Dr. Norden Bestseller 80 – Arztroman: Es fing ganz harmlos an
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Auf dem Rückweg von einem Ärztekongreß in Zürich macht Dr. Norden während der Bahnfahrt eine folgenschwere Beobachtung. Er bemerkt eine Auseinandersetzung zwischen einem jungen Mann und einer auffallend schönen mondänen Frau, bei der es sich, wie er später erfährt, um die Schauspielerin Liane Gramont handelt. Fee Norden lernt auf dem Bahnsteig zufällig deren Tochter Vanessa kennen, die ihre Mutter abholen will. Offenbar jedoch geschah ein schreckliches Verbrechen: Liane wird leblos in ihrem Abteil gefunden, ihr kostbarer Schmuck und der junge Begleiter bleiben verschwunden. Vanessa versucht, gemeinsam mit ihrem Anwalt und dem Ehepaar Norden, das rätselhafte Geschehen aufzuklären. Vieles bleibt undurchsichtig, bis der ausgeklügelte Plan der zwielichtigen Geschwister Gall bekannt wird…
"Ja, dann haben wir wohl alles", sagte Fee Norden.
"Ich trete keine Weltreise an, mein Schatz", stellte Daniel Norden schmunzelnd fest. "Für zwei Tage brauche ich nicht zehn Hemden."
"Ich habe nur sechs eingepackt, zur Vorsicht, falls du ins Schwitzen kommst oder ein Knopf abgeht. Außerdem brauchst du den Koffer ja nicht zu tragen", fuhr sie neckend fort. "Dem Wagen macht es nichts aus, wenn der ein Pfund mehr wiegt." Dr. Norden wollte zu einem Kongreß nach Zürich fahren, was er sonst tunlichst vermieden hätte, doch er konnte dort ein paar sehr interessante Kollegen aus dem Ausland treffen, die er von früher kannte. Auch zwei, die er gern kennenlernen wollte, weil sie wegen ihrer Behandlungsmethoden bei Krebskranken umstritten waren. Dr. Daniel Norden gehörte nicht zu den Ärzten, die unbekannte Behandlungsmethoden sogleich in Grund und Boden verdammten.
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Dr. Norden Bestseller 80 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Auf dem Rückweg von einem Ärztekongreß in Zürich macht Dr. Norden während der Bahnfahrt eine folgenschwere Beobachtung. Er bemerkt eine Auseinandersetzung zwischen einem jungen Mann und einer auffallend schönen mondänen Frau, bei der es sich, wie er später erfährt, um die Schauspielerin Liane Gramont handelt. Fee Norden lernt auf dem Bahnsteig zufällig deren Tochter Vanessa kennen, die ihre Mutter abholen will. Offenbar jedoch geschah ein schreckliches Verbrechen: Liane wird leblos in ihrem Abteil gefunden, ihr kostbarer Schmuck und der junge Begleiter bleiben verschwunden. Vanessa versucht, gemeinsam mit ihrem Anwalt und dem Ehepaar Norden, das rätselhafte Geschehen aufzuklären. Vieles bleibt undurchsichtig, bis der ausgeklügelte Plan der zwielichtigen Geschwister Gall bekannt wird…
»Ja, dann haben wir wohl alles«, sagte Fee Norden.
»Ich trete keine Weltreise an, mein Schatz«, stellte Daniel Norden schmunzelnd fest. »Für zwei Tage brauche ich nicht zehn Hemden.«
»Ich habe nur sechs eingepackt, zur Vorsicht, falls du ins Schwitzen kommst oder ein Knopf abgeht. Außerdem brauchst du den Koffer ja nicht zu tragen«, fuhr sie neckend fort. »Dem Wagen macht es nichts aus, wenn der ein Pfund mehr wiegt.«
Dr. Norden wollte zu einem Kongreß nach Zürich fahren, was er sonst tunlichst vermieden hätte, doch er konnte dort ein paar sehr interessante Kollegen aus dem Ausland treffen, die er von früher kannte. Auch zwei, die er gern kennenlernen wollte, weil sie wegen ihrer Behandlungsmethoden bei Krebskranken umstritten waren.
Dr. Daniel Norden gehörte nicht zu den Ärzten, die unbekannte Behandlungsmethoden sogleich in Grund und Boden verdammten. Er stand auch auf dem Standpunkt, daß man in aussichtslosen Fällen alles versuchen müsse. Vielleicht zeigte sich doch einmal ein Erfolg, der dann eine Basis für die weitere Entwicklung eines Heilmittels bot.
»Papi soll nicht wegfahren«, murrte Danny.
