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Nachtpark: Gay-BDSM-Romance
Nachtpark: Gay-BDSM-Romance
Nachtpark: Gay-BDSM-Romance
Ebook392 pages5 hours

Nachtpark: Gay-BDSM-Romance

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About this ebook

Kiji und Silvester treffen nachts im Park aufeinander. Sie beginnen eine Affäre, in der Silvester Kijis Eigentum wird. Ihre Vereinbarung: Sie treffen sich nur im Schutz der Dunkelheit und keiner der beiden spricht über sein Leben am Tag. Doch schon bald verwischen ihre Tag- und Nachtidentitäten und beide ahnen, dass die Geheimnisse, die sie voreinander verbergen, gefährlich sind.

Gay BDSM Romance
LanguageDeutsch
Release dateSep 14, 2014
ISBN9783944737690
Nachtpark: Gay-BDSM-Romance

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    Book preview

    Nachtpark - Violet Mascarpone

    Nachtpark

    Erotikroman

    von Violet Mascarpone

    Impressum

    © dead soft verlag, Mettingen 2014

    http://www.deadsoft.de

    © the author

    Cover: Violet Mascarpone

    Bildrechte: © Thinkstock, yuriyzhuravov

    1. Auflage

    ISBN 978-3-944737-68-3 (print)

    ISBN 978-3-944737-69-0 (epub)

    Und wenn du nur auf die Stille der Nacht hörst, wirst du hören: Es ist ein Drängen in dir, die Nacht, die dir gehört, zum Tag zu machen, der ebenso dir gehört

    Khalil Gibran

    Park No 1

    „Was dagegen, wenn ich mich setze?"

    „Warum ausgerechnet hier?"

    „Weil es die einzige Bank ist, bei der die Laterne nicht funktioniert."

    Kiji fand, das war eine akzeptable Antwort, denn genau aus diesem Grund hatte er sich seinen eigenen Sitzplatz erwählt, auf dem er Nacht für Nacht saß.

    „Normalerweise sitze ich auf der im Rosengarten. Aber da haben sie gleich drei neue Bodenlichter eingebaut, wegen der Atmo ..." Der große Mann verdrehte die Augen.

    Kiji nickte und musterte seinen Banknachbarn flüchtig. Der Duft von Eau de Toilette stieg ihm in die Nase; der junge Mann trug einen sauber geschnittenen Undercut, das Deckhaar zwanzig Zentimeter lang, heller als der Rest, ob es gefärbt war, konnte Kiji in der Dunkelheit nicht beurteilen. Wahrscheinlich schon. Ein Blick reichte, um zu sehen, dass der andere viel zu viel Wert auf Kleidung legte. Eitler Clown.

    Nichts für Kiji.

    Wenn seine Haare zu lang wurden, griff er sich trotzig den Bikinizonentrimmer, den seine Mutter fast auf den Sperrmüll geschmissen hätte, scherte sie auf drei Millimeter ab und ließ sie anschließend wieder wachsen, bis seine Tante keifte und schimpfte.

    Kiji griff nach dem Flachmann in der Innentasche seiner Lederjacke, trank ein paar große Schlucke und versuchte die nahezu sehnsuchtsvollen Blicke des anderen auf seine Flasche zu ignorieren, bis er sie ihm wortlos hinhielt.

    „Danke."

    Kiji bemerkte das Zittern der langen gepflegten Finger des Mannes und fand, er wirkte ein bisschen wie ein überspanntes Zuchtpferd.

    Kiji zog die Nase hoch, schraubte den Flachmann zu und verstaute ihn in seiner Tasche.

    Es lag ein Sirren in der Luft, das monotone Rauschen einer weit entfernten Autobahn, das nachts viel deutlicher zu hören war, als am Tag. Kijis Ohren funktionierten in der Finsternis wie Seismografen, tags waren sie merkwürdigerweise halb taub. Wie oft hörte er nicht, wenn man ihn ansprach. Aber in der Nacht entging ihm kein Laut.

    Kiji stellte sich vor, nicht Kiji zu sein, und starrte auf die schwarzen Bäume. Die Dunkelheit saugte das Grün aus den Blättern.

    „Welche Farbe hat das Gras?", fragte Kiji seinen Bankgefährten gedämpft und deutete mit dem Finger auf die Halme, die am Fuß der Buche wuchsen.

