Dr. Norden Bestseller 116 – Arztroman: Das gewagte Spiel der Lilly Dongen
()
About this ebook
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Daniel Norden hatte sich den Besuch bei dem alten Professor Böck bis zuletzt aufgehoben, da er ja wusste, dass dieser Patient an Schlaflosigkeit litt und nicht zu den Akutkranken gehörte. Professor Böcks Leiden waren altersbedingt, doch geistig war er noch sehr rege. Er unterhielt sich auch gern mal mit Dr. Norden. Doch an diesem Abend wurde es nichts mit einer längeren Unterhaltung, denn Fee Norden wusste, dass ihr Mann bei dem Professor zu erreichen war, und sie benachrichtigte ihn, dass Sandra Dongen dringend um seinen Besuch gebeten hätte. »Ja, lieber Professor Böck, da werde ich gebraucht«, erklärte Dr. Norden, als er den Hörer aufgelegt hatte. »Dann will Sie der alte Invalide nicht aufhalten«, sagte der Professor. »Ich schaue morgen wieder vorbei«, versprach Dr. Norden, da ihm auffiel, dass Professor Böck recht müde wirkte. »Nehmen Sie heute ruhig mal zwanzig Tropfen«, sagte er noch. »Es ist ja ein rein pflanzliches Präparat.« Der Professor nickte, aber Dr. Norden glaubte nicht so recht daran, dass er dem Rat folgen würde. Zu den Dongens hatte er es nicht weit.
Read more from Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Retro Edition
Related to Dr. Norden Bestseller 116 – Arztroman
Titles in the series (100)
Dr. Norden Bestseller 1 – Arztroman: Dr. Daniel Norden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 18 – Arztroman: Ein gewagtes Spiel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 2 – Arztroman: Hat das Leben seinen Sinn verloren? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 1 – Arztroman: Dr. Daniel Norden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 11 – Arztroman: Du darfst nicht verzweifeln Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 10 – Arztroman: Man nahm ihr das Kind Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 5 – Arztroman: Der schwierige Patient Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 3 – Arztroman: Eine gefährliche Verwechslung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 12 – Arztroman: Mit der Vergangenheit leben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 8 – Arztroman: Erkenne die Wahrheit, Christina Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 8 – Arztroman: Erkenne die Wahrheit, Christina Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 4 – Arztroman: Fast wäre es zu spät gewesen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 6 – Arztroman: Saskia und der Fremde Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 2 – Arztroman: Hat das Leben seinen Sinn verloren? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 22 – Arztroman: Ein Glück in Gefahr Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 27 – Arztroman: Fee Norden in höchster Gefahr Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 21 – Arztroman: Seine rätselhafte Kollegin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 4 – Arztroman: Fast wäre es zu spät gewesen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 7 – Arztroman: Wer ist Vanessa Hunter? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 13 – Arztroman: Hilferuf an Dr. Norden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 24 – Arztroman: Ein schlimmer Tag für Manuela Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 15 – Arztroman: Über allem steht die Liebe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 9 – Arztroman: Begegnung im Unfallkrankenhaus Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 21 – Arztroman: Seine rätselhafte Kollegin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 34 – Arztroman: Du bleibst immer meine Frau Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 17 – Arztroman: Wenn Dr. Norden Urlaub macht Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 23 – Arztroman: Schwester Claudia – eine tapfere Frau Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 14 – Arztroman: Späte Sühne Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 16 – Arztroman: Wie es das Schicksal will Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 45 – Arztroman: Ein Engel braucht Hilfe Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related ebooks
Das gewagte Spiel der Lilly Dongen: Dr. Norden Aktuell 36 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas gewagte Spiel der Lilly Dongen: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 16 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 159 – Arztroman: Nur ein Mann für gute Tage? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWas nahm ihr den Lebensmut?: Familie Dr. Norden 789 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Weg zu deinem Herzen: Dr. Norden Gold 24 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 61 – Arztroman: Verwirrung in der Frauenklinik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Laurin 121 – Arztroman: Schön - und so einsam! Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Weg zu deinem Herzen: Dr. Norden Bestseller 318 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 32 – Arztroman: Sein interessantester Fall Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSein interessantester Fall: Dr. Norden Aktuell 11 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDu wirst es bereuen, Leonie: Dr. Norden Extra 61 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 8 – Arztroman: Erkenne die Wahrheit, Christina Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWas geschah in jener Nacht?: Dr. Norden Bestseller 261 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErkenne die Wahrheit, Christina: Dr. Norden – Retro Edition 8 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErkenne die Wahrheit, Christina: Dr. Norden – Die Anfänge 8 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Außenseiter: Dr. Norden Gold 21 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Außenseiter: Dr. Norden Bestseller 315 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 72 – Arztroman: Sie wurde zur Rivalin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBange Ahnung: Dr. Norden Extra 54 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerzeihen - aber nicht vergessen: Dr. Norden Extra 55 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 132 – Arztroman: Für ein gemeinsames Leben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWas so fröhlich begann: Dr. Norden Extra 34 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchön - und gefährlich: Dr. Norden Bestseller 362 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 2 – Arztroman: Hat das Leben seinen Sinn verloren? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 169 – Arztroman: Warum lügt Cornelia? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNur Dr. Norden kann uns helfen: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 38 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 41 – Arztroman: Nur Dr. Norden kann uns helfen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin Mädchen richtet Unheil an: Dr. Norden Gold 13 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDr. Norden Bestseller 64 – Arztroman: Ich breche mein Schweigen nicht Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEs war wie in einem Märchen: Dr. Norden Bestseller 273 – Arztroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
General Fiction For You
Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Rating: 4 out of 5 stars4/5Der Zauberberg Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Rating: 4 out of 5 stars4/5Italienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJames Bond 01 - Casino Royale Rating: 4 out of 5 stars4/5Immanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Rating: 0 out of 5 stars0 ratings1984 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Rating: 4 out of 5 stars4/5Heinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Rating: 5 out of 5 stars5/5Denke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Rating: 5 out of 5 stars5/5Ana im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Rating: 3 out of 5 stars3/5Die Welle: In Einfacher Sprache Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Rating: 4 out of 5 stars4/5Der kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIlias & Odyssee Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Nibelungenlied Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWär mein Klavier doch ein Pferd: Erzählungen aus den Niederlanden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Frau ohne Schatten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFriedrich Wilhelm Nietzsche – Gesammelte Werke Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHandbüchlein der Moral Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsCity on Fire: Thriller Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Tod in Venedig Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Dr. Norden Bestseller 116 – Arztroman
0 ratings0 reviews
Book preview
Dr. Norden Bestseller 116 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 116 –
Das gewagte Spiel der Lilly Dongen
Patricia Vandenberg
Dr. Daniel Norden hatte sich den Besuch bei dem alten Professor Böck bis zuletzt aufgehoben, da er ja wusste, dass dieser Patient an Schlaflosigkeit litt und nicht zu den Akutkranken gehörte. Professor Böcks Leiden waren altersbedingt, doch geistig war er noch sehr rege. Er unterhielt sich auch gern mal mit Dr. Norden.
Doch an diesem Abend wurde es nichts mit einer längeren Unterhaltung, denn Fee Norden wusste, dass ihr Mann bei dem Professor zu erreichen war, und sie benachrichtigte ihn, dass Sandra Dongen dringend um seinen Besuch gebeten hätte.
»Ja, lieber Professor Böck, da werde ich gebraucht«, erklärte Dr. Norden, als er den Hörer aufgelegt hatte.
»Dann will Sie der alte Invalide nicht aufhalten«, sagte der Professor.
»Ich schaue morgen wieder vorbei«, versprach Dr. Norden, da ihm auffiel, dass Professor Böck recht müde wirkte. »Nehmen Sie heute ruhig mal zwanzig Tropfen«, sagte er noch. »Es ist ja ein rein pflanzliches Präparat.«
Der Professor nickte, aber Dr. Norden glaubte nicht so recht daran, dass er dem Rat folgen würde.
Zu den Dongens hatte er es nicht weit. Das Haus war schon an die vierzig Jahre alt, aber es gefiel Dr. Norden besser als die modernen Bauten drum herum, die alle serienmäßig gebaut waren. Aber vielleicht wurde es nun, nachdem ein Jahr seit dem Tod Rudolf Dongens verstrichen war, auch verkauft, und es konnte durchaus sein, dass auf dem großen Grundstück dann auch Reihenhäuser gebaut wurden.
Mit gemischten Gefühlen drückte Dr. Norden auf die Glocke, denn er mochte Lilly Dongen, die zweite Frau der verstorbenen Juweliers nicht. Dafür gab es mehrere Gründe, aber der stichhaltigste für Dr. Norden war, dass Lilly Dongen recht hemmungslos um seine Aufmerksamkeit bemüht war.
Zu seiner Erleichterung öffnete Sandra Dongen die Tür, Rudolf Dongens Tochter aus erster Ehe, die nur zwölf Jahre jünger war als ihre Stiefmutter. Ein schmächtiges Mädchen war sie noch, trotz ihrer dreiundzwanzig Jahre, aber keineswegs unscheinbar. Man musste sie nur genau anschauen, um das zu erkennen, was sie anziehend machte. Das waren zuerst ihre großen ausdrucksvollen Augen, die wie Opale die Farbe nach Stimmung wechseln konnten. Wenn Sandra lächelte, war sie sogar ungemein anmutig, aber sie lächelte leider viel zu selten.
