Göttliches Feuer, menschlicher Rauch: Vom Heiligen und Unheiligen in der Kirche
By Josef Imbach
()
About this ebook
Josef Imbach
Josef Imbach, Dr. theol., Jahrgang 1945, ist Publizist, Autor zahlreicher theologischer Bücher und unterrichtet an der Seniorenuniversität Luzern. Von 1975 bis 2002 war er Ordinarius für Fundamentaltheologie und Grenzfragen zwischen Literatur und Theologie an der Päpstlichen Theologischen Fakultät San Bonaventura in Rom und von 2005 bis 2010 Lehrbeauftragter für Katholische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Basel.
Read more from Josef Imbach
Als die Armen Austern aßen: Kurioses aus der Geschichte der Küche Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie geheimnisvolle Welt der Klöster: Was Mönche und Nonnen zum Rückzug aus der Welt bewegt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUnstimmigkeiten im Reich Gottes: Kurioses und Kritisches aus dem Leben der Heiligen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSteh auf und geh!: Das Markusevangelium für heute ausgelegt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJa und Amen: Was Christen glauben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWas wirklich in der Bibel steht: Überraschendes aus dem Buch der Bücher Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVom fröhlichen Hans und dem heiligen Franz: Die Weisheit der Märchen und die Bibel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Wahrheit der Bibel: Widersprüche, Wunder und andere Geheimnisse Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVergib uns unsere Unschuld: Wie ich Verantwortung übernehme Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSternstunden und Schandflecke der Kirchengeschichte: Licht- und Schattenseiten in 36 Episoden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGotteszweifel: Nachdenkliches für gläubige Ketzer Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related to Göttliches Feuer, menschlicher Rauch
Related ebooks
Rückkehr des Geistes: Die Erfahrung des Jenseitigen und der Glaube der Kirche. Theologische Wesensbestimmung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWeiß ich, was ich glaube?: Das Credo heute leben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Konzil - ein Sprung vorwärts: Ein Zeitzeuge zieht Bilanz. 50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLebenszeichen: Für eine Wiederentdeckung der Sakramente Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLeben aus der Eucharistie: Ein Lesebuch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMeine Füße auf weitem Raum Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGemeinsames Abendmahl?: Zum Abendmahlsverständnis der großen Konfessionen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsÖkumene um jeden Preis?: Ein protestantischer Zwischenruf Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGeist & Leben 4/2019: Zeitschrift für christliche Spiritualität Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSternstunden und Schandflecke der Kirchengeschichte: Licht- und Schattenseiten in 36 Episoden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Gebet der Gebete: Gedanken zum Vaterunser Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKirche, die über den Jordan geht: Expeditionen ins Land der Verheißung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerkündigung ist kein Monolog: Kunst- und Themapredigten für heute Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Evangelium zu Fuß: Wege zu einer Spiritualität der Einfachheit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGottes Sehnsucht in der Stadt: Auf der Suche nach Gemeinden für Morgen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGeist & Leben 2/2022: Zeitschrift für christliche Spiritualität Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKritische Spiritualität Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDämpfet den Geist nicht! Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFür unsere Sünden gestorben?: Ein Beitrag zur aktuellen Diskussion Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEucharistische Anbetung: Eine Begegnung, die Verwandelt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie reformierte Kirche: Grundlagen für eine reformierte Schweizer Ekklesiologie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWege und Irrwege zur kirchlichen Einheit im Licht der orthodoxen Tradition: . E-BOOK Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLust auf Morgen!: Christsein und Kirche in die Zukunft denken Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGott ist größer als unser Herz: Eine Pastoral des Erbarmens Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKirche kompakt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPriestertum Christi und priesterlicher Dienst Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Katakombenpakt: Für eine dienende und arme Kirche Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIm Herzen bleibt ein Klang: Eine Entdeckungsreise in die keltisch-christliche Spiritualität Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Religion & Spirituality For You
Wissenschaftlich formulieren: ein Arbeitsbuch: Mit zahlreichen Übungen für Schreibkurse und Selbststudium Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMystische Schriften von Meister Eckhart Rating: 4 out of 5 stars4/5Das Buch Henoch: Vollständige Übersetzung des Originaltextes Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Philosophie der Freiheit Rating: 5 out of 5 stars5/5Lexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Rating: 5 out of 5 stars5/5Träumer Kämpfer Gentleman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMeister Eckhart: Der Weg zur Gottesgeburt im Menschen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAufmerksamkeit und Hingabe: Die Wissenschaft des Ich Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVon der Kunst, sich selbst zu führen Rating: 5 out of 5 stars5/5Das Heilige Fest: Rituale des traditionellen germanischen Heidentums in heutiger Zeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDein Wort hat Macht und Magie: Your Word is Your Wand Rating: 5 out of 5 stars5/5Der Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Rating: 5 out of 5 stars5/5Die Kunst des reifen Handelns Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Prophet Rating: 4 out of 5 stars4/5Die astrologischen Aspekte: Die Dynamik des Tierkreises Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWurzelkraft & Mondesmacht: (M)ein Weg zur Naturreligion Rating: 5 out of 5 stars5/5Ein Spaziergang durch al-Andalus: Die Wege des Islam in Andalusien Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKreuzeswissenschaft: Studie über Johannes vom Kreuz Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsThe New Tarot: Begleitbuch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchach matt: Getäuscht, belogen und in die Irre geführt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPlatonisches Christentum: Historische und methodische Grundlagen Rating: 5 out of 5 stars5/5Kreiszieher: Kühn beten - und Wunder erleben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Magie: De Magia Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchöpfung: Theologisch-praktische Quartalschrift 1/2023 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Schwelle der geistigen Welt. Aphoristische Betrachtungen. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWarum ich kein Christ bin Rating: 4 out of 5 stars4/5Lola Gola: Loslassen - Gott lassen Rating: 5 out of 5 stars5/5Tao: Ein Lebenskonzept Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGott ungezähmt: Raus aus der spirituellen Komfortzone Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerwurzelt!: Jesus und dem Leben auf der Spur Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Göttliches Feuer, menschlicher Rauch
0 ratings0 reviews
Book preview
Göttliches Feuer, menschlicher Rauch - Josef Imbach
VORWORT
Angesichts der Tatsache, dass es in den christlichen Kirchen so viel Zaghaftigkeit und Versagen, so viel Ängstlichkeit und auch so viel Sünde gibt, erhebt sich der Einwand, ob wir den Satz des Glaubensbekenntnisses von der »heiligen Kirche« noch guten Gewissens bejahen können. Selbst Kurzsichtigen – handle es sich nun um Kirchenfromme oder um Glaubensferne – muss ja auffallen, dass aus dem göttlichen Feuer, das Jesus entfacht hat (vgl. Lukas 12,49), immer auch viel garstiger menschlicher Rauch aufsteigt.
