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Identitätskonstitution im Gespräch: Südchilenische Migrantinnen in Santiago de Chile.
Identitätskonstitution im Gespräch: Südchilenische Migrantinnen in Santiago de Chile.
Identitätskonstitution im Gespräch: Südchilenische Migrantinnen in Santiago de Chile.
Ebook721 pages7 hours

Identitätskonstitution im Gespräch: Südchilenische Migrantinnen in Santiago de Chile.

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Wie verändert sich Identität in der Migration, und wie wird diese Veränderung sprachlich dargestellt? In einer Fallstudie wird in diesem Buch die Migration von 32 Frauen aus dem ländlichen Südchile analysiert, die in Santiago de Chile als Hausangestellte arbeiten. Diese konversationsanalytisch und ethnographisch inspirierte Arbeit befasst sich mit zwei bislang wenig untersuchten Bereichen der Migrationslinguistik: zum einen den kommunikativen Folgen der internen, binnensprachlichen Migration, zum anderen mit dem Erwerb kommunikativer Flexibilität. Es wird gezeigt, mithilfe welcher sprachlich-textueller Verfahren (Narration, Kategorisierung, Stilisierung) die Gesprächspartner in der Interaktion Identität miteinander aushandeln und konstituieren.
LanguageDeutsch
Release dateJun 1, 2014
ISBN9783865278951
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    Identitätskonstitution im Gespräch - Bettina Kluge

    verdeutlicht.

    1Sprachwissenschaftliche Untersuchungen der internen Migration: ein Forschungsüberblick

    Jeder Leser und jede Leserin werden Personen kennen – oder auch selbst eine sein – die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr in der unmittelbaren Nähe des Herkunftsortes leben. Migration, so definiert Werlen (1998:69) im Anschluß an Treibel (1990:21) bewußt schwammig, ist der auf Dauer angelegte bzw. dauerhaft werdende 'freiwillige' Wechsel in eine andere Gesellschaft bzw. in eine andere Region von einzelnen oder mehreren Menschen. Der Begriff der Migration wird jedoch häufig auf die auffälligste Variante, nämlich die internationale Grenzen überschreitende Arbeitsmigration, beschränkt. Für die Soziolinguistik wird eine derartige Migration meist erst dann interessant, wenn sie mit Mehrsprachigkeit, Diglossie oder Sprachkonflikten auf gesellschaftlicher oder individueller Ebene verbunden ist.¹⁰ Sprachkontakt aufgrund von Migration ist somit ein Sonderfall der Kontaktlinguistik.

    Aber es gibt auch noch eine andere, weniger auffällige – vielleicht einfach weniger bedrohlich wirkende – Art der Migration, nämlich die interne Migration. Sie ist unschärfer zu fassen, denn: Ab welcher Entfernung, ab welchem Zeitpunkt beginnt, in den Worten obiger Definition der auf Dauer angelegte bzw. dauerhaft werdende 'freiwillige' Wechsel in eine andere Gesellschaft bzw. in eine andere Region? Die Soziolinguistik hat sich bisher am ehesten mit der internen Migration beschäftigt, wenn es sich dabei um die Wanderungsbewegungen von Individuen handelte, die infolge der Migration mehrsprachig wurden bzw. in deren Zielorten sich das Varietätenspektrum vergrößerte, wie z.B. in der Schweiz (Lüdi/Py 1984, Lüdi 1992, 1995) oder in Katalonien (Boix 1997).¹¹ In der Lateinamerikanistik erfolgt häufig die Verbindung mit der internen Land-Stadt-Migration und der kulturellen Überformung von ethnischen Minderheiten, beispielsweise bei Gugenberger (1995, 1997) für Quechuasprecher im peruanischen Arequipa oder Steckbauer (1997) für Lima als Schmelztiegel verschiedener peruanischer Ethnien. Dagegen fehlt auch hier, ebenso wie in Europa, die detaillierte Untersuchung der innersprachlichen Kontaktsituation, durch die eine Person sich weiterhin in der Lage wähnt, 'dieselbe Sprache', wenn auch vielleicht eine andere dialektale Varietät, sprechen zu können und sich unter Ihresgleichen aufzuhalten.

    Andersson/Thelander (1994:55) führen die jüngste sprachwissenschaftliche Beschäftigung mit interner Migration auch auf die in Europa zu beobachtende Tendenz zur Standardisierung der Nationalsprachen zurück, die durch die Mobilität der Bevölkerung einen neuerlichen Schub erfahren hat:

    It has gradually become more and more clear that geographic mobility – to a greater degree than the impact of schooling or the broadcast media – is the factor that has perhaps most vigorously fueled the tremendous levelling of dialects that has characterized so many linguistic communities over the past forty years.

    Daher kann ein Großteil der europäischen Literatur zum Thema eher unter den Stichwörtern 'dialect levelling' und 'Standardisierung von Nationalsprachen' gefunden werden. Migration wird hier aber mit Blick auf das Endergebnis 'Ausbreiten eines nationalen Standards zuungunsten der dialektalen Varietäten' betrachtet, der Prozeß an sich und die Auswirkungen auf die Einzelpersonen werden zwangsläufig vernachlässigt. Neben mehreren Studien im angelsächsischen (u.a. der Klassiker Trudgill 1986) und deutschen Raum berücksichtigen einige hispanistische Beiträge die Migration aus dem direkten Hinterland der untersuchten Stadt, etwa die Studie von Moya/García (1995) und Moya (2000) zur Stadtsprache Granadas. Im Anschluß an und angeregt durch das 'Norma Culta'-Projekt (vgl. Lope Blanch 1986) erfuhren zwar viele Stadtsprachen Lateinamerikas eine soziolinguistische Beschreibung ihres Varietätenraums. Durch das häufig vorhandene Ausschlußkriterium, daß die Gewährspersonen aus der jeweils untersuchten Metropole stammen sollten, wurden aber – wie auch in vorherigen dialektologischen Untersuchungen¹² – Migranten zwangsläufig ausgeschlossen. So begründet Caravedo (1990:19) ihre Entscheidung, 42,7% der (offiziellen!) Bevölkerung Limas nicht in ihre Studie aufzunehmen, im Sinne der Vergleichbarkeit ihrer Daten mit denen anderer Teilprojekte der 'Habla Culta' bzw. Habla Popular'. Nur: Kann eine Beschreibung des Varietätenraums einer Stadt vollständig sein, die eine derart große Proportion ihrer Bewohner ausschließt?¹³ Wird eine derartige Be- und Ausgrenzung nicht gerade die interessantesten sprachlichen Tendenzen unbeachtet lassen, die durch das Aufeinandertreffen von Eingesessenen und Neuankömmlingen und der folgenden Aushandlung von sprachlichen Normen entstehen?

