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Josef Holubs Kinder- und Jugendromane in der Sekundarstufe I
Josef Holubs Kinder- und Jugendromane in der Sekundarstufe I
Josef Holubs Kinder- und Jugendromane in der Sekundarstufe I
Ebook249 pages2 hours

Josef Holubs Kinder- und Jugendromane in der Sekundarstufe I

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Josef Holub ist in der Kinder- und Jugendliteraturszene gewiss ein Sonderfall. Der Debütroman Der rote Nepomuk des 1926 geborenen Autors erschien erst im Jahre 1993, nachdem er aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden war, in einem Alter also, in dem andere Autorinnen und Autoren zumeist schon auf ein umfangreiches schriftstellerisches Lebenswerk zurückschauen. Das Manuskript zu seinem Erstlingsroman hatte er zwar bereits als knapp Dreißigjähriger geschrieben, aber aus zeitbedingten politischen Gründen keinem Verlag zur Veröffentlichung angeboten. Nun aber war ihm große Resonanz und Anerkennung beschieden, und weil der Kopf, wie er selber sagt, noch voller Geschichten und Ideen war, hat erweitergeschrieben und im Laufe von etwa zehn Jahren noch sechs Romane und mehrere Erzählungen publiziert.

Die Unterrichtsprojekte dieses Buches stellen fünf Romane vor. In der 'Böhmische Trilogie' - Der rote Nepomuk, Lausige Zeiten und Schmuggler im Glück - blickt Josef Holub in autobiographischer Perspektive auf seine Kindheit und Jugend im Dritten Reich. zurück. Auf wunderfitzige Weise erzählt er von Freundschaften, die jungen Menschen über eine dunkle und schwere Zeit hinweggeholfen haben.
Bonifaz und der Räuber Knapp schildert in selten präziser wie anschaulicher Weise den Alltag der Menschen in einem schwäbischen Dorf in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Den Mittelpunkt bildet eine Freundschaftsgeschichte, die alle Einwirkungsversuche der Erwachsenen aushält.
Das Buch Die Schmuggler von Rotzkalitz ist eine spannend erzählte Detektivgeschichte mit zwei cleveren Jungen als Hauptfiguren.
Dass es sich bei den Kinder- und Jugendromanen Josef Holubs nicht um banale Geschichten mit geringer Halbwertzeit, sondern um anspruchvolle literarische Texte handelt, belegen neben mehreren Auszeichnungen Urteile wie das des Borromäus-Vereins und des Michaelsbunds, die die drei Romane Der rote Nepomuk, Lausige Zeiten und Bonifaz und der Räuber Knapp auf ihre Liste der Kinder- und Jugendbücher von bleibendem Wert gesetzt haben.

Die Lektüre und unterrichtliche Bearbeitung eines Romans von Josef Holub dürfte den Schülerinnen und Schülern ein attraktives Angebot für bereichernde Leseerfahrungen machen. Den Lehrenden liefert dieses Buch hierfür differenzierte Analysen und ausführliche praxisbezogene didaktisch-methodische Vorschläge.
LanguageDeutsch
Release dateNov 12, 2012
ISBN9783834030139
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    Josef Holubs Kinder- und Jugendromane in der Sekundarstufe I - Franz-Josef Payrhuber

    A

    Autor und Werk

    1 Biographie

    Josef Holub wurde am 7. September 1926 in Neuern, einem kleinen Städtchen im Böhmerwald nahe der bayerischen Grenze, im heutigen Nýrsko/Tschechien, geboren. Er verbrachte dort Kindheit und frühe Jugend und besuchte noch während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft die Lehrerbildungsanstalt in der Schulstadt Prachatitz. Es folgten Arbeitsdienst und Wehrmacht, amerikanische und französische Kriegsgefangenschaft. Nach der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei, von der auch er und seine Familie betroffen waren, setzte er im mittelfränkischen Schwabach seine Ausbildung zum Lehrer fort. Er konnte aber nie im Lehrerberuf arbeiten, weil ihn eine kurz vor seinem Abschlussexamen erfolgte Verlängerung der Ausbildungszeit aus finanziellen Gründen zum Aufgeben zwang. Wenn der später zum Verwaltungswirt ausgebildete und zuletzt als Oberamtsrat bei der Post beschäftigte Josef Holub als ausgeübte Berufe Schmuggler, Kunstgewerbler, Ziegeleiarbeiter und Briefträger nennt, dann ist dies den schwierigen Zeitumständen geschuldet. 1988 trat er in den Ruhestand.

