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William Shakespeare: Gesammelte Werke
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eBook966 Seiten8 Stunden

William Shakespeare: Gesammelte Werke

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Über dieses E-Book

William Shakespeare gilt als der berühmteste und auch produktivste Schriftsteller aller Zeiten. Die Welt des Theaters und der Literatur wäre ohne seine mitreißenden Dramen zweifellos ärmer, die Bühnen ohne Hamlet, Macbeth und den König Lear leerer.
Shakespeare schrieb über die großen Gefühle, über Liebe, Leid, Hass und Missgunst. Seine Charaktere gehen bis an die Grenzen der menschlichen Fähigkeiten zu erdulden und zu ertragen, und dennoch: Am Ende gibt es immer die Hoffnung auf einen besseren Morgen.
In dieser Sammlung finden Sie Shakespeare größte Dramen, darunter "Hamlet", "Othello" und "König Lear", sowie eine Auswahl von über achtzig seiner schönsten Sonette.
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Lempertz
Erscheinungsdatum24. Okt. 2012
ISBN9783939284956
William Shakespeare: Gesammelte Werke
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Autor

William Shakespeare

William Shakespeare was an English poet, playwright, and actor. He is widely regarded as the greatest dramatist in the English language. Shakespeare is often called England’s national poet and the “Bard of Avon.”  

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    wonderful. naturally.

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William Shakespeare - William Shakespeare

Redaktion

SONETTE I

1.

Am besten dient mein Auge blinzend mir;

Denn unbeachtet geht der Tag an ihm vorüber:

Allein im Schlaf, im Traume sieht’s nach dir 

Aus Nacht in Helligkeit, nachthell hinüber.

Du, dessen Schatten nun die Schatten so erhellt,

Wie wird am Tag erst deines Schattens Wesen Mit seinem 

höchsten Licht erfreun die Welt,

Wenn blinde Augen schon am Schatten so genesen!

Wie selig, sag’ ich, wär mein Auge nun,

Hätt’ ich am heitern Tag erst dich gewahrt,

Wenn öde Nacht den Augen, wie sie ruhn,

Dein schönes bleiches Trugbild offenbart.

Mir scheint Nacht jeder Tag, getrennt von dir,

Und Nächte hell wie Tag, zeigst du im Traum dich mir.

2.

Wär meines Fleisches zäher Stoff Gedanke,

Dann hielt mich neidische Entfernung nicht;

Denn allem Raum zum Trotz entfloh ich jeder Schranke, 

Die mich verbannt aus deinem Angesicht.

Dann gält mir gleich, ob auch am fernsten Strande 

Mein Fuß stünd, weit von dir; denn unumschränkt 

Springt der Gedanke über Meer und Lande 

So schnell als er den Ort, wohin er fliehn will, denkt. 

Doch ach! Tod ist dies Denken: nicht Gedanke 

Zu sein, um Welten weit dir nachzufliehn;

Und dass ich so am Gram der lahmen Zeiten kranke, 

Wenn Erd’ und Wasser mich zu Boden ziehn,

Die trägen Elemente, die mich nur 

Mit Tränen nähren, ihres Jammers Spur.

3.

Die art’gen Sünden, die dein froher Mut Zuweilen, 

mein vergessend, wohl begeht,

Stehn deiner Schönheit, deinen Jahren gut,

Weil, wo du gehst, Versuchung mit dir geht.

Du magst gewonnen werden; bist gelind;

Zum Angriff reizest du; denn du bist schön:

Und wenn ein Weib wirbt, welches Weibes Kind Ließ 

mürrisch ungewährt sie weitergehn?

Ach mir! und doch, Kind, möchtest du bei Zeiten 

Die Schönheit zügeln und der Jugend Lust,

Die dich in ihrem Taumel noch verleiten,

Dass du zwiefält’ge Treue brechen musst:

Die Ihre, denn du reizest sie zu dir;

Die Deine, denn dein Reiz macht dich zum Dieb an mir.

4.

Dass du sie hast, ist nicht mein ganzer Schmerz;

Und habe doch fürwahr sie treu geliebt.

Dass sie dich hat, ist meines Kummers Herz,

Ein Liebesraub, der tiefer mich betrübt.