»Soll hierbleiben«, schloß sich Felix weinerlich an. »Ich komme doch bald wieder«, tröstete Daniel seine Söhne. »Ihr braucht nur zweimal zu schlafen, dann bin ich wieder da.«
»Und wie oft muß Anneka schlafen?« fragte Danny interessiert, denn das Schwesterchen schlief noch bedeutend öfter als die Buben.
»Ihr könnt es ja zählen«, antwortete Daniel diplomatisch.
Fee hatte andere Sorgen. »Paß bloß auf dich auf, Liebster. Ich hatte so einen blöden Traum.«
Er küßte sie auf die Nasenspitze. »Ich passe schon auf, mein Liebes, und ich rufe auch gleich an. Was hast du denn geträumt?«
»Daß du gar nicht mit dem Wagen gefahren bist, und außerdem auch von einer Frau.«
»Ach du liebe Güte, von einer Frau. Ich habe die schönste, liebste Frau der Welt. Mir kann keine andere gefährlich werden.«
»Du hast sie aber im Arm gehalten, und sie hat geschlafen«, murmelte Fee.
»Es war ja nur ein Traum, mein Schatz. Ich werde ganz bestimmt allein schlafen und mir vorher wenigstens per Telefon einen Gutenachtkuß von dir holen.«
Jetzt nahm er erst mal Vorschuß auf die Küsse, die er nun drei Tage vermissen mußte.
Lenni brachte die Tasche mit dem Reiseproviant. Das ließ sie sich nicht nehmen. Man konnte ja nie wissen, ob es an der Grenze nicht Wartezeiten gab oder sonst einen Aufenthalt. Hunger sollte der Herr des Hauses keinesfalls leiden.
Daniel Norden tätschelte ihr die Wange. »Bleibt schön brav alle miteinander«, sagte er. »Und paßt auch auf euch auf. Und stellt nicht das ganze Haus auf den Kopf.«
Leicht fiel es ihm auch nicht, seine Lieben allein zu lassen. Es kam ihm ganz komisch vor, so allein wegzufahren, hinaus aus der Stadt. Liebend gern hätte er Fee mitgenommen, aber bei aller Liebe zu Lenni hätten die Kinder dann doch ein Riesentheater gemacht.
Je näher er der Grenze kam, desto trüber wurde das Wetter. Und als er dann den Schlagbaum hinter sich hatte, regnete es in Strömen.
Einmal möchte ich Zürich im Sonnenschein erleben, murmelte er in sich hinein. Aber das ist mir wohl nicht vergönnt.
Im strömenden Regen standen auch Anhalter an der Straße und winkten oder deuteten mit dem Daumen die Richtung an, in die sie wollten. Meist waren sie zu zweit.
Aber dann stand da ein Mädchen, blond wie Fee, mit klatschnassen Haaren, klein, schmal, und mit hängenden Armen, als hätte sie schon resigniert. Daniel trat auf die Bremse und öffnete die Tür. »Einsteigen«, rief er dem Mädchen zu. Es schaute ihn verwirrt an, schien es nicht glauben zu können, daß jemand anhielt. Es hatte nur eine kleine Tasche bei sich, kam angestolpert, schüttelte sich. »Ich bin so naß«, flüsterte sie.
»Macht nichts, draußen werden Sie noch mehr naß«, erwiderte Daniel. Er griff nach der Decke, die auf dem Rücksitz lag. »Wickeln Sie sich ein«, sagte er im Befehlston. An Fees Traum dachte er nicht. Das Mädchen bot einen jammervollen Anblick.
Sie wickelte sich in die Decke und zitterte dabei. »Die Decke wird auch naß«, stammelte sie.
»Macht nichts. Hauptsache, Sie werden nicht krank. Umkleiden können Sie sich wohl nicht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts mit«, flüsterte sie. Sie sah ihn ängstlich an und kauerte sich zusammen.
»Wie alt sind Sie?« fragte er.
»Fünfzehn.«
»Dann kann ich ja noch du sagen.«
»Lieber nicht. Ich suche keinen Anschluß«, erwiderte sie bebend.
»Ich biete auch keinen«, antwortete er.
»Es ist das erste Mal, daß ich Anhalter fahre«, stotterte das Mädchen.
»Ich nehme auch selten jemanden mit. Um Klarheit zu schaffen: Ich bin Arzt, verheiratet und Vater von drei Kinder. Ich komme aus München und will nach Zürich.«
»Nach Zürich möchte ich auch«, sagte sie leise. »Ich heiße Bernadette Stötzli.«
»Und warum willst du nach Zürich?«
»Meine Mama suchen.« Sie schluchzte trocken auf.
