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Europas Wege aus der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg
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Ebook68 pages54 minutes

Europas Wege aus der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg

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Ein interessantes Hintergrundgespräch mit Jean-Claude Trichet für alle, die wissen wollen, welche Zukunft Europa und seine gemeinsame Währung, der Euro, haben. Ein Buch zum Mitreden. Der ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank sieht in der derzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise Europas, die größte Krise seit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs - ja, vielleicht sogar seit dem Ersten Weltkrieg. Im Gespräch mit Andreas G. Scholz nimmt er Stellung und spricht Klartext. Trichet analysiert die derzeitigen geld-, finanz- und wirtschaftspolitischen Herausforderungen in Europa und diskutiert mögliche Wege raus aus dieser Krise.
LanguageDeutsch
Release dateJul 12, 2013
ISBN9783864701658
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    Book preview

    Europas Wege aus der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg - Jean-Claude Trichet

    Scholz

    1.

    Vorwort

    Jean-Claude Trichet traf ich zum ersten Mal zu einem Interview im November des Jahres 2003. Es war in Bangkok. Trichet war als Nachfolger von Wim Duisenberg erst wenige Tage an der Spitze der EZB im Amt. Der neue Präsident der Europäischen Zentralbank war damals zugleich in seiner Funktion als Vorsitzender der G10-Notenbankchefs in Thailand. Die wichtigsten Notenbanker der Welt zeigten sich beeindruckt von der Wachstumsdynamik in den asiatischen Schwellenländern und sahen gleichzeitig zunehmende Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung auch auf globaler Ebene. Wie immer bei solchen Treffen wurde natürlich auch über potenzielle Risiken gesprochen. Zwar sollte der Höhepunkt der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise noch einige Jahre in der Zukunft liegen, doch wurden schon Ende 2003 die kräftig steigenden Preise an einigen Immobilienmärkten diskutiert. Eine Woche vor dem Treffen in Bangkok hatten gerade erst die Notenbanken von Großbritannien und Australien ihre Leitzinsen erhöht – unter anderem auch in Reaktion auf die Entwicklung an ihren Immobilienmärkten. Das ist lange her und die nachfolgenden Entwicklungen sind bekannt.

    Ich begleitete Trichet nicht nur auf dem anschließenden gemeinsamen Rückflug von Bangkok nach Frankfurt, sondern war fortan während seiner achtjährigen Amtszeit als Präsident der EZB immer möglichst nahe an ihm dran. Wir sollten noch einige Interviews führen, wobei sich der Tenor änderte. Stand anfangs noch die Zuversicht und der Aufschwung im Fokus, sollten später immer häufiger warnende Worte hinzukommen. Und dann – mitten in der Finanzkrise – stand die beinahe tägliche Krisenbekämpfung im Euro-Tower in Frankfurt im Vordergrund.

    Im Jahre 2008 kürte ich zusammen mit meinen Kollegen aus der Jury der „Group 20 + 1 Trichet zum „European Banker of the Year 2007. Bei der schlechten Entwicklung vieler Geschäftsbanken wollten wir bewusst einen Notenbanker mit Format ehren. In unserer Jury-Begründung lobten wir die „mutige und transparente Politik, die Trichet seit seinem Amtsantritt im Jahr 2003 verfolgt hatte. Unter Trichets Führung, so unsere Ansicht, hatte die Kommunikation mit den Playern an den Finanzmärkten, aber auch mit der Öffentlichkeit generell an Klarheit und Transparenz gewonnen. Unserer Auffassung nach wies Trichet früher als viele andere auf das Ausmaß der Subprime-Krise und die daraus resultierenden möglichen Gefahren hin. Noch im Januar 2007 in Davos auf dem Weltwirtschaftsforum sagte er mir: „Wir müssen aufpassen. Die Märkte sind viel zu selbstzufrieden.

    Trichet sollte recht behalten. Während die US-Notenbank Fed lange zögerte, machte sich der oberste Euro-Währungshüter für eine beherzte und gut koordinierte Vorgehensweise der wichtigsten Notenbanken der Welt stark. Es ging darum, der Vertrauenskrise angemessen Paroli zu bieten. Gleichzeitig blieb die EZB in jener Phase der immer näher heranrückenden Krise aber auch ihrem stabilitätspolitischen Mandat stets verpflichtet. Trichets Amtszeit endete im Oktober 2011 und damit mitten in der Krise im Euroraum – einer Krise, die immer wieder ihre Erscheinungsform veränderte. Aus einer Immobilienkrise wurde eine Banken- und Finanzkrise und aus der heraus schließlich eine Staatsschuldenkrise, die immer noch nicht bewältigt ist. Eine Krise, bei der die klassische, mit dem Mandat zu vereinbarende Geldpolitik immer stärker an ihre Grenzen stößt. Ja, eine Krise mit einem Ausmaß, wie wir es – auch global betrachtet – seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt haben.

    Eineinhalb Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Präsidenten der Europäischen Zentralbank wollte ich von Trichet wissen, wie er nun die Lage einschätzt und welche Wege er aus Europas größter Krise seit dem Zweiten Weltkrieg sieht. Wir trafen uns in Paris.

    Andreas G. Scholz,

    Frankfurt, im Juni 2013

    Andreas G. Scholz ist seit 2010 Vorstand der DAF Deutsches Anleger Fernsehen AG und dort zugleich auch als Chefreporter tätig. Er berichtet von vielen großen internationalen Wirtschaftskonferenzen, wie z. B. dem WEF World Economic Forum in Davos. Zuvor war Scholz Büroleiter von BloombergTV in Frankfurt am Main. Seine journalistische Laufbahn begann er in der ARD, beim InfoRadio in Berlin.

    2.

    Jean-Claude Trichet im Gespräch mit Andreas G. Scholz

    Herr Trichet, wir sind hier in Paris an Ihrer alten Wirkungsstätte in der Banque de France. Bis Ende Oktober 2011 waren Sie in Frankfurt am Main Präsident der Europäischen Zentralbank. Sie haben das Amt inmitten der Staatsschuldenkrise an Ihren Nachfolger Mario Draghi übergeben, in einer wirklich dramatischen Zeit. Lassen Sie uns über Europa, den Euro und über die Herausforderungen sprechen, vor denen wir weiterhin stehen. Als wir uns zuletzt im Sommer 2012 trafen, ging die Furcht um, dass die Eurozone und der Euro auseinanderbrechen könnten. Seither hat sich die Stimmung verbessert und die Lage stabilisiert. Das Schlimmste scheint vorüber zu sein. Wie würden Sie die derzeitige Gesamtsituation in Europa beschreiben?

    Ich denke, wir sind mitten in einem ganz wichtigen Prozess, wo wir durchaus Fortschritte erleben. Dieser

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