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Super System Deluxe - Handbuch Power Poker
Super System Deluxe - Handbuch Power Poker
Super System Deluxe - Handbuch Power Poker
Ebook946 pages15 hours

Super System Deluxe - Handbuch Power Poker

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About this ebook

Super System Deluxe bringt die größten Pokerspieler und Theoretiker von heute zusammen. Dieses Buch soll nicht das ursprüngliche Super System ersetzen, sondern vielmehr eine Erweiterung dieses großartigen Werkes sein, mit mehr Spielen, neuen Autoren und vor allem mehr Profigeheimnissen von den besten Pokerspielern der Welt.

Die Liste der Poker-Superstars wird von Doyle Brunson angeführt, dem zweimaligen Gewinner der World Series of Poker und einem der besten Pokerspieler aller Zeiten. Seine persönlich ausgewählten Experten, die in diesem Buch zu Wort kommen, sind: Daniel Negreanu, Pokerspieler des Jahres 2004; Lyle Berman, Begründer der World Poker Tour; Bobby Baldwin, World Poker Champion 1978 und Präsident des Bellagio; Johnny Chan, zweimaliger World Poker Champion; Mike Caro, einer der besten Poker-Forscher, Theoretiker und Lehrer; Jennifer Harman, gehört als beste weibliche Spielerin in der Geschichte des Pokers zu den besten zehn Spielern der Welt; Todd Brunson, Gewinner von mehr als 20 Turnieren und Crandell Addington, eine Legende des No-Limit Hold'em.

Super System Deluxe beschäftigt sich mit Veränderungen in der aktuellen Pokerszene. Doyle Brunson hat ein neues Kapitel über Internetpoker geschrieben und andere Poker-Superstars gebeten, über Turnier-Strategien und Spiele wie Limit Hold'em, Pot-Limit Omaha, Seven-Card Stud High-Low Eight-or-better, Triple Draw und Omaha Eight-or-better zu schreiben. Und natürlich beinhaltet Super System Deluxe Doyle Brunsons Meisterwerk über No-Limit Hold'em, einen der besten Texte die je über das Thema verfasst wurden.

Super System Deluxe ist unverzichtbar für alle Pokerspieler, die ihr Hobby ernst nehmen und die von den besten Pokerspielern der Welt lernen wollen!
LanguageDeutsch
PublisherHEEL Verlag
Release dateOct 17, 2012
ISBN9783868526684
Super System Deluxe - Handbuch Power Poker

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    Super System Deluxe - Handbuch Power Poker - Doyle Brunson

    Händen.

    EINFÜHRUNG

    EINFÜHRUNG

    von Doyle Brunson

    Ich hatte schon seit einigen Jahren mit dem Gedanken gespielt, mein Buch Super/System zu überarbeiten, aber jedes Mal, wenn ich diese Idee mit meinen Freunden oder anderen Profipokerspielern besprach, bekam ich dieselbe Antwort: „Warum? Beinahe alle Ratschläge in diesem Buch besitzen heute noch genauso viel Macht wie vor 27 Jahren. Kein Wort davon muss geändert werden." Da ich den Rat so vieler guter Leute nicht in den Wind schlagen wollte, verschob ich die Überarbeitung ein Jahr, dann noch ein Jahr, und die Zeit rutschte davon wie Chips auf einem Pokertisch.

    Es ist sehr schmeichelhaft zu wissen, dass sich Super/System über all diese Jahre hinweg bewährt hat. Ich bin froh, dass dies so ist, und wenn ich daran denke, wie viel Zeit, Geld und Mühe in seine Entstehung investiert wurden, lässt es mich erschauern. Ich hatte mich dazu überreden lassen, das Buch zu schreiben und zu finanzieren. Ich überzeugte die fünf Top-Spezialisten in verschiedenen Pokerspielen dazu, mit mir zusammenzuarbeiten.

    Keiner von uns hätte voraussehen können, wie treu ergeben wir diesem Projekt sein würden. Ich glaube, wir alle wurden während des Verfassens der ursprünglichen Version etwas verrückt. Binnen Kurzem gab es einen informellen Wettstreit, wer die meisten Informationen beisteuern konnte, um Leuten dabei zu helfen, besser Poker zu spielen. Und alle von uns schworen, dass wir niemals die großen Geheimnisse verraten würden, die uns bei der Anhäufung unserer Vermögen geholfen hatten, aber schließlich mussten wir eingestehen, dass wir all das Wissen verraten hatten, das wir uns in langen Jahren beim Sitzen an Pokertischen angeeignet hatten.

    All diese Geheimnisse…

    Wenn Sie meinen, dass das verrückt ist, dann hören Sie sich Folgendes an: Ich ließ mich nicht nur dazu überreden, das Buch zu produzieren, sondern ließ mich auch davon überzeugen, ein ganzes großes Unternehmen zu gründen, nur um das Buch zu veröffentlichen und dafür zu werben. Das war kein kleines Unterfangen – ich habe das Ganze im großen Stil aufgezogen. Ich habe ein Bürogebäude gemietet, die neueste Computersatzausrüstung erworben, Grafikkünstler, Redakteure und Empfangspersonal eingestellt, eine Marketingabteilung eingerichtet und sogar einen professionellen Fotoentwickler gekauft – all das, um ein Buch herauszugeben! Vielleicht denken Sie, dass so etwas in der Geschichte des Verlagswesens noch nie vorgekommen ist, und Sie könnten damit recht haben. Nur ein Haufen Pokerspieler hätte sich so etwas einfallen lassen können – vernünftige Leute hätten besseren Menschenverstand bewiesen. Und es hat auch nur etwa 20 Jahre gedauert, um meine Investition wieder hereinzuholen. Aber wissen Sie was? Das ist es wert gewesen!

    Wenn ich an die Leute denke, die ich 1977 als Experten zur Zusammenarbeit mit mir ausgewählt habe, dann liest sich die Liste wie das „Who’s Who der einflussreichsten Leute in der Welt des Pokers". Damals waren sie alle junge Männer, Ende 20 bis Anfang 30 – ich war mit 44 Jahren der älteste im Club. Wenn man aus Hunderten von vielversprechenden Anwärtern eine so junge Gruppe auswählt, dann hätte man großes Glück, wenn ein oder zwei davon großen Erfolg haben würden. Mein Team ist jedoch erstaunlich gediehen und hat sich über die Jahre bewährt, genau wie das Buch, an dessen Entstehung sie mitgearbeitet haben. Sie finden sie überall auf den Seiten und oft auch auf Titelblättern von Poker- und Massenpublikationen und sogar im Fernsehen. Ja, ich bin daher sehr stolz darauf, dass ich auf meinen Instinkt gehört habe und die Voraussicht besaß, diese Gruppe auszuwählen.

    Beinahe alle Pokerprinzipien aus Super/System sind auch heute noch gültig, und darum finden Sie sie auf diesen Seiten wieder, zusammen mit Analysen von noch mehr Spielen und der Enthüllung neuer Geheimnisse. Als ich mich dazu entschloss, Super System Deluxe zu veröffentlichen, schien die Aufgabe für diesen 70-jährigen Pokerspieler, der nach all den Jahren noch immer in seinem gewählten Beruf aktiv ist, monumental. Aber die heutige Explosion der Popularität des Pokerspiels hat mich dazu inspiriert, mit dem Werk Super System Deluxe weiterzumachen, in welchem wir unsere Beiträge angepasst haben, um den dramatischen Änderungen der letzten paar Jahrzehnte Rechnung zu tragen. Die jungen Spieler von heute, die langsam aufschließen und neben erfahrenen Spielern spielen, die Kartenspiele als Babyrasseln verwendeten, als sie noch in der Wiege lagen, spielen eine andere Art Poker als wir in der damaligen Zeit. Und wir spielen neue Pokerspiele, die wir damals noch nicht gespielt haben. Ich habe daher ein paar neue Leute angeworben, um mein ursprüngliches Autorenteam zu ergänzen.

    DAS URSPRÜNGLICHE SUPER/SYSTEM-TEAM

    Ich bin sehr stolz auf meine Gruppe von Mitautoren, die an dem ursprünglichen Super/System mitgearbeitet hat – werfen wir einen Blick auf sie, bevor ich Ihnen die neuen Teammitglieder vorstelle. Sie werden sie beim Lesen der Kapitel kennenlernen.

    Mike Caro, der die Abschnitte über Draw Poker und Statistik geschrieben hat, war ein Meister im Draw Poker, als ich ihn zuerst kennenlernte, seitdem hat er sich jedoch alle Varianten des Pokerspiels angeeignet. Er ist ein legendärer Spieler und Pokerstratege, der auf der ganzen Welt als das „verrückte Genie des Pokerspiels" bekannt ist. In der Tat ist Mike der strategische Analyst der Wahl für viele der heutigen Top-Profispieler. Vor ein paar Jahren erreichte er ein noch größeres Publikum, als er die Mike Caro University of Poker gründete, die sich der Ausbildung aufstrebender junger Spieler widmet. Seine Bücher, Videos und Seminare zählen ohne Zweifel zu den heiß begehrtesten in der Geschichte des Pokerspiels. Mike hat einen wesentlichen Anteil an Super System Deluxe. Glauben Sie mir, ich hätte niemals versucht, dieses Buch ohne ihn zu schreiben.