    Josef Holub ist seit 1954 verheiratet, dreifacher Vater und vierfacher Großvater. Neben dem Beruf engagierte er sich in der Jugendarbeit, beispielsweise durch den Aufbau einer Jugendbücherei in Waiblingen, er war gewerkschaftlich tätig und politisch als Ortsvorsteher von Graab (jetzt: Grab), einem Ortsteil des heutigen Großerlach, aktiv, wo er seit 1974 wohnt. In der kleinen, zwischen Backnang und Schwäbisch-Hall liegenden Gemeinde wirkte er auch lange als ehrenamtlicher Archivar.

    2 Werke

    Das literarische Werk des Autors ist überschaubar, es umfasst derzeit sieben Romane und einige Erzählungen. Was sich auf den ersten Blick bescheiden ausnimmt, bekommt jedoch eine andere Qualität, wenn berücksichtigt wird, dass alle relevanten Texte – abgesehen von einigen früheren Glossen in Zeitungen und einer Geschichte aus seiner Jugend im Lahrer Hinkenden Boten – erst seit Beginn der neunzehnhundertneunziger Jahre veröffentlicht wurden, das heißt nach Josef Holubs Ausscheiden aus dem Berufsleben. Die Zeit- und Lebensumstände ließen nicht zu, dass der Autor sich vorher neben- oder hauptberuflich dem Schreiben hätte widmen können. Als seine Eltern und er nach Deutschland kamen, mussten sie sich zuerst eine Existenz aufbauen. Er hat dann, wie er selbst es darstellt (Kinderliteratur im Gespräch, S. 11), geheiratet, hat „drei Kinder zur Welt bringen helfen, ein Haus gebaut – und das alles hat ihn „natürlich sehr in Anspruch genommen, hat, zusammen mit seinen zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten, sehr viel Zeit ‘geschluckt’. Auch das Manuskript, das er in den neunzehnhundertfünfziger Jahren verfasst hatte und das knapp vierzig Jahre später unter dem Titel Der rote Nepomuk seine erste Buchveröffentlichung werden sollte, war weniger der Motivation geschuldet, Schriftsteller zu werden, als vielmehr dem Wunsch, die Erfahrungen einer Kindheit und Jugend festzuhalten, die allmählich selbst in der eigenen Erinnerung zu verblassen oder ganz aus ihr zu verschwinden drohten. Er bot das Manuskript damals keinem Verlag an, da er der Meinung war, dass die Geschichte einer deutsch-tschechischen Freundschaft nicht gefragt sei, nicht in die Zeit passe (Kinderliteratur im Gespräch, S. 11). Chancen für einen Roman mit derartiger Thematik sah er erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Wie zutreffend seine Einschätzung war, bestätigten die sofortige Annahme des Manuskripts durch den Verlag Beltz & Gelberg im Jahre 1992 und die überaus positive Aufnahme des Buches durch die Leserinnen und Leser und durch die professionelle Kritik. In dem Jahrzehnt seit dem Erscheinen des Roten Nepomuk ist Josef Holub in kurzer Zeit zu einem renommierten Kinder- und Jugendbuchautor avanciert.

    Josef Holubs Romane und Erzählungen für Kinder- und Jugendliche werden zunächst im Überblick vorgestellt, damit ein Gesamtbild entsteht; Inhalt und Thematik der Texte, auf die in den Unterrichtsprojekten detailliert eingegangen wird, werden dabei nur knapp umrissen.

    2.1 Historische Romane

    Zur Schriftstellerkarriere Josef Holubs hat seine ‘Böhmische Trilogie’ entscheidend beigetragen, in der er in autobiographischer Perspektive den für das Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen historisch markanten Zeitabschnitt vom Einmarsch Hitlers in die Tschechoslowakei bis zur Vertreibung der Deutschen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beleuchtet.