    In diesem Kapitel beschäftige ich mich zunächst mit den generellen Problemen und Forschungsfragen der sprachwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit interner Migration. Nach einer Diskussion allgemeiner methodischer Probleme folgt ein Blick auf die gängige Praxis, anhand sozialer Netzwerke und quantifizierender Methoden Indizes der sprachlichen und sozialen Akkomodation der Migranten aufzustellen. Die Arbeiten dieser Richtung beschäftigen sich hauptsächlich mit der phonetisch-phonologischen und lexikalischen Akkomodation der Migranten. Die Vor- und Nachteile dieser Vorgehensweise werden anhand der Arbeiten von Bortoni-Ricardo (1985), Kerswill (1994) und Barden/Großkopf (1998) diskutiert. Einen anderen Blickwinkel bietet dagegen Werlen (1998), die Unterschiede in der deutschen und schweizerischen Kommunikationskultur anhand von Heiratsmigranten und deren Partnern untersucht. Werlens Studie ist besonders interessant für das hier behandelte Thema der südchilenischen Migrantinnen, weil sie den Konfliktbereich untersucht, der sich aus der kulturell unterschiedlichen Deutung von Kommunikationssituationen und -strategien ergeben kann.

    Abschließend erscheint es mir notwendig, einige Überlegungen zu den in allen Studien implizit immer wieder auftauchenden Begriffen 'Stadt', 'Land' sowie – darin enthalten – den Konzepten 'Urbanisierung', 'Modernität' und 'Natur' anzustellen. Es zeigt sich, daß auch in vorgeblich rein auf das sprachliche Material gerichteten Studien eine ambivalente Haltung zu 'Stadt' und 'Land' zum Ausdruck kommt, die mit der Debatte um das Wesen der Natur und des menschlichen Fortschritts in Verbindung steht. Und dies hat natürlich Auswirkungen auf die Beurteilung von ländlicher und städtischer Sprache bzw. deren Sprecher.

    1.1Methodische Probleme der sprachwissenschaftlichen Migrationsforschung

    Die folgenden Überlegungen sind zunächst einmal unabhängig davon, ob es sich um Studien der internen oder internationalen, monolingualen oder bi-/multilingualen Migration handelt. In den Beispielen beziehe ich mich jedoch auf Studien zur internen, monolingualen Migration (vgl. auch zusammenfassend Kluge 2003).

    Der Anspruch an die beim Individuum ansetzende Migrationslinguistik muß es sein, Antworten zu geben auf die Fragen, welche Veränderungen des sprachlichen Verhaltens im Laufe des Lebens eines Individuums auf die Tatsache der Migration – und nur auf die der Migration – zurückzuführen sind und wie die betreffende Person mit dem Wechsel in eine andere Gesellschaft oder Region umgeht. Zusätzlich muß für den Bereich der Identitätskonstitution und ihrer sprachlichen Darstellung im Gespräch deutlich werden, welche Bedeutung die Person selbst der Tatsache beimißt, daß sie nicht mehr an ihrem Herkunftsort lebt, und inwiefern sich ihrer Meinung nach durch die Migration ihre 'Identität' verändert hat. Ein Grundproblem der Migrationslinguistik ist dabei, wie sich zeigen wird, daß sich sprachliche Veränderungen nicht ohne die Veränderungen der sozialen Identität der migrierten Person erklären lassen, sich letztere aber allein schon durch die Migration an sich stark verändert. Zum Begriff der Identität vgl. ausführlicher Kap. 3.

    1.1.1Wer wird untersucht?

    Viele 'klassische' Variablen der Soziolinguistik wie Alter und soziale Herkunft werden auch in den gesichteten Migrationsstudien verwendet, müssen aber häufig noch weiter spezifiziert werden.

    * Geschlecht: Die Variable 'Geschlecht' scheint zunächst ebenso verwendet zu werden wie in anderen soziolinguistischen Studien; Frauen werden in gleicher Anzahl untersucht wie Männer. Problematisch ist, daß viele Studien nur die Tatsache der Migration der Gewährspersonen an sich berücksichtigen, nicht jedoch, aus welchen Gründen sie unternommen wurde. Viele Studien konzentrieren sich auf die Migration aus beruflichen Zwecken. Die Migration von Arbeitnehmern, die nicht in die üblichen Schemata passen – wie im Haushalt ihrer Arbeitgeber lebende Hausangestellte – wird dabei häufig vernachlässigt. Auch die von Werlen (1998) als Ausgangspunkt genommene Heiratsmigration wird ebenso wie die Bildungsmigration üblicherweise nicht behandelt. Dadurch wird die Grundgesamtheit der Gewährspersonen unzulässigerweise beschränkt, was sich vermutlich im Fall der weiblichen Migranten stärker auswirken wird als bei den Männern.

    * Alter: Es muß zwischen dem Alter zum Zeitpunkt der Untersuchung und dem Alter zum Zeitpunkt der Migration unterschieden werden, sowie zum Teil abweichend davon die Länge des Aufenthalts am untersuchten Ort. Nur Barden/Großkopf (1998) können auf eine derartige Differenzierung verzichten, weil bei ihnen beide Zeitpunkte praktisch zusammenfielen und die erste Aufnahme zeitnah zur Migration erfolgte. Unklar ist immer noch, ob das Alter zum Zeitpunkt der Migration oder die Länge des Aufenthalts am Zielort für die Adaption entscheidender ist. Verschiedene in Kerswill (1994:63) diskutierte Studien scheinen Lennebergs (1967) Hypothese, daß ab einem 'kritischen Alter' eine neue Varietät nicht mehr perfekt gelernt werden kann, zu unterstützen. Ebenso äußert sich auch Bortoni-Ricardo (2000). Offenkundig ist nur (auch abzulesen aus Studien zur internationalen, bilingualen Migration), daß kein direkter, kausaler Zusammenhang zwischen Aufenthaltsdauer und Akkomodation an die Varietät der Zielregion besteht. Nach Großkopf/Barden (1998) finden die größten sprachlichen Akkomodationen in den ersten zwei Jahren nach der Migration statt.

    * Soziale Schichtung: Diese auch in der allgemeinen Soziolinguistik unumstritten wichtige, aber in den gesichteten Studien sehr unterschiedlich gemessene Variable wird in der Migrationssituation besonders relevant, gerade weil ein häufig wiederkehrendes Motiv für die Migration das Ziel des sozialen Aufstiegs (oder auch: Nichtabstiegs) ist. Insbesondere für die Migranten aus ländlichen Gebieten ist die Zuschreibung eines sozialen Status für die Zeit vor der Migration sehr schwierig, da viele städtische Stratifikationsparameter (Beschäftigung, Bildung, Wohnung) auf dem Land offenbar weniger wichtig sind. Die Höhe des Einkommens spielt dabei eine geringere Rolle, während die Unterscheidung in Unter- und Mittelschicht oder auch Arbeiter vs. Angestellte vereinzelt vorkommt. Als wichtig wird dagegen häufig der ausgeübte Beruf angesehen, insbesondere die damit verbundenen Kommunikationsanforderungen an die migrierte Person und ihr Kontakt mit Einheimischen. So klassifiziert beispielsweise Nuolijärvi (1994) ihre Gewährspersonen aufgrund des Grads der im derzeit ausgeübten Beruf notwendigen kollegialen Kommunikation und/oder dem beruflichen Kontakt zu Nichtbetriebsangehörigen. Ähnlich unterscheidet Ivars (1994) zwischen dem ausgeübten Beruf vor und dem Beruf nach der Migration. Diejenigen Migranten, die schon vor der Migration in Dienstleistungsberufen tätig gewesen waren, zeigten eine größere sprachliche Akkomodation. Dies setzt jedoch voraus, daß die Befragten eine Berufstätigkeit ausüben, was für die Heirats- und Bildungsmigranten aber nicht immer gilt. Im Fall der hier untersuchten Hausangestellten wird in einigen Fällen die Beziehung zur Arbeitgeberfamilie, insbesondere zur patrona sowie gegebenenfalls zu weiteren Beschäftigten, sehr wichtig, in anderen jedoch nur in geringfügigem Maße. Für beinah alle Gewährspersonen sind die sozialen Kontakte am freien Tag, dem día de salida, besonders relevant (vgl. Kap. 5).