    „Grau", antwortete der andere, ohne nachzudenken.

    Kijis Magengrube wurde warm. Seitdem er die Frage stellte, war die Antwort stets: „Grün". Der Magic Key aber lautete Grau und er drehte sich gerade in ein geheimes Schloss in Kijis Herz.

    Er reichte dem anderen die Hand. „Kiji."

    Der Modische griff nach ihr, umschloss sie; kühle, feuchte Finger, sie fühlten sich an, wie er sich Delfinhaut vorstellte.

    „Silvester."

    Der Name gefiel Kiji und er wiederholte ihn stumm ein paar Mal in seinem Kopf.

    Silvester hörte nicht auf seine Hand zu umklammern und als Kiji sie mit einem Ruck entwand, sah er die Hand des anderen einige Sekunden in der Luft schweben und zittern. Dann legte Silvester sie in seinen Schoß, als gehöre sie gar nicht richtig zu ihm. Kiji wandte seinen Blick ab. Er setzte den Flachmann wieder an und hasste sich dafür. „Wieso hast du gesagt, es sei grau?"

    „Weil es grau ist. Morgen wird die Sonne es vermutlich wieder grün zaubern, aber jetzt ist es grau. Kann ich noch mal trinken?"

    „Klar."

    Kiji beobachtete, wie er den Kopf in den Nacken legte und seine Lippen das Metall umschlossen. Sie wirkten sehr weich.

    „Du trinkst auch zu viel", stellte Kiji sachlich fest.

    „Definitiv."

    Kiji schloss die Augen. Seine Schulter berührte Silvesters.

    So saßen sie lange, ohne zu reden. Er hatte Angst vor dem Moment, in dem Silvester aufstehen, seinen Koffer nehmen und gehen würde. Ein Metallkoffer, wie der eines Fotografen. Er schien häufig benutzt zu werden, Kratzer und Dellen überzogen das beschichtete Metall.

    „Bist du Fotograf?"

    Silvester blickte ihn verwirrt an.

    „Wegen dem Koffer."

    „Ah, nein. Das ist … ich bin Visagist. Alles voller Make-up."

    Das passte.

    „Und du?"

    Kiji lächelte. „Ich habe eine Kampfsportschule."

    „So was hätte ich mir denken können! Silvester musterte ihn von den abgelaufenen Turnschuhen bis zu seinem unfrisierten Haar. „Welche Richtung denn?

    „Graf Manga."

    Silvester stutzte und runzelte die Stirn. „Nie gehört."

    „Ist hier nicht so bekannt. Das ist der Kampfsport der israelischen Armee."

    „Ah ..."

    Dann erhob sich Kiji, bevor Silvester es tat, blickte ihm ins Gesicht, beugte sich hinab und legte in Zeitlupentempo seinen Mund auf Silvesters, er berührte ihn kaum. Silvester schloss die Augen, spitzte seine Lippen, sein Brustkorb hob und senkte sich schneller, als erwarte er mehr, aber mehr hatte Kiji nicht in petto. Er richtete sich auf und steckte die Hände in die Jackentaschen. Dann ging er.

    Ein Kuss, weil Silvester das Gras nicht für grün gehalten hatte.

    Park No 2

    Silvester hatte seit ihrem gestrigen Zusammentreffen nicht an Kiji gedacht, bis er seinen Kopf hob und die Blätter der Kastanie über sich im Abendwind schaukeln sah. Blätter, wie die Finger eines Baumgottes, sie begannen bereits zu verblassen, und obwohl es noch nicht ganz dunkel war, glitzerten die ersten Sterne am Himmel.

    Heute war nicht sein Tag. Streng genommen war kein Tag sein Tag. Er hatte den Vormittag darüber gegrübelt, wem er die unangenehmen Aufgaben seines Arbeitslebens zuschieben konnte, niemanden gefunden und seinen Job zaudernd und unter Aufbietung all seiner Verzweiflung hinter sich gebracht, ihn vermasselt, dann ein Sandwich gegessen, um nun automatisch zum Park zu schlendern, in dem er sich nicht auf seinem Rosenplatz niederlassen konnte, weil die Stadt es für eine reizende Idee hielt, ihn neuerdings mit grellen Bodenstrahlern zu verhunzen.

    Silvester hoffte nicht auf Wunder; hoffte nicht auf Kiji.

