Mythor 171: Geburt einer Legende
By W. K. Giesa
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Damit beginnt Mythor in bekannter Manier zu handeln. Inseln des Lichts zu gründen und die Welt vor einer erneuten Invasion durch die Horden Xatans zu schützen ist sein erklärtes Ziel. Und sein kluges Vorgehen führt denn auch zu einem Zusammenschluss der Clans des Drachenlands und zu einem Sieg über die Invasionsstreitkräfte Xatans.
Kurz darauf macht sich Mythor auf die Suche nach Coerl O'Marn, dem alten Freund und Mitkämpfer. Er folgt dabei der Spur der Albträume. Amazonen von Vanga, die Gorgan erkunden, retten unseren Helden aus höchster Not und geben ihm Gelegenheit, das Land Ameristan zu erreichen, wo Licht und Finsternis ebenfalls im Widerstreit liegen.
Der Kampf mit dem "Hüter des magischen Schatzes" führt schließlich dazu, dass Mythor den Helm der Gerechten wieder in seinen Besitz bringen kann - und als Träger dieses Helms erlebt der Gorganer die GEBURT EINER LEGENDE ...
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Book preview
Mythor 171 - W. K. Giesa
Nr. 171
Geburt einer Legende
von W. K. Giesa
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Als Mythor in der durch ALLUMEDDON veränderten Welt zu sich kommt, ist er sich seines Auftrags nicht bewusst, denn man hat ihn seiner Erinnerungen beraubt. Erst bei der Begegnung in der Drachengruft wird Mythor dieses klar, und schließlich sorgt das Duell mit Mythors anderem Ich dafür, dass unser Held in seiner Ganzheit wieder ersteht.
Damit beginnt Mythor in bekannter Manier zu handeln. Inseln des Lichts zu gründen und die Welt vor einer erneuten Invasion durch die Horden Xatans zu schützen ist sein erklärtes Ziel. Und sein kluges Vorgehen führt denn auch zu einem Zusammenschluss der Clans des Drachenlands und zu einem Sieg über die Invasionsstreitkräfte Xatans.
Kurz darauf macht sich Mythor auf die Suche nach Coerl O'Marn, dem alten Freund und Mitkämpfer. Er folgt dabei der Spur der Albträume. Amazonen von Vanga, die Gorgan erkunden, retten unseren Helden aus höchster Not und geben ihm Gelegenheit, das Land Ameristan zu erreichen, wo Licht und Finsternis ebenfalls im Widerstreit liegen.
Der Kampf mit dem »Hüter des magischen Schatzes« führt schließlich dazu, dass Mythor den Helm der Gerechten wieder in seinen Besitz bringen kann – und als Träger dieses Helms erlebt der Gorganer die GEBURT EINER LEGENDE ...
Die Hauptpersonen des Romans
Mythor – Ein Mann in einem anderen Leben.
Kodor – Erster Sohn des Kometen.
Esander – Kodors Lehrmeister, ein Königstroll.
Zakriit – Ein gefallener Eyta.
Kerwayn – Heerführer der Lichtwelt.
Alaythea und Vrithea – Zwei Kometenfeen.
Prolog
Jetzt
Mythor kehrt aus der Bewusstlosigkeit ins Leben zurück. Schmerz durchrast seinen Körper. Der Aufprall war hart. Der Yarl ist schon längst zu weit weg, als dass Mythor ihn erreichen könnte.
Der verstörte Yarl, der alles niederwalzt, was ihm in den Weg kommt. Der Yarl, der irgendwann einmal ermüdet zusammenbrechen wird – aber das kann Tage, vielleicht Wochen dauern. Niemand weiß besser als Mythor, der in einer Nomadenstadt mit Yarls aufwuchs, wie ausdauernd diese riesigen Wesen sein können.
Mythor umklammert den Helm der Gerechten. Er hat ihn Ruethan abringen können, bevor er vom Yarl stürzte, er und der Mink Jourg. Wo ist Jourg?
Da sieht er ihn. Der Mink, dieser zwei Fuß große blaue Kobold, entfernt sich von Mythor. »Jourg«, ruft Mythor ihn an. »Warte!«
Aber Jourg reagiert nicht auf den Anruf. Stur setzt er seinen Weg fort. Mythor ist alarmiert. Was hat dieses Verhalten des Minks zu bedeuten? Steht er unter einem fremden Einfluss?
Mythor ignoriert seine Schmerzen, setzt Jourg in weiten Sprüngen nach, dabei den Helm der Gerechten weiterhin festhaltend. Er packt den Kleinen, reißt ihn herum. Jourg zeigt ihm die Zähne, faucht ihn wütend an. Aber seine Augen sind leer.
Erschreckt lässt Mythor ihn los. Sofort setzt Jourg seinen Weg wieder fort.
Und jetzt sieht Mythor auch, was Jourgs Ziel ist. In einem Winkel des Pferchs, in dem sie sich befinden, drängen sich gut hundert dieser Kobolde zusammen. Sie sind alle stumm, hocken da, dicht an dicht gepresst, bewegungslos. Meditieren sie? Vollziehen sie ein magisches Ritual? Mythor weiß es nicht. Aber er weiß, dass Jourg sich diesem Ritual anschließen wird. Etwas Unbegreifliches zwingt ihn dazu.
Mythor sieht sich weiter um.
Rings um diesen Mink-Pferch ragen gewaltige Langsteine auf, wie er sie aus dem Norden Gorgans kennt. Er geht darauf zu. Aber dann, als er zwischen ihnen hindurchreiten will, ist er dazu nicht in der Lage. Magie hindert ihn daran, den Pferch zu verlassen. Die Steine sind aufgeladen.