    Tendenziell ist die Gefahr erkennbar, daß die Forschung dem beruflichen Umfeld vor und nach der Migration eine stärkere Rolle beimißt als den restlichen sozialen Kontakten im persönlichen Netzwerk. Hier wirkt möglicherweise die lange Zeit verbreitete Annahme nach, daß die meisten Migrationen im Familienverband unternommen werden und sich daher die größten Unterschiede in der 'Außenkommunikation' ergeben. Gerade im Fall der Hausangestellten kann davon keine Rede mehr sein, auch wenn die Existenz von Familienangehörigen im Stadtgebiet von Santiago weiter eine große Rolle spielt.

    * Soziales Netzwerk: Hierunter fallen neben der schon erwähnten Kommunikation am Arbeitsplatz die Kontakte zu Verwandten, Nachbarn und Freunden. Es muß außerdem unterschieden werden zwischen den sozialen Kontakten am Herkunftsort und denen am Zielort, dort zudem zwischen Migranten derselben Region, Migranten aus anderen Regionen und am Zielort geborenen Personen. Es wird somit bereits deutlich, daß eine migrationslinguistische Untersuchung mit mehr sozialen Variablen operieren muß als eine vergleichbare stadtsprachliche Studie. Viele sprachwissenschaftliche Untersuchungen der Auswirkungen der Migration versuchen mithilfe der Konstruktion eines sozialen Netzwerkindex diese Variablenvielfalt zu reduzieren. Vgl. auch Kap. 1.2 für die weitere Diskussion.

    Weiterhin wird von fast allen Studien gefordert, daß die Entscheidung zur Migration von der Person selbst gefällt worden sein muß (die mehr oder minder große Freiwilligkeit aus der Definition Werlens zu Beginn des Kapitels), womit eine Altersgrenze nach unten impliziert wird. Ferner, daß bei der Migration von Region 1 in Region 2 keine (oder nur kurze) Zwischenstops eingelegt wurden. Dies kann sehr problematisch sein: Andersson/Thelander (1994) zeigen, daß mit der Restriktion auf einen Herkunfts- und einen Zielort weitreichende Einschränkungen verbunden sein können. Die von ihnen ausgewählten Städte Eskilstuna/Mittelschweden und Skellefteå/Nordschweden sind keine Universitätsstädte, und mit der Vorgabe, nur direkte Migranten zu untersuchen, haben sie damit unwissentlich ihre Studie auf Arbeiter und Angestellte beschränkt und Bildungsmigranten ausgeschlossen (1994:69). Durch die Beschränkung auf Migranten mit nur einem Migrationsschritt werden möglicherweise in einigen Fällen verschiedene Adaptionsstrategien nicht hinreichend deutlich: In Barden/Großkopfs (1998) Studie tendieren offenbar diejenigen Gewährspersonen besonders stark zum Standarddeutschen, die davon ausgehen, daß sie noch ein weiteres Mal innerhalb Deutschlands umziehen werden (die sogenannten 'Kosmopoliten').

    1.1.2Wo wird untersucht?

    Nach Andersson/Thelander (1994:56-58) hat eine migrationslinguistische Studie vier verschiedene Möglichkeiten der Informantenauswahl nach den jeweiligen Herkunfts- und Zielorten:

    Graphik 1: Methoden der Informantenauswahl nach Andersson/Thelander 1994:56

    Andersson/Thelander halten Modell A zumindest theoretisch für denkbar, wenn auch für wenig aussagekräftig, weil das einzige Kriterium einer solchen Studie wäre, daß die Informanten nicht mehr an ihrem Geburtsort leben. Durch die Vielzahl der unterschiedlichen zu berücksichtigenden Varietäten sei eine kontrollierte Untersuchung von konkreten Veränderungen auf der Ebene des Sprachoder Varietätensystems beinah unmöglich und könne nur mit erheblichem Aufwand erfolgen. Es kann allerdings sogar von Vorteil sein, verschiedene interdependente Fälle zu betrachten. So untersucht Werlen (1998) vier Fälle der süddeutsch-deutschschweizer Migration sowie der intraregionalen Migration; Modell A wird so reduziert auf die Kombinationen von vier Ausgangs- und Zielpunkten.

    Modell B untersucht die Migration in verschiedene Regionen unter Kontrolle der Herkunftsregion und -sprache. Eine derartige Vorgehensweise haben Barden/Großkopf (1998) in ihrer Untersuchung von sächsischen Übersiedlern nach Saarbrücken und Konstanz gewählt. Sie ermöglicht es, verschiedene Faktoren auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen (z.B. die sprachlichen Einstellungen in der Aufnahmeregion gegenüber der Herkunftsvariante der Migranten, den Einfluß der zurückgelegten Distanz und der Kontakte mit Nichtmigranten im Herkunftsort).

    Modell C, die Kontrolle der Zielregion und -sprache bei verschiedenen Herkunftsregionen, beantwortet ebenfalls diese Fragen; zusätzlich kann auch die Interaktion der beteiligten Varietäten im Varietätenraum des Zielortes untersucht werden. Die Studien von Nuolijärvi (1994) zu Migranten aus Savo und Ostrobothnia in Helsinki, sowie Kerswills laufende Untersuchungen in der Pendlerstadt Milton Keynes in der Nähe von London (Williams/Kerswill 1999, Kerswill/Williams 2000a), fallen in diese Kategorie.

    Die meisten Studien folgen jedoch Modell D, dem Vergleich von Migranten, die aus Region 1 in Region 2 ziehen. Die Mehrzahl der Migrationsstudien im Sammelband von Nordberg (1994), z.B. Ivars (1994) und Omdal (1994), sowie Bortoni-Ricardo (1985), Kerswill (1994) und Großkopf/Barden/Auer (1996) untersuchen die sprachlichen Auswirkungen der Migration auf diese Weise. Andersson/Thelander (1994) fügen in der Untersuchung von 'long-distance'-Migranten vom nordschwedischen Skellefteå ins mittelschwedische Eskilstuna zwei Kontrollgruppen von 'short-distance'-Migranten aus dem ländlichen Umland in die jeweilige Stadt hinzu. Häufig wird eine derartige Studie aus Zeit- und Kostengründen gewählt, denn natürlich erhöht sich mit jedem Punkt, der erfaßt werden soll, der finanzielle und zeitliche Aufwand sowie die Notwendigkeit, eine entsprechende Anzahl an Kontrollgruppen einrichten zu müssen.