Euch Liebessünder will ich so verteid’gen:

Du liebst sie, weil du weißt, dass sie mir wert;

Und so auch sie muss mich um meinethalb beleid’gen, 

Erhörend meinen Freund, der meinethalb sie ehrt. Verlier’ ich 

dich, mein Liebchen nimmt die Beute;

Verlier’ ich sie, gleich findet sie mein Freund:

Sie beide finden sich, und ich verliere beide,

Zu meiner Qual um meinethalb vereint.

Doch, Glück! Sind wir nicht eins, er mein, ich sein? 

Holdsel’ger Traum! dann liebt sie mich allein.

5.

Ach, wohl ist’s wahr, ich schwärmte her und hin, Bot 

mich der Welt zum Spielwerk; in die Seele Schnitt ich 

mir selbst, gab Höchstes wohlfeil hin; Mit neuen 

Trieben mehrt’ ich alte Fehle.

Sehr wahr ist’s: fremd und schielend und bedingt Sah 

ich die Wahrheit. Doch, bei allen Mächten! Dies 

Straucheln hat mein Herz mir nur verjüngt; Dich 

besten Freund erprobt’ ich unter Schlechten. Nun ist 

es alles, bis auf eins getan,

Das ewig währt. Nie kommt zu neuer Probe Des 

alten Freundes mehr der Trieb mich an,

Des Liebesgottes, dem ich mich gelobe.

Gib nächst dem Himmel denn die höchste Lust, Den 

Willkomm mir an deiner liebsten Brust!

6.

Nicht Götzendienst nennt meine Liebe! Nimmer 

Betrachtet als mein Götzenbild den Freund:

Denn all mein Singen, all mein Loben, immer Von 

einem, nur auf einen ist’s gemeint.

Gut ist mein Liebling heut, ist morgen gut;

Ein seltnes Wunder treuer Freundespflicht;

Und so, erfüllt von immer gleichem Mut,

Bedarf nicht der Verändrung mein Gedicht.

Schön, gut und wahr ist all mein Gegenstand; 

Schön, gut und wahr, verändert nur nach Namen; 

In einem drei: welch weites Wunderland!

In ihrem Wechsel aller Dichtung Samen.

Schön, gut und wahr; sie lebten oft zerstreut:

In einem nimmer, bis auf unsre Zeit.

7.

Mein Lieben, scheinbar schwächer, ist vermehrt; Nicht 

lieb’ ich minder, weil sich’s mehr verhehlt; Die Lieb’ ist 

Ware, deren reichen Wert Des Eigners Zunge aller Welt 

erzählt.

Im Lenz war unsre Liebe neu; und helle Hab’ ich sie da 

mit meinem Lied begrüßt,

Wie Philomele singt auf Sommers Schwelle,

Und spätem Tagen ihre Kehle schließt.

Nicht weil mir Sommer minder jetzt gefällt Als da ihr 

Festlied noch die Nächte weihte;

Nein, weil Musik jetzt wild aus allen Zweigen gellt, Und 

am Gewöhnlichen erstarrt die Freude.

Darum, wie sie, bin ich zuweilen still,

Weil ich mit Sang dich nicht betäuben will.

8.

So schalt ich früher Veilchen Übermut:

Wo stahlt ihr süßen Diebe euern Hauch,

Wenn nicht von seinem Mund? Die Purpurglut Auf euern 

samtnen Wänglein habt ihr auch Nur schwach gefärbt in 

seiner Adern Blut!

Den Lilien warf ich deine Hände vor;

Dass er dein Haar bestahl, dem Majoran.

Furchtsam auf Dornen stand der Rosen Chor,

Teils vor Verzweiflung weiß, teils rot vor 

Scham: Und eine, weder rot noch weiß, 

vermaß Von beidem sich, und stahl noch 

deinen Atem: Allein zur Strafe kam ein 

Wurm und fraß Im vollsten Prangen sie für 

ihre Taten. - Nicht eine war von aller 

Blumen Zahl,

Die dir nicht Farben oder Düfte stahl.

9.

Die ändern, lose Luft und läuternd Feuer, hangen,

Wo ich auch sein mag, immerfort an dir;

Luft, mein Gedanke; Feuer, mein Verlangen,

Im schnellsten Flug sind sie bald dort, bald hier.

