Rheinisches Sagenbuch: Vom Oberlauf bis Xanten
3.5/5
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About this ebook
Dieser Band mit alten Sagen rund um den Rhein vermag das Ursprüngliche wie das Zauberhafte, das den geliebten Strom umgibt, wunderbar in Worte zu fassen. Lassen Sie sich entführen in eine Welt, in der Geschichten um das Unerklärliche gewoben wurden!
Neben vielen weiteren finden Sie in diesem Buch die folgenden Sagen:
Bonn: Die Cassiushunde
Köln: Der Dombaumeister
Der Laacher See: Das versunkene Schloss
Das Ahrtal: Der letzte Ritter von Altenahr
Illustriert sind die Geschichten mit zahlreichen wunderschönen Stichen.
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Reviews for Rheinisches Sagenbuch
2 ratings2 reviews
- Rating: 4 out of 5 stars4/5A fun little volume of stories of places along the Rhine river - these stories are NOT fairy tales - more legends about individuals from the black ages - there are a lot of stories about knights and prices going on a crusade, while their love stays at home. As a whole, not a great volume, there isn't any annotation so a reader might need a dictionary on had. The illustrations are varied and depict scenes from the stories.
- Rating: 3 out of 5 stars3/5I have a little old book with no ISBN. A collection of old folk tales, and a few drawings. Not at all bad, but I wouldn?t recommend going out of your way to find it.
Book preview
Rheinisches Sagenbuch - Wilhelm Ruland
Die Loreley
Nach dem Gemälde von E. Steinle
Rheinisches Sagenbuch
Von
Wilhelm Ruland
© 2007 Edition Lempertz GmbH Umschlagentwurf: Grafikbüro Schumacher, Königswinter Titelbild: The Yorck Project / Zenodot Verlagsgesellschaft mbH, Berlin Printed and bound in Germany ISBN: 978-3-939908-08-1
Reprint von 1923
Vorspruch
„Schau hin und schreib’!" Und an den Rebenhügeln
Ließ Bild auf Bild erstehen mir die Sage;
Ich sah aufs neu der Vorzeit schöne Tage,
Abtei und Burg, die sich im Strome spiegeln.
Und von mir warf mein Dichten ich und Klügeln
Und bat die Holde, daß sie sing’ und sage;
Sie winkte und stand Antwort jeder Frage,
Bis grüßend sie entschwand auf lichten Flügeln.
Der Schreiber schrieb und setzt den Wunsch ans Ende:
Mög’ Gott, mein Rheinland, allzeit dich behüten!
Doch zagend legt er auf die Schrift die Hände.
Ob er den rechten Ton wohl stets gefunden?
Derweil er’s fragt, nehmt lächelnd ihr die Blüten,
Die ich für euch als Heimatgruß gewunden.
Wilhelm Ruland
Gebt mir Märchen und Sagen zum Lesen ; denn in ihnen ist der Keim zu allem Schönen, Großen und Guten enthalten!
Schiller (auf seinem letzten Krankenlager)
Die Sage ist ein Lagerfaß voll edlen, alten Weines: wann er angesetzt worden, weiß niemand mehr; jeder sonnige Herbst bringt ihm frischen Aufguß, und vom ersten Stofs ist wohl nichts mehr vorhanden, als der immer duftende Geist. Draußen aber auf den grünen Bergen tränen und blühen die Reben, und wenn sie blühen, gärt es auch innen im Fasse ; blutrote Trauben reifen und goldhelle. Die Zeiten steigen am Weinberge geschäftig auf und nieder und tragen den neuen Gewinn herzu. Indes fließt unten rein und klar der goldene Quell, und die Sänger sind die Schenken, die das duftige Getränk umherbieten.
Ludwig Uhland
Inhalts - Übersicht
*
I. Der junge Rhein
St. Gotthard / Die versteinerte Alpe . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Thusis am Hinterrhein / Der letzte Hohenrätier . . . . . . . . 13
Bodensee / Insel Mainau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . 15
II. Der Oberrhein
Basel / Eine Stunde vor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Straßburg / Die Münsteruhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Das Männlein bei der Engelssäule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Das Armsünderhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Des Ammeisters Sohn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Burg Nideck / Das Riesenspielzeug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Baden / Kellers Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 K
Karlsruhe / Karls Ruhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Speyer / Die Glocken von Speyer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Heidelberg / Der Wolfsbrunnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
III. Der romantische Rhein
Worms / Die Nibelungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Mainz/ Heinrich Frauenlob . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Bischof Willigis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Kloster Eberbach / Die Weinzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Johannisberg / Der Johannisberger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 I
Ingelheim / Eginhard und Emma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Rüdesheim/ Die Brömserburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Bingen / Der Mäuseturm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Die Klemenskapelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Burg Rheinstein / Die Brautwerbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Sooneck / Der blinde Schütz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Lorch / Die Wispermüllerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Bacharach / Burg Stahleck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Kaub/ Burg Gutenfels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
Die Pfalz-Aventiure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
Oberwesel / Die sieben Jungfrauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
Rheinfels/ Die Georgslinde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
Die Loreley . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
Sternberg und Liebenstein / Die feindlichen Brüder . . . . . . 103
Boppard / Kloster Marienberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
Rhense/ Kaiser Wenzel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Burg Lahneck / Die Templer von Lahneck . . . . . . . . . . . . . . . . 116