    In fast allen Studien, die diesen Modellen folgen, halten sich die Forschenden hauptsächlich am Zielort der Migration auf, nicht jedoch am Herkunftsort.¹⁴ Hierdurch wird aber das relevante Varietätenspektrum der Migranten vernachlässigt. Andersson/Thelanders Modell sieht im übrigen auch nicht den Fall vor, daß sowohl die Migration von Region 1 nach Region 2 als auch die entgegengerichtete Migration von Region 2 nach Region 1 untersucht werden könnte, z.B. durch Rückmigranten. Außerdem werden in den seltensten Fällen Kontrollgruppen eingerichtet.

    Meine Feldstudien folgen den Modellen C und D. Die 1995er Studie zu den südchilenischen Migrantinnen in Santiago (Modell C) bildet dabei die Basis, die in der 1998er Studie exemplarisch zu einer Studie nach Modell D (Paillaquinas in Santiago) eingeengt wurde.

    Natürlich ist die Wahl der Untersuchungsorte stark abhängig von der Spezifik des interessierenden Falls: Erfolgt in einer konkreten gesellschaftlichen Situation die Migration auschließlich in eine Zielregion, so ist z.B. die Verwendung von Modell B nicht möglich. In meinem eigenen Fall mußte ich berücksichtigen, daß in Chile hauptsächlich Santiago der Zielort der Migration ist. Auch wenn sich später herausstellen sollte, daß im speziellen Fall von Paillaco eine zahlenmäßig bedeutende Migration in den chilenischen Norden nach Antofagasta, Calama und Iquique sowie nach Argentinien stattfindet, konnten diese Migrationsrichtungen aus Zeitgründen nicht betrachtet werden. Im übrigen wäre bei einer Berücksichtigung dieser Migrationsrichtung (also eine Studie nach Modell B) die Vergleichbarkeit mit den Daten der 1995er Studie nicht mehr gegeben. Aus ähnlichen Gründen war auch eine Ausweitung der 1998er Studie auf die neu hinzugekommene Gruppe von peruanischen Hausangestellten in Santiago – was zu einer weiteren Studie nach Modell C geführt hätte – nicht möglich (aber vgl. Kap. 7.4 zur Ethnisierung des Arbeitsmarktes der Hausangestellten in Santiago).

    1.1.3Welche Erhebungsmethode wird gewählt?

    Um nicht nur von z.T. problematischen Annahmen über den Idiolekt der befragten Personen vor der Migration ausgehen zu müssen, wäre zweifelsohne eine Longitudinalstudie ideal, die schon vor dem eigentlichen Zeitpunkt der Migration ansetzt. Berend (1998) interpretiert die einzelnen Phasen der Akkomodation von Rußlanddeutschen an das Standarddeutsche bzw. Saarländische nach der Aussiedlung in die BRD als Lernervarianten (auch wegen der häufigen Interferenzen aus dem Russischen). Die erste von drei Aufnahmen erfolgte bei ihr bereits eine Woche nach der Ankunft. Auch Barden/Großkopfs (1998) erste von acht Aufnahmen der Gewährspersonen ihrer Studie fand spätestens ein Jahr nach der Übersiedlung von Sachsen nach Konstanz bzw. Saarbrücken statt. Leider sind derartige Studien sehr zeitaufwendig und werden selten als eigenständiges Projekt bewilligt. Problematisch ist auch, daß sich allein schon durch die Migration das soziale Umfeld und die soziale Identität der Migranten ändert. Dadurch kann nicht mehr eindeutig entschieden werden, ob eine Veränderung der sprachlichen Varietät aufgrund des Ortswechsels oder aufgrund der damit verbundenen Veränderung der sozialen Position erfolgte.

    Eine weitere Möglichkeit bietet eine retrospektiv angelegte Studie, also die Befragung und Selbsteinschätzung der Informanten. Kaum eine migrationslinguistische Studie verzichtet in den Interviews auf eine derartige Frage. Es entsteht aber der Eindruck, daß die Selbsteinschätzung häufig nur abgefragt wird, um im Anschluß die Informanten in ihrem Irrtum über ihr eigenes Sprechverhalten bloßzustellen. Gerade dieser 'Irrtum' kann aber, wie Werlen zeigt (s.u.), interessante Rückschlüsse über die Einstellung zum 'neuen' Leben und der neuen Varietät liefern. Und natürlich wird die Selbstwahrnehmung dann besonders relevant, wenn es – wie im hier interessierenden Fall – um die Identitätskonstitution von Migranten geht. Omdal (1994) berichtet im übrigen von einer mehrheitlich sehr guten Selbsteinschätzung seiner Informanten: Beim Abgleich mit der von ihm ermittelten 'tatsächlichen sprachlichen Veränderung' auf einer 3x3-Matrix liegen die Werte beinah aller Informanten auf der Hauptdiagonalen. Weiterhin weist er darauf hin, daß ohne verläßliche Aussagen über den Idiolekt der befragten Gewährspersonen vor der Migration (d.h. Tonband-aufnahmen) eine Aussage über einen mehr oder minder stark veränderten Sprachgebrauch nur unter Rückgriff auf die regionale Norm möglich ist, die zwangsläufig idealisierend die realiter vorkommende sprachliche Variation nicht berücksichtigt.

    Desweiteren muß hier zwischen mehreren betroffenen sprachlichen Ebenen unterschieden werden: Die Einschätzung Andersson/Thelanders, self-reporting reflects the norm to a greater extent than it does actual speech habits (1994:59) mag im Bereich des Sprachsystems, insbesondere der Phonetik, richtig sein, aber möglicherweise weniger im Bereich der Kommunikationskultur, die dem Bewußtsein der Informanten stärker entzogen ist. Dadurch wird es zwar zunächst schwierig, die eigenen speech habits zu reflektieren und mitzuteilen, aber sie sollten dann in der Tat weniger durch Normangleichungen beeinflußt sein.

    Eine dritte Möglichkeit, das veränderte Sprachverhalten von Migranten zu beurteilen, ist ein Vergleich mit Nichtmigranten desselben Herkunftsorts, Alters, Geschlechts und gleicher sozialer Herkunft. Diese ceteris-paribus-Analyse geht von der Annahme aus, daß die Migranten, wenn sie am Heimatort geblieben wären, sich sprachlich und sozial in dieselbe Richtung entwickelt hätten wie die Nichtmigranten.

    The only threat to this reasoning is if the mechanism for selection among the population in a place were to render the same individuals more likely both to migrate and to deviate linguistically. (Andersson/Thelander 1994:59)

    Hierfür gibt es in der Tat ein gutes Argument: Jene Personen, die sozial und sprachlich weniger gut in ihre Herkunftsgemeinde integriert sind und sich dort weniger wohl fühlen, könnten eher bereit sein, diese zu verlassen (78). Diese Annahme wird von Andersson/Thelander zwar auf sozialstruktureller Ebene weiterverfolgt, und sie können auch zeigen, daß in ihrer Feldstudie bereits zwischen long-distance- und short-distance-Migranten, aber vor allem im Vergleich mit den Nichtmigranten signifikante Unterschiede auftreten in Bezug z.B. auf die Stellung in der Geschwisterfolge oder den Landbesitz der Herkunftsfamilie, die eine geringere soziale Integration der Migranten vermuten lassen. Dennoch bezeichnen sie später die ceteris-paribus-Analyse als die einzig wissenschaftlich haltbare Methode der Beschäftigung mit interner Migration.

