Die Hilfengebung des Reiters: Grundbegriffe der harmonischen Verständigung zwischen Reiter und Pferd
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Das korrekte Zusammenspiel der drei Reiterhilfen ist die Grundvoraussetzung für gutes Reiten. Dieses Buch erklärt leicht verständlich die Anwendung von Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen und zeigt, wie sie beim Reiten von Übergängen und Hufschlagfiguren eingesetzt werden. Damit sind Zirkel, Schlangenlinien, Vorhandwendung und Co. kein Problem mehr. Ein unentbehrlicher Ratgeber, den man für das tägliche Training immer wieder zur Hand nimmt.
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Book preview
Die Hilfengebung des Reiters - Clarissa L. Busch
Die Reiterhilfen
Ein korrekter Sitz, aufrecht und entspannt, unsichtbare Hilfen, und das Pferd geht in Harmonie mit der Reiterin.
Die Hilfengebung ist die Sprache zwischen Pferd und Reiter. Durch die Zeichen der Reiterhilfen können sich Pferd und Reiter verständigen. Die Verständigung ist nicht – wie man auf den ersten Blick meinen könnte – einseitig vom Reiter zum Pferd, denn das Pferd hat ebenso die Möglichkeit, die Hilfen willig anzunehmen oder sich ihnen vehement zu widersetzen und dem Reiter somit zu signalisieren, was er falsch macht. Unter Hilfengebung versteht man die unsichtbare Übereinstimmung zwischen der Einheit Reiter und Pferd. Im Idealfall sollte der Reiter lediglich an die Ausführung einer Lektion denken müssen, und prompt reagiert das Pferd in der richtigen Weise. Aber bis es so weit kommt, ist es ein langer Weg.
Vor allem müssen sowohl Reiter als auch Pferd diese Verständigungsmöglichkeit erlernen. Um die reiterliche Sprache der Hilfengebung einsetzen zu können, ist es Voraussetzung, dass Reiter und Pferd diese Sprache erlernt haben. Grundsätzlich sollte ein unerfahrener Reiter die Hilfengebung auf einem gut ausgebildeten Pferd erlernen und ein junges Pferd die Hilfengebung von einem fortgeschrittenen Reiter, da es ansonsten zu vielen Verständigungsschwierigkeiten kommt, die sich auch später noch negativ auf die Ausbildung des Reiters und des Pferdes auswirken. Oft wird davon ausgegangen, dass das Pferd korrekt gegebene Hilfen automatisch versteht und lehrbuchmäßig darauf reagiert. Dem ist aber in den meisten Fällen nicht so, denn die in den Lehrbüchern beschriebene Situation geht von einem sorgfältig ausgebildeten und hochveranlagten Pferd aus. In der Realität erfahren die meisten Pferde, die nicht im großen Sport eingesetzt werden, nur eine kurze und auch nicht immer völlig korrekte Ausbildung. Gerade Schulpferde erlernen die Hilfen oft unter verschiedenen Reitern in unterschiedlichster Weise. Das Pferd lernt hierbei, dass es nur das akzeptieren muss, was vom Reiter wirklich ernsthaft durchgesetzt wird. Undefinierte Hilfen, die nicht mit dem entsprechenden Nachdruck gegeben werden, ignoriert das Pferd einfach. Unabhängig davon sind die körperlichen Voraussetzungen der Pferde sehr unterschiedlich. Manche Lektionen oder Tempi fallen leichter, andere schwerer. Auch dies ist zu berücksichtigen bei der Einwirkung auf das Pferd. Für den Reiter bedeuten diese Voraussetzungen beim Pferd, dass er seine Hilfengebung auf den Stand des Pferdes abstimmen muss. Die Hilfen werden zwar immer in der gleichen Weise gegeben, aber ihre Intensität und Einsatzweise sind stark vom Ausbildungsstand des Pferdes abhängig.
Das Gefühl hierfür bekommt der Reiter nur in jahrelanger Erfahrung beim Reiten verschiedener Pferde. Ein noch wenig erfahrener Reiter sollte sich deshalb Tipps bei seinem Reitlehrer holen.
Die Voraussetzung für den Reiter, um seine Hilfen korrekt einsetzen zu können, ist der richtige Sitz. Nur aus einem ausbalancierten und losgelassenen Sitz können geschmeidige und bewegungsunabhängige Hilfen gegeben werden. Gerade die Balance ist extrem wichtig für die Ausführung der Hilfen.
Oberstes Gebot ist es immer, seine Balance auf dem Pferderücken zu finden. Der Reiter darf sich auf keinen Fall festhalten müssen oder sogar nur das Gefühl haben, sich festhalten zu müssen, um auf dem Pferderücken zu bleiben. Er soll sein Gewicht so ausbalancieren, dass es sich immer über dem Schwerpunkt des Pferderückens befindet. Der Reiter hält sich also nur auf dem Pferd, indem er immer genau senkrecht über der Pferdewirbelsäule sitzt.
In Wendungen muss er darauf achten, in der Mitte zu bleiben, und braucht sich nicht mit den Händen oder Beinen festklammern. Auch das Hochnehmen der Hände ist ein Zeichen für mangelnde Balance, da der Reiter hiermit versucht, sein Gleichgewicht mit den Händen auszugleichen, anstatt die Balance ausschließlich mit dem Oberkörper zu finden. Der Sitz muss so ausgeglichen sein, dass der Reiter in der Lage ist, seine Hände absolut ruhig zu halten und nur bewusst und gezielt annehmende und nachgebende Zügelhilfen zu geben. Ein Mitschlackern der Hände in der Bewegung ist auf jeden Fall zu vermeiden.
Ebenso dürfen die Reiterschenkel keinesfalls aus der Bewegung heraus an den Pferdekörper schlagen. Sie müssen kontrolliert zum Treiben eingesetzt werden. Um diese Balance zu erreichen, sollte die anfängliche Schulung des Reiters an der Longe speziell hier ausgiebig sein. Auch später kann es nicht schaden, seinen Sitz mit einer Longenstunde korrigieren zu lassen. Wichtig ist hierbei aber nicht die einmalige Korrektur, sondern die ständige Arbeit des Reiters an seinem Sitz. In der Longenstunde wird der Reiter nur auf seine Fehler hingewiesen. Ein eindeutiger Erfolg in der Verbesserung des Sitzes kann nur erfolgen, wenn der Reiter kontinuierlich eigenständig seinen Sitz überprüft und verbessert.
Die Gewichtshilfen
Longenstunden: Sicherheit für Anfänger, intensive Sitzkorrekturen für Fortgeschrittene.
Das Gewicht des Reiters ist die wichtigste, aber auch zugleich am wenigsten aktive Hilfe des Reiters. Bereits durch das aufrechte Sitzen und damit Drücken des Reitergewichts auf die Wirbelsäule des Pferdes wird das Pferd zum Vorwärtsgehen animiert. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass der Reiter senkrecht