Wortlaut 09. Gold: Der FM4-Literaturwettbewerb. Die besten Texte
By Sandra Buchgraber, Johanna Eigner, Martin Fritz and
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About this ebook
Über 900 Texte sind in der FM4-Redaktion eingelangt. Nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum sondern aus ganz Europa, und auch Einsendungen aus den USA waren dabei.
Doch nur zehn Autorinnen und Autoren, die ihre Gedanken, Ideen und Assoziationen zum Thema "gold" in eine Kurzgeschichte gefasst haben, werden für diese Anthologie ausgewählt.
Die Jury: Olga Flor (Autorin), Susanne Krause (Gewinnerin Wortlaut 08), Klaus Nüchtern (Kolumnist und stv. Chefredakteur des Falter), Tilman Rammstedt (Autor, Bachmannpreisträger 2008) und Christiane Rösinger (Musikerin und Autorin).
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Book preview
Wortlaut 09. Gold - Sandra Buchgraber
Herausgegeben von
Zita Bereuter & Markus Zachbauer
Mit einem Vorwort von
Klaus Nüchtern
WORTLAUT 09.
GOLD
Der FM4 Literaturwettbewerb.
Die besten Texte.
© LUFTSCHACHT – Wien 2009
www.luftschacht.com
Einzelrechte © jeweils bei den Autorinnen und Autoren
Herausgegeben von Zita Bereuter und Markus Zachbauer
Umschlaggrafik: Anna Dworak
Druck und Herstellung: CPI Moravia
Satz: Walter Fabian Schmid
Die Wahl der angewendeten Rechtschreibung obliegt
dem/der jeweiligen Autor/in. Layout- und Formatvorgaben
der einzelnen Texte wurden in der Regel beibehalten.
ISBN: 978-3-902373-84-7
Digitale Ausgabe realisiert in Kooperation mit SONY AUSTRIA
Inhalt
gold
- Zita Bereuter, Markus Zachbauer
Ist doch super gelaufen - Klaus Nüchtern
Goldhuhn - Martin Fritz
golden shower - Gregor Locher
Aurum metallicum ... - Cornelia Travnicek
Goldrichtig - Sandra Buchgraber
Grabgraffiti - Johanna Eigner
Harte Schnitte - Kilian Jung
Reden ist Silber - Anna-Elisabeth Mayer
Living and Sterbing and nothing much in between - Stefan Sonntagbauer
Glänzende Aussichten - Isabella Straub
Kavkas Butterbrote - Anna Weidenholzer
Bildnachweise
„gold"
Sie könne „eine gewisse FM4-Wortlaut-Obsession nicht mehr abstreiten", schreibt eine der Gewinnerinnen, Cornelia Travnicek, in ihrer Biographie. Eine Obsession, die sie seit mehreren Jahren ausgezeichnete Kurzgeschichten für Wortlaut verfassen lässt. Eine Obsession, die wir weniger als Zwang denn als intensiv betriebene Leidenschaft verstehen wollen und die damit unsere Vorstellungen von Wortlaut bestens erfüllt.
Wir wissen, dass viele unserer Hörerinnen und Hörer gerne und auch gut schreiben. Damit deren Texte nicht in irgendwelchen Schreibtischläden, Tagebüchern oder Festplatten einsam verloren gehen, wollen wir sie einer interessierten Öffentlichkeit näherbringen. Also haben wir 2002 erstmals zu Wortlaut, dem FM4 Literaturwettbewerb, eingeladen. Gefragt sind seither jährlich Kurzgeschichten zu einem vorgegebenen Thema. 2009 war das „gold".
Gleich vorweg: es ist nicht alles gold
, was glänzt. Und umgekehrt muss nicht alles glänzen, was mit „gold" zu tun hat.
Ob in Shanghai, im Waldviertel oder in einer runtergekommenen Westernstadt – manchmal sind Entscheidungen goldrichtig, manchmal bestimmen Zweifel die Handlung, manchmal scheint es nur einen Ausweg zu geben. Hier macht man sich Gedanken, warum Eier besser Goldhuhn als Goldhendl heißen sollen, dort hinterfragt die „Bügel-Schlampe ihr Verhalten. In anderen Geschichten kommt Liebe vor, ist aber meist un-glücklich – sei es in den besten Freund oder in eine verkrachte Schauspielerin. Und immer wieder Konfrontationen mit dem Tod – der Bruder stirbt an Krebs, der Großvater erhängt sich. Beliebter Handlungsort scheint der Friedhof zu sein – sei es, um dort Tomaten zu pflanzen oder Grabsteine zu vergolden. Und dann hätten wir noch einen „golden shower
und einen Pornodreh im Angebot.
Soviel zu den ausgewählten Kurzgeschichten. Würden wir auch nur stichwortartig die restlichen rund 900 Texte erfassen wollen, die in diesem Jahr einlangten, würde dies den vorgesehenen Rahmen für dieses Vorwort mehr als sprengen.