    Ihrer Auffassung kann hier nicht gefolgt werden, und zwar aus zwei Gründen: Erstens wird dieser Vergleich mit Nichtmigranten üblicherweise (Andersson/Thelander sowie Kerswill (1994) bilden hier die Ausnahme) am Zielort mit dortigen Bewohnern vorgenommen, unter der Annahme, daß sich die Sprache der Migranten an die der neuen Umgebung angleichen wird – wohl auch aus methodischen Gründen, weil fast alle Migrationsstudien nach Modell C oder D am Zielort der Migration durchgeführt werden. Diese Annahme ist sicherlich in vielen Fällen richtig, kann aber nicht unhinterfragt übernommen werden. Denn die sprachliche Bewegung hin zu einer neuen Umgebungsvarietät ist meistens nicht die einzige Möglichkeit: Omdal (1994:131) weist darauf hin, daß nicht die Bewegung 'hin' zu der Varietät des Zielorts untersucht werden kann, sondern nur die Bewegung 'weg' von derjenigen am Herkunftsort. Neben der weitgehenden Annahme einer Standardvarietät als neutrale Lösung ist auch – wie bei einigen von Barden/Großkopfs Gewährspersonen – ein nicht-linearer Verlauf der sprachlichen Akkomodation oder gar eine Bewegung hin zur Herkunftsvarietät möglich (s.u. Kap. 1.2.3). Der zwangsläufig folgende Schritt muß für derartige Untersuchungen die Einrichtung zweier Kontrollgruppen, und zwar am Herkunfts- und am Zielort der Migration, sein. Ohne die Einrichtung derartiger Kontrollgruppen kann im übrigen auch nur schlecht die von den Nichtmigranten im Interviewkontext verwendete sprachliche Varietät ermittelt werden. Weiterhin können so aktuelle komplementäre Daten zu den vorliegenden dialektologisch oder soziolinguistisch orientierten Untersuchungen der betreffenden Regionen gewonnen werden, die zumindest zur Überprüfung der bisherigen dienen müssen.

    Zweitens wird von Andersson/Thelander nicht thematisiert, daß sich auch 'die Sprache' (bzw. präziser gesagt ihr Varietätenspektrum) der Ursprungsregion und ihre Verwendung in der Gemeinschaft zwischen dem Moment der Migration der Informanten und dem Zeitpunkt der Befragung stark verändern kann: Insbesondere wenn Migranten mit mehreren Jahrzehnten Aufenthalt am Zielort untersucht werden, ist im Licht der derzeitigen Diskussion um die europaweit beobachtete Konvergenz¹⁵ von Dialekten und die Standardisierung von Nationalsprachen diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Kerswill (1994:40) verweist etwa auf die Übernahme mehrerer bisher eher als städtisch geltender features in den ländlichen Stril-Dialekt seiner Gewährspersonen seit den 1960er Jahren, so daß immer fraglicher wird, ob ein bestimmtes feature erst infolge der Migration nach Bergen übernommen wurde oder bereits vorher im Idiolekt der jeweiligen Person bestand. Relativ unwahrscheinlich ist dabei die sprachliche Auseinanderentwicklung von Herkunfts- und Zielregion, bei der die sprachlichen Veränderungen der Migranten auffälliger erscheinen würden als sie es eigentlich sind. Unter der Voraussetzung der Standardisierung von Nationalsprachen ist es wahrscheinlicher, daß zwischenzeitlich eine sprachliche Konvergenz zwischen den Varietäten des Herkunfts- und des Zielorts der Migration stattgefunden hat. Die vermeintliche ceteris-paribus-Analyse wäre demnach eigentlich eine Analyse der Komparativen Statik: Hat sich die Sprache (und die sie tragende Gemeinschaft) stärker im Herkunftsort A oder im Zielort B geändert? In der Nichtberücksichtigung dieser Möglichkeit wird die stereotype Sicht der meist ländlichen Herkunftsregionen als timeless and serene (Gill 1994:114) deutlich, die insbesondere in den durch die wirtschaftliche und kulturelle Globalisierung großen Veränderungen ausgesetzten Gebieten des ländlichen Südchiles nicht mehr gerechtfertigt erscheint.

    Aus den genannten Gründen ist auch eine ceteris-paribus-Analyse, also der Vergleich des sprachlichen Verhaltens von Migranten mit dem von Nichtmigranten, nur mit Einschränkungen ein gangbarer Weg; eine Longitudinalstudie sollte immer vorgezogen werden. Die ceteris-paribus-Analyse bleibt trotz aller Bedenken die nächstbeste Lösung auf dem Weg zur Erforschung der sprachlichen Akkomodation infolge von Migrationsvorgängen. Aber auch die Selbsteinschätzung der Gewährspersonen verdient mehr Aufmerksamkeit, als ihr bislang zugebilligt worden ist.

    1.1.4Welche Varietäten werden untersucht?

    Die meisten migrationslinguistischen Studien untersuchen die Veränderung von einer Ausgangsvarietät hin zu einer Zielvarietät. Im Vordergrund steht dabei die Suche nach den individuellen Akkomodationsstrategien¹⁶ der Informanten und die Frage, welche dialektalen Merkmale besonders schnell abgelegt bzw. erworben werden.

    Sehr typisch ist das Vorgehen von Andersson/Thelander (1994): Ausgehend von der Annahme, daß sich die Migranten einerseits durch die soziale Integration am Zielort sprachlich reorientieren, sie andererseits durch den weiter bestehenden Kontakt zu Personen am Herkunftsort oder zu ebenfalls migrierten Personen weiter mit 'ihrer Vergangenheit' verbunden sind, konstruieren sie zwei soziale Indizes, den der Kontextkontinuität und den der Integration. In ihrer Untersuchung von 24 Migranten von Skellefteå nach Eskilstuna (Nord- nach Mittelschweden) weisen Andersson/Thelander vier Strategien nach, die sie offenbar von Nordenstam (1979:49ff.) übernommen haben, die im norwegischen Bergen mit Bergenern verheiratete Schwedinnen untersuchte. Die vier Strategien werden sodann mit den Kombinationen der zwei Indizes in Verbindung gesetzt:

    Tabelle 1: Akkomodationsstrategien nach Andersson/Thelander (1994:80)

    Während im Fall der Sprachbewahrung die Ausgangsvarietät nicht oder nur in geringem Maße verändert wird, wird sie von Personen, die die Strategie der Substitution verfolgen, vollständig oder weitestgehend zugunsten der Zielvarietät aufgegeben. Bei einer sprachlichen Integration werden die Ausgangs- und Zielvarietäten in eine neue idiolektale Varietät integriert. Dagegen verwenden Migranten im Falle der funktionellen Zweiteilung je nach Kontext (v.a. Interaktionsort und -partner) entweder die Herkunftsvarietät oder die Zielvarietät bzw. eine ihr nahkommende Variante.