Wenn sie, die leichtern Elemente, eben Mit zarter 

Liebesbotschaft zu dir ziehn,

Sinkt mein aus vieren gleichgeschaffnes Leben Mit zween 

allein in Todesschwermut hin:

Bis sich die Lebensstoffe neu vereinen,

Mit jener raschen Boten Wiederkehr,

Die eben jetzt von dir zurück erscheinen,

Von deinem Wohlsein bringend sichre Mähr.

Entzückt vernehm’ ich’s, aber froh nicht lang,

Send’ ich sie gleich zurück, und bin gleich wieder bang.

10.

Mein Herz und Aug’ entbrennen zwiegespalten Um deines 

Anblicks Beute zum Gefecht.

Das Auge will dein Bild dem Herzen vorenthalten,

Dem Auge wehrt das Herz dies freigeborne Recht.

Das Herz gibt vor, du wohnst in ihm, dem Schrein,

Den kein kristallnes Auge noch gespalten:

Dagegen sagt der Widersacher, nein,

Dein schönes Gleichnis sei in ihm enthalten.

Ihr Recht zu prüfen wird ein Rat ernennt,

Gedanken, die dem Herzen untertan:

Und siehe, deren Richterspruch erkennt Zu gleichen Hälften 

für befugt sie an:

Dass dein auswendig Teil den Augen bliebe,

Wenn sich das Herz erfreut der innern Herzensliebe.

11.

Wie ist von dir, dem Stern des flücht’gen Jahrs,

Die Trennung mir zum öden Winter worden!

Wie schüttelte mich Frost, wie dunkel war’s,

Wie dürr dezemberschaurig aller Orten!

Und doch war Sommer diese Trennungszeit, 

Fruchtbarer Herbst, der schwellend überfloss,

Beladen mit des Frühlings Üppigkeit,

Wie nach des Gatten Tod der Witwe Schoß.

Doch vaterlose Frucht, Verwaisungszeichen Sah 

ich in dieser Segensfülle nur:

Denn dir folgt Sommer und sein Glück; es schweigen Wo du 

fehlst, selbst die Vögel auf der Flur.

Und sängen sie, es wär so bang zu hören,

Dass Blätter, winterscheu, ihr Grün verlören.

12.

Im Frühling war ich fern von dir, wenn bunter April im 

vollen Schmuck mit Jugenddrang Auf Erden alles neu erfüllt, 

dass munter Saturn, der träge, mit ihm lacht’ und sprang.

Doch nicht der Vögel Lieder, nicht der Auen Vielduft- und 

farbenreiches Blumenspiel,

Sie konnten mir ein Sommerwort vertrauen:

Ich ließ sie stehn auf ihrem stolzen Stiel.

Kein Wunder war mir mehr der Lilien Weiße,

Der Rose tiefen Purpur pries ich nie;

Für liebliche, nach deinem Muster leise Entworfne Bilder 

nur erkannt’ ich sie.

Doch immer schien mir’s Winter ohne dich:

Nur wie dein Schattenspiel erquickt’ es mich.

13.

Bündner sind Aug’ und Herz nun: jedes achtet Das andre 

treuer Liebesdienste wert:

Denn wenn das Aug’ um einen Blick verschmachtet, Das 

Herz in Liebesseufzern sich verzehrt:

Dann labt das Auge mit gemalter Kost Das Herz, einladend 

auf des Freundes Bild:

Und wieder wird das Herz des Auges Wirt und Trost, Wenn 

es ihm einen Teil von seiner Lieb’ enthüllt. Und so erhält 

dein Bild, wie meine Liebe,

Auch wenn du fern bist, ewig nah dich mir;

Denn weiter kannst du nicht als meine Triebe,

Und ich bin stets mit ihnen, sie mit dir.

Auch wenn sie schliefen, gleich erwacht die Brust Vor 

deinem Bild zu Aug- und Herzenslust.