    Kiji war nicht sein Fall, im Grunde genommen. Genauso wenig wie Kampfsport oder Autoskooter. Ob Kiji Autoskooter mochte? Bestimmt, wettete er mit sich selbst um eine neue Haarfarbe.

    Nach einem Tag wie diesem fühlte Silvester sich leer. Er wusste nichts mehr zu denken. Es gab nichts zu tun oder zu sagen. Früher besuchte er bis zur Morgendämmerung Clubs, die Lautstärke füllte das schmerzende Vakuum in seinem Verstand, bis er die Nacht entdeckte, die Nacht im Park. Sobald es dunkel wurde, begann er zu leben, gebar die Dunkelheit seltsame Kreaturen wie Glühwürmchen, Penner, Sterne, verliebte Katzen und Kiji.

    Silvester ließ sich auf die Bank bei den Buchen nieder und versuchte nicht auf ihn zu warten. Er wollte seine Gedanken davonfliegen lassen, die Zeit anhalten, wie sonst auch, aber es gelang ihm nicht.

    Als er eine dunkle Gestalt über den Kiesweg gehen hörte, spannte er sich an.

    „Hi", sagte Kiji.

    „Ach, du auch wieder hier?" Silvester bemühte sich, erstaunt zu klingen.

    „Sicher. Kiji zögerte einen Moment, dann grinste er. „Ich hab dir was mitgebracht.

    Er hatte also gewusst, er würde hier sein und auf ihn warten.

    „Was?"

    Kiji zog einen eine Art Metallrohr aus seiner Lederjacke und reichte es ihm.

    „Ein Brecheisen?" Silvester drehte und wendete es unsicher in seiner Hand, weil er nicht wusste, was er damit anfangen sollte und blickte Kiji schließlich fragend an.

    „Damit wir zu den Rosen können." Verlegen vertrat er sich die Füße und lächelte Silvester unsicher an.

    „Versteh ich nicht."

    „Okay. Komm einfach mit."

    Mit festen, langen Schritten, die Hände in den Jackentaschen und den Blick stur geradeaus gerichtet lief Kiji neben ihm her, als wäre Silvester gar nicht da und dennoch schien er ihn an einer unsichtbaren Leine zu führen.

    „Magst du Autoskooter?"

    „Wer nicht?" Seine Stimme hatte eine seltsam gleichgültige Färbung.

    Wusste ich’s doch … Vielleicht schwarz?

    „Magst du schwarze Haare?"

    Kiji schob die Unterlippe vor, blieb stehen und wägte ab. „Nur echtes Schwarz", entschied er, um sich umgehend wieder in Bewegung zu setzen.

    Dann eben nicht, dachte Silvester und schenkte ihm einen kurzen Seitenblick, den Kiji nicht wahrnahm. Sie hatten die Bank im Rosengarten erreicht. Die Bodenlichter legten einen silbernen Schleier über Kijis Wangen, seine Augen funkelten dunkel, sodass die kleine Nase fast ein wenig unpassend erschien.

    Er trat überrascht zurück, denn Kiji zückte das Brecheisen, grinste wie ein Faun und schlug mit einer kurzen, effektiven Bewegung zu.

    Das Sicherheitsglas barst knirschend, das erste Licht erlosch. Eine Motte flatterte konfus um ihre verglühte Sonne, um schließlich davon zu fliegen.

    „Du auch mal?", bot er Silvester höflich an.

    „Äh … nein danke."

    Kiji zuckte mit den Achseln und tötete die drei anderen Leuchten ebenso entschlossen wie erfolgreich.

    „Kein Licht mehr … besser?"

    Silvester lächelte von Kiji unbemerkt. „Viel besser."

    Mit einem unbestimmten Grunzen ließ Kiji sich auf der Bank nieder und Silvester tat es ihm gleich.

    „Danke."

    „Ist Unsinn mit den Lampen. Nichts darf so bleiben, wie es geschaffen wurde. Die Nacht nicht dunkel, Haare nicht ungefärbt, Flüsse nicht krumm und schief ..."

    Silvester nickte und rückte unmerklich ein wenig näher an ihn. So etwas Nettes hatte noch nie jemand für ihn getan. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte, also zog er aus seiner Umhängetasche den mit gestepptem Nappaleder überzogenen Edel-Flachmann, den er heute Mittag, zwischen Grübeln, Angst haben und Arbeiten mit Whisky befüllt hatte. Jetzt erst begriff er, dass es für Kiji gewesen war.

