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Unruhig ist unser Herz: Was junge Leute über ihr Studium denken
Unruhig ist unser Herz: Was junge Leute über ihr Studium denken
Unruhig ist unser Herz: Was junge Leute über ihr Studium denken
Ebook257 pages3 hours

Unruhig ist unser Herz: Was junge Leute über ihr Studium denken

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About this ebook

Das Studium der katholischen Theologie - eine ernstzunehmende Herausforderung? Mehr junge Menschen als allgemein bekannt stellen sich diese Frage. In den vorliegenden Beiträgen geben zehn Studentinnen und vier Studenten in fortgeschrittenen Semestern sowie an unterschiedlichen Studienorten umfassend Auskunft. Facettenreich wie die Theologie selbst erscheinen ihre Antworten. Themen der gut lesbaren Ausführungen sind die Motivation der jungen Erwachsenen, das Studium aufzunehmen, ihre vielfältigen Erfahrungen an der Universität sowie die Gestaltung ihrer weiteren beruflichen Laufbahnen. Bei aller fundierten Kritik und allem persönlichen Ringen um Wissenschaft und Glaube laden die jungen Erwachsenen ein, sich auf das geistig-geistliche Abenteuer einzulassen.
LanguageDeutsch
PublisherEchter Verlag
Release dateJul 4, 2013
ISBN9783429061456
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    Unruhig ist unser Herz - Echter Verlag

    Theologie ist kein Fach, das man nur für sich selbst studiert

    Die quirlig Engagierte, die den klaren Blick behält

    Constanze Bär verbindet ihren Optimismus mit einem durchaus realistischen Blick. Die Umsetzung der christlichen Werte in der Gesellschaft hat sie schon während ihrer Schulzeit beschäftigt, in der Ministrantenarbeit der Pfarrei * lernte sie früh, Verantwortung zu übernehmen. Nun ist sie am Ende ihres Studiums der Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München angekommen: ausgestattet mit dem Staatsexamen Deutsch und Katholische Religionslehre fürs Gymnasium und dem theologischen Diplom. Sie blickt optimistisch – und realistisch – in die Zukunft.

    Eine Entscheidung fürs Leben

    Umwege sind wichtig, du lernst dabei die Landschaft kennen"¹ Dieses Zitat sei vorausgeschickt. „Theologie? – Bist du verrückt? Wieso sollte ich ausgerechnet Theologie studieren? Ich will doch etwas für andere Menschen machen! So oder ähnlich hätte ich geantwortet, wenn mir jemand in den letzten Schuljahren vorgeschlagen hätte, Theologie zu studieren. Seit ich mir ernsthaft darüber Gedanken gemacht habe, welchen Beruf ich ergreifen möchte, war es immer mein Wunsch, „etwas Sinnvolles für andere Menschen zu machen, Menschen zu helfen. Was liegt da näher, als Ärztin zu werden? In meinen Augen der perfekte Beruf, um diesem Wunsch nachzukommen. Ein Arzt kann genau sehen, was er macht, es ist sinnvoll und er hilft anderen Menschen. Der perfekte Beruf also, um meine Vorstellungen umzusetzen.

    So schwer ist es doch gar nicht, einen Beruf zu wählen und das entsprechende Studium zu beginnen, dachte ich oft, wenn meine Mitschüler noch ratlos waren, was aus ihnen werden sollte. Von wegen…

    Nach meinem Abitur im Sommer 2007 fiel ich mental in ein schwarzes Loch und zum ersten Mal in meinem Leben begann ich das Leben, den Sinn meines Lebens und die Existenz des einzelnen Individuums richtig intensiv zu hinterfragen. Ich ging sehr gerne in die Schule, habe mich dort wohlgefühlt und mich viel engagiert. Trotzdem hatte ich mir in der Oberstufe, verbunden mit der magischen Zahl 18 und dem Erwachsenwerden, oft gewünscht, endlich selbst über mein Leben entscheiden zu können, in der großen Freiheit wählen zu dürfen, was ich am besten finde, und meinem eigenen Leben die Richtung zu geben, die ich mir vorstelle.

    Als es soweit war, stellte sich die ganze Berufs- und Lebensfindungsangelegenheit als nicht nur nicht einfach heraus, sondern sogar als eine große Herausforderung. Mir wurde auf einmal bewusst, dass ich mit der Entscheidung, was ich studieren werde, den Grundstein für einen großen und wichtigen Teil meines Lebens legen würde. Die Angst wuchs, falsch zu entscheiden und mein Leben lang unglücklich zu sein; bedeutete doch die Entscheidung für den einen Studiengang die Entscheidung gegen hundert andere.