    Wenn ich jemanden wählen müsste, der um das Leben meiner Familie spielen sollte, wäre das Chip Reese. „Der Beste der Besten!" waren die Worte, mit denen Lyle Berman Chip im Jahre 1991 in die Poker Hall of Fame aufnahm. Im Alter von 39 Jahren war er die jüngste Person, der je diese Ehre zuteil geworden war. Chip war ein sehr junger Pokerspieler aus Dartmouth, als ich ihn 1977 bat, ein Kapitel über Seven-Card Stud Games zu schreiben. Zusätzlich zu seiner Expertise bei Stud Games, wo er meiner Meinung nach der beste Spieler aller Zeiten ist, hat er sich zu einem der weltweit besten Universalspieler entwickelt. Ich würde bei Mischspielen ohne Zögern gegen jeden Herausforderer auf Chip setzen.

    Man findet Chip ständig bei den größten Spielen auf der ganzen Welt. Er hat in Frankreich, Deutschland, England, Australien, Griechenland, Irland und Südafrika gespielt. Obwohl er nicht an vielen Turnieren teilnimmt, hat Chip drei Armbänder der World Series of Poker für Seven-Card Stud, Stud High-Low Split und Razz gewonnen. Vor Jahren hat er ein No-Limit-Hold’em-Turnier gewonnen und den zweiten Platz in einem Deuce-to-Seven-Turnier errungen, während er beide Turniere gleichzeitig spielte – das nenne ich vielseitig!

    David Sklansky, der bei Seven-Card Stud High-Low Split mit mir zusammenarbeitete, hat sich eine Gefolgschaft treu ergebener Pokerenthusiasten erworben und sich dabei als einer der fähigsten Spieler erwiesen. David hat sich dafür entschieden, eine breite Palette von Spielen zu spielen, von mittleren bis zu hohen Limits, und bei allen hat er Erfolge vorzuweisen. Wie Mike Caro verfügt er über eine fantastische Kenntnis aller Pokerspiele und hat seine Theorien und Spielarten in sehr lesbare Strategien umgesetzt und einige der höchst angesehensten Pokerbücher der Welt produziert. Er betätigte sich außerdem als ein Top-Berater für Eigentümer und Manager von Casinos und hat viele der weltweit führenden Profispieler unterrichtet. Ich empfehle jedem Pokerspieler, seine Bücher zu lesen.

    Bobby Baldwin bedarf kaum einer Vorstellung, da so gut wie jeder in der Spielwelt mit seiner großartigen Erfolgsgeschichte vertraut ist. Nachdem er den Mainevent der World Series of Poker von 1978 gewonnen hatte, hat Bobby das Profipokerspiel aufgegeben und sich dem Casinomanagement gewidmet. Innerhalb kurzer Zeit war er an die Spitze gelangt und wird heute von seinen Kollegen als der führende Glücksspielmanager der Welt angesehen. Bobby ist der Präsident des Multimilliarden Dollar schweren Bellagio Hotel and Casino in Las Vegas und agiert außerdem als Vorstandsvorsitzender der Mirage Corporation. Dabei findet er irgendwie noch Zeit, sich gelegentlich mit uns für ein wenig freundschaftliches Pokerspiel mit hohen Einsätzen zu treffen. 2003 wurde er in die Poker Hall of Fame aufgenommen.

    Mit Ausnahme von Joey Hawthorne ist das die vollständige Liste meiner ursprünglichen Mitautoren. Hier das Traurige: Joey starb an einer Drogenüberdosis in seinen Vierzigern, und seine brillante Karriere hatte keine Zeit mehr, richtig entfacht zu werden. Gott, wie sehr ich Drogen hasse! Wenn er heute noch unter uns weilte, wäre Joey wahrscheinlich Teil dieser neuen Ausgabe.

    Zusammen mit meinen alten Kollegen Mike und Bobby habe ich meine neueste Gruppe von Mitautoren sorgfältig ausgewählt und hoffe, dass ihr Erfolg im Poker und im Leben in 27 Jahren so überragend sein wird wie bei meiner ursprünglichen Gruppe.

    MEINE GESCHICHTE

    von Doyle Brunson

    Seit der Herausgabe des ursprünglichen Super/System im Jahre 1978 hat sich viel verändert. In Kürze werde ich Ihnen davon berichten. Zuerst würde ich Ihnen jedoch gerne vor Augen führen, wie ich mich damals gefühlt habe, zur Halbzeit meiner Pokerkarriere. Das ist meine Geschichte…

    VOR 1978

    Ich denke, es kommt eine Zeit in unserem Leben, in der wir über das Gute und das Schlechte, das uns widerfahren ist, nachdenken und uns die Frage stellen: „Wenn ich alles noch einmal tun müsste, würde ich etwas ändern?" Ich bin da keine Ausnahme.

    Es gibt keine lebende Person, die härter zu kämpfen hatte als ich in den Anfangsjahren, lange vor der Veröffentlichung des ersten Super/System. Ich sah dem Tod ins Antlitz. Näher kann man dem ultimativen Bad Beat nicht sein.

    Und während meiner frühen Pokerabenteuer kam ich Tragödien durch die gesundheitlichen Probleme meiner Frau Louise und meiner ältesten Tocher Doyla sehr nahe. Wir verloren Doyla ein paar Jahre nach dem Erscheinen von Super/System. Es brach mir das Herz wie nichts anderes im Leben.

    Am Anfang meiner Ehe hatte ich so wenig Geld, dass ich mir nicht einmal die Fahrkarte für den Bus von Las Vegas nach Hause nach Fort Worth leisten konnte. Und es gab Zeiten, da konnte ich kaum genug zusammenkratzen, um meine Frau anzurufen und sie zu bitten, mir Geld für eine solche Karte zu überweisen.

    Es gibt jedoch noch eine zweite Seite der Medaille, die mein Leben geprägt hat. Ich kam endlich an dem Punkt an, an dem sich mein Kontostand auf hunderttausend Dollar belief, und seit damals habe ich nie mehr zurückgeschaut. Jahre vor der Entstehung von Super/System lebten meine Frau und meine Familie in relativem Luxus, und jetzt werden sie zeit ihres Lebens nie mehr Geldsorgen haben.

    Ich habe mit Pokerspielen viele Millionen Dollar verdient und in der Anfangszeit viel von meinem Guthaben bei Sport-und Golfwetten verloren. Aber ich bin mir immer treu geblieben, und deshalb bin ich ein glücklicher Mann. Die Freuden haben das Leid definitiv aufgewogen.

    Bei all dem habe ich gelernt, dass ein Mann im Leben nicht geschlagen ist, auch wenn er all seine Chips gesetzt hat. Man muss so lange mit ihm rechnen, bis die letzte Karte gefallen ist. Ich wurde immer wieder in vielen Schlachten auf die Probe gestellt. Ich habe viele kleine Scharmützel verloren, die großen Schlachten jedoch gewonnen. Das ist es, was zählt.

    Die Widrigkeiten, mit denen ich mich konfrontiert sah, brachten Glück im Unglück. Sie haben meinen Charakter gestärkt. Oft musste ich am Pokertisch auf diese Stärke zurückgreifen, und ich werde sie für den Rest meiner Jahre nutzen.

    Und ich brauche diese Stärke auch. Sehen Sie, ich bin ein Spieler. Ich werde immer einer sein. Ich könnte gar nichts anderes sein. Mein Leben wird daher immer voller Gewinne – und Verluste – sein. So passt es mir. Es ist aufregend. In meinem Leben gibt es so gut wie nie einen langweiligen Moment, und ich kann mir nicht vorstellen, dass zu diesem Zeitpunkt irgendjemand ein besseres Leben führt als ich. Ich habe beinahe alles, was ich mir wünsche.

    Das schwer fassbare Etwas

    Ja, ich hatte zu verschiedenen Zeiten in meinem Leben schlechte Karten, aber ich habe jede Pechsträhne überwunden. Ich bin Träumer genug, um zuzugeben, dass das, was mir immer wieder geholfen hat, das schwer fassbare Etwas gewesen sein könnte, welches ein Spieler Glück nennt. Ich bin jedoch auch genug Realist, um zu wissen, dass wir im Allgemeinen der Schmied unseres eigenen Glücks sind – durch Wissen, Fertigkeiten und Erfahrung. Und das gilt für das Pokerspiel ebenso wie für das Spiel des Lebens.

