Handbuch Bibelübersetzungen: Von Luther bis zur Volxbibel
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About this ebook
Daneben gibt es neue Bibelübersetzungsprojekte (z.B. die "Neues Leben Bibel"), einige Neurevisionen (z.B. die Elberfelder Bibel 2006), interessante medientechnische Entwicklungen wie "Basis B" und auch neue Studienbibeln.
All diesen Entwicklungen und natürlich den traditionellen Bibelübersetzungen widmet sich dieses neue Handbuch. Dabei werden die Bibeln übersichtlich, aber mit der notwendigen Informationsdichte vorgestellt. Auch der wenig Informierte bekommt einen guten Zugang zu den einzelnen Übersetzungen. Vergleichende Textbeispiele zu jeder Übersetzung runden dieses informative Handbuch ab.
Monika Kuschmierz
Monika Kuschmierz, Jahrgang 1963, ist studierte Theologin und als Autorin, Referentin, freie Mitarbeiterin beim Bibellesebund sowie als Gastdozentin an der Bibelschule Wiedenest tätig.
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Book preview
Handbuch Bibelübersetzungen - Monika Kuschmierz
Monika und Rainer Kuschmierz
Handbuch Bibelübersetzungen
Von Luther bis zur Volxbibel
Abbildung© 2007 R. Brockhaus Verlag Wuppertal
Umschlag: Dietmar Reichert, Dormagen
Satz: Breklumer Print-Service, Breklum
Druck: Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN 978-3-417-24966-8 (Print)
ISBN 978-3-417-21013-2 (E-Book)
Bestell-Nr. 224.966
»In unserer begrenzten Welt ist die Bibel wie ein Fenster, durch das wir in die Ewigkeit hineinschauen dürfen.«
TIMOTHY DWIGHT
Inhalt
1. Vorwort
2. Grundlagen der Bibelübersetzung
Der Kanon der Bibel
Die Textgrundlage
Übersetzungsprinzipien
Unterschiede in der Anordnung der biblischen Bücher und bei der Namenschreibung
3. Gesamtausgaben in alphabetischer Reihenfolge
Bibel in gerechter Sprache
Bruns
DaBhaR
Einheitsübersetzung
Elberfelder Bibel
Gute Nachricht Bibel
Hoffnung für alle
Interlinearübersetzung
Lutherbibel
Menge
Neue-Welt-Übersetzung
Neues Leben Bibel
Schlachter-Bibel
Zürcher Bibel
4. Altes Testament
Buber
5. Neues Testament und Teilausgaben
Albrecht
BasisB
Lukas für Teens
Mülheimer
Neue evangelistische Übersetzung
Neue Genfer Übersetzung
Schumacher
Stern
Stier
Volxbibel
Zink
6. Studienbibeln
Begegnung fürs Leben
Die Hauskreisbibel/Die Gruppenbibel
Elberfelder Jubiläumsbibel
Elberfelder Studienbibel
Genfer Studienbibel
Lutherbibel erklärt
MacArthur Studienbibel
Neue Jerusalemer Bibel
Scofield Bibel
Stuttgarter Erklärungsbibel
Thompson Studienbibel
7. Englische Bibeln – kurz kommentiert
8. Bibel-Computerprogramme
9. Surftipps zu Bibeln im Internet
10. Mundartbibeln
11. Textvergleich
1. Vorwort
Wer sich im deutschsprachigen Raum eine Bibel kaufen möchte, hat es schwer. Nicht etwa, weil man sie – wie in manchen anderen Ländern – nur heimlich und unter großen Mühen besorgen kann, sondern weil das Angebot an verschiedenen Übersetzungen fast unüberschaubar groß geworden ist. Gerade in den letzten Jahren haben sich viele Einzelpersonen und Übersetzerteams an die Arbeit gemacht, um die Texte der Bibel in eine angemessene deutsche Sprache zu übertragen. Doch was angemessen ist, wird sehr unterschiedlich beurteilt. Verschiedene Übersetzungsprinzipien, verschiedene theologische Grundüberzeugungen bei den Übersetzern sowie unterschiedliche Zielgruppen, die man erreichen möchte, sorgen für vielfältige Ergebnisse. Hinzu kommt eine Fülle von Studien- und Computerbibeln, die die Entscheidung weiter erschweren. Nach welchen Kriterien soll der Bibelleser also »seine« Bibel auswählen?
In diesem Handbuch möchten wir in einem ersten Teil einige grundsätzliche Hinweise zur Bibelübersetzung geben und die verschiedenen Übersetzungsprinzipien kurz darstellen. Der zweite Teil widmet sich den wichtigsten Bibelübersetzungen im Detail. Erläutert wird der jeweilige Hintergrund der Übersetzung und die Stärken und Defizite, die jede Übersetzung mitbringt. Damit wird nachvollziehbar, in welchen Bereichen eine Ergänzung durch andere Bibeln sinnvoll ist.