    Mit den existentiellen Fragen war auch das Problem verbunden, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich tatsächlich Medizin studieren wollte. Ganz praktische Probleme kamen in diesem zunächst wunderbaren Sommer des Abiturs hinzu: frisch verliebt und hochengagiert in meiner Pfarrei und Umgebung, wollte ich nicht gerne von meiner vertrauten Heimat fort, und das stellt ein Problem dar, wenn man einen der begehrten Studienplätze für Medizin ergattern will. Letztendlich nahm mir die ZVS² die Entscheidung ab, als sie mir den Zulassungsbescheid für das Studium der Humanmedizin an der Universität Ulm schickte. Ohne langes Nachdenken hatte ich mich im Sommer für einen Studienplatz in Medizin beworben, wohl unterbewusst damit rechnend, dass es in München schon klappen würde, und um nicht im Oktober ohne Studienplatz dazustehen.

    Voller Zweifel, Nachdenklichkeit und im Gefühl des Unglücklichseins packte ich meine Sachen und zog nach Ulm, wo ich schnell viele nette Menschen kennenlernte, mich aber mit dem Medizinstudium nicht anfreunden konnte. Allerdings gab mir die Zeit dort die Möglichkeit, über mein Leben und alle Fragen drumherum nachzudenken.

    Im Laufe des ersten Semesters wurde mir immer klarer, dass ich mit diesem Studium und Berufsziel nicht glücklich bin und es auch nicht werde, vor allem weil ich das Gefühl hatte, meine Fähigkeiten und Begabungen nicht richtig einzusetzen, sie zu verschwenden. Schon in der Schule waren meine besten Fächer Sprachen und Sozial-Kulturelles; Mathematik und Biologie haben eher nicht dazugehört. Bescheuert, dass man anfängt, Medizin zu studieren, wenn man Biologie nicht mag? Ja, im Grunde schon, aber ich dachte, wenn ich einen Beruf wirklich ergreifen will, dann schaffe ich jedes noch so steinige, schwierige und manchmal auch zähe Studium. Aber ganz so einfach ist es nicht, wie sich herausgestellt hat.

    Gut, Medizin schon mal nicht, aber was sollte ich dann machen? Einfach nichts tun, Praktika machen, jobben oder abwarten, bis mir etwas gefällt, wollte ich nicht. Mein Wunsch, für andere Menschen etwas zu machen, bestand nach wie vor. Nur wusste ich nicht so genau wie bzw. fand es auch zu einfach, als Lehrer in die Schule zu gehen, in der ich mich selbst lange Zeit wohlgefühlt hatte. Psychologie war in meinen Augen zu nahe an der Medizin und anderen Naturwissenschaften. Für Soziale Arbeit konnte ich mich auch nicht begeistern, weil ich mein sehr gutes Abitur und mein großes Interesse an theoretischen und praktischen Fragen gerne nutzen wollte, um an einer Universität zu studieren. Außerdem fing ich auch an, die Berufsfindung etwas realistischer zu sehen: Ein Hauptziel eines Berufes ist, damit Geld verdienen zu können, um sich selbst und eventuell auch eine Familie ernähren zu können. Das ist beispielswiese für Sozialarbeiter in unserer Gesellschaft oft nur schwer möglich.

    Nach langem Grübeln, vielen guten Gesprächen, diversen Berufstests, Internetrecherchen und dem Gefühl, langsam verrückt zu werden, wenn ich keine Entscheidung treffe, begann ich zu überlegen, ob ich nicht mein Hobby zum Beruf machen kann. Ich habe die klassische Pfarreikarriere hinter mir: Ministrantin, Oberministrantin, Gruppenleiterin, Pfarrjugendleiterin, Mitglied der Jugend(leiter)runde. In der Jugendarbeit habe ich mich, genauso wie in meinem Amt als Klassen- oder Schülersprecherin, stets wohlgefühlt. Es war für mich selbstverständlich, dass das, wofür ich mich einsetze, Sinn hat. Ich habe oft das Feedback bekommen, dass ich sowohl ein gutes Organisationstalent als auch soziales Einfühlungsvermögen und eine hohe Einsatzbereitschaft für andere mitbringe.

    Sehr gut, aber welche Berufschancen hat man als Frau in der katholischen Kirche bzw. welche Berufsmöglichkeiten gibt es überhaupt? Da wir seit einiger Zeit eine Gemeindeassistentin * hatten, war mir dieses Berufsbild bekannt, und ich rief sie an und erzählte von meinen Überlegungen. Nachdem sie mich gut kannte und auch wusste, dass ich ein recht gutes Abitur hatte, meinte sie, „dann studiere doch gleich ganz Theologie und werde Pastoralreferentin". Das ist ein volles Unistudium und besser bezahlt wird man auch. Gesagt, getan!