    Im Sommer 1933 wurde ich in der im Westen von Texas gelegenen Stadt Longworth geboren, ein kleiner Fleck auf der Landkarte mit ein paar Häusern und einem Kramladen. Ich glaube nicht, dass die Bevölkerungszahl je die Marke von hundert Einwohnern überstiegen hat. In der Gegend gab es nur zwei Wirtschaftszweige: die Landwirtschaft und eine U.S. Gypsum Fabrik. Mein Vater arbeitete für die Planters Gin Company, und obwohl er nicht viel Geld verdiente, war immer Essen auf dem Tisch, und hin und wieder war auch ein bisschen Geld für die Kinder übrig. Wir wohnten zu jener Zeit in einem Holzhaus mit vier Zimmern und einer Außentoilette. Ich kann mich noch daran erinnern, als Kind gedacht zu haben, dass ich, wenn ich einmal Geld hätte, die Toilette nach innen verlegen würde. In der Prärie wurde es mächtig kalt im Winter.

    Wir waren fünf zu Hause, als ich klein war: Dad, Mom, meine Schwester Lavada, mein älterer Bruder Lloyd und ich selbst. Wir hatten nicht viel Platz, aber das machte uns nichts aus. Es gab viel Wärme und Liebe.

    Meine Mutter war eine religiöse, gottesfürchtige Frau, die ihr Bestes tat, um uns einen Sinn für moralische Werte zu vermitteln. Ich glaube, davon ist viel an mir hängen geblieben. Sie sagte uns immer, dass man in jedem Menschen Gutes finden könne, wenn man nur gründlich genug suche. Ich habe immer versucht, mich daran zu erinnern und entsprechend zu handeln, obwohl es manchmal sehr schwierig gewesen ist, wenn ich an einige der widerwärtigen Charaktere denke, mit denen ich in Kontakt gekommen bin.

    Mein Vater war vielleicht der ruhigste, besonnenste Mensch, dem ich je begegnet bin. Nichts brachte ihn aus der Ruhe. Ich kann mich nicht erinnern, ihn je wütend gesehen zu haben. Wenn etwas misslang, nahm er es auf sich, lächelte und sagte, dass Rückschläge nur vorübergehend seien. Morgen würde immer alles besser aussehen. Natürlich gerieten wir Kinder hin und wieder in Schwierigkeiten, wie alle Kinder, und es gab Situationen, in denen es durchaus gerechtfertigt gewesen wäre, wenn er uns ordentlich verhauen hätte. Aber er hat nie auch nur seine Stimme erhoben. Nicht ein einziges Mal. Er hat uns auch nie geschlagen. Er besaß die Fähigkeit, uns spüren zu lassen, dass wir zu weit gegangen waren, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren. Er war ein wahrhaft bemerkenswerter Mann. Als der liebe Herrgott meinen Vater schuf, hat er danach die Form zerbrochen.

    Schulzeit

    Ich besuchte die Mittelschule in Longworth, wo mehrere Klassen in einem Raum unterrichtet wurden. Ich erinnere mich, dass mein dritter Jahrgang aus nur drei Kindern bestand, zwei Jungen und einem Mädchen. Wir erhielten viel individuelle Aufmerksamkeit, das steht fest.

    Nach der Mittelschule und der Junior High trat ich in die Sweetwater High School mit D.C. Andrews und Riley Cross ein, zwei meiner ältesten Freunde aus Longworth. Wir kamen ins Basketball-Team. Binnen Kurzem waren wir bekannt als die dreifache Bedrohung aus Longworth und übernahmen das Varsity Team. Warum auch nicht? Wir waren in bester Kondition. Wir trieben ständig Sport, liefen und schwammen. D.C., Riley und ich rannten manchmal ohne Unterbrechung von Longworth bis zum Schwimmteich auf der Barclay Ranch, die etwa acht Meilen entfernt war. Manchmal rannten wir von Sweetwater nach der Schule zurück nach Longworth, aber unser Trainer war darüber nicht beglückt. Er gab uns einen Kombiwagen, damit wir zum Training rechtzeitig anwesend waren. In jenen Tagen war Sport mein ganzes Leben. Er bedeutete mir alles.

    Zusätzlich zum Basketball wurde ich auch in das Baseball-Team aufgenommen und begann auf Anraten meines Trainers hin, auf der Laufbahn zu trainieren. Ich war daran nie sehr interessiert, aber die Basketball-Saison war vorbei, und ich brauchte etwas, um mich in Form zu halten, daher trainierte ich den Meilenlauf. Es schien sich um eine faire Entfernung zu handeln und bei all meinem Laufen meinte ich, dass ich ganz gut abschneiden würde. Ich habe zu jener Zeit wirklich nicht erkannt, wie gut ich tatsächlich sein würde.

    1950, als Senior, nahm ich als Meilenläufer am Texas Interscholastic Track Meet teil und gewann mit einer Zeit von 4:38 Minuten. Ohne mich richtig anzustrengen, war ich plötzlich der beste Highschool-Meilenläufer im Staate Texas. In der Zwischenzeit war ich auch als einer der fünf besten Highschool-Basketballspieler ausgewählt worden, eine schwindelerregende Erfahrung für einen Jungen von gerade mal 16 Jahren.

    In voller Fahrt

    Danach kamen allmählich die Stipendiumsangebote. Alles in allem waren es sicher etwa hundert von verschiedenen Colleges und Universitäten im ganzen Land. Ich entschied mich schließlich für Hardin-Simmons, eine baptistennahe Universität in Abilene, die vor allem dafür bekannt war, Lehrer und Trainer hervorzubringen. Zu jener Zeit dachte ich, dass meine Bestimmung im Leben in einem dieser Bereiche liegen würde.

    In meinem Junior Year am Hardin-Simmons College wurde ich in der Border Conference zum wertvollsten Spieler gewählt, und die Profiteams begannen, Interesse zu zeigen. Die Minneapolis Lakers, jetzt die Los Angeles Lakers, machten Angebote, und ich begann, mich auf eine Karriere als Profibasketballspieler einzustellen. Das Dell Basketball Magazin wählte mich zu einem der zehn Top-Basketballspieler des Landes. Ich befand mich in voller Fahrt.

    Zusätzlich zu den Basketball-Ehren hatte ich die Meile in 4:18 zurückgelegt, wodurch ich Chancen auf einen Platz im Nationalteam hatte. Ich frage mich oft, was passiert wäre, wenn ich für den Wettlauf so hart trainiert hätte wie für Basketball. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, tut es mir leid, dass ich es nicht getan habe. Ich glaube, ich habe meine wahre Bestimmung im Sport verpasst. Es gibt für mich keinerlei Zweifel, dass eine Meile in vier Minuten möglich gewesen wäre.

    Die Zukunft sah in der Tat rosig aus. Im Sommer nahm ich eine Arbeit in der U.S. Gypsum Fabrik an. Der Job war nicht gerade umwerfend, aber ich plante, genug für mein Senior Year zu sparen. Eines Tages entlud ich Rigipsplatten, und als ich die Platten übereinanderlegte, geriet der Stapel plötzlich ins Rutschen. Ich versuchte, dem Abrutschen mit meinem Körper Einhalt zu gebieten, daher drückte ich mein Knie in die untere Hälfte des Stapels, um ihn aufrecht zu halten. Was ich doch für ein Dummkopf war. Ich konnte den Sturz nicht aufhalten. Rigipsplatten mit einem Gewicht von 2.000 Pfund stürzten auf mein rechtes Bein. Es brach an zwei Stellen. Ich weiß noch, dass mein erster Gedanke war: „Mein Gott, jetzt kann ich nie wieder Basketball spielen." Aufgrund von Komplikationen war mein Bein zwei Jahre lang in Gips. Die Frakturen verheilten schließlich, aber als der Gips abgenommen wurde, waren meine Geschwindigkeit und meine Koordination dahin. Und damit auch meine Hoffnungen auf eine Profikarriere.

    Mein erstes Pokerspiel

    Ich hatte seit meiner Highschool-Zeit hin und wieder Poker gespielt. Tatsächlich erinnere ich mich noch an mein erstes Spiel. Es war eine Partie Five-Card Draw, und ich war der große Gewinner. Ich weiß noch, dass ich dachte, dass das leicht verdientes Geld war. Nach meinem Eintritt in die Hardin-Simmons Universität spielte ich bei den typischen Spielen, die samstags nachts stattfanden. Allgemein schien ich ganz gut abzuschneiden. Ich wurde ein- oder zweimal erwischt und für das Glücksspielen diszipliniert, da ich jedoch einer der Basketball-Stars war, tat sich nichts weiter.

