Evangelium. Stadt. Kirche.: Stadt- und Gemeindemission im säkularem Umfeld
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Über dieses E-Book
Der unterschiedliche Charakter der Projekte in Anlage, institutioneller Anbindung, Durchführung und Evaluation eröffnet Perspektiven für die weitere Entwicklung missionarischer Fragestellungen. Die pastoraltheologische und biblische Reflexion veranschaulicht die Relevanz der Begegnung von Evangelium, Stadt und Kirche und weist Wege in die Zukunft eines urbanen Glaubens.
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Buchvorschau
Evangelium. Stadt. Kirche. - Verlag Friedrich Pustet
Zum Buch
Wie kann die Melodie des Evangeliums im pluralen Stimmengewirr unserer Städte hörbar und wie die Stadt zum authentischen Ort der Vergegenwärtigung Gottes werden?
In diesem Band geht es pastoral-praktisch um die Darstellung und Refl exion traditioneller und neu entstandener Projekte städtischer Pastoral, um Stadt- und Gemeindemissionen. Ziel ist es, die Erfahrungen der Verantwortlichen und Akteure in den Stadtmissionsprojekten so zu heben, dass sie für die Weiterentwicklung missionarischer Fragestellungen für einen größeren Kreis von Interessierten fruchtbar werden können. Dafür werden neben der Schilderung klassischer Gemeindemissionen Erfahrungsberichte der Stadt- und Gemeindemissionen in Wien, Düsseldorf und Sindelfingen versammelt, um diese sowohl pastoraltheologisch als auch biblisch zu refl ektieren und so die Relevanz der Begegnung von Evangelium, Stadt und Kirche – urbanen Glauben – zu veranschaulichen.
Zu den Herausgebern
Markus-Liborius HERMANN,
Dr. theol., geb. 1980, Referent für Evangelisierung und missionarische Pastoral der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) der Deutschen Bischofskonferenz
Hubertus SCHÖNEMANN,
Dr. phil., geb. 1966, Leiter der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) der Deutschen Bischofskonferenz
Markus-Liborius Hermann
Hubertus Schönemann (Hg.)
Evangelium. Stadt. Kirche.
Stadt- und Gemeindemissionen im säkularen Umfeld
Verlag Friedrich Pustet
Regensburg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
eISBN 978-3-7917-6045-2 (epub)
© 2014 Verlag Friedrich Pustet, Regensburg
Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg
Umschlagbild: Matthäuskirche vor dem Pollux-Hochhaus in Frankfurt / Main
© ullstein bild – Ferdi Hartung
eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg
Diese Publikation ist auch als Printprodukt erhältlich:
ISBN 978-3-7917-2624-3
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Kontakt und Bestellung: verlag@pustet.de
Grußwort
Liebe Leserinnen und Leser,
die Stadt ist ein „vorzüglicher Ort für die neue Evangelisierung, schreibt Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium
(EG 73). Diese Aussage mag überraschen, ist unser Verhältnis zur Stadt doch eigentümlich zwiespältig. Auf der einen Seite sind Städte „in. Zogen über Jahre Menschen aufs Land, um sich dort den Wunsch eines Eigenheims mit Garten zu erfüllen, verzeichnen wir derzeit einen Trend zurück in die Stadt und eine Renaissance der urbanen Zentren. Auf der anderen Seite versuchen viele Städter gegenüber dem Ungeordneten, Lauten und Widersprüchlichen auf Distanz zu gehen. Sie reagieren auf das „Chaos
der Großstadt mit dem Rückzug in den eigenen überschaubaren Stadtteil und dem Versuch ihrer Verdörflichung.
Gerade innerkirchlich verbinden viele mit der Stadt Schlagworte wie „Modernisierung, „Säkularisierung
oder „Individualisierung. Und vielleicht weht der Wind der Kirche in der Stadt auch etwas rauer entgegen als anderswo. Doch entstehen gerade in den Städten die „neuen Geschichten und Paradigmen
(EG 73) unserer Zeit, wie Papst Franziskus schreibt. Gesellschaftliche Entwicklungen und Veränderungen lassen sich in ihnen oft früher und radikaler ablesen.