Jetzt war sie sehr erregt. »Nico hat hohes Fieber«, flüsterte sie. »Es tut mir leid, dass ich Sie so spät noch holen musste, Herr Dr. Norden, aber ich habe Angst.«
»Sind Sie allein?«, fragte er.
»Ja, sie ist verreist«, erwiderte Sandra tonlos.
Sie nannte die zweite Frau ihres Vaters nie bei ihrem Namen. Dr. Norden wusste das schon, und er gehörte zu denen, die Sandra sehr gut verstehen konnten, denn ihr hatte Lilly die Hölle bereitet. Ein wahres Wunder schien es nur, dass Sandra dennoch den Jungen liebte, den Lilly vor sechs Jahren zur Welt gebracht hatte.
Der kleine Nicolas hatte so hohes Fieber, dass Dr. Norden schon nach einer kurzen Untersuchung den schlimmen Verdacht auf Gehirnhautentzündung hegte.
»Seit wann geht es ihm denn so schlecht?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Sandra. »Ich bin um sieben Uhr heimgekommen. Erst war ich auf der Uni, dann habe ich doch einen Job bis sechs Uhr. Er stand vor der Tür, völlig durchnässt. Er sagte mir, dass sie gegen drei Uhr ihre Reise angetreten hätte. Er solle im Garten spielen, bis ich heimkomme. Es hat sehr stark geregnet danach, aber Nico konnte nicht ins Haus.« Sie machte eine kleine Pause und starrte Dr. Norden an. »Manchmal könnte ich sie umbringen«, stieß sie hervor. »Aber diesmal kenne ich keine Nachsicht. Sie hat genau gewusst, dass ich vor sieben Uhr nicht zu Hause sein kann.«
»Ich muss Nicolas in die Klinik bringen, Sandra«, sagte Dr. Norden. »Ich kann es Ihnen nicht verheimlichen, dass sein Zustand ernst ist.«
Ein Zittern durchlief Sandras schmalen Körper. »Oh, dieses Weib, dieses entsetzliche Weib«, flüsterte sie, »wie konnte Papa sie nur heiraten. Aber ihn hat sie ja auch schnell genug ins Grab gebracht. – Ich bringe sie vor Gericht, wenn Nico stirbt, ich tue es, Dr. Norden!«, schluchzte sie.
Er legte seine Hände um ihre zuckenden Schultern. »Ruhig, Sandra, wir werden ihm schon helfen können«, sagte er. »Ich bringe ihn gleich selbst in die Behnisch-Klinik. Dr. Behnisch hat Erfahrung mit dieser Krankheit. Vielleicht ist Nico auch gestürzt. Er hat eine Beule am Kopf.«
»Sie wird ihn wieder geschlagen haben«, murmelte Sandra. »Oh, Dr. Norden, warum lässt Gott das zu. Wo ist er denn, wenn man ihn braucht. Dieses unschuldige Kind …«, ihre Stimme erstickte ihr Schluchzen, und Dr. Nordens Mitgefühl mit ihr wurde noch größer, weil sie nicht daran dachte, dass die Mutter dieses Kindes, um das Sandra bangte, Lilly Dongen hieß.
Sandra fuhr mit in die Klinik. Sie hielt Nicolas, der in eine warme Decke gehüllt worden war und gar nicht zu sich kam, in ihren Armen. Und sie blieb auch die ganze Nacht in der Klinik.
Die Diagnose lautete: Leichte Schädelfraktur, schwerste Erkältung mit folgender Lungenentzündung. Dr. Dieter Behnisch meinte, dass der Junge gestürzt sein müsse und einige Zeit bewusstlos gewesen sei. Glücklicherweise sprach er auf die medikamentöse Behandlung gut an, sodass eine Gehirnhautentzündung gebannt werden konnte, was allerdings nicht besagte, dass sein Zustand auch weiterhin schnell zu bessern sei.
Sandra konnte wenigstens das Gefühl haben, dass jetzt alles für den kleinen Nicolas getan werden würde, als man sie heimschickte, damit sie sich ausschlafen könne.
Dr. Dieter Behnisch, seine Frau Jenny, und Dr. Marschall, der neue, so sehr gewissenhafte Mitarbeiter des Ärztehepaares, erfuhren von Dr. Norden Einzelheiten über die Verhältnisse im Hause Dongen.
