Ashantee: Die Völkerschau von den Afrikanern bis hin zur Abreise
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Ashantee ist eine Prosaskizze von Peter Altenberg, die 1897 erstmals publiziert wurde. Thematisiert werden Altenbergs persönliche Erfahrungen während einer Völkerschau in Wien. In 32 kurzen Skizzen begleitet der Ich-Erzähler (später Peter A., Herr Peter oder Sir Peter genannt), ein dauerhafter Besucher einer Völkerschau, die Ashantee (dt. Aschanti) bis zu ihrer Abreise. Durch Kommunikation mit den Aschanti entwickelt sich ein vertrautes Verhältnis, welches vom Besuch der Hütten bis zur erotischen Beziehung mit einem jungen Aschanti-Mädchen reicht.
Peter Altenberg (1859-1919) war ein österreichischer Schriftsteller. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Impressionismus
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Ashantee - Peter Altenberg
Der Hofmeister
Inhaltsverzeichnis
Beim Eingange in den »Thiergarten« mit dem schwarzen Netz-Gitter und den staubigen Syringen war ein hellbraunes, von Firniss glänzendes und in der Nachmittag-Sonne bratendes Schweizerhäuschen, in welchem der Clark sass und eine Birne speiste. Er verkaufte citronengelbe Entréekarten und dunkelgrüne ermässigte für Vereine, Militärs, Habitüé’s. »Les enfans ne comptent pas« sagte er, wie wenn man sagt: »Marsch, verschwindet, Ihr habt wenig Bedeutung – – –.« In einem kleinen Käfige bei dem schwitzenden Schweizerhäuschen sassen zwei Aguti, Dasyprocta Aguti. Der Käfig-Boden war bedeckt mit Semmelstücken und Zuckerstücken.
Ein junger Hofmeister, mit einem Knaben und einem Mädchen, sagte: »Bornirte Menschen. Obst fressen sie nur! Du wirst gleich sehen.« Er gab ihnen eine kleine Pfirsich.
Die Aguti setzten sich auf die Hinterbeine und assen wie Eichkätzchen. Das junge Mädchen war ganz warm vor Verehrung und spürte es, wie alle Umstehenden den Hofmeister ebenso verehrten oder ähnlich.
»Erinnere mich, Fortunatina, morgen werde ich dir ›Brehm‹ vorlesen über diese lebendige Lieblingsspeise der Onza, Jaguare, Brasilien. Diese Zwei befinden sich im Hafen des Lebens. Aber Brod und Zucker?! Affen sind es doch nicht, par exemple.«
Dann kam man zu den Bären, welche stereotype Bewegungen ausführten und elend rochen und welche das Publikum ununterbrochen aufforderte, doch in das Bassin sich zu begeben.
»Wartet – – – « sagte der Hofmeister und warf eine ganze Semmel in das Bassin. Da musste der Bär hinein, wenn auch nur mit dem Vorderleibe.
Bei der Löwin stützte Fortunatina ihre Ellbogen auf die Holz-Barrière und blickte sie lange an. Die Löwin schlich hin und her, wie rutschend auf dem feuchten Steinboden, wie sich anschleichend, hélas, an was heran?!
Der Hofmeister stand mit dem Knaben rückwärts, welcher zum Weitergehen drängte: »Eine Löwin, was sieht man?! Eingesperrt ist sie – – –.«
Der Hofmeister blieb ruhig auf seinem Platze.
»Fortunatina und die Löwin – – – « dachte er. Er wusste gar nicht, was es bedeutete, welchen Inhalt es habe. Wie eine Ballade fühlte er es, welche noch Niemand gedichtet hat. Die Ballade ist da, will geboren werden von einem Dichter, ganz in das Leben hinaus gestellt sein. Im Kopfe eines Menschen befindet sie sich bereits, drängt zum Tageslichte, will Gesang werden – – – Fortunatina und die Löwin! Der Hofmeister stand ruhig da. Das kleine Mädchen wandte sich um, erröthete, lächelte verlegen, machte sich bereit zu gehen.
»Es ist keine Schande, in Thiere sich hineinzuträumen« dachte der Hofmeister. Er legte lächelnd seine wundervollen väterlichen Hände auf die Schultern des Kindes.
Fortunatina träumte: » – – – plötzlich, mitten in der