Stattdessen möchten wir uns bei allen Autorinnen und Autoren für ihre Einsendungen recht herzlich bedanken, ebenso bei der Vorjury (FM4 RedakteurInnen Martina Bauer, Claudia Czesch, Elisabeth Gollackner, Andreas Gstettner, Johanna Jaufer, Mari Lang, Maria Motter, Martin Pieper, Pia Reiser, Markus Zachbauer sowie Jürgen Lagger vom Luftschacht Verlag), die nach stundenlangem Lesen und vielen Diskussionen zwanzig Texte an die Hauptjury weiterreichte.
Diese, bestehend aus Olga Flor (Autorin), Susanne Krause (Gewinnerin Wortlaut 2008), Klaus Nüchtern (Kolumnist, stv. Chefredakteur „Falter"), Tilman Rammstedt (Autor, Bachmannpreisträger 2008) und Christiane Rösinger (Musikerin, Autorin), hat sich nach einer strengen Jurysitzung auf die nun vorliegenden zehn Texte geeinigt.
Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Hauptjury und letztlich auch an Sie als Leserinnen und Leser. Sie schließen mit Ihrem Interesse den Kreis von Wortlaut.
Lang lebe die „gewisse FM4-Wortlaut-Obsession".
Zita Bereuter, Markus Zachbauer
September 2009
Ist doch super gelaufen
Jurys sind besser als ihr Ruf. Und selbst wenn sie sich irren – und wie sollten sie nicht?! – sind sie immer noch besser als jene, die es dann im Nachhinein immer schon besser gewusst haben und sich billig darüber ereifern, dass der berühmte Dichter Soundso vor 25 Jahren den renommierten Soundso-Preis dem zweitklassigen Schreiber Soundso überlassen musste, von dem man seither ja bekanntlich nicht mehr viel gehört habe. Es ist weder besonders mutig, mit den Wölfen zu heulen, noch an sich schon nobel gegen den Strom zu schwimmen, und diejenigen, die immer bescheidwissen, was gerade angesagt ist, sind ebenso unleidliche Zeitgenossen wie jene, die glauben, die veröffentlichte Meinung ständig durch Bekanntgabe ihrer gerade gültigen Überschätzungs-Charts zurechtrücken zu müssen – obgleich ich schon auch anmerken muss, dass mir das Gewese, das um die Romane von Herrn und Frau Soundso veranstaltet wird, stark übertrieben scheint …
Wie auch immer. Mir waren Juroren und Kritiker, die dem Selbstverständnis nach als Schleusenwarte der Literaturgeschichte fungieren, immer schon unsympathisch. Haltlose Begeisterung ist gewiss die falsche Alternative, aber das schöne Bonmot des Schweizer Germanisten Emil Staiger, demzufolge es darum ginge, zu begreifen, was uns ergreift, gefällt mir noch immer gut. Im Normalfall läuft es doch so: Man ist von etwas angetan und versucht dann zu erklären, warum. Man mag dann – in selbstgefälliger Milde gegenüber der eigenen Enthusiasmiertheit – zu hermeneutischen Hochleistungen angestachelt werden, die der vorliegende Text eigentlich nicht verdient hat und aus einer Mücke einen Elefanten machen, wohingegen man mit Kanonen auf Spatzen zu schießen beginnt, wenn andere das gleiche Recht für sich reklamieren; aber genau aus diesen Gründen sind Jurys ja auch meist mit mehr als zwei Personen besetzt.
Ich habe die Vergabe des öffentlichsten Literaturpreises des deutschen Sprachraums (wo nicht der Welt), des Ingeborg-Bachmann-Preises, über Jahrzehnte verfolgt: zunächst als Literaturinteressierter, dann als Literaturkritiker, schließlich saß ich fünf Jahre lang selbst in der Jury. Ich war mit den Entscheidungen nicht immer einverstanden, aber ich hatte auch kaum je das Gefühl, eine kollektive Urteilslähmung hätte von der gesamten Jury Besitz ergriffen. Selbst wenn einer/eine der von mir eingeladenen Teilnehmer einseitig und ungerecht beurteilt wurde, fand jemand kluge und richtige Worte des Lobs.
Noch viel weniger als ich die gebetsmühlenartig wiederkehrende Frage nach der Güte eines „Jahrgangs" im Falle des Wettlesens am Wörthersee beantworten konnte, kann ich das im Falle des Wortlaut-Wettbewerbs tun. Dass Dutzende Schriftstellerkarrieren hier ihren Anfang genommen haben werden, ist wohl nicht zu erwarten. Aber schon der Umstand, dass – wie ich höre – bestimmte Namen in den Endausscheidungen immer wieder auftauchen, lässt die Mutmaßung zu, dass es den wechselnden Jurys gelingt, zum Schreiben zu ermutigen und dass die jeweiligen Urteile auch nicht zufällig und willkürlich zustande kommen – die Texte liegen den Jurorinnen und Juroren ja in anonymisierter Form vor. Die Diskussion in der Jury war anregend und jedenfalls für mich ausgesprochen zufriedenstellend: In dem einen oder anderen Fall wurde ich eines Besseren belehrt und musste mein Urteil nach der Erstlektüre revidieren; aber im wichtigsten Fall durfte ich Recht behalten: Mein Favorit hat sich durchgesetzt. Dazu gratuliere ich dem Preisträger, aber auch uns, der Jury. Ist doch super gelaufen!
Klaus Nüchtern
September 2009
Klaus Nüchtern