    Historische Romane in dem Sinne, dass in ihnen historisches Wissen vermittelt wird, sind die Bücher der Trilogie nicht, gleichwohl aber ist der zeitgeschichtliche Hintergrund in ihnen genau und zuverlässig dargestellt. Der erste Band Der rote Nepomuk (1993), der kurz vor dem Einmarsch Hitlers in die Tschechoslowakei im Jahre 1938 spielt, beschreibt authentisch die „Atmosphäre jener Zeit, in der Jahrhunderte alte nachbarschaftliche Verbindungen und Bindungen von beiden Seiten, von Deutschen und Tschechen, mutwillig zerstört worden sind" (Dankesrede, S. 224). Exemplarisch berichtet das Buch davon, wie diese Zerstörung verlief, wie sie sich auswirkte auf das Zusammenleben der Menschen in einer kleinen Stadt an der tschechisch-deutschen Grenze und insbesondere auf das Leben des damals zwölfjährigen Ich-Erzählers Josef Böhm und seine Freundschaft zu dem tschechischen Jungen Jirschi.

    In Lausige Zeiten (1997) knüpft Josef Holub an den autobiographischen Erzählfaden des Roten Nepomuk an und berichtet nun von den ersten schwierigen Monaten, die sein Alter Ego Josef Böhm in einer reichsdeutschen Lehrerbildungsanstalt verbringt. Den aus einer behüteten und religiösen Umgebung stammenden vierzehnjährigen Jungen erwartet dort eher eine Kaserne als eine Schule, und er tut sich daher sichtlich schwer, sich in das nationalsozialistische Dressurprogramm einzuordnen. Hätte er in Florian nicht einen innigen Freund gefunden, hätte er diese Tortur wohl kaum durchgehalten.

    Schmuggler im Glück (2001) erzählt von den Verhältnissen in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Der inzwischen neunzehnjährige Josef Böhm ist aus französischer Kriegsgefangenschaft geflohen und lebt illegal bei den Eltern im Städtchen nahe der Grenze zu Bayern. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich durch Schmuggeln, was freilich nur auf den ersten Blick abenteuerlich anmutet (vgl. die autobiographische Notiz S. 2). Die lebensgefährlichen Unternehmungen besteht er nur, weil er sich in den böhmischen Grenzwäldern sehr gut auskennt und bei einem Freund Unterstützung findet. Mit dessen Hilfe schmuggelt er sich am Ende selbst über die Grenze nach Deutschland.

    In den beiden historischen Romanen Bonifaz und der Räuber Knapp (1996) und Der Russländer (2002) löst sich Josef Holub von dem autobiographischen Hintergrund, und er geht auch weiter in die Geschichte zurück, einmal in die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts und einmal in die Zeit Napoleons am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Die historischen Details sind beide Male sorgfältig recherchiert und „so selbstverständlich in die Handlung integriert, dass sie nirgendwo als bloße Kulisse wirken" (Seuß 1996).

    Den Anstoß zu dem Roman Bonifaz und der Räuber Knapp hat Josef Holub bei der Arbeit im Archiv seines Wohnortes Großerlach erhalten. Er ist dort bei seinen Recherchen auf (fast) alle Figuren gestoßen, die in dem Buch vorkommen, vor allem auf den Räuber Knapp und auf den Waisenbub Bonifaz (Kinderliteratur im Gespräch, S. 16). Der Junge, der bisher in Cannstadt bei seiner Tante Wilhelmine gelebt hat, wird im Jahre 1867 vom Gericht zu seinem Oheim, dem Schultheiß des gottverlassenen Dorfes Graab im „hintersten Schwabenwald", geschickt. Die Eingewöhnung in diese ihm neue, völlig fremde Welt ist schwierig, er fühlt sich einsam, verlassen, heimatlos. Den patriarchalisch-autoritären Vormund erlebt der Junge als streng und unnahbar, als absolute Respektsperson; Stützen hat er nur in der Wirtschafterin des Onkels, die mit spröder Herzlichkeit ihre Hand über ihn hält, und vor allem in der Freundschaft zu Christian, dem Sohn des vorgeblichen Räubers Knapp. Festgemacht am Schicksal des Waisenjungen, vermittelt Josef Holub in Bonifaz und der Räuber Knapp einen genauen Einblick in die Sozialgeschichte, das heißt in die festgefügten Lebensformen und gesellschaftlichen Strukturen eines Dorfes in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts.

