Getauft und engagiert: Vom innovativen Umgang mit den alten und neuen Formen des kirchlichen Ehrenamtes
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Das sind Gedanken derer, die in ihrem seelsorglichen Alltag ernst machen mit einer 'Pastoral der Berufung'. In ihrer Leitungsverantwortung verbinden sie sie mit einer 'Pastoral der Ermöglichung': ressourcen- und prozessorientiert, dialogisch und partizipativ - auf die Selbstführung derer hin ausgerichtet, die sich engagieren.
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Book preview
Getauft und engagiert - Dorothea Steinebach
Ein Blick zurück
Es ist keine 100 Jahre her, dass es in der katholischen Kirche zu einer bemerkenswerten Initiative kam. In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts suchte man im Kirchenvolk, unter den so genannten »Laien«, nach Helfern und Helferinnen für die Seelsorge. Ein unerhörter Vorgang – war doch die Seelsorge bis dahin ausschließlich Sache der geweihten Priester.
1. Die ersten Hauptberuflichen
Die Initiative ging allerdings von einigen Priestern selbst aus. Sie war Ausdruck einer tiefen Krise. Man rang darum, Menschen, die sich von der christlichen Religion abgewandt hatten, zum christlichen Glauben in der katholischen Kirche zurückzuführen, sie wieder zu »verchristlichen«. Vor allem in den Großstadtgemeinden und in der Diaspora beobachtete man die zunehmende Entfremdung der Bevölkerung vom Leben der Kirche. Die Zahlen der Kirchenbesucher gingen zurück. Der Einfluss der kirchlichen Glaubens- und Sittenlehre auf die Gestaltung von Ehe, Familie, Kultur und Gesellschaft erlebte Erschütterungen. Priester allein konnten mit ihrem beruflichen Engagement und mit der Vorstellung einer »Komm-Struktur« von Seelsorge die Menschen nicht mehr erreichen. Die Erwartung der Priester, dass die Leute selbstverständlich – wie gewohnt und soziokulturell kontrolliert – zu den Gottesdiensten kommen würden, um ihre Katechesen zu hören und so mit den Inhalten des christlichen Glaubens genährt und gestärkt zu werden, erfüllte sich nicht mehr. Ein neues Seelsorgeverständnis war gefragt, eine »Geh-Struktur« sollte aufgebaut werden: in Hausbesuchen wollte man sich stärker der Individualseelsorge zuwenden. Das erforderte viele neue Kräfte.
Zunächst suchte man diese unter den engagierten Männern und Frauen des so genannten »Laienapostolats«. Schon bald erkannte man aber, dass diese »Laienhelfer«, die solche Aufgaben in ihrer Freizeit übernahmen, schon angesichts ihrer zeitlichen Inanspruchnahme durch Beruf und Familie überfordert waren. Man musste also nach Laien-Mitarbeitern Ausschau halten, die bereit waren, ihr Leben ganz – und das bedeutete erstmals: beruflich – dem kirchlichen Dienst zu widmen. Ihnen wollte man eine grundständige Ausbildung und ein angemessenes Entgelt für den Lebensunterhalt zukommen lassen. So ausgerüstet, sollten die beruflichen Mitarbeiter schwerpunktmäßig die Pfarrkartei führen und sich Kenntnis verschaffen über die darin dokumentierten Lebensverhältnisse der katholischen Gläubigen. Sie sollten bei ihnen Hausbesuche machen, aufmerksam sein für ihre vielfältigen Nöte und mit ihnen ins persönliche Gespräch kommen. Das katholische Glaubensleben in den Ehen und Familien galt es zu retten.
Obwohl man für diesen apostolischen Dienst grundsätzlich sowohl Männer als auch Frauen in der Verantwortung sah, meinte man doch, Frauen seien hierzu besser geeignet. Dem damaligen Frauenbild entsprechend brauchte man Frauen wegen ihrer gewissen »fraulichen Fähigkeiten« und Eigenarten, ihrer Hingabebereitschaft und ihrer Fähigkeit zu geduldigem Nachgehen. Bei den Frauen sah man eine besondere und eigene Verpflichtung und Verantwortung, eine besondere Begabung für das Apostolat, ein besonderes Einfühlungsvermögen in die Wechselwirkung von Glaube und Engagement. Erste Mitarbeiterinnen, die so genannten »Gemeindehelferinnen«, rekrutierte man unter den Fürsorgerinnen der Caritas. Ihr diakonisches, fürsorgerisches Know-how und Engagement schienen besonders gut geeignet, sich einen Zugang zu den Menschen zu verschaffen.
Arbeit gab es in dieser »indirekten Seelsorge« genug. Und so musste die berufstätige Gemeindehelferin auch ihrerseits selbst wieder nach Unterstützung suchen durch hilfsbereite Männer und Frauen. Man bezeichnete sie als »Laienhelfer«. Sie waren auch genau dies: Helfer der Gemeindehelferin. Wenn die Gemeindehelferin den Anforderungen, die an sie gestellt waren, allein nicht mehr gerecht werden konnte, traten diese treuen, hilfsbereiten Mitarbeiter, Männer und Frauen, auf den Plan. In Schulungen durch die Gemeindehelferin wurden sie in die Lage versetzt, sowohl in sittlich-asketischer als auch in fachlicher Hinsicht innerhalb der ihnen übertragenen Aufgaben Entscheidungen treffen zu können. Sie arbeiteten mit in dem Bewusstsein eines feinen hierarchischen Gefälles innerhalb des »Laien«-Standes – von der (berufstätigen) Gemeindehelferin über die (nicht-beruflich tätigen) Laienhelfer hin zu den übrigen Christen –, und zwar in gemeinsamer Zu- und Unterordnung unter den