Diese Ambivalenz findet sich bereits in der Heiligen Schrift. So ist die Stadt Chiffre der Sündhaftigkeit und wird zum Ort des Gerichts. Aber zugleich gehört zu den eindrücklichsten eschatologischen Hoffnungsbildern nicht die Wiederherstellung des Paradiesgartens, sondern eine Stadt! Die Stadt kann eben, wie in der Offenbarung des Johannes, beides sein: Babylon und himmlisches Jerusalem.
Damit steht die Stadt für die Welt insgesamt, der wir uns als Kirche mit unserem Handeln zuzuwenden haben. Sie ist ein wichtiger Ort der Verkündigung. Nicht zufällig zieht der Apostel Paulus in die Metropolen seiner Zeit wie Antiochia, Thessalonich, Athen, Korinth und Rom, verkündet dort das Evangelium und gründet in ihnen seine ersten Gemeinden.
Die Kirche ist gefordert, sich auf den heutigen Areopagen dem nicht immer leichten Dialog zu stellen. Hier hat sie ihre Sprach- und Auskunftsfähigkeit zu erweisen. Gerade in der Stadt kann sie aber auch von anderen lernen: Neue Ausdrucksformen, neue Formen der Gemein-schaftsbildung – und vieles über die Freuden, Sehnsüchte und Nöte der Menschen unserer Zeit. „Bemüht euch um das Wohl der Stadt, fordert der Prophet Jeremia die Exilanten auf, „und betet für sie zum Herrn!
, um dann die Begründung anzuschließen „denn in ihrem Wohl liegt euer Wohl" (Jer 29,7). Deutlicher lässt sich das Zueinander von Kirche, Stadt und Evangelium nicht benennen.
Der vorliegende Band bietet Anregungen und Reflexionen zu Projekten städtischer Pastoral und reflektiert die Vielfalt missionarischer Pastoral in der Stadt – von der klassischen Gemeinde- bis zur Stadtmission, getragen von einer Diözese, einem Stadtdekanat, ein Orden oder einer geistlichen Gemeinschaft.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre und zahlreiche Impulse für Ihre eigene Praxis. Vielleicht lernen Sie, die Stadt mit anderen Augen zu sehen!
Ihr
Bischof Dr. Franz-Josef Bode
Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz
Einführung
Schweigende Präsenz der Christen oder ausdrückliches Apostolat? Für beides gibt es gute Argumente, beides hat seinen Platz. Dieser Band soll sich einer Form des ausdrücklichen Apostolats widmen: den Stadt- und Gemeindemissionen, denn „wenn wir dafür verantwortlich sind, dass Menschen Gott verloren haben, dann haben wir vielleicht daran zu leiden, vor allem aber müssen wir ihnen Gott zurückgeben. Zwar können wir ihnen den Glauben nicht geben, können aber uns selbst geben. Im Glauben haben wir Gott gefunden, wir können ihn weitergeben, wenn wir uns selbst geben – und zwar hier in unserer Stadt"¹. Madeleine Delbrêl (1904–1964) verweist mit diesen Worten auf die Verantwortung der Christen vor Ort und für ihren Ort und die dort lebenden Menschen. Ein besonderer Ort aber ist die Stadt. Sie kann auf vielerlei Weise wahrgenommen werden: als Ereignis, als Bedrohung, als Herausforderung, als Laboratorium², als Chance und Versprechen³. Vielleicht mehr als anderswo verdichten sich in der Stadt „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art" (II. Vatikanisches Konzil „Gaudium et spes" 1). So stellt sich die Frage, wie die Melodie des Evangeliums im pluralen Stimmengewirr unserer Städte hörbar, wie Kommunikation und das Zusammenspiel zwischen Stadt und Glaube gelingen, wie die Stadt zum authentischen Ort der Vergegenwärtigung Gottes werden kann. Die „Bekehrung" der Stadt „kann aber nicht anders als mit einer Bekehrung zur Stadt und einem Wahr- und Ernstnehmen der sich in ihr abspielenden Lebensprozesse⁴ in eins gehen.⁵ Es geht also darum, die Verkündigung nicht von der „Abwertung