    „Wusa! Den hast du nicht von der Tankstelle, was?", sagte Kiji, nachdem er gekostet hatte.

    „Nein."

    „Was ist das für einer?"

    Silvester überlegte. Was hatte noch auf der Flasche gestanden?

    „Glen Grant von 1954 … glaube ich."

    Kiji nickte anerkennend.

    „Ist das was Besonderes?"

    Er lachte rau. „Du trinkst Whisky für knapp fünfhundert Ocken und weißt es nicht einmal?"

    Silvester schwieg. Er hatte keinerlei Verhältnis zu Geld. Es war da, es floss, es schien niemals auszugehen. Die Flasche hatte er aus dem Besprechungszimmer seines Vaters mitgenommen. Für ihn war es nur Schnaps, nichts weiter.

    „Er war ein Geschenk", behauptete er peinlich berührt.

    Die Rosen wippten und eine geringelte Katze schob sich geschmeidig durch sie hindurch, blieb angespannt stehen, hob ihre winzige weiße Pfote, als habe sie etwas gesichtet, und schlich lautlos weiter.

    „Danke, dass du das Geschenk mit mir teilst. Das ist ... Kiji brach ab und setzte die Flasche noch einmal an die Lippen. „Ich trink zu viel, stellte er danach leise fest.

    „Man kann gar nicht genug trinken", erwiderte Silvester und wusste nicht recht, ob er das ernst meinte oder ihn nur trösten wollte. Kiji strahlte etwas Trauriges aus, nicht die aufgesetzte Art dramatischer Schwermut, überhaupt wirkte an ihm nichts gekünstelt oder gespielt, obwohl er mit Sicherheit ein Lügner war.

    „Wie lief’s heute in deiner Kampfkunstschule?"

    „Ah … Frauen-Selbstverteidigungsgruppe. Nicht so aufregend."

    „Wieso?"

    „Nur so. Weil man seine Kraft dann immer zurücknehmen muss. Und bei dir?"

    Silvester drehte die Flasche zwischen den Handflächen. „Ich hatte eine sehr komplizierte Kundin. Ich musste sie zu ihrem Glück zwingen. Manchmal ist es schwieriger, ein Visagist zu sein, als man denkt."

    „Zu was musstest du sie zwingen?"

    Silvester schwieg, dann sagte er: „Regenbogenfarbene Wimpernsträhnchen."

    Kiji sah ihm lange in die Augen, es war ein Blick wie ein Angelhaken, er bohrte sich in die Mariannengräben von Silvesters Seele, dann bemerkte er langsam: „Wir sollten uns solche Fragen nicht stellen, wenn das hier … mit dem Park und uns funktionieren soll. Denn darauf läuft es hinaus. Oder?"

    Was hat er in meinen Augen gesehen, fragte sich Silvester. Was hat er gesehen, um so etwas zu sagen?

    „Ja, vermutlich. Du hast recht: Lass es uns nicht so kompliziert machen", stimmte Silvester vage zu und spürte, wie die Übereinkunft sein Herz erleichterte.

    „Und lass uns bitte nicht so viel quatschen. Das meiste ist ja eh nicht wahr und für immer."

    „Ja."

    „Wir könnten so tun, als ob."

    „Als ob was?" Silvester berührte Kijis Knie mit seinem.

    „Als ob du mir gehörst."

    Seine Ohren verschluckten die leisen Töne der Nacht und rauschten, seine Fingerspitzen wurden taub und kribbelten kurz darauf und er meinte eine Sekunde lang, dringend zur Toilette zu müssen.

    Kiji beugte sich zu ihm, um ihn zu verstehen, weil er so leise sprach: „Wie kommt es, dass du nicht einmal das Falsche sagst?"

    „Du sollst gerne mir gehören."

    Silvester spürte den warmen Atem an seinem Ohr.

    „Meinst du das so, wie ich das gerade verstehe …?", fragte er zögernd.

    Kiji sah ihn mit einem unbestimmten Grinsen an, dann strich er ihm das Haar aus der Stirn und zuckte mit den Schultern. Er schloss die Augen und lehnte sich zurück.