    Facettenreich, vielfältig, zäh, genial, anstrengend, interessant…

    Wie jedes andere Studium auch ist das Theologiestudium eine vielfältige Angelegenheit. Angefangen mit den ersten Semestern, in denen man sich in so manche langweilige Grundlagenvorlesung quälen muss, weil nicht so ganz klar ist, wofür man das „unnütze Wissen", das in dieser Veranstaltung gelehrt wird, später einmal braucht. In anderen Veranstaltungen legen die Professoren hingegen ein unglaubliches Tempo im Reden und Durchklicken der Powerpointfolien vor, sodass es selbst schnellen Schreibern und Denkern nicht möglich ist, dem Inhalt zu folgen. Das erste Referat an der Uni, die nervigen Griechischtests – wieso muss man eine Sprache lernen, die keiner mehr spricht? – und allgemeine Probleme im ersten Semester: die Nahrungsmittelaufnahme in der Mensa, die recht gewöhnungsbedürftig erscheint, der Versuch, neue Freunde und Gleichgesinnte zu treffen, sich irgendwie auf dem riesigen Unicampus zurechtzufinden, Räume suchen, die Bibliothek kennenlernen, erste Kopiererfahrungen…

    Doch schon im zweiten Semester wurde alles einfacher, die Uni wurde Alltag des eigenen Lebens, ich fand mich besser zurecht. Gleichzeitig mit dem Diplomstudiengang Theologie begann ich auch noch das Lehramtsstudium für das Gymnasium mit den Fächern Deutsch und Katholische Religionslehre, um mir mehrere Berufsoptionen zu schaffen und mich nicht schon mit 20 Jahren festlegen zu müssen, ob ich wirklich in der Kirche oder doch lieber beim Staat arbeiten will. Durch das Doppelstudium hatte ich endlich auch das Gefühl, mich nicht nur gegen viele andere Optionen, sondern vor allem für zwei Berufsfelder zu entscheiden, in denen ich mir sehr gut vorstellen kann, selbst zu arbeiten und mich dort wohlzufühlen.

    Spätestens seit dem zähen Vordiplom * macht die Uni wirklich Spaß, besonders meine Lieblingsfächer in der Theologie. Auf einmal sind Zusammenhänge erkennbar, einzelne Details aus verschiedenen Fächern fügen sich wie Puzzleteile ineinander. Es ist plötzlich logisch, warum es Sinn hat, zunächst Kirchengeschichte * und Philosophie zu lernen: Erstens geben sie einen Überblick über theologisches Denken und die Entwicklung unseres Glaubens. Zweitens vermitteln sie Basiswissen, das einem wieder begegnet und hilft, komplexe Zusammenhänge sowie konkrete Details zu verstehen. Allerdings kristallisieren sich auch im facettenreichen Hauptstudium Lieblingsfächer und eher anstrengendere Fachteile heraus. Meine Lieblingsfächer sind bzw. waren Fundamentaltheologie * („Funda"), Liturgiewissenschaft *, Sozialethik *, Exegese * und Religionsdidaktik * sowie Pastoraltheologie.

    Funda ist einfach genial. Den Versuch, den Glauben logisch erklärbar bzw. deutlich zu machen, dass man kein Spinner ist, wenn man glaubt, und dass es genauso wahrscheinlich ist, dass es Gott gibt wie dass es ihn nicht gibt, fand ich super. Anfangs war ich ein bisschen erschrocken, weil man in Funda erst einmal verarbeiten muss, dass viele Glaubensinhalte und -erklärungen, die man sich sicherlich teilweise noch aus dem Kinderglauben heraus überlegt hat, zunächst als falsche Annahmen wie Scherben zusammenfallen. Doch dann kann man neu anfangen, sowohl wissenschaftlich als auch persönlich-spirituell * die Glaubensgrundlagen zu legen, sodass sie auch im 21. Jahrhundert nicht unsinnig oder veraltet erscheinen.