Gottes Wort ist ewig gültig und auch heute noch hochaktuell. Es zeigt uns den Weg zu Gott. Deshalb ist es unser größter Wunsch, dass möglichst viele Menschen sich mit dem Wort Gottes beschäftigen und von diesem lebendigen Wort anrühren lassen.
»Die Bibel ist nicht antik, auch nicht modern. Sie ist ewig.«
MARTIN LUTHER
2. Grundlagen der Bibelübersetzung
Der Kanon der Bibel
Wer in eine Buchhandlung geht, um sich eine Bibel zu kaufen, muss nicht nur wissen, welche Übersetzung er möchte, manchmal muss er auch entscheiden, wie viel Bibeltext es denn sein darf: eine Bibel mit Apokryphen, also den Spätschriften zum Alten Testament, oder eine ohne Apokryphen? Oder gar eine, bei der die Apokryphen an für protestantische Leser ungewohnten Stellen im Alten Testament verteilt sind? Was gehört denn nun zur Bibel?
Wie es dazu kam, dass die einzelnen Schriften des Alten Testaments zu einer festen Größe wurden, lässt sich im Einzelnen nicht mehr nachvollziehen. Einiges deutet darauf hin, dass schon um 200 v.Chr. die jüdische Gemeinde eine Sammlung von Schriften besaß, die dem heutigen Alten Testament (ohne Apokryphen) entspricht und die sie als Wort Gottes erkannt und anerkannt hatte. In der Zeit von 250–100 v.Chr. wurden die hebräischen Texte des Alten Testaments ins Griechische übersetzt. In Ägypten etwa gab es eine große jüdische Gemeinde, aber viele von ihnen verstanden nur noch wenig oder gar kein Hebräisch. Diese griechische Übersetzung nannte man Septuaginta, von lat. Siebzig (abgekürzt LXX). Nach einer Legende sollen nämlich 72 Gelehrte in 72 Tagen die fünf Bücher Mose übersetzt haben. Diese Legende wurde später ausgeschmückt und auf das gesamte AT bezogen. Die Septuaginta fand recht schnell weite Verbreitung unter den Juden in der Diaspora, aber auch unter Heiden, die den Glauben der Juden näher kennenlernen wollten (Apg 8,26ff).
In der Zeit zwischen dem Alten und Neuen Testament waren einige weitere Schriften entstanden (die deshalb auch »Spätschriften« genannt werden), z.B. die Erzählungen von Tobit und Judit, die historischen Makkabäer-Bücher oder das Weisheitsbuch Jesus Sirach. Auch sie wurden zusammen mit der Septuaginta überliefert, gehörten aber anscheinend nach jüdischem Verständnis nicht zum sogenannten Kanon des Alten Testaments.
Dieses Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Maß, Richtschnur«. Übrigens hat auch Jesus nie auf diese Schriften Bezug genommen und sie werden auch an keiner Stelle im Neuen Testament zitiert.
Auch die Entwicklung des neutestamentlichen Kanons war ein längerer Prozess. Gegen Ende des vierten Jahrhunderts wurde auf verschiedenen Synoden von den Bischöfen der Gemeinden offiziell bestätigt, was die Gläubigen schon längst erkannt hatten und praktizierten: dass genau diese 27 Schriften zur Richtschnur des Glaubens geworden waren. Für diese Schriften galt eine ganze Reihe von strengen Kriterien. Die wichtigsten waren zum einen, dass die Schrift von einem Apostel oder einem Augenzeugen der Auferstehung geschrieben worden sein musste. Außerdem musste sie gesunde christliche Lehre verkünden und mit der Lehre des AT übereinstimmen. Die frühen Väter sollten diese Texte zitiert und gebilligt haben; sie sollten darüber hinaus in der ganzen Kirche anerkannt sein. Daran erkannten die Gläubigen, dass die Schriften vom Heiligen Geist inspiriert waren. Man kann also durchaus sagen, dass der Heilige Geist sowohl die Gemeinden als auch die Bischöfe zu dieser Erkenntnis geleitet hatte.
Aber zurück zu den Spätschriften: Sie wurden weiterhin mit der Septuaginta überliefert. Als der Kirchenvater Hieronymus die Septuaginta ins Lateinische übersetzte, weigerte er sich zunächst, diese »Apokryphen«, wie er sie nannte, in die lateinische Fassung der Bibel mit aufzunehmen. Das Wort bedeutet »verborgen«. Hieronymus wollte sich eigentlich am jüdischen Kanon orientieren, sah sich aber mehr oder weniger gezwungen, sie schließlich doch zu übersetzen. In seinem Vorwort wies er jedoch ausdrücklich darauf hin, dass die Apokryphen nicht den gleichen Rang einnehmen können wie die anderen biblischen Bücher.