    Kerswill (1994:77-79) weist darauf hin, daß der Nachweis dieser Akkomodationsstrategien in den Informanteninterviews stark vom Kontext determiniert wird. Sie sind nicht nur vom Interaktionspartner abhängig, sondern auch und vor allem vom Gesprächsthema, wie er am Beispiel von zwei Informanten zeigen kann. Aus diesem Grund beschränkt er sich in seiner eigenen Analyse auf einen circa fünfminütigen Interviewausschnitt, in dem sich alle Gesprächspartner zu demselben Thema äußern.

    Ebenso dürfte offenkundig sein, daß nicht nur der Interaktionspartner, sondern auch der Interaktionsort, an dem das Gespräch geführt und aufgezeichnet wird, einen entscheidenden Einfluß hat. Hiervon berichten u.a. auch Werlens (1998) Informanten. Insbesondere für die Strategie der funktionellen Zweiteilung gibt es aus den Berichten ihrer Gewährspersonen zahlreiche Hinweise. Nachdem aber der Großteil der Migrationsstudien auf den Zielort beschränkt bleibt, kann eine derartige kontextabhängige Zweiteilung nur selten direkt nachgewiesen werden. In meinem eigenen Korpus sind alle aufgeführten Strategien belegbar. Fast alle Gewährspersonen berichten von großen Veränderungen in ihrer Sprechweise (forma/manera de hablar). Für die Strategie der funktionellen Zweiteilung soll hier ein Ausschnitt aus dem Transkript mit Roxana (auch ihre Schwester Laura ist anwesend) angeführt werden, in dem die bedeutende Rolle des Interaktionsorts und der Interaktionspartner hervorgehoben werden:

    Der Ausschnitt entstammt dem Beginn des Gesprächs, nachdem B erklärt hatte, wie sie sich die Grobstruktur des Interviews vorstellte. Die Spontaneität, mit der das Thema der unterschiedlichen Sprachverwendung angesprochen wird, zeugt davon, daß die Informantin Roxana ein hohes Bewußtsein für die unterschiedlichen von ihr verwendeten Sprachvarietäten besitzt, die ihr nach eigenem Bekunden fast hundertprozentig verschieden erscheinen (cambia todo un cien por ciento casi, 75/76). Dies bezieht sie ausdrücklich auf die in Santiago 'korrektere', standardnähere Aussprache (tratamo de hablar=hm correctamente, 87), aber auch auf pragmatische Aspekte wie etwa die unterschiedliche Frequenz in der Verwendung von Schimpfwörtern (garabatos, 92) und anzüglichen Bemerkungen (tallas, 93). Interessant ist auch die Begründung, die sie in 80-83 gibt: In Santiago ist ihr Leben mehr auf den eigenen Haushalt beschränkt (nosotro en la casa llevamo otro tipo de:, de vida=p, 80), weniger spontan und, wie sie bereits in 57 einräumt, einsamer.

    Eine weitere Möglichkeit innerhalb des den Migranten üblicherweise zur Verfügung stehenden Varietätenraums ist der regionale oder überregionale Standard. Ivars (1994) trägt die sprachlichen Veränderungen ihrer Gewährspersonen daher auf einem Dreieck aus Herkunftsvarietät, Zielortvarietät und Standard ab. Auch Nuolijärvi (1994) weist zwar eine Bewegung weg von der Herkunftsvarietät nach, aber keine ausgeprägte Übernahme von Merkmalen der Umgangssprache von Helsinki. Stattdessen nehmen Formen des Standardfinnischen stark zu. Diese Bewegung hin zum Standard zeigt sich auch in vielen anderen Studien, z.B. Barden/Großkopf (1998), Kerswill (1994), Andersson/Thelander (1994). Wie bereits oben erwähnt, können Barden/Großkopf (1998) zeigen, daß der Standard besonders häufig bei Personen zu finden ist (den 'Kosmopoliten'), die sich vorstellen können, in eine weitere Stadt umzuziehen, in der ihnen die bereits vollzogene Akkomodation an die Standardsprache nützlicher sein wird als eine weitere regionale Varietät. Weiter ist hier der Status wichtig, den der Herkunftsdialekt und somit auch dessen Sprecher besitzen. Kerswill (1994:14) verweist auf Studien zum Finnischen in Schweden (Wande 1982, Lainio 1982, 1984, 1989), wonach sowohl die Einstellungen gegenüber den regionalen Dialekten am Zielort der Migration, aber auch am Herkunftsort mitbestimmend dafür sind, ob es zur sprachlichen Konvergenz unter den Migranten kommt oder nicht. Ebenso argumentiert Nuolijärvi (1994) in ihrem Vergleich von Migranten aus zwei finnischen Regionen, mit denen in Finnland unterschiedliche Mentalitäten und Kommunikationskulturen verbunden sind.

    In Lateinamerika wird die Analyse der Veränderungen in der Sprache der Migranten häufig erschwert durch fehlende Beschreibungen der Ausgangssprache in der jeweiligen Herkunfts-, z.T. auch der Zielregion. Auf die Beschränkungen infolge der methodischen Annahmen des Norma-Culta-Projekts und seiner soziolinguistisch ausgerichteten Nachfolgestudien habe ich bereits zu Beginn des Kapitels hingewiesen. Immerhin führte sie zu unterschiedlich detaillierten Beschreibungen der Stadtsprachen Santiago de Chiles (Wigdorski 1983, Bühler et al. 1986, Díaz 1986, Oyanedel/Samaniego 1999) und Valdivias (Cepeda et al. 1988, Cepeda 1991, Poblete 1995 und zahlreiche Einzelstudien in estudios filológicos). Die Sprache der meist ländlichen Herkunftsgebiete ist in unterschiedlich genauen und aktuellen Sprachatlanten untersucht – für Südchile im ALESUCH (Araya et al. 1973, Araya 1968, 1974), von dem aufgrund der politischen Umwälzungen jedoch nur der erste von drei geplanten Bänden erscheinen konnte, der die urbanen Erhebungspunkte dokumentiert (vgl. Contreras 1993 für die ländliche Sprache der Provinz Osorno, Wagner 1998 für die Fortschritte am ALECH). Im Hinblick auf den Standard muß außerdem berücksichtigt werden, daß dieser in Chile und auch in vielen anderen Regionen Lateinamerikas eine andere Relevanz hat als in Europa, denn das Beherrschen oder Nichtbeherrschen einer standardnahen Varietät wird immer noch mit (fehlender) Schulbildung gleichgesetzt, und diese wiederum mit geringerem sozioökonomischen Status.