    Auch Liturgiewissenschaft begeistert mich, weil ich mich als Ministrantin in der Liturgie * zu Hause fühle und nun mein lückenhaftes Wissen mit Fachbegriffen und historischen Entwicklungen auffüllen konnte. Deshalb habe ich mich auch entschieden, meine Diplomarbeit * in diesem Fach zu schreiben, mit unmittelbarem Bezug zu meiner Heimatgemeinde St. Nikolaus Neuried.³ Außerdem ist Liturgie einerseits ein sehr wichtiges Fach, wenn man später in einer Pfarrei arbeiten möchte, und andererseits ist es der Bereich, der in unserer heutigen Gesellschaft bei vielen Menschen noch eine große Rolle spielt, auch wenn sie sonst nicht mehr regelmäßig in die Kirche gehen. Aber für die Spendung der Sakramente *, besonders für Trauungen und Taufen, sind die liturgischen Abhandlungen und Rituale wichtige Elemente, auf die gerne zurückgegriffen wird.

    Sozialethik fand ich von Anfang an interessant und spannend. Die Umsetzung unserer christlichen Werte in der heutigen Welt und Gesellschaft hat mich schon während meiner Schulzeit beschäftigt. Jetzt lernte ich Argumentationslinien, Ansatzpunkte und Projekte kennen. Die Exegese des Alten und Neuen Testaments (AT, NT) war sehr vom Professor und vom Thema der jeweiligen Vorlesung abhängig. Die beste Vorlesung in NT-Exegese habe ich jetzt in meinem Auslandssemester * über die Paulusbriefe * gehört. Exegese ist der Versuch, mit verschiedenen Methoden * (biblische) Texte zu zerlegen und zu interpretieren, die tieferen Botschaften herauszufinden, Details genauer anzuschauen, herauszufiltern, wie und warum der Text entstanden ist etc. Das kann sehr spannend sein und mir ist dabei bewusst geworden, dass auch die Bibeltexte immer in einem ganz bestimmten Kontext, in besonderen Situationen und mit einer bestimmten Absicht für die Menschen geschrieben wurden.

    Die Frage, warum man Latein, Griechisch bzw. Hebräisch lernen muss,⁴ klärt sich schnell, wenn man in den Exegese-Vorlesungen sitzt und anfängt, die Originaltexte von vorne bis hinten zu zerlegen. Häufig stellt man dabei fest, dass die Einheitsübersetzung nicht fehlerfrei ist und gängige Annahmen wie etwa, dass Eva einen Apfel gegessen hat, schlichtweg falsch sind, weil es sich im Originaltext lediglich um eine Frucht handelt, wie uns unser AT-Professor jede zweite Woche erklärte.

    Pastoraltheologie ist vielfältig, umfasst sowohl Homiletik * (Predigtlehre) als auch die verschiedenen Arten von Seelsorge *. Allerdings zeigt sich hier häufig, wie konservativ oder liberal diejenigen sind, die sich am Gespräch der Vorlesung beteiligen, wenn es um die Frage von Laienmitarbeitern *, Ordinierten * und deren Verhältnis zueinander geht. Kirchenrecht * hat etwas Logisches, es ist ein bisschen wie Mathematik, auch wenn es mir manchmal etwas kleinlich erscheint. In Moraltheologie werden häufig eigene ethische Werte und Weltanschauungen mit fachlichen Argumenten unterfüttert und ein Bezug zur Bibel hergestellt. In meinem Auslandssemester habe ich erlebt, wie breit dieses Fach angelegt ist, da es keineswegs nur über Sexualmoral, Sterbehilfe oder Abtreibung handelt, sondern auch über Umwelt- und Tierethik, und die Frage nach neuen Technologien einschließt. Als Lehrämtlerin bin ich ein Fan von Religionspädagogik und -didaktik, die ich auch schon in zwei Schulpraktika⁵ umsetzen durfte. Dogmatik * erschließt sich mir nach wie vor noch nicht ganz, was aber auch daran liegen kann, dass meine von Rationalität geprägten Gedanken sich häufig mit den auf dem Glauben basierenden Argumenten schwertun. Hochinteressant waren die Vorlesungen über die Schaffung der Welt, die Existenz des Menschen, die Frage nach dem freien Willen und dem Zufall sowie das Theodizeeproblem * (die Frage, warum es Leid in der Welt gibt, wenn wir an einen allmächtigen und liebenden Gott glauben – es gibt dafür keine Lösung, aber gute Erklärungsmodelle, die man im Lauf des Studiums lernt).