Zur Zeit der Reformation war die lateinische Vulgata die Bibel, die von den meisten Kirchengelehrten gelesen wurde und auch in kirchlichem Gebrauch war. Als Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte, orientierte er sich jedoch an der hebräischen Überlieferung des AT. Für ihn war klar, dass die Apokryphen wohl nützlich zu lesen, aber nicht kanonisch waren. Deshalb sonderte er sie aus und ordnete sie zwischen dem Alten und dem Neuen Testament an.
Im Zuge der Gegenreformation erhielten die Apokryphen volle kanonische Anerkennung durch die römisch-katholische Kirche auf dem Konzil von Trient im Jahr 1546. Seitdem gehören sie zur Tradition der katholischen Kirche und sind nach historischen Gesichtspunkten zwischen den verschiedenen alttestamentlichen Büchern eingeordnet.
In katholischen Bibeln findet man also die Apokryphen im AT verteilt, in evangelisch geprägten Bibeln entweder im Mittelteil oder überhaupt nicht. Übrigens, im katholischen Sprachgebrauch werden die Apokryphen als »deuterokanonische Schriften« (zu einem zweiten Kanon gehörend) bezeichnet.
Die Textgrundlage
Leider ist uns kein Originalbrief von Paulus erhalten geblieben. Auch das Originalmanuskript von Markus oder den anderen Evangelisten gibt es nicht mehr. Die Texte der Bibel, die uns zur Verfügung stehen, sind Abschriften von Abschriften von Abschriften. Kopisten und Übersetzer setzten sich ans Werk, um die gute Nachricht der Bibel zu verbreiten. Reiche Christen machten es sich in den ersten Jahrhunderten zur Aufgabe, Bibelteile abschreiben zu lassen, um sie Gemeinden oder Einzelpersonen zur Verfügung zu stellen. Schon früh wurden die Bibeltexte übersetzt, ins Syrische zum Beispiel oder ins Koptische. Mönche kopierten die Manuskripte der Heiligen Schrift für ihre Klöster. Dabei gingen sie mit großer Sorgfalt zu Werke.
Trotzdem gab es natürlich auch Abschreibfehler. Mal ist ein Schreiber in der Zeile verrutscht, mal hat einer aus der Erinnerung ein Bibelzitat anders notiert, als es eigentlich dastand. Es ist auch vorgekommen, dass jemand eine Anmerkung, die der Besitzer des Manuskripts an den Rand geschrieben hatte, aus Versehen mit in den Text aufgenommen hat. Und in seltenen Fällen hat ein Schreiber sogar ein in seinen Augen anstößiges Wort bewusst verändert.
Doch das Verblüffende ist: In über 90 % des Bibeltextes stimmen die verschiedenen Abschriften überein, und bei den restlichen Prozenten handelt es sich nur an sehr wenigen Stellen um gravierende Unterschiede. Das zeigt, wie sorgsam die Abschreiber mit dem Text umgegangen sind – und beweist auch, dass Gott über seinem Wort gewacht hat. Die Texte der Bibel sind mit weitem Abstand besser bezeugt als alle anderen Werke der Antike.
Um jedoch so nah wie möglich an den Urtext heranzukommen (den es in dieser Form ja nicht mehr gibt; man spricht deshalb auch vom »Grundtext«, wenn man unsere hebräische oder griechische Bibel meint), gibt es den Forschungsbereich der Textkritik. Das hat nichts mit Kritik an der Autorität, Historizität oder Glaubwürdigkeit der Bibel zu tun. Wissenschaftler, die sich mit der Textkritik befassen, sortieren und vergleichen die verschiedenen Abweichungen der Manuskripte und prüfen anhand von genau festgelegten Kriterien, welche Version wohl die ursprünglichere sein könnte. Dazu gehört z.B. die Überlegung, dass ältere Texte, die zeitlich näher am Original liegen, in der Regel hochwertiger sind als jüngere Texte, die etwa aus dem Frühmittelalter stammen. Ein anderes Kriterium: Wenn die Abweichung sich logisch erklären lässt, zum Beispiel durch einen typischen Abschreibfehler, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie nicht die ursprünglichere Lesart ist. Andererseits muss man bedenken, dass wir Menschen eher dazu neigen, schwierige oder unverständliche Formulierungen zu vereinfachen und stattdessen vertraute Ausdrücke zu verwenden. Deshalb ist im Allgemeinen die schwierigere Lesart vorzuziehen. Mit Hilfe solcher Kriterien und unter sorgfältiger Abwägung der einzelnen Textversionen versucht man den ursprünglichen Text zu rekonstruieren.
Um bei diesen Fragen kompetent mitreden zu können, ist ein ausgesprochenes Spezialwissen erforderlich. Die Ergebnisse der Textforschung