HAMLET, PRINZ VON DÄNEMARK

PERSONEN

Claudius, König von Dänemark

HAMLET, Sohn des vorigen und Neffe des gegenwärtigen Königs POLONIUS, Oberkämmerer 

HORATIO, Hamlets Freund LAERTES, Sohn des Polonius

Voltimand, Cornelius, Rosenkranz, Güldenstern, Hofleute Osrick, ein Hofmann Ein 

andrer Hofmann Ein Priester

Marcellus, Bernardo, Offiziere Francisco, ein Soldat Reinhold, Diener des Polonius 

Ein Hauptmann Ein Gesandter

Der Geist von Hamlets Vater

Fortinbras, Prinz von Norwegen

Gertrude, Königin von Dänemark und Hamlets Mutter

Ophelia, Tochter des Polonius

Herren und Frauen vom Hofe, Offiziere, Soldaten, Schauspieler, 

Totengräber, Matrosen, Boten und andres Gefolge

Die Szene ist in Helsingör.

ERSTER AUFZUG

Erste Szene

HELSINGÖR. EINE TERRASSE VOR DEM SCHLOSSE

Francisco auf dem Posten. Bernardo tritt auf.

Bernardo: Wer da?

Francisco: Nein, mir antwortet: steht und gebt Euch kund! Bernardo: Lang’ 

lebe der König!

Francisco: Bernardo?

BERNARDO: Er selbst.

Francisco: Ihr kommt gewissenhaft auf Eure Stunde.

Bernardo: Es schlug schon zwölf; mach’ dich zu Bett, Francisco! Francisco: 

Dank für die Ablösung! ‘S ist bitter kalt,

Und mir ist schlimm zu Mut.

Bernardo: War Eure Wache ruhig?

Francisco: Alles mausestill.

Bernardo: Nun, gute Nacht!

Wenn Ihr auf meine Wachtgefährten stoßt,

Horatio und Marcellus, heißt sie eilen!

(Horatio und Marcellus treten auf)

Francisco: Ich denk’, ich höre sie. - He! halt! Wer da?

Horatio: Freund dieses Bodens.

Marcellus: Und Vasall des Dänen.

Francisco: Habt gute Nacht!

Marcellus: O grüß’ dich, wackrer Krieger:

Wer hat dich abgelöst?

Francisco: Bernardo hat den Posten.

Habt gute Nacht! (Ab)

Marcellus: Holla, Bernardo! Sprecht!

Bernardo: He, ist Horatio da?

Horatio: Ein Stück von ihm.

Bernardo: Willkommen Euch! Willkommen, Freund Marcellus! Horatio: 

Nun, ist das Ding heut wiederum erschienen? Bernardo: Ich habe nichts 

gesehn.

Marcellus: Horatio sagt, es sei nur Einbildung,

Und will dem Glauben keinen Raum gestatten An dieses 

Schreckbild, das wir zweimal sahn.

Deswegen hab’ ich ihn hieher geladen,

Mit uns die Stunden dieser Nacht zu wachen,

Damit, wenn wieder die Erscheinung kommt,

Er unsern Augen zeug’ und mit ihr spreche.

Horatio: Pah, pah! Sie wird nicht kommen.

Bernardo: Setzt Euch denn,

Und lasst uns nochmals Euer Ohr bestürmen,

Das so verschanzt ist gegen den Bericht,

Was wir zwei Nächte sahn.

Horatio: Gut, sitzen wir,

Und lasst Bernardo uns hiervon erzählen!

Bernardo: Die allerletzte Nacht,

Als eben jener Stern, vom Pol gen Westen,

In seinem Lauf den Teil des Himmels hellte,

Wo jetzt er glüht: da sahn Marcell und ich,

Indem die Glocke eins schlug -

Marcellus: O still! halt’ ein! Sieh, wie’s da wieder kommt!

(Der Geist kommt)

Bernardo: Ganz die Gestalt wie der verstorbne König.

Marcellus: DU bist gelehrt: sprich du mit ihm, Horatio!

Bernardo: Sieht’s nicht dem König gleich? Schau’s an, Horatio! Horatio: Ganz 

gleich; es macht mich starr vor Furcht und Staunen. Bernardo: Es möchte 

angeredet sein.

Marcellus: Horatio, sprich mit ihm!

Horatio: Wer bist du, der sich dieser Nachtzeit anmaßt Und dieser edlen 

krieg’rischen Gestalt,

Worin die Hoheit des begrabnen Dänemark Weiland einherging? Ich 

beschwöre dich Beim Himmel, sprich!

MARCELLUS: ES ist beleidigt.

Bernardo: Seht, es schreitet weg.