    Auch wenn vieles an der Uni anders ist als in der Schule, beispielsweise die große Freiheit, die man genießt, zu entscheiden, ob man in eine Veranstaltung geht oder nicht, welche Kurse man in welchem Semester besucht,⁶ ist der Lernstoff und der Grad des Interesses, das man dafür aufbringt, unmittelbar mit der Person des Professors und der Art des Vortrags verknüpft. Mit einer genialen Powerpoint-Präsentation und einem guten, freien Vortrag von einem motivierten Professor – im besten Fall ist sogar noch ein Skript vorhanden oder das Material wurde rechtzeitig im Internet hochgeladen – kann schnell ein scheinbar zähes Fach spannend und interessant werden, in das es Spaß macht zu gehen, dem Stoff zu folgen, Gedankengänge nachzuvollziehen und für die Prüfung zu lernen. Wenn hingegen nur abgelesen wird, die Technik nie funktioniert, kein Material im Internet vorhanden ist, dann hat man wenig Lust, sich mit dem Fach zu beschäftigen, weil schon die Beschaffung der Lernmaterialien sich als aufwendig und schwierig erweist. Da aber alle Fächer in der Theologie Aufmerksamkeit verdienen, ist es gut und empfehlenswert, ein Freisemester oder Auslandssemester * an einer anderen Uni zu machen.

    Mijn semester aan de Katholieke Universiteit Leuven in België

    Gegründet 1914 von den Jesuiten und heute eine der besten Unis in Europa, bietet die Katholische Universität Leuven (KU) vielen internationalen Studenten die Möglichkeit, dort auf Englisch oder Niederländisch zu studieren. Dieses Angebot wird von jungen und alten, europäischen, asiatischen, afrikanischen, amerikanischen und australischen, weiblichen und männlichen Studenten, Laien und Ordinierten genutzt. Es macht Spaß, mit Menschen aus vielen verschiedenen Nationen der ganzen Welt in Kurse zu gehen, sich dort interaktiv auszutauschen und den guten Ruf der ältesten belgischen Universität zu genießen, der sich auch in der Internationalität und Qualität der Professoren niederschlägt. Eindrucksvoll war für mich das Fach Pastoraltheologie, das hier in Leuven eine besondere praktische Verknüpfung bekam. Wir machten eine Exkursion in die Seelsorgeabteilung des Krankenhauses, hörten den Gastvortrag eines Gefängnisseelsorgers und mussten selbst ein Interview führen mit jemandem, der in einem bestimmten pastoralen Bereich bzw. in der Seelsorge in Belgien arbeitet.

    Mir hat das Semester gezeigt, wie unterschiedlich Theologie und gelebter Glaube in den verschiedenen Teilen dieser Erde sein können, dass wir aber doch alle an denselben Gott glauben und auch dieselben christlichen Werte teilen. Auch fachlich habe ich meinen Horizont erweitert, konnte manches vertiefen und wiederholen. Ich habe mich mit mir bisher fremden Teilbereichen beschäftigt, wie Umwelt- und Tierethik oder mit den orthodoxen Kirchen *.

    Ein Semester im Ausland ist jedoch nicht nur für das Studium und die damit verbundenen Interessen gut, sondern bietet auch die Möglichkeit, internationale Freundschaften zu schließen, ein anderes Land und seine Kultur kennenzulernen, Sprachkenntnisse zu erwerben, anzuwenden und zu erneuern, Zeit für sich selbst und neue Hobbys zu haben… – für viele meiner internationalen Freunde und auch für mich selbst war das Auslandssemester eine fürs Leben prägende Zeit, die man mehr genießt und mehr „lebt" als das normale Alltagsleben zu Hause; eine Zeit, die ich nie vergessen werde.

    Zweifel und Trost im Glauben

    Das Schöne am Theologiestudium ist, dass die Theologie immer mehr ist als nur eine Wissenschaft. Auch wenn an der Uni meistens streng wissenschaftlich vorgegangen wird, lässt sich der persönliche Glaube nie ganz ausblenden. Dies macht das Theologiestudium zu einem besonderen Fach. Sicherlich kann jedes Studienfach einen persönlich ansprechen, man kann sich davon besonders angezogen fühlen und eine gewisse Passion für die Materie mitbringen. Bei uns Theologen kommt jedoch dazu, dass sich auch der eigene Glaube und die Einstellung dazu im Lauf des Studiums automatisch verändert, weil man Neues erfährt, alte Überzeugungen widerlegt werden, man seine Herangehensweise und das eigene theologische Denken ändert und reflektiert.

    Die meisten Studenten zweifeln wohl während ihrer Studienzeit an dem eingeschlagenen Weg oder durchleben Durststrecken, in denen das Studium langweilig und anstrengend erscheint. Vielen Theologiestudenten geht es so. Das Problem dabei ist, dass sich Glaubensoder Studienkrisen gegenseitig bedingen. Ich selbst bekam in meinem dritten Semester große Zweifel

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