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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 121: Im Taifun
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 121: Im Taifun
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 121: Im Taifun
Ebook118 pages1 hour

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 121: Im Taifun

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Irgendwo zwischen Formosa und den Batan-Inseln schlug der Gott des Windes und der Wellen zu. Zuerst schralte der Wind und schickte seine Vorläufer aus Nordosten - pfeifende Böen, die bereits das Verhängnis ahnen ließen. Die See wurde kabbelig. Die "Isabella" begann in der See zu schwanken und zu taumeln. Das Wetter verschlechterte sich von Minute zu Minute. Es wurde zunehmend kälter. Dann heulte ein fast eisiger Wind durch die Wanten und Pardunen, wie er schneidender auch im Nordatlantik nicht hätte sein können. Die Galeone wurde geschüttelt und tauchte in immer tiefere Wogentäler. Ja, so kündete er sich an - "Taifung", der "Große Wind", wie ihn die Chinesen nannten, und die See war sein Schlachtfeld...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateJul 31, 2015
ISBN9783954394456
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 121: Im Taifun

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 121 - Roy Palmer

    10

    1.

    Carberry blieb so unvermittelt stehen, daß Ferris Tucker, der sich hinter ihm durch die Dunkelheit tastete, gegen seinen Rücken prallte und ihm beinahe auf die Hacken trat.

    Der rothaarige Schiffszimmermann stieß einen Fluch aus und zischte: „Kannst du nicht vorher Bescheid sagen, wenn du bremst?" Er verspürte den Drang, dem Profos kräftig in die Rippen zu boxen, bezwang sich aber. Schließlich brachte es ihm nichts ein, im Gegenteil, es schadete der Sache. Zweifellos würde Carberry brüllen, und wenn er brüllte, scheuchte er nicht nur die Tierwelt von Formosa auf, sondern versetzte möglicherweise auch die, die draußen auf See lauerten, in Alarmzustand.

    Carberry hatte Tuckers Protest kaum wahrgenommen.

    Er stand da und kratzte sich an seinem Rammkinn – was sich etwa so anhörte, als marschierten einige hundert große, tropische Exemplare der Waldameise durch das Dickicht, das die Männer umgab.

    Carberry murmelte: „Augenblick mal…"

    Ferris schnitt eine Grimasse. Allem Anschein nach dachte der Profos nach, aber es war nicht immer gewährleistet, daß auch etwas Gutes dabei heraussprang.

    Smoky war nun ebenfalls aufgerückt und wisperte: „He, was ist denn los da vorn? Geht’s nicht weiter?"

    „Verfranzt haben wir uns." Carberrys dumpfes Organ rief Vergleich mit dem Knurren eines stämmigen Hofhundes wach.

    „Verlaufen? flüsterte Ferris Tukker. „Verdammt, wir hätten doch einen Kompaß mitnehmen sollen – bei der Finsternis. Aber wir hätten ihn erst im Ruderhaus abmontieren müssen, und das hätte zuviel Zeit gekostet. Licht können wir auch nicht anzünden. Jeder Feuerschein ist verräterisch. Sag mal, bist du ganz sicher, Ed?

    „Ja. Meine Nase sagt’s mir, daß wir hier falsch sind. Mein Spürsinn."

    Hasard und Sun Lo, die vor ihnen schritten, waren inzwischen stehengeblieben und kehrten jetzt vorsichtig zu ihnen zurück. Sun Lo hatte vernommen, daß gesprochen wurde. Der Seewolf-übersetzte ihm verhalten ins Spanische, was Edwin Carberry da soeben von sich gegeben hatte.

    Sun Lo lächelte in der Dunkelheit.

    „Diesmal irrst du dich, Narbenmann, sagte er auf spanisch. „Dank deines Papageis hast du die Felsentreppe zum Kloster gefunden. Aber heute nacht fehlt dir der gefiederte Kamerad, und du hast nicht die ausgeprägten Instinkte eines Tieres.