der Stadt her zu konzipieren; Schnelligkeit, Anonymität, Unübersichtlichkeit, neue Lebensräume, Lärm, Professionalität, Erlebnishunger und Beschleunigung nicht (bloß) als zu überwindende Phänomene zu erkennen, denen kleine „Oasen der Ruhe entgegengesetzt werden müssen.⁶ Vielmehr müssen alle, die pastoral in der Stadt unterwegs sind, als „Stadtaffen
die Stadt im Blut haben (Peter Fox).⁷ Mit einer solchen Grundhaltung muss die „Gegenwart [Gottes in der Stadt] nicht hergestellt, sondern entdeckt, enthüllt werden."⁸ Stadt- und Gemeindemissionen stellen in diesem Kontext einen Weg dar, wie „Stadtmenschen der „Glaube als Option
⁹ vorgeschlagen werden kann¹⁰; sie sind Beispiele der von Papst Franziskus im Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium gewünschten „neuartige[n] Räume für Gebet und Gemeinschaft …, die für die Stadtbevölkerung anziehender und bedeutungsvoller sind.
¹¹ Durch den Fokus auf das „Wohl der Stadt" (Jer 29,7) wird der Blick zudem auf einen weiteren Grundzug seelsorglichen Handelns gelenkt: Nicht nur die Christen, bzw. nur die Katholiken sind im Horizont, sondern alle Menschen, die in der Stadt leben.
Das Thema „Christentum und Stadt" erfreut sich aktuell grundsätzlich eines großen Interesses. Dabei sei für die biblische Perspektive auf die Beiträge von Martin Ebner¹² sowie von Reinhard von Bendemann und Markus Tiwald¹³ verwiesen. Ökumenische Erfahrungen der anglikanischen, der evangelischen und der katholischen Kirche auf der Suche nach Wegen einer missionarischen Pastoral in der Stadt finden sich in einer Publikation von Philipp Elhaus und Christian Hennecke¹⁴. Darüber hinaus wurde, getragen von der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe für weltkirchliche Aufgaben der DBK, von 2010–2013 in einem Forschungsprojekt der Universität Osnabrück die Großstadtpastoral Lateinamerikas durch Margit Eckholt und ihr Team untersucht.¹⁵ Der 2012 von Michael Sievernich und Knut Wenzel herausgegebene Band „Aufbruch in die Urbanität"¹⁶ nähert sich dem Thema der Stadtpastoral grundsätzlich pastoral-systematisch. In den hier vorliegenden Beiträgen nun geht es pastoral-praktisch um die Darstellung und Reflexion traditioneller und neu entstandener Projekte städtischer Pastoral, um Stadt- und Gemeindemissionen unter dem Leitgedanken der Möglichkeit einer missionarischen Kirche im säkularen Umfeld. Dieses Thema hat sich in unserer Arbeit in der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) der Deutschen Bischofskonferenz in unterschiedlichster Weise vielfach herauskristallisiert. So greift dieser Band Texte von P. Thomas Klosterkamp OMI, Otto Neubauer, Andrea Geiger, Michael Hänsch, sowie Michael Schuhmacher und Andreas Schulz in ihrem ganzen Umfang auf, die in gekürzter Version bereits im Magazin εὐangel 3 (2012)¹⁷ erschienen sind. Ergänzt und abgerundet wird er durch Beiträge von P. Stefan Knobloch OFMCap, Hans Hobelsberger und Thomas Söding. Ziel des Bandes ist es, die Erfahrungen der Verantwortlichen und Akteure in den Stadtmissionsprojekten in einer Weise zu heben, dass sie für die Weiterentwicklung missionarischer Fragestellungen für einen größeren Kreis von Interessierten fruchtbar werden können.