Stolzenfels / Des Kämmerlings Töchterlein . . . . . . . . . . . . . . . . 119
Koblenz / Riza . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
Andernach/ Genoveva . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
Hammerstein/ Der töchterreiche Ritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
Schloß Rheineck/ Die Weinprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
Rolandseck / Ritter Roland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
Siebengebirge / Die Entstehung des Siebengebirges . . . . . . . . . . 155
Das Nachtigallenwäldchen bei Honnef . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
Der Drachenfels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Die Drachenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
Der Mönch von Heisterbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
Bonn / Die Cassiushunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
Köln/ Richmodis von Aducht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
Der Dombaumeister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
Die Heinzelmännchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
Jan und Griet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
Albertus Magnus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
IV. Seitentäler und -höhen
Frankfurt a. M. / Der Schelm von Bergen . . . . . . . . . . . . . . . .195
Die Neun in der Wetterfahne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
Der Taunus — Wiesbaden / Des Teufels Kur am Kochbrunnen . . . 199
Das Nahetal — Kreuznach / Der Stiefeltrunk . . . . . . . . . . . . . . . 202
Sponheim/ Der Burg Sponheim Gründung . . . . . . . . . . . . . . . . 204
Die Ebernburg / Der heilsame Wildfrevel . . . . . . . . . . . . . . . . 208
Das Moseltal / Der Bernkastler Doktorwein . . . . . . . . . . . . . . . 210
Das Miseräbelchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
Die Eifel / Das Weinfelder Maar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215
Der Pfeil zu Prüm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
Der Laacher See / Das versunkene Schloß . . . . . . . . . . . . . . . 218
Das Ahrtal / Der letzte Ritter von Altenahr . . . . . . . . . . . . . . . 221
St. Peter von Walporzheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
Die Fadenbrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Der Spielmann von Neuenahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
Das Siegtal / Der schlafende König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .234
Aachen/ Der Münsterbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
Der Ring der Fastrada . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242
Das Bergische Land / Gründung der Abtei Altenberg . . . . . . 246
V. Der Niederrhein
Xanten/ Siegfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249
Cleve / Der Schwanenritter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
Zuidersee / Stavoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
I.
Der junge Rhein
Vom St. Gotthard bis zum Bodensee
*
St. Gotthard
Die versteinerte Alpe
*
Im Quellengebiet des Rheins ragte in uralter Zeit eine grüne Alpe gegen Himmel. Sie gehörte einem biedern Bauersmann und bildete mit einem schmucken Häuschen drunten im Tal seinen einzigen Besitz. Da starb der Mann eines jähen Todes, tief betrauert von Weib und Kind.
Etliche Tage darauf meldete sich bei der Witwe unerwartet ein Besucher an. Der hatte droben viel Weideland; aber sein Trachten galt schon lange der benachbarten Alpe des Verstorbenen, durch die sein Besitz in erwünschter Weise abgerundet worden wäre. Kurz entschlossen erklärte er der bestürzten Frau, die Alpe sei sein Eigentum: ihr Mann habe sie ihm nach der vorjährigen Mißernte gegen ein Darlehen insgeheim verpfändet.
Als die Witwe ihn einen Lügner schalt, zog jener einen Schuldschein hervor, breitete ihn aus und zeigte ihr mit hartem Lächeln, daß seine Behauptung hier schwarz auf weiß bestätigt sei. Da brach die bedrängte Frau in Tränen aus und erklärte, ihr seliger Mann könne ein derartiges geheimes Abkommen unmöglich getroffen haben. Die Alpe sei ihres Sohnes einziges Erbe und sie werde das unentbehrliche Grundstück nie und nimmer gutwillig hergeben.
„Ich werde euch, wenngleich nichts mich dazu verpflichtet, für den Verzicht eine Entschädigung zahlen," erklärte der Nachbar in scheinbarem Mitleid und zog seine Geldbörse hervor. Die Frau aber wies weinend das Geld zurück und hieß ihn gehen. Und der Andere ging davon.
Drei Tage später wurde die Witwe vor den Richter geladen. Hier wiederholte der Nachbar unter Vorweis des Schriftstücks seine Forderung auf den Besitz der strittigen Alpe. Der Richter, von jenem schmählich bestochen, erklärte den Schuldschein für echt und sprach dem Kläger die Alpe zu. Gebrochen wankte die Witwe nach Hause.
Der neue Besitzer der Alpe dagegen eilte spornstreichs hinauf ins Gebirge. Hier hatte seit drei Tagen ununterbrochen ein Unwetter gerast. Seine Ungeduld, das listig erschlichene Weideland erstmals als sein gerichtlich zuerkanntes Eigentum zu besichtigen, konnte er nicht länger meistern. So rasch als die aufgeweichten Wege es ermöglichten, erkletterte er die Höhe.
Oben angekommen, starrte er mit entsetzten Augen ringsum und fiel dann ohnmächtig vor Bestürzung zur Erde. Auf die saftiggrüne Alm war von unsichtbarer Hand fußhoher Schotter gerollt worden. Von dem Besitz, den der ungerechte Richter ihm zugesprochen hatte, war nichts mehr zu sehen. Aber auch seine eigenen Almen nebenan hatten Schlamm und Steingeröll verwüstet, während darunter die Matten der anderen Älpler gleich samtnen Teppichen im Morgenlicht ausgebreitet lagen.
Gegen Mittag ist ein gebrochener Mann talwärts heimgeschritten, sich und den Bösen verwünschend, der ihm solch unseliges Tun eingegeben hatte. Die Leute drunten aber raunten einander zu: „Das Fronfasten-Mütterli, Frau Sälga, ist diese