    Er sprach wirklich pures Kastilisch – und die portugiesische Sprache beherrschte er auch. Carberry mit seinem grausamen auswärtigen Kauderwelsch hätte da vor Neid erblassen können.

    Im Moment war der Profos eher wütend. Er hätte dem Mönch gern seine Meinung gesagt, aber es sprach zuviel dagegen. Erstens war so etwas in einer Situation wie dieser nicht angebracht, zweitens hatte Carberry keine Lust, mühselig auf spanisch zu radebrechen. Sein geliebter Cornwall-Dialekt wäre ihm da lieber gewesen, aber den verstand Sun Lo ja bekanntlich nicht. Also schwieg der Profos.

    Ferris, Tucker, Smoky, Dan O’Flynn und Blacky drängten sich auf einer winzigen Schneise hinter Carberrys breitem Kreuz.

    „Was ist nun?" raunte Dan ungeduldig.

    Carberry ließ sich nun doch zu einer Äußerung hinreißen. „Weiter, ihr Rüsselbären. Bis wir im Busch oder Sumpf steckenbleiben."

    Mißmutig stapfte er weiter. Hasard gab zu den Einwänden seines Zuchtmeisters keinen Kommentar ab, er wußte ja, daß dies Carberrys typische Art war. An Land fühlte er sich bei weitem noch nicht so sicher wie auf See, dies war nicht sein Element. Hier roch es feucht und faulig, und die Umgebung verströmte Feindseligkeit und Tücke.

    Sun Lo, der weise alte Abt des Konfuzianer-Klosters von Formosa, führte die sechs Männer der „Isabella" unbeirrt weiter durch das Dikkicht. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Nichts schien ihn erschüttern zu können. Die dreihundert Haupt- und dreitausend Nebenregeln der Lehre, die er seinen Schülern verkündete, waren nicht nur Theorie, sondern auch angewandte Verhaltensphilosophie. Ruhe und Geduld waren Meilensteine auf dem Weg zu einem glücklichen, vollkommenen Leben. Diese und andere goldene Regeln hatte Sun Lo auch Hasard und seiner Crew auseinandergesetzt.

    Vor gut drei Stunden hatte Sun Lo sich hoch oben, auf dem Dach der großen Insel, in eine Sänfte gesetzt. Dann hatten seine Schüler ihn die zweitausend in den Gneisfelsen gehauenen Stufen hinuntergetragen, der Dämmerung entgegen. Mit seiner zahlenmäßig starken Abordnung hatte der Abt sich an Bord der „Isabella VIII." begeben, um auch Ben Brighton und die anderen Besatzungsmitglieder zu begrüßen, die er noch nicht kannte.

    Jetzt bahnte sich der alte Mann mit erstaunlicher Behendigkeit einen Weg durch die Finsternis und die schlüpfrige Feuchtigkeit des wuchernden Gesträuchs. Er selbst wollte diese Führung zu einem erfolgreichen Ende bringen und hatte es sich nicht nehmen lassen, dem Seewolf Unterstützung zu leisten. Für einen Abt war das schon recht ungewöhnlich. Aber übertriebene Förmlichkeiten, falsches Prestigeempfinden und Überheblichkeit waren dem alten Mann fremd. Hasard erinnerte sich noch, was er am Vormittag zu ihm gesagt hatte: Es gebe nur ganz wenige Dinge, die unter der Würde eines Menschen seien – Verrat und brutale Gewalt zählten dazu.

    Seinem Gemüt nach war Sun Lo rein und edel. Und niemand schien die Insel besser als er zu kennen. Nicht einmal seine Mönche, die Männer, die in der vergangenen Nacht Hasard und einige andere von der „Isabella" überfallen hatten, wußten in diesem so undurchdringlich wirkenden Dickicht besser Bescheid als er, Sun Lo.

    Die knochigen, langgliedrigen Finger teilten Blätter und Zweige, ohne einen Laut zu verursachen. Sun Los Schritte waren auf dem morastigen Untergrund nicht zu vernehmen.

    Er verharrte und bückte sich.

