Sexuelle Gleichberechtigung: Gender, Sexualität und homosexuelle Emanzipation in Europa
Von Jeffrey Weeks
Sexuelle Gleichberechtigung: Gender, Sexualität und homosexuelle Emanzipation in Europa
Von Jeffrey Weeks
Beschreibung
Über den Autor
Jeffrey Weeks was born in the Rhondda in 1945. He moved to London in the 1970s and began a long career as a researcher and writer on sexuality, with widespread national and international recognition. He has been described as the ‘most significant British intellectual working on sexuality to emerge from the radical sexual movements of the 1970s’. He held a number of senior university posts and is currently Emeritus Professor of Sociology at London South Bank University. He is the author, co-author or editor of some twenty-five books and numerous articles. He lives in London with his civil partner, Mark McNestry.
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Buchvorschau
Sexuelle Gleichberechtigung - Jeffrey Weeks
Hirschfeld-Lectures
Herausgegeben von der
Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
Band 4
Jeffrey Weeks
Sexuelle Gleichberechtigung
Gender, Sexualität und
homosexuelle Emanzipation in Europa
Aus dem Englischen übersetzt
von Karin Wördemann
Inhalt
Geleitwort
Einleitung
Der Mythos wissenschaftlicher Objektivität
Alternatives Wissen
Werte und sexuelle Menschenrechte
Sexuelle Gleichberechtigung heute
Schluss
Anmerkungen
Geleitwort
der Reihenherausgeberin
Im Rahmen des ersten Wissenschaftskongresses unserer Stiftung »Gleich-Geschlechtliche Erfahrungswelten« sprach Jeffrey Weeks am 29. November 2013 in Berlin zum Thema »Sexuelle Gleichberechtigung: Gender, Sexualität und homosexuelle Emanzipation in Europa«. Diese vierte Hirschfeld-Lecture war einer der Höhepunkte des dreitägigen interdisziplinären LSBTI*-Kongresses, welcher das Ziel hatte, die deutschsprachige Forschungslandschaft zu diesem Themenfeld in all ihren Facetten widerzuspiegeln, stärker zu vernetzen und Impulse für die weitere Forschung zu geben, indem er auf Desiderate hinweist. Über 250 Teilnehmende diskutierten in acht Symposien unter anderem zu historischen und kulturellen Aspekten von LSBTI* sowie zu Intersektionalität, Stigmatisierungserfahrungen und der Rolle von sozialen Bewegungen. Mit insgesamt 35 Vorträgen und vier Podiumsdiskussionen schuf der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Kongress (FKZ: 01PF1301) neue Anregungen für die Forschungs- und Bildungsarbeit zu den Themen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. Die Beiträge erscheinen im Herbst 2014 im Dokumentationsband Forschung im Queerformat – Aktuelle Beiträge der LSBTI*-, Queer- und Geschlechterforschung und auf der Kongresshomepage (www.hirschfeld-kongress.de).
Magnus Hirschfeld setzte im Kampf für die Gleichberechtigung von Homosexuellen seine Hoffnungen vor allem auf die Wissenschaft. Jeffrey Weeks durchbricht diesen Ansatz und setzt ein stärkeres Gewicht auf die unmittelbaren Zusammenhänge zwischen Gleichberechtigung und Menschenrechten. Er zeigt weit gefächerte politische, religiöse und gesellschaftliche Begleitumstände auf und wagt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
Jörg Litwinschuh
Geschäftsführender Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
Einleitung
Was ist sexuelle Gleichberechtigung? Diese Schlüsselfrage der conditio humana hat Magnus Hirschfeld mit seinem berühmten Lebensmotto per scientiam ad justitiam (Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit) nicht nur aufgeworfen, sondern auch gleichzeitig zu beantworten gesucht. Die Wissenschaft, vor allem die von ihm mitbegründete Sexualwissenschaft, sollte den sexuellen Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit befreien. Sexuelle Gleichberechtigung – in einer nach wissenschaftlichen Prinzipien und Erkenntnissen lebenden Gesellschaft würde sie sich gemäß Hirschfelds Überzeugung gleichsam automatisch verwirklichen.
Wenn man so will, war diese Utopie des späten 19. Jahrhunderts das Produkt einer nachholenden, szientistischen Bewegung, welche die politische und gesellschaftliche Aufklärung des 18. Jahrhunderts zu vervollkommnen gedachte. Magnus Hirschfeld war darin ganz Kind seines wissenschaftsgläubigen Zeitalters. Aber er war als öffentlicher Intellektueller auch Machtmensch. Denn mit der Wissenschaft – als entscheidender sozialer Deutungselite – wies er nicht zuletzt sich selbst Autorität zu, die menschliche Sexualität zu entschlüsseln, zu befreien und die zukünftige Gesellschaft im Sinne der eigenen Erkenntnisse und Interessen zu prägen.
Es ist ein großes Glück, dass Jeffrey Weeks im folgenden Essay diese nach wie vor aktuelle Grundfrage menschlichen Zusammenlebens aufgreift. Von Hirschfeld, wir ahnen es, konnte sie nicht dauerhaft überzeugend geklärt werden. Vor dem Hintergrund unserer Gegenwart, in einer vor allem technisch globalisierten, aber wertemäßig nach wie vor zerklüfteten Welt, sind wir auf die Antwort eines der bedeutendsten Sexualhistoriker und Sexualsoziologen unserer Tage gespannt.
Jeffrey Weeks ist, auch wenn er den Vergleich vermutlich scheuen oder gar ablehnen würde, ein postmoderner Magnus Hirschfeld. Er ist nicht, daher sollte er diese freundschaftlich gemeinte Charakterisierung nur als sportlichen Ansporn zu weiterem Schaffen verstehen, die einzige Reinkarnation des Berliner Vorkämpfers für die sexuelle Selbstbestimmung des Menschen. Wie George Chauncey in den USA oder Martin Dannecker in Deutschland hat es Jeffrey Weeks stets verstanden, Wissenschaft und gesellschaftliches Engagement, die kritische Diskussion objektiv gewonnener Erkenntnisse und den Aktivismus des öffentlichen Intellektuellen miteinander zu verbinden. Und zwar ohne einer Seite dauerhaft den Vorrang zu gewähren und damit den berüchtigten »Verrat des Intellektuellen« zu begehen, vor dem Julien Benda im dichotomen Stil der späten 1920er Jahre warnte.
Jeffrey Weeks’ gesellschaftlicher Aktivismus wurde früh durch die Gay Liberation Front (GLF) geprägt, deren britischer Zweig sich 1970 an der London School