    Die Frage, welche Varietäten in einer Migrationsstudie wirklich miteinander verglichen werden, soll nun noch einmal unter einem anderen Blickwinkel gestellt werden: Andersson/Thelander merken zwar sehr richtig an, daß

    … the difference between studying linguistic variation from migration and, let us call it, stationary variation in a native population is that the former normally involves a multidimensional space for variation, whereas the latter often deals either with bipolar alternation between, for instance, dialect and standard forms or with a basically linear shift between two extreme values, for example, regarding the pronunciation of a vowel phoneme. (1994:60)

    Dennoch legen sie (und auch viele andere Autoren) ein idealisiertes Bild der dialektalen Varianten in den von ihnen untersuchten schwedischen Regionen sowie des Standardschwedischen zugrunde, nämlich eine in der Realität sehr unwahrscheinliche sprachliche Homogenität der Sprecher. Von der soziolingui- stischen Stadtsprachenforschung ist die bipolar alternation zwischen Dialekt und Standard (vgl. Kallmeyer 1987) als zu unpräzise erkannt worden: Gerade durch die ethnographische Erforschung des Kommunikationsraums Stadt konnte nachgewiesen werden, daß häufig ein Standard-Dialekt-Kontinuum, zumindest aber keine klare Trennung zwischen beiden Varietäten vorliegt (z.B. Kallmeyer (Hg.) 1994 für Mannheim, Schlobinski 1987 für Berlin, vergleichend Dittmar/Schlobinski (Hg.) 1988 und Werlen (Hg.) 1995 – dagegen äußert sich Thun 1996 für Uruguay skeptisch gegenüber dem Kontinuumsgedanken). So kann beispielsweise Bausch (1995) anhand der unterschiedlichen Grade an Dialektorientierung der Sprecher in der Aussprache des Mannheimer Stadtteilnamens Neckarau nachweisen, inwiefern die Sprecher sich und anderen eine lokale Identität als Neckarauer (Alteingesessene, Zugezogene, die 'foine Leute'¹⁷) zuschreiben und sprachlich darzustellen vermögen. Die Sprechenden greifen dabei virtuos auf verschiedene Mechanismen des 'Zitierens' zurück, beispielsweise indem Nichtmitglieder der eigenen Gruppe sprachlich entfernt dargestellt werden, durch einen höheren oder geringeren Grad an Standardorientierung, teilweise unterlegt mit gekünstelter Stimme oder einer anderer Tonhöhe.

    Durch die Abstraktion von den städtischen und ländlichen Gesprächsumgebungen besteht ferner die Gefahr, Unterschiede in der sozialen oder geschlechtsbedingten sprachlichen Variation aus den Augen zu verlieren, die durchaus in der Heimatregion stärker oder schwächer ausgeprägt sein könnten als in der Zielregion. Weiterhin muß berücksichtigt werden, daß sich mit der Migration zwangsläufig nicht nur die geographische Positionierung verändert, sondern fast immer auch die soziale, sei es durch einen beruflichen Auf- oder auch Abstieg oder Heirat. Gerade in Lateinamerika ist der Wohnortwechsel in die 'moderne' Stadt schon an sich ein sozialer Aufstieg. Omdals (1994:135/136) Gleichsetzung von regionaler Identität und sprachlichem Verhalten wirft ein verwandtes Problem auf: Vorausgesetzt wird, daß sich eine Person vorwiegend regional definiert, in Omdals Fall als setesdoler oder kristiansander. Es ist zwar sehr wahrscheinlich, daß die regionale Identität als 'Bewohner von Ort X' eine große Rolle im Selbstverständnis einer Person spielt, aber wohl nicht eine derart überragende. Außerdem ist auch dieser Aspekt stark kontextabhängig, denn eine Person, die als Migrantin interviewt wird, kooperiert natürlich durch die Hervorhebung ihrer regionalen Identität oder Identitäten, sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Die elizitierte Varietät ist daher u.a. auch abhängig von der forschenden Person, die ja häufig der Gesprächspartner des befragten Individuums ist. Es besteht außerdem die Gefahr, daß die Forscherin oder der Forscher den Befragten eine regionale Identität von außen zuschreibt. Möglicherweise ist z.B. Omdals Kategorisierung in setesdoler nicht fein genug und müßte im Verständnis der 'Einheimischen' auf die einzelnen Distrikte eingeschränkt werden (vgl. Kap. 7 zur Selbst- und Fremdkategorisierung als sureña und campesina).

    Unbekannt ist weiter in vielen Fällen immer noch, wie sich der Idiolekt einer Person während des Lebens verändert. Barden/Großkopf (1998:152) stellen fest:

    Je nach Lebensphase, beispielsweise Schulzeit, Studium, Eintritt in das Berufsleben, Eheschließung, Zeit des Berufslebens und Pensionierung, vollzieht sich eine individuelle Sprachentwicklung, wobei sich die Lebensphasen hinsichtlich der Stärke ihrer Dialektverwendung unterscheiden können.

    Coupland et al. (1993) prägten für die sich auch im Sprachlichen zeigende Kohärenz des Lebenslaufs den Begriff lifespan identity, die es Personen ermöglicht, trotz einschneidender biographischer Ereignisse von entscheidender Bedeutung, wie z.B. Eintritt in das Berufsleben oder Elternschaft, sich als 'ein und dieselbe Person' zu erfahren. Bei Migranten kann gerade die Migration jener Einschnitt sein, der zu einem veränderten Idiolekt führt, denn durch die Aufgabe, die neuen sozialen Strukturen in die eigene Lebenswelt zu integrieren, werden Migranten sich in hohem Maße ihrer Identität kritisch bewußt werden müssen, also unter anderem dessen, was sie bisher prägte und sich nun möglicherweise als 'überlebt' herausstellt.

    Zentral ist also die Erkenntnis, daß zwei Varietätenräume, sowohl am Ziel- als auch am Herkunftsort, untersucht werden müssen, um der Illusion der dialektalen Homogenität zu entgehen. Mehr noch: Durch die Vielzahl der Variablen, die in einem gegebenen Gesprächskontext relevant werden können, erscheint eine globale Untersuchung der verwendeten Akkomodationsstrategien als sehr grobes Werkzeug und verkennt die Kompetenz der Interagierenden, sich in verschiedene soziale Rollen zu begeben und diese mithilfe sprachlicher Mittel darzustellen.

    Zusammenfassend kann gesagt werden, daß eine systematische Erforschung der sprachlichen Variation infolge der Migration, insbesondere des phonetisch-phonologischen Bereichs, in mehreren Studien begonnen wurde. Jedoch war in vielen Fällen (und auch in meinem eigenen) die an sich notwendige Longitudinalstudie samt Einrichtung der notwendigen Kontrollgruppen nicht möglich. Weiterhin wird bereits sichtbar, daß eine Erforschung der sprachlichen Veränderungen nicht ohne eine detaillierte Erforschung der Motivation zur Migration, ihrer Begleitumstände, Chancen und Zwänge möglich ist. Migration ist für die befragten Gewährspersonen untrennbar verbunden mit ihren weiteren Lebensumständen und der Interpretation als neuer Lebensabschnitt, der möglicherweise auch eine sprachliche Veränderung erfordert. Der Anspruch, sprachliche Veränderungen auf die Tatsache der Migration und nur auf diese zurückführen zu können, kann daher nur eingeschränkt aufrechterhalten werden. Dies umso mehr, als in den Interviews mit den Gewährspersonen in der Regel auch stark kontextabhängige sprachliche Variation auftritt.

