Dienstanweisung Internet: So funktionieren Aktenordner, Telefon, Facebook & Co.
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Book preview
Dienstanweisung Internet - Gerald Fricke
Wirtschaftsinformatik
Zum Geleit
Warum eine Dienstanweisung Internet in Form eines Wörterbuches? Nun, diese Dienstanweisung regelt für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in praktischer, alphabetischer Form Ihre Benutzung des Internets und gleichzeitig, und das ist der Trick!, regelt diese Dienstanweisung auch die Nutzung dieses Buches gleich mit. Wir haben es hier also mit hochkomplexer Meta-Ironie galore zu tun, und das ist ja gar nicht so unvertrackt, das alles! Deswegen ist diese Dienstanweisung eben auch ein Wörterbuch und alphabetisch geordnet und gilt räumlich und zeitlich unbeschränkt für Ihren gesamten narzisstischen Geltungsbereich, umfasst also Ihre Dienst- und Arbeitsstelle sowie Ihren privaten Sofa-, Lese- und sonstwie Rumgedengel-Bereich.
Zur sachgerechten Nutzung dieses Buches empfehlen wir Ihnen, ein Nutzerprofil anzulegen. Wie das genau geht, erfahren Sie in dem hochkomplizierten, aber streng lesenswerten Eintrag »Nutzerprofil, Ihr«. Alle bei der Nutzung des Buches auftretenden sicherheitsrelevanten Ereignisse, wie z. B. unerklärliche Verluste oder Veränderungen von Pointen sind durch die Lesekraft, also Sie, unverzüglich dem Autor anzuzeigen. Alles klar soweit?
Na, kommen Sie, sprechen Sie mir laut und deutlich nach:
»Mit meiner Unterschrift bestätige ich die Kenntnisnahme dieser Dienstanweisung Internet. Über die von mir zu verantwortenden Maßnahmen bei der Nutzung dieses Buches und anderer Dienste bin ich informiert, so wahr mir Fußballgott Danilo Popivoda helfe.«
Datum, Ort Unterschrift
Über Verlag Andreas Reiffer zur Personalakte.
A
Absagen, gute in Facebook-Fußball-Gruppen. »Hallo Fußball-Lauftreff, ich laufe heute nicht mit, weil ich es nämlich nicht nötig habe.« Wenn Sie das dreimal »bringen«, dann wird eine Volksbewegung zur Einführung des »Hate-Buttons« bei Facebook losbrechen, das sage ich Ihnen aber!
Abteilungsleiter Internet. Ich kannte mal einen, der im Schulbus immer die Finger »knacken« ließ. Ist jetzt »Web-2.0-Abteilungsleiter« bei Dingenskirchen, aber das bleibt!
Abwesenheitsmails. Schon gewusst? Menschen mit mehrsprachigen Abwesenheitsmails im Nominalstil sind meistens die mittelwichtigsten!
Adorno, Theodor Wiesengrund. »Auf Facebook ist das Brot, mit dem die Kulturindustrie die Menschen speist, der Stein der Stereotypie«, nein, der Teddy Adorno mal wieder!
Affirmationskapellchen im Weltkapitalismus, das. Schon wieder: Facebook.
Akademikerfußball im Internet. Akademiker sind bekanntlich zu doof, um sich im Internet zum Fußball zu verabreden (siehe oben!). Aus ideologischen oder religiösen Gründen weigern sie sich zum Beispiel den Internet-Dienst Doodle zu kennen oder anzuwenden. Sie machen es einfach nicht, das Doodlen, weil sie lieber »Telefonkette« machen. Alle Doodle-Verweigerungstelefonketten, die an einem einzigen Sonntagnachmittag in der Bundesrepublik Deutschland, nunja, »geknüpft« werden, ergeben zusammengenommen eine intergalaktische Superkette, die sich 17 mal um den Erdball windet und winselt. Das muss man sich einmal vorstellen! Dabei sind Akademiker doch immer gut im logischen Denken oder im Rechnen, eigentlich! Wenn man zum Beispiel sagt: »Freunde, das Doodlen ist doch im Grunde genommen eine ganz einfache Sache«, dann nicken alle Akademiker und stellen ihre Blinklichter auf tremolierenden »Bescheidwisseralaaarm«. Aber egal, Hauptsache gewonnen und »nicht abgegeben«.
Aktenordner. Siehe den Eintrag »papierloses Büro«.
Amazon-Rezensionen. Kann nicht mal jemand manipulierte Amazon-Rezensionen für mich schreiben?
Amen. Im Internet finden Sie mich auf Twitter, Google+, Facebook und eigentlich allen sozialen Netzwerken, die nicht von Ashton Kutcher gegründet wurden, mit einer Ausnahme: Amen. Billiger lassen sich Distinktionsgewinne wohl kaum einfahren, oder? Ansonsten bin ich der lustige Fußballtweeter, gleichzeitig der böse Onkel mit den strengen Noten. Als hartgekochter Uni-Dozent lebt man schließlich in einer glitzernden Traumwelt. Da ist es gut, auch mal mit ganz bodenständigen Künstlerseelen zu reden, so als Mann des Buches, oder? Das man in verschiedenen Rollen unterwegs ist, so allgemein, ist natürlich nicht neu, das war schon immer so. Aber in einer Webgesellschaft werden diese verschiedenen Rollen immer sichtbarer. Ist das schlimm? Nein. Eine Webgesellschaft wird mit dieser Herausforderung umgehen müssen, mit dem Kon-trollverlust, damit, dass es nicht der Uni-Dozent alleine ist, der die Geschichte schreibt, dass der Tweet verschwindet wie am »Meeresufer ein Gesicht im Sand« oder auch nicht, um ein Wort von Michel Foucault (!) zu variieren. Huch! Wir werden uns zum Beispiel daran gewöhnen müssen, dass Mitarbeiter eines Automobilkonzerns, nehmen wir Volkswagen, im Web als Botschafter ihres Unternehmens agieren und gleichzeitig Mitglied bei Greenpeace sind und eine Kampagne dieser Umweltorganisation »liken« und verbreiten. Oder das wir alle nicht genau wissen, wer dieses Video, dieses eine da, mit dem VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn, bei seinem hochsympathischen Bleistift-hinterm-Ohr-Walk-Around auf der letztjährigen Automobilshow in Frankfurt am Main bei YouTube hochgeladen hat. Obwohl, das waren ja Sie, oder?
Amüsant. Also, ich meine »amüsant« im Sinne von »Rubinstein