter, Liudvika, der Vater Sewerin Malewitsch sowie Kasimir und seine Geschwister. So lauteten ihre Namen in ukrainischer Sprache. Sie waren Nachkömmlinge polnischer Flüchtlinge, die sich nach der Unterdrückung des polnischen Aufstands im Jahr 1862 durch die Russen unter Zar Alexander II. über die ukrainische Grenze in Sicherheit gebracht hatten. Die polnische Aussprache ihrer Namen war feiner, weicher – Sewerin und Ludwika Malewicz und Kazimierz.
Von klein auf war Kasimirs Zuhause das Haus seiner Tante und Patin, Maria Orzechchowska, Kostiolna Straße Nr. 13 im Bezirk Schitomir der Provinz Wolin. Sein Geburtstag wurde am 11. Februar 1878 gefeiert, die Taufe fand in der römisch-katholischen Pfarrkirche von Kiew statt. Er war der Älteste der 14 Kinder, von denen neun das Erwachsenenalter erreichten. Sie entstammten einer geachteten und gebildeten Familie der vorrevolutionären polnischen Aristokratie. Aus den Unterlagen der katholischen Kathedrale von Kiew und den verstaubten Archiven des Bezirks Schitomir geht hervor, dass Kasimirs Genealogie voller prunkvoller Wappen war und der Familie der Malewicz, die der Schlachta, also der polnischen Adelsklasse, angehörte, vom König zahlreiche Auszeichnungen verliehen worden waren.
In den Venen des Jungen, der sich am Wagen festhielt, flossen das Blut und die Gene seines Urgroßvaters Iwan, eines Artilleriehauptmanns, und seiner zwei Vettern, eines Gemeindepfarrers und eines Kanons, die beide die Tradition des geistlichen Berufs weiterführten. Der Malewicz-Clan bildete ein solides Kernstück der polnischen Bourgeoisie, deren Leben bis ins 19. Jahrhundert auf der einen Seite durch das Militär, auf der anderen durch die Religion sehr streng reglementiert war. Doch die Angehörigen dieser folgsamen und konservativen Bürokratie waren über die russisch-polnische Grenze ins ukrainische Exil geflohen. Sewerin Malewitsch arbeitete für die Besitzer von Zuckerrübenfabriken.
„Die Umstände meiner Kindheit, schrieb Kasimir später, „waren folgende: Mein Vater arbeitete in den Zuckerraffinerien, meist tief im Hinterland, in großer Entfernung zu den kleineren und größeren Städten. Es gab dort riesige Zuckerrübenplantagen. Auf diesen Plantagen wurden viele Arbeiter gebraucht, meist Bauern. Während die Bauern – Erwachsene und Kinder – den ganzen Sommer und Herbst über in den Pflanzungen arbeiteten, schaute ich, der zukünftige Maler, auf die Felder und auf die farbenprächtigen Bauern, die Unkraut jäteten und die Beten aus der Erde zogen. Kolonnen von bunt gekleideten Mädchen gingen im Gänsemarsch über die Felder. Es war ein Kampf. Die Truppen in ihren farbigen Gewändern kämpften gegen das Unkraut und sorgten dafür, dass die Zuckerrüben nicht von den schädlichen Gewächsen erstickt wurden. Ich liebte es, morgens auf diese Felder zu sehen, wenn die Sonne noch tief am Himmel stand und die Lerchen gen Himmel stoben. [...] Die Zuckerrüben-Plantagen schienen ins Endlose zu reichen, mit dem entfernten Horizont zu verschmelzen und die Dörfer mit ihren grünen Händen zu umfassen. So verbrachte ich meine Kindheit in diesen vielen Dörfern an schönen Orten, die sich wie ein Puzzle zu einer wunderbaren Landschaft fügten.
Doch seine Erinnerungen werden grau und bleiern, wenn er von seinem Leben in den Fabrikstädten berichtete, in denen die Menschen ihren kargen Lebensunterhalt mit Schichtarbeit verdienten.