Horatio: Bleib’, sprich! Sprich, ich beschwör’ dich, sprich!

(Geist ab)

Marcellus: Fort ist’s und will nicht reden.

Bernardo: Wie nun, Horatio? Ihr zittert und seht bleich:

Ist dies nicht etwas mehr als Einbildung?

Was haltet Ihr davon?

Horatio: Bei meinem Gott, ich dürfte dies nicht glauben, Hätt’ ich 

die sichre, fühlbare Gewähr Der eignen Augen nicht.

Marcellus: Sieht’s nicht dem König gleich?

Horatio: Wie du dir selbst.

Genau so war die Rüstung, die er trug,

Als er sich mit dem stolzen Norweg maß;

So dräut’ er einst, als er in hartem Zweisprach Aufs Eis warf den 

beschütteten Polacken.

‘S ist seltsam.

Marcellus: So schritt er, grad’ um diese dumpfe Stunde, Schon 

zweimal krieg’risch unsre Wacht vorbei.

Horatio: Wie dies bestimmt zu deuten, weiß ich nicht; Allein so viel 

ich insgesamt erachte,

Verkündet’s unserm Staat besondre Gärung.

Marcellus: Nun setzt euch, Freunde, sagt mir, wer es weiß, Warum 

dies aufmerksame strenge Wachen Den Untertan des Landes 

nächtlich plagt?

Warum wird Tag für Tag Geschütz gegossen Und in der Fremde 

Kriegsgerät gekauft?

Warum gepresst für Werfte, wo das Volk Den Sonntag nicht vom 

sauren Werktag trennt?

Was gibt’s, dass die schweißbetriefte Eil’

Die Nacht dem Tage zur Gehülfin macht?

Kann jemand mich belehren?

Horatio: Ja, ich kann’s;

Zum mind’sten heißt es so. Der letzte König Ward, wie ihr wisst, 

durch Fortinbras von Norweg,

Den eifersücht’ger Stolz dazu gespornt,

Zum Kampf gefordert; unser tapfrer Hamlet

(Denn diese Seite der bekannten Welt Hielt ihn 

dafür) schlug diesen Fortinbras,

Der laut dem untersiegelten Vertrag,

Bekräftiget durch Recht und Rittersitte,

Mit seinem Leben alle Länderei’n,

So er besaß, verwirkte an den Sieger;

Wogegen auch ein angemessnes Teil Von unserm 

König ward zum Pfand gesetzt,

Das Fortinbras anheim gefallen wäre,

Hätt’ er gesiegt; wie durch denselben Handel Und Inhalt der 

besprochnen Punkte seins An Hamlet fiel. Der junge 

Fortinbras Hat nun, von wildem Feuer heiß und voll,

An Norwegs Ecken hier und da ein Heer Landloser 

Abenteurer aufgerafft,

Für Brot und Kost, zu einem Unternehmen,

Das Herz hat; welches denn kein andres ist (Wie unser Staat 

das auch gar wohl erkennt),

Als durch die starke Hand und Zwang der Waffen Die 

vorbesagten Land’ uns abzunehmen,

Die so sein Vater eingebüßt: und dies Scheint mir der Antrieb 

unsrer Zurüstungen,

Die Quelle unsrer Wachen und der Grund Von diesem Treiben 

und Gewühl im Lande.

Bernardo: Nichts anders, denk’ ich, ist’s, als eben dies. Wohl 

trifft es zu, dass diese Schreckgestalt In Waffen unsre Wacht 

besucht, so ähnlich Dem König, der der Anlass dieses Kriegs.

Horatio: Ein Stäubchen ist’s, des Geistes Aug’ zu trüben. Im 

höchsten palmenreichsten Stande Roms,

Kurz vor dem Fall des großen Julius, standen Die Gräber leer, 

verhüllte Tote schrien Und wimmerten die röm’schen Gassen 

durch.

Dann feu’rgeschweifte Sterne, blut’ger Tau,

Die Sonne fleckig; und der feuchte Stern,

Des Einfluss waltet in Neptunus’ Reich,

Krankt’ an Verfinst’rung wie zum Jüngsten Tag.

Und eben solche Zeichen grauser Dinge (Als 

Boten, die dem Schicksal stets vorangehn,

Und Vorspiel der Entscheidung, die sich naht)

Hat Erd’ und Himmel insgeheim gesandt An unsern 

Himmelsstrich und Landsgenossen.