    „Dort, raunte er Hasard zu. „Dort liegt das Schiff. Ich habe es gewußt.

    Hasard kauerte sich neben ihn hin. Er spähte durch eine Lücke im Blättervorhang, die Sun Los Hände geschaffen hatten. Ferris, Ed, Smoky, Dan und Blacky hatten sich ebenfalls gebückt und versuchten, über die Schulter des Seewolfs hinweg etwas zu erkennen.

    Sie zählten zu seinen besten Männern. Und vor allen Dingen waren sie den ganzen Tag über mit im Tempel der Großen Vollendung dabeigewesen und hatten an dem Unterricht teilgenommen, den Sun Lo seinen Besuchern und neuen Verbündeten im Praktizieren waffenloser Kampfmethoden gegeben hatte. Das war wesentlich. Zumindest in dieser Nacht.

    Drüben, jenseits eines schmalen Uferstreifens, leuchtete über dem matt schimmernden Wasserspiegel die große Hecklaterne der Galeone.

    Ein schönes Schiff war das, wahrscheinlich ein 300-Tonner, der vor nicht allzu langer Zeit vom Stapel gelaufen war. Gut in Schuß war er, und die Armierung schien imposant zu sein. Nur einen winzigen Nachteil hatte dieser Dreimaster: Er gehörte der Gegenseite.

    Hasard hatte die Galeone wiedererkannt. Sie gehörte zu dem Verband, mit dem die Seewölfe sich nördlich von Formosa hatten schlagen müssen. Zuerst hatten Hasard und seine Männer die „Sao Fernao versenken müssen, deren Kapitän ihnen eine höllische Falle gestellt hatte. Dann, auf offener See, hatte es das Gefecht mit weiteren vier Schiffen gegeben. Das Flaggschiff, an dessen Namen sich der Seewolf jetzt erinnerte, war gesunken – die „Bartolomeu Diaz. Danach hatte das Feuer der „Isabella" eine dritte Kriegsgaleone vernichtet. Wie sie geheißen hatte, war den Seewölfen nicht bekannt.

    Zwei Galeonen waren völlig intakt geblieben, weil sie wegen zu großen Abstandes nicht in den Kampf hatten eingreifen können. Hasard hatte sie beide abgehängt, aber jetzt war das eine Schiff wieder da.

    Ihr Kapitän und ihre Mannschaft waren erschienen, um dem verhaßten Feind endlich den Garaus zu bereiten. Und sie konnten es schaffen. Noch war die „Isabella" arg angekratzt. In diesem ramponierten Zustand hielt sie. kein Gefecht durch. Die Crew war teils verletzt, teils ziemlich ausgelaugt. Erwischte der Portugiese die Seewölfe in ihrem Versteck in der Flußmündung, war es aus.

    Hasard konnte mit dem reparaturbedürftigen Schiff aber auch nicht auslaufen. Selbt wenn er sich vor dem Portugiesen davongepirscht hätte, wäre er aller Wahrscheinlichkeit nicht sehr weit gelangt.

    Da gab es nur eins. Er mußte handeln, bevor der Gegner ihn entdeckt hatte, bevor auch die zweite Galeone zur Stelle war. Er mußte diesen vergeltungssüchtigen Dons zuvorkommen.

    Jetzt.

    Nach ihrer Rückkehr an Bord der „Isabella" hatte Ben Brighton den Kutscher als Späher vorschicken wollen. Der Kutscher war schon vorher Wache an der Nordküste gegangen und hatte den Portugiesen entdeckt. Bob Grey hatte die Hiobsnachricht dann in die Berge hinaufgebracht, Bill, der Schiffsjunge, hatte den Seewolf unterrichtet.

    Sun Lo hatte zu Hasard gesagt: „Laß deinen Feldscher hier an Bord bleiben. Er ist auf einsamem Posten zu sehr gefährdet. Wir finden die Galeone auch so wieder."

    Das bewahrheitete sich jetzt, und Ed Carberry biß sich auf die Unterlippe, als er die feindliche Galeone wie

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