»Warum willst du sie suchen? Weißt du nicht, wo sie ist?«
»Nein, sie ist weg, vor acht Wochen. Ich war bei der Großmutter, als sie weg ist von Papa. Aber ich will nicht zu ihm, ich will zu Mama.«
»Und du weißt, daß sie in Zürich ist?«
»Ich hoffe es. Sie hat mal zu mir gesagt, daß sie jemanden weiß, der ihr Arbeit gibt in Zürich, wenn es nimmer geht daheim.«
Ein armes Hascherl hatte er da aufgegabelt. Fee würde vor Mitleid überfließen. Daniel war augenblicklich mehr besorgt, daß sie ihre Mutter nicht finden und allein sein würde in der Großtstadt. Und er hatte keine Zeit, sich um sie zu kümmern, denn schließlich wollte er ja an einem ihm außerordentlich wichtig erscheinenden Kongreß teilnehmen.
»Hast du in etwa eine Ahnung, wo deine Mutter sein könnte?« fragte er weiter.
Sie schüttelte den Kopf. »Aber vielleicht weiß es Tante Lina. Das ist Mamas Schwester.«
»Und wo die wohnt, das weißt du?«
»Freili. Sonst hätt’ ich doch gar nicht wagen können, nach Zürich zu fahren, ohne Geld, ohne alles.«
Na, wenigstens was, dachte Daniel, und dann erinnerte er sich an Lennis Reiseproviant. Wie gut, daß sie welchen eingepackt hatte.
»Du hast sicher Hunger«, sagte er. »An der nächsten Raststelle halten wir an, dann hole ich die Tasche aus dem Kofferraum.«
Er konnte bald anhalten, und als Bernadette die leckeren Schinkenbrote sah, lief ihr das Wasser im Munde zusammen.
»Sie sind sehr nett«, flüsterte sie.
»Seit wann hast du eigentlich nichts gegessen?« fragte Daniel.
»Seit gestern abend. Ganz in der Früh bin ich gleich weg von Großmutter, aber ich habe ihr einen Zettel hingelegt. Gehen hätt’ sie mich nicht lassen, aber sie wird schon verstehen, daß ich zu Mama will.«
Sie biß kräftig in das Brot. Ihr Haar war inzwischen fast trocken geworden. Ihr rundes, kindliches Gesicht hatte nicht mehr einen so ängstlichen Ausdruck.
»Hast du noch Geschwister?« fragte Daniel.
»Nein.«
Er hatte ihr heißen Tee eingeschenkt. »Da, trink mal, das wärmt«, sagte er väterlich.
Sie trank und warf ihm wieder einen dankbaren Blick zu.
»Ich habe Glück gehabt mit Ihnen«, sagte sie. »Mama hat immer gesagt, daß ich nicht per Anhalter fahren soll. Da kann viel passieren. Aber was sollte ich denn machen? Großmutter hat ja selbst nicht viel Geld.«
»Und deine Eltern verstehen sich nicht?«
»Papa ist hart, und er trinkt«, murmelte sie. »Mama hat es nicht mehr ausgehalten. Geschlagen hat er sie auch. Ich verstehe schon, daß sie weg ist, aber sie hätte mir doch sagen können, wo sie ist. Vielleicht hat sie es der Großmutter gesagt, aber die wollte doch, daß ich bei ihr bleibe. Ich habe meine Mama lieb. Ich will nur wissen, was werden soll, dann gehe ich zu Großmutter zurück, wenn ich nicht zu Papa brauche.«
Fee würde sagen, so was kann nur mir passieren, dachte Daniel. Aber wenn nun ein anderer angehalten hätte, einer, der die Situation des Mädchens ausgenutzt hätte? Was wäre dann aus ihr geworden, was hätte da geschehen können.
»Hat vor mir eigentlich niemand angehalten?« fragte er aus diesen Gedanken heraus.
»Doch, ein paar schon, aber die redeten gleich so komisch. Ich bedanke mich vielmals, daß Sie mich mitgenommen haben.«
Dies alles sagte sie in dem so gemütlich klingenden Dialekt, den er gern hatte.
»Na, dann wollen wir mal weiterfahren und Tante Lina suchen«, sagte er aufmunternd.
»Bis Zürich ist es aber noch ein Stückle«, meinte Bernadette.
»Ich weiß. Ich kenne Zürich. Erzähl noch ein bißchen von dir.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Papa ist Automechaniker, aber er will am liebsten Rennfahrer sein.