    Silvester wartete auf eine Erklärung, er fühlte Angst seine Wirbelsäule hinaufsteigen, weil er sich vor ihr fürchtete. Aber Kiji erklärte nichts. Er saß einfach da, die Beine von sich gestreckt, die Lider geschlossen, wie ein Krieger aus einem Paralleluniversum, der sich ausruhte.

    Silvester wollte seinen Körper spüren, wenigstens ein bisschen, und so lehnte er sich ebenfalls zurück, sein Oberschenkel an Kijis gedrängt, Schulter an Schulter, so nahe, dass er ihn atmen hören konnte.

    Sie verschmolzen mit der Nacht, miteinander und Silvester vergaß, etwas zu wollen, bis er erschrocken blinzelte, als er ein Ratschen hörte.

    „Kiji?"

    Kiji hatte den Saum seines Shirts eingerissen, er hing wie eine Schaukel herab und er nahm ihn zwischen die Zähne, um ein Stück abzureißen. Sein Bauch blitzte weiß auf, bis er ein schmales Stück Stoff in der Hand hielt.

    Er griff nach Silvesters Hand, wand den schwarzen Fetzen um sein Handgelenk, verknotete ihn gewissenhaft und lächelte ihn an. „Damit du nicht vergisst, dass es mich gibt."

    Silvester sah ein paar Sekunden auf den dunklen Stoff, der Anblick gefiel ihm, erregte ihn, dann schnupperte er daran. Er roch nach Kiji.

    „Ich geh jetzt."

    Silvester nickte und strich über den Knoten, der Zipfel war feucht, dort, wo Kiji ihn in den Mund genommen hatte.

    Ohne ein weiteres Wort erhob Kiji sich, um zu gehen.

    „Hey!"

    „Was?"

    „Nimm das mit." Silvester streckte seinen Arm aus und hielt ihm den Flachmann hin.

    Kiji lächelte, nahm ihn an sich und verstaute ihn in seiner Jackentasche.

    „Heißt du wirklich Kiji?"

    Er kam einen Schritt auf ihn zu, packte Silvester ins Haar, zog seinen Kopf unsanft in den Nacken und fixierte ihn ruhig. „Ja."

    Silvester wollte seine Lippen spüren, genau jetzt, aber Kiji lockerte seinen Griff, strich ihm über den Kopf und drehte sich um. Diesmal unwiderruflich, das wusste Silvester.

    Er blieb einfach sitzen und ertastete sein Staunen, sein großes Staunen darüber, sich verliebt zu haben. Rettungslos und unheilbar, für immer und ewig, von Kopf bis Fuß. Für ein paar Stunden in der Nacht war er gerettet. Eine ungekannte Dankbarkeit durchflutete ihn.

    Er legte die Hand auf seinen Schritt, die Wärme drang durch den Hosenstoff und dann versenkte er seine Nase in Kijis T-Shirt-Fetzen und strich über seine Erektion. Er hatte fast nie Lust auf Sex, schon lange nicht mehr, sein Leben war nicht mehr so. Früher war er zu schüchtern, dann hatte er es übertrieben und dann fast vergessen.

    Die anthrazitfarbenen Rosen neigten sich sanft im Wind, während Silvester über seine maßlose Erregung staunte und sich ohne Ziel streichelte, bis ihm auffiel, was er tat, und er sich erröten – nein ergrauen – spürte, und sich erschrocken umsah, ob die Katze oder ein Penner ihn beobachtete.

    Träge erhob er sich, um zum Teich zu schlendern. Er gehörte jetzt also Kiji.

    Tagsüber gehörte er seinem Vater, nachts Kiji, was natürlich zwei völlig unterschiedliche Angelegenheiten waren.

    Park No 3

    Kiji erwachte. Nach der Arbeit schlief er, um nachts ausgeruht durch den Park zu streifen. Er aß im Gehen auf dem Weg von der U-Bahn-Station zu seiner winzigen Wohnung, trat ein, stellte sein Handy ab, kickte seine Schuhe durch den Raum und ließ sich auf sein Bett fallen, auf dem er umgehend einschlief. Wenn er wieder zu sich kam, trank er und begab sich dann auf den Weg.

