Aphorismen und kleine Prosa
Von Rainer Malkowski
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Über dieses E-Book
In den vom Autor selbst so genannten "Hinterkopfgeschichten" bietet Rainer Malkowski knappen Beobachtungen und Momentaufnahmen durch seine Kunst der sprachlichen Verdichtung einen weiten Hallraum der Reflexion. Neben diesen bereits im Jahr 2000 unter dem Titel "Im Dunkeln wird man schneller betrunken" veröffentlichten Prosatexten enthält der Band unter der Überschrift "Nach der Erfindung des Spiegels" auch Texte aus dem Nachlass. Malkowskis tiefenscharfe Beobachtungen und Gedanken eröffnen einen Horizont von den kleinsten bis zu den letzten Dingen. In seinem Gedankenreichtum, in seiner Lust an Sprachspiel und Sprachwitz erweist sich der Lyriker auch als großer Aphoristiker.
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Buchvorschau
Aphorismen und kleine Prosa - Rainer Malkowski
Rainer Malkowski
Aphorismen
und kleine Prosa
Herausgegeben
und mit einem Nachwort
von Michael Krüger
Die »Hinterkopfgeschichten« erschienen
zuerst bei Nagel & Kimche, Zürich 2000.
© Nagel & Kimche, Zürich 2000
Bibliografische Information der
Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Wallstein Verlag, Göttingen 2013
www.wallstein-verlag.de
Vom Verlag gesetzt aus der Stempel Garamond
Umschlaggestaltung: Susanne Gerhards, Düsseldorf
Druck und Verarbeitung: Hubert & Co, Göttingen
ISBN (Print) 978-3-8353-1358-3
ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-2445-9
ISBN (E-Book, epub) 978-3-8353-2446-6
Nach der Erfindung des Spiegels
APHORISMEN
Wir wissen mehr, als wir zu erkennen vermögen.
Daß wir zur Konsequenz nicht geboren sind, ist ein Mangel, der uns am Leben hält.
Auch unsere Fiktionen sind Fakten – wahrscheinlich sogar die entscheidenden.
Daß wir die Ewigkeit als Wirklichkeit erfahren können – und zwar ausschließlich im äußersten Gegensatz zur Dauer: nämlich für Bruchteile von Sekunden in einer aufflammenden Existenzerhellung. Es ist das Flüchtigste, von dem wir nicht lassen.
Natürlich kann man mit jedem Menschen auskommen. Das sieht man an sich selbst.
In der Kürze der Aphorismen liegt ihr Pessimismus.
Daß wir alle gleich sind, macht die Unterschiede so wichtig.
Was sagt die Erfindung des Spiegels über den Menschen? Daß er sich selber Objekt werden kann – in einer Weise, die ihn immer tiefer in seine Subjektivität verstrickt.
Nullpunkt-Tage. Funktioniert das Gehirn noch, wenn es seine Lähmung bemerkt?
Meistens löst man ein Problem dadurch, daß man sich ein anderes vornimmt.
Die meiste Oberflächlichkeit verbirgt sich in der Tiefe.
Fragen, auf die es keine Antworten gibt, führen am weitesten.
Ohne Erbarmungslosigkeit keine Erkenntnis.
Im Film sagte der Eskimo, manchmal müsse man neue Jagdgründe aufsuchen, und er meinte, mit den Gedanken sei es dasselbe.
Ich denke, um herauszufinden, was.
Es ist verhältnismäßig leicht, eine Wahrheit zu formulieren. Niemand kennt ihre Identität.
Was ich nicht weiß, macht mich heiß.
Je weniger man von einer Sache weiß, desto länger kann man über sie diskutieren.
Was einer nicht so genau wissen will, interessiert mich am meisten.
Die Fähigkeit zur Utopie unterscheidet den Menschen vom Tier. Nur Tiere sind Realisten. Realistische Menschen gibt es nicht – das setzte Einklang voraus, einen totalen Mangel an Empfindung für jeden alternativen Entwurf. Die Realität kann man nicht wahrnehmen; man kann sie nur proklamieren.
Seit Kain und Abel wissen wir, daß alle Menschen Brüder sind.
Wenn der Einzelne nichts vermag, warum verändert sich dann das Ganze?
Manchmal erscheint es einem ganz unmöglich, daß man nichts findet, wenn man wirklich sucht. Wird man nicht in jedem Fall das Suchen finden?
Die Ungenauigkeit unseres Gesprächs hat es in Gang gehalten.
Ob wir einen Fehler hinterher als vermeidlich ansehen, hängt von seiner Größe ab.
Wenn uns kein Ausweg mehr bleibt, tun wir das Nächstliegende.
Der Unterschied zwischen dir und mir bin ich.
Nicht alles, was auf der Hand liegt, kann man auch fassen.
Minderheitsthemen sind bei der Mehrheit am beliebtesten.
Tragödien verfaßt man am besten in gehobener Stimmung.
Am Ende ist alles ein Anfang.
Wenn der Bauch nicht in Stimmung ist, hat der Kopf nichts zu lachen.
Wer keine Schmerzen hat, weiß nicht was ihm wehtut.
Natürlich halte ich mich nicht für bedeutend. Ich möchte nur, daß andere das tun.
Wie heiter die Kunst ist, hängt von dem Ernst ab, mit dem sie gemacht wird.
Eine Sache blind beherrschen heißt sie aus dem Auge verlieren.
Wenn Müßiggang wirklich so leicht wäre, würden viel weniger Leute arbeiten.
Wer die Sprache vernachlässigt, kümmert sich auch nicht um den Menschen.
Die meisten Pläne macht man für den vergangenen Tag.
Wer weiß schon was er glaubt?
Sprachlosigkeit macht oft viele Worte.
Wer glaubt auf andere nicht angewiesen zu sein, macht von ihnen besonders sublimen Gebrauch.
Ein Toter belebt das Gespräch.
Das einzig Absolute ist die Relativität.
Im Grunde sind alle unsicher. Daher die Entschiedenheit ihrer Meinungen.
Man kann nicht ewig die Zeit verantwortlich machen.
Was alle sagen hört keiner.
Arbeit beruht nicht auf einem eingeborenen Ethos – sie ist ein Rettungsversuch.
Ein bißchen