    Auch den Stoff für den Roman Der Russländerhat Josef Holub im Archiv seines Heimatortes gefunden. Die Handlung führt in die Napoleonische Zeit kurz vor dem Russlandfeldzug der „Großen Armee im Sommer 1812. Junge Männer aus vielen Teilen Europas werden gemustert und eingezogen. Auch der Sohn eines Bauern im Schwäbischen Wald wird zur Musterung in die Stadt befohlen. Statt seines Sohnes bringt der Bauer jedoch seinen jungen Knecht, ein „Verdingkind, zur Rekrutierungsbehörde ins Rathaus. Adam ist erst sechzehn, aber danach fragt niemand. Bis der gutgläubige, unschuldige Junge begreift, was mit ihm geschieht, hat die Militärmaschinerie von ihm Besitz ergriffen, und niemand achtet auf seine Proteste. Er gehört zu einem Kontingent Soldaten, mit dem sich Friedrich von Württemberg bei Napoleon andient, weil der ihn zum König gemacht hatte. Josef Holub lässt seinen Protagonisten über das Soldatsein sinnieren:

    Der Kopf wird immer leerer. Der Umbau vom Jungknecht zum gehorsamen Soldaten funktioniert schnell und reibungslos, fast ganz von selbst. [...] Das Wichtigste für einen Soldaten ist der Gehorsam. Egal, was befohlen wird. Und das Marschieren. Dazu braucht es nur die Beine. Das geht auch ohne Denken. Schließlich marschiert der Soldat ja nicht mit dem Kopf. (Russländer, S. 24)

    Adam wird ausgenutzt, gedemütigt, er hat ja nie gelernt sich zu wehren; vieles um ihn herum versteht er auch überhaupt nicht. Militärischer Drill und Schikanen seines Vorgesetzten sind in der Kaserne ebenso an der Tagesordnung wie Spießrutenläufe von eingefangenen Deserteuren. Vor diesem Hintergrund wird Wachtmeister Krauter, der im Roman die Widerwärtigkeit, Willkür und Grausamkeit des Militärs verkörpert, zum Gegenspieler Adams, zu dessen meistgehasstem Kontrahenten. Erst als der nicht viel ältere Leutnant Konrad Klara Graf Lämmersdorf ihn als Bursche zu sich nimmt, geht es Adam etwas besser. Unter Russland kann Adam sich nichts vorstellen, als der lange Marsch beginnt. Und der führt die Soldaten dann auch nicht in glorreiche Schlachten, sondern durch Schlamm und Schnee, in Hunger und Durst, Entbehrung und Krankheit, Verstümmelung und Tod. Konrad, der junge Leutnant, erweist sich als unbeholfen, aber anständig. Als die beiden auf vergewaltigte Nonnen eines Klosters stoßen, weint er sogar. „Ist das der Krieg?, fragt er seinen Diener. Und der weiß es auch nicht besser: „Das ist der Krieg.

    Es gibt keine Ordnung mehr. Die Soldaten werden zu Plünderern. Auch Adam sieht sich gezwungen zu stehlen, er sichert so nicht nur seine Existenz, sondern rettet dem schwer erkrankten Leutnant damit das Leben. Dieser selbst kann sich trotz seiner lebensbedrohenden Situation nicht überwinden, Essen und Kleidung zu stehlen oder auch nur zu erbetteln. Die äußere Lage bringt die beiden ungleichen jungen Männer aber innerlich näher. Über die Standesgrenzen hinweg, die für Konrad anfangs einer Beziehung zu Adam schier unüberwindlich im Wege standen, entsteht zwischen beiden Weggefährten nun eine starke Freundschaft.

    Der Einmarsch in Moskau erweist sich als Katastrophe. Die Stadt ist verlassen, es gibt nur verbrannte Erde, aber nichts zu besiegen. Dies versetzt der Armee einen weiteren moralischen Tiefschlag, und in den Ruinen der Stadt spielen sich seltsame Szenen ab: Die Soldaten plündern den von den geflohenen Menschen zurückgelassenen Besitz, als ob sie den Verstand verloren hätten, promenieren mit festlichen Gewändern angetan umher oder ziehen mit Kutschen durch die Straßen. Aus einem Keller heraus, in dem sie sich einquartiert haben, verfolgen Adam und Konrad das absurde Schauspiel, wie der verhasste Wachtmeister Krauter im Aufzug eines Großgrundbesitzers, mit Goldkette behängt, durch die Stadt marschiert. Sie selbst beteiligen sich nicht an den Exzessen, sie begnügen sich damit, eine warme und trockene Unterkunft ergattert zu haben und nicht mehr hungern zu müssen.