    Nachdem ich mir das Bein gebrochen hatte, kam Basketball nicht mehr in Frage, und ich verbrachte mehr Zeit mit dem Pokerspiel. Ich konzentrierte mich auch mehr auf mein Studium. Vor meiner Verletzung meinte ich, dass mich Basketball durch die Schule bringen würde. Aber danach musste ich mein Gehirn anstrengen. Meine Pokergewinne bestritten meine Ausgaben, und im Jahr 1954 machte ich meinen Bachelor-Abschluss. Ich blieb an der Hardin-Simmons Universität und machte meinen Master in Administrative Education im darauffolgenden Jahr. Mit diesen Zeugnissen war ich mir sicher, ein Stellenangebot zu bekommen, das u einer Position als Schul-Superintendent oder wenigstens Rektor führen würde. Tatsächlich war jedoch der beste Job, der mir angeboten wurde, die Stelle eines Basketball-Trainers an der Dalhart (Texas) High School mit einem Gehalt von $4.800 im Jahr.

    Es machte einfach keinen Sinn; ich verdiente mehr als das nur mit Pokerspielen. Ich reiste zu den verschiedenen Colleges in Texas, um Spiele zu organisieren, und verdiente mir durch meine grauen Zellen einen guten Lebensunterhalt. Zu der Zeit war ich jedoch noch nicht auf den Gedanken gekommen, ein Profispieler zu werden, obwohl offensichtlich war, dass ich besser als die meisten anderen spielte.

    Nach dem Universitätsabschluss nahm ich eine Stelle als Maschinenverkäufer an, ein Beruf, der mir schlussendlich etwa 25.000 bis 30.000 Dollar hätte einbringen können – dachte ich. Aber die Karten lagen anders. An meinem ersten Arbeitstag besuchte ich ein paar potenzielle Kunden. Ich kam nicht viel weiter als bis zur Eingangstür und war in ein Pokerspiel verwickelt, bevor der Tag zu Ende war. Es war ein Seven-Stud Game, bei dem ich in weniger als drei Stunden ein Monatsgehalt gewann. „Mein Gott, dachte ich mir. „Was mache ich denn? Ich versuche Maschinen an den Mann zu bringen, die niemand von mir kaufen will, und kann mich stattdessen an einen Pokertisch setzen und das Zehnfache in einem Sechstel der Zeit verdienen? Es dauerte nicht lange, bis ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich kündigte meine Stelle und begann eine Karriere als Vollzeit-Profipokerspieler. Diese Entscheidung habe ich nie bereut.

    Werdegang als Profispieler

    Die ersten Spiele von Bedeutung, an denen ich teilnahm, fanden in der Exchange Street in Fort Worth, Texas, statt. Es würde mich überraschen, wenn Sie auf der ganzen Welt eine härtere Straße finden könnten. Es gab Schießereien, Raubüberfälle, Diebstähle und so ziemlich jede Art von Gewalt, die Sie sich vorstellen können. Was man heute im Fernsehen sieht, ist harmlos im Vergleich zu dem, was sich in der Exchange Street die meiste Zeit über abspielte. Am Kartentisch ging es jedoch inmitten all der Gewalt so gentlemanlike wie nur möglich zu. Es waren zwei verschiedene Welten. Mein Freund Dwayne Hamilton und ich besuchten ein Kartenzimmer, das von einem Gangster mit Namen Tincy geführt wurde, dessen hauptsächliche Ruhmestat darin bestand, ein halbes Dutzend Leute umgebracht zu haben. Das Spiel war jedoch ehrlich, und Dwayne und ich schnitten ganz gut ab. No-Limit Hold’em war unser Hauptspiel. Nachdem wir ein ansehnliches Guthaben zusammengetragen hatten, verlagerten wir unsere Aktivitäten nach Uptown zu den $300-und $500-Buy-in-Spielen, wo wir mit Ärzten, Rechtsanwälten und anderen Akademikern spielten.

    In den nächsten fünf oder sechs Jahren machten wir in Texas die Runde und nahmen im ganzen Staat an immer größeren Spielen teil. Manchmal spielten wir in den großen Spielen in Oklahoma und Louisiana. Während dieser Zeit begegnete ich Amarillo Slim und Sailor Roberts, zwei der feinsten Pokerprofis, die ich je kennengelernt habe. Wir verstanden uns von Anfang an, und nachdem Dwayne nach Fort Worth zurückgezogen war, entschieden Sailor, Slim und ich, miteinander Geschäfte zu machen. Wir müssten jede Stadt in Texas unsicher gemacht und die Bevölkerung um ihr Geld erleichtert haben. Es war eine wahre Augenweide, wie wir drei alle Herausforderungen annahmen. Und nicht nur beim Poker. Wir langten an einem Punkt an, an dem wir auf so ziemlich alle Spiele wetteten, die es gab – Golf, Tennis, Basketball, Pool, Sportwetten. So ziemlich alles. Solange wir meinten, dass wir irgendeinen Vorteil hatten, machten wir einen Einsatz. Und wir kamen zu Geld. Ziemlich bald lernten wir beinahe alle Spielteilnehmer kennen, ganz gleich, wo wir spielten. Wir trafen immer wieder auf die gleichen Kerle – Jack Straus, Johnny Moss, Bob Hooks und viele andere.

    Wie wir uns einen Namen machten

    Als sich unser Ruf verbreitete, wurden wir mehr und mehr zu Spielen in privaten Clubs und Häusern eingeladen. Meistens wurden diese Spiele für reiche Ölbarone und Viehzüchter veranstaltet, die daran interessiert waren, es mit jungen Profis wie uns aufzunehmen. Es war sicherer, an diesen Spielen teilzunehmen, als in Hinterzimmern zu spielen, wo man jedes Mal ein Risiko auf sich nahm, wenn man eine ansehnliche Summe gewann. Ich bin einige Male entführt worden und kann Ihnen sagen, es ist keine angenehme Erfahrung, mit dem gefährlichen Ende einer Schusswaffe nähere Bekanntschaft zu machen.

    Sailor, Slim und ich blieben etwa sechs Jahre zusammen und hatten in dieser Zeit viel Spaß. Manchmal waren wir am Boden, aber wir konnten uns besser behaupten als die meisten anderen. Wir verloren unser gesamtes Geld – beinahe im sechsstelligen Bereich – und glauben Sie mir, es gibt nichts Streitsüchtigeres als drei Spieler, die pleite sind. Danach trennten sich unsere Wege, wir sind jedoch bis zum heutigen Tag gute Freunde geblieben.

    Im Jahre 1960 traf ich meine zukünftige Ehefrau Louise. Sie war Apothekerin in San Angelo, Texas, und ich machte ihr etwa zwei Jahre lang den Hof. Sie müssen wissen, Louise war ein wirklicher Hauptgewinn, und ich kann Ihnen sagen, ich hatte schwer zu kämpfen, um meinen Schatz davon zu überzeugen, dass ich der einzig Richtige für sie war. Sie war davon überzeugt, dass ich verheiratet sei, und es bedurfte einer Menge an Zusicherungen, um ihr klar zu machen, dass ich alleinstehend und somit zu haben war. Ich arbeitete härter für unser erstes Date als für alles andere in meinem Leben. Als ich sie bat, meine Frau zu werden, musste sie es sich erst zweimal überlegen, ob sie sich dauerhaft an einen professionellen Spieler binden sollte. Sie hatte viele Zweifel. Das war nicht das, was die meisten Mädchen zu dieser Zeit taten. Schließlich überzeugte ich sie, und wir heirateten im August 1962.

    Etwa vier Monate nach unserer Heirat wachte ich eines Morgens mit Halsschmerzen auf und dachte, dass ich mir eine schlimme Erkältung geholt hatte. Da war ein kleiner Knoten an der Seite meines Halses, etwa in der Größe einer Erbse. Louise bestand darauf, dass ich zum Arzt ging, und daher nahm ich etwa drei Wochen lang sehr starke Antibiotika. Das half jedoch nicht, der Knoten wuchs auf die Größe eines Hühnereis an. Mittlerweile machte ich mir große Sorgen. Mein Bruder Lloyd war kurze Zeit zuvor an Krebs gestorben, und ich konnte diesem Gedanken nicht ausweichen. Wir suchten einen Krebsspezialisten in Fort Worth auf. Er untersuchte mich kurz und setzte sofort eine Operation für den darauffolgenden Montag an. Seiner Meinung nach war der Tumor nicht bösartig, aber er musste raus.

    Etwas ist ganz falsch gelaufen

    Um 6:30 Uhr brachte man mich in den Operationssaal. Als ich auf der Wachstation aufwachte, war es dunkel. Obwohl ich sehr mitgenommen war, bemerkte ich doch, dass es nicht gut um mich stand. Nicht nur mein Kopf und mein Rücken waren bandagiert, sondern mein gesamter Brustkorb war in Verbandsmull gewickelt und mit Klebestreifen bedeckt. Ich erinnere mich an den Gedanken: „Doyle, etwas ist ganz falsch gelaufen." Louise war an meiner Seite und versicherte mir, dass alles in Ordnung kommen würde, aber ich wusste, dass sie etwas verbarg. Ich hatte große Schmerzen. Die Medikamente, die ich einnehmen musste, betäubten mich in den darauffolgenden Tagen.