»Heilige Kirche« – ganz gleich, welche der christlichen Glaubensgemeinschaften damit gemeint ist – für jede von ihnen bedeutet das, dass sie, wie immer sie sich darstellen, von Gott geheiligt sind und dass die Getauften aufgefordert sind, diese Berufung zu verwirklichen: Heiligung als Gabe, Heiligkeit als Aufgabe!
Weil aber immer eine Differenz bestehen wird zwischen Heiligung und Heiligkeit, heißt es sehr richtig in einem in der römischen Kirche gebräuchlichen Hochgebet: »Barmherziger Gott, mache die Kirche zu einem Ort der Wahrheit und Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens, damit die Menschen neue Hoffnung schöpfen.« Also nicht: Die Kirche ist ein solcher Ort. Sondern: Mache sie zu einem solchen Ort! Dies wiederum impliziert: Nicht mit irgendeiner christlichen Kirche, auch nicht mit dem Papst und schon gar nicht mit irgendwelchen Gottes- oder Schriftgelehrten, sondern einzig mit Christus und insofern mit den von ihm gewollten Glaubensgemeinschaften können und sollen sich die Christgläubigen vollumfänglich identifizieren. Und diese Identifikation bildet dann zugleich das kritische Korrektiv gegenüber den je konkreten Erscheinungsformen der realen, durch die Zeiten hinkenden Kirchen, die allesamt ständig der Umkehr und Erneuerung bedürfen.
VON LANGEN WÜRSTEN
UND ABGESCHNITTENEN ZÖPFEN
Was sie denn morgen Abend kochen solle, fragt Helen ihren Friedel. »Eigentlich hätte ich wieder einmal Lust auf eine Waadtländer Saucisson, mit Kartoffeln und Lauch«, sagt der. Und fügt hinzu: »Sag mal, warum schneidest du eigentlich immer an beiden Enden ein kleines Stück ab, bevor du die Wurst ins heiße Wasser legst?« »Das hat schon meine Mutter so gemacht.« Die kommt ein paar Tage später zu Besuch (was jeweils eher nach einer Visitation als nach einer Visite aussieht). Bei dieser Gelegenheit fällt Friedel die Sache mit der Wurst wieder ein. Also fragt er die Schwiegermutter, weshalb sie die beiden Wurstenden vor dem Sieden jeweils abgeschnitten habe. »Das habe ich von meiner Mutter übernommen.« Jetzt interessiert sich plötzlich auch Helen, welche das Ganze mitgekriegt hat, für die Sache. Als sie ihre Oma ein paar Tage später im Altenheim aufsucht, erkundigt sie sich bei ihr, was es mit den abgeschnittenen Wurstenden eigentlich auf sich habe. »Ach«, sagt die alte Frau, »habt ihr ihn denn noch immer, diesen viel zu kleinen Topf?«
Diese Geschichte erinnert an die Haltung mancher Gläubigen, die nur das als richtig erachten, was angeblich seit jeher praktiziert wurde. Und die deshalb neueren Entwicklungen von vornherein ablehnend gegenüberstehen. In diesem Zusammenhang wird oft bedauert, dass viele alte Traditionen einfach verschwunden seien. Dabei sollte man nicht übersehen, dass gewisse zeitweise aus der Übung gekommene Bräuche heute wiederum vermehrt gepflegt werden, wie etwa das Palmenbinden vor Beginn der Karwoche. Andere Gepflogenheiten hingegen haben sich verflüchtigt, weil sie fast nur noch musealen Charakter hatten.
Dass eine solche Entwicklung nicht in jedem Fall negativ zu beurteilen ist, haben die Preußen zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf ganz profaner Ebene demonstriert. Damals trugen die Soldaten das Haar lang und offen. Im Zug einer Vereinheitlichung des militärischen Erscheinungsbildes wurde dann die Vorschrift erlassen, die Strähnen zu einem Zopf zu binden. Aber die neue Einheitlichkeit hatte ihren Preis; beim Exerzieren erwies sich der Zopf als hinderlich. Weshalb er irgendwann wieder aus den Kasernen verschwand.