In den Fängen der Erpresser
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Kai Aline Hula
Kai Aline Hula wurde 1990 geboren. Sie wuchs in Wien auf, wo sie ihre Ausbildung zur Kindergartenpädagogin und Volksschullehrerin machte. 2013 erhielt sie den DIXI- Kinderliteraturpreis. Kai Aline Hula unterrichtet an einer Volksschule in Wien.
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In den Fängen der Erpresser - Kai Aline Hula
gelöst!
Albins einziges Problem
Albin Angora hatte sämtliche Detektivbücher, die er auftreiben konnte, gelesen und auswendig gelernt. Jetzt war er bereit für seinen ersten Fall. Natürlich hätte er sich auch schon früher um einen Fall kümmern können, doch Albin war ein Junge, der die Dinge gern richtig machte. Und der erste Fall, das wusste er, war besonders wichtig.
Wenn Albin erst berühmt wäre wie Sherlock Holmes, sein großes Vorbild, würden Bücher über ihn geschrieben werden, und auf einem dieser Bücher würde „Albin Angoras erster Fall" stehen. Deshalb war Albin so genau, was die Detektivbücher anging. Besonders die Detektivischen Ratgeber – Band eins bis zwölf, die er auf einem Flohmarkt gefunden hatte. Albin war besonders stolz auf sie, weil es nur eine begrenzte Anzahl davon gab.
In den Detektivischen Ratgebern stand alles, was man als Detektiv wissen musste. Ohne die gelesen zu haben, brauchte man es als Detektiv gar nicht zu versuchen, das war Albin klar. Schon gar nicht, wenn man alles richtig machen wollte.
Band eins, zwei und drei listeten alles auf, was man als Detektiv brauchte. Zur richtigen Ausrüstung gehörten: ein Rucksack, Notizbücher, Bleistifte, ein Fotoapparat, besonders leise Schuhe, ein scharfer Blick, eine Taschenlampe, eine Lupe und noch einiges mehr.
Band vier, fünf und sechs beschäftigten sich mit den Fähigkeiten eines Detektivs: Indizien sammeln, Spuren lesen, Schriften entschlüsseln, sich Notizen machen und noch einiges mehr.
In den Bänden sieben bis zwölf ging es um all die Leute, mit denen Albin als Detektiv zu tun haben würde: Da gab es das Opfer des Verbrechens und natürlich die Verbrecher, die Polizei, mit der man als Detektiv am besten zusammenarbeitete, und natürlich die Zeugen. Es gab die Zeugen, die etwas gesehen hatten und es auch beschreiben konnten – das waren die besten. Dann gab es die Zeugen, die etwas gesehen hatten, es aber nicht sagen wollten – das waren die kniffligen. Und dann waren da noch die Zeugen, die nichts gesehen hatten, und deshalb streng genommen gar keine Zeugen waren, aber trotzdem etwas beschrieben, das sie angeblich gesehen hatten. Albin hoffte, dass er auf solche Menschen nicht allzu häufig treffen würde.
Nachdem Albin nun alles wusste, was in den Detektivischen Ratgebern stand, konnte sein erster Fall kommen. Albin traute sich sogar zu, es mit einem besonders kniffligen aufzunehmen.
Das einzige Problem, das Albin Angora mit seinem zukünftigen Beruf hatte, war, dass man als Detektiv selten von zu Hause aus arbeiten konnte, und das war – jedenfalls für Albin – ziemlich unpraktisch.
Es war nämlich so, dass Albin ein Problem damit hatte, irgendwo anders als zu Hause zu sein. Nicht am Tag, nein, aber über Nacht. Er erinnerte sich noch genau an die Kennenlerntage im Gymnasium, bei denen er als Einziger Heimweh bekommen hatte. So schlimm, dass seine Mutter schließlich kommen und ihn abholen musste. Er hatte das Fußballturnier verpasst, den Rap-Wettbewerb und all die Dinge, die in der Klasse noch wochenlang Thema waren und bei denen Albin nicht mitreden konnte. Aber mittlerweile hatte er sich mit seinem Problem abgefunden. Andere Kinder hatten Angst vor Spinnen oder fürchteten sich bei einem Gewitter. Und Albin bekam Heimweh, wenn er nicht zu Hause war – so einfach war das.
Also musste Albin eben einen Fall finden, ohne woanders übernachten zu müssen, am besten in der Nähe, sodass er überallhin mit dem Fahrrad fahren konnte.
Aus diesem Grund beäugte Albin jeden, der durch die Siedlung kam, besonders kritisch. Er hielt Ausschau nach Plakaten von Leuten, die ihre Katze, ihren Hund, ihr Meerschweinchen, ihren Papagei oder den vergesslichen Opa wiederfinden wollten. Und immer hatte er seinen Rucksack dabei, in dem er all die Dinge trug, die ein Detektiv unbedingt brauchte.
Aber nach einer Woche war Albin immer noch auf keinen einzigen Fall gestoßen und deshalb beschloss er, jemanden um Rat zufragen.
Pu
Wenn Albin jemanden um Rat fragte, dann war das meistens Pu. Er hatte sich am ersten Schultag neben Albin gesetzt und weil es mit ihm nie langweilig wurde und er herrlich verrückte Dinge sagte, war er seitdem Albins bester Freund.
Es war der vorvorletzte Schultag vor den Sommerferien und Albin wartete in der Klasse, dass sein Freund endlich auftauchte. Es läutete und alle Kinder standen auf, als Frau Steinfeder, die Deutschprofessorin und Klassenvorstand der 2b, die Klasse betrat. Sie wollte gerade die Tür schließen, da erschien ein hochroter Kopf hinter ihr.
„Bus nicht gekommen …", keuchte Pu und ließ sich neben Albin auf seinen Sessel fallen. Frau Steinfeder hob eine Augenbraue, sah jedoch von einer Zurechtweisung ab und begann mit einem Vortrag über die Groß- und Kleinschreibung, der Albin nun wirklich nicht interessierte. Statt zuzuhören, riss er eine Seite aus seinem Notizblock und kritzelte mit einer möglichst unleserlichen Schrift Brauche deinen Rat! darauf. Frau Steinfeder hatte angeblich einmal einen Zettel abgefangen und vor der ganzen Klasse vorgelesen, da passte er lieber auf.
Mit dem Ellbogen schob er den Zettel zu Pu hinüber. Einen Moment später war die Antwort auch schon da.
Was ist los?
Ich suche einen Fall für den Sommer. Kennst du wen, der einen Detektiv sucht?
Diesmal dauerte es eine Weile, bis der Zettel zurückkam. Pu dachte anscheinend nach.
Nein, aber ich hab eine Idee. Wir malen Flyer!
Albin wollte noch einmal zurückschreiben, aber Frau Steinfeder hatte ihren Vortrag bereits beendet und teilte nun ein Arbeitsblatt aus, auf dem jede einzelne der Großschreibungsregeln angewendet werden sollte. Und das, obwohl die Ferien vor der Tür standen und Albin bis zum Herbst sowieso sicher alles wieder vergessen hatte. So konnte er erst in der Pause wieder mit Pu reden.
„Im Moment kennt dich niemand, deshalb brauchen wir