    Ich blieb eine ganze Weile im Krankenhaus. Meine Verwandten und Freunde besuchten mich häufig, um zu sehen, wie es mir ging. Das war ein großer Trost.

    Trotzdem brachte niemand den Mut auf, mir zu sagen, wie es um mich bestellt war. Ich wusste nur, dass ich für weitere Tests an das Krebszentrum im M.D. Anderson Hospital in Houston überwiesen werden würde. Was man mir nicht gesagt hatte, war, dass die Ärzte während meiner Operation eine große Ausbreitung der Krebserkrankung in meinem ganzen Körper festgestellt hatten. Der Krebs hatte auch schon die Gehirnbasis erreicht, meine Brust und der Bauchraum waren ebenfalls davon übersät. Der Krebs hatte einen so großen Teil meines Körpers befallen, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, wann ich sterben würde. Es wäre ein Wunder, wenn ich mehr als vier Monate überleben würde.

    Abschied

    Obwohl ich das Schlimmste befürchtete, wusste ich erst mit Sicherheit, dass ich sterben würde, als man mich vor dem Flug nach Houston für einen Tag nach Hause gehen ließ. Mehr als zweihundert Leute aus dem ganzen Land kamen an diesem Tag zu unserem Haus. Ich war wirklich überrascht. Ich hatte nicht gedacht, dass ich so viele gute Freude hatte. So, wie sich alle benahmen, war klar, dass sie gekommen waren, um sich zu verabschieden. Mein Freund Dwayne Hamilton brach einfach zusammen und weinte.

    Louise war zu jener Zeit schwanger, und ich dachte bei mir, wie traurig es doch sei, dass ich mein Baby wahrscheinlich nie sehen würde. Mit Sicherheit würde ich vor der Geburt des Babys bereits tot und begraben sein.

    Louise dachte genauso und hatte alles für eine weitere Operation im M.D. Anderson in die Wege geleitet. Obwohl die Ärzte ihr gesagt hatten, dass keinerlei Hoffnung für mich bestünde, meinten sie, dass es eine kleine Chance gäbe, mein Leben durch eine radikale Halsoperation um ein paar Monate zu verlängern. Mithilfe dieser Operation bestand die Möglichkeit, dass ich lange genug leben würde, um mein Baby zu sehen, bevor der Krebs mein Gehirn erreichen würde.

    Wir flogen am nächsten Tag nach Houston. In den nächsten zweieinhalb Wochen ruhte ich mich im Krankenhaus aus, um Kräfte für die bevorstehende Operation zu sammeln. Ich wurde um 10:30 Uhr in den Operationssaal gebracht. Acht Stunden war ich unter dem Messer, und um 18:30 Uhr erhielt Louise die Nachricht. Ich würde überleben. Ich hatte auf des Messers Schneide gestanden.

    Ein Wunder war geschehen

    Einmal während der Operation war mein Blutdruck auf null gefallen, aber die Ärzte brachten mich durch. Wahrhaft unglaublich war die Tatsache, dass man keine Spur der Krebserkrankung mehr in meinem Körper finden konnte. Die Ärzte konnten es nicht glauben. Ein Wunder war geschehen.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass ich nicht einmal die Operation selbst überleben würde, war sehr hoch gewesen. Einen Monat zuvor waren die schwarzen Melanome mit bloßem Auge sichtbar gewesen. Dass der Krebs verschwunden war, war vollkommen unverständlich für das Krankenhauspersonal. Fünf Ärzte waren einstimmig der Meinung gewesen, dass es eine medizinische Unmöglichkeit wäre, wenn ich länger als noch ein paar Monate leben würde – mit oder ohne Operation.

    In den nächsten zwei Wochen wechselten sich Louise und Sailor damit ab, 24 Stunden am Tag an meinem Bett zu wachen, da wir uns keine private Krankenschwester leisten konnten. Ich musste genau beobachtet werden. Die Schläuche, die in meinen Körper gelegt worden waren, mussten ständig überprüft und meine Lebenszeichen andauernd überwacht werden. Ich weiß nicht, ob Louise und Sailor überhaupt schliefen.

    Nachdem ich das Krankenhaus verlassen hatte, erholte ich mich bei meiner Schwester. Als meine Kräfte zurückkehrten, unterzog ich mich im Krankenhaus in Fort Worth einer weiteren Untersuchung. Der Arzt, der mich ursprünglich operiert hatte, stand vor einem Rätsel. Das einzige, was er sagen konnte, war, dass es manchmal zu spontanen Remissionen kommen könne, aber in meinem Fall konnte er nur glauben, dass ein Wunder geschehen sei.

    Später erfuhren wir, dass während der Operation mehrere Freunde mit dem Pastor ihrer Kirche über meinen Fall gesprochen und ganze Kongregationen für meine Genesung gebetet hatten. Diese Gebete müssen erhört worden sein.

    Eine höhere Macht

    Louise war schon immer eine religiöse Frau gewesen, aber diese und zwei weitere Erfahrungen in unserem Leben bestätigten sie in ihrer Überzeugung, dass eine höhere Macht über uns wacht.

    Kurz nach meiner Genesung wurde bei Louise ein Tumor in der Gebärmutter festgestellt. Normalerweise sind in einem solchen Fall eine große Operation sowie die Entfernung der weiblichen Organe notwendig. Die Operation war bereits angesetzt, aber vor dem Eingriff wurde entdeckt, dass der Tumor verschwunden war. Ein weiteres Wunder.

    Im Jahre 1975 wurde bei meiner Tochter Doyla, die zwölf Jahre alt war, idiopathische Skoliose diagnostiziert, eine schwächende Wirbelsäulenerkrankung. Dieses Leiden verursacht eine starke Verkrümmung der Wirbelsäule bzw. eine bleibende Verkrüppelung. Wir wandten uns an Spezialisten, die uns radikale Behandlungen empfohlen, darunter das Einsetzen eines Metallstabs in die Wirbelsäule oder ein Ganzkörperkorsett. Nichts davon war notwendig.

    Louise organisierte einen Gebetsmarathon für Doyla, einschließlich Radioübertragungen und Korrespondenz mit der verstorbenen Katherine Kuhlman, der berühmten Glaubensheilerin. Innerhalb von drei Monaten hatte sich Doylas Wirbelsäule vollkommen begradigt. Die Ärzte gaben zu, dass es sich bei ihr um einen von nur drei bekannten Fällen handelte, bei denen die Verkrümmung ohne Operation verschwunden war. Das dritte Wunder in unserer Familie.

    Seit dieser Zeit ist Louise sehr aktiv in der christlichen Gemeinde und engagiert sich stark für christliche Missionen im Ausland. Sie verbringt genauso viel oder noch mehr Zeit damit, dem Herrn zu dienen, wie sich um ihre Familie zu kümmern. Immer wieder hat sie gesagt: „Es ist so aufregend, Christin zu sein. Es ist bei Weitem der aufregendste Teil des Lebens." Und ich weiß, dass sie das mehr glaubt als jede andere Person auf der Welt.

    Glücklicherweise war Geld kein Problem, als die Berge von Arztrechnungen für Louise und Doyla kamen. Ich hatte während all dieser Jahre Erfolg am Pokertisch. Als ich das Krankenhaus nach meiner Operation verließ, erholte ich mich eine Zeit lang und kehrte dann wieder zu den Pokertischen zurück, mit einer Begeisterung und einer Wertschätzung des Lebens wie nie zuvor. Jeden Tag erschienen mir beim Aufwachen der Himmel blauer und das Gras grüner. Die Welt war so hell wie nie zuvor. Ich war am Leben. Als ich wieder zu spielen begann, gewann ich ab meinem ersten Spiel 54 Mal hintereinander. Erst beim 25. Spiel verlor ich. Niemals zuvor oder danach habe ich so eine Gewinnsträhne gehabt. Ich gewann genug, um meine enormen Arzt- und Krankenhausrechnungen zu bezahlen, und hatte noch genug übrig, um meine Familie mehrere Jahre lang gut versorgen zu können.

    Alles schien zu funktionieren

    Vor der Operation hätte ich mich als einen leicht überdurchschnittlichen Spieler bezeichnet. Nach der überstandenen Tortur passierte jedoch etwas. Alles schien zu funktionieren, und ich spielte besser als je zuvor in meinem Leben. Mein Spiel wurde beinahe instinktiv. Ich schätzte meine Gegner genauer ein und fühlte eine Selbstsicherheit wie nie zuvor. Meine Begegnung mit dem Tod hatte anscheinend angeborene Fähigkeiten freigesetzt, die bis dahin in mir geschlummert hatten.