    Dieses Mal wachte er auf und irgendetwas war anders. Er fühlte sich frisch, daran lag es. Er wollte schon nach seiner Jacke greifen und losziehen, aber er überlegte es sich anders, suchte ein frisches T-Shirt, Unterhose, Socken und legte sie akkurat auf sein Bett. Dann zog er sich aus und steuerte das Badezimmer an. Vor dem Spiegel im Flur blieb er stehen und übte gewohnheitsgemäß ein paar Tritte, dann betrachtete er sich. Seine Tätowierung wirkte brutal: Stacheldraht, einmal um die Brust gewunden, er hatte sie sich mit sechzehn stechen lassen und es nie bereut. Zwischen Spiegel und Wand steckte ein Foto, dessen Ränder sich wellten. Tino Panucci. Vorbei, seit über einem Jahr, weil Kijis und sein Leben nicht mehr zusammenpassten. Kiji war ein anderer geworden, aber Tinos Eltern immer noch zu katholisch, um etwas über ihr Verhältnis wissen zu dürfen. Kurz entschlossen rupfte er das Bild ab und schmiss es in den Mülleimer. Dann sah er sich um, entdeckte seinen kleinen Notizblock und schrieb mit Druckbuchstaben SILVESTER darauf und steckte es statt des Fotos hinter den Spiegel. Viel besser, fand er.

    Unter der Dusche erinnerte er sich an Tino und daran, wie viel er getrunken hatte, geraucht, gezogen, solange, bis er ein „hoffnungsloser Fall" war und sie ihn retten mussten. Den letzten Ausweg aus seinem zerbrochenen Leben stellte das Annehmen des schlimmsten Jobs der Welt dar, den er so verabscheute, dass er zur Flasche griff, um nicht über ihn nachzudenken.

    Gestern im Park hatte er sich getraut, zu sagen, was er wollte. Nichts war gelogen. Sein Herz hatte geflattert, als Silvester nicht empört aufgesprungen war und das Weite gesucht hatte. Aber er hatte nicht ernsthaft damit gerechnet. Auch wenn ihm dieser parfümierte, gestylte Menschenschlag mächtig auf die Eier ging, erschien es Kiji bei Silvester völlig natürlich, so zu sein. Er war nicht wie die anderen, ganz entschieden nicht. Weder wusste Kiji, warum sein Parkgefährte log noch interessierte es ihn. Seine Haut wurde heiß und kalt, wenn er Silvesters Stimme hörte, und er freute sich auf ihn, obwohl ihn die Freude ängstigte. Er hatte sie sich abgewöhnt, denn es gehörte zu seinem Leben, dass er enttäuscht wurde. Mit der Freude in der Jackentasche war er immer auf die Fresse geflogen. Jetzt bewahrte er dort den Alkohol auf, der war berechenbarer.

    Kiji wusch sich die Hände, ein roter Tropfen hatte sich in seinen Handballen gefressen, er wurde nur wenig blasser, egal wie sehr er ihn mit der Nagelbürste bearbeitete. Es war nun einmal nicht zu ändern. Im Park wäre er nicht mehr rot.

    Er sah ihn schon von Weitem auf der Bank bei den Rosen. Selbst wenn er ruhig dasaß, wirkte er irgendwie nervös. Sein Eigentum. Kijis Erektion drängte sich gegen den Jeansstoff.

    „Da bist du ja!"

    „Natürlich."

    Silvester atmete hörbar auf. Wegen des Duschens war Kiji später dran und es tat ihm unendlich leid, ihm Sorgen bereitet zu haben. Er kickte ein Steinchen mit dem Fuß in die Rosen und schielte auf Silvesters Handgelenk. Das Stoffband war noch da.

    Er ließ sich neben ihm nieder und erspürte seine Stimmung. Die Luft um ihn herum schien ängstlich zu pulsieren. Silvester war angespannt, als hielte er sich mit letzter Kraft zusammen und Kiji nahm seine Hand, drückte sie, um ihm Sicherheit einzuflößen.

    „Was ist mit dir?"

    Silvester legte den Kopf schräg und antwortete, nachdem er lange überlegen musste: „Ich mochte den heutigen Tag nicht so ..."

    Das Reden über ihre Existenz bei Sonnenschein bedeutete gefährliches Terrain. Deshalb sagte Kiji nichts, sondern zog ihn an sich, drückte Silvesters Kopf in seinen Schoß; der leichte Widerstand verging, so schnell er sich gezeigt hatte. Seine Wange schmiegte sich gegen Kijis Schritt. Er legte seine Hand auf Silvesters Rücken, spürte seine Rippen durch den Stoff und ließ sie dort liegen.