Der Beitrag von Stefan Knobloch geht unter der Überschrift „Zur Geschichte und aktuellen Relevanz der Mission in der Stadt das Thema einer missionarischen Pastoral grundsätzlich an. Nach einem schlaglichtartigen Überblick über die Geschichte der Volksmission nähert er sich „über Hürden hinweg
und im Rekurs auf Charles Taylor der Herausforderung der religiösen Pluralität. Hier kommt besonders die Sorge über die Oberflächlichkeit der Glaubensweitergabe angesichts der Ernsthaftigkeit der Sinnsuche der Menschen (K. Rahner) in den Blick. Dabei wird speziell der dialogische Charakter einer missionarischen Pastoral deutlich. In diesem Zusammenhang erscheint das „Alleinstellungsmerkmal des Christlichen: der Mensch gewordene Gottessohn", Gottes Fleisch gewordene Liebe als zugleich unzumutbar und unaufgebbar.
Eine Betrachtung des Phänomens der Stadt- und Gemeindemissionen nimmt in einem nächsten Schritt die Geschichte der Volksmission, die in den 1980er-Jahren durch die „Gemeindemission" zumindest begrifflich abgelöst wurde, in den Blick. So kommen im zweiten Teil des Bandes konkrete Formen zur Sprache. Thomas Klosterkamp reflektiert die „klassische Gemeindemission aus der Perspektive einer Ordensgemeinschaft, die diesen Prozess nach wie vor trägt. Er beschreibt dabei aus vieljähriger Erfahrung das aktuelle Gemeindemissionskonzept der „Missionare Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria
(OMI), um abschließend Voraussetzungen, Schwierigkeiten und Chancen zu benennen. Diese liegen zum einen in der Fokussierung auf die „klassische Gemeinde, die jedoch zunehmend seltener zu finden ist. Doch trotz aller Schwierigkeiten sieht er in der Gemeindemission nach wie vor ein geeignetes „Instrument zur intensiven geistlichen Stärkung der Kerngemeinde
. Anfang des neuen Jahrtausends trat, für viele überraschend, die Initiative des Internationalen Kongresses für die Neue Evangelisierung (ICNE) hervor, die in Stadtmissionen in Wien (2003), Paris (2004), Lissabon (2005), Brüssel (2006) und Budapest (2007) gipfelte und zum Teil ähnliche Realisierungen u. a. in Regensburg (2009), Düsseldorf (2009) und Sindelfingen (2007) zeitigte. Diese Stadt- und Gemeindemissionen waren getragen von freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der örtlichen Pfarreien und zumeist auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der „Katholischen Gemeinschaft Emmanuel"¹⁸. Konkret beschreibt Otto Neubauer diese Form der Stadtmissionen am Beispiel Wiens. In diesem Zusammenhang kommen auch Grundlagen und Bedingungen eines erneuerten Glaubens in der Gegenwart in den Blick.¹⁹ Die in dieser Stadtmission gewonnen Erfahrungen zu sichern und in einem für die Pastoral der Erzdiözese Wien fruchtbaren Prozess weiterzutragen, ist Ziel der Apg 2010, einem Pastoralprozess, der von Andrea Geiger auf die biblische Apostelgeschichte zurückgeführt wird. Michael Hänsch schildert, wie die Idee der Stadtmission in Düsseldorf aufgegriffen und von der katholischen Kirche der Stadt umgesetzt wurde. Dass dieses Konzept nicht allein in Großstädten realisiert werden kann, zeigt die von Michael Schuhmacher und Andreas Schulz beschriebene Gemeindemission in Sindelfingen am Rande des Großraums Stuttgart.
Den pastoraltheologischen Ertrag zu heben, ist Aufgabe des Beitrags von Hans Hobelsberger. Dort kommen sowohl kritische Anfragen und Überlegungen zum soziologischen Format zur Sprache als auch die Beschreibung der Stadtmission als „pastorale Gelegenheit", die passagere und zeitlich begrenzte Begegnungen bietet, um die menschliche Existenz und das Evangelium miteinander in Beziehung zu setzen.