    Am wichtigsten war jedoch, dass ich meine wahre Berufung entdeckte. Ich hatte endlich alle Bedenken zerstreut, was die Berufswahl für mein weiteres Leben anging. Aufgrund des Drucks, den Familie und Freunde ausübten, hatte ich daran gedacht, zu „legitimer" Arbeit zurückzukehren. Aber jetzt war mir klar, dass ich das nie tun würde. Ich würde nie ein Büromensch sein oder einen Vorgesetzten haben. Ich würde meine Karriere auf meine Weise machen.

    In den nächsten paar Jahren pendelte ich zwischen Fort Worth und Las Vegas hin und her, wo die Betriebsamkeit wuchs. Ich spielte immer noch hauptsächlich in Texas, aber es wurde schwierig, dort wirklich große Spiele zu finden. Ich schlug die anderen Spieler so regelmäßig, dass sie schließlich sagten: „Wir können auf Doyle verzichten." Für mich begann die Action allmählich zu versiegen.

    Außerdem verabschiedete der Kongress im Jahre 1970 ein Gesetz, das es für einen professionellen Pokerspieler noch schwieriger machte, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das Gesetz, das mich direkt betraf, machte es zu einer bundesweit strafbaren Handlung, ein großes Pokerspiel zu veranstalten, bei dem fünf oder mehr der Spieler ein Einkommen bezogen, mit Ausnahme natürlich von Staaten, wo ein solches Glücksspiel legal war. Die Stunde hatte geschlagen.

    1973 zog ich daher mit meiner Familie – Louise, Doyla zehn Jahre, Pamela neun Jahre und meinem kleinen Sohn Todd, der auf dem Weg seinen vierten Geburtstag feierte – nach Las Vegas, wo wir uns ein neues Zuhause schufen. Las Vegas ist ein guter Platz zum Leben: gutes Wetter, gute Action und gute Leute.

    Wettkampfgeist von Natur aus

    Ich bin als Profispieler bekannt, nicht nur als professioneller Pokerspieler, und ich muss zugeben, dass das stimmt. Ich bin dafür bekannt, auf so ziemlich alles zu setzen. Und daher habe ich mit Sicherheit auch meinen Teil an Verlusten einstecken müssen. Wenn ich nur beim Pokern geblieben wäre, könnte ich heute wahrscheinlich ein größeres Vermögen mein Eigen nennen. Alte Gewohnheiten lassen sich jedoch schwer ablegen, und ich spiele einfach gerne.

    Es geht jedoch um mehr, als nur gerne zu spielen. Ich habe von Natur aus viel Wettkampfgeist. Solange es einen Wettstreit gibt – jede Art von Wettstreit, sogar beim Murmelspiel – möchte ich daran teilnehmen. Wenn ich nicht aktiv teilnehmen kann wie beim Poker oder Golf – und daher auf mich selbst setzen kann –, muss ich auf die eine oder andere Seite setzen, ganz gleich, ob bei einem Fußballspiel, einem Boxwettkampf oder was auch immer sonst.

    Mein Wettkampfgeist ist meines Erachtens einer der Gründe, warum ich beim Pokerspiel immer so erfolgreich gewesen bin. Man muss hart spielen, um beim Poker konstant zu gewinnen, und ich kann das instinktiv. Ich war ein harter Gegner als Athlet während meiner Highschool- und College-Zeit. Dieser Wettkampfgeist ist mir geblieben. Ich bin sicher, dass dies viel mit meinem Erfolg am Pokertisch zu tun hat. Ich habe das Gefühl freudiger Erregung, wenn man sein Bestes gibt und viel aufs Spiel setzt, nie verloren. Kein anderes Gefühl ist mit diesem Hochgefühl vergleichbar.

    Nach dem Pokerspiel ist Golf mein Lieblingsspiel, und ich werde als recht guter Spieler angesehen – wahrscheinlich ein bisschen besser als andere Kerle. Leider haben recht viele dieser anderen Kerle ein wenig besser als ich gespielt, wenn es um Wetten auf dem Golfplatz ging. Ich erinnere mich an eine Reise in den Osten in einem Jahr, als mein bester Freund Jack Binion und ich schließlich mit einem Millionär spielten. Wir erhöhten die Einsätze, bis schließlich $180.000 von einem Loch abhingen. Er lochte ein für ein Par zu meinem Bogey, und all das Geld flog einfach davon. Und das ist nur eine von mehreren solcher Geschichten, die ich Ihnen erzählen könnte. Der ursprüngliche Titel des ersten Super/System war Wie ich mehr als 1.000.000 Dollar mit Pokerspielen gewann. Der Titel meines nächsten Buches wird lauten Wie ich mehr als 1.000.000 Dollar mit Golfspielen verlor. Irgendwo in der Geschichte ist definitiv eine Moral zu finden.

    Es wurde viel geschrieben über meine Siege bei der World Series of Poker von 1976 und 1977 mit einem Gesamtbetrag von $560.000. Vielleicht haben Sie einige der vielen Geschichten gelesen. Es waren harte Spiele gegen harte Gegner. Die besten Spieler der Welt saßen an diesen Tischen, und das Tempo war mörderisch. Diese Art des Spielens ist nicht etwas für jeden Tag, aber was puren, unverfälschten Wettkampf angeht, ist sie nicht zu überbieten. Ein gewisser Stolz kommt von der Gewissheit, dass man die Besten herausgefordert hat und Sieger geblieben ist. Mit diesem Stolz kommt jedoch auch die Einsicht, dass man nie selbstgefällig werden darf. Sowohl bei der WSOP 1976 als auch 1977 bildete ich ein Full House erst mit der letzten ausgespielten Karte. Und vielleicht gibt es auch hierzu eine Moral. Wie ich bereits gesagt habe, im Poker wie im Leben kann man einen Mann nicht aufgeben, bis nicht die letzte Karte gefallen ist.

    1978 UND DIE ZEIT DANACH

    Alles im Leben ändert sich, nichts ist beständig. Man kann sich wirklich nicht darauf verlassen, dass irgendetwas immer gleich bleibt. Ende des Jahres 1977 beendete ich die letzten Arbeiten zu dem ursprünglichen Super/System. Seine Veröffentlichung würde für mich das Pokerspiel auf eine Art und Weise für immer verändern, die ich nicht erwartet hatte.

    Die Menschen, die mir am nächsten stehen - sowohl meine Freunde als auch meine Pokergegner - sahen mich nach wie vor im selben Licht wie vorher. Es waren jedoch die Leute und Spieler, denen ich zuvor noch nicht begegnet war, die begannen, mich anders zu behandeln. Meistens brachten Sie mir mehr Respekt entgegen, was sehr schmeichelhaft war. Niemand saß mehr bei einem Pokerspiel ohne zu wissen, wer ich war.

    Und da so viele Fremde mein Buch in den ersten Monaten nach der Veröffentlichung gelesen hatten, wusste ich nie, wann ich gegen jemanden spielte, der meinen Spielplan studiert hatte, erwartete, dass ich Poker genau so spielen würde wie im Buch beschrieben, und daraus Nutzen ziehen wollte.

    Weg an die Spitze

    Obwohl ich meine Strategie ein wenig ändern musste, um diese Spieler zu verwirren, konnte ich meinen Spielplan weiterhin mehr oder weniger einhalten und so spielen, wie ich in meinem Buch geschrieben hatte. Es funktionierte, weil die Strategie so mächtig war, dass man seinen Gegnern beinahe sagen konnte, was man zu tun gedachte – wie man setzen würde, wie oft man bluffen würde –, und sie konnten trotzdem nicht viel dagegen ausrichten. Ich hatte einen bewährten Spielplan der Weltklasse zum Gewinnen entworfen. Und wenn man einen Spielplan der Weltklasse zum Gewinnen hat… nun, dann gewinnt man eben. Kaum etwas anderes kann passieren, und ich hatte nicht die Absicht, meinen Spielstil dramatisch zu ändern, nur weil ich meine Geheimnisse mit der Welt geteilt hatte. Fremde konnten meine Geheimnisse gerne dazu verwenden, fast alle ihre Gegner zu besiegen, aber ich war fest entschlossen, dass sie sie nicht dazu einsetzen würden, um mich zu schlagen. Und das haben sie nicht.

    Die Dinge veränderten sich jedoch. Das Pokerspiel änderte sich. Zunehmend tauchte eine neue Art von Spieler auf – belesener und gebildeter. Die alten Spieler waren echte Spieler, bereit, all ihr Geld jederzeit und an jedem Ort auf den Tisch zu legen. Viele hatten keine andere Möglichkeit, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Poker war ein Weg, der Armut zu entrinnen. Viele alte Spieler waren ungebildet. Heute verfügen Spieler oft über Universitätsabschlüsse und behandeln Poker eher wie ein Geschäft, nicht mehr als eine reine Form des Glücksspiels. Moderne Spieler wachsen in der Welt des Internets auf. Viele spielen Poker sogar online – das lag zur Zeit des Verkaufs der ersten Ausgabe von Super/System noch jenseits der kühnsten Vorstellungen.