    1.2Interne Migration und sprachliche Variation

    Unter den sprachwissenschaftlichen Studien zur internen, innersprachlichen Migration dominiert bislang eine quantitativ ausgerichtete Vorgehensweise, häufig verbunden mit der Verwendung von Indizes. Die untersuchten Variablen sind fast ausschließlich phonetisch-phonologischer oder lexikalischer Art. Gleichzeitig wird in vielen Studien das durch Lesley und James Milroy (vgl. Milroy 1980) in die Soziolinguistik eingeführte Konzept des sozialen Netzwerks aufgenommen, in dem bestimmte soziale Beziehungen als Indikatoren für die Dichte und Multiplexität des Netzwerkes herangezogen werden. Die Auswirkungen des sozialen Wandels, insbesondere die Anpassung an die städtische Lebensweise, wird dabei über die Art und das Ausmaß der Integration der einzelnen Gewährsperson in das soziale Netzwerk erfaßt, dem die Funktion des norm reinforcement (Bortoni-Ricardo 1985:81) zugeschrieben wird. Die Mitglieder des sozialen Netzwerkes sind umso besser vom Druck der mainstream values, including the linguistic (ibid.) isoliert, je dichter die Netzwerkstrukturen sind. Bortoni-Ricardo bezeichnet die Variable des sozialen Netzwerkes als an effective analytical tool to tackle the issue of variation, especially in fluid settings undergoing rapid change (1985:69) – wie es Migrationsvorgänge par excellence sind.

    Ich möchte exemplarisch drei Studien vorstellen, um die Vor- und Nachteile des Bildens von Indizes sowie die Praxis der Netzwerkuntersuchung auszuleuchten:

    •Bortoni-Ricardo (1985) als 'Klassiker' und wegen ihres Bezugs zu Lateinamerika;

    •Kerswill (1994), wegen der sorgfältig durchdachten Indexbildung samt Komplettierung durch biographische Daten;

    •Barden/Großkopf (1998) und ihre weitgehend gelungene Kombination quantitativer und qualitativer Zugänge.

    1.2.1Bortoni-Ricardo (1985)

    Bortoni-Ricardo beschäftigt sich mit der sprachlichen Akkomodation von ländlichen Migranten in Brazlândia, einer Satellitenstadt von Brasília.¹⁸ In ihrer Feldstudie befragte sie insgesamt 118 Gewährspersonen mit einer Kerngruppe von ca. 40 Personen, die vorwiegend aus Mitgliedern einer Tanzgruppe und einer Kirchengemeinde bestand (beide von Migranten dominiert).¹⁹

    Als Arbeitshypothese stellt Bortoni-Ricardo (1985:5) die folgende Beziehung auf:

    …the more advanced the migrant is in the process of transition from an integrated [sic – gemeint ist aber 'insulated'] network, the more exposed s/he is to the mainstream urban culture and language and the more s/he will be committed to an effort towards assimilation of prestigious ways of speaking, which represents a movement away from the original rural dialect.

    Die Dichte (density) und die Gleichzeitigkeit von Rollen (multiplexity) innerhalb des Netzwerkes mißt sie über eine Kommunikationsmatrix und leitet daraus zwei Indizes ab: den Integrations- und den Urbanisierungsindex (vgl. auch BortoniRicardo/Leite 1988). Interessant ist dabei, daß im Urbanisierungsindex, anders als etwa bei Gal (1979), nicht der Urbanisierungsgrad der betreffenden Gewährsperson selbst gemessen wird, sondern der Mitglieder des persönlichen Umfelds der migrierten Person. Dies erfolgt unter Rückbezug auf die Giles'sche Akkomodationstheorie, wonach Sprecher ihre Sprechweise an die ihrer Interaktionspartner angleichen. Für die Mitglieder der Kerngruppe konstruiert Bortoni-Ricardo zwei Indizes, die den Integrations- und den Urbanisierungsgrad zunächst jedes Individuums und dann einer Subgruppe (je nach Alter und Geschlecht) messen. Die dabei zutage tretende große Variation zwischen den Indizes selbst sowie der vier untersuchten Variablen (zwei phonetischen und der Verb-SubjektÜbereinstimmung in 1. und 3. Person Singular) erklärt sie mit dem Grad der Bewegung der Individuen 'weg' von einem nur aus Migranten und der engeren Familie bestehenden Bezugskreis mit ländlicher Orientierung (insulated network) hin zu einem offeneren, flexibleren Freundeskreis, der nicht nur aus Migranten bzw. Migranten der Heimatregion besteht (integrated network). Der durch die Migration hervorgerufene Trend zur Verringerung dialektal markierter Formen (dialect diffuseness) kann je nach ökonomisch-kultureller Anpassung und Integration in das Stadtleben zu dialect focussing oder weiterer dialect diffuseness führen (106). Aber selbst bei einer fehlenden oder unvollständigen Integration beobachtet Bortoni-Ricardo Fokussierungstendenzen; auch diese Migranten haben diejenigen dialektalen Formen weitestgehend modifiziert, die als ausgesprochen ländlich angesehen werden – dies entspricht Trudgills (1986) Prozeß des dialect focussing. Sie unterscheidet dabei ebenso wie Trudgill zwischen sharp features (die eine scharfe Trennung zwischen städtischer und ländlicher Sprache kennzeichnen) und gradient features (bei denen soziale Gruppen in Stadt und Hinterland sich nur durch die Frequenz der fraglichen Variable unterscheiden). Es werden insbesondere die sharp features verringert.

    Ein wichtiges Resultat der Studie ist, daß in Brazlândia die Männer den Frauen in der generellen und auch der sprachlichen Integration weit voraus sind. Ein Grund hierfür ist, daß Männer öfter als Frauen einen beruflichen und sozialen Aufstieg erzielen (142), im Alltagsleben eine größere räumliche Mobilität innerhalb Brasílias aufweisen und öfter an Veranstaltungen außerhalb des eigenen Viertels teilnehmen (144), während die Frauen oft auf das Haus, die Familie und das Viertel beschränkt sind (vgl. die Darstellung des chilenischen casa/calle- Modells in Kap. 4.3.1). Frauen haben in der Folge zwar einen hohen Integrationsindex, erreichen aber nur geringe Werte auf dem Urbanisierungsindex. Bortoni-Ricardo stellt ferner fest, daß jene Frauen, deren Männer oder erwachsene Kinder hohe Integrations- und Urbanisierungsindizes haben sowie in der Dialektdiffusion weit fortgeschritten sind, auch selbst höhere Indizes haben als jene, deren Familien diese Charakteristika nicht aufweisen: one could argue that they do not 'go' into the city, but the city 'enters' into their homes (190).²⁰ Insofern werden hier die meisten soziolinguistischen Studien konterkariert, in denen Frauen als per se statusorientierter und dem Standard aufgeschlossener beschrieben werden. Dies gilt offenbar nur, wenn Frauen nicht gleichzeitig ein relativ isoliertes Alltagsleben führen und wenig Kontakt außerhalb ihrer Familie haben. Für die Frage des Abrückens von der Herkunftsvarietät reicht für die

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