Die abschließenden Ausführungen Thomas Södings beleuchten neutestamentliche Aspekte des urbanen Glaubens unter Berücksichtigung der Perspektive der Arbeit des Päpstlichen Rats zur Förderung der Neuevangelisierung, dem Söding als Konsultor angehört. Die Schrift zeigt, dass das Evangelium auf dem Weg seiner weltweiten Verbreitung vor allem in den großen Städten Fuß gefasst hat: „Jesus hat klein angefangen, aber Geschichte geschrieben." Diesem Prozess sind spezifische städtische Kirchenbilder und Glaubensweisen entwachsen, die auch für heutige pastorale Überlegungen maßgeblich sein können.
Abschließend sei Danke gesagt: den Autorinnen und Autoren und auch dem Verlag Friedrich Pustet, hier besonders Herrn Dr. Rudolf Zwank, für die Mühen der Drucklegung.
Erfurt, Ostern 2014
Markus-Liborius Hermann und Hubertus Schönemann
Stefan Knobloch OFMCap
Zur Geschichte und aktuellen Relevanz der Mission in der Stadt
Volksmissionen, deren Krise und Neuauflage im Kontext einer missionarischen Pastoral
Sich zur Geschichte der Volksmission zu äußern, mag ja noch als leistbare Aufgabe erscheinen. Wobei es da schon wichtig ist zu bedenken, dass mit dem Begriff Volksmission unterschiedliche missionarische Konzepte und Aktivitäten gemeint sein können.²⁰ So etwa die missionarischen Ansätze, die sich vom 16. bis ins 20. Jahrhundert, zunächst in Italien, dann auf andere Länder übergreifend, an das Volk insgesamt richteten. Seit Reformation und Gegenreformation in unterschiedlichen konfessionellen Lagern lebend, war das konfessionell gespaltene Volk zueinander um der Rechtgläubigkeit willen auf Distanz gegangen. So richtete sich die katholische Mission an das in konfessionell geschlossenen Räumen lebende katholische Volk. Daher ihr Name: Volksmission. Nach dem Zweiten Weltkrieg schwappte von Frankreich die sogenannte mission générale herüber, die sich in den deutschen Diözesen mit unterschiedlicher Zähigkeit vorübergehend als Gebietsmission etablierte. Als man sehr bald die Erfahrung machte, dass sie nicht die erwarteten und erhofften Früchte trug, federte man die Erwartungen im Begriff der Gemeindemission erheblich ab. Alle drei, und noch einige Varianten mehr, kann man unter den Begriff Volksmission subsumieren, deren Geschichte sich in knappen Zügen nachzeichnen lässt.
Schwieriger ist die Frage nach der Relevanz missionarischer Aktivitäten unter den heutigen Bedingungen. Da muss man wohl zu früheren, jeweils zeit- und gesellschaftsbedingten Missionsformen auf Distanz gehen, um den grundlegend gleichbleibenden missionarischen Charakter der Kirche unter den Bedingungen der heutigen Gesellschaftslage, der Pluralität des Lebens, auch der Pluralität des religiösen Lebens entscheidend zur Geltung zu bringen. Kaum beginnt man in dieser Richtung zu fragen, stolpert man über den in unserem Titel enthaltenen Anspruch, dass im Grunde alle Pastoral missionarisch zu sein habe. Dieser Anspruch sieht sich neuerdings ausdrücklich bestätigt durch das Apostolische Schreiben Papst Franziskus’ Evangelii gaudium, worin Franziskus sagt, „dass das missionarische Handeln das Paradigma für alles Wirken der Kirche (kursiv im Original) ist."²¹ Was bedeutet das für die Frage nach der „Mission in der Stadt? Die hier zu traktierende Frage scheint sich zur Fragestellung zu weiten, von welchen Prinzipien sich heute die „Pastoral der Stadt
ganz generell leiten lassen soll – ohne dass damit von gesonderten missionarischen Aktionen in der Stadt ganz Abstand zu nehmen wäre.
In einem ersten Punkt sei in