    Poker ist in den letzten Jahren so unglaublich gewachsen. Wirklich unglaublich. Die alten Methoden – zwielichtige Spiele in den Hinterzimmern von Poolhallen, in Gasthäusern und privaten Häusern sowie die von Bruderschaften wie den Elks und VFW veranstalteten Spiele – verschwinden rasch. Es war damals so viel schwieriger, gut zu werden. Man musste das Pokern auf die harte Tour lernen.

    Heute können Sie eine Abkürzung zum Gewinnen einschlagen, indem Sie einfach lesen, was die Experten und erfahrenen Spieler beigesteuert haben, anstatt Pokertalent durch Versuch und Irrtum zu entwickeln.

    Das große Geld

    Nach 1977 begann ich, viel Geld zu machen. Die regulären Spiele liefen gut und die Nebenspiele bei der World Series of Poker hervorragend. Aber dieses goldene Zeitalter der Pokergewinne hielt nicht an.

    Wussten Sie, dass die Satellites die Cash-Spiele bei den Turnieren ruiniert haben? Die Spieler, die zuvor angereist waren, begierig darauf, mit ihren Geldscheinen die Top-Profis in den Nebenspielen herauszufordern, entdeckten, dass sie ihren Adrenalinschub durch eine Teilnahme an diesen One-Table Shootouts bekommen konnten, und versuchten, Plätze in den Turnieren zu gewinnen, indem sie einfach alle an einem einzelnen Tisch schlugen. Es machte sie süchtig. Und es funktionierte tadellos, die Anzahl der Teilnehmer an den Turnieren zu erhöhen. Es war jedoch nicht gut für diejenigen unter uns, die früher davon profitiert hatten, als diese unerfahrenen Spieler bei den Turnieren gegen uns antraten. Die Zeit der Satellite-Spiele war angebrochen, und die Zeit der einfachen Gewinne auf herkömmliche Art war vorüber. Ein paar abenteuerlustige Spieler kamen auf uns zu und suchten die Herausforderung. In den meisten Fällen waren die Gelegenheiten für superweiche Nebenspiele bei den Turnieren jedoch verschwunden.

    Trotzdem wuchs mein Pokerguthaben weiter. Beinahe alles ging gut, beinahe alles führte zum Erfolg. Der Weg führte geradewegs nach oben.

    Es war eine Zeit, als das von Jack Binion veranstaltete Gamblers Invitational Golf Tournament alle Spieler zusammenbrachte und einige der größten Golfspiele der Sportgeschichte vorweisen konnte. Diejenigen, die glauben, dass das große Geld bei der PGA Tour zu gewinnen ist, haben keine Ahnung, was vorgeht, wenn eine Schar golfverrückter Spieler aufeinandertreffen. Es war gleichgültig, wie gut oder schlecht man spielte. Wenn man eine Bankroll hatte und einen Satz Golfschläger, dann fanden wir einen Weg, um eine faire Wette abzuschließen.

    Leute mit zweifelhaftem Ruf

    Ich machte beim Golfspiel eine Menge Geld, da ich in dem Ruf stand, dass es bei mir Action gab. Wenn man Action haben will, muss man auch bereit sein, für Action zu sorgen. Ich verwendete reine, geistige Stärke und Wettkampfgeist sowie ein gottgegebenes athletisches Talent, um Sieger zu werden. Es gab Millionen-Dollar-Tage.

    Aber nicht alle, mit denen wir damals beim Golf wetteten, fielen in die Kategorie der „achtbaren Spieler. Da war zum Beispiel Jimmy Chagra, ein verurteilter Drogendealer, von dem später bekannt wurde, dass er einer der größten Drogenlieferanten in den Vereinigten Staaten war. Da drehte es sich um ganze Bootsladungen aus Kolumbien. Nun, das war Chagras „erfolgreiche Seite. Auf der weniger erfolgreichen Seite hatte er sein Golfspiel maßlos überschätzt. Er lag so falsch, was sein Können anbelangte, dass er verlangte, $100.000 Nassaus mit Automatic Presses bei einem Zwei-Loch-Rückstand zu spielen.

    Niemand konnte es sich einfach so leisten, um so viel Geld zu spielen, und so entschied ich mich, die Herausforderung anzunehmen und außerdem den legendären Pokerspieler Puggy Pearson aus Nashville und Jerry Irwin aus Indianapolis, beide Teilnehmer an Jacks Turnier, in die Partie einzubringen. Puggy hatte einen zweifelhaften Ruf, sich Vorteile zu sichern, die, nun sagen wir mal, in den grauen Bereich der Golfetikette fielen. Alle drei schlugen wir Chagra in den ersten zwei Löchern, und am dritten kam die Automatic Press zum Tragen.

    Nächstes Loch. Puggy und ich erreichten das Green mit zwei Schlägen, während sich Chagra in einem Sandbunker wieder-fand. Da war ein bedeutungsloser Fleck von sonnenverbranntem Gras vor Puggys Ball, ein Schönheitsfehler auf dem grünen Weg zum Loch, aber absolut kein Hindernis beim Einlochen. Aus unerfindlichen Gründen, die ich zeit meines Lebens nicht verstehen werde, schob Puggy seinen Golfball ein paar Zentimeter weg von dem Sonnenfleck, ohne dabei einen Vorteil zu erhalten. Vielleicht liegt das einfach in seiner Natur.

    Chagras Leibwächter fuhr in seinem Golfwagen mit.

    „Jimmy, Puggy hat seinen Ball bewegt", meldete der Leibwächter.

    Nun, Chagra bekam einen Wutanfall, schrie, brüllte und drohte: „Ich werde Euch Blankety-Blanks alle wegblasen!"

    Ich nehme an, dass mich Puggy an diesem Tag um $2 Millionen an zukünftigen Einkünften brachte, vielleicht sogar mehr, und das habe ich ihn nie vergessen lassen. Während ich persönlich nach diesem Zwischenfall Erfolg gegen Chagra hatte, bekam Puggy nie wieder eine weitere Chance. Er wurde für alle Zeiten aus unserer Gruppe ausgeschlossen.

    Meine traurigste Stunde

    Das Leben ist manchmal wie ein Pokerspiel. Genau dann, wenn alles so gut zu laufen scheint, dass man meint, jeden Pot gewinnen zu können, wird einem eine Monsterhand geknackt, wodurch eine schwindelerregende Talfahrt beginnt. So war es, als Doyla im Alter von 18 Jahren starb.

    Sie besuchte zu jener Zeit die UNLV (University of Nevada, Las Vegas). Wir wussten, dass sie ein Herzklappenleiden hatte, es wurde jedoch angenommen, dass es sich um nichts Ernstes handelte. Man sagte uns, dass zu viel Kalium für ihren Tod verantwortlich war. Es geschah so unerwartet wie ein Schlag in den Magen, der so hart ist, dass man meint, nie wieder aufstehen oder atmen zu können.

    Sie wissen doch, wie jeder von uns manchmal nach dem Sinn des Lebens sucht? Der Verlust von Doyla ließ mich diese Suche in vollem Ernst beginnen. Doyla war - wie ihre Mutter Louise - eine gläubige Christin. Natürlich war ich auch ein Anhänger des christlichen Glaubens, ich praktizierte ihn jedoch nicht wirklich. Ich nehme an, ich hatte mich so weit von Gott entfernt, wie es möglich ist, ohne dabei den Glauben aufzugeben. Wenn ich zurückdenke, war ich zu sehr mit mir selbst und meinem Streben nach Erfolg, meinem Wunsch nach Reichtum, Ruhm und so weiter beschäftigt.

    Ich versank in einer langen Depression. Während dieser Zeit studierte ich die Bibel und andere christliche Werke. Sie weckten mich auf. Ganz allmählich kehrte meine Stärke über das nächste Jahr zurück und mit ihr meine Entschlossenheit und meine Tatkraft.

    Ich begann einzusehen, dass Gott uns einen freien Willen gegeben hat und uns erlaubt, nach unseren Wünschen zu handeln. Und Doyla hatte ihren freien Willen gebraucht, als sie zu viel Kalium einnahm, wodurch ihr Körper aus dem Gleichgewicht gebracht wurde und ihr Herz aufhörte zu schlagen. Für sie wird es keine große Sache gewesen sein, ein solch kleiner Fehler. Aber manchmal haben unsere Entscheidungen viel weiter reichende Konsequenzen, als wir uns je vorstellen könnten. Ich denke jeden Tag an Doyla, der Schock und die Trauer über ihren Verlust werden nie aufhören. Aber ich habe meinen Frieden mit Gott gemacht. Hätte ich diesen Frieden nicht geschlossen, hätte ich beim Poker niemals mehr Erfolg haben können.

