Marino Caboga: Dramatische Erzählung in drei Handlungen
()
About this ebook
Achim von Arnim (1781/1831) war ein deutscher Schriftsteller. Neben Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff gilt er als wichtigster Vertreter der Heidelberger Romantik.
Aus dem Buch:
"Bettler: Gewiß, du suchst mich, mir etwas in die Hand zu drücken.
Carofilli (drückt ihm die Hand): Mehr kann ich dir nicht geben, Alter.
Bettler: Der Händedruck ist mehr wert als ein Skudi, den so ein reicher Herr aus Übermut mir reicht und in der Angst, ich möchte ihn mit meiner Hand berühren, mir vor die Füße fallen läßt zur Erde, daß ich gleich einem Hund mir meinen Brocken suchen soll, und soll ihn doch nicht beißen wie ein Hund.
Carofilli: Zehntausend Arten Aussatz nähren sich von solchem reichen Leibe, die Ärzte müssen täglich an ihm flicken, das Beichten nimmt kein Ende; doch halten sie uns armen Leute für vergiftet, weil wir uns nicht das Haar mit Rosenöl gesalbt. Das türkische Rosenöl kommt teuer mir zu stehn! Weil ich die Schatzung zum Tribut der Türken nicht zahlen konnte, haben sie den Webstuhl mir verkauft und mich gezwungen, die schweren Beutel in das Schiff zu tragen. Mit meinem Weberschiffe wußte ich umzugehn, doch nicht auf solchem Seeschiff: ich fiel und habe mir den Arm verstaucht."
Read more from Achim Von Arnim
Ausgewählte Novellen und Erzählungen: Mistris Lee + Isabella von Ägypten + Frau von Saverne und mehr Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDes Knaben Wunderhorn (Alle 3 Bände) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIsabella von Ägypten Rating: 4 out of 5 stars4/5Des Knaben Wunderhorn: Band 1 bis 3 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Theaterstücke von Achim von Arnim Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHolländische Liebhabereien Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAchim von Arnim: Novellen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIsabella von Ägypten (Erzählung) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHollin's Liebeleben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNovellen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Frühlingsfest Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErzählungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMeisternovellen: Isabella von Ägypten, Fürst Ganzgott und Sänger Halbgott und mehr Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGesammelte Novellen von Achim von Arnim: Neun Novellen in einem Band Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Vertreibung der Spanier aus Wesel im Jahre 1629 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMarino Caboga Rating: 5 out of 5 stars5/5Geschichte des armen Spoleto Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Kronenwächter Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGedichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGesammelte Romane: Die Kronenwächter + Armut, Reichtum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores + Hollin's Liebeleben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie wichtigsten Dramen und Bühnenwerke: Das Frühlingsfest + Die Gleichen + Mißverständnisse und mehr Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsArmut, Reichtum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGesammelte Novellen und Erzählungen: Mistris Lee + Isabella von Ägypten + Frau von Saverne und mehr Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHollin's Liebeleben (Roman) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIsabella von Ägypten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Kronenwächter Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLandhausleben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAusgewählte Meisternovellen von Achim von Arnim: Isabella von Ägypten, Fürst Ganzgott und Sänger Halbgott und mehr Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related to Marino Caboga
Related ebooks
Marino Caboga Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMarino Caboga: Dramatische Erzählung in drei Handlungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Forschungsreise das Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVenetianische Epigramme Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIn der Mondnacht: Märchen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Fahrt in den Abend: Spiritueller Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMein Onkel Benjamin (Abenteuer-Roman): Eine turbulente Komödie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Sturm Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErmahnung zum Kriege: Tragikomödie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGesammelte Werke Elisabeth von Heykings Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMein Onkel Benjamin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Loch oder Das Wiedergefundene Paradies: Ein Schattenspiel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeinrich VIII. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIn der Mondnacht Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Irrungen, oder die Doppelten Zwillinge Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie schönsten Sagen aus unserem Quedlinburg: Vom Vogelsteller Heinrich bis zum Großen Fritz Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Deportirten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Zauberkaftan Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKönig Heinrich VIII.: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWas ihr wollt Rating: 4 out of 5 stars4/5Tausend und ein Abenteuer: Ein neues Wanderbuch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchwank der Dienstboten: Drama Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKönig Heinrich VIII. / Henry VIII - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch): Bilingual edition (German-English) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTUTU: Phantastische Episoden und poetische Excursionen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKitzliche Reden dreier Pilger Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTutu (Illustrierte Ausgabe): Phantastische Episoden und poetische Excursionen Rating: 0 out of 5 stars0 ratings1001 Abenteuer Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Abenteuer von Nigel: Die Abenteuer des Nigel Olifaunt, Lord Glenvarloch Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Performing Arts For You
German Reader, Level 1 Beginners (A1): Mein wunderbares Lokal: German Reader, #2 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsRebecca Rating: 4 out of 5 stars4/5Anglizismen und andere "Fremdwords" deutsch erklärt: Über 1000 aktuelle Begriffe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Frau ohne Schatten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsRudolf Nurejew: Die Biographie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFilmsemiotik: Eine Einführung in die Analyse audiovisueller Formate. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEmilia Galotti Rating: 3 out of 5 stars3/5Lexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Rating: 5 out of 5 stars5/5Lob des Realismus – Die Debatte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWoyzeck: Drama Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie letzten Tage der Menschheit: Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog Rating: 4 out of 5 stars4/5Maria Stuart Rating: 5 out of 5 stars5/5Das große Hollywood Movie Quiz Buch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Erotik des Verrats: Fünf Gespräche mit Hans-Dieter Schütt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDu wolltest deine Sterne: Sylvia Plath und Ted Hughes Rating: 4 out of 5 stars4/5Nathan der Weise Rating: 4 out of 5 stars4/5Schauspielen - Ausbildung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKörper als Archiv in Bewegung: Choreografie als historiografische Praxis Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEMMA Rating: 4 out of 5 stars4/5William Shakespeare - Dramatiker der Welt: Ein SPIEGEL E-Book Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Gefühl des Augenblicks: Zur Dramaturgie des Dokumentarfilms Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGoethes "Faust"-Dichtung und "der höhere Sinn": Eine Annäherung über die noch weitgehend verkannte Kultur der Mysterien Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Tanztheater Pina Bausch: Spiegel der Gesellschaft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJane Eyre Rating: 0 out of 5 stars0 ratings...Als die Noten laufen lernten...Band 2: Kabarett-Operette-Revue-Film-Exil. Unterhaltungsmusik bis 1945 Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Marino Caboga
0 ratings0 reviews
Book preview
Marino Caboga - Achim von Arnim
Erste Handlung
Inhaltsverzeichnis
(Ragusa. Eingang der Marienkirche. Wohlgeordnete Sitze bezeichnen in einer Kapelle den Ort, wo sich der Rat bei feierlicher Gelegenheit versammelt. Ein Bettler mit einem Stelzfuße steht an der Türe. Carofilli, der Weber, tritt ein, sieht sich nach allen Seiten um.)
Bettler: Gewiß, du suchst mich, mir etwas in die Hand zu drücken.
Carofilli (drückt ihm die Hand): Mehr kann ich dir nicht geben, Alter.
Bettler: Der Händedruck ist mehr wert als ein Skudi, den so ein reicher Herr aus Übermut mir reicht und in der Angst, ich möchte ihn mit meiner Hand berühren, mir vor die Füße fallen läßt zur Erde, daß ich gleich einem Hund mir meinen Brocken suchen soll, und soll ihn doch nicht beißen wie ein Hund.
Carofilli: Zehntausend Arten Aussatz nähren sich von solchem reichen Leibe, die Ärzte müssen täglich an ihm flicken, das Beichten nimmt kein Ende; doch halten sie uns armen Leute für vergiftet, weil wir uns nicht das Haar mit Rosenöl gesalbt. Das türkische Rosenöl kommt teuer mir zu stehn! Weil ich die Schatzung zum Tribut der Türken nicht zahlen konnte, haben sie den Webstuhl mir verkauft und mich gezwungen, die schweren Beutel in das Schiff zu tragen. Mit meinem Weberschiffe wußte ich umzugehn, doch nicht auf solchem Seeschiff: ich fiel und habe mir den Arm verstaucht.