„Ein anderes Umfeld – die Fabrik – kam mir vor wie eine Art Festung, in der die Menschen sich unter der unbarmherzigen Kontrolle einer schrillen Sirene Tag und Nacht abrackern mussten. Diese Menschen waren auf Zeit an eine Zentrifuge oder eine andere Maschine gefesselt: zwölf Stunden in Dampf, Schmutz und Gestank. Ich sehe noch immer meinen Vater vor mir, an einem riesigen, wundersamen Apparat. Es war eine schöne Maschine mit vielen verschiedenen Mechanismen, Glasteilen und kleinen Sichtfenstern, durch die man im Innern die Melasse kochen sehen und die Kristallisation des Zuckers kontrollieren konnte. Neben jedem Fenster waren mehrere kleine, glänzende Hähne angebracht sowie auch ein Thermometer, und auf dem Tisch standen Testgläser, mit deren Hilfe der Kristallisierungsgrad des Zuckers gemessen wurde. Stundenlang stand er da, drehte die Hähne auf und zu und guckte durch die Fenster. Von Zeit zu Zeit entnahm er eine Probe zuckriger Flüssigkeit und hielt dann das Glas aufmerksam gegen das Licht, um die Größe der Kristalle zu prüfen.
Jede Bewegung der Maschinen wurde von den Arbeitern aufmerksam beobachtet, wie die Bewegungen eines Raubtiers. Gleichzeitig mussten sie aber auch auf sich selbst und ihre eigenen Bewegungen achten. Denn jede falsche Bewegung konnte den Tod oder eine Verstümmelung bedeuten. Als kleiner Junge waren diese Maschinen für mich immer wilde Tiere mit Reißzähnen Mir erschienen sie wie böse, grausame Tiere, unablässig auf der Lauer, einen Menschen mit einem Prankenhieb niederzuschmettern, ihre Sklavenhalter zu verwunden. Ich war sehr beeindruckt von den Bewegungen und Mechanismen der Riemen und der riesigen Schwungräder. Manche Maschinen waren durch Metallstäbe eingezäunt, sie glichen Hunden in einem Zwinger. Die anderen, weniger gefährlichen Maschinen, hatten keine solchen Käfige." [1]
Gebärende Frau, 1908.
Gouache auf Karton, 24 x 25 cm.
Sammlung Costakis, Athen.
Selbstporträt (Studie für ein Fresko), 1907.
Tempera auf Karton, 69,3 x 70 cm.
Russisches Museum, St. Petersburg.
Kasimirs Welt war unterteilt in diese zwei sehr unterschiedlichen Milieus: das der Sklaven in den Fabriken und das der Landbewohner. Die Fabrikarbeiter lebten auf dem Fabrikgelände oder, wenn sie Familie hatten, in der näheren Umgebung in fabrikeigenen Häusern oder sie waren in Baracken untergebracht. Sie arbeiteten in Schichten, um sicherzustellen, dass die Maschinen in der Erntezeit rund um die Uhr bedient wurden und der Raffinerieprozess ununterbrochen lief. Die Arbeiter waren eine graue Gesellschaft, gesichtslose Handlanger und Technokraten wie sein Vater, die durch dieselbe heulende Sirene zu ihrer Schicht gerufen wurden, die sie auch aus dem Trancezustand ihrer Arbeit zu ihren Mahlzeiten und ihren Schlafstätten rief. In den Korridoren der Fabrikanlagen gesellte sich zu dem Geruch von Öl, heißem Schmierfett, Schweiß und kochenden Rüben der penetrante Geruch von Sauerkraut, Kohlsuppe und mit Rindsfett vermischter Hafergrütze.
Der widerwärtige säuerliche Geruch der Kohlsuppe verbreitete sich überall in die Baracken, ja sogar auf die Straße hinaus. Er drang aus den kleinen Mietshäusern der technischen Angestellten und aus den Männerbaracken, wo er sich mit dem Geruch ungewaschener Leintücher, schweißnasser Hemden und der Gemeinschaftsklos vermengte.
Kasimir fühlte sich unwohl in dieser Welt der Fabrikarbeiter. Wie viel besser hatten es doch die Landarbeiter: Sie konnten die ganze Nacht ungestört schlafen, in der Morgenfrühe gingen sie auf die Felder, von morgens bis abends hatten sie den freien Himmel und die Sonne über sich. Sie kauten ihre Speckschwarten (salo), aßen Knoblauch und ukrainischen Borschtsch aus frischen roten Rüben und eine kalte, botvinia genannte Gemüsesuppe aus Fisch, Bohnen, Rüben und Kartoffeln. Daneben gab es saure Sahne mit knish und Zwiebeln, palyanitsa – ein flaches Gebäck – und mamalyga – eine Art Mais (Polenta) mit Milch oder Butter und kalte Buttermilch mit Kartoffeln.
„Ich suchte mir meine Freunde mit Vorliebe unter den Bauernkindern, weil sie frei waren und auf dem Feld, den Wiesen und in den Wäldern lebten, in der Gesellschaft von Pferden, Schafen und Schweinen. Ich habe die Bauernjungen immer beneidet, die, wie mir schien, inmitten der Natur in