    Ich verstand schließlich, dass Doylas und Louises christlicher Glauben auch für mich richtig war. Und ich war dazu bereit, mit neuem Elan wieder Poker zu spielen.

    Ich zog nach Kalifornien und fand dort sehr weiche Action an den Pokertischen vor. Im Bicycle Club gewann ich sehr schnell über $1 Million. Ich war zurückgekehrt.

    Essex, England

    Mit zunehmendem Alter denke ich mehr über das Leben nach. Es ist seltsam, wenn man erkennt, dass ein Mann 50, 60 und jetzt 70 Jahre alt werden kann und immer noch weiter an Reife gewinnt. Aber so ist es nun einmal.

    Vor etwa 20 Jahren begann ich, mich für Ahnenforschung zu interessieren, und ich fragte mich, woher ich kam. Ich fand heraus, dass die Spur von Roger Brunson, dem ersten historisch belegbaren Brunson in Amerika, nach Connecticut ins Jahr 1625 führte. Und meinen Stammbaum kann man bis nach Essex, England, im 16. Jahrhundert zurückverfolgen.

    Genau genommen lauteten die frühen Nachnamen in meiner Familie nicht alle auf Brunson. Da gab es Brownson, was Sohn von Braun bedeutet, und Bronson. Aber diese waren alle miteinander verwandt, gehörten alle zum selben Stammbaum. Ich entdeckte, dass mit Ausnahme der Ureinwohner Amerikas keine Familie ihre Wurzeln auf diesem Kontinent so weit zurückverfolgen kann wie die Brunsons.

    Manchmal frage ich mich, ob einige der Brunsons, die vor mir gelebt haben, das Spielen im Blut hatten. Nahmen sie große Risiken auf sich? Haben sie Widrigkeiten überwunden, oder sind sie daran zugrunde gegangen? Welchen Kummer hat ihnen ihre Familie bereitet? Welche Siege machten sie besonders stolz? Die Geschichte verrät mir nicht genügend Einzelheiten. Trotzdem stelle ich mir diese Fragen.

    Was mich betrifft, so ist mein Lebensweg mit schönen Landschaften und verhängnisvollen Abzweigungen gesäumt. Vielleicht sieht das Leben jedes Menschen ein wenig so aus. Vielleicht erscheinen einem die Dinge, die einem widerfahren, nur vergrößert und außer Proportion, wenn man sie mit den Ereignissen im Leben anderer vergleicht.

    Erinnerungen

    Die Ereignisse, an die ich mich am meisten erinnere, laufen in meinem Geist wie Kurzfilme ab. Manchmal kann ich mich an Einzelheiten oder Ereignisse nicht erinnern, bis einer dieser monumentalen Momente meinem Gedächtnis auf die Sprünge hilft, und dann führt mich diese Erinnerung zur nächsten und immer so weiter.

    Wie damals, als meine Kinder das Nest verließen. Oder als meine engsten Freunde und einige Mitglieder meiner Familie zu sterben begannen – Sailor, D.C., Mom, drei Tanten und vier Onkel – und alle innerhalb von zwei Jahren. Das brachte mich wieder dazu, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Was hat es damit auf sich? Dieses Mal half mir jedoch mein neu entdeckter Glaube darüber hinweg.

    Dann waren da die schlechten Investitionen – Fernsehsender, Bergbaugesellschaften und dergleichen mehr. Trotz meiner fortgeschrittenen Wirtschaftsausbildung konnte ich es einfach nicht richtig machen. Vielleicht hat mich der Herr zum Pokerspieler bestimmt. Vielleicht ist Poker tatsächlich mein Weg zu einem höheren Bewusstsein. Vielleicht entscheidet der Herr, mich jedes Mal, wenn ich vom Pokerweg abkomme, ein wenig herumzuschubsen, um mich daran zu erinnern, auf dem richtigen Weg zu bleiben und das zu tun, was ich am besten kann. Es sieht auf jeden Fall so aus.

    Das Gleiche ist mir auch an anderen großen Pokerspielern aufgefallen. Sie sehnen sich danach, etwas jenseits des Pokerspielens auszuprobieren, und wenn sie es tun, dann werden sie mit aller Wahrscheinlichkeit auch herumgeschubst.

    Damit kommen wir zur World Poker Tour, der unwahrscheinlich erfolgreichen und im Fernsehen übertragenen Veranstaltungsserie, die wie nichts anderes in der Geschichte des Pokers zur Popularität unseres Spiels beigetragen hat. Als mir Lyle Berman, der Gründer der World Poker Tour, die Gelegenheit bot, mich einzukaufen, war ich von gescheiterten Investitionen so verunsichert, dass ich sein Angebot zurückwies.

    Das Leben ist schon seltsam. Da versuche ich mein ganzes Leben lang mein Glück bei dubiosen Investitionen, die nichts mit Poker zu tun haben. Viele davon sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt, und hier bietet sich mir eine Gelegenheit mit den richtigen Leuten dahinter, der richtigen Vision, zur richtigen Zeit, in der es um das richtige Spiel geht – mein Spiel –, und ich schlage sie aus. Ja, das Leben ist seltsam, und so sind es auch die Entscheidungen, die Menschen in ihrem Leben treffen. Man weiß nie, was einem das nächste Blatt bringen wird. Manchmal spielt man Blätter und wünscht sich, dass man es nicht getan hätte. Und manchmal wirft man Hände weg, nur um einen perfekten Flop zu sehen, und wünscht sich, dass man doch mitgegangen wäre.

    Noch mehr unerwartete Wendungen

    Mein bester Freund in den letzten 30 Jahren ist Jack Binion gewesen, der nach dem Tod seines legendären Vaters Benny Binion das Horseshoe Casino als Haupteigentümer übernahm. Vielleicht haben Sie von dem Familienstreit gehört, in dem Jack seiner Schwester Becky gegenüberstand. Es wurde viel darüber geredet. Natürlich gebot mir meine Freundschaft, mich auf Jacks Seite zu stellen, und als er das Horseshoe verließ und Casinos im Süden aufmachte, da blieb ich der World Series of Poker vier Jahre lang fern.

    Das war schwer, denn ich war der führende Money Winner Lifetime bei diesem Turnier, und ich wusste, dass mich angesichts der ständig wachsenden Turniere und Preisgelder andere Spieler wahrscheinlich überholen würden, während ich im Abseits saß. Doch sogar heute noch (das heißt während der Entstehung dieses Buches) liege ich Kopf an Kopf mit Johnny Chan und Phil Hellmuth, was die Gesamtanzahl der für erste Plätze gewonnenen Armbänder betrifft. Jeder von uns hat neun gewonnen.

    Der Familienstreit wurde schließlich beigelegt, und vielleicht kann ich in den kommenden Jahren meiner Sammlung noch mehr Armbänder hinzufügen, obwohl dies bei einer Teilnehmerzahl von nahezu 1.000 pro Event heutzutage und mehr als 2.600 beim Mainevent in 2004 eine immer größere Herausforderung darstellt.

    Albtraum

    Ich erinnere mich an das letzte Jahr meiner Teilnahme an der World Series of Poker vor meinem Boykott. Ich belegte während der Eventserie den ersten, zweiten und dritten Platz. Negativ ist jedoch zu sehen, dass ich mit vorgehaltener Waffe ausgeraubt und verprügelt wurde und eins über den Kopf bekam. Aber die Nacht, in der sich dies zutrug, lehrte mich, wie engelsgleich und mutig Louise wirklich war. In meinem Herzen hatte ich das schon immer gewusst, aber dieses Mal stellte sie es auf eine Art und Weise unter Beweis, die mich immer verfolgen wird.

    Man sollte meinen, dass ich es besser wüsste, als große Mengen Geld mit mir herumzutragen, und ich weiß es in der Tat besser. Meine frühesten Pokertage in Texas, in denen ich aufgehalten und entführt, verprügelt und ausgeraubt wurde, haben mich Vorsicht gelehrt. Anscheinend jedoch nicht genug Vorsicht. Ich hatte in jener Nacht kein Bargeld bei mir, sondern Chips von den Spielen bei der World Series of Poker. Große Chips. Und viele.

    Und ich bin sicher mit ihnen nach Hause gelangt. Fast.

    Einer der schlimmsten Albträume, nicht nur für einen Pokerspieler, sondern für jeden Bürger, ist ein Raubüberfall zu Hause. Es war Mitternacht. Als ich aus meinem Auto ausstieg und in Richtung Tür ging, versperrten mir zwei Männer mit einer Pistole den Weg. Sie wollten die Schlüssel. Ich warf sie weit weg in die Büsche,

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