Sie knistern drohend, als er einen davon mit der Hand zu berühren versucht. Etwas Unsichtbares leistet seiner Hand Widerstand. Er kann den Langstein nicht anfassen. Und das Unsichtbare wird stärker, schiebt ihn zurück.
Hereingekommen in den Pferch ist er durch den Yarl, aber hinaus kommt er nicht. Also arbeitet die magische Sperre nur in einer Richtung. Mythor schaut wieder zu den Minken hinüber. Er kann Jourg nicht mehr erkennen. Der kleine Freund ist zwischen seinen Artgenossen untergetaucht.
»Was bedeutet das?«, keucht Mythor. Etwas, das er nicht deuten kann, greift jetzt auch nach ihm, flüstert unverständlich. Ein Zwang, ein Sog ... er soll sich den Minken anschließen?
Immer stärker wird der Zwang. Dass er erst jetzt auf Mythor wirkt, mag daran liegen, dass er bei weitem größer und massiger ist als die kleinen Kobolde. Aber irgendwann wird auch Mythor der unheimlichen Magie erliegen, wenn er nicht rechtzeitig hier verschwindet.
Aber er kann nicht fliehen.
Seine Hand umklammert noch immer das hintere Horn des Helms, den er Ruethan abnehmen konnte. Der Schatz des Zoon ... Fast lacht er bitter auf. Er betrachtet den Helm. Er ist ihm von einst, als er die Waffen des Lichtboten suchte und sich erwarb, noch wohlbekannt. Ein leichtes und luftiges Gebilde aus einem dünnen biegsamen Material, das sich beim Tragen wie Leder um den Kopf schmiegt. Der Schädelteil besteht aus einem offenen Netzwerk bronzefarbener Bänder. Zwei seitliche kurze Hörner und ein hinteres Horn bilden die Erhebungen des Helmes. Die Hörner bestehen wohl aus Elfenbein. Die Stirnkappe zieht sich als Dreieck in das Gesicht und schützt die Nasenwurzel. Im Zentrum trägt sie einen blauen Edelstein. Der Rest des Helmes ist ebenfalls mit blauen und auch roten Steinen besetzt, die im Sonnenlicht funkeln. Die Teile des Helms, die nicht Bänder sind, schimmern goldfarben.
Äußerlich hat sich nichts an dem Helm verändert, trotz der langen Zeit. Zoons Kraft bewirkte nichts. Mythor nimmt an, dass auch die Kraft des Lichtboten unverändert geblieben ist, die den Helm durchzieht. Ein Gedanke durchzuckt Mythor: Vielleicht schützt ihn der Helm nicht nur in der Schlacht vor Schwerthieben – sondern auch vor magischen Kräften?
Entschlossen stülpt Mythor sich den Helm über den Kopf.
Und schlagartig wird alles anders!
*
Alles wird schwarz. Mythor glaubt, in einen Abgrund zu stürzen, der ihn verschlingen will. Der Helm!, durchzuckt es ihn. Trägt der Helm seinen Geist mit sich fort, reißt ihn aus dem Körper fort? Hat Zoon den Helm doch verändern können? Mythor will schreien und kann es nicht. Gesichter tauchen in der Schwärze vor ihm auf. Und diese Gesichter werden deutlicher, rasen auf ihn zu, weichen wieder zurück und verschwimmen. Er sieht Gestalten, die die Arme nach ihm recken, fühlt, wie fremde Gedanken seinen Geist berühren.
Zoons Opfer? Zoon – oder Cherzoon – hatte im Lauf seines Bestehens so viele Menschen und Nichtmenschen dämonisiert, dass die auf ihn übergegangenen Anteile der Opfer ihn ständig dazu zwangen, seine Gestalt zu wechseln und die seiner Opfer anzunehmen. Ist es hier ähnlich?
Haben die früheren Helmträger ihre geistigen Abdrücke hinterlassen?
Mythor wird ruhiger, als er es begreift. Namen gleiten an seinem Geist vorbei, er sieht Männer, aber entdeckt er nicht auch Frauen unter ihnen?
Allmählich kommt Ruhe in den Ablauf. Mythor lernt, den Vorgang zu begreifen und in gewissem Umfang zu lenken. Aus dem Chaos wird Ordnung. Nacheinander gleiten sie an ihm vorbei, die Geister der Vergangenheit, und in jedem verbirgt sich eine ganze Lebensgeschichte. Wie viele sind es? Ein halbes Hundert?
Einer tritt letztlich in den Vordergrund, wird deutlicher als alle anderen vor ihm. Ist er der letzte in der langen Kette? Es muss so sein, denn nach ihm drängt sich keiner mehr, sich Mythor zu zeigen. Dieser, der jetzt ganz nah ist, lächelt. Er ist groß, sechs Fuß und eine Handbreit hoch, kräftig gebaut. Wie geschmiedete Bronze schimmert seine Haut, das Haar leuchtet blond, und in den fast schwarzen Augen birgt sich ein seltsamer grünlicher Schimmer, der Mythor fasziniert. Das Gesicht, die ganze Gestalt ist jung. So jung, wie Mythor selbst mit achtzehn Sommern war.
Mythor?
Das bin ich nicht!, schreit ein Rest seines Ichs, aber der andere lächelt und streckt die Hand aus. Kodor, sagen seine Gedanken. Ich bin Kodor vom Nordstern.
Ich bin Mythor!, protestiert er.
Und Mythor wird zu Kodor. Ihre Geister berühren sich, verschmelzen miteinander, und Mythor/Kodor stürzt in einen Strudel der Erinnerung.
1.
Einst
Ich zuckte zusammen. »Kodor«,