    „Entspann dich."

    „Ich versuche es", murmelte Silvester.

    Kiji konnte fühlen, wie sein Atem allmählich tiefer und langsamer ging, seine Muskeln nachgaben. Aus dem steifen Körper wurde der einer großen Katze. Ein dunkler, runder Fleck durchbrach die Symmetrie der Streifen seines Shirts, Kiji rieb mit seinem Daumen darüber. Unwillkürlich schaute er auf den roten Fleck auf seinem Handballen, den er vergeblich versucht hatte abzuschrubben, und verglich die Male miteinander.

    „Warum sind wir hier, Silvester?"

    „Wegen Sex ...", antwortete er prompt.

    Kiji nickte. Nur keine Komplikationen. Die Antwort war wahr und gelogen gleichzeitig.

    Kiji fuhr mit der Fingerspitze über Silvesters Kehlkopf, spürte die unregelmäßige Erhebung, die sich bewegte, als er schluckte. Silvester schloss die Augen, überließ sich Kijis Finger, der vorsichtig über seine sorgfältig rasierten Wangen und die warmen Ohren wanderte. Kiji prägte sich die Beschaffenheit der fremden Haut ein. Er hätte auch über ihn herfallen können, solche Lust verschaffte ihm die Schwere des Kopfes auf seinem Schoß, die kleinen, weichen Härchen auf der Ohrmuschel, aber so wollte Kiji es nicht.

    Langsam schob er seine Hand unter das Shirt, der Stoff fühlte sich dünn und knittrig an, kein schnöder Jersey. Seine Handfläche vibrierte auf Silvester warmer Haut. Er strich mit leichtem Druck über die Seitenlinie und umschloss Silvesters Rippen, grub seine Finger in die dünne Haut … Als er ein gepeinigtes Zischen vernahm, zuckte er zurück.

    „Habe ich dir wehgetan?"

    „Nein, nicht aufhören! Nein … ich habe mich da nur neulich gestoßen."

    Kiji schob den Stoff höher und sah einen unregelmäßigen Bluterguss auf der nachtfahlen Haut prangen. Unwillkürlich steckte er seinen Finger in den Mund, befeuchtete ihn und zog einen kleinen Kreis mit der Kuppe über das Mal, dann beugte er sich herab und pustete. Silvesters Härchen stellten sich auf und der Anblick erregte Kiji, er senkte seinen Mund auf die dunkle Stelle, berührte sie sanft mit seinen Lippen und streckte seine Zungenspitze aus, um ihn zu schmecken. Metall und Seife … köstlich. Silvester stöhnte leise. Kiji zog ihn näher an sich, drückte seine Zunge brutal gegen den Bluterguss und schloss die Lider, als er das dünne Keuchen hörte, das zwischen Erregung und Schmerz pendelte. Er spürte Silvesters Atem an seinem Schritt, presste seinen Kopf dagegen und fühlte, wie die Lippen sich durch den Stoff um seinen Schwanz schlossen. Er hielt einen Moment inne, um seiner heftigen Erregung Herr zu werden. Silvester durfte nicht die Kontrolle übernehmen. Nicht jetzt und nicht hier. Er wollte ihn sich zu eigen machen und das klappte nicht, wenn er sich wie ein Schwachkopf von seiner Geilheit von der Marschroute abbringen ließ. Mühsam zwang er sich, in das helle Haar zu greifen und den Mund von sich zu ziehen. Silvester murrte unzufrieden.

    „Nicht meckern ...", warnte er ihn und schloss seine Hand so fest um seinen Brustkorb, dass er aufschreckte. Kiji drückte ihn sanft zurück.

    „Das ist gemein, Kiji", flüsterte Silvester.

    Kiji lächelte. Silvesters Mund war halb geöffnet, seinen Augen glänzten, er sah in ihnen die Lust, deren Grund er war.

    Langsam, ermahnte er sich.

    Er blickte ihm ins Gesicht, als er mit seinem Daumen über die kleinen, harten Brustwarzen rieb, weiter bis zum Bauch, über den Nabel. Silvesters Lider senkten sich und er riss sie auf, weil Kiji leise forderte: „Sieh mich an."

    Silvesters Lippe bebte und er erwiderte leise: „Du kannst es ruhig schneller angehen. Ich bin da nicht so ..."