Rudolf Dongen, ein bekannter Juwelier, hatte vor sieben Jahren die um fünfundzwanzig Jahre jüngere Lilly geheiratet, die als Verkäuferin in seinem Geschäft tätig gewesen war. Vier Jahre vorher war Sandras Mutter nach langer schwerer Krankheit gestorben. Sie hatte eine beträchtliche Mitgift mit in die Ehe gebracht. Mochte Rudolf Dongen wohl auch eine Zeit verblendet und der so viel jüngeren und sehr attraktiven Lilly hörig gewesen sein, testamentarisch hatte er Sandra abgesichert und ein Jahr vor seinem Tod auch Nicolas, den Sohn aus dieser zweiten Ehe. Lilly war ziemlich kurz gekommen, wohl auch deshalb, weil der schon länger kränkelnde Rudolf Dongen dahintergekommen war, dass sie allerhand beiseitegeschafft hatte. Dass er aber Sandra eine Last aufbürdete, die sie auf ihren schmalen Schultern kaum zu tragen vermochte, hatte er wohl doch nicht mehr durchschaut.
Doch Sandra liebte den kleinen Halbbruder so sehr, wie sie Lilly hasste. Und Nicolas liebte Sandra. Dass Lilly sich nach Rudolf Dongens Tod noch hemmungsloser in das Leben stürzte, das sie sich mit Geld ihres Mannes hatte erkaufen wollen, war Dr. Norden auch bekannt.
»Eine ziemlich scheußliche Geschichte«, sagte Dr. Jenny Behnisch. »Eigentlich müssten wir das Gericht einschalten, Daniel.«
»Warten wir ab, bis Lilly Dongen zurückkommt. Man kann Sandra nicht zu viel zumuten. Sie hängt an dem Jungen, was man von seiner Mutter nicht sagen kann. Ihr würde es nämlich nichts ausmachen, wenn sie der Sorge um ihn ledig wäre.«
»Das klingt sehr hart, Daniel«, sagte Jenny leise.
»Es entspricht den Tatsachen. Lernt sie erst mal kennen.«
*
Lilly Dongen verschwendete tatsächlich keinen Gedanken an den kleinen Nicolas. Das Kind war ihr nur Mittel zum Zweck gewesen. Nämlich dazu, die Ehe mit Rudolf Dongen zu erzwingen. Als sie zu ihm als Verkäuferin kam, war sie einundzwanzig und völlig mittellos gewesen. Als Verkäuferin hatte sie sich bewährt, aber einen vermögenden Mann hatte sie sich in all den Jahren nicht angeln können. Als sie dann wusste, dass Renate Dongen eine todkranke Frau war, hatte sie sich mitfühlend gezeigt und sich mehr und mehr bei ihrem Chef eingeschmeichelt. Sandra war im Internat gewesen, Renate die meiste Zeit im Krankenhaus. Und so war das Verhältnis zwischen ihr und Rudolf Dongen immer intimer geworden. Aber auch nach dem Tod Renates hatte er gezögert, sie zu heiraten. Sandras wegen, wie er gesagt hatte. Lilly wusste, dass sie die Heirat nur mit einem Kind erzwingen konnte, und auch das hatte sie geschafft.
Als sie dann erreicht hatte, was sie wünschte, brachte sie ihr Schäfchen ins trockene. Geschäftstüchtig war sie. Dass sie mehr und mehr in die eigene Tasche wirtschaftete, merkte Rudolf Dongen erst spät. Ein gutes Leben hatte er wahrhaftig nicht, und am dritten Herzinfarkt war er schließlich gestorben. Für Lilly gerade noch zur rechten Zeit, um ihre besten Jahre, wie sie meinte, genießen zu können.
Das Testament ihres Mannes hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber Lilly bekam immerhin so viel, dass sie für die Zukunft planen konnte, und diesmal hielt sie Ausschau nach einem Mann, der dafür eine Garantie bot, dass ihren Ansprüchen genüge getan würde.
Den glaubte sie in dem Amerikaner Gary Batten gefunden zu haben, den sie schon am ersten Abend ihres Aufenthaltes in Paris kennenlernte. Eigentlich hatte sie sich mit einem anderen Mann treffen wollen, einem sehr charmanten Franzosen, den sie während des Faschings in München kennengelernt hatte, aber der hatte ihr in einem Telegramm mitgeteilt, dass er wegen eines Todesfalles in seiner Familie nicht kommen könne. Dieses Telegramm war Lilly überreicht worden, als sie abends in Paris ankam.
Sie war verärgert gewesen. Sie nahm einen Drink an der Hotelbar, und dort hatte sie Gary Batten vorgefunden, einen großen, gut aussehenden jungen Mann, ein bisschen schwerfällig