Bettler: Bist besser dran als ich. Sie zwangen mich, die Falken für die Spanier im Gebirg zu fangen, die ihnen als Tribut versprochen: da brach ich dieses Bein und ward aus einem rüst'gen Kerl zum Krüppel. Gott weiß, warum er uns verdammt, den Völkern aller Art Tribut zu zahlen, und sind doch edler als sie alle.
Carofilli: Das macht der Handel der Geschlechter, sie wollen überall ihr Wesen treiben, die Freundschaft fremder Völker müssen wir bezahlen. Sie sind mit nichts zufrieden, was das Land gezogen; sie wollen türkische geblümte Zeuge tragen, mit Griechenweine ihre Kehlen netzen. Nur Fremdes gilt. Zieht hin, so ruf ich oft, werdet Türken! wir sind dann aller Sorge ledig und wollen uns schon selbst regieren.
Bettler: Es wird bald alles anders werden, ich spür's in meinem Fuße, mir ist's, als trüg' ich ihn noch unversehrt. Es liegt was Großes in der Luft.
Carofilli: Nun freilich, mit der Luft kam's an, mit gutem Winde, ich mein das Schiff.
Bettler: Was für ein Schiff?
Carofilli: Du sahst doch, daß ich etwas suchte hier.
Bettler: Das Schiff der Kirche? Von der soll's kommen? Die Kirche plündert auch die Armen aus und schont nicht der Reichen.
Carofilli: Nicht doch, das Schiff warf gestern abend Anker, ich weiß nicht, wie es heißt; es brachte den holländischen Gesandten mit der großen blonden Tochter, er geht nach Konstantinopel, und auf dem Schiffe kam auch der Caboga.
Bettler: Marino Caboga?
Carofilli: Ich sucht' ihn hier, denn dies ist seine Kirche, er kauft mir sicher einen andern Webstuhl. Es war mein Spielkamerad, der hielt auf Ordnung, wir folgten ihm, obgleich er keinem zu befehlen hatte; denn keiner von den Seinen unterstützte ihn, ich glaub, sie hätten's gern gesehn, wenn wir ihn totgeschlagen. Ach, würde der Caboga Herzog, da könnte ich in Ruh' mein Handwerk treiben, er würde meine Webereien zu verschiffen wissen.
Bettler: Du bist noch jung, hast noch nicht viel erlebt. Wenn der Caboga erst das rote Kleid hätte angezogen, da könnt' er sich auch nicht mehr rühren; es ist gar eng und warm, die Herzogskrone kühlt das Hirn, er würde den angeerbten Schnupfen nicht mehr los.
Carofilli: Willst du mir noch das bißchen Hoffnung nehmen, so wär's mir recht, wenn alles heut zugrunde ginge, die reiche Stadt mit allem meinem Plunder.
Bettler: Du armer Narr, du denkst, daß Sonn' und Mond mit deinem Webstuhl sollen stille stehn.
Carofilli: Nein, nein, sie mögen dreifach glänzend über uns sich zeigen, denn meine Augen sehen den Caboga! (Procoli und Caboga treten ein.)
Caboga (zu Carofilli): Sieh, Carofilli! ich irre nicht, du bist's!
Carofilli: Ja, lieber Herr, ich weiß nicht, wie ich Euch soll nennen, denn Freud' und Jammer drücken noch das Herz mir ab. O nur ein heimlich Wort, ich schäme mich.
Caboga: Vertrau mir alles. (Er geht mit ihm zur Seite, sie sprechen sachte, und Caboga steckt ihm etwas zu, worauf sich Carofilli mit Bewegungen des Danks entfernt.)
Procoli (zum Bettler): Da, Stelzfuß, hast du deinen Teil von Gottes Segen! So schwere Münzen sind dir wohl lange nicht gefallen. Bete für mich, daß Gottes Segen noch ein paarmal so über mich komme.
Bettler: Dank, Herr! Wie heißt Ihr, Herr? Damit die Heiligen mich verstehn, für wen ich bete.
Procoli: Was? Du kennst mich nicht, den Procoli aus der