    Das brachte Kiji zum Lachen. „Ich mach so schnell, wie ich will. Nimm dich ein bisschen zusammen, sonst mach ich nämlich gar nichts mehr."

    „O-okay."

    So sollte es sein; Silvester konnte es kaum mehr aushalten. Was wollte Kiji mehr? Er öffnete den Knopf der schmalen Stoffhose und schob seinen Finger unter den Bund, fuhr über die Leiste und spürte das Blut unter Silvesters heißer Haut pulsieren. Langsam zog er eine Linie, knapp an seinem Schwanz vorbei zu seinem Oberschenkel.

    „Bitte …!", seufzte Silvester fast verzweifelt.

    „Du hast es echt nötig." Kiji schüttelte den Kopf.

    „Und du weißt genau, was du tust."

    „Ja." Kiji legte seine flache Hand auf Silvesters Schamhaar, fast meinte er, es knistern zu hören. Die Außenseite seines kleinen Fingers berührte seine Peniswurzel.

    „Wie geht es dir gerade?", flüsterte Kiji.

    Mit zitterndem Klang antwortete Silvester: „Ich brenne ..." Er bog ihm sein Becken entgegen und Kiji lachte leise.

    Er zog den Reißverschluss auf und Silvesters Erektion sprang heraus, ummantelt vom weißen Stoff der Boxershorts. Es juckte ihm in den Fingern, sie einfach über seine Hüfte zu zerren, aber er tat es nicht. Das hier war kein Snack, das war das verschleierte Bild zu Sais und er würde den Teufel tun, den Schleier einfach herabzureißen und es zu verderben. So legte er seine Hand um das feste, warme Fleisch, von dem ihn eine Unterhose trennte, und saugte Silvesters offene Erregung in sich auf. Seine Nasenflügel weiteten sich. Sein Atem ging schneller, als Kiji seine Hand über den Schaft bewegte. Silvesters Unterleib kreiste langsam und Kiji wollte noch sagen, er solle nicht kommen, da war es schon geschehen. Die Feuchtigkeit sickerte durch den Stoff, lauwarm und klebrig …

    „Scheiße … Sorry … normalerweise … es war einfach zu viel", entschuldigte Silvester sich stotternd und sichtbar verlegen.

    „Das ist nicht schlimm, beruhigte Kiji ihn sanft und nahm seinen Hoden in die Hand. „Aber das wird nicht wieder passieren, hörst du? Er drückte zu, hörte ein schmales Wimmern und hielt den Druck, bis das Wimmern in hektisches Keuchen überging und Silvester sich auf seinem Schoß wand.

    „Du musst nichts tun, wenn wir zusammen sind, weil ich dich führe, aber du kommst nicht ohne Erlaubnis."

    „Ja", stimmte er gepresst zu.

    „Gut … das gefällt dir, richtig?" Kiji drückte seinen Sack ein wenig härter, spürte die Wärme, die weiche Haut um die festen Hoden.

    „Oh ..."

    Langsam löste Kiji den Druck, Finger für Finger und spürte, wie die Spannung aus Silvesters Körper wich. Er lag mit geschlossenen Augen da, ein Hauch eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. Kiji streichelte seinen Bauch, seine Taille, die Brust mit den wenigen weichen Haaren. Seine Fingerspitzen malten kleine Pünktchen, Sterne und Kreise auf der Haut seines Eigentums.

    „Was ist mit dir, Kiji?, fragte Silvester und schlug die Augen auf. „Ich meine … es geht um Sex, nichts weiter. Also, wenn ich dir behilflich sein kann ...

    „Ich bin glücklich, so wie es ist", wehrte er ab.

    Silvester schien ihm nicht zu glauben. Es war wichtig für Kiji, ihm die Wahrheit zu verdeutlichen. „Du musst dir nie Gedanken um mich machen. Ich nehme mir, was ich will und ich gebe dir, was du willst. Du kannst einfach nur hier sein, ohne die Verantwortung zu übernehmen. Ich trage sie für dich und für mich. Alles, was ich will, ist, dass du nimmst, was ich dir gebe. Das ist deine Aufgabe, wenn du mir gehörst. Nichts anderes."

    Silvester lächelte und Kiji wusste, das war es, wonach er suchte.

    „Aber das ist komisch. So laufen die Dinge normalerweise nicht." Er nahm Kijis Hand und drückte sie gegen seine Brust.

    „Mir gefällt

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