(Der Geist kommt wieder)

Doch still! Schaut, wie’s da wieder kommt! Ich kreuz’ es, Und 

sollt’ es mich verderben. - Steh, Phantom!

Hast du Gebrauch der Stimm’ und einen Laut:

Sprich zu mir!

Ist irgendeine gute Tat zu tun,

Die Ruh’ dir bringen kann und Ehre mir:

Sprich zu mir!

Bist du vertraut mit deines Landes Schicksal,

Das etwa noch Voraussicht werden kann:

O sprich!

Und hast du aufgehäuft in deinem Leben Erpresste Schätze in 

der Erde Schoß,

Wofür ihr Geister, sagt man, oft im Tode Umhergeht: sprich 

davon! verweil’ und sprich!

(Der Hahn kräht)

Halt’ es doch auf, Marcellus!

MARCELLUS: Soll ich nach ihm mit der Hellbarde schlagen? HORATIO: 

TU’S, wenn’s nicht stehen will!

BERNARDO: ‘S ist hier.

HORATIO: ‘S ist hier.

MARCELLUS: ‘S ist fort. (Geist ab)

Wir tun ihm Schmach, da es so majestätisch,

Wenn wir den Anschein der Gewalt ihm bieten.

Denn es ist unverwundbar wie die Luft,

Und unsre Streiche nur boshafter Hohn.

BERNARDO: Es war am Reden, als der Hahn just krähte. HORATIO: Und 

da fuhr’s auf, gleich einem sünd’gen Wesen

Auf einen Schreckensruf. Ich hab’ gehört,

Der Hahn, der als Trompete dient dem Morgen,

Erweckt mit schmetternder und heller Kehle Den Gott des Tages, 

und auf seine Mahnung,

Sei’s in der See, im Feu’r, Erd’ oder Luft,

Eilt jeder schweifende und irre Geist In sein Revier; und von der 

Wahrheit dessen Gab dieser Gegenstand uns den Beweis.

MARCELLUS: ES schwand erblassend mit des Hahnes Kräh’n.

Sie sagen, immer wann die Jahrszeit naht,

Wo man des Heilands Ankunft feiert, singe Die ganze Nacht 

durch dieser frühe Vogel.

Dann darf kein Geist umhergehn, sagen sie,

Die Nächte sind gesund, dann trifft kein Stern,

Kein Elfe faht, noch mögen Hexen zaubern:

So gnadevoll und heilig ist die Zeit.

HORATIO: SO hört’ auch ich und glaube dran zum Teil.

Doch seht, der Morgen, angetan mit Purpur,

Betritt den Tau des hohen Hügels dort:

Lasst uns die Wacht aufbrechen, und ich rate,

Vertraun wir, was wir diese Nacht gesehn,

Dem jungen Hamlet; denn, bei meinem Leben,

Der Geist, so stumm für uns, ihm wird er reden.

Ihr willigt drein, dass wir ihm dieses melden,

Wie Lieb’ uns nötigt und der Pflicht geziemt?

MARCELLUS: Ich bitt’ Euch, tun wir das; ich weiß, wo wir Ihn am 

bequemsten heute finden werden. (Ab)

Zweite Szene

EIN STAATSZIMMER IM SCHLOSSE

Der König, die Königin, Hamlet, Polonius, Laertes, Völtimand, Cornelius, Herren vom Hofe und 

Gefolge

KÖNIG: Wiewohl von Hamlets Tod, des werten Bruders,

Noch das Gedächtnis frisch; und ob es unserm Herzen

Zu trauen ziemte, und dem ganzen Reich,

In eine Stirn des Grames sich zu falten:

So weit hat Urteil die Natur bekämpft,

Dass wir mit weisem Kummer sein gedenken, Zugleich 

mit der Erinn’rung an uns selbst.

Wir haben also unsre weiland Schwester,

Jetzt unsre Königin, die hohe Witwe Und Erbin dieses 

kriegerischen Staats,

Mit unterdrückter Freude, so zu sagen Mit einem heitern, 

einem nassen Aug’,

Mit Leichenjubel und mit Hochzeitklage,

In gleichen Schalen wägend L