    Viel zu spät, am achtzehnten Oktober erst, erteilt Napoleon den Befehl zur Rückkehr. Der Einbruch des russischen Winters besiegelt das Ende der „Großen Armee. Nur noch dreihundert bleiben von ehemals fünfzehntausend württembergischen Soldaten übrig, die mit Napoleons einst stolzer Armee nach Russland aufgebrochen waren; unter ihnen, dank ihrer gegenseitigen Unterstützung und zweier in Moskau erbeuteter Pelze, Adam und Konrad. „Russländer nennt man sie, weil sie lebend aus Moskau zurückgekehrt sind.

    Josef Holub hat mit diesem Roman ein überzeugendes Plädoyer gegen den Krieg geschrieben. Weil sein Thema nicht die Geschichte des Russlandfeldzug ist, sondern das Schicksal von Menschen, die wie Adam für den Größenwahn der Mächtigen leiden müssen, erzählt er konsequent aus dessen Sicht. Sein Ich-Erzähler, der in seiner Naivität zuweilen an Grimmelshausens Simplizissimus erinnert, „wirft einen entlarvenden, gelegentlich schwejkschen Blick auf den Alltag des Militärs, beschreibt Leid, Kriegselend, Gewalt und Tod" (Seuß 2002). Allerdings lässt der Autor es nicht bei der Schilderung der grauenvollen Seiten bewenden. Zu seiner Weltsicht gehört auch zu zeigen, dass Werte wie Mitgefühl, Verantwortung und Fürsorge für den Nächsten selbst in unmenschlichen Zeiten nicht ungültig sind. Die Freundschaft zwischen Adam und Konrad liefert dafür den überzeugenden Beleg.

    2.2 Abenteuer- und Detektivromane

    Unbeschwerter im Sujet als die historischen Romane sind die beiden Freundschaftsgeschichten, die Josef Holub in Juksch Jonas und der Sommer in Holundria (1998) und in Die Schmuggler von Rotzkalitz (2001) erzählt.

    Protagonist des ersten Romans ist der zehnjährige Juksch Jonas, der mit seiner Familie viele Wochenenden und Ferientage in einem kleinen Haus auf dem Land verbringt, „das zum Inbegriff für eine glückliche, doch wissende Kindheit und zu einem Stück aus dem möglichen Paradies auf Erden wird" (Kleedorfer 2005).

    Bedingt durch die neue Arbeit des Vaters muss Juksch mit seiner Familie von einem kleinen Städtchen in die Großstadt umziehen, noch dazu in ein Hochhaus. Er ist darüber alles andere als glücklich, denn der Umzug bedeutet den Verlust der alten Freunde, ganz abgesehen davon, dass er fortan auf Omas Streuselkuchen und die schmusige Nachbarkatze verzichten muss. Juksch fühlt sich fremd in der neuen Umgebung, sogar ein wenig verloren – bis der Vater auf dem Lande in einem völlig abgelegenen Winkel der Natur ein kleines windschiefes Haus entdeckt, kaum mehr als eine Hütte, ohne Strom und Wasserleitung. Zuerst kann sich Jukschs Familie mit dem desolaten Ferienhaus in der Wildnis nicht anfreunden, dann aber verwandelt sich die Gegend für sie in eine „Raststätte der Seele, und das Haus wird auf den märchenhaften Namen „Holundria getauft.

    In der Ruhe von Holundria finden Jakob und Alma, die Eltern von Juksch wieder zusammen, die einander immer „wurschtiger" geworden waren und sich nicht mehr richtig liebten. Für Jukschs Schwester Cordula und für ihn selbst liegen die Abenteuer dort überall herum, und in Holundria trifft er auch Uli, der sein bester Freund wird, ein Kumpel, mit dem man durch dick und dünn gehen kann.

    Was wie eine Idylle wirken mag, bekommt seinen Realitätsbezug durch den Umstand, dass das Naturparadies nicht einfach da ist, gleichsam wie ein Geschenk vom Himmel fällt, sondern selbst geschaffen, selbst gestaltet und täglich aufs Neue erobert, erarbeitet werden muss (vgl. Obuch 1999). Josef Holub achtet sehr darauf, dass nicht der Eindruck einer utopischen ‘heilen Welt’ entsteht; sehr genau setzt er dafür das Mittel der Ironie ein. Und er versetzt seinem Protagonisten einen nachdrücklicher Schock, indem er ihn damit konfrontiert, dass Uli in Wirklichkeit ein

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